Pflegenoten - Anpassung dringend nötig

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Pflegenoten - Anpassung dringend nötig

Beitrag von Presse » 10.07.2012, 18:12

Pressemitteilung GKV-Spitzenverband vom 06.07.2012
Quelle: http://www.gkv-spitzenverband.de/presse ... g_6081.jsp

Anpassung der Pflegenoten dringend nötig - Kassen setzen auf schnellen Erfolg durch die Schiedsstelle.GKV-Spitzenverband

Eine kurzfristige Anpassung der Pflegenoten zur Qualitätsbewertung von Pflegeheimen ist derzeit nach Einschätzung des GKV-Spitzenverbandes über den Verhandlungsweg nicht zu erreichen. Vorschläge der Kassenseite über eine veränderte Bewertung, um die Qualitätsunterschiede der Einrichtungen für Verbraucher deutlicher zu machen, akzeptierten die Trägerorganisationen der Pflegeheime in den letzten sechs Monaten nicht. Um den Prozess trotzdem voranzutreiben und zeitnahe Verbesserungen für die Verbraucher zu erreichen, hat der GKV-Spitzenverband nun die Schiedsstelle angerufen.

„Kernaufgabe eines Heimes ist es, seine Bewohner gut zu pflegen und zu versorgen. Wenn es genau da hapert, müssen Mängel zu einer schlechten Gesamtnote für die Einrichtung führen. Schwarze Schafe dürfen sich nicht in der Herde verstecken können. Wir Kassen wollen, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen ganz deutlich zwischen guter und schlechter Pflege unterscheiden können. Da die Pflegeanbieter bisher eine schnelle, verbraucherfreundliche Veränderung blockieren, bleibt uns im Moment nur der Weg über die Schiedsstelle“, so Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes. Trotz des Antrags bei der Schiedsstelle sei die Kassenseite jedoch bereit weiterzuverhandeln.

Stichprobe soll anders gebildet werden
Da bei der jährlichen Prüfung der Heime nicht die Versorgungsqualität aller Bewohner kontrolliert werden kann, braucht man eine geeignete Auswahl. Bisher werden zehn Prozent der zufällig ausgewählten Heimbewohner in der Stichprobe erfasst. Der Schiedsstellenantrag der Kassen stellt auf ein neues Stichprobenmodell ab, mit dem künftig die Pflege von neun Personen, unabhängig von der Einrichtungsgröße, überprüft wird. Konkret sollen aus jeder der drei Pflegestufen zufällig drei Bewohner ausgewählt werden. Dadurch steigt die Vergleichbarkeit der Ergebnisse und die verschiedenen Kriterien (z. B. „Werden bei Bewohnern mit Inkontinenz bzw. mit Blasenkatheter die erforderlichen Maßnahmen durchgeführt?“) werden tatsächlich häufiger bewertet.

Die Änderung der Stichprobenbildung führt dazu, dass sich die Zahl der im Rahmen der Qualitätsprüfungen in Pflegeheimen zu begutachtenden Personen von ca. 85.000 Personen pro Jahr auf ca. 105.000 pro Jahr erhöht.

Kernkriterien sollen verbraucherrelevante Bereiche stärker berücksichtigen
Der Antrag des GKV-Spitzenverbandes sieht außerdem vor, künftig Kernkriterien einzuführen und ihnen eine stärkere Gewichtung in der Bewertung zu geben. Damit würde der Fokus auf jene Aspekte gelegt, die für den Gesundheitszustand, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Heimbewohner entscheidend sind. Bisher war es bei der Gesamtnote möglich, negative Einzelbewertungen auszugleichen.

Verzicht auf unnötige Kriterien
Parallel dazu sollen von den insgesamt 82 Transparenzkriterien zehn wegfallen, da sie sich in der bisherigen Praxis als verzichtbar erwiesen haben. Dabei handelt es sich oft um reine Dokumentationsfragen (z. B. ob schriftliche Verfahrensanweisungen zu Erster Hilfe und Verhalten in Notfällen existieren). Die Datenerhebung für die Pflegenoten könnte so von unnötiger Bürokratie befreit werden.

Hintergrund: Jährliche Qualitätsprüfungen – mittelfristige Veränderungen
Jedes der 11.600 Pflegeheime in Deutschland muss sich einmal im Jahr einer Qualitätsprüfung stellen. Die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen werden mit Schulnoten von sehr gut bis mangelhaft bewertet und im Internet veröffentlicht. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen erhalten so bundesweit Informationen über die Qualität aller Pflegeheime. Die Pflegenoten informieren über die Qualität der pflegerischen Leistungen und der sozialen Betreuung, aber auch über die hauswirtschaftlichen Leistungen und die Organisation der Einrichtungen.

Die Gesamtnote gibt dabei eine erste Orientierung. Genauere Informationen liefern die vier Bereichsnoten bzw. die 64 Einzelkriterien, die den Bereichsnoten und der Gesamtnote zugrunde liegen. Hinzu kommt noch eine Bewohnerbefragung, deren Ergebnis ebenfalls veröffentlicht wird. Insgesamt fußen die Aussagen zur Qualität eines Pflegeheims also auf bisher 82 Einzelkriterien. Diese Bewertungssystematik, die seinerzeit aufgrund gesetzlicher Vorgaben einvernehmlich mit den Heimträgern beschlossen werden musste, geht den Pflegekassen nicht weit genug. Ist eine Einigung in den Verhandlungen nicht möglich, kann durch eine Rechtsänderung seit 2011 eine Schiedsstelle angerufen werden. Sie muss dann innerhalb von drei Monaten nach Antragsstellung entscheiden.

Neben den kurzfristigen Veränderungen, die der GKV-Spitzenverband nun durch den Schiedsstellenantrag erreichen will, verhandeln die Pflegekassen mit den Leistungserbringern auch über mittelfristig angelegte Weiterentwicklung der Transparenzkriterien. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen (Dr. Wingenfeld/Dr. Engels) sollen die Bewertungskriterien überprüft werden, um bessere Aussagen zur Ergebnisqualität zu erhalten.

Dokumente und Links
Pressemitteilung: Anpassung der Pflegenoten dringend nötig - Kassen setzen auf schnellen Erfolg durch die Schiedsstelle (PDF, 171 KB)
http://www.gkv-spitzenverband.de/media/ ... edsamt.pdf
Mehr Informationen unter http://www.pflegenoten.de

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Pflege-TÜV abschaffen und Einsparungen in Pflege investieren

Beitrag von conny24 » 24.07.2012, 07:55

Presse hat geschrieben: Anpassung der Pflegenoten dringend nötig - ....


Ich plädiere für die Abschaffung der Pflegenoten. Sie geben jetzt und nach den Planungen auch später keine Beschreibung darüber, wie die Ergebnis- und Lebenswirklichkeit in der Pflege tatsächlich ist. Die Pflegenoten bewerten im Wesentlichen die Dokumentation und stellen dabei noch nicht einmal die allerwichtigsten Bereiche in den Mittelpunkt. Heimplatzsuchenden kann man ernstlich nicht empfehlen, Pflegenoten als Auswahlkriterium zu nutzen. Daher weg mit dem teuren Pflege-TÜV. Das dann eingesparte Geld sollte lieber in die Pflegekräftestellen investiert werden. Und die dann beim MDK "arbeitslos" gewordenen Pflegekräfte sollten wieder an die Pflegebetten zur Versorgung der kranken und hilfebedürftigen Menschen zurück kehren.

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Zweifel an Beurteilungssystem für Pflegeheime

Beitrag von Presse » 14.08.2012, 06:54

Ärzte Zeitung, 13.08.2012
Zweifel an Beurteilungssystem für Pflegeheime
HAMBURG (di). Gute Noten trotz schwerer Pflegemängel: dies lässt das Beurteilungssystem für Pflegeeinrichtungen
nach vdek-Angaben derzeit noch zu. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/news/articl ... heime.html

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Pflegenoten: vdek will nachbessern

Beitrag von Presse » 20.09.2012, 06:38

Pflegenoten: vdek will nachbessern
An den Pflegenoten entzündet sich der Zorn der Heime und Einrichtungen: Sie kritisieren vor allem die Gewichtung der Kriterien -
und klagen dagegen. Jetzt haben die Ersatzkassen einen Anlauf genommen,
dass System zu überarbeiten. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=821 ... ege&n=2213

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Kritik an der MDK-Prüfung und den Pflegenoten

Beitrag von WernerSchell » 06.02.2013, 09:08

Aus Forum:
viewtopic.php?t=18485

Pressemitteilung vom 05.02.2013

Sehr geehrte Damen und Herren,
von 40 Heimleiterinnen und Heimleitern, die im Netzwerk Frankfurter Forum für Altenpflege zusammenarbeiten, nahmen 31 an der Umfrage über Nutzen, Sinn und Wirkung der Pflegenoten teil. Sie gaben zwischen dem 16. und 25. Januar 2013 Antwort auf zwei Fragen:
- Werben Sie noch mit Pflegenoten?
- Plädieren sie persönlich für den Fortbestand der Pflegenoten?

Was die Befragten konkret über die Wirkung der Pflegenoten auf Verbraucher und auf die Menschen, die in Pflegeheimen leben und arbeiten, sagten, können Sie der FFA Pressemitteilung mit dem Titel: „Wir werben in unserer Homepage mit Kritik an der MDK-Prüfung und den Pflegenoten" entnehmen, deren Inhalte für die Medien freigegeben sind.
Mit freundlichen Grüßen
verbleibt
Beate Glinski-Krause
Leiterin des Netzwerkbüros
FRANKFURTER FORUM FÜR ALTENPFLEGE

+++

Ergebnis
FFA-Umfrage Pflegenoten in Heimen
(vom 16. – 25.01.2013)
Resonanz auf die FFA-FACHTAGUNG im Herbst 2012


„Wir werben für uns, indem wir Kritik an der MDK-Prüfung und den Pflegenoten üben"

Mit Kritik an den Pflegenoten werbe er auf seiner Homepage, teilte ein Heimleiter auf dem Umfragebogen des Frankfurter Forums für Altenpflege (FFA) mit, das mit einer Erhebung die Resonanz für Pflegenoten in den Frankfurter Heimen ermittelte. Die Befragung, an der sich 31 von 40 Frankfurter Heimleiterinnen und -leiter (77,5%) beteiligten, fand zwischen dem 16. und 25. Januar 2013 statt. Auf die 1. Frage, ob noch mit Pflegenoten geworben werde, antworteten 20 Leitende mit Nein und 11 mit Ja. Die 2. Frage, ob die verantwortlich Leitenden noch persönlich für den Fortbestand des Pflegenotensystems plädierten, wurde 29-mal verneint. Ein weiteres Resultat der Umfrage ist die Erfahrung, dass Menschen, die einen Heimplatz suchten, so gut wie nie nach Pflegenoten fragten. Sie orientierten sich daran, ob das Personal freundlich sei und schauten, wie ihnen das Haus gefällt.

Die Umfrage ergab sich aus der Fachtagung "Qualität in Altenpflegeheimen - geprüft, benotet, transparent?“, die das FFA-Netzwerk der Heimleitenden am 20.09.2012 im Römer veranstaltete. Damals sagte Referentin Natalie Albert (Caritas Münster): "Pflegenoten bewerten nicht die Pflegequalität und das Wohlbefinden der Bewohner." Daher habe man sich in Münster für ein Qualitätsmodell entschieden, das neben guter Beziehungspflege (nicht zählbar) auch die Pflegemitarbeiter in die Qualitätsentwicklung einbeziehe. Heimleitende des FFA ergänzten. „Der Aufwand für die Qualitätsprüfungen und die Ermittlung der Pflegenoten steht in keinem Verhältnis zum Ertrag für die auf Pflege angewiesenen Menschen.“ Das belaste auch das knapp bemessene Pflegepersonal.

Thomas Klie, Sozialgesetzexperte, sagte, dass allein der Bürokratie- und Kontrollaufwand in bundesdeutschen Pflegeheimen einen Batzen von 2,7 Mrd. Euro pro Jahr verschlinge.
Link zu FFA-Fachtagung Pressemappe vom Dezember 2012
http://www.ffa-frankfurt.de/pm-aktuelle ... 12-17.html

Werben Sie noch mit Pflegenoten?
In Flyern, im Internet oder anderen Medien haben laut der FFA-Umfrage schon viele Heimleitende und Träger die Werbung mit Pflegenoten ganz eingestellt. „Wir haben noch nie mit diesem Unfug geworben“, schrieb ein Heimleiter lapidar. Weniger direkt, aber ins Detail gehend äußert sich sein Kollege: „Das System ist völlig unzulänglich. Weniger wichtige Kriterien gleichen ganz wichtige Kriterien aus.“ Gemeint ist damit, dass eine gute Bewertung für das Layout einer Speisekarte eine schlechte Bewertung in der Pflege wettmachen kann. Also werbe man nicht mit Pflegenoten. Die elf Leitenden, die noch mit Pflegenoten werben, äußerten, dass die Heimträger dies wünschten.
Sieben Leitende lehnten das Werben mit den Noten ab, weil die Pflegenoten nicht die eigentliche Qualität der Pflege abbildeten und die gute Note 1,9 nach der aktuellen Bewertungsskala bereits eine schlechte Note sei. Dass nach den Pflegenoten gar nicht oder nur sehr selten gefragt werde, äußerten sechs Personen. Eine meinte, dass die beste Werbung die Mund-zu-Mund-Propaganda sei und eine andere: „Entscheidend ist der erste Eindruck, den Menschen von einer Einrichtung gewinnen.“

Plädieren Sie persönlich für den Fortbestand der Pflegenoten?
Auf diese Frage antworteten 29 von den 31 Leitenden mit einem Nein. Zwei entschieden sich weder für ein Ja noch ein Nein, sondern äußerten, dass das bestehende Pflegenoten-System seitens der Politik qualitativ verändert werden müsse. Der mit Abstand am häufigsten genannte Grund gegen Pflegenoten war der, dass der Pflege-TÜV nicht die eigentliche Qualität der Pflege abbilde. Die Pflegenoten seien irreführend, sie spiegelten nicht das wider, „was wirklich an Leistung am Menschen mit Pflegebedarf erbracht wird“. Und noch detaillierter: "Kontrollen im Pflegeheim, die nur das Verschriftlichte berücksichtigen, sich ausschließlich auf Dokumentation stützen, sind nicht zweckdienlich. Die Ergebnisqualität - also der aktuelle Zustand der Bewohner - wird nicht erhoben.“
Zehn Personen begründeten ihr Nein mit dem Aufwand für die Noten, der in keinem Verhältnis zum Nutzen stehe. „Das System ist zu teuer im Verhältnis zum Nutzen.“ Drei Leitende lehnen die Pflegenoten auch deswegen ab, weil sie von den Heimplatzsuchenden nicht nachgefragt werden.
Frankfurter Pflegeheimleitende wünschen sich eine konzertierte Aktion gegen Pflegenoten und werben mit dieser Pressemitteilung gegen den Pflege-TÜV und für ihre Häuser.

Text: Beate Glinski-Krause

Siehe auch unter
viewtopic.php?t=15708&highlight=memorandum
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Pflege-TÜV - Gute Noten & schlechte Pflege?

Beitrag von WernerSchell » 10.04.2013, 07:34

Aus Forum:
viewtopic.php?t=18654
Facebook-> https://www.facebook.com/werner.schell.7?ref=tn_tnmn

Pflege-TÜV - Gute Noten & schlechte Pflege?
Report München berichtete am 09.04.2013 zum Thema!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass der Pflege-TÜV mit seinen Schulnoten für Pflegeheime, nichts taugt. Die jetzigen Regelungen stellen im Wesentlichen auf die Dokumentation ab und gehören grundlegend reformiert. In den Mittelpunkt der Prüfung gehört die Ergebnisqualität!
In einer Pressemitteilung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vom 06.09.2010 hieß es bereits:
"Schulnoten für Pflegeeinrichtungen - Umsetzung der Transparenzvereinbarungen und Bewertungskriterien mangelhaft!"
Text dieser Mitteilung nachlesbar unter http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tungen.php
Das SG Münster bezeichnet in einer Entscheidung den Pflege-TÜV ist verbraucherfeindlich und rechtswidrig. Deutlicher geht es kaum!
Informativ zu diesem Thema auch das "Moratorium Pflegenoten" - siehe dazu auch unter
viewtopic.php?t=15708&highlight=moratorium

Werner Schell - http://www.wernerschell.de
Siehe auch Blog - Report München -> http://blog.br.de/report-muenchen/2013/ ... tnote.html
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Pflege-TÜV bleibt in der Kritik - BSG-Urteil wenig hilfreich

Beitrag von WernerSchell » 19.05.2013, 18:29

Aus Forum:
viewtopic.php?t=19057

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).


Pressemitteilung vom 18.05.2013

Der sog. Pflege-TÜV wurde keiner materiell-rechtlichen Prüfung unterzogen - Das BSG weist Revision mangels Rechtsschutzbe-dürfnis als unzulässig zurück

Es hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Klagen gegeben, mit denen die Rechtmäßigkeit des sog. Pflege-TÜV bestritten wurde. Es kam zu unterschiedli-chen Entscheidungen. Gleichwohl waren sich die meisten Pflege-Experten darin einig, dass die Pflegetransvereinbarungen (PTV) als Grundlage der Qualitätssicherung in den Pflegeeinrichtungen ungeeignet sind. Dem gesetzlichen Auftrag wird damit nicht entsprochen.

Im Gefolge der vielfältigen Streitverfahren hat die CBT-Caritas- Betriebsfüh-rungs- und Trägergesellschaft mbH, Köln (Klägerin) vor dem Bundessozialgericht (BSG) eine höchstrichterliche Entscheidung angestrebt. In seinem Urteil des BSG vom 16.05.2013 - B 3 P 5/12 R - war es aber leider nicht möglich, die gewünschte Klärung durchzusetzen.

Insoweit ist aber wichtig zu wissen: Das BSG hat „lediglich“ die eingereichte Revision mangels eines Rechtsschutzbedürfnisses zurückgewiesen. Laut Pressemitteilung des BSG habe „die Klägerin keinen Anspruch darauf, die Rechtswidrigkeit der Erstellung und Veröffentlichung von Transparenzberichten feststellen zu lassen“. Die erhoffte materiell-rechtliche Prüfung des Schulnotensystems gab es daher seitens des BSG nicht. Gleichwohl hat das BSG viele Probleme in der Umsetzung des gesetzlichen Auftrages gesehen, Transparenz über die Qualität in der Pflege herzustellen. Es konnte sich aber aus rechtlichen Erwägungen insoweit nicht zu einem Eingreifen entschließen. Nun liegt die "Spielball" erneut im politischen Feld.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk bedauert die getroffene Entscheidung des BSG zum Pflege-TÜV (Schulnoten für Pflegeeinrichtungen) und sieht eine Chance vertan, wirkungsvoll einzufordern, das Bewertungssystem für Pflegeeinrichtungen einer grundlegenden Reform zu unterziehen. Damit bleibt der Pflege-TÜV in seiner jetzigen Ausgestaltung (vorerst) in verbraucherfeindlicher und rechtswidriger Weise bestehen.

Vgl. dazu auch die Beiträge unter: viewtopic.php?t=18666 Dort ist u.a. auch eine Pressemitteilung der Klägerin zum Prozessausgang nachlesbar. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Anwaltskanzlei Hopfenzitz http://www.hopfenzitz.info/aktuelles/ und beim Moratorium Pflegenoten http://www.moratorium-pflegenoten.de/

Wie schon vor Jahren erklärt, gehört der Pflege-TÜV aufgelöst. Die dadurch eingesparten Finanzmittel (man schätzt insgesamt ca. 3 Milliarden Euro) sollten ergänzend für eine umfassende Pflegereform genutzt werden, die diesen Namen verdient (z.B. Verbesserung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes zu Gunsten der Demenzkranken und Schwerstpflegebedürftigen, deutliche Anhebung der Stellenschlüssel in den Pflegeeinrichtungen, verbunden mit weiteren Maßnahmen zur Auflösung der Arbeitsverdichtungen im Pflegesystem).

Wir brauchen mehr Pflegekräfte an den Pflegebetten, und zwar zu verbesserten Konditionen, und nicht ständig hohen Druck durch vielfältige Prüfinstanzen, die dann auch noch zu allem Übel nicht Ergebnis- und Lebensqualität, sondern letztlich die Dokumentationen bewerten. Das muss beendet werden!

Manfred Borutta, Pflegewissenschaftler, schrieb in der Zeitschrift „Dr.med.Mabuse“, Juli/August 2009 u.a.: „Man bleibt orientierungslos, wenn man sich anhand von Noten ein Bild von der Qualität der Pflegeleistungen machen will. Pflege ist so nicht messbar. Wir müssen in dieser Gesellschaft endlich diskutieren, was uns Pflege bedeutet.“ - Dem kann man auch heute noch uneingeschränkt zustimmen!

Der Neusser Pflegetreff am 28.05.2013 wird über wichtige Aspekte einer not-wendigen Pflegereform informieren und diskutieren (vgl. dazu die Hinweise unter viewtopic.php?t=18156 ). Danach wird Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk den Druck auf die politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen erhöhen.

In einem Statement von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vom 06.09.2010 wurde bereits ausgeführt:
Wichtiger als Schulnoten wäre eine wirkliche Reform der Pflegesysteme an „Haupt und Gliedern“. Ein erweiterter Pflegebedürftigkeitsbegriff und deutliche Leistungsausweitungen, die eine zuwendungsorientierte Pflege ermöglichen, sind dringend erforderlich. Zu einer Reform gehört zwingend, dass erheblich mehr Pflegefachpersonal in den Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommt. Menschen werden nur durch Menschen gepflegt und Abschied von der sog. Minutenpflege geht nur über Personalverstärkungen. Für die bundesweit einheitliche Personalberechnung in den Pflegeeinrichtungen, aber auch in den Krankenhäusern, bedarf es der Schaffung von Personalbemessungssystemen. Zur Zeit erfolgt der Pflege-Personaleinsatz mehr oder weniger nach Kassenlage. – Ein untragbarer Zustand!

Werner Schell – Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
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Wie Pflegeheime beurteilen - Gegenvorschlag zu Pflegenoten

Beitrag von Presse » 16.07.2013, 07:46

Ärzte Zeitung, 16.07.2013
Wie Pflegeheime beurteilen? - Gegenvorschlag zu Pflegenoten
Die MDK-Pflegenoten sind in die Kritik geraten - zu sehr stehe die Dokumentation im Fokus, nicht die tatsächliche Versorgung. Jetzt wird ein alternatives Messverfahren erprobt.
Von Ilse Schlingensiepen
"Pflegenote 5" - die bisherige Bewertung von Pflegeheimen fokussiert zu wenig auf die tatsächliche Versorgungsqualität, kritisieren Experten.
KÖLN. Um die Pflegequalität in Altenheimen zu ermitteln, gibt es bessere Methoden als die Verteilung von Pflegenoten.
.... (mehr) .... http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... 6-_-Pflege

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Kassen wollen transparente Pflegenoten

Beitrag von Presse » 20.06.2014, 07:11

Kassen wollen transparente Pflegenoten
Die Kriterien für die Bewertung von Pflegeheimen stehen seit Jahren in der Kritik. Reformen brachten bisher nur geringfüge Änderungen.
Die Krankenkassen verlangen nun ein alleiniges Mandat, bei dem die übrigen Verbände nur noch ein Anhörungsrecht haben.
Quelle: Berliner Zeitung
http://www.berliner-zeitung.de/wirtscha ... 43050.html

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Im Heim sind Ergebnis- und Lebensqualität entscheidend

Beitrag von WernerSchell » 12.07.2014, 09:33

Die Neuss-Grevenbroicherf Zeitung (NGZ) berichtete am 7. März 2014 in ihrer Lokalredaktion Dormagen über die Pflegesituation im Rhein-Kreis Neuss und titelte:
Pflegeheime erhalten sehr gute Prüfnoten
Zur Vorbereitung des Berichts hatte Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk Gelegenheit, ein Statement bzw. eine Einschätzung abzugeben. Die Äußerungen wurden mit wesentlichen Aussagen in den Bericht von Klaus D. Schumilas einbezogen:

Dormagen. Die umstrittenen Transparenzberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen weisen sehr gute Beurteilungen für die Heime aus.
In unschöner Regelmäßigkeiten ist bundesweit von schweren Mängeln in Pflegeheimen zu lesen. Vor weniger als einem halben Jahr war auch der Rhein-Kreis Neuss mit einer Einrichtung in Meerbusch betroffen. In Dormagen kann davon überhaupt keine Rede sein, legt man die Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen (MDK) zu Grunde. Drei der sieben Seniorenpflegeheime sind mit der Gesamtnote von 1,0 bewertet, drei weitere mit 1,1 bzw. 1,2. Auf den Top-Plätzen liegt wie im Vorjahr die Hausgemeinschaft Augustinus. Von 1,3 auf 1,0 verbesserte sich das Malteserstift St.-Katharina. Ebenfalls im Ranking vorne liegt das Seniorenzentrum Markuskirche, die Prüfungsnote stammt noch von Januar 2013, die nächste Prüfung steht an. Beim Caritashaus St. Franziskus (1,5 aus 2012/Platz sieben) läuft noch ein Widerspruch gegen die aktuelle Beurteilung.
"Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Heime im Rhein-Kreis Neuss gegenüber anderen Regionen relativ gut aufgestellt sind", sagt der Neusser Werner Schell, ein bundesweit anerkannter Experte und Buchautor zum Thema Pflege. Aber die in Heimen gefürchteten Besuche der MDK-Prüfer und deren Testurteile sieht Schell kritisch: "Die Qualitätsprüfungen des MDK und darauf basierende Pflegenoten müssten sich an der Ergebnis- und Lebensqualität der Heimbewohner ausrichten. Was heute aber geschieh, ist alles andere, nur das nicht." Eine positive Veränderung werden seiner Auffassung nach auch die neuen Vorgaben für das MDK-Prüfgeschehen nicht bringen: "Die Prüfer zielen weiterhin hauptsächlich auf die Pflegedokumentation ab. Und das hat das Sozialgericht Münster vor Jahren als rechtswidrig und verbraucherfeindlich bezeichnet. Dieser Pflege-TÜV gehört in der jetzigen Ausgestaltung in die Tonne." Kreis-Sozialdezernent Jürgen Steinmetz versichert: "Den Menschen in den kreisweiten Heimen geht es gut, auch wenn dies nicht überall in den Unterlagen ordnungsgemäß vermerkt ist."
Überbewerten mag auch Marc Strobel, Pflegedienstleiter im Malteserstift St. Katharina, die Topnote nicht: "Wir legen sie nicht zu den Unterlagen, die wir an Interessenten heraus geben." Sie kann, sagt er, als ein Kriterium von vielen anderen gesehen werden, die potenzielle Heimbewohner und deren Angehörige auf der Suche nach der richtigen Unterbringung berücksichtigen sollten. "Der erste Eindruck zählt", sagt Strobel. Er empfiehlt: "Schauen Sie, ob es in der Einrichtung hektisch ist, darauf, wie freundlich sie empfangen werden, ob Sie alle Informationen bekommen. Schauen Sie, welches Klima in den Wohnbereichen herrscht."
Pflegeexperte Werner Schell rät Folgendes: "Mehrfach hingehen, mit vielen Leuten sprechen, angefangen bei den Führungskräften bis hin zu den Pflegekräften, Angehörigen und Besuchern. Man muss schauen, wie man im Heim miteinander umgeht. Wie riecht es dort? Das heißt, kümmert man sich zeitgerecht um inkontinente Bewohner? Wie ist die ärztliche Versorgung gestaltet? Wie ist die Stimmung? Sind alle Stellen besetzt oder gibt es größere Krankheitsausfälle?" Und: "Das teure Heim ist nicht zwangsläufig besser."
Quelle: NGZ
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dor ... -1.4089119
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Ein Pro und Contra zu Pflegenoten

Beitrag von Presse » 29.07.2014, 08:01

Ein Pro und Contra zu Pflegenoten
Auf Grundlage der Pflegetransparenz-Vereinbarungen prüft der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) seit fünf Jahren Pflegeeinrichtungen
und vergibt Noten. Fast ebenso lange ist diese Bewertung in der Kritik ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... flegenoten

Politik will Pflege-TÜV weiter prüfen
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... er-pruefen
Rheinland-Pfalz: Gesundheitsminister kritisiert Pflege-TÜV
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... flege-TUeV
Union: Forderungen nach Reform des Pflege-TÜVs
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... lege-TUeVs

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Mehr Pflegepersonal = bessere Pflege! - Alternativlos!

Beitrag von WernerSchell » 11.01.2015, 08:19

Melanie Huml, Bayerische Gesundheitsministerin, will Pflegeheime häufiger kontrollieren lassen. So soll der Druck auf „schwarze Schafe“ steigen.
> http://www.mittelbayerische.de/nachrich ... eimen.html

Dazu kurz und bündig folgende Antwort:
Mehr Prüfungen lösen in den stationären Pflegeeinrichtungen null Probleme. Wer meint, verstärkte Kontrollen seien hilfreich, hat keine Ahnung. Der jetzige Pflege-TÜV gehört doch ohnehin in die Tonne (das Sozialgerecht Münster nannte ihn vor Jahren "verbraucherfeindlich und rechtswidrig"). Wir brauchen deutlich verbesserte Pflege-Rahmenbedingungen in den Heimen, v.a. mehr Pflegepersonal (keine "Billigversorgung"). Die Stellenschlüssel für die Pflege sind völlig unzureichend. Man könnte auch sagen, dass die "schwarzen Schafe", die bisher nur unzureichende Regelungen für die Pflegesysteme zustande gebracht haben, in den Parlamenten und Ministerien sitzen. Die Bekundungen für "Wertschätzung und Anerkennung" in Richtung Pflegekräfte müssen mit Inhalt gefüllt werden.
Werner Schell - 11.01.2015

https://www.facebook.com/werner.schell.7

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CDU-Experte nennt Pflege-TÜV "Desaster"

Beitrag von WernerSchell » 04.02.2015, 10:20

Jens Spahn: CDU-Experte nennt Pflege-TÜV "Desaster"
Das Noten-System für Pflegeheime hat laut CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn "gar nichts gebracht". Er fordert die Abschaffung.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/j ... -1.2333985
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Pflegenoten vor dem Aus?

Beitrag von WernerSchell » 05.02.2015, 07:25

Ärzte Zeitung, 05.02.2015
In jetziger Form: Pflegenoten vor dem Aus?
Die Noten für die Qualität in der Pflege sind seit ihrer Einführung umstritten. Jens Spahn,
Gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, hat jetzt erneut Bewegung in die
Diskussion gebracht. mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=878 ... ege&n=4021
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