Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

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Moderator: WernerSchell

Gaby Modig
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Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Beitrag von Gaby Modig » 08.03.2010, 08:18

Hannelore Kraft, Nordrhein-Westfalens SPD-Chefin:
Freiwilliger Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Die Rheinische Post, Düsseldorf, berichtet heute, 8.3.2010, über einen Vorschlag von Frau Kraft, "Hartz IV"-Empfänger als Helfer in Altenheimen oder in Sportvereinen einzusetzen. Die Beschäftigung dieser Langzeitarbeitslosen etwa als Helfer in Altenheimen oder in Sportvereinen solle freiwillig und keine Pflicht sein. So die Meldung.

Es wäre interessant zu erfahren, was exakt von der SPD-Chefin vorgeschlagen wurde. Dann könnte man eine Bewertung abgeben.

Ohne nähere Einzelheiten zu kennen, halte ich den Vorschlag, vorsichtig gesagt, für sehr problematisch. Es gibt einmal die Einwände dergestalt, dass hier möglicherweise reguläre Tätigkeiten verdrängt werden. Zum anderen brauchen wir in den Heimen erheblich mehr qualifizierte Pflegekräfte und keine Ehrenamtler aus dem Kreis der Langzeitarbeitslosen, die sich mit den Problemen der pflegebedürftigen Menschen nicht auskennen.

Wir haben erst 2008 die Betreuungsassistenten, u.a. auch aus dem Kreis der Langzeitarbeitslosen rekrutiert. Immerhin wurden diese Personen in einem Lehrgang ein wenig qualifiziert. Noch mehr Langzeitarbeitslose verträgt das Pflegesystem eher nicht.

Übrigens habe ich nichts gegen Ehrenamtler, auch nicht in Heimen. Die gibt es nämlich schon in einer Vielzahl. Und das ist gut so. Was aber jetzt ins Gespräch kommt, ist aber wohl "des Guten zuviel". Oder ???

Gaby Modig
Zuletzt geändert von Gaby Modig am 13.05.2010, 07:06, insgesamt 1-mal geändert.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

WernerSchell
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Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Beitrag von WernerSchell » 08.03.2010, 09:05

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Neuss, den 8.3.2010

Offener Brief:

An die
SPD Nordrhein-Westfalen
Düsseldorf


Freiwilliger Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Sehr geehrte Frau Kraft,
sehr geehrte Damen und Herren,

nach vorliegenden Medienberichten wurde von Ihnen der freiwillige Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern (u.a.) in Heimen vorgeschlagen. Dazu gibt es hier einen ersten Forumseintrag unter
viewtopic.php?p=50518#50518

Da sich Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk als Lobby für pflegebedürftige Menschen, auch in Heimen, versteht, möchten wir Ihren Vorschlag näher ken-nen lernen, um dann eine Bewertung vornehmen zu können. Ohne Einzelheiten zu kennen, halten wir den Vorschlag für eher problematisch und neigen zu einer Ablehnung.

Da es in den Heimen und Krankenhäusern einen unbestreitbaren Pflegenotstand gibt, treten wir seit längerer Zeit für den Einsatz von mehr qualifiziertem Pflegepersonal in diesen Institutionen ein und sehen allein darin eine hilfreiche Maßnahme zur besseren Versorgung der Heimbewohner und Patienten.

Darüber werden wir auch beim Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erfttal mit dem Thema: Welche Pflege wollen wir (uns leisten)? informieren und diskutieren:
viewtopic.php?t=12279

Der jetzt gemachte Vorschlag wird möglicherweise auch den Bedürfnissen der Langzeitarbeitslosen nicht gerecht.

Wir bitten Sie hiermit um nähere Informationen zum unterbreiteten Vorschlag. Danach werden wir eine abschließende Bewertung vornehmen können.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell, - Dozent für Pflegerecht

Veröffentlichungen des Leserbriefs / Pressemitteilung u.a. unter
http://www.openbroadcast.de/artikel/385 ... eimen.html
http://www.openpr.de/news/405940.html
Zuletzt geändert von WernerSchell am 09.03.2010, 14:51, insgesamt 2-mal geändert.
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Lupo01
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Leistung muss sich wieder lohnen

Beitrag von Lupo01 » 08.03.2010, 10:45

Für nicht arbeiten Geld bekommen, das muss aufhören. Schneeschippen, in Altenheime gehen, Lohndrücken damit sich Leistung wieder für die lohnt, die ohne Leistung ein Vielfaches von Hartz 4 bekommen. Omas und Opas stemmen ist Schwerstarbeit, doch wo bleibt die leistungsgerechte Bezahlung? Würde Leistung als Kraft x Weg pro Zeiteinheit betrachtet, hätten unsere Hochleistungspolitiker schlechte Karten.
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Familienpflegezeit / Landzeitarbeitslose ... unausgegoren

Beitrag von Cicero » 08.03.2010, 10:55

Meine Feststellung spontan:

Wann hört das endlich auf mit den unausgegorenen Vorschlägen unserer Politiker?
Vor Tagen war es die Familienpflegezeit, jetzt sind es wieder die Langzeitarbeitslosen, die in die Heime (usw.) sollen.
Einzig erfreulich, dass hier deutlich Kritik geübt wird:
Zweijährige Familienpflegezeit gefordert
viewtopic.php?t=13780
Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen
viewtopic.php?t=13807

Ich schlage nun meinerseits Verfassungsänderungen vor, die es ermöglichen, Politiker im Laufe der Wahlperiode abzuwählen! Vielleicht würde das zu mehr Sorgfalt bei der Amtsführung beitragen.

Cicero
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Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

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Der Mensch im Mittelpunkt

Beitrag von Brigitte Bührlen » 08.03.2010, 11:05

So richtig neu ist der Gedanke Harz IV Empfänger in die Pfllegeheime zu bringen nicht, ich meine ein Déjà-vu Erlebnis zu haben..........

Geht es nun um Arbeitsbeschaffung oder um die ganzheitliche Betreuung von hilfsbedürftigen Menschen, oder soll es um beides gehen?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es als pflegebedürftiger Mensch gut fände, wenn in meinem Nahbereich ständig wechselnde Gesichter und Menschen auftauchen würden:
Pflegefachkräfte, Pflegehelfer, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Pflegeassistenten, Sozialassistenten, Betreuungsassistenten, Seniorenhelfer, Grüne Damen, Hospizhelfer als Besuchsdienst, Altenheimseelsorgevertreter, Besuchsdienst der örtlichen Nachbarschaftshilfe, Zivis, usw

Wer fragt eigentlich die Pflegebedürftigen, unsere Angehörigen und Freunde, wen sie in ihrem Umfeld haben möchten?
Irgendwas läuft bei uns aus dem Ruder, bei allem Respekt vor der hohen Bereitschaft zum reinen Ehrenamt, zum 1/2 und 1/3 Ehrenamt, zur Dienstleistung im Niedriglohnbereich, zur Bereitschaft eine Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahme anzunehmen.

Wenn ich in meinem Alltag im elementaren innersten familiären Nahbereich von so viel verschiedenen Menschen umgeben wäre: ich weiß nicht, wie ich das verkraften würde. Warum setzen wir unsere Pflegebedürftigen solch einem Nahbereichschaos aus?

G. Fröhlich- Rockmann
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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 08.03.2010, 11:31

Sehr geehrte Damen und Herren,

auch dieses mal bin ich sehr befremdet über die pauschale Diskriminierung sogenannter "Langzeitarbeitsloser" oder "Hartz IV" Empfänger und das gerade hier!!

Genauso befremdet es mich pauschal lesen zu müssen das diese keine Ahnung von den Problemen Hilfebedürftiger oder Heimbewohner hätten.

Ich darf wiederholt (und das gerne bis es der Letzte gelesen hat) wiederholen, dass in Deutschland die überwiegende Mehrheit Pflegebedürftiger zu Hause durch Angehörige gepflegt werden, denen wissenschaftlich nachgewiesen eine Pflege der höchsten Qualität bescheinigt wird.

Ich bin empört hier zu lesen wie die Leistung von 670.000 Menschen abqaulifiziert wird dessen Schuld es sicher nicht ist auf Leistungen aus dem SGB II angewiesen zu sein, da dieses Super-Pflegesystem in Deutschalnd nicht in der Lage ist Beruf und Pflege zu verbinden, den tatsächlichen Pflegeanforderungen gerecht zu werden und alle an der Pflege Beteiligten einzubeziehen.

Wer weiterhin den größten Pflegedienst Deutschlands in einer solchen Art und Weise diskriminiert und verunglimpft wird sich fragen lassen müssen, ob es tatsächlich seine Absicht ist Pflege in Deutschand zu verbessern oder wirtschaftliche Monopolstellungen zu sichern.

Hochachtungsvoll
Gerd Fröhlich-Rockmann
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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 08.03.2010, 11:34

wo die leistungsgerechte Bezahlung bleibt fragen sich auch die schon erwähnten 670.000 Hartz IV Empfänger den Sie zur Pflege zu Hause zusätzlich noch zur Arbeit verpflichten wollen Frau/Herr Lupo!
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

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Chaos im Nahbereich

Beitrag von Brigitte Bührlen » 08.03.2010, 11:42

Sehr geehrter Herr Fröhlich-Rockmann,

es geht mir in meinem Beitrag, auf den Sie sich beziehen, nicht um die Diskriminierung einer Gruppe von Mitmenschen , sondern um das Chaos im Nahbereich von Pflegebedürftigen.
Bei allen neuen Konzepten und Ideen sollte nicht vergessen werden, dass damit wieder eine neue Gruppe von Bezugspersonen in den Nahbereich von Pflegebedürftigen gelangen.
Ich fände es besser, wenn mehr festes, gut bezahltes Pflegepersonal in Langzeitarbeitsverhältnissen Kontinuität in der Nahbereichsbetreuung sicherstellen könnten.

Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Bührlen

WernerSchell
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Langzeitarbeitslose können hilfreich wirken

Beitrag von WernerSchell » 08.03.2010, 12:24

Sehr geehrter Herr Fröhlich-Rockmann,

ich möchte erklären, dass es hier wohl überhaupt nicht um die Abqualifizierung von Langzeitarbeitslosen geht, auch letztlich nicht um eine Bewertung von Angehörigenpflege.

Ohne die Angehörigenpflege wäre unsere Pflegesystem längst zusammen gebrochen. Um insoweit zu stabilisieren und klare Unterstützung zu gewährleisten, muss die Angehörigenpflege deutlich aufgewertet werden. Daher bedarf es einer wirklichen Umsetzung des Grundsatzes "ambulant vor stationär". Dafür treten wir ein.

Ich habe in mehreren Ausbildungsveranstaltungen zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen zu Betreuungsassistenten mitgewirkt und kann gerne bestätigen, dass die Erfahrung gerade älterer Menschen bei der Betreuung von Demenzkranken durchaus sehr hilfreich und entlastend sein kann. Allerdings müssen entsprechende (Mindest)Qualifizierungen solchen Einsätzen voraus gehen.

Leider gibt es gewisse Anhaltspunkte dafür anzunehmen, dass die Betreuungsassistenten als Billigpflegekräfte missbraucht werden. Dem mus man entgegen treten.

Der jetzt von der SPD NRW gemachte Vorschlag klingt eher befremdlich, weil hier nicht von einem Mindestmaß an Ausbildung die Rede ist. Es ist auch nicht zu sehen, dass hier ein Vorschlag sorgfältig vorbereitet und mit den verschiedenen Pflegeverantwortlichen gebührend erörtert wurde. Denn sonst hätte man auch ein Wort über den zweifelsfrei vorhandenen Pflegenotstand und die Reformnotwendigkeiten verlieren müssen.

Gleichwohl sollte man dem SPD-Vorschlag nachgehen - und darum habe ich die SPD NRW um nähere Erläuterungen gebeten.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
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Hansgram
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Wer arbeitet hat Anspruch auf Lohn, nicht auf Hartz 4

Beitrag von Hansgram » 08.03.2010, 13:07

Grundsätzlich muss gelten, dass derjenige, der keine Arbeit hat, ALG 1 oder ALG 2 (Hartz4 ) bekommt und derjenige, der Arbeit hat, Lohn oder Gehalt.

Wenn ein Hartz 4-Empfänger arbeitet, z.B. in einem Pflegeheim, dann hat er Anspruch auf einen Lohn oder ein Gehalt und nicht auf Hartz 4!

Wer arbeitet, hat die Pflicht in die Sozialversicherungssysteme einzuzahlen, sei es Krankenversicherung, Rentenversicherung oder Arbeitslosenversicherung. Außerdem haben für den Arbeitenden die verfassungsgemäßen Rechte der Koalitionsfreiheit, z.B. in Gewerkschaften, zu gelten und für ihn müssen die Vorgaben des Bürgerlichen Gesetzbuches, des Kündigungsschutz und des Betriebsverfassungsgesetzes gelten. Ein Hartz 4-Empfänger hat diese Rechte nicht, weil er nicht arbeitet.

PflegeCologne
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Heime: keine Entsorgungsanstalten für Langzeitarbeitslose

Beitrag von PflegeCologne » 08.03.2010, 14:20

Heime: keine Entsorgungsanstalten für Langzeitarbeitslose

Hallo,

ich schließe mich der (vorsichtigen) Kritik am SPD-Vorschlag an. Wenn es gewollt sein soll, mehr Landzeitarbeitslose in den Heimen tätig werden zu zahlen, müssen sie mit allen Konsequenzen qualifiziert und mit einem ordentlichen Arbeitsvertrag angestellt werden.
Ein völlig freiwilliger Einsatz von BürgerInnen in den Heimen ist auch heute schon möglich, natürlich in Absprache mit den Heimverantwortlichen.
Jetzt die Langzeitarbeitslosen in diesen Bereich "abzudrücken" (damit sie eine Perspektive bekommen) halte ich für nicht richtig.
Im Übrigen würde das gesamte Vorhaben, wenn es dazu käme, dazu führen, die Billigpflege zu fördern.
Nein, das kann es nicht sein. Wir brauchen mehr qualifiziertes Personal, und das für eine angemessene Vergütungen. Gut gemachte Pflege ist auch anstrengend, belastend, und verdient ordentlich entlohnt zu werden.

MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Beitrag von Heiner » 08.03.2010, 17:40

also warum sollen Langzeitarbeitslose, die eine entsprechende Qualifikation nachweisen können, nicht in Heimen oder Krankenhäuser arbeiten. Voraussetzung ist dann allerdings, dass es sich um sozialversicherungspflichte Anstellung handelt. Darüber hinaus nicht mit Zeitverträgen oder befristete, ausgenommen die Probezeit. Ich möchte aus eigener Erfahrung berichten, dass es den Pflegedienste obe stationär oder ambulant sowie Krankenhäuser darum geht nur kostengünstige besser Kostenneutrale Mitarbeiter möchte. Selbst leite ich zur Zeit einen ambulanten Pflegedienst und hier zählt nur der Mammon welches nicht meine Zustimmung findet.
Wenn Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht (B.Brecht)

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Arbeitslose in der Pflege - warum nicht ?

Beitrag von Herbert Kunst » 08.03.2010, 18:04

Hallo,

Pflege hat den pflegewissenschaftlichen Anforderungen zu entsprechen, muss mit der erforderlichen Sorgfalt ausgeführt werden (§§ 276, 278 BGB). Wer als Dienstleister diesem Anforderungsprofil entspricht, kann grundsätzlich in den Pflegesystemen Anstellung finden. Dabei kann durchaus differenziert werden zwischen solchen Dienstkräften, die hohen Anforderungen gerecht werden (z.B. Pflegefachkräfte) und solchen, die eher einfache Pflegeleistungen oder gar nur ergänzende Betreuungsarbeit leisten (Pflegeassistenten, Betreuungsassistenten usw.). Entscheidend muss immer die konkrete Qualifizierung und Eignung sein.

Unter Berücksichtigung solcher Erwägungen bestehen keinerlei Bedenken, aus dem Kreis der Arbeitslosen bzw. Langzeitarbeitslosen Dienstkräfte zu rekrutieren. Es spricht sogar einiges dafür, auch Personen für die Pflege zu gewinnen, die auf große Lebenserfahrung zurückblicken können.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich in diesem Sinne übrigens bereits am 16.08.2008 geäußert, als es im Rahmen der seinerzeitigen Pflegereform darum ging, "Betreuungsassistenten" einzuwerden. In der Presseerklärung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vom 16.08.2008 heißt es u.a.:

"Es erscheint unter Beachtung dieser Richtlinien gerechtfertigt, für die Betreuungsleistungen auch geeignete Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und einzusetzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Personen aufgrund ihrer bisherigen Lebensleistung besonders gut geeignet sein können, die dringend notwendigen niedrigschwelligen Betreuungsleistungen zu erbringen. Es wird sich nach kurzer Zeit abklären lassen, ob die vorgelegten Richtlinien hinsichtlich der Qualifizierungsanforderungen nachgebessert werden müssen. Eine pauschale Kritik am Vorhaben erscheint aber im jetzigen Stadium der Erkenntnisse nicht begründbar!"

Damit hat das Netzwerk sich sogar vor die Langzeitarbeitslosen gestellt und vor denjenigen in Schutz nehmen, die offensichtlich ohne näheren Kenntnisse der Gesetzes- und Tatsachenlage losgepoltert haben. Siehe dazu unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php

Nach dem all dem kann es keine ernstlichen Bedenken geben, aus dem Kreis der Arbeitslosen qualifizierte und geeignete Bewerber in der Pflege anzustellen. Allerdings nicht als Billigkräfte, sondern mit einem regulieren Arbeitsvertrag, der auskömmlich dotiert und mit den entsprechenden steuerrechtlichen und sozialversicherungsrechtlichen Abgaben verbunden ist. Nur solche Beschäftigungsverhältnisse sind angemessen. Alles andere ist Gerede oder gar Wahlkampfgetöse.

Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 08.03.2010, 18:16

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrte Frau Bührlen,
Sehr geehrter Herr Schell,

mein Beitrag bezieht sich auf den Eingangsbeitrag hier im Tread und ich halte es nach wie vor für völlig verkehrt von vornherein Langzeitarbeitslose oder Hartz IV Empfänger generell erst einmal als für die Pflege unqualifiziert einzustufen.

Ich werde nicht der Einizige pflegende Angehörige in Deutschland sein der mehrere universitätszertifizierte Kurse zum Erwerb von Kenntnisssen und Fähigkeiten in der Pflege erworben hat und ein jetzt über 6 jähriges Praktikum in der häuslichen Pflege absolviert hat.

Es wird unter Langzeitarbeitslosen und Hartz IV Empfängern eine Reihe von Menschen geben die aus Pflegeberufen stammen oder Ausbildungen in diesem Bereich haben.

Zum anderen frage ich mich immer wieder woher Sie denn bitte schön in einem Land wo auf Grund des demografischen Wandels immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen die Kräfte die fehlen nehmen wollen??

Was das von Frau Bührlen angesprochene Beziehungschaos betrfft so sehe ich dies genauso problematisch an, wo liegt aber die Ursache ? Nach meiner Meinung in einer völlig hausgemachten übertriebenen Verwissenschaftlichung und sinnloser Verspezialisierung in der Pflege. Beziehungspflege ist ein Fremdwort in unserer Pflegelandschaft dank unseren "Pflegeexperten" und ein Preis-Leistungsverhältnis scheint in der Pflege vollkommen unbekannt zu sein!

Hansgram ist entgegen zu halten, dass wie bereits erwähnt 670.000 Menschen in Deutschalnd pflegen und als Langzeitarbeitslos oder eben Hartz IV Empfänger gelten eben weil dieser Knochenjob der häsulichen Pflege nicht als ARBEIT gilt in Deutschland!

Denjenigen unverbesserlichen Traumtänzern die immernoch ernsthaft behaupten wollen Pflege sei nur durch Professionelle Pflegekräfte zu leisten möchte ich dringend das Studium der Untersuchungen MuG III und IV empfehlen und unseren Superpflegekräften die Studie zur Situation des Ausbildungsstandes professionell Pflegender im Bereich der Demenz, wenn denn schon allein die mathematischen Kenntnisse nicht vorhanden zu sein scheinen um nachzuvollziehen, das der Pflegealltag in Deutschland so aussieht, dass lediglich 1/3 der Leistungsbezieher der Pflegekassen durch Profis gepflegt werden.

Wer heute noch mit dem Schreckgespenst der Gefahr einer Billigpflege hausieren geht sollte den einen oder anderen Gedanken zu 1-€- Jobbern, zusätzlicher Betreuungskräften in Heimen die tatsächlich die Arbeit von Hilfskräften und nicht des Angebotes niederschwelliger Betreuungsangebote verrichten, der Änderung zur Legitimeirung von osteuropäischen Pflegekräften und eben die Situation pflegender Angehöriger die mit Hartz IV abgespeist werden verschwenden.

Mit freundlichen Grüßen
Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

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Re: Arbeitslose in der Pflege - warum nicht ?

Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 08.03.2010, 18:21

Herbert Kunst hat geschrieben:Hallo,

Pflege hat den pflegewissenschaftlichen Anforderungen zu entsprechen,
.....

Gruß
Herbert Kunst
Sehr geehrter Herr Kunst,

dem SGB XI können Sie dem § 14 ff entnehmen das Pflege einen gutachterlich festgestellten bestehenden Hilfebedarf auszugleichen hat und nicht Spielfeld eines Wissenschaftszweiges ist.

Gruß
Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

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