3. Pflege-Qualitätsbericht des MDS 2012 - weiterhin Mängel

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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3. Pflege-Qualitätsbericht des MDS 2012 - weiterhin Mängel

Beitrag von WernerSchell » 22.04.2012, 07:11

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Pressemitteilung vom 20.04.2012

3. Pflege-Qualitätsbericht des MDS 2012

Wie hat sich die Qualität in der Pflege, zum Beispiel bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung, beim Umgang mit Menschen mit Demenz oder bei der Vermeidung von Druckgeschwüren, in den letzten Jahren entwickelt?

Um diese Fragen zu beantworten, hat der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) die Daten von mehr als 100.000 Pflegebedürftigen für den dritten Pflege-Qualitätsbericht ausgewertet.

Dieser 3. Pflege-Qualitätsbericht des MDS wird am 24.04.2012 in Berlin in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Anwesend werden u.a. sein:

• Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-SV
• Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS
• Jürgen Brüggemann, Fachgebietsleiter „Qualitätsmanagement Pflege“ des MDS

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk wird über die Feststellungen des MDS informieren und dazu ein Statement abgeben.

Es ist im Übrigen vorgesehen, in einem der nächsten Pflegetreffs in Neuss, voraussichtlich im November 2012, auf die aktuellen Feststellungen des MDS im Zusammenhang mit wichtigen Versorgungs- und Pflegeerwägungen, wie z.B. ärztliche Versorgung (Besuchstätigkeit), Medikation, Fixierung und Mangelernährung, näher einzugehen. Erste Erörterungen zum 3. Qualitätsbericht des MDS wird es sicherlich schon beim Pflegetreff am 15.05.2012 in Neuss-Erfttal, 18.00 – 20.00 Uhr, geben. Nähere Informationen insoweit unter viewtopic.php?t=16058

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei!
Text als pdf-Datei hier >>> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 042012.pdf
+++
Die Medien berichten u.a. wie folgt:
http://www.openbroadcast.de/article/195 ... -2012.html
http://www.presseanzeiger.de/infothek/g ... 585471.php
http://www.openpr.de/news/626013/3-Pfle ... -2012.html
http://www.ak-gewerkschafter.de/2012/04 ... -mds-2012/

Stand: 22.04.2012
Zuletzt geändert von WernerSchell am 18.10.2012, 17:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Rob Hüser
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Hospizstiftung sieht erhebliche Pflege-Missstände

Beitrag von Rob Hüser » 24.04.2012, 07:17

Hospizstiftung sieht erhebliche Pflege-Missstände
Meldung vom 24.04.2012

Berlin (dpa) - Vor der Veröffentlichung neuer Erkenntnisse über die Zustände in deutschen Pflegeheimen fordert die Deutsche Hospiz Stiftung von den Krankenkassen die Offenlegung aller Missstände. Der Vorstand der Patientenschutzorganisation, Eugen Brysch, geht davon aus, dass es ungebrochen gravierende Fehlentwicklungen gibt.
«42 Prozent der Menschen in Pflegeheimen leben unter freiheitsentziehenden Maßnahmen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Pflegebedürftige würden oft mit Bändern am Bett gefesselt. «Der Medizinische Dienst der Krankenkassen sollte seine Erkenntnisse darüber offenlegen.» Wenn Heimbewohner im Bett mit Bändern fixiert oder mit Gittern dort gehalten werden, müsse dies auch in die Notengebung des Pflege-TÜV eingehen, forderte Brysch zudem. Er kritisierte auch das «Fälschen und Frisieren von Pflege-Dokumentationen, die der Medizinische Dienst einsieht». Dies müsse unter Strafe gestellt werden.
An diesem Dienstag (11.30 Uhr) stellt der Medizinische Dienst der Krankenkassen in Berlin seinen neuen Pflege-Qualitätsbericht vor.
Der Vorläufer-Bericht hatte vor fünf Jahren unter anderem Mängel bei Ernährung und Flüssigkeitsversorgung bei etwa jedem dritten Pflegebedürftigen ergeben.
... Siehe auch die weiteren Ausführungen unter
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3316

Quelle: GKV-Spitzenverband
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3317
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Ans Bett gefesselt - Deutschlands Pflegeheime im Fokus

Vor fünf Jahren stellten Prüfer gravierende Mängel in deutschen Pflegeheimen fest. Nun haben sie die Lage erneut untersucht.
Patientenschützer fordern, dass alle Fakten auf den Tisch kommen.
Berlin (dpa) - Vor der Veröffentlichung neuer Erkenntnisse über die Zustände in den deutschen Pflegeheimen haben Patientenvertreter die Krankenkassen zur Offenlegung aller Missstände aufgefordert. An diesem Dienstag (11.30 Uhr) stellt der Medizinische Dienst der Krankenkassen seien neuen Pflege-Qualitätsbericht vor.
Der Vorläufer-Bericht hatte vor fünf Jahren Politiker alarmiert.
Mängel bei Ernährung und Flüssigkeitsversorgung gab es bei etwa jedem dritten Pflegebedürftigen. Bei jedem zehnten Heimbewohner und bei 5,7 Prozent der Pflegebedürftigen daheim stellten die Prüfer einen akut unzureichenden Pflegezustand fest.
Der Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, geht davon aus, dass es ungebrochen gravierende Fehlentwicklungen gibt. «42 Prozent der Menschen in Pflegeheimen leben unter freiheitsentziehenden Maßnahmen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Pflegebedürftige würden oft mit Bändern am Bett gefesselt. «Der Medizinische Dienst der Krankenkassen sollte seine Erkenntnisse darüber offenlegen.» Wenn Heimbewohner im Bett mit Bändern fixiert oder mit Gittern dort gehalten werden, müsse dies auch in die Notengebung des Pflege-TÜV eingehen, forderte Brysch zudem.
«Wir kritisieren seit Jahren, dass das Fälschen und Frisieren von Pflege-Dokumentationen, die der Medizinische Dienst einsieht, nicht bestraft wird», sagte Brysch weiter. Rund 30 Prozent der Dokumentationen in den Pflegeheimen stimmten nicht. Brysch forderte die Politik auf, auf mehr angestellte Ärzte in Heimen hinzuwirken.
Auf diese Weise könnten 40 Prozent der Krankenhauseinweisungen aus Heimen heraus vermieden werden.
«Von den 700 000 Menschen in Pflegeheimen müssen 500 000 Menschen eine zumindest partielle Schmerztherapie haben», sagte Brysch zudem.
«Der Schmerzpatient in einem Pflegeheim ist aber so selten wie der Löwe in der Wüste.» Unterm Strich könne der Medizinische Dienst der Kassen nur eine traurige Statistik führen. Angesichts der stark verbesserungswürdigen Zustände sei der Dienst zahnlos.
Fast zur gleichen Zeit wie die Krankenkassen geht der Deutsche Ethikrat mit dem Thema an die Öffentlichkeit. Er veröffentlicht an diesem Dienstag (11.00 Uhr) seine Stellungnahme zu «Demenz und Selbstbestimmung». In seinen Empfehlungen will der Ethikrat auch konkrete Vorschläge etwa zum Problem der freiheitsbeschränkenden Maßnahmen sowie zur Versorgung von Demenzkranken machen.
Am Donnerstag dann wird die Pflegereform der Koalition erstmals im Bundestag debattiert. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) verspricht darin mehr Hilfen für 500 000 Demenzkranke und kleinere Verbesserungen. Die Opposition hatte sich enttäuscht gezeigt und vor einer Pflegekatastrophe gewarnt. Vertreter der Pflegebranche hatte Bahrs Konzept als unzulänglich kritisiert. Der Beitrag zur Pflegeversicherung soll zum 1. Januar 2013 von 1,95 auf 2,05 Prozent steigen. Dies soll gut eine Milliarde Euro mehr pro Jahr bringen.

Quelle: GKV-Spitzenverband, 24.04.2012
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3316
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Qualitätsfortschritte in der Pflege

Beitrag von Presse » 24.04.2012, 13:06

Gemeinsame Pressemitteilung
GKV-Spitzenverband
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) vom 24.04.2012


Qualitätsfortschritte in der Pflege:
Medizinischer Dienst veröffentlicht 3. Pflege-Qualitätsbericht


Die Qualität der Pflege in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten hat sich verbessert. Das zeigt der dritte Pflege-Qualitätsbericht, den der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) und der GKV-Spitzenverband am 24. April 2012 in Berlin vorstellten. Vor allem bei der Ernährung und Flüssigkeitsversorgung sowie im Umgang mit Menschen mit Demenz gab es Fortschritte im Vergleich zum Bericht aus dem Jahr 2007. Bei anderen Pflegeproblemen – etwa, wenn es darum geht, ein Druckgeschwür zu vermeiden – offenbaren sich jedoch noch Schwächen. Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Einrichtungen, die die Prozessstandards guter Pflege erfüllen, erreichen auch bessere Ergebnisse in der Versorgungsqualität.

„Die gute Nachricht ist, dass sich die Qualität der Pflege positiv weiterentwickelt hat. Die Pflegebedürftigen werden heute besser versorgt als noch vor einigen Jahren. Es gibt aber nach wie vor viel zu tun. Die Tatsache, dass es insgesamt besser geworden ist, heißt nicht, dass es überall gut ist“, so Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes.

„Seit 2008 werden die Pflegeeinrichtungen regelmäßig durch den MDK geprüft. Unsere Auswertungen zeigen, dass sich in dieser Zeit die Qualitätssituation in der stationären wie in der ambulanten Pflege verbessert hat“, so Dr. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. „Dieser erfreuliche Trend ist das Ergebnis der Qualitätsanstrengungen der Einrichtungen, aber er ist auch der Effekt der MDK-Qualitätsprüfungen und der Pflegetransparenz. Verbesserungen zeigen sich besonders bei der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung und beim Umgang mit demenzkranken Menschen. Trotzdem können wir nicht zufrieden sein, weil sich bei einigen Kriterien zu wenig bewegt hat. Hier sind die Einrichtungen gefordert, ihr qualitätsgeleitetes Arbeiten auszubauen.“

Grundlage des Berichts sind alle Qualitätsprüfungen, die die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) zwischen dem 1. Juli 2009 und dem 31. Dezember 2010 durchgeführt haben, insgesamt wurden 8.101 Qualitätsprüfungen in Pflegeheimen und 7.782 Qualitätsprüfungen in ambulanten Pflegediensten ausgewertet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Pflege in Deutschland: Die Qualitätsprüfer des MDK untersuchten den Pflegezustand von rund 62.000 Pflegeheimbewohnern sowie von rund 45.000 Pflegebedürftigen, die von ambulanten Pflegediensten betreut wurden, prüften die Pflegemaßnahmen und befragten sie nach ihrer Versorgungssituation.

Wichtige epidemiologische Ergebnisse für die stationäre Versorgung
Zum ersten Mal ermittelt der Bericht epidemiologische Daten zur Häufigkeit wichtiger gesundheitlicher Einschränkungen von Pflegebedürftigen. So sind knapp 61 % der Pflegeheimbewohner in ihrer Alltagskompetenz durch Demenz oder andere gerontopsychiatrische Krankheiten eingeschränkt. Etwa 31 % der Bewohner leiden an chronischen Schmerzen. Rund 66 % aller Pflegeheimbewohner benötigen eine Inkontinenzversorgung. Einen bedeutenden Gewichtsverlust zeigen rund 9 % der untersuchten Bewohner; 4,4 % der Pflegebedürftigen leiden an einem Dekubitus.

Qualität in der stationären Pflege
Der Hauptfokus der Qualitätsprüfungen liegt auf der Versorgungsqualität, das heißt auf der personenbezogenen Prozess- und Ergebnisqualität. Hierzu bewerten die MDK-Qualitätsprüfer bei einer Zufallsstichprobe von 10 % der Pflegebedürftigen in der jeweiligen Einrichtung den Pflegezustand und die Pflegemaßnahmen. Fortschritte im Vergleich zum Jahr 2007 gibt es bei der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung sowie beim Umgang mit Menschen mit Demenz, Verbesserungsbedarf zum Beispiel bei der Vermeidung von Druckgeschwüren und der Erfassung von Schmerzen.

Beispiel Ernährungszustand: Der Ernährungszustand war bei 95 % der untersuchten Pflegeheimbewohner angemessen, bei 5 % wurde eine defizitäre Ernährungssituation festgestellt. Rund zwei Drittel (67,4 %) aller Pflegeheimbewohner benötigten Hilfe beim Essen und Trinken. Vier von fünf Betroffenen (79,5 %) erhielten laut Pflege-Qualitätsbericht die erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen: Sie wurden nach Bedarf bei der Nahrungsaufnahme unterstützt, erhielten bei Schluckstörungen speziell zubereitete Nahrung und energiereiche Speisen. Jeder fünfte Betroffene (20,5 %) erhielt diese Unterstützung nicht im erforderlichen Umfang. Im Vergleich zum Bericht aus dem Jahr 2007 hat sich der Erfüllungsgrad damit bei den erforderlichen Maßnahmen zur Ernährung von 64,0 % auf 79,5 % erhöht.

Beispiel Druckgeschwüre: Knapp die Hälfte (46,9 %) der untersuchten Heimbewohner hatte ein Dekubitusrisiko. In 59,3 % dieser Fälle wurden erforderliche Prophylaxen wie etwa Lagerungswechsel oder Einsatz von Hilfsmitteln durchgeführt, bei 40,7 % stellten die MDK-Prüfer Versäumnisse fest. Im Vergleich zum Bericht des Jahres 2007 ist bei der Dekubitusprophylaxe keine Verbesserung eingetreten.

„In einigen zentralen Bereichen haben wir bereits einen besseren Qualitätsstandard erreicht. Den gilt es zu sichern und weiter auszubauen“, fasst der Fachgebietsleiter Qualitätsmanagement Pflege des MDS, Jürgen Brüggemann, die Ergebnisse zusammen. „Bei der Dekubitusprophylaxe, aber auch beim Schmerz- und beim Medikamentenmanagement können und müssen die Einrichtungen ihre Qualitätsbemühungen verstärken. Das gilt auch für die Versorgung von Menschen mit Demenz. Pflegeheime müssen sich künftig noch besser als bisher auf diese Zielgruppe einstellen.“

Je besser der Pflegeprozess, desto besser die Ergebnisqualität
Die jetzt veröffentlichten Daten belegen außerdem, dass pflegerische Interventionen Wirkung zeigen. Ein Beispiel hierfür ist die Dekubitusprophylaxe: 7,4 % der Pflegeheimbewohner, bei denen keine Prophylaxemaßnahmen zur Verhinderung von Druckgeschwüren durchgeführt wurden, entwickelten Druckgeschwüre, während der Anteil von Bewohnern mit Druckgeschwüren in der Gesamtstichprobe bei 4,4 % lag. Auch das Beispiel „Ernährung“ zeigt, wie wirksam eine qualitativ hochwertige Pflege ist. Ein Drittel der Pflegeheimbewohner (33,9 %), denen keine ausreichenden unterstützenden Maßnahmen zur Ernährung angeboten wurden, erlitten einen bedeutenden Gewichtsverlust. Anders in der Gesamtstichprobe: Hier waren es lediglich 9,1 %. Durch die Einhaltung wesentlicher Prozesskriterien können also bessere Versorgungsergebnisse erreicht werden. „Unsere Ergebnisse widerlegen den häufig vorgebrachten Vorwurf, in der Prüfung werde nur die Dokumentationsqualität und nicht die tatsächliche Versorgung erfasst. Sie belegen vielmehr, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Prozessstandards und Versorgungsergebnissen gibt“, unterstreicht MDS-Chef Pick.

Qualität in der ambulanten Pflege
Bei der ambulanten Pflege kann nur die Qualität jener Leistungen evaluiert werden, über die der Pflegebedürftige einen Vertrag mit dem ambulanten Pflegedienst abgeschlossen hat. Eine sorgfältige pflegerische Bestandsaufnahme zu Beginn der Versorgung ist deshalb wichtig.
Beispiel Druckgeschwüre: 18,2 % der Pflegebedürftigen, die die MDK-Qualitätsprüfer in ihrer Wohnung besucht haben, hatten mit dem betreuenden Pflegedienst Leistungen zur Vermeidung von Druckgeschwüren vereinbart. Bei ihnen untersuchten die MDK-Mitarbeiter u. a., ob die Lagerungsmaßnahmen hautschonend durchgeführt wurden und ob geeignete Hilfsmittel eingesetzt wurden. Bei gut zwei Dritteln (68,3 %) war dies der Fall. Bei einem Drittel wurden die vereinbarten Leistungen nicht entsprechend den pflegerischen Standards erbracht.

Insgesamt zeigten sich bei der Versorgungsqualität in der ambulanten Pflege ähnliche Trends wie im stationären Bereich: Qualitätsfortschritte gab es beispielsweise bei der Ernährung und der Inkontinenzversorgung. Verbesserungsbedürftig ist die Versorgung von Menschen mit Demenz. In der MDK-Qualitätsprüfung wird beispielsweise erhoben, ob die Pflegedienste den Angehörigen Informationen und Hinweise zum Umgang mit demenzkranken Menschen geben und ob bei der Pflege die biografischen Besonderheiten der von Demenz betroffenen Pflegebedürftigen berücksichtigt werden. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Pflegedienste diese Möglichkeiten zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Demenz nicht ausreichend nutzten.

MDS und GKV-Spitzenverband betonten, dass die verpflichtenden Qualitätsprüfungen und die Pflegetransparenz Dynamik in die Qualitätsentwicklung in der Pflege gebracht hätten. Das gelte es auch von Seiten der Pflegeeinrichtungen anzuerkennen. Sie sprachen sich dafür aus, die Pflege-Transparenzvereinbarungen jetzt zügig weiterzuentwickeln. Ebenso gelte es, die externen Qualitätsprüfungen auch in Zukunft für weitere Qualitätsverbesserungen zu nutzen.

Gemeinsame Pressemitteilung
https://www.gkv-spitzenverband.de/uploa ... _19547.pdf
Alle Unterlagen zur Pressekonferenz
https://www.gkv-spitzenverband.de/GemPK ... MDS.gkvnet

Quelle: https://www.gkv-spitzenverband.de/GemPM ... cht.gkvnet

Pressekontakt:
MDS, Pressestelle, Christiane Grote, Tel. 0201 8327-115 GKV-Spitzenverband, Pressestelle, Florian Lanz, Tel. 030 206288-4200
Zuletzt geändert von Presse am 24.04.2012, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.

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14o.000 Heimbewohner fixiert

Beitrag von Presse » 24.04.2012, 13:17

140 000 Heimbewohner werden im Bett oder Rollstuhl festgehalten

Berlin (dpa) - Hunderttausende Bewohner von Pflegeheimen in Deutschland werden nicht ausreichend gepflegt. Rund 140 000 Menschen werden mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten.
Bei 14 000 von ihnen fehlt die dafür vorgeschriebene richterliche Anordnung. Das teilten die Krankenkassen am Dienstag bei der Vorlage ihres neuen Qualitätsberichts zur Pflege in Deutschland mit.
Kassenverbands-Vorstand Gernot Kiefer forderte, die Häufigkeit solcher Freiheitseinschränkungen sehr deutlich zu reduzieren - und in jedem Fall den Rechtsweg einzuhalten.
Trotz Verbesserungen im Vergleich zum Vorgängerbericht 2007 forderte der Medizinische Dienst der Kassen deutliche Verbesserungen in den Heimen. «Die Qualität der Pflege in Deutschland ist überwiegend gut», sagte Geschäftsführer Peter Pick. «Jedoch wird in zentralen Versorgungsbereichen - Beispiel Ernährung, Dekubitus (Wundliegen) - eine relevante Gruppe von 20 bis 40 Prozent der Pflegebedürftigen nicht entsprechend den anerkannten Standards einer guten Pflege gepflegt.» So hätten 47 Prozent der 700 000 Heimbewohner ein erhöhtes Risiko, sich wund zu liegen. In 41 Prozent dieser Fälle seien Versäumnisse beim Schutz davor festgestellt worden.
Viele Menschen bekämen Pillen zum Ruhigstellen: «Es ist in der Tat so, dass zu viele ruhigstellende Mittel in Pflegeeinrichtungen verordnen werden», sagte Pick. Insgesamt sind 61 Prozent der Heimbewohner wegen Demenz oder ähnlicher Leiden eingeschränkt handlungsfähig.

Quelle: GKV-Spitzenverband, 24.04.2012
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3322

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Krankenkassen fordern Verbesserungen in Pflegeheimen

Beitrag von Presse » 24.04.2012, 13:20

Krankenkassen fordern Verbesserungen in Pflegeheimen

Berlin (dpa) - Die Krankenkassen haben die Pflegeeinrichtungen zu Verbesserungen bei Missständen wie dem Fesseln von Pflegebedürftigen aufgefordert. Zugleich wiesen sie Angaben der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung zurück, laut denen 42 Prozent der Menschen in Pflegeheimen unter freiheitsentziehenden Maßnahmen leben. Das hatte der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin gesagt.
«Nach unseren Ergebnissen werden bei 20 Prozent der Pflegebedürftigen in Pflegeheimen freiheitsentziehende Maßnehmen angewendet», sagte die Sprecherin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, Christiane Grote, am Dienstag der dpa. Bei etwa jedem zehnten Pflegebedürftigen in dieser Gruppe fehle die erforderliche Genehmigung. «An diesem Punkt müssen die Einrichtungen ihren Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen deutlich verbessern», forderte Grote. In der Fachwelt bestehe Einigkeit, dass sich die Zahl solcher Eingriffe durch gezielte pflegerische Interventionen deutlich verringern lasse.
An diesem Dienstag stellt der Medizinische Dienst der Krankenkassen seien neuen Pflege-Qualitätsbericht vor. Brysch forderte, wenn Heimbewohner im Bett mit Bändern fixiert oder mit Gittern dort festgehalten würden, müsse dies auch in die Notengebung des Pflege-TÜV eingehen.

Quelle: GKV-Spitzenverband, 24.04.2012
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3319

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Zu oft wird Pflege zur Freiheitsberaubung

Beitrag von Presse » 25.04.2012, 06:46

Zu oft wird Pflege zur Freiheitsberaubung
700.000 Menschen leben in Pflegeheimen - Zigtausende von ihnen werden eher schlecht als recht versorgt.
Woran es mangelt, deckt der dritte Pflegequalitätsbericht des Medizinischen Dienstes auf. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=811 ... ege&n=1860

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Pflegeheime: Schmerztherapie mit Defiziten

Beitrag von Presse » 25.04.2012, 06:57

Pflegeheime: Schmerztherapie mit Defiziten
Es geht aufwärts mit der Pflegequalität. Das stellt der dritte Pflegequalitätsbericht des Medizinischen Dienstes fest.
Das Bild ist jedoch getrübt. Zigtausende Heimbewohner leiden immer noch unter Pflegemängeln.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=811 ... ege&n=1861

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3. MDS-Qualitätsbericht - weiterhin gravierende Mängel

Beitrag von WernerSchell » 25.04.2012, 07:37

Siehe auch unter
http://www.wernerschell.de/Medizin-Infos/pflege.php

3. Bericht des MDS nach § 114a Abs. 6 SGB XI -Qualität in der ambulanten und stationären Pflege hier (PDF)
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... assung.pdf
GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DES MDS UND DES GKV-SPITZENVERBANDS vom 24.04.2012 und weitere Beiträge im Forum Werner Schell hier
viewtopic.php?t=17239
+++
Zum Umgang mit Pflegemängeln siehe:
Werner Schell: 100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen - Wie man konkret bei Pflegemängeln vorgeht - das verraten die 100 Tipps dieses Buches -
Näheres hier http://www.wernerschell.de/Buchtipps/10 ... tungen.php
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MDS-Bericht ist nur die halbe Wahrheit

Beitrag von Presse » 25.04.2012, 12:48

MDS-Bericht ist nur die halbe Wahrheit

Der dritte Bericht zur Qualität in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen wurde gestern vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) vorgestellt. Im Vergleich zum letzten Bericht 2007 hat sich aus Sicht des MDS die Qualität der Pflege weiter verbessert. Insbesondere sind Verbesserungen bei Ernährung und Flüssigkeitsversorgung zu beobachten. Qualitätsent-wicklungen werden speziell bei der Vermeidung von Druckgeschwüren (Dekubiti) und in der Versorgung von Menschen mit Demenz in der häuslichen Pflege gesehen.
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK) zeigt sich erfreut über den weiterhin positiven Trend der Qualitätsentwicklungen. „ In den Ergebnissen spiegeln sich die großen Anstrengungen der Einrichtungen wider, unter schwierigen Bedin-gungen gute Pflege zu verwirklichen“ sagt Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK. „Ärgerlich ist die Reduzierung auf einzelne Punkte ohne Kenntnis des Prüfverfahrens, des zu Grunde liegenden Bewertungssystems und vor allem ohne Berücksichtigung der Rahmenbedingungen. Solange die für die Qualitätsprüfung derzeit anzuwendenden Kriterien nicht maßgeblich von der Pflege beeinflusst werden können, müssen Schuldzuweisungen unterbleiben.“
Teilweise sind als verbesserungsbedürftig benannte Pflegebereiche, wie die häusliche Versorgung von Menschen mit Demenz, durch strukturelle Rahmenbedingungen beschränkt. Die Leistungen der Pflegeversicherung umfassen in der ambulanten Pflege Verrichtungen bei Körperpflege, Ernährung, Mobilität und Hauswirtschaft. Der Zugang zu Menschen mit Demenz erfordert jedoch Zeit für eine dem Grad der Erkrankung angepassten Kommunikation. Wer den Umgang mit kognitiv eingeschränkten Menschen kennt weiß, wie zeitintensiv die gezielte und sich ständig wiederholende Anleitung der Betroffenen bei der Unterstützung in ihren täglichen pflegerischen Aktivitäten ist. Auch die Beratung der Angehörigen ist vergütungsrechtlich von den Kassen nicht vorgesehen.
Die mangelnde Qualität hinsichtlich der Vermeidung von Dekubiti bei jedem Dritten in der ambulanten Versorgung ist nicht allein den Pflegediensten anzukreiden. Wie die Umfrage des Dekubitus Forums des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed) im Februar 2012 zeigte, besteht bei rund einem Drittel der vom Pflegedienst betreuten Menschen ein erhöhtes Dekubitusrisiko. Antidekubitussysteme kommen aber laut ihrer Erkenntnis bei nur knapp 40 Prozent dieser Risikopatienten zum Einsatz. Trotz des bestehenden Anspruchs auf ein Antidekubitus-Hilfsmittel werden Anträge von gefährdeten Personen zu einem Großteil von den Krankenkassen abgelehnt. Auch dem DBfK liegen solche Berichte gehäuft vor.

Vor diesem Hintergrund sind die vom MDS ermittelten epidemiologischen Daten interessant. Sie zeigen die Versorgungsbedarfe der Bevölkerung auf, zumeist des älteren Teils der Gesellschaft. Pflege ist aber ein komplexes Geschehen, in dem viele Akteure Einfluss nehmen. Es muss interdisziplinär und sektorenübergreifend gehandelt werden, um die adäquate gesundheitliche Versorgung der Gesellschaft zu sichern. Dafür ist die Bereitstellung adäquater personeller und sächlicher Ressourcen erforderlich. Durch mehr Personal könnten auch weit mehr Heimbewohner ohne freiheitsentziehende Maßnahmen versorgt werden.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Salzufer 6, 10587 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
http://www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder weitere Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 25.04.2012
http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/w ... &navid=100

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Re: MDS-Bericht ist nur die halbe Wahrheit

Beitrag von Rob Hüser » 26.04.2012, 07:30

Presse hat geschrieben:MDS-Bericht ist nur die halbe Wahrheit ....
Vor diesem Hintergrund sind die vom MDS ermittelten epidemiologischen Daten interessant. Sie zeigen die Versorgungsbedarfe der Bevölkerung auf, zumeist des älteren Teils der Gesellschaft. Pflege ist aber ein komplexes Geschehen, in dem viele Akteure Einfluss nehmen. Es muss interdisziplinär und sektorenübergreifend gehandelt werden, um die adäquate gesundheitliche Versorgung der Gesellschaft zu sichern. Dafür ist die Bereitstellung adäquater personeller und sächlicher Ressourcen erforderlich. Durch mehr Personal könnten auch weit mehr Heimbewohner ohne freiheitsentziehende Maßnahmen versorgt werden.
Der DBfK hat völlig richtig geurteilt: Der MDS-Bericht ist nur die halbe Wahrheit. Denn es mangelt in der Tat an den erforderlichen personellen und sachlichen Ressourcen. Entscheidend ist: Durch mehr Personal allein können die Zustände erheblich verbessert werden. Wer das nicht erkennt, hat keine Ahnung. Wer es nicht wissen will, ist böswillig.
Die Abgeordneten, die ab heute über die sog. Pflegereform beraten, sollten die Erwägungen betreffend die unzureichenden Ressourcen beachten.

Rob
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Pflegemängel .... zeigen dringenden Handlungsbedarf auf

Beitrag von WernerSchell » 26.04.2012, 08:36

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Pressemitteilung vom 26.04.2012

Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf

Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) hat am 24.04.2012 seinen 3. Qualitätsbericht 2012 vorgelegt - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... assung.pdf - und darin u.a. herausgestellt, dass sich die Qualität der Pflege gegenüber früheren Berichten (2005 und 2007) gebessert habe, aber gleichwohl über erhebliche Pflegemängel zu informieren sei. Beklagenswerte Zustände gibt es sowohl stationär wie ambulant und betreffen zum Beispiel die Ernährung (Nahrungsaufnahme), Lagerung, Mobilisation und Freiheit (Vermeidung von Fixierungen) der pflegebedürftigen Menschen. Das Ausmaß dieser Mängel wird im Qualitätsbericht nur pauschal und mit prozentualen Angaben beschrieben, so dass die exakten Pflege- und Versorgungsdefizite nicht ganz deutlich werden. Dabei spielt sicherlich auch eine Rolle, dass der MDS bemüht erscheint, in seinem Qualitätsbericht der eigenen Prüftätigkeit einen nicht unerheblichen Erfolg zuzuordnen und andererseits die Feststellungen zu einem großen Teil nur auf Dokumentationen gestützt werden (können). Es ist und bleibt ein Nachteil, wie beim vielfach kritisierten sog. Pflege-TÜV, dass das Dokumentationsgeschehen weitgehend die Basis von Beurteilungen ist und bleibt. Mittlerweile haben sich die Träger von Pflegeeinrichtungen auf den Prüfschwerpunkt „Dokumentation“ eingestellt, so dass allein aufgrund solcher Kriterien verbesserte Ergebnisse zwangsläufig sind.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist der Auffassung, dass die aufgezeigten Pflegemängel in den bundesdeutschen Pflegeeinrichtungen schnellstmöglich abgestellt gehören.

Dazu erscheint es vorrangig geboten, eine „Neuausrichtung in der Pflegeversicherung“ auf den Weg zu bringen, die in der Lage ist, die strukturellen Unzulänglichkeiten in den Gesundheits- und Pflegesystemen konsequent auflösen. Dazu liegen dem Bundesgesundheitsministerium und den Abgeordneten des Deutschen Bundestages umfangreiche Vorschläge vor, die nur umgesetzt gehören. Die von der Bundesregierung eingebrachten Vorschläge zur „Neuausrichtung in der Pflegeversicherung“ können nur als unzureichend bezeichnet werden und führen nicht aus dem „Sumpf“ der mängelbehafteten Versorgung und Pflege der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen heraus. Die diesbezüglich von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk geäußerte konstruktive Kritik ist nachlesbar unter viewtopic.php?t=17141 und bezeichnet die vorgelegte Gesetzesinitiative als Flop (Note: sechs). Diese Einschätzung reiht sich ein in die Kritik nahezu aller kompetenter Institutionen und Einzelpersonen. Zum Teil werden die gemachten regierungsamtlichen Vorschläge sogar als Flickwerk, Etikettenschwindel etc. bezeichnet viewtopic.php?t=17124 .

Im Übrigen ergibt sich:

Der MDS hat in seinem Pflege-Qualitätsbericht 2012 nicht einmal problematisiert, dass es auch erhebliche Mängel in der ärztlichen Versorgung und der medikamentösen Versorgung der vor allem älteren pflegebedürftigen Menschen gibt. Zahlreiches Handeln gegenüber HeimbewohnerInnen beruht aber auf ärztliche Einschätzungen bzw. Anordnungen bzw. Verordnungen. Daraus leiten sich zwangsläufig auch Verantwortlichkeiten ab. Insoweit sieht der MDS offensichtlich keinen Prüfauftrag, weil er meint, insoweit in die Kompetenz der Ärzte, vor allem der sog. Therapiefreiheit, eingreifen zu müssen. Daher werden die Mängel in der ärztlichen Versorgung und vielfach beschriebenen bedenklichen Medikationen – zu viele und zum Teil falsche Medikamente – überhaupt nicht angesprochen. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sah sich daher veranlasst, sozusagen musterhaft im Rhein-Kreis Neuss Initiativen zu ergreifen, um verbesserte Versorgungs- und Pflegeverhältnisse zu schaffen bzw. zu gewährleisten – siehe dazu unter viewtopic.php?t=17044 .

Was die beklagten freiheitsentziehenden Maßnahmen (Fixierungen und ruhig stellende Medikamente) angeht, wären deutlichere Ausführungen des MDS hinsichtlich der Verantwortlichkeiten angezeigt gewesen. Solche Maßnahmen unterliegen den Anforderungen des § 1906 BGB: Sie bedürfen ggf. der Einwilligung der jeweiligen Vertreter (z.B. Rechtliche Betreuer) und müssen unter den gesetzlichen Voraussetzungen genehmigt werden. Es ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt akzeptabel, dass in rd. 14.000 Einzelfällen das verfassungsrechtlich vorgegebene Verfahren, eine richterliche Entscheidung herbeizuführen, nicht eingehalten worden ist. Folgerichtig gehören diese rechtswidrigen Zustände in jedem Einzelfall hinterfragt bzw. sofort abgestellt (auch mit Rücksicht auf § 329 StGB).

Leider wird seitens des MDS auch nicht weiter ausgeführt, dass das Pflegepersonal aufgrund unzulänglicher Stellenschlüssel die pflegerischen Verrichtungen nur unvollkommen wahrnehmen kann. Nur vage werden Zusammenhänge von personellen Zuwendungsmöglichkeiten und Pflegeergebnissen angedeutet. Die Aufgabe des MDS wird offensichtlich darin gesehen, den Personalbestand allein an den vorgegebenen Stellenplänen zu bemessen. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, dass die vorhandenen Personaldecken nur dazu ausreichen, etwa 70% der pflegerischen und sonstigen Verrichtungen, ausgerichtet am Sorgfaltsgebot (§§ 276, 278 BGB) und den pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen (Pflegestandards usw.), zugunsten der pflegebedürftigen Menschen wahrzunehmen.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert daher seit Jahren auf der Grundlage eines noch zu schaffenden Personalbemessungssystems eine deutliche Aufstockung des Pflegepersonals. Ohne solche personellen Verbesserungen wird es bei noch so vielen Prüfungen und Qualitätsberichten keine entscheidenden Veränderungen geben.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK) hat sich in einer Stellungnahme vom 25.04.2012 zum MDS-Qualitätsbericht 2012 geäußert und ebenfalls die personellen Erfordernisse für eine gute Gesundheitsversorgung herausgestellt: http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/w ... &navid=100 . Dort heißt es u.a.:

„Es muss interdisziplinär und sektorenübergreifend gehandelt werden, um die adäquate gesundheitliche Versorgung der Gesellschaft zu sichern. Dafür ist die Bereitstellung adäquater personeller und sächlicher Ressourcen erforderlich. Durch mehr Personal könnten auch weit mehr Heimbewohner ohne freiheitsentziehende Maßnahmen versorgt werden.“

Im MDS-Qualitätsbericht 2012 wird nicht näher ausgeführt, dass MitarbeiterInnen von Pflegeeinrichtungen mit Hinweisen auf Verbesserungsnotwendigkeiten oder gar mit Mängelanzeigen zurückhaltend umzugehen pflegen. Dies hat seinen Grund darin, dass bei solchen Wortmeldungen – schriftlich oder mündlich - vielfach Nachteile befürchtet werden. Daher sollte an dieser Stelle auch nicht unerwähnt bleiben, dass Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk seit Jahren Schutzregeln für ein nachteilsfreies Beschwerdemanagement fordert, z.B. durch eine Neufassung des § 612a BGB - viewtopic.php?t=16148 . Leider wurden bislang solche Forderungen negiert.

Beachtenswert erscheinen im Zusammenhang mit der Beurteilung und der gebotenen Auflösung des Pflegenotstandes auch die Hinweise zur mangelhaften praktischen Ausbildung in der Pflege - viewtopic.php?t=17167 – bzw. zur nicht zielführenden Kampagne zur Anwerbung von Pflegefachkräften aus dem (außereuropäischen) Ausland - viewtopic.php?t=17268 .

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht nach all dem dringenden Handlungsbedarf und fordert den Gesetzgeber auf, aus den getroffenen Feststellungen die notwendigen Folgerungen zu ziehen und damit zu veranlassen, dass die pflegerische und sonstige Betreuung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen in allen Fällen gewährleistet werden kann, so, wie es u.a. der § 11 SGB XI erwarten lässt:

„Die Pflegeeinrichtungen pflegen, versorgen und betreuen die Pflegebedürftigen, die ihre Leistungen in Anspruch nehmen, entsprechend dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse. Inhalt und Organisation der Leistungen haben eine humane und aktivierende Pflege unter Achtung der Menschenwürde zu gewährleisten.“

Die „Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“ sowie die Stellungnahme des Ethikrates vom 24.04.2012 zur „Demenz und Selbstbestimmung“ sind dabei zu berücksichtigen bzw. umzusetzen.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
Siehe auch den Pressetext unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... rf_auf.php

+++
Der vorstehende Pressetext wurde heute, 26.04.2012, mit folgendem Anschreiben
den Abgeordneten des Deutschen Bundestages übersandt
:

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie beginnen heute mit den Beratungen über einen Gesetzentwurf zur sog. "Neuausrichtung in der Pflegeversicherung". Ich übersende Ihnen zur Berücksichtigung bei Ihren Erwägungen und Entscheidungen den nachfolgenden Pressetext. Es handelt sich um eine differenzierte Stellungnahme zum 3. MDS-Qualitätsbericht. Es besteht danach keine Veranlassung, irgendetwas schön zu reden. Es muss grundlegende systemische Veränderungen geben.
Ich stehe gerne für weitere Informationen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de
Zuletzt geändert von WernerSchell am 26.04.2012, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Sabrina Merck
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Pflegemängel .... zeigen dringenden Handlungsbedarf auf

Beitrag von Sabrina Merck » 26.04.2012, 12:12

WernerSchell hat geschrieben:
Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf
Hallo Herr Schell,
da haben Sie aber wieder einen "Volltreffer" gelandet. Das ist ein Supertext, trifft den Kern der vorhandenen Probleme. - Danke!
Viele Grüße
Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
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Pflegesystem verbessern und erst dann prüfen

Beitrag von Taube » 26.04.2012, 17:03

Warum ist es eigentlich erforderlich, einen Qualitätsbericht zu schreiben, wo doch allgemein die Mängel im System bekannt sind?
Man sollte doch erst einmal gute Pflegebedingungen schaffen und dann kann man sich umsehen, ob alles umgesetzt ist.
Aber eine ständige Mängelprüfung ist m.E. entbehrlich.
Lb. Grüße Taube
Pflegesystem reformieren - Pflegebegriff erweitern und Finanzierung nachhaltig sichern!
Ich unterstütze daher:
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Pflegemängel .... zeigen dringenden Handlungsbedarf auf

Beitrag von PflegeCologne » 28.04.2012, 13:45

WernerSchell hat geschrieben: Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf ...
Guten Tag nach Neuss,
der Wortmeldung zum Qualitätsbericht kann auch ich nur volles uneingeschränktes Lob zollen. Gegenüber anderen Äußerungen sind die Ausführungen wohltuend sachlich und exakt treffend.
Ich danke sehr!
Es grüßt herzlich
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Presse
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Schwarze Schafe in der Pflege - härteres Durchgreifen

Beitrag von Presse » 29.04.2012, 06:27

Härteres Durchgreifen gegen schwarze Schafe in der Pflege gesetzlich festschreiben

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die Forderung des gesundheitspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, Aufsichtsbehörden sollten härter gegen schwarze Schafe in der Pflege durchgreifen. „Herr Spahn ist als Vertreter der Regierungskoalition in der laufenden Pflegereform hervorragend in der Lage, die gesetzlichen Möglichkeiten so eng zu fassen, damit Schlechtleistern unter den Pflegeanbietern erfolgreich der Versorgungsvertrag entzogen werden kann“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am Mittwoch in Berlin. Dies sei allerdings bei der derzeitigen Gesetzeslage bereits mehrfach gescheitert.

Die Gesundheitspolitiker der Koalitionsfraktionen hätten jetzt die Gelegenheit Einfluss zu nehmen, damit in der anstehenden Pflegereform die Zugangsvoraussetzungen für einen Versorgungsvertrag enger gefasst und nicht wie geplant noch lockerer gestaltet werden. „Es ist völlig inakzeptabel, dass die Lohndrücker in der Pflegebranche künftig nur noch den Mindestlohn ausweisen müssten, um von der Kassen mit der Pflege beauftragt zu werden“, betonte Paschke. Es müsse daher unbedingt verhindert werden, dass die Voraussetzung, ortsübliche Löhne zu zahlen, gestrichen werde.

„Es ist richtig, die Pflegekräfte für ihre gute Arbeit zu loben und sie nicht für die beschriebenen Pflegefehler individuell verantwortlich zu machen. Ursache vieler Pflegefehler ist die viel zu dünne Personaldecke in den Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten“, unterstrich Paschke. Notwendig sei deshalb eine deutlich bessere Personalausstattung, als bisher aus Kostengründen genehmigt werde. „Wenn die Forderung nach härterem Durchgreifen gegen schwarze Schafe in der Pflege nicht nur Populismus ist, muss Jens Spahn in der Regierungsverantwortung seiner Partei jetzt gesetzliche Verbesserungen in der Pflege und schärfere Anforderungen für Pflegeanbieter auf den Weg bringen“, forderte die Gewerkschafterin.

Quelle: Pressemitteilung vom 25.04.2012
Pressekontakt Christoph Schmitz
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