Ernährung in Altenheimen - Läuft etwas falsch?

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Ernährung in Altenheimen - Läuft etwas falsch?

Beitrag von Presse » 02.09.2009, 10:07

Läuft etwas falsch mit der Ernährung in Altenheimen?

Erste Ergebnisse einer Studie der Uni Witten/Herdecke: Die Hälfte der Bewohner ist von Mangelernährung bedroht / Tagung am 11. September 2009

An einer ersten Befragung der Universität Witten/Herdecke im November 2008 und April 2009 nahmen 73 Altenpflegeeinrichtungen mit ca. 6000 Bewohnern teil. Das Ergebnis: Im Durchschnitt tragen etwa die Hälfte der Bewohner Risiken für eine Mangelernährung, weil sie nicht ausreichend essen oder trinken können, weil sie keinen Appetit haben oder schwer krank sind. Um gesundheitliche Folgen zu vermeiden, ergreifen die Altenheime bereits zahlreiche Maßnahmen: Sie legen Wert auf Zwischenmahlzeiten und reichern das Essen energie- und eiweißreich an. Über die Hälfte der Bewohner haben eine Demenz, eine Krankheit, bei der Mangelernährung nur mit größten Anstrengungen zu verhindern ist. Auf einer Tagung am 11. September 2009 ab 10.30 Uhr stellen Pflegewissenschaftler aus Witten und Maastricht (Niederlande) die vorläufigen Ergebnisse vor und vergleichen sie mit ähnlichen Studien in den Niederlanden.

Vorbild aus den Niederlanden

In den Niederlanden werden solche Befragungen bereits seit 1998 regelmäßig durchgeführt: "Dort haben die Untersuchungen gezeigt, dass die langfristigen Beobachtungen die Pflegenden sensibilisieren. Das hilft schon sehr dabei, die Probleme frühzeitig zu verhindern", blickt die Organisatorin der Tagung, Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik über die Landesgrenzen. "In Deutschland hinken wir mit solche Studien noch hinterher." In Deutschland gibt es zwar immer wieder aufgeregte Zeitungsberichte über alte Menschen in Heimen, die nicht richtig versorgt werden, aber es gibt keine genauen Zahlen darüber. "Alle glauben immer, in Deutschland gäbe es alle Statistiken schon und wir bräuchten nicht noch mehr Fragebögen. Leider ist das falsch", erklärt Bartholomeyczik die Lage. "Mit dem vorliegenden Instrument aus den Niederlanden können wir aber nicht nur die Probleme beleuchten, sondern auch feststellen, was zur Vorbeugung getan wird, welche Maßnahmen die Heime ergreifen, um die Nahrungssituation zu sichern. So einfach es in unserem Land mit vielen eigentlich übergewichtigen Bürgern klingt - es ist außerordentlich schwierig, die pflegebedürftigen alten Menschen angemessen zu ernähren. Das liegt daran, dass die Pflege Kenntnisse benötigt, und dass Personal da sein muss, das auch Zeit hat." Daher kooperieren die Wittener Pflegewissenschaftler mit der Forschergruppe an der Universität Maastricht, um von deren Forschungsmethoden etwas nach Deutschland zu importieren. "Gerade für die Altenpflege brauchen wir Daten, die auch von den Einrichtungen genutzt werden können, um an ihren Schwachstellen anzusetzen und ihre Stärken zu erkennen. Dafür erhält jedes Heim seine eigenen Ergebnisse, die es dann mit dem Landesdurchschnitt vergleichen kann. Und dies kann auch von den Kontrollorganen wie dem MDK und der Heimaufsicht genutzt werden", beschreibt Bartholomeyczik die Grundlagen für die Studie.

Für die Zukunft ist geplant, weitere Pflegephänomene in ähnlicher Weise zu erfassen, vor allem Dekubitus, Stürze und Inkontinenz.

Veranstaltungsort
Die Veranstaltung findet am 11.09.09 ab 10:30 Uhr im "Richtersaal" der Universität Witten /Herdecke, Stockumer Str. 10, 58453 Witten statt.

Kontakt und Anmeldung bei Sven Reuther 02302/926-231, -318 Fax, sven.reuther@uni-wh.de

Quelle: Pressemitteilung vom 2.9.2009
Kay Gropp, Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news331676

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Mangelernährung in Heimen und Krankenhäusern

Beitrag von ProPflege » 12.09.2009, 06:55

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative

Vorstand: Werner Schell – Harffer Straße 59 – 41469 Neuss
Tel.: 02131 / 150779 – E-Mail: ProPflege@wernerschell.de
Internet: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de


Neuss, den 12.09.2009

An die
Universität Witten / Herdecke
Witten

Läuft etwas falsch mit der Ernährung in Altenheimen?
Erste Ergebnisse einer Studie der Uni Witten/Herdecke: Die Hälfte der Bewohner ist von Mangelernährung bedroht / Tagung am 11. September 2009

Pressemitteilung der Uni Witten/Herdecke vom 2.9.2009

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben Ihre Pressemitteilung vom 2.9.2009 ins Forum übernommen. Den Text finden Sie unter:
viewtopic.php?t=12739&highlight=witten
Nun berichten heute auch andere Medien zum Thema, u.a. die Rheinische Post in Düsseldorf.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir ein Exemplar der Studie zur Verfügung stellen könnten. Von hier wird seit Jahren auf die Mangelernährung in Heimen, aber auch in Krankenhäusern, aufmerksam gemacht.
Nach unserer Einschätzung ist der Mangel an Pflegefachkräften für die Misere verantwortlich. Auch auf diesen Pflegenotstand machen wir ständig aufmerksam (vgl. z.B. die angefügte Pressemitteilung vom 28.08.2008). Mittlerweile erklärt auch die Bundesgesundheitsministerin, dass rd. 500.000 Pflegekräfte zusätzlich verfügbar sein müssten.

Wenn nun beklagt wird, dass nicht genügend Fachkräfte für die Hilfe beim Essen zur Verfügung steht:
Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat in einem Erlass von April 2009 sogar zugelassen, dass die "neuen" Betreuungsassistenten (mit einer Miniausbildung von 160 Stunden) auf die Fachrkäftequote angerechnet werden können. Damit wird regierungsamtlich zugelassen, dass in nächster Zeit die Zahl der wirklichen Fachkräfte weiter sinken wird.

Darauf und viele andere Aspekte der unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen mache ich immer wieder aufmerksam, finde aber leider nicht ausreichend Gehör.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen -
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - Menschenwürdige Pflege - jetzt und überall -

Anhang Pressemitteilung vom 28.08.2009:

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Werner Schell – Harffer Straße 59 – 41469 Neuss
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Pressemitteilung

Mehr Pflegefachpersonal erforderlich

Der GKV-Spitzenverband hat am 19.08.2008 „Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben von zusätzlichen Betreuungskräften in stationären Pflegeeinrichtungen“ beschlossen. Sie wurden am 25.08.2008 vom Bundesgesundheitsministerium genehmigt. * Somit sind zeitnah die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, dass die Bildungseinrichtungen entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen konzipieren und anbieten können und die Pflegekassen mit den Trägern der Pflegeeinrichtungen Vergütungszuschläge für die zusätzliche Betreuung der betroffenen Heimbewohner vereinbaren können.

Ungeachtet dieser Maßnahmen benötigen die stationären Pflegeeinrichtungen aber dringend mehr Pflegefachpersonal. Die aktuellen Personalbestände reichen nämlich nicht aus, eine uneingeschränkte angemessene Pflege und Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen zu gewährleisten. Darüber hinaus wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in nächster Zeit deutlich zunehmen. Im Jahre 2030 wird es allein rd. 2 Millionen dementiell erkrankte Menschen geben. Bedeutsam erscheint in diesem Zusammenhang die Feststellung der Ärzteschaft auf dem kürzlich durchgeführten 111. Deutschen Ärztetag (Mai 2008), dass die Pflegebudgets um mindestens 30% verbessert werden müssen. Damit geht die organisierte Ärzteschaft noch weit über das hinaus, was diesseits seit Jahren eingefordert wird, nämlich eine personelle Verstärkung um rd. 20%.

Die jetzt mögliche Anstellung von Betreuungsassistenten löst die beklagte Pfleenot in den Heimen nicht auf, so dass die Forderung nach mehr Pflege(fach)personal aufrecht erhalten bleiben muss.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt daher für eine deutliche Verbesserung der Pflegestellenpläne (auch in den Krankenhäusern) ein, weil nur eine ausreichende Zahl von Pflege(fach)- und sonstigen Betreuungskräften die allseits gewünschte Zuwendung einschließlich Begleitung in schwierigen Situationen (z.B. palliativmedizinisch / pflegerische Betreuung, Sterbebegleitung) gewährleisten kann. Um solche Verbesserungen alsbald erreichen zu können, ist es u.a. erforderlich, im Pflegeversicherungsrecht einen neuen erweiterten Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein bundeseinheitliches Personalbemessungssystem (an Stelle von regional unterschiedlichen Stellenschlüsseln) einzuführen.

Neuss, den 28.08.2008
Werner Schell -

Der vorstehende Text ist zur Veröffentlichung freigegeben!

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* Eine umfangreiche Dokumentation der (kontroversen) Diskussionsbeiträge zum Thema finden Sie u.a. im Forum Werner Schell
viewforum.php?f=3
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Mangelernährung in Heimen und Krankenhäusern

Beitrag von ProPflege » 12.09.2009, 07:17

Zur Mangelernährung in Heimen und Krankenhäusern gibt es in diesem Forum umfangreiches Informationsmaterial - siehe dazu u.a. unter:

Ernährung von Senioren in stationären Einrichtungen
Mangelernährung ist keine Seltenheit
viewtopic.php?t=12278&highlight=mangelern%E4hrung
Mangelernährung kranker und alter Menschen Europas
viewtopic.php?t=12134&highlight=mangelern%E4hrung
Gemeinsam Essen schützt Senioren vor Mangelernährung
viewtopic.php?t=11999&highlight=mangelern%E4hrung
Mangelernährung und Ernährungstherapie - Weiterbildung
viewtopic.php?t=11892&highlight=mangelern%E4hrung
Risiko Mangelernährung: "Richtiges" Essen ...
viewtopic.php?t=11246&highlight=mangelern%E4hrung
Magensonde und Mangelernährung - die Probleme
viewtopic.php?t=9104&highlight=mangelern%E4hrung
Mangelernährung kostet 13 Milliarden Euro
viewtopic.php?t=11204&highlight=mangelern%E4hrung
Neuentwickeltes System erkennt Mangelernährung
viewtopic.php?t=11124&highlight=mangelern%E4hrung
Demenz und Mangelernährung
viewtopic.php?t=11009&highlight=mangelern%E4hrung
An Mangelernährung sterben nicht nur Untergewichtige
viewtopic.php?t=10910&highlight=mangelern%E4hrung
Erhebung der Prävalenz von Mangelernährung in Heimen
viewtopic.php?t=10692&highlight=mangelern%E4hrung
Mangel- und unterernährte Menschen
viewtopic.php?t=10059&highlight=mangelern%E4hrung
Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern
viewtopic.php?t=3377&highlight=mangelern%E4hrung
Orale Ernährung in der Pflege - Mangelernährung
viewtopic.php?t=9926&highlight=mangelern%E4hrung
Qualifizierte Pflege schützt vor Mangelernährung
viewtopic.php?t=8696&highlight=mangelern%E4hrung
Ärztliche Anordnungen zur Ernährung - immer befolgen?
viewtopic.php?t=8056&highlight=mangelern%E4hrung
Ernährung / Mangelernährung älterer Menschen !
viewtopic.php?t=6800&highlight=mangelern%E4hrung
Mangelernährung älterer Menschen
viewtopic.php?t=5905&highlight=mangelern%E4hrung
Diagnostik der Mangelernährung des älteren Menschen
viewtopic.php?t=3829&highlight=mangelern%E4hrung
Ernährung pflegebedürftiger Menschen in der Altenhilfe
viewtopic.php?t=3793&highlight=mangelern%E4hrung
Ernährung & Flüssigkeitsversorgung verbessern
viewtopic.php?t=380&highlight=mangelern%E4hrung
Alters-Mediziner: 1,6 Millionen Deutsche mangelernährt
viewtopic.php?t=5470&highlight=mangelern%E4hrung
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thorstein
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Beitrag von thorstein » 12.09.2009, 09:27

Frau Bartholomeyczik hat als eine der renommiertesten Pflegewissenschaftlerinnen in diesem Land nach meinem Kenntnisstand vor der Frage nach einer angemessenen Personalausstattung kapituliert. Zwar weist sie immer wieder auf den Zeitmangel bei den Pflegekräften hin, was aber in der politischen Auseinandersetzung leider nicht weiterhilft.

Der Personalmangel wirkt sich ganz selbstverständlich negativ auf die gesamte Pflege und Betreuung aus, also auch auf die Ernährung.

Schon jetzt sind die Reaktionen voraussehbar. Selbstverständlich gibt es wieder Einrichtungen, wo sehr sorgfältig auf die Ernährung der BewohnerInnen geachtet wird. Natürlich wird wieder nach mehr Qualitätsmanagement= Bürokratie und mehr Fortbildung gerufen. Nur die Personalausstattung wird nicht erhöht werden. So banal es klingt: Füttern (wer will kann hier den Euphemismus Essen anreichen einfügen)ist zeitaufwändig, und die Anleitung zur selbständigen Nahrungsaufnahme erst recht. Das aber wollen wir uns nicht leisten, also sprechen wir lieber über die Folgen statt über die Ursachen.

Es muß daher konsequent - wie pro Pflege es hier vorlebt- bei allen Skandalen und Mängeln auf die eigentliche Ursache hingewiesen werden.

Herbert Kunst
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Alle Kräfte bündeln und für Verbesserungen eintreten

Beitrag von Herbert Kunst » 12.09.2009, 10:09

thorstein hat geschrieben: ... Frau Bartholomeyczik hat als eine der renommiertesten Pflegewissenschaftlerinnen in diesem Land nach meinem Kenntnisstand vor der Frage nach einer angemessenen Personalausstattung kapituliert. .... Es muß daher konsequent - wie pro Pflege es hier vorlebt- bei allen Skandalen und Mängeln auf die eigentliche Ursache hingewiesen werden. ....
Hallo Forum,

ich kann grundsätzlich bestimmte Reaktionen nachvollziehen. Aber, ich denke, dass alle, die mit Sachverstand unterwegs sind, den Zusammenschluss suchen müssen, um Kräfte zu bündeln.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wirbt dafür, z.B. beim ersten Pflegetreff 2010, die Thematik umfassend aufzugreifen. Alle Personen, Institutionen, die mithelfen wollen, nun endlich wirkliche Veränderungen durchsetzen zu helfen, können mittun, kooperieren.

Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

moviliti-care
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Reicht es nicht langsam mal?

Beitrag von moviliti-care » 12.09.2009, 10:23

Menschen in der Obhut von Pflege (im gesellschaftlichen Auftrag) leiden unter Mangelernährung - wir reden hier nicht von einem Land in der dritten Welt! - und die Gesellschaft diskutiert, bildet Arbeitskreise, politisiert.
Die Emotionen liegen klar bei den Pflegekräften, da die zu wenige sind (unbestritten!). Man bildet Konzepte für was auch immer.
Der Gesetzgeber sieht hierfür klar Gesetze vor. Das ist Vernachlässigung! Strafwürdig ... Bei Kindern würden alle schreien - Ämter verklagen - Köpfe rollen... Aber hier geht es ja nur um Senioren und Langzeitpflegebedürftigen, egal, die sind ja nur Kostenfaktoren!!! ....
Aus meiner Sicht kann nur jeder einzelne bekannte Fall zur Anzeige gebracht werden - von der Staatsanwaltschaft verfolgt - von Gerichten abgeurteilt werden. Wozu haben wir das Grundgesetz, wenn es bei Krankheit ausgehebelt wird.
Und natürlich würde das bedeuten, das von unten nach oben verurteilt wird - aber nur so entsteht ein Zwang etwas zu tun.
Und lieber gehen mir einige Pflegekräfte - Heimleiter - Betreiber - Verbände - Minister(in) drauf - denn die können sich wehren und haben Alternativen, als das es einen Menschen trifft, der keine Wahl hat.
Ein emotional - radikales Statement aber für mich ist das staatlich und gesellschaftlich tolerierte Gewalt.
Die größte Angst von mir - Es könnte mich treffen ...
Schlechter Pflege die Rote Karte zeigen und CHANCEN GEBEN - Infos unter www.moviliti-care.de

Care Manager
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Beitrag von Care Manager » 12.09.2009, 12:42

Das Ergebnis: Im Durchschnitt tragen etwa die Hälfte der Bewohner Risiken für eine Mangelernährung, weil sie nicht ausreichend essen oder trinken können, weil sie keinen Appetit haben oder schwer krank sind. Um gesundheitliche Folgen zu vermeiden, ergreifen die Altenheime bereits zahlreiche Maßnahmen: Sie legen Wert auf Zwischenmahlzeiten und reichern das Essen energie- und eiweißreich an. Über die Hälfte der Bewohner haben eine Demenz, eine Krankheit, bei der Mangelernährung nur mit größten Anstrengungen zu verhindern ist.
Positiv an diese Meldung ist, dass gesagt wird, dass die Heime bereits zahlreiche Maßnahmen ergreifen, und dass die Ursachen vielfältig sind. Als ich bei diese Veranstaltung saß kam mir eine (ketzerische?) Gedanke, nämlich, dass bereits der Wunsch weniger zu essen vielleicht als Willensäußerung anzuerkennen ist. Stark verknüpft mit diesem Thema ist nämlich die ethische Frage nach Patientenverfügung und die Grenzen der Interventionen der Pflege und Medizin.
Wir sollten uns nicht missverstehen: Bewohner, die essen wollen sollen genussvoll und mit Appetit essen können! In den meisten Häusern wird bereits alles daran gesetzt, dass dieses möglich ist. Doch die Situation der Mahlzeiten ist nicht nur durch unappetitlich servierte Essen, oder durch geringen Geschmack des Essens schwierig, manche Bewohner essen weniger um die Mitarbeiter zu entlasten! Sie sehen nämlich, dass das strukturelle Problem in den Heimen gerade zu den Mahlzeiten deutlich wird, und vielleicht ist ihr Appetit durch den Anblick abgehetzter Mitarbeiter beeinträchtigt. Und es geht doch darum, dass Bewohner genussvoll und mit Appetit essen sollen, oder?
Denn, betrachten wir die Bewohner mit Demenz, die oft der Essens- und Trinkvorgang kognitiv nicht umsetzen können und deswegen länger brauchen, wird es ernster. Wenn die Aussage gemacht wird, dass man diese qualifizierte Arbeit nicht an Helfer oder gar Laien abgeben sollte, dann wirkt es fast belustigend, denn, wer soll es sonst machen? Wenn man in ein 32’er Bereich 20 Bewohner hat, denen das Essen zu reichen ist, dann haben sie eine Aufgabe die mindestens 5 Stunden dauert. Aufgeteilt unter fünf Personen, dauert die Mahlzeit für dies Bewohner allein eine Stunde (wenn sie durchschnittlich nicht mehr als 15 Minuten brauchen). Ich habe ca. 50% Fachkräfte – wie soll es gehen?
Das vermeintliche Vorbild aus den Niederlanden hat im Grunde ähnliche Probleme, nur, es werden andere Schwerpunkte gesetzt. In Deutschland verschafft man sich ein angespannte Situation durch Negativschlagzeilen, kritische Kommentare, Druck durch aggressive Prüfungen und Zurschaustellung derjenige, der die Anforderungen nicht schafft, doch dieses hat wenig mit Qualitätsförderung zu tun. Denn, wenn man ein Audit bzw. Qualitätsprüfung durchführt, dann bitteschön indem man alle drei Säulen des Qualitätsmanagements prüft – vor allem die Strukturkriterien, die der Prozess und gute Ergebnisse erst ermöglichen. Hier ist der blinde Fleck der Prüfer zu finden und die Verzerrung der Ergebnisse.
Aber, es sind nicht nur die Strukturen in den Heimen oder bei den Trägern, die zu bemängeln wären. Es gibt zu wenige verbindliche Strukturen, die eine Vorgabe zu dem machen, was als „Fachlichkeit“ bezeichnet werden kann. Der Expertenstandard, der bezüglich das Ernährungsmanagement auch kurz vorgestellt wurde, beinhaltet einer Forderung an „die Pflegefachkraft“. Die Strukturkriterien sagen aus, was diese Pflegefachkraft können muss. Ich habe mir die Anforderungen aus allen Expertenstandards zusammengestellt, um die Anforderungsprofil anzufertigen für eine „perfekte“ Pflegefachkraft bei Vorstellungsgespräche. Das Ergebnis ist, dass diese Person noch nicht geboren ist, geschweige denn ausgebildet und als Pflegefachkraft am Bett tätig.
Insgesamt fand ich die Veranstaltung lohnend, weil viele Fragen aufgeworfen werden und die Studie kann dort, wo verlässlich Daten zusammenkommen, unser Vorstellungen der Wirklichkeit revidieren, sofern unser Gefühl sich als nicht zuverlässig zeigt. Ich schätze auch die Arbeit des Instituts und jegliche Kritik, die ich geäußert habe, ist nicht an ihre Adresse gesandt, sondern an diejenigen, die Politik machen.
Eine Theorie ist eine Vermutung mit Hochschulbildung
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Personalnotstand relativiert alles !

Beitrag von Anja Jansen » 13.09.2009, 07:44

Care Manager hat geschrieben: .... Denn, betrachten wir die Bewohner mit Demenz, die oft der Essens- und Trinkvorgang kognitiv nicht umsetzen können und deswegen länger brauchen, wird es ernster. Wenn die Aussage gemacht wird, dass man diese qualifizierte Arbeit nicht an Helfer oder gar Laien abgeben sollte, dann wirkt es fast belustigend, denn, wer soll es sonst machen? Wenn man in ein 32’er Bereich 20 Bewohner hat, denen das Essen zu reichen ist, dann haben sie eine Aufgabe die mindestens 5 Stunden dauert. Aufgeteilt unter fünf Personen, dauert die Mahlzeit für dies Bewohner allein eine Stunde (wenn sie durchschnittlich nicht mehr als 15 Minuten brauchen). Ich habe ca. 50% Fachkräfte – wie soll es gehen?.... .
Guten Morgen,
genau das sind u.a. die Punkte, die auf es meist ankommt. Es fehlt das qualifizierte Personal, dass den Anforderungen gerecht werden soll. Wer also immer wieder mit großartigen Forderungen daher kommt, sollte auch gleichzeitig erklären, wie diese personell umgesetzt werden können.
Liebe Grüße
Anja

Siehe auch:
viewtopic.php?t=12766
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

Presse
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Jeder zweite Heimbewohner von Mangelernährung bedroht

Beitrag von Presse » 16.09.2009, 07:08

Studie: Jeder zweite Heimbewohner von Mangelernährung bedroht

Witten/Herdecke. Die Hälfte der Altenheim-Bewohner ist einer Studie der Universität Witten/Herdecke zufolge von Mangelernährung bedroht. Grund sei unter anderem der Personal- und Zeitmangel in den Heimen. Oft sei der Ausbildungsstand der Pflegekräfte so schlecht, dass sie eine Mangelernährung der Bewohner nicht frühzeitig genug erkennen.
Grundlage der Studie waren Befragungen in 73 Altenpflegeeinrichtungen mit insgesamt 6.000 Bewohnern im April. Das höchste Risiko für eine Mangelernährung haben den Angaben zufolge Demenzkranke. Es liegt bei rund 60 Prozent. Das zweithöchste Risiko tragen alte Menschen, die sich nicht mehr bewegen können, berichtete der evangelische Pressedienst.

Mehr zu dieser Studie lesen Sie in den Print-Ausgaben von CAREkonkret

Quelle: Mitteilung vom 15.9.2009
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

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Schlechte Versorgung?

Beitrag von WernerSchell » 29.09.2009, 16:58

Schlechte Versorgung?

„BewohnerInnen in vielen Pflegeheimen in NRW von Mangelernährung bedroht“ – so lautet ein alarmierender Tagesordnungspunkt für die Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales (Vorsitz Günter Garbrecht, SPD) am Mittwoch (30.09.09). Im Zusammenhang mit ersten Ergebnissen einer Studie der Universität Witten/Herdecke erwarten die Ausschussmitglieder einen Bericht der Landesregierung. ...mehr: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/do ... -1642.html
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Schlechte Noten für Senioren-Essen

Beitrag von Presse » 05.11.2009, 07:41

Rückschau: Von wegen gesund –
Schlechte Noten für Senioren-Essen

Sendeanstalt und Sendedatum: HR, Dienstag, 3. November 2009 im Ersten

Essen auf Rädern im Test. Wir wollen wissen: Wie gut und wie gesund sind die Liefermenüs für Senioren. Sternekoch André Großfeld und der Ernährungsmediziner Professor Jürgen Stein Sie sind zu Gast bei Rentnerin Irene Schreiber.
Für sie haben wir bei den Sozialdiensten bestellt - immer das aktuelle Tagesmenü. Doch Rotes Kreuz, Arbeiter-Sameriter-Bund und Co kochen nicht selbst, sie liefern nur aus. Das Essen kommt von den drei Marktführern: apetito, Hofmann-Menü und Sodexo. Zunächst überprüfen wir den Geschmack.
.... (weiter lesen)
http://www.daserste.de/plusminus/beitra ... 5ib~cm.asp

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