Neuausrichtung der Pflegeversicherung

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Ausgestaltung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs

Beitrag von Presse » 02.03.2012, 18:22

Startschuss für den Expertenbeirat zur Ausgestaltung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs

Heute findet in Berlin auf Einladung von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die konstituierende Sitzung des „Expertenbeirates zur konkreten Ausgestaltung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs“ statt. Der Beirat setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern der maßgeblichen Verbände und Organisationen im Bereich der Pflege, der Länder, des Bundes sowie der Wissenschaft. Den Vorsitz teilen sich Wolfgang Zöller, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, und K.-Dieter Voß, ehemaliger Vorstand des GKV-Spitzenverbandes. Der neu formierte Beirat setzt auf die Arbeit des alten Beirates, der seine Gutachten 2009 vorgelegt hat, auf. Er soll fachliche und administrative Fragen klären, die für die gesetzgeberische Umsetzung unabdingbar sind. Dazu gehören beispielsweise die Methode der Ableitung konkreter Leistungsansprüche auf der Basis des Ergebnisses der Begutachtung, das neue Leistungssystem sowie die Überleitung in das neue System der Begutachtung, die möglichst effizient für die Pflegebedürftigen und die beteiligten Akteure erfolgen soll.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr: „Ich freue mich sehr, dass heute der hochkarätig besetzte Expertenbeirat seine Arbeit aufnimmt. Wir haben das gemeinsame Ziel, einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff in Deutschland einzuführen. Ich bin zuversichtlich, dass der Beirat die offenen Fragen zügig klären wird. Mein Dank gilt den beiden Vorsitzenden und den Mitgliedern, dass sie sich dieser Aufgabe annehmen. Im Vorgriff auf den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff werden wir mit der aktuellen Pflegereform ab 1. Januar 2013 deutliche Leistungsverbesserungen für demenziell erkrankte Menschen einführen.“

Wolfgang Zöller, MdB, Patientenbeauftragter der Bundesregierung und Vorsitzender des Beirates: „Mein Ziel ist ein gerechteres Pflegesystem. Für die noch offenen Fragen der Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs brauchen wir konkrete Antworten. Wir müssen mit diesem Beirat alle Festlegungen so klar treffen, dass keine Regierung an einer Umsetzung vorbei kommt. Das funktioniert nur, wenn wir darlegen, wie das neue System innerhalb eines fest abgestimmten Zeitplans umgestellt werden kann.“

K.-Dieter Voß, ehem.Vorstand des GKV-Spitzenverbandes und Vorsitzender des Beirates: „Ich möchte, dass wir mit dem neuen Begriff Verbesserungen für alle pflegebedürftigen Menschen und deren Familien erzielen. Es geht um Strukturveränderungen, nicht um finanzielle Verschiebebahnhöfe. Dafür sollte das politisch jetzt angebotene Zeitfenster konstruktiv genutzt werden. Wir packen das jetzt an, damit mit Ende der Legislaturperiode keine weiteren Jahre für notwendige Veränderungen verloren gehen.“

Quelle: Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums vom 01.03.2012
http://bmg.bund.de/fileadmin/dateien/Pr ... egriff.pdf

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Probleme der Pflegeversicherung lösen

Beitrag von Presse » 04.03.2012, 09:18

Diakonie fordert Lösungen für die großen Probleme der Pflegeversicherung

(Quelle: DW.EKD) Nach Ansicht der Diakonie konzentriert sich der Referentenentwurf des Pflegeneuordnungsgesetzes zu sehr auf kurzfristige Lösungen. "Die großen Probleme der Pflegeversicherung - die Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, die dringend zu verbessernden Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und Einrichtungen sowie die nachhaltige solidarische Finanzierung - werden weiter ausgeklammert. Wir fordern die Bundesregierung auf, die notwendigen Folgeschritte umgehend auf die politische Agenda zu setzen", sagt Maria Loheide, sozialpolitischer Vorstand des Diakonischen Werkes der EKD, anlässlich der Anhörung zur Pflegereform im Bundesgesundheitsministerium.

"Wir begrüßen, dass der Entwurf vorsieht, die ambulanten Pflegeleistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz zu verbessern. Die Einführung der Leistungsart "häusliche Betreuung" stellt einen ersten Schritt zur Entlastung von pflegenden Angehörigen in der häuslichen Pflege dar, muss aber durch weitere Maßnahmen ergänzt werden." Nachbesserungsbedarf sieht Loheide vor allem bei den stationären Leistungen für dementiell erkrankte Menschen: "Bei fortschreitender Erkrankung kommt die häusliche Pflege oft an ihr Ende. Im Pflegeheim brauchen Menschen mit Demenz eine intensive Betreuung. Der Gesetzgeber muss hier handeln."

Die aktuelle Stellungnahme des Diakonie Bundesverbandes zum Referentenentwurf des Pflegeneuordnungsgesetzes findet sich unter http://www.diakonie.de/stellungnahmen-990.htm

Quelle: Mitteilung vom 04.03.2012
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Weißenburger Straße 12
44135 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de

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Probleme der Pflegeversicherung lösen

Beitrag von Herbert Kunst » 04.03.2012, 09:33

Presse hat geschrieben: .... "Wir begrüßen, dass der Entwurf vorsieht, die ambulanten Pflegeleistungen für Menschen mit erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz zu verbessern. Die Einführung der Leistungsart "häusliche Betreuung" stellt einen ersten Schritt zur Entlastung von pflegenden Angehörigen in der häuslichen Pflege dar, muss aber durch weitere Maßnahmen ergänzt werden." Nachbesserungsbedarf sieht Loheide vor allem bei den stationären Leistungen für dementiell erkrankte Menschen: "Bei fortschreitender Erkrankung kommt die häusliche Pflege oft an ihr Ende. Im Pflegeheim brauchen Menschen mit Demenz eine intensive Betreuung. Der Gesetzgeber muss hier handeln." ....
Der Referentenentwurf zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung ist insgesamt ein Flop. Es ist auch falsch, jetzt in Richtung häusliche Pflege "kleine Geldgeschenke" zu machen. Richtig ist daher zu fordern, dass die Heimpflege stärker gefördert werden muss.
Eine Reform muss aber angesichts des gebotenen sorgsamen Umgangs mit Beitragsgeldern aus einem Guss erfolgen und klar Prioritäten setzen. Dem entspricht das vorgelegte Referentenpapier in keiner Weise.
Die jetzigen Vorschläge sind kleine Nettigkeiten, ohne die wirklichen Probleme auch nur anzugehen.
Daher muss das jetzt angedachte Papier in den Abfalleimer und durch eine wirkliche Reform ersetzt werden.
Ich begrüße es sehr, dass Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk die Bundeskanzlerin angeschrieben und gebeten hat, die Angelegenheit zur Chefsache zu machen. Die bisherigen Gesundheitsminister (der FDP) sind offensichtlich überfordert.

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Pflege - Wohngemeinschaften in der Kritik

Beitrag von WernerSchell » 04.03.2012, 15:17

Siehe in diesem Forum:
Pflege - Wohngemeinschaften in der Kritik – Betreutes Wohnen eher empfehlenswert
viewtopic.php?p=64821#64821

Die Texteinstellung:
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat die Absicht des Bundesgesundheitsministeriums, im Rahmen der „Neuausrichtung der Pflegeversicherung“ (auch) kleine Wohngemeinschaften von pflegebedürftigen Menschen finanziell zu fördern, deutlich kritisiert und diesbezügliche Erwägungen nicht als am wirklichen Bedarf ausgerichtet bezeichnet:
viewtopic.php?t=16990
viewtopic.php?t=16884
viewtopic.php?t=16943&highlight=wohngemeinschaften
viewtopic.php?t=16989&highlight=wohngemeinschaften

Auch die „Grünen“ in Nordrhein-Westfalen halten offensichtlich die Idee, Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen einzurichten, für eine gute Wohnform bei der Auflösung der anstehenden Pflegeprobleme (vgl. u.a. Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 02.03.2012 „Konzepte für Seniorenquartiere“). In einer im vergangenen Jahr durchgeführten Informationsveranstaltung in Neuss wurde dieses Thema sogar mit der Forderung nach Schließung der Heime verknüpft.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist der Meinung, dass dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ große Bedeutung zukommt. Dies darf aber nicht bedeuten, den einen gegen den anderen Bereich auszuspielen und dabei die realen Bedürfnisse der unterschiedlichen Pflegesituationen aus dem Auge zu verlieren. Betreutes Wohnen, und nicht Wohngemeinschaften, werden durchaus als gutes Angebot gesehen.

Interessanterweise fand ich heute, 05.03.2012, in dem Buch von Sven KuntzeAltern wie ein Gentlemen – Zwischen Müßiggang und Engagement“, C. Bertelmann, 2011, einige Ausführungen zum Thema Wohngemeinschaften, die die hiesigen Einschätzungen stützen und bekräftigen. Ich zitiere auszugsweise aus dem Buch (Seiten 176/177):

„…. Wohngemeinschaften sind überaus komplizierte und störanfällige soziale Einheiten. Geschmack, Klatsch, Sauberkeit, Sympathien, Sozialverhalten, tägliche Gewohnheiten und vieles andere mehr müssen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Das klappte schon in der Ausbildungszeit selten auf längere Sicht – was damals wenig Schaden anrichtete. Wer in seiner Wohngemeinschaft nicht zurechtkam, packte seine Habseligkeiten zusammen und zog zwei Straßen weiter. Wer im Alter, Geld und Hoffnungen investiert und das Wagnis einer Wohngemeinschaft eingehen möchte, muss wissen, dass die Suche nach einem gemeinsamen Nenner als Grundlage dauerhafter Stabilität sehr viel schwieriger geworden ist. … Diese Eigenheiten, die jeder für sich in das Projekt einbringt, entwickeln mit der Zeit häufig eine unkontrollierbare Sprengkraft. Eine Wohngemeinschaft alter Menschen birgt mithin beträchtliches Risiko, denn keine Anfangseuphorie ersetzt die Dauer. … Die vorherrschende Gesellungsform meiner Generation wird deshalb in Zukunft betreutes Wohnen in geräumiger Umgebung mit einem reichhaltigen Angebot an sportlichen Aktivitäten sein. ….“

Buchhinweis unter:
http://www.wernerschell.de/Buchtipps/al ... tleman.php

Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert

Beitrag von WernerSchell » 05.03.2012, 07:07

Aus Forum:
viewtopic.php?p=64835#64835

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.


Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat mit Datum vom 05.03.2012 ein Schreiben an die stationären Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) im Rhein-Kreis Neuss gefertigt und darin Verbesserungsmöglichkeiten in der pflegerischen und sonstigen Versorgung angesprochen. Eine pdf-Datei mit dem Brieftext steht auf Anfrage zur Verfügung. Es geht vornehmlich um folgende Themen:

• ärztliche Versorgung in den Heimen (mit Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen),
• medikamentöse Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen,
• freiheitseinschränkende Maßnahmen (einschließlich Psychopharmaka zur Ruhigstellung) und
• Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite).

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk würde es sehr begrüßen, wenn wir bei der Umsetzung der hiesigen Anregungen eine breite Unterstützung erfahren könnten. Es ist dabei auch daran gedacht, die Themen beim nächsten Pflegetreff am 15.05.2012 anzusprechen – siehe dazu die aktuellen Hinweise unter
viewtopic.php?t=16058
Bei diesem Treff wird zusätzlich das Thema „Entbürokratisierung in der Pflege“ anstehen. Wir wollen uns dann – hoffentlich mit zahlreichen engagierten Gästen – auch für eine Pflegereform einsetzen (demonstrieren), die diesen Namen verdient.

Es ist im Übrigen vorgesehen, die den Neusser Pflegeeinrichtungen unterbreiteten Vorschläge demnächst auch bundesweit bekannt zu machen. Möglicherweise wird es sich als sinnvoll ergeben, die Themen bei einem Pflegetreff Ende Oktober / Anfang November 2012 nochmals vertiefend zu erörtern und auch darzustellen, was erreicht worden ist.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032012.pdf

PS. Zu unserer Kritik an der geplanten Förderung von Wohngemeinschaften finden Sie eine aktuelle Texteinstellung unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17041
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Cornelia Süstersell
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Demenz - Fort- und Weiterbildung dringend geboten

Beitrag von Cornelia Süstersell » 06.03.2012, 08:58

Hierzu mein Text aus Forum:
viewtopic.php?t=16942
WernerSchell hat geschrieben: Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen .... • Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite). .... Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk würde es sehr begrüßen, wenn wir bei der Umsetzung der hiesigen Anregungen eine breite Unterstützung erfahren könnten.
Hallo Hr. Schell,
ich danke Ihnen sehr für den Brieftext. Ich kann bestätigen, dass bei der Krankenpflegeausbildung die Demenz zu kurz bekommt. Es wird zwar über das Krankheitsbild, wie bei anderen Krankheiten auch, informiert, aber die Besonderheiten werden nicht ausreichend dargestellt und durch praktische Beispiele erklärt. Angesichts der Tatsache, dass Demenzkranke in den Krankenhäusern immer häufiger zu versorgen sind, gibt es Lücken im theoretischen Wissen und praktischen Können, die immer mehr zu Problemen führen. Da muss kräftig nachgebessert werden. Gut, dass Sie das angesprochen haben. Ich bin nun sehr gespannt, ob die Anregungen jemand aufgreift. Denn es gibt leider allzu viele Leute, die behaupten, es sei doch alles gut. Nein, das ist es eben nicht.
Viele Grüße
Cornelia Süstersell
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

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Demenz - bei Pflegereform in den Mittelpunkt stellen

Beitrag von Gaby Modig » 07.03.2012, 07:48

Demenz darf nicht allein mit Horrormeldunngen öffentlich angesprochen werden. Sondern wir müssen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Demenz - vor allem im höheren Älter - zunehmend auftritt und Bestandteil unserer Lebenswelt geworden ist. Die Gesellschaft muss das so annehmen und alles tun, den betroffenen Menschen angemessen zu begegnen, ihnen ein würdevolles Leben trotz Krankheit zu gewährleisten.
Es ist in diesem Zusammenhang wohl auch richtig, dass die professionellen Gesundheitsberufe intensiver auf das Krankheitsbild hin qualifiziert werden müssen. Dies betrifft aber m.E. nicht nur die Krankenpflegekräfte, sondern z.B. auch die Ärzte.

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Pflegereform längst überfällig

Beitrag von Presse » 09.03.2012, 12:59

"Pflegereform längst überfällig" / Staatssekretärin kritisiert zu späte Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs - Zusammenarbeit mit dem bpa gewünscht

Mainz (ots) - "Selbst wenn man in der nächsten Legislaturperiode die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zügig angeht, wird ein Reformgesetz ernsthaft nicht vor 2015 oder 2016 in Kraft sein." Diese Befürchtung äußerte Staatssekretärin Jacqueline Kraege aus dem Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz nur wenige Tage nach der ersten Sitzung des neu einberufenen Beirats des Bundesgesundheitsministeriums. "Das sind sehr lange Zeiträume, wenn man sieht, dass uns beim demografischen Wandel inzwischen die Zeit wegläuft", warnte die SPD-Politikerin am 07. März auf der Fachtagung des bpa - Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e. V. in Rheinland-Pfalz.

bpa-Präsident Bernd Meurer hatte der Bundesregierung zuvor vorgeworfen, der vor allem für die demenzkranken Menschen dringend benötigte neue Pflegebedürftigkeitsbegriff werde verschleppt. "Die Fachgremien haben ihre Arbeit gemacht. Jetzt ist es an der Politik zu sagen 'Hier liegt ein Ergebnis vor, das 4,7 Mrd. Euro kosten wird, wie wollen wir es anpacken?'"

Ebenfalls klare Entscheidungen forderte Meurer, der auch Landesvorsitzender des bpa in Rheinland-Pfalz ist, beim Thema Fachkräftemangel: "Wir werden ohne eine qualifizierte Zuwanderung nicht auskommen", so Meurer vor rund 100 Mitgliedsbetrieben in Mainz. Staatssekretärin Kraege kündigte im Rahmen der 'Fachkräfteinitiative Gesundheitsfachberufe' eine Arbeitsgruppe an, die auch die Arbeitnehmerfreizügigkeit diskutieren soll. "Es gibt inzwischen Entwicklungen in Europa, die vor einigen Jahren noch nicht vorhersehbar waren", unterstrich die Vertreterin der Landesregierung zur Begründung. Dabei wolle das Ministerium alle Akteure einbinden, so Kraege. bpa-Präsident Meurer warb in diesem Zusammenhang für ein besseres Miteinander: "Wir sollten zur alten Harmonie zwischen Politik und Anbietern wiederfinden, die immer ein Erfolgsfaktor für Rheinland-Pfalz war."

Rund 100 Vertreter ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen diskutierten in Mainz aktuelle Branchenentwicklungen und Herausforderungen wie den Fachkräftemangel oder die sich ständig ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei zeigte sich erneut die kreative Stärke der mittelständischen Pflegeunternehmer, die den veränderten Wünschen und Anforderungen der Senioren mit immer neuen Angeboten gerecht werden: "Viele der kleinzelligen Ansätze und der neuen Wohnformen, die wir uns alle wünschen, leben die privaten Anbieter schon seit 20 Jahren vor", fasste bpa-Präsident Meurer zusammen.

Quelle: Pressemitteilung vom 09.03.2012 bpa - priv. Anbieter sozialer Dienste
Pressekontakt: Jutta Schier, bpa-Landesbeauftragte Rheinland-Pfalz, Tel.: 06131 88032-0

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Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert

Beitrag von Herbert Kunst » 10.03.2012, 08:04

WernerSchell hat geschrieben: Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen
Themen:
• ärztliche Versorgung in den Heimen (mit Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen),
• medikamentöse Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen,
• freiheitseinschränkende Maßnahmen (einschließlich Psychopharmaka zur Ruhigstellung) und
• Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite).
Das am 05.03.2012 an die Neusser Heime gerichtete Rundschreiben finde ich gut und bin - sicherlich mit anderen - sehr gespannt, wie die Einrichtungen reagieren werden. Möglicherweise sind die meisten Heime der Meinung, es sei doch alles in Ordnung. Aber das ist natürlich weit gefehlt. Tatsächlich gibt es zahlreiche Mängel, die immer wieder diskutiert werden und gelöst gehören. Die angesprochenen vier Themen, man könnte die Liste weiterführen, müssen erörtert werden, sie gehören auf die Tagesordnung, ggf. auch bei den kommunalen Gremien. Denn wenn es nicht gelingt, in der jetzt angestoßenen Art und Weise einiges zum Besseren zu wenden, muss politischer Druck folgen.
Ich konnte leider nicht feststellen, dass die örtlichen Medien das Thema aufgegriffen hätten. Anscheinend ist ihnen das Rundschreiben zu sachlich und konstruktiv. Bekanntlich sind aber Medien nur an der Skandalberichterstattung interessiert, und dazu leistet Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk dankenswerterweise keinen Beitrag. Probleme benennen ja - aber mit konstruktiven Ansätzen. Dass finde ich richtig und unterstütze dies sehr.
Zum Thema Medien siehe auch unter
viewtopic.php?t=11227&highlight=medien

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Pflegenotstand - mehr Pflegestellen schaffen

Beitrag von Herbert Kunst » 10.03.2012, 08:28

Mein Text unter:
viewtopic.php?t=16239
Gerhard Schenker hat geschrieben:Pflegenotstand - neue Berufsgesetze lösen das Problem nicht
Ein Herumbasteln an den gesetzlichen Vorschriften für die Pflegeberufe halte ich für entbehrlich. Die pflegerische Versorgung hängt nämlich nicht entscheidend davon ab, ob es eine Reform der Berufsgesetze gibt oder nicht. Auch anhand der geltenden Vorschriften kann man die Ausbildungsinhalte den Bedürfnissen gut anpassen und muss nicht "alles auf den Kopf stellen". Ergänzende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen können Wissen und praktisches Können vervollständigen.
In der Pflege kommt es, wie hier so oft schon beschrieben wurde, maßgeblich auf die Stellenausstattungen in den Pflegesystemen, Krankenhäuser und Pflegeheime, an. Daran muss gearbeit werden mittels Personalbemessungssystemen und weiteren Regelungen. Insoweit sehe ich aber keinerlei politische Aktivität. Offensichtlich will man die wirkliche Not der Pflegenden nicht sehen und lenkt ab mit berufsrechtlichen Neuerungen. ....
Da ich langjährig mit der Pflegeausbildung befasst bin und mich auch im praktischen Pflegeleben einigermaßen auskenne, kann ich bestätigen, dass es keine großte Notwendigkeit gibt, die bestehenden Berufsgesetze grundlegend zu verändern. Es ist auch problematisch, wenn die Kinderkrankenpflege als gesonderter Zweig der Pflege mit Erwachsenen- bzw. Altenpflege generalisiert vermengt wird.
Wie herausgestellt wurde: Es gibt viele andere wichtige Bereiche in den Pflegesystemen, die dringend einer Überarbeitung bedürfen. Darauf sollte man sich vorrangig konzentrieren. Die Pflege wird nämlich nicht dadurch belebt, dass man die formellen Ausbildungsanforderungen und die Berufsbezeichnungen verändert. Wir müssen inhaltlich an den Arbeitsbedingungen ín der Pflege Veränderungen vornehmen, vor allem müssen mehr Stellen für die Pflege her. Zuwendung wird mehr und mehr nachgefragt. Dazu sind aber nicht veränderte Paragrafen, sondern allein Menschen notwendig.

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Pflege-Riester

Beitrag von Presse » 10.03.2012, 15:52

Einigung bei Pflege-Riester
VON EVA QUADBECK - zuletzt aktualisiert: 10.03.2012 - 08:41 Berlin (RP). Für den Aufbau einer privaten Pflegezusatzversicherung sollen künftig staatliche Hilfen in Form von Steuererleichterungen und direkten Zuschüssen gewährt werden. Wie unsere Redaktion aus Koalitionskreisen erfuhr, gibt es darüber eine grundsätzliche Einigung zwischen Bundesfinanz- und Gesundheitsministerium. Es seien aber noch nicht alle Details abschließend geklärt, hieß es. ..... mehr
http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... -1.2748506

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Pflege-Riester - ein Schritt in Richtung Entsolidarisierung

Beitrag von Herbert Kunst » 10.03.2012, 15:56

Presse hat geschrieben:Einigung bei Pflege-Riester
...Für den Aufbau einer privaten Pflegezusatzversicherung sollen künftig staatliche Hilfen in Form von Steuererleichterungen und direkten Zuschüssen gewährt werden. ....
Eine solche private Zusatzversicherung wird seit Jahren diskutiert, So kann m.E. grundsätzlich hilfreich sein. Allerdings ist die private Zusatzversicherung auch ein Schritt in die Entsolidarisierung. Und das gilt es zu bedenken. Erwägungswert ist aber auch, dass von privaten Versicherung wohl nur solche Personen aufgenommen werden, die ein sog. "gutes Risiko" sind. Mit anderen Worten: Wer mit gesundheitlichen Problemen ankommt, wird nicht genommen. Daher wird die private Zusatzversicherung nur für jüngere und gesunde Menschen in Betracht kommen. Und das ist dann eher problematisch bzw. nicht akzeptabel.

Die anstehende Pflegereform sollte geprägt sein von einem gesamtheitlichen Konzept. Es dürfen nicht die einen gegen die anderen Gruppen ausgespielt werden. Es ist auch weniger hilfreich, einen Kampf zwischen "ambulant" und "stationär" zu führen. Die pflegebedürftigen Menschen müssen mit ihren konkreten Anliegen im Mittelpunkt stehen. Dabei haben viele mitzuwirken: Rechtsvertreter (Bevollmächtigte, Betreuer), sonstige Angehörige, Ärzte, Pflegekräfte, Betreuungsrichter, Träger von Pflegeeinrichtungen, Politiker usw. Schwerpunkte sind da zu setzen, wo es sich um hoch eingestufte Personen geht (entweder zu Hause oder im Heim).

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Re: Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert

Beitrag von Nursing-Neuss » 11.03.2012, 09:59

WernerSchell hat geschrieben: Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen
• ärztliche Versorgung in den Heimen (mit Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen),
• medikamentöse Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen,
• freiheitseinschränkende Maßnahmen (einschließlich Psychopharmaka zur Ruhigstellung) und
• Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite).
Hallo,
ich halte die gestartete Aktion für wichtig und notwendig. Auch wenn es im Raum Neuss überwiegend kaum größere Klagen über die Pflegeeinrichtungen gibt, sind gleichwohl die angesprochene Themen zu hinterfragen. In der Tat gilt es insoweit vieles zu verbessern. Dabei müssen aber alle zusammen wirken: Träger, Personal, BewohnerInnen bzw. deren Vertreter, Ärzte, Apotheker, Betreuungsrichter .... usw.
Ich hoffe, dass es alsbald zu Erörterungen kommt, wie man sich den Themen nähern kann, um alsbald Verbesserungen in der Versorgung sicher zu stellen.
MfG Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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Privater Pflege-Bahr ist eine Fehlentscheidung

Beitrag von Presse » 12.03.2012, 16:55

Privater Pflege-Bahr ist eine Fehlentscheidung
AG Gesundheit

Zur aktuellen Einigung der Koalitionsparteien eine freiwillige private Pflegeversicherung einzuführen, erklärt die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion Hilde Mattheis:

Die Entscheidung der Koalitionsparteien eine freiwillige private Zusatzversicherung Pflege einzuführen, ist falsch. Die Koalition drückt sich damit vor der Aufgabe, die Finanzierung der Sozialen Pflegeversicherung auf eine langfristige solide finanzielle Grundlage zu stellen.

Eine freiwillige private Zusatzversicherung ist bereits im Bereich der Rente gescheitert. Bisher haben nur 14,8 Millionen Menschen eine Riester-Rente abgeschlossen. Die staatliche Förderung kommt überproportional denen zugute, die ohnehin durch ein hohes Einkommen am besten vorsorgen können. Menschen mit geringen Einkommen empfinden die zusätzlichen Eigenleistungen dagegen als zu hoch und können die Förderung nicht in Anspruch nehmen. Dies wird sich auch bei einer freiwilligen privaten Zusatzversicherung in der Pflege nicht anders darstellen.

Von einer freiwilligen privaten Zusatzversicherung in der Pflege wie sie Bundesgesundheitsminister Bahr will, werden nicht die Bedürftigen, sondern vor allem die private Versicherungswirtschaft profitieren. Wir fordern statt dessen eine solidarisch finanzierte Bürgerversicherung, in die alle entsprechend ihres Einkommens einzahlen. Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und muss von allen Mitgliedern der Gesellschaft entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit getragen werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.03.2012
http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_dok ... 76,00.html

Bajuware
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Pflegenotstand - wer löst ihn auf ?

Beitrag von Bajuware » 13.03.2012, 07:50

Pflegenotstand und zukünftiger Fachkräftemangel

Gestern, 12.03.2012, berichtete das Bayerische Fernsehen, Ratgeber Geld und Leben, über den Pflegenotstand und den zukünftigen Fachkräftemangel. Es wurde eindrucksvoll herausgestellt, dass die vorhandenen Pflegekräfte, auch wenn die Stellen alle besetzt sind, etwa nur 3/4 der pflegerischen Verrichtungen bei den pflegebedürftigen Menschen ausführen können. Für den Rest ist keine Zeit vorhanden - mit vatalen Folgen = Pflegenotstand, Minutenpflege .... usw.
Wer macht sich im politischen Bereich endlich auf, diesen personellen Missstand zu beenden?

Bajuware
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

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