Demenz und Pflegenotstand - zentrale Reformthemen

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Demenz und Pflegenotstand - zentrale Reformthemen

Beitrag von Presse » 30.11.2010, 14:24

Jede zweite Frau und jeder dritte Mann wird dement

Berlin - Demenz dominiert in der Pflege. Laut dem heute vorgestellten BARMER GEK Pflegereport 2010 müssen fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann damit rechnen, dement zu werden. 29 Prozent der männlichen und 47 Prozent der weiblichen Versicherten, die 2009 im Alter von über 60 Jahren verstarben, hatten eine Demenzdiagnose. BARMER GEK Vorstand Dr. Rolf-Ulrich Schlenker: „Mit der Entwicklung dementieller Erkrankungen stoßen wir in eine neue Pflegedimension vor, es bedarf einer tragfähigen Lösung für die Pflege von morgen." Der Pflegereport liefere mit einer umfassenden Bestandsaufnahme der Pflegeversorgung in Deutschland eine gute Grundlage für die weitere Debatte.

Gegenwärtig geht das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) von 1,2 Millionen Demenzkranken aus. Für das Jahr 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg auf 1,8 Millionen und für 2060 auf 2,5 Millionen. Der Anteil der Demenzkranken an der Gesamtbevölkerung erhöht sich damit innerhalb von 50 Jahren um das Zweieinhalbfache von heute 1,5 auf dann 3,8 Prozent.

Die Studie stellt auch klar, dass Demenz fast zwangsläufig zur Pflegebedürftigkeit führt. Studienleiter Professor Dr. Heinz Rothgang: „Zwar ist eine Demenzerkrankung nicht sofort mit Pflegebedürftigkeit verbunden. Mit der Demenzdiagnose vervierfacht sich allerdings die Wahrscheinlichkeit, noch im selben Quartal als pflegebedürftig eingestuft zu werden." Nur zehn Prozent der im Jahr 2009 verstorbenen Dementen waren nicht pflegebedürftig.

Mit der Demenz sind intensivere Pflegeverläufe verbunden, professionell erbrachte Pflegeleistungen werden viel stärker in Anspruch genommen. Demente Versicherte im Alter ab 60 Jahren haben bei Pflegebedürftigkeit zu rund 20 Prozent die Pflegestufe 3. Unter allen Pflegebedürftigen ab 60 Jahren liegt der Anteil lediglich bei zwölf Prozent. Abhängig vom Alter werden zwischen 40 und 70 Prozent der pflegebedürftigen Dementen in Pflegeheimen versorgt. Unter allen Pflegebedürftigen sind es hingegen nur 28 Prozent. Der höhere medizinische und pflegerische Betreuungsaufwand verursacht erheblich höhere Kosten. So liegen die monatlichen Aufwendungen der Sozialversicherungen für einen Demenzkranken durchschnittlich um rund 800 Euro höher als bei einer gleichaltrigen nicht dementen Person.

Auch der Anstieg der allgemeinen Pflegebedürftigkeit ist massiv: Unter den im Jahr 2009 verstorbenen männlichen Versicherten ist der Anteil der vormals Pflegebedürftigen von rund 40 Prozent im Jahr 2001 auf 47 Prozent in 2009 gestiegen, unter den verstorbenen Frauen entwickelten sich die Anteile im selben Zeitraum von rund 60 auf 67 Prozent. Damit werden schon von durchschnittlich mehr als 50 Prozent der Versicherten kurz vor dem Ableben Pflegeleistungen in Anspruch genommen.

Schlenker appellierte an die Koalition, die Neuausrichtung der Pflege zu forcieren. Bevor die Politik alternative Versicherungs- und Finanzierungsformen ins Spiel bringe, solle sie sich zuerst über den künftigen Leistungsinhalt und -umfang der Pflegeversicherung verständigen. Ob und wie eine ergänzende Finanzierung des Pflegebedarfs zu realisieren sei, hänge im hohen Maße vom künftigen Pflegebedürftigkeitsbegriff ab. „Vorrangig muss die Leistungsfrage beantwortet werden. Erst dann kann entschieden werden, ob wir überhaupt eine neue Finanzierungssäule in der Pflegeversicherung brauchen oder ob nicht die klassische Beitragsfinanzierung eine angemessene Antwort auf die Finanzierungsherausforderung gibt."

Hinweis für die Redaktionen: Unter http://www.barmer-gek.de, Bereich Presse, können Sie Grafiken zum Pflegereport herunterladen.

Quelle: Pressemitteilung vom 30.11.2010
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Demenz ist die zentrale pflegepolitische Herausforderung

Beitrag von WernerSchell » 30.11.2010, 16:09

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 30.11.2010

Demenz ist die zentrale pflegepolitische Herausforderung – Pflegenotstand muss das Top-Thema werden

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass im Rahmen einer Pflegereform, die diesen Namen verdient, eine Einbeziehung der Demenzkranken in den Kreis der pflegebedürftigen Menschen nach § 14 SGB XI dringend geboten ist. Im Übrigen sind leistungsrechtliche Verbesserungen, vor allem für die ambulante pflegerische Versorgung, angezeigt. Für die stationären Pflegeeinrichtungen (aber auch für die Krankenhäuser) sind Personalbemessungssysteme geboten, so dass der reale Bedarf an Pflegekräften auch aussagekräftig belegt werden kann.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht die Notwendigkeit, das Stellensoll für Pflegekräfte deutlich anzuheben, so dass die vielfach beklagte „Minutenpflege“ minimiert bzw. überwunden werden kann. Dass solche pflegepolitischen Verbesserungen die Pflegekosten erhöhen werden, liegt auf der Hand. Gute und angemessene Pflege hat ihren Preis. Und darüber muss sich die Gesellschaft klar werden.

Der am 30.11.2010 vorgestellte BARMER GEK Pflegereport 2010 macht die Problematik aus dem Blickwinkel der Demenz besonders deutlich. In einer Krankenkassenmitteilung wird die Entwicklung der Pflegenotwendigkeiten im Zusammenhang mit der Demenz näher beschrieben:

Danach muss fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann damit rechnen, dement zu werden. Bei der Vorstellung des Reports wurde herausgestellt, dass wir mit der Entwicklung dementieller Erkrankungen in eine neue Pflegedimension vorstoßen, die zwingend einer tragfähigen Lösung für die Pflege von morgen erfordert. Der Pflegereport liefert mit einer umfassenden Bestandsaufnahme der Pflegeversorgung in Deutschland eine gute Grundlage für die weitere Debatte.

Gegenwärtig geht das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) von 1,2 Millionen Demenzkranken aus. Für das Jahr 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg auf 1,8 Millionen und für 2060 auf 2,5 Millionen. Der Anteil der Demenzkranken an der Gesamtbevölkerung erhöht sich damit innerhalb von 50 Jahren um das Zweieinhalbfache von heute 1,5 auf dann 3,8 Prozent.

Mit der Demenz sind intensivere Pflegeverläufe verbunden, professionell erbrachte Pflegeleistungen werden viel stärker in Anspruch genommen. Demente Versicherte im Alter ab 60 Jahren haben bei Pflegebedürftigkeit zu rund 20 Prozent die Pflegestufe 3. Unter allen Pflegebedürftigen ab 60 Jahren liegt der Anteil lediglich bei zwölf Prozent. Abhängig vom Alter werden zwischen 40 und 70 Prozent der pflegebedürftigen Dementen in Pflegeheimen versorgt. Unter allen Pflegebedürftigen sind es hingegen nur 28 Prozent. Der höhere medizinische und pflegerische Betreuungsaufwand verursacht erheblich höhere Kosten. So liegen die monatlichen Aufwendungen der Sozialversicherungen für einen Demenzkranken durchschnittlich um rund 800 Euro höher als bei einer gleichaltrigen nicht dementen Person.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk begrüßt daher sehr, dass im Zusammenhang mit der Vorstellung des Pflegereports an die Koalition appelliert wird, die Neuausrichtung der Pflege zu forcieren. Bevor die Politik alternative Versicherungs- und Finanzierungsformen ins Spiel bringe, so die Krankenkasse, solle sie sich zuerst über den künftigen Leistungsinhalt und -umfang der Pflegeversicherung verständigen. Vorrangig müsse die Leistungsfrage beantwortet werden. Erst dann könne entschieden werden, ob wir überhaupt eine neue Finanzierungssäule in der Pflegeversicherung brauchen oder ob nicht die klassische Beitragsfinanzierung eine angemessene Antwort auf die Finanzierungsherausforderung gibt.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk unterstützt diese Forderungen, weil eine Reform zunächst inhaltliche bzw. strukturelle Veränderungen aufgreifen muss. Erst dann kann die Frage der Finanzierung nach Art und Höhe beantwortet werden.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat bereits vor Monaten dazu aufgerufen, ein „Aktionsbündnis menschenwürdige Pflege jetzt“ zu gründen, um auf einer solchen Plattform alle wichtigen Reformthemen zu bündeln und in die politische Diskussion einzubringen. Mit einer Pressemitteilung vom 29.11.2010 hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk noch einmal dazu aufgerufen, in einer koordinierten und zusammengefassten Interessenvertretung für die Verbesserung der Pflege-Rahmenbedingungen einzutreten. Das Bundesgesundheitsministerium wurde aufgefordert, die Interessenvertretung der pflegebedürftigen Menschen in die weiteren Diskussionen einzubinden.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++ Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei! +++

Medienberichte zur Pressemitteilung u.a. unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... derung.php
http://www.presseanzeiger.de/infothek/g ... 418741.php
http://www.openpr.de/news/490743.html
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=16609
http://www.openbroadcast.de/article/727 ... stand.html
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... 90f82193e0
http://www.fdp-neuss.de/news_lesen.php?id=725
http://aktuelle-online-angebote.de/2010 ... forderung/
Zuletzt geändert von WernerSchell am 29.12.2010, 09:53, insgesamt 6-mal geändert.
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Jede zweite Frau und jeder dritte Mann wird im Alter dement

Beitrag von Presse » 01.12.2010, 10:43

Jede zweite Frau und jeder dritte Mann wird im Alter dement

Berlin – Fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann, die 2009 im Alter von über 60 Jahren verstarben, litten an einer Demenz. Das geht aus dem Pflegereport 2010 hervor, der heute von der Barmer GEK in Berlin vorgestellt wurde. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... dement.htm

zum Thema
zum Pflegereport 2010
http://www.barmer-gek.de/barmer/web/Por ... y=Data.pdf
aerzteblatt.de
Zahl der Pflegebedürftigen verdoppelt sich bis 2050
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=43610
Krankenhaustag: Kliniken erwarten dramatischen Pflegemangel
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=43563
Privater Pflegebeitrag könnte monatlich 15 Euro kosten
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=43526

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Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung bringt nichts

Beitrag von Presse » 02.12.2010, 07:40

Pflegeversicherung: Experten stützen grüne Bedenken gegen schwarz-gelbe Reformpläne

Anlässlich des gestern vorgestellten Barmer-GEK-Pflegereports 2010 erklärt Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik:

Die von Schwarz-Gelb geplante Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung bringt nichts. So kurz und bündig kann man die Schlussfolgerungen des Pflegereports 2010 von Barmer und GEK zusammenfassen. Das bestätigt unsere Ablehnung der unsozialen Pläne von Union und FDP. Die Koalition will eine individuelle Kapitaldeckung in der Pflege einführen. Das heißt, eine kleine Kopfpauschale, die jeder Arbeitnehmer unabhängig vom Einkommen zu zahlen hat. Es ist zu hoffen, dass die Koalition ihre Pläne jetzt endlich ad acta legt. Noch ist es nicht zu spät.

Zu denken geben sollte der laut Pflegereport zu erwartende Anstieg von Demenzerkrankungen in der Zukunft. Das unterstreicht einmal mehr, wie wichtig und vordringlich die Reform des so genannten Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist. Die Pflegeversicherung muss weg von ihrer rein körperlichen Orientierung. Die Bedürfnisse und der Grad der Selbstständigkeit Pflegebedürftiger müssen vollständig erfasst und die Leistungen der Pflegeversicherung entsprechend ausgestaltet werden. Das muss parallel zur Finanzreform geklärt werden. Es ist doppelt sinnlos, wenn Schwarz-Gelb die Kapitaldeckung beschließt, obwohl noch gar nicht klar ist, was eigentlich finanziert werden soll. Allerdings würde uns bei dieser Regierung nichts mehr wundern.

Wir wollen die Pflege-Bürgerversicherung. Die steigenden Pflegekosten können nur solidarisch geschultert werden. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen nach ihrer Leistungsfähigkeit in die Bürgerversicherung einzahlen. Und alle sollen Anspruch auf die gleichen Pflegeleistungen haben. Deshalb ist die Zusammenlegung der gesetzlichen und privaten Pflegeversicherung nur folgerichtig. Darüber hinaus brauchen wir eine solidarische Demografiereserve, um die Spitzen der demografischen Entwicklung abzufedern: Alle Versicherten zahlen einen zusätzlichen, einkommensbezogenen Beitrag, der in einen gemeinsamen Kapitalstock fließt. Das ist Kapitaldeckung auf solidarische Art.

Quelle: Pressemitteilung von Elisabeth Scharfenberg vom 01.12.2010 - übermittelt von
Christian Hans
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abgeordnetenbüro Elisabeth Scharfenberg MdB
Sprecherin für Pflegepolitik und Altenpolitik
Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Tel.: ++49 (0)30 227 -74532, Fax: -76655
E-Mail: elisabeth.scharfenberg.ma01@bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de
Postanschrift:
Deutscher Bundestag, 11011 Berlin

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Pflegenotstand & die Pflege Demenzkranker

Beitrag von PflegeCologne » 05.12.2010, 08:57

Pflegenotstand macht die menschenwürdige Versorgung und Pflege der Demenzkranken mehr als schwierig!

Guten Morgen,

ich mache auch hier auf meinen Text aufmerksam unter
viewtopic.php?t=15157

Die Berichte über das Haus Ahorn in Hilden zeigen eigentlich beim näheren Betrachten, dass hier für eine große Zahl schwerstpflegebedürftiger Menschen nicht genügend Personal vorhanden ist, systembedingt. Zu diesem Personalmangel müssen sich endlich einmal alle bekennen. Dann können wir auch die Probleme angehen. Wenn selbst der BGH schon von den eingeschränkten sächlichen und personellen Möglichkeiten der Pflegeeinrichtungen spricht und Haftungsansprüche danach ausrichtet, müssen wir doch endlich allesamt einmal den Mut haben, zu sagen: Es fehlt Personal hinten und vorne. Wenn wir diesen Missstand nicht erkennen und beseitigen wollen, wird es immer wieder sog. Skandale geben und die Medien haben dann schön was zu schreiben.

Lb. Grüße Pflege Cologne

PS. Siehe auch unter
viewtopic.php?p=56359#56359
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Sabrina Merck
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Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft

Beitrag von Sabrina Merck » 07.12.2010, 08:32

Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft - Ausbildungsoffensive nötig

Hallo und guten Morgen,

seit Tagen gibt es zahlreiche Botschaften, die sich mit dem Pflegenotstand bzw. dem jetzigen und zukünftigen Pflegekräftemängel befassen. Dabei geht einiges durcheinander:

Festzuhalten ist, dass wir bereits aktuell einen gravierenden Pflegekräftemangel haben. In Krankenhäusern ist er - auch hier im Forum - gut belegt mit mindestens 50.000 Stellen anzugeben. In den Heimen gibt es unzureichende Stellenschlüssel, die eine klare Unterversorgung mit Pflegepersonal zur Folge haben.

Angesichts des demografischen Wandels wird der Bedarf an Pflegekräften in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen deutlich zunehmen. Insoweit gibt es unterschiedliche Hochrechnungen. Eines dürfte aber klar sein: Bereits jetzt umfassende Ausbildungsstrategien nötig.

Zur Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland: Bei der Ausbildung und Einstellung sollten vorrangig deutsche Arbeitskräfte rekrutiert werden. Im Zweifel muss die Anwerbung geeigneter Kräfte mit deutlich besseren Vergütungen honoriert werden. Der Ruf nach ausländischen Fachkräften für die Pflege geht in die falsche Richtung. Denn Pflege erfordert Kommunikation. Und dazu gehört die deutsche Sprache. Vielleicht haben wir jetzt schon in der Pflege zuviele Personen, die nicht gut deutsch sprechen. Die große Zahl von Personen ohne ausreichende Sprachkompetenz zu vermehren, ist mehr als problematisch.
Es gibt also viel zu tun.

Texte dazu im Forum zahlreiche Beiträge, z.B. unter
viewtopic.php?t=15183
viewtopic.php?t=15182
viewtopic.php?t=14974
viewtopic.php?t=14538
viewtopic.php?t=14740
viewtopic.php?t=14949
viewtopic.php?t=15148
viewtopic.php?t=15111
viewtopic.php?t=14991
viewtopic.php?t=14950
viewtopic.php?t=15037
viewtopic.php?t=14976

Ich bitte alle Pflegekräfte und diejenigen, die sich an sonst für pflegerische Themen interessieren. Bitte informiert weiter. Es müssen jetzt die richtigen politischen Weichen gestellt werden. Wenn die Koalition in Berlin die nächsten Reformschritte halbherzig vornimmt, rennen wir pflegerisch in ein Dilemma!
...
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
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Pflege-Dialog ein Flop - Pflegenotstand und kein Ende

Beitrag von WernerSchell » 09.12.2010, 09:01

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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 09.12.2010

Pflegenotstand wurde beim Pflege-Dialog nicht angemessen diskutiert
Pflege-Dialog - Auftaktrunde am 07.12.2010 beim Bundesgesundheitsministerium eher ein Flop


Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht in dem am 07.12.2010 im Bundesgesundheitsministerium begonnenen Pflege-Dialog keinerlei Ansatzpunkte, die wirklichen Probleme in den Pflegesystemen zu hinterfragen und einer Lösung zuzuführen. Tatsache ist nämlich, dass es bereits seit geraumer Zeit eine völlig unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Pflegepersonal gibt. Während man sich bei den Heimen noch auf (unzureichende) Stellenschlüssel beziehen kann, gibt es für die Krankenhäuser keinerlei Personalberechnungsvorschriften, schlicht nur eine Stellenausstattung nach Kassenlage. Und diese ist nachweislich dramatisch schlecht. Entsprechende Folgen liegen für die Patienten, Pflegebedürftigen und Pflegekräfte auf der Hand. U.a. gefährdet die mangelhafte Zuwendung Patienten und Pflegebedürftige, während die überlasteten Pflegekräfte nicht selten frühzeitig aus dem Beruf flüchten (müssen). Wer als Pflegekraft bleibt, steht unter immensem Arbeitsdruck und nimmt früher oder später gesundheitlichen Schaden.

Es wäre nach all dem vorrangig gewesen, darüber zu reden, wie man diesen seit Jahren beklagten Pflegenotstand aufhebt; z.B. durch Schaffung von bundesweit geltenden Personalbemessungssystemen, entsprechende Stellenausweitungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und Start einer Ausbildungs- und Einstellungsoffensive. Hinzu kommen müssen handfeste Bemühungen, die Pflegekräfte besser zu bezahlen. Nur so kann die vielfach angesprochene Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht werden.

Wer die Pflegekräfte in diesem Sinne gut behandelt, muss sich weder heute noch in den nächsten Jahren über einen Mangel an Pflegefachkräften beklagen. Auch der Ruf nach entsprechenden Fachkräften aus dem Ausland ist dann entbehrlich. Eine ausgeweitete Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland wäre auch aus Gründen der mangelnden Sprachkenntnisse problematisch. Denn gerade in der Pflege, vor allem der Pflege Demenzkranker, kommt es auf eine gute Kommunikation an. Und die ist bei Dienstkräften, die aus dem Ausland kommen, schon jetzt nicht immer gewährleistet. Es gibt bereits vielfältige Klagen darüber, dass in den Gesundheitssystemen zu wenig verständlich deutsch gesprochen wird.

Die beim Pflege-Dialog angesprochene Reform der Berufsgesetze in der Pflege erscheint wenig geeignet, irgendein Pflegenotstandsproblem aufzulösen. Der Pflegenotstand und all das, was damit zusammenhängt, hat mit den Berufsgesetzen absolut nichts zu tun. Es gibt keine Mängel in der Pflegeausbildung, denen in irgendeiner Form eine Mitverursachung des Pflegenotstandes zugedacht werden könnte. Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Ausbildungsgeschehen oder ist absichtsvoll bemüht, von den eigentlichen Problemen abzulenken. Gleichwohl ist nichts dagegen einzuwenden, die Berufsgesetze durch geeignete Vorschriften zu ergänzenden Fortbildungen, Weiterbildungen und Studienabschlüssen (z.B. Pflegewissenschaften) mit mehr Zukunftsperspektiven zu versehen.

Auch die Hinweise zum Abbau der Bürokratie in der Pflege, z.B. Reduzierung der Dokumentationsarbeiten, hilft nicht weiter. Regierungen verkünden seit Jahrzehnten, endlich mit dem Bürokratieabbau beginnen zu wollen. Die diesbezüglichen Bemühungen haben aber letztlich immer zu einer weiteren Auftürmung von Vorschriften und Schreiberfordernissen geführt. Professionelle Pflege erfordert im Übrigen Planung und schriftliche Dokumentation. Sie ist aus vielerlei Gründen, z.B. vertraglichen bzw. haftungsrechtlichen Erwägungen, sogar unverzichtbar. Daher müssen im Rahmen der Stellenbemessung solche Dokumentationserfordernisse ausreichend Berücksichtigung finden.

Wer die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegekräfte auch nur ansatzweise ernst nimmt, muss jeder Kostensenkungsmentalität und vor allem Billiglöhnen in den Pflegesystemem eine Absage erteilen.

Die Pflegesysteme werden in der Zukunft erheblich mehr Finanzausstattung benötigen. Der Verweis auf die demografische Entwicklung mit einer drastischen Zunahme hilfe- und pflegebedürftiger Menschen dürfte als Begründung ausreichen. Zusätzliche Beitragslasten müssen allerdings nach Meinung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk solidarisch finanziert werden.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++ Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei! +++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegereport: Jede zweite Frau wird im Alter dement

Beitrag von Presse » 17.12.2010, 08:28

Dtsch Arztebl 2010; 107(49)
fos

Pflegereport: Jede zweite Frau wird im Alter dement
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=79685

zum Pflegereport 2010
http://www.barmer-gek.de/barmer/web/Por ... y=Data.pdf

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Volkskrankheit Demenz

Beitrag von Presse » 22.12.2010, 07:49

Volkskrankheit Demenz

Die "Krankheit des Vergessens" wird zum beherrschenden Thema in der Pflege. Auf Deutschlands Kranken- und Pflegekassen rollen Kosten in Milliardenhöhe zu.

Von Thomas Hommel

Laut Pflegereport 2010 der Krankenkasse Barmer GEK müssen fast jede zweite Frau und jeder dritte Mann in Deutschland damit rechnen, dement zu werden. Gegenwärtig, so Berechnungen des Zentrums für Sozialpolitik der Universität Bremen, dessen Mitarbeiter den aktuellen Pflegereport verfasst haben, sind etwa 1,2 Millionen Bundesbürger an Demenz erkrankt - der überwiegende Teil von ihnen an Alzheimer-Demenz. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=633954

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Forschungsstelle für Demenz in Neuss

Beitrag von WernerSchell » 26.12.2010, 08:22

Siehe auch folgende Texteinstellung in diesem Forum:
viewtopic.php?t=15267

Neuss
Forschungsstelle für Demenz
VON CHRISTOPH KLEINAU - zuletzt aktualisiert: 23.12.2010
Neuss (NGZ) Für 15 Millionen Euro errichten die St.-Augustinus-Kliniken an der Steinhausstraße ein geschlossenes Heim für Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen. Dem weisen sie aber noch viel mehr Funktionen zu.
....
http://www.ngz-online.de/neuss/nachrich ... 45471.html
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