Organspende kann Leben retten - Aufklärung verbessern

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Organspende kann Leben retten - Aufklärung verbessern

Beitrag von WernerSchell » 14.07.2011, 06:31

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Pressemitteilung vom 11.07.2011

Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werden

Mit Rücksicht auf die rund 12.000 Menschen in Deutschland, die auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten, sind geeignete Maßnahmen geboten, das Transplantationsgeschehen – Organspende bis zur Organverpflanzung – effektiver zu gestalten.

Das geltende Transplantationsgesetz regelt bereits die Pflichten zur Aufklärung über die freiwillige Organspende. Entsprechende Kampagnen werden seit Jahren, z.B. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, durchgeführt und durch das Verteilen von Broschüren einschließlich „Organspendeausweis“ ergänzt. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich in der Vergangenheit durch Vortragsveranstaltungen und die Auslage entsprechender Informationsschriften bei den Neusser Pflegetreffs an der Aufklärungsarbeit konkret beteiligt. Gleichwohl konnten 2010 in Deutschland nur rund 4.000 Organtransplantationen durchgeführt werden. Die Zahl der benötigten Organe liegt also weit über der Zahl der gespendeten Organe.

Es gibt gewichtige Anhaltspunkte dafür, dass mehr Organe unter Achtung der verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungsrechte gespendet und transplantiert werden könnten, wenn die rechtlich gegebenen Möglichkeiten effektiver genutzt würden. So erscheint es sinnvoll, die Aufklärungsarbeit zur Organspende noch einmal deutlich zu verstärken und durch Angebote spezieller Informationen zu ergänzen. Dabei wird es darum gehen müssen, alle relevanten Fragen hinsichtlich des Organentnahmeverfahrens und der Hirntodproblematik ergebnisoffen zu erläutern. Kritische Erwägungen dürfen dabei ausdrücklich nicht ausgeklammert bleiben. Denn in der Frage für oder gegen Organspende gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“. Es kann gute Gründe geben, sich für aber auch gegen eine Organspende zu entscheiden. Jeder Einzelne muss sein Selbstbestimmungsrecht frei und ohne jegliche Einflussnahme bzw. ohne Druck wahrnehmen können, ob und wie er sich zur Organspende äußert und entscheidet.

Herausragend bedeutsam erscheint die Notwendigkeit, in den bundesdeutschen Krankenhäusern das System der Meldung potenzieller Organspender und die Strukturen zur Organentnahme und Transplantation, ohne die angesprochenen Selbstbestimmungsrechte zu berühren oder gar einzuschränken, durch präzisere Regelungen zu verbessern. Dazu sind offensichtlich auch weitere finanzielle Anreize geboten.

Die zur Zeit in der Öffentlichkeit diskutierten Absichten, jede Bürgerin / jeden Bürger einmal im Leben, z.B. beim Führerscheinerwerb oder bei der Beantragung eines Personalausweises, auf die Organspendebereitschaft anzusprechen, wird in dieser Form als ungeeignete Lösung angesehen, für die notwendige Klarheit zu sorgen. Mit dem in Aussicht genommenen frühzeitigen Ansprechen der BürgerInnen wird von insoweit inkompetenten Institutionen zu den Grundpositionen von Leben und Tod ein unvertretbarer Entscheidungsdruck erzeugt, so dass sich zwangsläufig verfassungsrechtliche Bedenken ergeben müssen. Das Ausbringen einer gegebenenfalls getroffenen Entscheidung auf einem amtlichen Papier, Führerschein, Personalausweis oder Versichertenkarte, wird daher abgelehnt. Die Verdeutlichung einer unbeeinflussten Entscheidung zur Organspende mittels gesondertem „Organspendeausweis“ ist nach hiesiger Überzeugung völlig ausreichend.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
Text als pdf-Datei unter http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... retten.php
Beiträge (Diskussion) im Forum Werner Schell unter viewtopic.php?t=15883

Die Medien berichten u.a. wie folgt:
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=18864
http://www.openbroadcast.de/article/121 ... etten.html
http://www.presseanzeiger.de/infothek/g ... 500350.php
http://www.openpr.de/news/553065.html
http://www.otextservice.com/medizin-ges ... ten-2.html
http://www.mg-heute.de/2011/07/13/trans ... #more-1054

Stand: 01.08.2011
Zuletzt geändert von WernerSchell am 19.08.2011, 07:58, insgesamt 5-mal geändert.
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WernerSchell
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Organspende - Aufklärung nicht so nebenbei und ohne Druck

Beitrag von WernerSchell » 01.08.2011, 06:49

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Neuss, den 13.07.2011

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum Thema:
Organspende kann Leben retten
Transplantationsgeschehen und dazu erforderliche Aufklärungsarbeit sollten verbessert werde


hat es von hier am 11.07.2011 eine ausführliche Pressemitteilung gegeben. Sie ist im Internet nachlesbar unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... retten.php
Ergänzend wird im Forum diskutiert unter viewtopic.php?t=15883

Es hat mittlerweile zahlreiche zustimmende Rückmeldungen zu dieser Erklärung gegeben. U.a. ergab sich auch eine positive Rückmeldung eines in jüngster Zeit Herztransplantierten, also eines Betroffenen.

Der o.a. Pressetext wurde auch den Mitgliedern des Deutschen Bundestages übermittelt. Am 13.07.2011 gab es die nachfolgende Rückmeldung aus dem Büro von Herrn Walter Steinmeier, Vorsitzender SPD-Bundestagsfraktion:

... vielen Dank für Ihre Email an Frank-Walter Steinmeier und die mitgesandte Pressemitteilung. Herr Steinmeier hat mich gebeten, Ihnen zu antworten und Sie herzlich zu grüßen.
Wie Sie wissen, engagiert sich Herr Steinmeier für eine Änderung des Transplantationsgesetzes. Er ist wie Sie der Überzeugung, dass wir mehr tun müssen, um die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen. Allerdings findet er auch, dass Werbekampagnen allein nicht ausreichen. Herr Steinmeier favorisiert - ebenso wie sein Kollege Herr Kauder von der CDU - die sogenannte "Entscheidungslösung", die Sie in Ihrer Email kritisieren. Entgegen Ihrer Ansicht vertritt Herr Steinmeier durchaus die Position, dass wir es allen Bürgerinnen und Bürgern zumuten können,
sich mindestens einmal im Leben mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Solange die Möglichkeit gewahrt bleibt, mit "ja", "nein" oder "ich kann mich noch nicht entscheiden" abzustimmen, bleibt das Selbstbestimmungsrecht und die persönliche Entscheidungsfreiheit des Einzelnen gewahrt. Dieser Ansicht waren im Übrigen auch die übergroße Mehrheit der Experten, die im Juni zu einer Anhörung in den Deutschen Bundestag geladen waren. ....


Daraufhin wurde dem Büro von Herrn Steinmeier am 13.07.2011 wie folgt geantwortet:

... ich danke sehr für Ihre Rückmeldung. Sie zeigt, dass die diesseitigen Mitteilungen im Deutschen Bundestag auch (kritisch) gelesen werden. Dass Herr Steinmeier, auch aus seinem persönlichen Erleben heraus, für eine Entscheidungslösung eintritt, kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Auch ist hier die Auffassung von Herrn Kauder bekannt.
Um es nochmals klarzustellen: Wir stehen einer Organspende grundsätzlich positiv gegenüber und treten für eine zielgerichtete kompetente Aufklärung und vor allem für ein deutlich verbessertes Transplantationsgeschehen in den Krankenhäusern ein.
Gleichwohl muss auch gesehen werden, dass es bei diesem Thema um Fragen von Leben und Tod geht, die nicht so einfach "nebenher" mal beurteilt und entschieden werden können. Aufklärungsarbeit in die Büros von Straßenverkehrsämtern und Bürgerämtern zu verlegen, halten wir für nicht vertretbar. Auch Entscheidungstexte für amtliche Papiere vorzusehen, ist nicht akzeptabel.
Ob und wie sich die BürgerInnen einer Organspende zuwenden, muss ihnen ohne jeglichen Druck selbst überlassen bleiben. Nur dies wird den verfassungsrechtlichen Vorgaben für die Patienten-Selbstbestimmung gerecht. Der Gesetzgeber hat m.E. keine Befugnis, den Menschen nachdrücklich die Entscheidung abzuverlangen, sich für den Fall des Hirntodes in die Rolle eines umfassenden Organspenders (Kritiker sprechen sogar von Organ-Ersatzteillager) zu begeben. Solche Entscheidungen müssen sorgsam bedacht werden und dürfen nicht, wie auch immer, den BürgerInnen als Dienstleistung am Lebensende abverlangt werden.
Die Ergebnisse der von Ihnen angesprochenen Expertenanhörung habe ich den Medien entnehmen können. Sie sind aber weniger beeindruckend, weil allein die betroffenen BürgerInnen Experten in so persönlichen Angelegenheiten sind. Leider kann ich nicht sehen, dass im Bundestag sachkundige BürgerInnen oder ihre Interessenvertretungen zu Wort gekommen sind.
Im Übrigen ist auch die Tatsache, dass angeblich eine große Mehrheit der Organspende positiv gegenüber steht, wenig hilfreich. Denn es wäre bei näherem Hinsehen zu erkunden, wer hier was unter welchen Umständen abgefragt hat. Ein bloßes positives Bekenntnis sagt auch nichts darüber aus, wie man sich konkret zur Organspende stellt, wenn man, wie von hier gefordert, kompetent und umfassend aufgeklärt worden ist. ...


Ich bitte um Kenntnisnahme. Wie schon angedeutet, wird das Thema voraussichtlich auch beim Pflegetreff am 13.09.2011 mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung eine Rolle spielen: viewtopic.php?t=15674

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.Wernerschell.de

Stand: 01.08.2011 - Zu dem vorstehenden Brief hat es hier vielfältige positive Rückmeldungen - per Telefon und E-Mail - gegeben!
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