Verbesserung der Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Verbesserung der Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie

Beitrag von Presse » 06.12.2012, 09:18

Ministerin Steffens:
Landesgesundheitskonferenz beschließt Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie

Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:

Einen umfangreichen Katalog zur Verbesserung der Sicherheit bei der Therapie mit Arzneimitteln hat die nordrhein-westfälische Landesgesundheitskonferenz (LGK) unter Leitung von Gesundheitsministerin Barbara Steffens heute (22. November 2012) in Münster beschlossen. Auch das "Aktionsbündnis Patientensicherheit" hat daran mitgewirkt. Ein zentrales Ziel ist, die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme mehrerer Medikamente zu reduzieren. Bis zu fünf Prozent der Krankenhauseinweisung sind Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen - das entspricht rund 215.000 Fällen pro Jahr in Nordrhein-Westfalen. Mehr als 60 Prozent dieser Fälle könnten vermieden werden.

"Wir brauchen insbesondere aufgrund der immer älter werdenden Patientinnen und Patienten eine bessere sektorübergreifende und multiprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzte-, Apothekerschaft und Pflegeeinrichtungen, um die Arzneimitteltherapie zu optimieren und um Arzneimittelrisiken besser und frühzeitiger erkennen zu können", erklärte Ministerin Steffens nach dem LGK-Beschluss.

Trotz der Erfolge der modernen Arzneimitteltherapie bei der Behandlung von Krankheiten sind mit der Anwendung von Arzneimitteln auch immer Risiken für die Patientinnen und Patienten verbunden. Sieben Millionen Menschen in Deutschland (davon rund 350.000 in Nordrhein-Westfalen) nehmen täglich fünf oder mehr Medikamente dauerhaft ein, die von verschiedenen Ärztinnen und Ärzten (und dadurch nicht immer aufeinander abgestimmt) verordnet werden. Die gleichzeitige Gabe verschiedener Wirkstoffe erhöht das Risiko unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Damit steigt insbesondere für Menschen mit mehreren Erkrankungen und für ältere Menschen die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen. Die parallele Einnahme mehrerer Medikamente kann aber auch die Wirkung von Medikamenten herabsetzen.

„Alle Gesundheitsberufe können dazu beitragen, die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Wesentliche Schritte sind ein teamorientiertes Rollenverständnis und eine klare Aufgabenverteilung zwischen Ärzten, Apothekern und Pflegekräften. Wichtig ist auch, das Thema in angemessenem Umfang in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verankern. Nicht zuletzt können Patientinnen und Patienten viel für ihre eigene Arzneimitteltherapiesicherheit tun, indem sie sich mit den Wirkungen und Nebenwirkungen ihrer Medikamente auskennen“, führte Professor Ulrich Jaehde vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. aus.

Die Landesgesundheitskonferenz hat sich insbesondere darauf verständigt, die Apotheke als Schnittstelle zu nutzen. Dort sollen alle verordneten Medikamente und die Selbstmedikation der Patientinnen und Patienten erfasst werden. Dies soll mithilfe eines persönlichen Medikationsplans erfolgen, den die Patientin/der Patient beispielsweise wie seine Versichertenkarte immer mit sich tragen kann. Der Medikationsplan kann auch von den behandelnden Ärztinnen und Ärzte erstellt werden.

Nach dem Grundsatz "weniger ist mehr" soll die Arzneimittelversorgung älterer Menschen kritischer als bisher erfolgen. Zudem soll dazu eine verbesserte Aus-, Fort- und Weiterbildung des medizinischen, pharmazeutischen und pflegerischen Personals erfolgen.

"Mit diesem Bündel an Maßnahmen wollen wir zum einen die Sicherheit für Patientinnen und Patienten, zum anderen aber auch die Verordnungssicherheit für Ärztinnen und Ärzte erhöhen", betonte Ministerin Steffens.

Die komplette Entschließung der Landesgesundheitskonferenz vom 22. November 2012 kann im MGEPA-Internetauftritt unter unter Entschließungen der Landesgesundheitskonferenz heruntergeladen werden.

Hintergrundinformationen:
•Mitglieder der Landesgesundheitskonferenz sind unter anderem die Kammern der Ärztinnen und Ärzte, der Zahnärztinnen und Zahnärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, die Verbände der Krankenkassen, die Rentenversicherungsträger, die Krankenhausgesellschaft, Selbsthilfe- sowie Patientinnen- und Patientenvertretungen, die Freie Wohlfahrtspflege, die kommunalen Spitzenverbände sowie die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigungen.
•Die Gruppe der über 65 Jahre alten Patientinnen und Patienten entspricht einem Anteil von 22 Prozent an der Bevölkerung, erhält jedoch 57 Prozent aller verordneten Medikamente.
•Etwa 42 Prozent der über 65-Jährigen erhält fünf oder mehr verschreibungspflichtige Arzneimittel pro Quartal.
•Etwa fünf Prozent aller Krankenhausfälle sind Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen, rund zwei Prozent davon verlaufen tödlich (entspricht 4300 Fällen pro Jahr in Nordrhein-Westfalen).

Quelle: Pressemitteilung vom 22.11.2012
http://www.mgepa.nrw.de/ministerium/pre ... /index.php

Entschließungen der 21. Landesgesundheitskonferenz am 22. November 2012 - Thema:
"Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger"
http://www.mgepa.nrw.de/mediapool/pdf/g ... 121120.pdf

++ +
Siehe zum Thema auch die Hinweise betreffend die Aktivitäten zur Medikation im Rhein-Kreis Neuss:

Pflegetreff am 14.11.2012 - Medizinische Versorgung ...
viewtopic.php?t=17341&highlight=medikation

Pflege & sonstige Betreuung im Rhein-Kreis Neuss
viewtopic.php?t=18036&highlight=medikation

Psychopharmaka - Zurückhaltung bei der Verordnung
viewtopic.php?t=15675&highlight=medikation

Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert
viewtopic.php?t=17044&highlight=medikation

BARMER GEK Arzneimittelreport 2012
viewtopic.php?t=17498&highlight=medikation

Weitere Texte aufrufbar im Forum unter "Suchen" und Eingabe von "Medikation."

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NRW: Acht Maßnahmen für mehr Arzneimittelsicherheit

Beitrag von Presse » 10.12.2012, 07:51

NRW: Acht Maßnahmen für mehr Arzneimittelsicherheit
Weil Patienten immer älter werden, wollen die Beteiligten im Gesundheitswesen Nordrhein-Westfalens die Arzneimittelsicherheit erhöhen.
Dafür wurde ein Maßnahmenkatalog entworfen.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=827 ... tik&n=2401

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Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie

Beitrag von Nursing-Neuss » 10.12.2012, 12:03

Gut, dass auch das Land NRW das Thema aufgegriffen hat. Dies wird sicherlich dazu beitragen können, dass die Initiativen im Rhein-Kreis Neuss schnell voran kommen.
Die Gesundheitskonferenz im Rhein-Kreis Neuss hat bekanntlich das Thema auf Antrag von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk erörtert und einen Arbeitskreis eingesetzt. Dieser Arbeitskreis hat, wie ich erfahren konnte, am 05.12.2012 seine Arbeit aufgenommen. Ich bin auf die Ergebnisse sehr gespannt. Die Arzneimitteltherapie muss schnellstens optimiert werden.

Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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Mehr Therapiesicherheit bei älteren Patienten

Beitrag von WernerSchell » 18.01.2013, 08:40

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.


Neuss, den 17.01.2013

Mehr Therapiesicherheit bei älteren Patienten

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich wiederholt zur Medikation bei pflegebedürftigen - meist älteren - Menschen geäußert, auf besorgniserregende Studien und Berichte aufmerksam gemacht und Korrekturen im Therapiegeschehen eingefordert. Insbesondere die Priscus-Liste http://www.priscus.net bietet einen guten Überblick über die Fragen um die Arzneimittelsicherheit bei älteren Menschen. In dieser Priscus-Liste sind 83 Medikamente aufgelistet, die für ältere Menschen vor allem hinsichtlich der Wechsel- und Nebenwirkungen problematisch sein können.
Der Neusser Pflegetreff hat sich am 14.11.2012 ausführlich mit diesem Thema befasst und dazu aufgefordert, die aufgedeckten Fehlentwicklungen bei der Medikation schnellstmöglich zu korrigieren. U.a. saß beim Pflegetreff die Mitverfasserin der Priscus-Liste, Frau Prof. Dr. Petra Thürmann, auf dem Podium.
Die Gesundheitskonferenz im Rhein-Kreis Neuss hat die wiederholten Hinweise von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk mittlerweile zum Anlass genommen, unter Leitung der Amtsapothekerin einen "Arbeitskreis Arzneimittelversorgung älterer Menschen im Rhein-Kreis Neuss" einzusetzen. Unterstützt werden die in Gang gekommenen Aktivitäten durch den Umstand, dass sich auch die Landesgesundheitskonferenz NRW am 22.11.2012 mit der Angelegenheit befasst und einen umfänglichen Bericht "Arzneimitteltherapiesicherheit als elementarer Baustein einer guten und sicheren gesundheitlichen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen" vorgelegt hat.
Die AOK hat nun die Priscus-Liste (für Ärzte) kompakt auf zwei DIN-A4-Seiten aufbereitet und im Internet kostenfrei zum Herunterladen bereit gestellt:
http://www.aok-gesundheitspartner.de/im ... te_gpp.pdf
Etwas ausführlicher informiert eine für Patientinnen und Patienten gestaltete Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit dem Titel "Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?" Überstücke dieser Broschüre werden bei der Informationsveranstaltung zum Pflege-Neuausrichtungsgesetz am 22.01.2013, 15.00 - 16.30 Uhr, im Bürgerhaus in 41469 Neuss, Bedburger Straße 61, "Bürgerhaus Erfttal", zur kostenlosen Mitnahme ausliegen.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
+++
Die Medien berichten u.a. wie folgt:
http://www.presseanzeiger.de/pa/Mehr-Th ... ten-647168
http://www.openbroadcast.de/article/261 ... enten.html
http://www.vitalindeutschland.de/angebo ... ungsgesetz
http://www.openpr.de/news/691969.html
...

+++ Stand: 22.01.2013 +++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Millionenfach falscher Medikamenten-Mix

Beitrag von WernerSchell » 28.01.2013, 10:46

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.


28.01.2013

An die
Rheinische Post / Neuss-Grevenbroicher Zeitung


Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten heute u.a. zu folgendem Thema:
Kombinationen können gefährlich sein: Ärzte verschreiben millionenfach falschen Medikamenten-Mix
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 28.01.2013 - 07:09
Berlin (RP). Bei jeder sechsten Arzneimittelverordnung besteht laut einer AOK-Studie das Risiko unerwünschter Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, die der Patient einnimmt. Vor allem Senioren sind gefährdet.
… Quelle: http://www.rp-online.de/gesundheit/medi ... -1.3150822

Sie haben aktuelle Hinweise der AOK aufgegriffen und die Problematik der Arzneimitteltherapie, vor allem bei älteren Menschen, verdeutlicht. Das ist gut so! - Dabei bleibt aber zu bemerken, dass die Krankenkassen spät auf die anstehenden Sicherheitsmängel reagieren.

Von hier werden seit Jahren die Arzneimittelrisiken bei älteren Menschen beschrieben und Folgerungen eingefordert werden, vor allem für die HeimbewohnerInnen. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk konnte erreichen, dass der Rhein-Kreis Neuss durch Beschluss der Gesundheitskonferenz einen Arbeitskreis "Arzneimittelversorgung älterer Menschen im Rhein-Kreis Neuss" eingerichtet hat. Die Arbeit im Arbeitskreis wurde am 05.12.2012 unter Leitung der Amtsapothekerin aufgenommen.

Bereits mehrfach haben wir hier in Pflegetreffs (2010 und 2011) über das Thema informiert. Zuletzt haben wir in aller Deutlichkeit am 14.11.2012 auf die Handlungserfordernisse aufmerksam gemacht und hatten u.a. zu unserer Unterstützung die Mitverfasserin der auch von Ihnen zitierten Priscusliste, Frau Prof. Dr. Petra Thürmann, als Podiumsgast. Siehe dazu u.a. unter
viewtopic.php?t=17341&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=14576&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=18358&highlight=priscusliste
viewtopic.php?t=18204&highlight=priscusliste

Seit einiger Zeit bieten wir auch die für Laien geschriebene Broschüre "Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet" sowie die Kurzfassung der "Priscus-Liste für den Schreibtisch" in Informationsveranstaltungen zur kostenlosen Mitnahme an. Darüber haben wir die Rheinische Post bzw. NGZ mehrfach informiert und um entsprechende Ankündigungen gebeten. Hinweise dazu gab es aber nicht.

Wir wären in der Abarbeitung der Probleme sicherlich erheblich weiter, wenn die entsprechenden Hinweise von Ihnen zeitgerecht aufgegriffen worden wären. Aber leider wurde unverständlicherweise überwiegend komplett geblockt.

Es kann und darf darüber nachgedacht werden, ob ein solches redaktionelles Verhalten nicht änderungsbedürftig ist!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell -
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Gefährliche Wechselwirkungen bei Medikamenten

Beitrag von WernerSchell » 30.01.2013, 14:12

AOK warnt vor gefährlichen Wechselwirkungen von Medikamenten
Vor allem ältere Patienten betroffen


(29.01.13) Patienten, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen, haben ein höheres Risiko für unerwünschte und teils gefährliche Wechselwirkungen. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat nun analysiert, wie häufig AOK-Versicherten potenziell problematische Arzneimittelkombinationen verordnet werden und aus welchen Indikationsbereichen diese Arzneimittel stammen.

Die WIdO-Erhebung zeigt, dass Wirkstoffe für das Herz-Kreislauf-System an zwei Dritteln aller potenziell gesundheitsgefährdenden Arzneimittelkombinationen beteiligt sind. So war in 120 000 Fällen eine Kombination bestimmter Mittel gegen Bluthochdruck verschrieben worden, die nicht gemeinsam eingenommen werden sollten. Insgesamt kam es im Auswertungszeitraum zu rund 206.000 solchen kontraindizierten Kombinationsverordnungen.

In weiteren 2,3 Millionen Fällen wurden außerdem Arzneimittel gemeinsam verordnet, die zwar nicht kontraindiziert sind, aber in der Kombination schwerwiegende Wechselwirkungen hervorrufen können. Hinzu kommen 11,3 Millionen Fälle von Kombinationsverordnungen, deren Wechselwirkungen Arzneimittelexperten als moderat risikobehaftet einstufen. Darunter gibt es allerdings auch Wechselwirkungen, die von Ärzten gezielt und medizinisch sinnvoll eingesetzt werden, wie zum Beispiel die Kombination von bestimmten Blutdrucksenkern und entwässernden Wirkstoffen. Für seine Analyse hat das WIdO die Verordnungen von rund 65 Millionen Arzneimittelpackungen für die 24 Millionen AOK-Versicherten aus dem ersten Quartal 2012 ausgewertet.

"Arzneimittel sollen den Menschen vor allem helfen. Doch je mehr davon ein Patient gleichzeitig einnimmt, desto größer wird das Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen. Deshalb sollten Ärzte die Vorteile und Risiken jeder Verordnung sorgsam abwägen und Patienten beim Arztbesuch in regelmäßigen Abständen auch die Aktualisierung der Medikationsliste ansprechen", sagte Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. "Die AOK steht den Ärzten durch Beratungsapotheker der AOK dabei gern zur Seite."

Wie viele Patienten tatsächlich gesundheitliche Beeinträchtigungen durch riskante Wechselwirkungen erleiden, lässt sich durch die Auswertungen des WIdO nicht feststellen. Widerlegen konnte die Untersuchung allerdings die Vermutung, dass hauptsächlich eine mangelnde Abstimmung zwischen verschiedenen Ärzten die Interaktionsrisiken der Arzneimittelverordnungen auslöst. "In rund 80 Prozent der Fälle werden die riskanten Wirkstoffkombinationen durch ein und denselben Arzt eines Patienten verordnet", so Uwe Deh.

Ältere Patienten sind besonders von unerwünschten Wechselwirkungen ihrer verordneten Arzneimittel betroffen. Rund ein Viertel der über 65-Jährigen nimmt regelmäßig fünf oder mehr ärztlich verordnete Arzneimittel ein. Das ist das Ergebnis einer WIdO-Befragung vom Frühjahr 2012 http://www.aok-bv.de//presse/pressemitt ... 08504.html . Demnach weiß nur ein Viertel der Befragten mit einer sogenannten Polymedikation, dass es bei der Einnahme mehrerer Arzneimittel eher zu Neben- und Wechselwirkungen kommt. Bei fast jedem fünften dieser Patienten befindet sich darunter ein Medikament, das für ältere Menschen als potenziell ungeeignet gilt. Häufig kommen noch frei verkäufliche Produkte zur Selbstmedikation dazu, von denen der Arzt gar nichts weiß. Für diese Studie wurden in einer repräsentativen Erhebung 1.000 GKV-Versicherte ab 65 Jahren zu Arzneimittelverbrauch, Arzneimittelrisikobewusstsein, Therapietreue und erlebter Arzneimittelberatung befragt.

"Eigenmächtig absetzen sollte jedoch niemand die vom Arzt verordneten Medikamente. Dies kann zu größeren gesundheitlichen Beschwerden führen als die Wechselwirkungen selbst. Wer unsicher ist, sollte mit seinem Arzt sprechen", sagte Uwe Deh.

Die AOK bietet darüber hinaus im Internet den Arzneimittelnavigator, ein kostenfreies Angebot in Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest. Dieser Navigator bietet neben frei zugänglichen Informationen über Arzneimittel exklusiv für AOK-Versicherte noch eine Vielzahl von Arzneimittelbewertungen.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.01.2013
http://www.aok-bv.de/gesundheit/versorg ... 09551.html
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Neue Leitlinie zur Medikation multimorbider Patienten

Beitrag von WernerSchell » 18.02.2013, 07:42

Das Deutsches Ärzteblatt machte in seiner Ausgabe vom 01.02.2013 auf eine interessante Leitlinie aufmerksam.
Sie hat offensichtlich im Zusammenhang mit den von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wiederholt angesprochenen
Medikationsproblemen bei älteren Menschen große Bedeutung.
Daher wird wie folgt auf diese Leitlinie aufmerksam gemacht:

Neue Leitlinie zur Medikation multimorbider Patienten
(Quelle: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... -Patienten )
Berlin – Die steigende Zahl multimorbider Patienten stellt an Hausärzte und Patienten hohe Anforderungen.
Denn Multimorbidität geht in der Regel mit Multimedikation und entsprechenden Risiken aufgrund von Wechselwirkungen oder Fehlanwendungen einher.
Eine neue Leitlinie soll Hausärzten nun Hilfestellung bei der Verordnungsentscheidung geben. ….
Die neue Leitlinie steht in der Arztbibliothek des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) zum Download bereit. > http://www.aezq.de/

zum Thema:
Leitlinie Multimedikation bei Erwachsenen und geriatrischen Patienten"
> http://www.arztbibliothek.de/mdb/downlo ... d-lang.pdf
ÄZQ-Tätigkeitsbericht 2012
> http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/taetig ... e/tb12.pdf

Hausärztliche Leitlinie Multimedikation
> http://www.pmvforschungsgruppe.de/pdf/0 ... ion_ll.pdf
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Sucht im Alter - Altenpfleger können helfen

Beitrag von WernerSchell » 03.05.2013, 06:48

Pressemitteilung von BARMER GEK und DHS vom 2. Mai 2013

Sucht im Alter – Altenpfleger können helfen

Berlin - Medikamente, Alkohol und Tabak sind unter alten Menschen in Deutschland weit verbreitet. Vor allem der Gebrauch von Medikamenten ist bei der Generation 60 plus oft problematisch. Häufig passiert dies in Alten- und Pflegeheimen, in denen bis zu einem Viertel der über 70-Jährigen von Psychopharmaka abhängig sein soll. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen bietet gemeinsam mit der BARMER GEK jetzt verstärkt Pflegekräften und Pflegedienstleitungen in den stationären Einrichtungen und der ambulanten Pflege Unterstützung beim Thema „Sucht im Alter“ an.

„Pflegerinnen und Pflegern kommt eine Schlüsselrolle zu im Kampf gegen Sucht im Alter. Sie können oft als Erste Veränderungen und gesundheitliche Probleme erkennen“, erläutert Andrea Jakob-Pannier, Präventionsexpertin bei der BARMER GEK. Den alten Menschen aus ihrer Sucht zu helfen lohne sich zu jedem Zeitpunkt und sei immer dann am erfolgreichsten, wenn Pflegende, Ärzte und Angehörige gemeinsam aktiv werden. „Der Umgang mit Medikamenten und der Konsum von Alkohol oder Tabak birgt bei alten Menschen schon weit vor einer Sucht hohe Risiken“, betont DHS-Geschäftsführer Dr. Raphael Gaßmann. Diese könnten oft beseitigt werden, zum Beispiel wenn in Absprache mit den behandelnden Ärzten Medikationen verändert werden.

Einen Einstieg in das Thema bietet die Broschüre „Medikamente, Alkohol, Tabak: Informationen für die Altenpflege“. Sie widmet sich vor allem dem Medikamenten- und Alkoholmissbrauch, streift aber auch die Tabakabhängigkeit. Sie wendet sich sowohl an Pflege- und Einrichtungsleitungen wie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der ambulanten und stationären Altenpflege. Kurzgefasste wissenschaftliche Informationen werden durch Erfahrungen ausgewiesener Praktiker und Handlungsempfehlungen ergänzt. Die Broschüre kann kostenlos unter info@dhs.de oder in allen Geschäftsstellen der BARMER GEK angefordert werden. Weitere Informationen gibt es unter http://www.unabhaengig-im-alter.de
________________________________________
BARMER GEK Pressestelle
Tel.: 0800 33 20 60 99 1420
presse@barmer-gek.de
Athanasios Drougias (Ltg.), Tel.: 0800 33 20 60 99 1421
Dr. Kai Behrens, Tel.: 0800 33 20 60 44 3020
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Psychopharmaka in der Altenpflege

Beitrag von Gaby Modig » 28.06.2014, 09:06

Die "Süddeutsche" berichtet am 27.06.2014:

Psychopharmaka in der Altenpflege
Spaziergang statt Pille


Jeder zweite Bewohner von Münchner Alten- und Pflegeheimen wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Das Münchner Amtsgericht vergleicht das mit Freiheitsentzug. Es will den Einsatz von Psychopharmaka in Seniorenheimen eindämmen - und dafür vor allem die Betreuer aufrütteln.
Von Ekkehard Müller-Jentsch
...
Jeder zweite Bewohner von Münchner Alten- und Pflegeheimen wird mit Medikamenten ruhiggestellt. Vor allem zur Nachtruhe, wenn sich wenige Pflegekräfte um viele Schützlinge kümmern müssen, werden die Dämmerschlaf-Pillen verabreicht. Die Münchner Heimaufsicht spricht bereits von einem bedenklichen Umgang mit Psychopharmaka.
...
(weiter unter) ... http://www.sueddeutsche.de/muenchen/psy ... -1.2020753
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Polymedikation: Klinik holt Apotheker auf Station

Beitrag von Presse » 11.07.2014, 08:23

Problemfall Polymedikation: Klinik holt Apotheker auf Station
Wie bekommen Kliniken die mit der Polymedikation verbundenen Probleme in der Geriatrie in den Griff?
Ein Krankenhaus in Münster setzt auf die Interaktion zwischen Ärzten und Klinikapothekern auf Station.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=865 ... ent&n=3589

Gaby Modig
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Eine Millition Ältere sind tablettensüchtig

Beitrag von Gaby Modig » 29.07.2014, 06:52

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet am 29.07.2014 über
"Eine Millition Ältere sind tablettensüchtig ".
In diesem Beitrag wird erneut verdeutlicht, dass viele ältere Menschen tablettensüchtig, abhängig, sind.
Anscheinend will das Bundesgesundheitsministerium dem entgegen wirken. Das ist gut so.
Allerdings ist auch Ursachenforschung angesagt. Dazu gehört dann festzustellen, dass offensichtlich
seitens der Ärzteschaft zuviel und die falschen Arzneimittel veordnet werden. Sie folgen damit dem
Druck der Pharmaindustrie.
Die Politik wäre demnach gut beraten, dem Verschreibungsverhalten der Ärzte und dem Wachstums-
streben der Pharmaindustrie entgegen zu wirken.
Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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