Pflegeberufe 2011 - ver.di-Ausbildungsreport

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Pflegeberufe 2011 - ver.di-Ausbildungsreport

Beitrag von Service » 09.04.2012, 06:52

Azubis bemängeln praktische Ausbildung und Überstunden
ver.di-Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011


27.3.2012 Mängel in der praktischen Ausbildung und häufige Überstunden – das ist es, was die Auszubildenden in den Pflegeberufen beanstanden. Mehr als 4.000 Auszubildende aus den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege beteiligten sich an der ver.di-Studie Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie mit ihrer Ausbildung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ sind.

„Die Kritik an der betrieblichen Praxis macht allerdings deutlich, dass die chronische Unterbesetzung in vielen Einrichtungen negative Auswirkungen auf die Ausbildung hat. Diese Mängel müssen dringend beseitigt werden“, sagt Gerd Dielmann vom ver.di-Fachbereich Gesundheits- und Sozialwesen. Vor allem im Bereich der Krankenpflege bemängelten die Auszubildenden, dass nicht genug Ausbildungspersonal für sie da ist. In der Altenpflege hingegen fehlen Ausbildungspläne und Praxisanleitungen.

Auch die Überstundenpraxis wird kritisch beurteilt: Mehr als ein Viertel der Befragten muss regelmäßig Überstunden machen; in der Altenpflege sind es sogar 38,2 Prozent. Und das, obwohl Überstunden während der Ausbildung nur ausnahmsweise zulässig sind.

Und trotz Fachkräftemangels in den Pflegeberufen konnten nicht einmal 20 Prozent der Auszubildenden angeben, in ein Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Im Bereich Krankenhaus wussten bis kurz vor Ende ihrer Ausbildung rund zwei Drittel der Auszubildenden noch nicht, ob sie anschließend in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden.

Die ver.di-Studie als Download:
ver.di-Studie Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011

http://www.verdi.de/themen/nachrichten/ ... e-2011.pdf

Auch 2012 fragt ver.di wieder nach der Qualität der Ausbildung in der Pflege. Also: Mitmachen und sagen, zu welchen Bedingungen Deine Ausbildung wirklich stattfindet. Damit ver.di klar formulieren kann, in welchen Bereichen etwas geändert werden muss. Den Fragebogen für 2012 gibt es hier:

Fragebogen zur Ausbildungsqualität in Pflegeberufen 2012
PDF (51 kB)

http://www.verdi.de/themen/nachrichten/ ... n-2012.pdf

„Die Kritik an der betrieblichen Praxis macht allerdings deutlich, dass die chronische Unterbesetzung in vielen Einrichtungen negative Auswirkungen auf die Ausbildung hat."
Gerd Dielmann, ver.di-Fachbereich Gesundheits- und Sozialwesen

Quelle: Mitteilung vom 27.03.2012
http://www.verdi.de/themen/nachrichten/ ... 19b9e321cd

ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Telefon (0 30) 69 56 - 0
Fax (0 30) 69 56 - 31 41
E-Mail: info@verdi.de
http://www.verdi.de

Vgl. auch:
http://pflegen-online.de/nachrichten/fo ... tunden.htm

WernerSchell
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Pfegeheime - praktische Ausbildung in der Kritik

Beitrag von WernerSchell » 09.04.2012, 06:59

Die Zeitschrift CAREkonkret hat in ihrer Ausgabe vom 05.04.2012 den verdi-Report vorgestellt und getitelt:
Pflegenachwuchs kritisiert die Pflegeheime
Bei der praktischen Ausbildung hapert es gewaltig
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

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Pflegenotstand und Mängel in der Ausbildung

Beitrag von ProPflege » 10.04.2012, 06:42

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".


Pressemitteilung vom 10.04.2012

Pflegenotstand wird durch Mängel in der Pflegeausbildung verschärft

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - ver.di – hat am 27.03.2012 den „ver.di-Studie Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Darin werden vielfältige Mängel in der Pflegeausbildung beschrieben. Mehr als ein Viertel der befragten SchülerInnen muss regelmäßig Überstunden machen; in der Altenpflege sind es sogar 38,2 Prozent. Und das, obwohl Überstunden während der Ausbildung nur ausnahmsweise zulässig sind.

Die Kritik an der betrieblichen Ausbildungspraxis macht deutlich, dass der Pflegenot-stand, die chronische Unterbesetzung in vielen Einrichtungen, nicht nur eine ständige Patientengefährdung darstellt, sondern auch negative Auswirkungen auf die Ausbildung hat. Diese Mängel müssen nach ver.di-Angaben dringend beseitigt werden. Dem kann Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, das seit Jahren den Pflegenotstand in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen (Heimen) als das Grundübel für die vielfach beklagten Pflegemängel anspricht, nur beipflichten.

In einer Gesamtbewertung wird im „Ausbildungsreport“ u.a. ausgeführt (Ziffer 1,3):

„Ein dramatischer Personalabbau im Pflegedienst, ständig steigende Fallzahlen bei drastisch verkürzter Verweildauer im Krankenhaus gingen einher mit sich verändernden Krankheitsbildern, Multimorbidität und steigendem Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten. Auch die Pflegeeinrichtungen stehen unter immensem Kostendruck. Eine unzureichende Personalausstattung bei gleichzeitig steigendem Anteil an schwerpflegebedürftigen und dementen Bewohnerinnen und Bewohnern prägen hier das Bild. So nimmt es nicht wunder, dass die betriebliche Ausbildung in der Bewertung der Auszubildenden (etwas) schlechter abschneidet als die schulische.
Als wichtigste Problembereiche der Ausbildung können die praktische Anleitung im Betrieb, Überstunden und unplanmäßige Versetzungen, die Ausbildungsvergütung, nicht ausreichend zur Verfügung gestellte Ausbildungsmittel und Unterrichtsausfall identifiziert werden.“


Völlig unverständlich ist, dass trotz Pflegenotstand nicht einmal 20 Prozent der Auszubildenden angeben konnten, in ein Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Im Bereich Krankenhaus wussten bis kurz vor Ende ihrer Ausbildung rund zwei Drittel der Auszubildenden noch nicht, ob sie anschließend in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden.

Dies alles macht erneut deutlich, dass im Rahmen von Reformen im Gesundheits- und Pflegesystem vorrangig Regelungen für mehr und gut ausgebildetes Pflegepersonal vordringlich sind. In diesem Zusammenhang ist ein bundesweit geltendes Personalbemessungssystem erforderlich, so dass auch regionale Unterschiede in der Pflege-Personalbesetzung beseitigt werden können. Mit diesen Themen wird sich auch erneut der Pflegetreff am 15.05.2012 in Neuss-Erfttal befassen müssen!
Näheres >>> viewtopic.php?t=16058

Die „ver.di-Studie Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011“ steht als Download wie folgt zur Verfügung:
http://www.verdi.de/themen/nachrichten/ ... e-2011.pdf

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei!
Als pdf-Datei abrufbar unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 042012.pdf (Hinweis auch unter http://www.wernerschell.de/aktuelles.php )

+++
Siehe auch unter
viewtopic.php?t=17171
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/

Sabrina Merck
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Pflegeberufe 2011 - ver.di-Ausbildungsreport

Beitrag von Sabrina Merck » 10.04.2012, 11:33

Service hat geschrieben:Azubis bemängeln praktische Ausbildung und Überstunden
ver.di-Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011

... Mängel in der praktischen Ausbildung und häufige Überstunden – das ist es, was die Auszubildenden in den Pflegeberufen beanstanden. Mehr als 4.000 Auszubildende aus den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege beteiligten sich an der ver.di-Studie Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie mit ihrer Ausbildung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ sind.
„Die Kritik an der betrieblichen Praxis macht allerdings deutlich, dass die chronische Unterbesetzung in vielen Einrichtungen negative Auswirkungen auf die Ausbildung hat. Diese Mängel müssen dringend beseitigt werden“, sagt Gerd Dielmann vom ver.di-Fachbereich Gesundheits- und Sozialwesen. Vor allem im Bereich der Krankenpflege bemängelten die Auszubildenden, dass nicht genug Ausbildungspersonal für sie da ist. In der Altenpflege hingegen fehlen Ausbildungspläne und Praxisanleitungen.
Auch die Überstundenpraxis wird kritisch beurteilt: Mehr als ein Viertel der Befragten muss regelmäßig Überstunden machen; in der Altenpflege sind es sogar 38,2 Prozent. Und das, obwohl Überstunden während der Ausbildung nur ausnahmsweise zulässig sind. ....
Die Tatsache, dass den Auszubildenden viele Überstunden abverlangt werden, hat mit den unzureichenden Stellenschlüsseln und dem fehlenden Pflegepersonal zu tun. Auszubildende werden so dazu "benutzt", den Pflegenotstand zu kaschieren. Dabei ist noch nicht einmal ausgeführt, dass Auszubildende auch zu vergüteter Mehrarbeit herangezogen werden. Das machen sie dann eher gerne, weil damit zusätzliches Geld in die Kasse kommt. Richtig ist das alles nicht.
Der ver.di Report ist zu begrüßen. Er kommt genau richtig zur Diskussion über eine Pflegereform, oder was die Politiker dafür halten.

Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Rauel Kombüchen
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Re: Pflegeberufe 2011 - ver.di-Ausbildungsreport

Beitrag von Rauel Kombüchen » 15.04.2012, 09:10

Sabrina Merck hat geschrieben: ... Die Tatsache, dass den Auszubildenden viele Überstunden abverlangt werden, hat mit den unzureichenden Stellenschlüsseln und dem fehlenden Pflegepersonal zu tun. Auszubildende werden so dazu "benutzt", den Pflegenotstand zu kaschieren. Dabei ist noch nicht einmal ausgeführt, dass Auszubildende auch zu vergüteter Mehrarbeit herangezogen werden. Das machen sie dann eher gerne, weil damit zusätzliches Geld in die Kasse kommt. Richtig ist das alles nicht.
Der ver.di Report ist zu begrüßen. Er kommt genau richtig zur Diskussion über eine Pflegereform, oder was die Politiker dafür halten.
Ja, das sehe ich auch so. Die Gründe für die beschriebenen Unzulänglichkeiten liegen im Wesentlichen darin begründet, dass die Personaldecke in der Altenpflege hinten und vorne nicht reicht. Daher werden gerne die Auszubildenden animiert oder gar aufgefordert, über das zulässige Maß Einsatz zu zeigen. Auszubildende werden auch gerne damit geködert, dass man ihnen zusätzliche Vergütungen anbietet und zahlt. Das ist allemal wesentlicher billiger, als vermehrt auf qualifiziertes Vollzeitpersonal zu setzen. Auszubildende können auftretende Lücken schnell und unkompliziert dicht machen helfen - und die Ausbildung leidet.

Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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