Fussek kritisiert Pflegende - `40 % sind ungeeignet`

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

PflegeCologne
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Fussek kritisiert Pflegende - `40 % sind ungeeignet`

Beitrag von PflegeCologne » 18.05.2008, 07:55

Fussek kritisiert Pflegende - "40 % sind ungeeignet"

Die Zeitschrift "CAREkonkret", Ausgabe vom 16.5.2008, berichtet darüber, dass Claus Fussek die Pflegenden heftig attackiert hat. Er behauptet schlicht, 40 Prozent der Pflegenden seien für ihren Beruf völlig ungeeignet. Es müsse, so Fussek, in der Gesellschaft mehr Anwälte für Senioren geben. In der Pflicht seien, so "CAREkonkret "weiter, alle am Pflegeprozess Beteiligten: von der Pflegekraft über die Heimleitung bis hin zum Kostenträger und politisch Verantwortlichen.

Ich denke, dass es auch in der Pflege, wie in allen anderen Berufen, ungeeignete MitarbeiterInnen gibt. Hinzu kommt, dass es manche Minderqualifikation deshalb gibt, weil die Träger nicht ausreichend Fort- und Weiterbildung anbieten. Dies liegt dann aber in der Verantwortung der Träger. Leistungsträger sind darin mitschuldig, weil sie das Geld knapp bemessen.

Wenn jetzt Claus Fussek einen Rundumschlag gegen die Pflegenden startet, hat er sich selbst als Pflegekritiker disqualifiziert. Woher hat denn Claus Fusse seine Weisheiten, wo sind seine Erhebungen? Ich bin entrüstet, ob solcher Pauschalverurteilungen!

Unter
Claus Fussek - Robin Hood der Pflegebedürftigen
viewtopic.php?t=7133&highlight=robin
gab es bereits Kritik an Claus Fussek.

Offensichtlich ist Claus Fussek jede Schlagzeile recht, um seine Vortragsveranstaltungen zu füllen und seine beiden Bücher zu verkaufen. Eine andere Erklärung kann man für die inkompetenten Statements von Claus Fussek nicht haben.

Ich betrachte die Fussek`sche Erklärung zur pauschalen Ungeeigneten vieler Pflegekräfte für nicht haltbar! Claus Fussek ist auch nicht der Anwalt der pflegebedürftigen Menschen, denn wirkliche Alternativen für Veränderungen im System, außer die seit Jahren bekannte Sprechblase "unangemeldete Kontrollen müssen her" kenne ich nicht. Manche seiner Behauptungen gehen an der Sach- und Rechslage klar vorbei. - Jetzt reicht`s!

PflegeCologne

Aktuelle Informationen zur Pflege ------> http://www.wernerschell.de/ProPflege/index.htm
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R.Koep
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Beitrag von R.Koep » 18.05.2008, 09:17

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich kann mich den vorherigen Beitrag nur anschließen und feststellen das sich mit solchen Äußerungen Herr Fussek nur selber abqualifiziert. Ich habe schon viele Beiräge von Herrn Fussek gehört und gelesen und kann immer nur feststellen das dieser zwar Kritik äußern kann, aber nie Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Das sich im Krankenhauswesen und im Bereich der Altenpflege etwas ändern muss, ist schon jeden seit langen klar. Doch die von Herrn Schell geäußerten Beitragserhöhungen der Pflegeversicherung ist geeignet einige Löcher zustopfen, ich finde der Sparzwang im Gesundheitswesen muss weg. Denn jeder Kranke egal ob Alt oder Jung ist auch ein aktiver Steuerzahler an dem Staat.

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

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Pflegesystem kritisieren, aber auch Alternativen benennen!

Beitrag von PflegeCologne » 18.05.2008, 09:53

Hallo,

Herr Schell hat sich bei der gestrigen Demo in Köln klar "Pro Pflege" geäußert und auch Lösungsmöglichkeiten angesprochen. Das Statement fand ich jetzt hier im Forum unter
viewtopic.php?t=8635
Der Pflege-SHV, der ja auch unser Pflegesystem kritisiert, beschränkt sich nicht auf`s Jammern, sondern zeigt eindrucksvoll Alternativen/Lösungsmöglichkeiten auf. Nur so kommen wir weiter!
Claus Fussek will offensichtlich nur polarisieren. Möglicherweise hat er jedweden Bezug zur realen Lage verloren. Seine Show-Veranstaltungen und seine Buchwerbung treiben ihn offensichtlich immer öfter an, absonderliche Äußerungen zu tun.

MfG
PflegeCologne
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Claus Fussek verliert die Bodenhaftung!

Beitrag von Pflegefan » 18.05.2008, 11:20

Claus Fussek verliert die Bodenhaftung!

Claus Fussek hat sicherlich einige Verdienste dergestalt, dass er in einer medienwirksamen Art und Weise Unzulänglichkeiten in der Pflege deutlich gemacht hat. Er ist gerne als Referent und Talkpartner engagiert worden.
- Dabei hat aber Claus Fussek offensichtlich den Blick für die Realitäten verloren.
Er fällt, nachdem er ein weiteres Buch vorgestellt hat und verkaufen will, immer mehr auf mit Bemerkungen, die krasse Inkompetenz verraten. Pflegekräfte können das, was Claus Fussek so alles losläst, nun langsam nicht mehr tolerieren. Wer die Pflege kritisiert, ist noch lange kein Pflegefachmann, schon garnicht ein Pflegeexperte!
Natürlich wird Claus Fussek weiterhin seine Fangemeinde haben (vielleicht auch Säle füllen), aber die seriöse Pflege muss sich allmählich von Claus Fussek distanzieren. Seine Statements sind so nicht mehr hinnehmbar!
Wahrscheinlich wird er sich bald mit Prof. Hirsch vom 10. Stock eines Hochhauses stürzen, aus Verzweiflung - siehe dazu auch
viewtopic.php?t=8848

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Sabrina Merck
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Claus Fusse auf Abwegen ?!!

Beitrag von Sabrina Merck » 18.05.2008, 17:45

PflegeCologne hat geschrieben: ... Fussek kritisiert Pflegende - "40 % sind ungeeignet" ...
Hi,
nun bin ich aber platt. Unser "Pflegeexperte" haut nun auch fast 50% der Pflegekräfte in die Pfanne, so der Experte. Sie taugen nichts, sind ungeeignet. Das ist doch wohl der Gipfel!
Ich kann für die Einschätzung von Claus Fussek nun wirklich kein Verständnis aufbringen. Natürlich gibt es auch in der Pflege einige Leute, die eher aussortiert gehören. Man nenne mir eine Berufssparte, wo das nicht der Fall ist! Aber diese pauschale Verurteilung in Richtung Pflegekräfte ist nicht hinnehmbar, weil total überzogen.
Ich fordere Claus Fussek auf, Beweis für seine Behauptungen anzutreten. Wer sich so aus dem Fenster hängt, muss sich auch hinterfragen lassen!

MfG Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
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Rob Hüser
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Fussek kritisiert Pflegende - `40 % sind ungeeignet`

Beitrag von Rob Hüser » 19.05.2008, 06:14

PflegeCologne hat geschrieben: ... Die Zeitschrift "CAREkonkret", Ausgabe vom 16.5.2008, berichtet darüber, dass Claus Fussek die Pflegenden heftig attackiert hat. Er behauptet schlicht, 40 Prozent der Pflegenden seien für ihren Beruf völlig ungeeignet. ...
Hallo,
ich kann die Kritik an C. Fussek gut nachvollziehen. Auf Fehler im System aufmerksam zu machen, ist richtig und notwendig. Dazu kann man auch mal eine 4,4 Liter-Windel aus der Tasche ziehen. Insofern gilt C. Fussek Dank und Anerkennung.
Was er aber jetzt macht, ist eine Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes! Und das darf man ihm nicht durchgehen lassen. Woher nimmt er eigentlich die Berechtigung dazu?
MfG
Rob

Kevin Bednarz
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Gelb-rote Karte für Claus Fussek!

Beitrag von Kevin Bednarz » 19.05.2008, 11:28

Nach einigem Nachdenken muss ich mich einfach auch zu Wort melden:

Zunächst finde ich die bisherigen Wortmeldungen mehr als berechtigt. Es ist einfach ungeheuerlich, mit einer Ungeeignetenquote von 40% die Pflegemissstände zu erklären. Offensichtlich gehen dem Pflegekritiker Claus Fussek die Sprechblasen aus, er muss jetzt neue Sprüche zusammen stellen, um Aufmerksamkeit zu erregen. So aber kommen wir in der Pflege nicht weiter. Sachlich bleiben muss das Motto sein.

Gelb-rote Karte für Claus Fussek!

Kevin

thorstein
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Beitrag von thorstein » 19.05.2008, 18:37

Was könnte den „ungeeignet“ bei Pflegekräften denn eigentlich bedeuten.

1.Versuch:
Pflegekräfte betreuen multimorbide Pflegebedürftige, mit oft fünf und mehr komplexen Krankheitsbildern. Entsprechend dem pflegerischen Stand der Kenntnisse werden die Pflegebedürftigen ressourcenorientiert und aktivierend versorgt.
Nach dieser Definition gehe ich davon aus, dass 80%der Pflegekräfte ungeeignet sind.

2.Versuch:
In den Pflegeheimen findet eine defizitorientierte, passivierende Akkordpflege statt, bei der eine Pflegekraft etwa 8-10 Pflegebedürftige in der Frühschicht versorgen muß.
Hier müßte man wohl andere Kriterien anlegen, aber sicher sind bei diesen Bedingungen auch 40-60% der Pflegkräfte ungeeignet, schon weil sie dem Druck auf Dauer nicht gewachsen sind.

3. Versuch:
Als Pflegekraft zu arbeiten ist in erster Linie Berufung und nicht Beruf. Nimmt man jetzt nur die Fachkräfte in den Blick, so wurden viel zu viele von Arbeitsämtern in diesen Beruf gedrängt.
Von Pflegekräften gibt es praktisch keinen Widerstand gegen die Missstände in den Heimen. Das es einer ganzen Berufsgruppe gelingt, sich offensichtlich mit solchen Arbeitsbedingungen abzufinden, kann einem schon Sorgen bereiten.
Wenn man sich selbst zu den geeigneten Pflegkräften zählt, und ich habe keine Zweifel, dass die meisten engagierten Forumsteilnehmer dazu gehören, neigt man zur Verteidigung des eigenen Berufsstands. Ich plädiere für einen nüchternen und realistischen Blick.

fiutare

Beitrag von fiutare » 20.05.2008, 07:17

Ob es nun tatsächlich 40% sind - Tatsache ist doch, dass nicht wenige Pflegende mit den Anforderungen schlicht überfordert sind. Ob diese Überforderung nun aus persönlichen Defiziten oder aufgrund des systemischen Drucks erfolgt, das ist freilich ein ganz andere Frage. Insofern verbietet sich natürlich eine pauschalisierende Darstellung, welche wiederum leider eine Spezialität von C. Fussek ist.

Hildegard Kaiser
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Das Pflegesystem hat doch gravierende Fehler !

Beitrag von Hildegard Kaiser » 20.05.2008, 07:42

Hallo Forum!

Dass auf Missstände in der Pflege aufmerksam gemacht werden muss, auch mit drastischen Beschreibungen, ist kaum bestreitbar. Dabei dürfen durchaus auch die Schwierigkeiten beschrieben werden, die sich mit dem (überwiegend überforderten) Pflegepersonal ergeben. Dabei dürfte mancherorts klar werden, dass so manche Pflegesituation besser gestaltet werden können. Aber die Hintergründe dürfen nie außer Acht gelassen werden. Das Pflegesystem hat doch gravierende Fehler !
Nicht vertretbar erscheint mir, die Pflegekräfte pauschal zu attackieren und mit 40% als ungeeignet zu bezeichnen. Dies ist auch dann nicht gerechtfertigt, wenn damit nur Aufmerksamkeit angestrebt werden soll. Öffentlichkeit zu Lasten einer Berufsgruppe, die ohnehin gebeutelt ist, herzustellen, ist schlicht unanständig!

MfG
Hilde

Ina Böhmer
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Kritik mit Anstand!

Beitrag von Ina Böhmer » 20.05.2008, 14:10

Es ist mir einfach ein Bedürfnis, mich einigen Wortmeldungen hier im Forum anzuschließen:
Man kann nicht pauschal über die Pflegekräfte herziehen und nahezu die Hälfte als ungeeignet bezeichnen (Fussek). Wer das macht, hat nicht nur keine Ahnung, sondern schadet auch denjenigen, die ordentlich ihre Pflicht tun.
Es ist auch unverantwortlich, so zu tun, als sei die Pflege so schlecht, dass man ihr nur per Selbsttötung entfliehen müsse (Prof. Hirsch).
Selbst wenn diese Aussprüche nur als eine Art "Weckrufe" zu verstehen sind, ist die Art und Weise dieser Kritik nicht akzeptabel.

Ina

moviliti-care
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Beitrag von moviliti-care » 20.05.2008, 15:37

Ich finde es schon sehr faszinierend, das sich hier, wie schon allgemein woanders, an der Person aufgerieben wird. Er macht nur etwas was wichtig ist - die Interessen der Betroffene vertreten - der Menschen die der Pflege bedürfen.
Nun ist es ja schlimm, das es den beruflich Betroffenen so schlecht geht, also den Pflegekräften. Doch die bekommen Geld dafür - so lange sie dies nehmen und nichts an den Mißständen ändern, nein, sie aus Eigennutz (überleben - sozial existieren) unterstützen, sind die Argumente auf Herrn Fussek´s Seite.
Nur nebenbei bemerkt - ich bin selbst aus der Pflege und arbeite heute als Trainer in Einrichtungen. Ganz bewußt und auch mit dem Bewußtsein Verantwortung zu tragen - also Mißstände nicht billige und dennoch Lösungen anbiete (bevor mir hier der Vorwurf der Unkenntnis um die Ohren geworfen wird :? )
Jeder ist juristisch für sein Handeln verantwortlich - wenn also jemand ein Delikt begeht, zum Beispiel aus "Zeitmangel" - haftet er dafür! Keine Institution - keine Gesellschaft!
Und das sollte für jeden einzelnen Motivation sein, etwas offen dagegen zu tun ...... und sei es nur für sich selbst ...
Solange Pflege mit tradierten Pfegehandlungen arbeitet - Hilfsmitteln und Techniken, die Immobilität fördern - unreflektiert alles übernimmt ... ist die Zahl von Herrn Fussek sogar noch untertrieben.
Nur alle können Pflege ändern - aber bitte ohne das Jammern auf hohem Niveau und hoffentlich mit ganz viel Selbstkritik. Nur dann können wir es schaffen ....
Vielleicht sollten da die Tibeter Vorbild sein :wink:

Monika Petzold
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Rahmenbedingungen änderen - Politiker in die Pflicht nehmen

Beitrag von Monika Petzold » 20.05.2008, 16:35

Es versteht sich, dass Pflegekräfte ordentlich ihren Dienstverpflichtungen nachzugehen haben. Dabei müssen sie sich aber an den gegebenen Rahmenbedingungen orientieren. Der BGH hat bereits in mehreren Entscheidungen darauf hingewiesen, dass nicht für jewede ungünstige Versorgung das Personal verantwortlich sein kann. Es ging dabei um Schadensersatzansprüche bei Stürzen.
Wir müssen m.E. sehen, dass die Personalausstattung meistens katastrophal schlecht ist. Insoweit wird ja schon aus Rechtsgründen vielfach reagiert: Hinweise und Überlastungsanzeigen. Mehr können Pflegekräfte kaum tun, sonst gefährden sie ihren Arbeitsplatz - und damit die Existenzsicherung.
Änderungen in den Gesundheitseinrichtungen sind aber oft nicht möglich, weil die Pläne, von den Kassen vorgegeben bzw. abgesegnet, das nicht zulassen. Ich neige daher eher dazu, diejenigen Politiker als ungeeignet einzustufen, die sich seit Jahren an der Ausgestaltung eines patientenfreundlichen Gesundheits- und Pflegesystems vorbei drücken. Pauschaliert die Pflegekräfte abzustraffen, erscheint mir nicht korrekt. Sie dürfen nicht die Prügelknaben für ein reformbedürftiges System sein. - Von außen lässt sich übrigens leicht kritisieren!

M.P.

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Beitrag von moviliti-care » 20.05.2008, 18:03

Es versteht sich, dass Pflegekräfte ordentlich ihren Dienstverpflichtungen nachzugehen haben. Dabei müssen sie sich aber an den gegebenen Rahmenbedingungen orientieren.
Ich denke das die oberste Rahmenbedingung das Grundgesetz ist.

Hinweise und Überlastungsanzeigen. Mehr können Pflegekräfte kaum tun, sonst gefährden sie ihren Arbeitsplatz - und damit die Existenzsicherung
Damit wird also das Individualrecht des Einzelnen über Grundrechte gesetzt - Billigen sie ein System, das selbst nach geltendem Recht, Unrecht vollzieht, so sind sie nicht Opfer, sondern werden zum Mittäter.
Ergo hat die Pflegekraft die Möglichkeit sich dem System zu entziehen und sei es durch Kündigung. Persönliche monitäre zählen im Gesetz nicht und finde ich persönlich eher noch moralisch verwerflich.
Wie wär es mal mit einer Selbstanzeige aller Pflegekräfte-selber Tag-selbe Tat und selbe Zeit-bundeweit bei jeder Staatsanwaltschaft. Das ist jedem zuzumuten.

Ich neige daher eher dazu, diejenigen Politiker als ungeeignet einzustufen, die sich seit Jahren an der Ausgestaltung eines patientenfreundlichen Gesundheits- und Pflegesystems vorbei drücken.
Da gehe ich absolut mit - würden Sie es tun, würde das System Geld kosten. Und dann der armen Jugend mit Stresssyndromen nicht nur die Rente, sondern auch die Krankenversorgung wegnehmen! :P Da können wir doch froh sein, das wir solche wie den Mißfelder haben, der dafür einsteht, das alles ab 65 keine Prothesen, sondern hübsche Rollstühle kriegt .....
Aber was ist der Bürger bereit zu zahlen, das es anderen - nicht ihm - gut geht? In Zeiten von Hartz IV ?

Von außen lässt sich übrigens leicht kritisieren!
Wie schon in meinem vorherigen Beitrag - ich bin täglich drin. Auf allen Seiten :wink:
Und trotzdem bleibt für mich - die Pflege muss sich von innen heraus erneuern (ok-der ist geklaut ......) - Solange sie schweigt und mitmacht, billigt sie das System.

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Re: Rahmenbedingungen änderen - Politiker in die Pflicht neh

Beitrag von Lutz Barth » 21.05.2008, 05:15

Monika Petzold hat geschrieben:Es versteht sich, dass Pflegekräfte ordentlich ihren Dienstverpflichtungen nachzugehen haben. Dabei müssen sie sich aber an den gegebenen Rahmenbedingungen orientieren. Der BGH hat bereits in mehreren Entscheidungen darauf hingewiesen, dass nicht für jewede ungünstige Versorgung das Personal verantwortlich sein kann. Es ging dabei um Schadensersatzansprüche bei Stürzen.

M.P.

Mit Blick auf das vorstehende Zitat erscheinen zwei Anmerkungen geboten: In erster Linie sind und bleiben die Träger haftungsrechtlich für etwaige Stürze der Bewohner verantwortlich, so dass diese die Haftungsadressaten sowohl der vertraglichen, aber auch der deliktischen Haftung sind.

Darüber hinaus lässt sich vortrefflich darüber streiten, ob die Rechtsprechung des BGH den Kern der Sache trifft. Wie allgemein bekannt, hat die Rechtsprechung des BGH zu Recht erhebliche Kritik erfahren, zumal dieser ohne erkennbare Not neue (!) Zumutbarkeitskriterien eingeführt hat. Diese führen dazu, dass insbesondere der demente Bewohner seinem ureigenen "Lebensrisiko" ausgesetzt wird, welches er in der Folge zu tragen habe.

Die Frage lautet also, was wir personell und wirtschaftlich den Trägern zumuten können, damit diese den (privatrechtlichen) Heimvertrag sachgerecht erfüllen können.

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass manche Pflegerechtler diese Tendenz nachhaltig forcieren, so dass hier in der Tat mit Hinweis auf die grundrechtliche Stellung des Bewohners dieser seinem Lebensrisiko überantwortet wird. Das hierdurch ein haftungsrechtliches Vakuum zu entstehen droht, liegt auf der Hand.

Im Übrigen helfen in der Tat Pauschalierungen in der Debatte nicht weiter. In der Altenpflege wird auch gute Arbeit geleistet und selbstverständlich ist auch hier vorauszusetzen, dass die Mitarbeiter hinreichend formell und materiell qualifiziert sind. Die Diskussion um einen "Engel der Alten" oder einem "Robin Hood in der Pflege" hilft hier nicht wirklich weiter, denn über markige "Sprüche" hinaus ist etwas mehr Substanz zu fordern, um ggf. Veränderungen in der Versorgungssituation der Bewohner, aber auch der Arbeitssituation der Pflegenden herbeiführen zu können.

Beredtes Beispiel dafür, dass hierbei sog. Pflegekritiker ihre Chancen nicht nutzen, sind z.B. ihre offiziellen Stellungnahmen zum Pflege-Weiterentwicklungsgesetz, nachzulesen auf den Seiten des Bundestages (Ausschuss für Gesundheit). Lesen wir dort z.B. die Stellungnahme des Pflegekritikers C. Fussek, dürfen wir nur resignierend den Kopf schütteln, denn es werden nur altbekannte "Botschaften" verkündet, die nun wirklich keinen mehr vom "Hocker" reißen!
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

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