Deutsches Gesundheitssystem: 40,4 Milliarden Euro Kosten durch aufgeblasene Verwaltung
A.T. Kearney-Studie: Durch gezielte Reduktion der gewachsenen Komplexität im deutschen Gesundheitssystem kann der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von 15,5 auf mindestens 14,2 Prozent gesenkt und 13 Milliarden Euro eingespart werden
Düsseldorf, 02. Januar 2012 – Die Studie von A.T. Kearney zeigt erstmals auf, dass die Verwaltungskosten im öffentlichen deutschen Gesundheitssystem im Jahr 2010 tatsächlich 40,4 Milliarden Euro betragen haben. Das bedeutet konkret, dass von jedem einzelnen Euro Beitragszahlung höchstens 77 Cent für direkt am Patienten wertschöpfende Tätigkeiten ausgegeben werden konnten. Die 23 prozentige Verwaltungskostenquote des Gesundheitssystems ist um den Faktor 3,8 höher als der durchschnittliche Wert in deutschen Industrieunternehmen, der 6,1 Prozent beträgt. Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass 68 Prozent der gesamten Verwaltungskosten bzw. 27,5 Milliarden Euro durch die GKV verursacht werden. Das entspricht einem tatsächlichen Verwaltungsaufwand von 15,6 Prozent bezogen auf die 176 Milliarden Euro Gesamtausgaben. Dieser Verwaltungskostenanteil ist um den Faktor 2,9 größer als die von der GKV offiziell berichteten Verwaltungskosten von 5,4 Prozent bzw. 9,5 Milliarden Euro. Die Studie hat bezogen auf die Verwaltungskosten ein Einsparpotenzial von mindestens 13 Milliarden Euro identifiziert. Von jedem Beitrags Euro können mindestens 8 Cent eingespart werden und der heutige Beitragssatz von 15,5 Prozent auf 14,2 Prozent gesenkt werden. Das Einsparpotenzial beträgt somit konkret 252,90 Euro pro Beitragszahler pro Jahr oder 1,3 Prozentpunkte des Beitragssatzes. Das deutsche Gesundheitswesen verfügt über ein signifikantes und bislang ungenutztes Effizienzsteigerungs- und Kostendämpfungspotenzial. Im Rahmen der unabhängigen und eigenfinanzierten Studie wurde im Zeitraum Juni bis August 2011 eine Marktforschungsanalyse mit 6.000 Leistungserbringern durchgeführt.
Das deutsche Gesundheitssystem ist gekennzeichnet durch verwirrende Strukturen und Prozesse sowie stetig steigende Kosten. Dr. Oliver Scheel, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Pharma & Healthcare erläutert: „Trotz der vielen tiefgreifenden Reformen der letzten Jahre konnte bisher keine finanzielle Entlastung des Systems erreicht werden.“
Verwaltungskosten werden runtergespielt
Die Studie zeigt auf, dass innerhalb des Gesundheitssystems wesentlich höhere Verwaltungskosten anfallen, als offiziell berichtet. Wesentlicher Treiber dafür sind die durch die GKV auf die Leistungserbringer übertragenen Verwaltungstätigkeiten.
Für 2010 hat die GKV Verwaltungskosten in Höhe von 9,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Tatsächlich jedoch wurden von den rund 176 Milliarden Euro GKV Gesundheitsausgaben 40,4 Milliarden Euro für Verwaltungsaktivitäten aufgewendet, anstatt sie für Vorsorge, Medizin, Heilung und Pflege auszugeben. Zudem sind 30,9 Milliarden Euro aufseiten der Leistungserbringer entstanden. „Von einem Euro Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung kamen nur maximal 77 Cent in Form von Gesundheitsdienstleitungen direkt beim Patienten an. 23 Cent wurden für rein administrative Aufgaben ausgegeben“ erläutert Scheel.
Von den 30,9 Milliarden Euro, die bei den Leistungserbringern entstanden sind, wurden 18 Milliarden Euro direkt oder indirekt durch die GKV verursacht, etwa durch zunehmende Aufgabenverlagerungen.
Die gesamten, durch die GKV verursachten Verwaltungskosten beliefen sich somit auf 27,5 Milliarden Euro (9,5 Milliarden bei der GKV direkt und 18 Milliarden bei den Leistungserbringern). Damit beträgt die Verwaltungskostenquote der GKV nicht, wie ausgewiesen, 5,4 Prozent, sondern 15,6 Prozent. Sie ist mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittliche Verwaltungskostenquote deutscher Unternehmen von 6,1 Prozent.
Ein Beitragssatz von 14,2 Prozent oder weniger ist möglich
Nach Selbsteinschätzung der befragten Leistungserbringer kann mindestens die Hälfte der von der GKV verursachten Verwaltungsaufwände und –kosten durch die Reduktion der Komplexität der Prozesse, Systeme und Regelungen eingespart werden. Konkret beziffern die Autoren das Einsparpotenzial für 2010 auf mindestens 13 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass von jedem Euro Beitragszahlung 8 Cent eingespart werden können. „Der Beitragssatz von 15,5 Prozent ließe sich auf mindestens 14,2 Prozent senken“, so Scheel.
Intransparente und komplexe Strukturen, Prozesse, Regelungen und Systeme
Zurückzuführen ist der hohe Verwaltungsaufwand im Wesentlichen auf eine zunehmende Intransparenz und Komplexität im Gesundheitssystem. Dazu tragen eine Reihe von Komplexitätstreibern bei wie etwa die Vielzahl unterschiedlicher Akteure, ein Überangebot an Produkten und Dienstleistungen, unterschiedlichste IT-Systeme, häufig wechselnde Reformen und Gesetze sowie Schnittstellenprobleme aufgrund nicht aufeinander abgestimmter Prozesse.
Scheel erklärt: „Die Akteure sind in siloartigen Strukturen mit Einzelkämpfer-Interessen organisiert und werden von über 300 Lobby- und Interessengruppen vertreten, um möglichst eigene Leistungen zu Lasten der GKV abrechenbar zu erhalten oder zu machen und das zu möglichst hohen Preisen.“
Verwaltungskosten: große Unterschiede nach Leistungserbringern
Betrachtet man die einzelnen Leistungserbringer und ihre Verwaltungskosten, so zeigen sich große Unterschiede hinsichtlich Höhe und Ursachen.
Mit 61,9 Milliarden Euro beziehen die Krankenhäuser den größten Anteil an Leistungsausgaben von den gesetzlichen Krankenkassen. Davon geben sie 22 Prozent für Verwaltungsprozesse aus, d.h. 13,6 Milliarden Euro. Davon sind 5,6 Milliarden offiziell bekannt und als Verwaltungskosten ausgewiesen.
Die niedergelassenen Ärzte stellen den zweitgrößten Ausgabenposten innerhalb der GKV dar. 2010 betrugen ihre Leistungsausgaben 43,6 Milliarden Euro. Von den Verwaltungskosten in Höhe von 10,9 Milliarden Euro wurden 7,9 Milliarden Euro unmittelbar durch die GKV verursacht. Ein Beispiel stellt die Praxisgebühr dar, eine hundertprozentige Verwaltungstätigkeit, die den Ärzten von der GKV übertragen wird. Den gesammelten Betrag zieht die GKV je Arzt am Ende einer Rechnungsperiode durch die jeweilig zuständige Kassenärztliche Vereinigung koordiniert vom Arzthonorar ab.
Apotheken haben im Jahr 2010 32,6 Milliarden Euro der GKV-Leistungsausgaben bezogen. Ihr Verwaltungsaufwand von 2,6 Milliarden Euro lag deutlich unter dem von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es sich bei Apotheken nicht um reine Dienstleister, sondern um Handelsunternehmen handelt. Dabei dominiert innerhalb der Verwaltungsprozesse von Apotheken der Anteil, der durch die GKV verursacht wird: Von dem 8 prozentigen Verwaltungskostenanteil ihres Gesamtumsatzes werden 64,5 Prozent durch die Anforderungen der GKV verursacht.
Der Gesamtverwaltungsanteil der physiotherapeutischen Praxen lag 2010 bei 18,5 Prozent. Davon wurden 53,4 Prozent durch die GKV verursacht. Für den Bereich der Sanitätshäuser gilt Ähnliches. Die mit 25,7 Prozent angegebenen Gesamtverwaltungsaufwendungen sind zu 41,8 Prozent systembedingt.
Ganzheitliche Optimierung des Systems vonnöten
Das deutsche Gesundheitssystem ist ein Sanierungsfall. Scheel führt aus: „Wenn jetzt nicht eingegriffen wird, so werden die jetzt schon ausgeuferten Verwaltungskosten noch weiter steigen. Wir sehen eine Reihe von Ansatzpunkten, mit deren Hilfe die Kosten gesenkt und ohne weiteren Mittelzufluss Leistungssteigerungen erzielt werden können. Vorteilhaft auf das System würde sich z.B. eine gesamthaft koordinierte Reduktion der Anzahl gesetzlicher Krankenkassen sowie die Optimierung des Verwaltungsapparats der Kassenärztlichen Vereinigungen auswirken. Außerdem ist das komplexe Portfolio an Produkten und Dienstleistungen und der damit verbundene Verwaltungsaufwand auf ein für das Gesamtsystem sinnvolles Maß zu reduzieren. Wichtig sind zudem schlanke, direkte und durchgängige Informationsströme, die Kosten sparen und Schnittstellen reduzieren.“
Zur Methodik der Studie
Ziel der Studie „Deutsches Gesundheitssystem auf dem Prüfstand – Kostenfalle Komplexität“ war es, die verdeckten Kosten für Verwaltung aufzuzeigen, die als Resultat diverser Komplexitätstreiber und der gesetzlichen Krankenkassen auf Seiten der Leistungserbringer entstehen.
Im Rahmen der Studie wurden in einer empirischen Marktforschungsanalyse im Zeitraum Juni bis August 2011 etwa 6.000 Leistungserbringer zu ihren Verwaltungsaufwänden befragt. Die Befragung umfasste Ärzte, Krankenhausärzte, Apotheker sowie Physiotherapeuten und Sanitätshäuser. Dabei wurde unterschieden zwischen Leistungserbringer-eigenen und durch die GKV verursachten Verwaltungsaufwände.
Über A.T. Kearney
A.T. Kearney zählt zu den weltweit führenden Unternehmensberatungen für das Top-Management und berät sowohl global tätige Konzerne als auch führende mittelständische Unternehmen und öffentliche Institutionen. Mit strategischer Weitsicht und operativer Umsetzungsstärke unterstützen wir unsere Klienten bei der Transformation ihres Geschäftes und ihrer Organisation. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Wachstum und Innovation, Technologie und Nachhaltigkeit sowie die Optimierung der Unternehmensperformance durch das Management von Komplexität in globalen Produktions- und Lieferketten. A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet. 1964 eröffnete in Düsseldorf das erste Büro außerhalb der USA. Heute beschäftigt A.T. Kearney rund 2.700 Mitarbeiter in 38 Ländern der Welt. Seit 2010 beraten wir unsere Klienten klimaneutral. Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.de
Quelle: Pressemitteilung vom 02.01.2012
Meike Fuhlrott
Marketing & Communications Central Europe
A.T. Kearney GmbH
+49 (211) 1377 2275 (Office)
+49 (211) 1377 2990 (Fax)
meike.fuhlrott@atkearney.com
Gesundheitssystem: 40,4 Milliarden Euro Verwaltungskosten
Moderator: WernerSchell
Keine Zeit für Sparvorschläge
Gesundheitsminister Daniel Bahr: Keine Zeit für Sparvorschläge
Hamburg (ots) - Der bürokratische Wasserkopf im Gesundheitswesen verschlingt Milliarden. Jetzt hat die Unternehmensberatung A.T Kearney in einer Studie vorgerechnet, wie sich rasch so viel Geld sparen ließe, dass jeder gesetzlich Versicherte rund jährlich 250 Euro mehr im Geldbeutel hätte: Einfach durch Bürokratieabbau. Die Zahlen wollte das Studienteam auch Gesundheitsminister Daniel Bahr vorstellen. Doch dieser ließ durch eine Mitarbeiterin ausrichten, er habe keine Zeit sich mit den Ergebnissen der Studie zu beschäftigen.
Studienleiter Dr. Oliver Scheel von A.T. Kearney war platt: "Für mich völlig unverständlich. Als zuständiger Bundesminister müsste er sich die Analyse doch zumindest anschauen und dazu Stellung beziehen.
Wir waren sprachlos", sagt er im Interview mit dem Hamburger Ärztenachrichtendienst (ÄND).
Dabei sind die Zahlen ein Alarmsignal: "Wir haben errechnet, dass die reinen durch die GKV verursachten Verwaltungskosten im Jahr 2010 bei 27,5 Milliarden Euro lagen", sagt Scheel im ÄND-Interview. "Bei Gesamtausgaben in Höhe von 176 Milliarden Euro sind das 15,6 Prozent
- fast dreimal so viel wie von der GKV offiziell berichtet", sagte Scheel dem ÄND.
Der ÄND ist Betreiber des Ärztenetzwerkes Hippokranet. Unter den mehr als 49.000 dort registrierten Mitglieder hatte die weltweit renommierte Unternehmensberatung A.T Kearney Daten für die Studie erhoben, tausende Mitglieder (Kassen- und Klinikärzte) haben mitgemacht. "Das Team vom Ärztenachrichtendienst hat uns tatkräftig bei der Durchführung der Marktforschung in verschiedenen Segmenten der Leistungserbringer unterstützt. Dessen Online-Initiative war ein wesentlicher Bestandteil der deutschlandweiten Umfrage", bedankt sich das Studienteam.
Im Netzwerk des Ärztenachrichtendienstes finden sich über 600.000 Mitgliedsbeiträge zu medizinischen, technischen und gesundheitspolitischen Themen online. Der änd wird seit vielen Jahren von seinen Mitgliedern finanziert. Mehr als 7.000 Abonnenten zahlen freiwillig für die Nutzung.
Quelle: Pressemitteilung vom 02.01.2011
Pressekontakt:
Ärztenachrichtendienst Verlags-AG
Gaby Guzek
040/609 154-11
g.guzek@aend.de
Hamburg (ots) - Der bürokratische Wasserkopf im Gesundheitswesen verschlingt Milliarden. Jetzt hat die Unternehmensberatung A.T Kearney in einer Studie vorgerechnet, wie sich rasch so viel Geld sparen ließe, dass jeder gesetzlich Versicherte rund jährlich 250 Euro mehr im Geldbeutel hätte: Einfach durch Bürokratieabbau. Die Zahlen wollte das Studienteam auch Gesundheitsminister Daniel Bahr vorstellen. Doch dieser ließ durch eine Mitarbeiterin ausrichten, er habe keine Zeit sich mit den Ergebnissen der Studie zu beschäftigen.
Studienleiter Dr. Oliver Scheel von A.T. Kearney war platt: "Für mich völlig unverständlich. Als zuständiger Bundesminister müsste er sich die Analyse doch zumindest anschauen und dazu Stellung beziehen.
Wir waren sprachlos", sagt er im Interview mit dem Hamburger Ärztenachrichtendienst (ÄND).
Dabei sind die Zahlen ein Alarmsignal: "Wir haben errechnet, dass die reinen durch die GKV verursachten Verwaltungskosten im Jahr 2010 bei 27,5 Milliarden Euro lagen", sagt Scheel im ÄND-Interview. "Bei Gesamtausgaben in Höhe von 176 Milliarden Euro sind das 15,6 Prozent
- fast dreimal so viel wie von der GKV offiziell berichtet", sagte Scheel dem ÄND.
Der ÄND ist Betreiber des Ärztenetzwerkes Hippokranet. Unter den mehr als 49.000 dort registrierten Mitglieder hatte die weltweit renommierte Unternehmensberatung A.T Kearney Daten für die Studie erhoben, tausende Mitglieder (Kassen- und Klinikärzte) haben mitgemacht. "Das Team vom Ärztenachrichtendienst hat uns tatkräftig bei der Durchführung der Marktforschung in verschiedenen Segmenten der Leistungserbringer unterstützt. Dessen Online-Initiative war ein wesentlicher Bestandteil der deutschlandweiten Umfrage", bedankt sich das Studienteam.
Im Netzwerk des Ärztenachrichtendienstes finden sich über 600.000 Mitgliedsbeiträge zu medizinischen, technischen und gesundheitspolitischen Themen online. Der änd wird seit vielen Jahren von seinen Mitgliedern finanziert. Mehr als 7.000 Abonnenten zahlen freiwillig für die Nutzung.
Quelle: Pressemitteilung vom 02.01.2011
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g.guzek@aend.de
Studie offenbart überreguliertes System
KVB-Vorstand: Studie offenbart überreguliertes System
München, 3. Januar 2012: Die Kostendämpfungspolitik der letzten Jahrzehnte hat das deutsche Gesundheitswesen zu einem überregulierten System gemacht, das in dieser Komplexität kaum mehr zu reformieren ist. Dieses Fazit zog der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) angesichts einer jüngst veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung A. T. Kearney heute in München. Gleichzeitig appellierte er an die Krankenkassen, die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen nicht den Praxen als Leistungsträgern zuzuschreiben. Vielmehr beweise die Studie, dass ein Gutteil der Ausgaben überbordender Bürokratie geschuldet sei.
Laut aktuellen Berechnungen der Experten von A. T. Kearney sind, so Medienberichte, fast ein Viertel der 176 Milliarden Euro Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung auf bürokratische Abläufe zurückzuführen; allein durch Bürokratieabbau könnten rund 13 Milliarden Euro eingespart werden. „Die Studie zeigt: Nicht die Patientenversorgung ist der Kostentreiber, sondern Dokumentation und Verwaltung der Versorgung sind es“, so Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KVB. „Wenn die Krankenkassen dennoch den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten den schwarzen Peter zuschieben und sie für die hohen Ausgaben im Gesundheitswesen verantwortlich machen, verkennen sie die von ihnen selbst und der Politik geschaffenen Rahmenbedingungen, die die tägliche Arbeit in den Praxen bestimmen.“ Unter diesen Voraussetzungen sei es ungerechtfertigt, den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten in Honorarverhandlungen Nullrunden verordnen zu wollen.
Laut Medienberichten hatte die Studie auch ergeben, dass im deutschen Gesundheitswesen Ausgaben in Höhe von 18 Milliarden Euro auf von den Krankenkassen verursachte Bürokratie zurückzuführen sind. Dazu Dr. Pedro Schmelz, erster stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVB: „Die Krankenkassen täten gut daran, diese Summe anstatt in unnötigen Papierkram besser in eine gute Versorgung ihrer Versicherten zu investieren.“ Dr. Ilka Enger, zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB, ergänzte: „Ein effizientes und damit günstiges Gesundheitswesen bedarf einer Portion Freiheit. Stattdessen aber sind die Praxen in ein Korsett aus jahrzehntelang gewachsenen Vorgaben und Regeln eingeschnürt.“ Alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen müssten sich gemeinsam dafür einsetzen, dass sich die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten wieder in erster Linie ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der Patientenversorgung, widmen könnten.
Quelle: Pressemitteilung vom 03.01.2012
Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB)
Die Presseinformation vom 03.01.2012 als PDF-Datei:
http://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumen ... kosten.pdf
München, 3. Januar 2012: Die Kostendämpfungspolitik der letzten Jahrzehnte hat das deutsche Gesundheitswesen zu einem überregulierten System gemacht, das in dieser Komplexität kaum mehr zu reformieren ist. Dieses Fazit zog der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) angesichts einer jüngst veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung A. T. Kearney heute in München. Gleichzeitig appellierte er an die Krankenkassen, die Kostensteigerungen im Gesundheitswesen nicht den Praxen als Leistungsträgern zuzuschreiben. Vielmehr beweise die Studie, dass ein Gutteil der Ausgaben überbordender Bürokratie geschuldet sei.
Laut aktuellen Berechnungen der Experten von A. T. Kearney sind, so Medienberichte, fast ein Viertel der 176 Milliarden Euro Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung auf bürokratische Abläufe zurückzuführen; allein durch Bürokratieabbau könnten rund 13 Milliarden Euro eingespart werden. „Die Studie zeigt: Nicht die Patientenversorgung ist der Kostentreiber, sondern Dokumentation und Verwaltung der Versorgung sind es“, so Dr. Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KVB. „Wenn die Krankenkassen dennoch den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten den schwarzen Peter zuschieben und sie für die hohen Ausgaben im Gesundheitswesen verantwortlich machen, verkennen sie die von ihnen selbst und der Politik geschaffenen Rahmenbedingungen, die die tägliche Arbeit in den Praxen bestimmen.“ Unter diesen Voraussetzungen sei es ungerechtfertigt, den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten in Honorarverhandlungen Nullrunden verordnen zu wollen.
Laut Medienberichten hatte die Studie auch ergeben, dass im deutschen Gesundheitswesen Ausgaben in Höhe von 18 Milliarden Euro auf von den Krankenkassen verursachte Bürokratie zurückzuführen sind. Dazu Dr. Pedro Schmelz, erster stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVB: „Die Krankenkassen täten gut daran, diese Summe anstatt in unnötigen Papierkram besser in eine gute Versorgung ihrer Versicherten zu investieren.“ Dr. Ilka Enger, zweite stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB, ergänzte: „Ein effizientes und damit günstiges Gesundheitswesen bedarf einer Portion Freiheit. Stattdessen aber sind die Praxen in ein Korsett aus jahrzehntelang gewachsenen Vorgaben und Regeln eingeschnürt.“ Alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen müssten sich gemeinsam dafür einsetzen, dass sich die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten wieder in erster Linie ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der Patientenversorgung, widmen könnten.
Quelle: Pressemitteilung vom 03.01.2012
Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB)
Die Presseinformation vom 03.01.2012 als PDF-Datei:
http://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumen ... kosten.pdf
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Gesundheitssystem zu teuer - entsprechender Erfolg fehlt
Ich kenne die Einzelheiten der Studie nicht. Aber gleichwohl kann man erahnen, dass viel Wahres darin stehen muss. Wer hat noch nicht erfahren, dass im Gesundheitswesen zuviel Bürokratie, mit irren Kosten, im Spiel ist? Insoweit gibt es sicherlich viel Sparpotential. Wer geht an das Thema wirklich einmal ran?
Vielleicht kann man vorab schon mal die Sozialversicherungswahlen abschaffen, die für das System eine Scheindemokratie suggerieren? Damit wären viele Millionen Euro "im Sack".
Warum brauchen wir noch über 150 Krankenkassen? Eine Kasse reicht eigentlich, denn die Leistungen sind noch per Gesetz vorgegeben. Werbliche Maßnahmen, so, wie die Kassen das jetzt gestalten, sind völlig überflüssig. Sie helfen nur der Werbewirtschaft.
..... Und so kann man fortfahren. ... Siehe auch:
viewtopic.php?p=63760#63760
Gaby
Vielleicht kann man vorab schon mal die Sozialversicherungswahlen abschaffen, die für das System eine Scheindemokratie suggerieren? Damit wären viele Millionen Euro "im Sack".
Warum brauchen wir noch über 150 Krankenkassen? Eine Kasse reicht eigentlich, denn die Leistungen sind noch per Gesetz vorgegeben. Werbliche Maßnahmen, so, wie die Kassen das jetzt gestalten, sind völlig überflüssig. Sie helfen nur der Werbewirtschaft.
..... Und so kann man fortfahren. ... Siehe auch:
viewtopic.php?p=63760#63760
Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!