Krankenhäuser, Personal und Patienten in Not

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Krankenhäuser, Personal und Patienten in Not

Beitrag von Presse » 08.10.2007, 12:16

Krankenhäuser, Personal und Patienten in Not

Siehe auch unter
Der Pflegenotstand ist da - auch in den Krankenhäusern!
viewtopic.php?t=7281
Riskante Krankenpflege - Patienten in Gefahr!
viewtopic.php?t=6888
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
Projektbeschreibung vom 1.8.2008 hier:
http://www.wernerschell.de/ProPflege/index.htm
Pressemitteilung vom 3.8.2008 hier:
http://www.wernerschell.de/ProPflege/pr ... eilung.htm


DKG STELLT „KRANKENHAUS BAROMETER 2007“ VOR
Kürzungspolitik erreicht Mitarbeiter und Patienten

Zu den dramatischen Ergebnissen des „Krankenhaus Barometer 2007“ erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:

„Die Umfrage macht eine alarmierende Trendumkehr bei den Krankenhäusern deutlich. Die wirtschaftliche Lage ist extrem angespannt – Einnahmen und Kosten klaffen immer weiter auseinander. Die Belastungen für die Kliniken sind nicht mehr zu verkraften. Ein Drittel der Krankenhäuser schreibt bereits Verluste. Die Kliniken mit ausgeglichenen Ergebnissen erreichen diese nur unter extremen Anstrengungen. Nach Jahren intensiver Durchrationalisierung ist die ‚Zitrone’ ausgequetscht. Die nächste Stufe führt in die Rationierung der Versorgung, die schon heute spürbar ist. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 150.000 Arbeitsplätze im Krankenhaus abgebaut, insbesondere in der Pflege. Die 17 Mio. Patienten merken dies längst am Krankenbett. Weitere Stellenkürzungen gehen zwangsläufig zu Lasten der Zuwendung.

Zentrales Problem auf der Einnahmenseite ist die gesetzliche Kappung der Vergütungen. So dürfen die Krankenhäuser im nächsten Jahr die Vergütungen um maximal 0,64 Prozent erhöhen. Gleichzeitig wird jede Rechnung um 0,5 Prozent Sanierungsabgabe für die Krankenkassen gekürzt. Bei einem Preiserhöhungsspielraum von fast Null bringen die Kostensteigerungen und vor allem die 2008 anstehenden Tarifverhandlungen das Fass zum Überlaufen.

Kliniken müssen – wie andere Wirtschaftszweige auch – Kostensteigerungen in ihre Vergütungen weiter geben können. Anderenfalls werden die 1 Mio. Beschäftigten in den 2.100 Krankenhäusern nicht an dem von Bundeskanzlerin Merkel versprochenen Aufschwung teil haben können.

Das kann und darf die Politik nicht zulassen. Die Dramatik der Lage in den Krankenhäusern zwingt zum Handeln. Die Kürzungen und Einschnitte aus der Gesundheitsreform waren in 2006 unter ganz anderen Annahmen zustande gekommen. Tatsache ist inzwischen:

1. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erwirtschaftet nach dem Milliarden-Überschuss in 2006 erneut 307 Mio. Euro Netto-Überschuss allein im ersten Halbjahr 2007. Per saldo ist die GKV längst entschuldet und damit das Reformziel erreicht.
2. Die Bundesagentur für Arbeit erzielt in 2007 einen unerwarteten Haushaltsüberschuss von 3,0 Mrd. Euro.
3. Allein in 2007 fallen die Steuereinnahmen der öffentlichen Hand um 20,2 Mrd. Euro höher aus als noch zur Zeit der Planung der Gesundheitsreform in 2006 erwartet.
4. Bis 2010 kann die Koalition gegenüber 2006 mit unerwarteten Steuermehreinnahmen in Höhe von 179,2 Mrd. Euro rechnen.
5. Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung hat Deutschland im ersten Halbjahr 2007 einen gesamtstaatlichen Haushaltsüberschuss in Höhe von 1,2 Mrd. Euro erzielt.

Es zeigt sich, dass der konjunkturelle Aufschwung früher seine Wirkungen entfaltet als erwartet. Sowohl die Steuereinnahmen als auch die Haushalte der Sozialversicherungen haben eine Trendumkehr zum Positiven unterlaufen.

Folglich kann es nicht angehen, dass die Kliniken weiterhin verpflichtet werden, den Krankenkassen mittels einer so genannten Sanierungsabgabe von 280 Mio. Euro jährlich die Kassen füllen. Jetzt muss die Krankenhausfinanzierung – insbesondere vor dem Hintergrund des Ausblutens der stationären Versorgung – neu bestimmt werden. Die Politik muss erkennen, dass der fortgeschrittene Substanzverzehr in der stationären Versorgung inzwischen massive Ausmaße angenommen hat und einer schnellen Trendumkehr bedarf.“

Die Ergebnisse des “Krankenhaus Barometer 2007”

1. Wirtschaftliche Lage schlecht – Pessimismus verstärkt sich

Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser wird zunehmend schlechter. Die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit sind, nicht zuletzt für die kleineren Kliniken, erreicht.

Im Jahr 2006
• schrieben ca. 30 Prozent der Krankenhäuser Verluste
• wiesen 15 Prozent ein ausgeglichenes Ergebnis auf

Für das Jahr 2007 erwarten die Krankenhäuser insgesamt eine Verschlechterung ihrer Jahresergebnisse.
• ca. 30 Prozent der Krankenhäuser erwarten ein negatives Ergebnis
• nur noch 38 Prozent der Kliniken rechnen mit Überschüssen (2006: 55 Prozent).

Bei den Aussichten für 2008
• erwarten 42 Prozent der Krankenhäuser nochmals eine schlechtere wirtschaftliche Situation als 2007

Der DKI-Krankenhausindex zeigt, dass die Kliniken seit Einführung des Fallpauschalensystems im Jahr 2003 wieder deutlich pessimistischer in die Zukunft blicken.

Die Ursachen liegen im wesentlichen in dramatischen Kostensteigerungen, wie den deutlichen Tariferhöhungen für Klinikärzte, der Mehrwertsteuererhöhung, Energiekostensteigerungen sowie Mehrkosten durch das neue Arbeitszeitgesetz. Allein die Tariferhöhungen für die Klinikärzte summieren sich jährlich auf rund 1,5 Mrd. Euro. Das entspricht etwa 15 Prozent der gesamten Personalkosten des ärztlichen Dienstes. Bei vorgegebenem Landesbasisfallwert können diese Kostensteigerungen nicht an die Vergütungen (Fallpauschalen) weiter gegeben werden.

Gleichzeitig hat die Politik massive Kürzungen bei den Krankenhäusern mit den Einspargesetzen 2006 und der Sanierungsabgabe der Kliniken im Rahmen der Gesundheitsreform 2007 vorgenommen.

Maßnahmen der Kliniken:
Zur Vermeidung wirtschaftlicher und existenzbedrohender Probleme haben derzeit 11 Prozent der Krankenhäuser einen Notlagentarifvertrag abgeschlossen – mit Einbußen der Mitarbeiter beim Weihnachtsgeld und z.T. bei der Grundvergütung. In den neuen Bundesländern verfügt fast jedes fünfte Krankenhaus über einen entsprechenden Notlagentarifvertrag. Zudem planen bundesweit weitere 8 Prozent solche Verträge.

Die Kliniken planen daher konkrete Maßnahmen:
• Ein Drittel der Kliniken will offene Arztstellen nicht wiederbesetzen
• Fast 40 Prozent der Kliniken plant einen Stellenabbau in anderen Berufsgruppen
• Jede neunte Klinik plant einen Stellenabbau im Ärztlichen Dienst
• Jedes zweite Krankenhaus will ärztliche Aufgaben verstärkt an andere Berufsgruppen delegieren

Viele Krankenhäuser sehen dem Ende der Konvergenzphase (im Rahmen der Einführung der Fallpauschalen bis 2008) skeptisch entgegen, weil ihre nachweisbaren Bemühungen zur Verbesserung von Wirtschaftlichkeit und Qualität der Versorgung durch gesundheitspolitische Interventionen konterkariert werden.

2. Arbeitszeitgesetz – die Mehrheit hat Probleme bei der Umsetzung

Rund drei Viertel der deutschen Krankenhäuser hat nach wie vor Probleme mit der Umsetzung des neuen Arbeitszeitrechts. Die wesentlichen Ursachen dafür liegen in
• Finanzierungsproblemen
• Problemen mit der Mitarbeiterakzeptanz
• Schwierigkeiten, den Mehrbedarf an Ärzten am Markt zu decken

Das neue Arbeitszeitgesetz schreibt vor, zahlreiche Details der Umsetzung in Tarif-, Betriebs- und Dienstvereinbarungen zu regeln (z. B. Bereitschaftsdienst- und Höchstarbeitszeiten). Die unübersichtliche Tarifsituation erschwert die Anwendung des neuen Arbeitszeitgesetzes zusätzlich. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen setzen die Kliniken neue Arbeitszeitmodelle gleichwohl zusehends um.

3. Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden – nur wenige kommen durch

In den Krankenhäusern wird der medizinische Fortschritt rasch in eine bessere Patientenbehandlung umgesetzt. Allerdings: medizinische Innovationen (neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden) werden nur langsam in das Fallpauschalensystem eingepreist. Die Finanzierung des medizinischen Fortschritts vor Ort erfolgt zunächst durch die Krankenhäuser selbst. Die Krankenhäuser treten somit in Vorleistung.

Nur rund ein Viertel der Anträge von Kliniken führt am Ende auch zu einer Vereinbarung eines fallbezogenen Entgeltes oder Zusatzentgeltes für innovative Leistungen.

4. DRG-Zeitalter – Fokussierung und Wettbewerb stark zunehmend

Seit 2004 hat rund ein Fünftel der Krankenhäuser durch interne Schwerpunktsetzung mindestens einen Fachbereich neu errichtet.

Etwa ein Drittel der Krankenhäuser hat allein in den letzten drei Jahren Aufgaben an Fremdfirmen outgesourct.

Über ein Viertel der Krankenhäuser stimmen ihr Leistungsspektrum mit Auswirkung auf die Leistungsplanung mit anderen Häusern ab. Gegenüber dem letzten Jahr hat dieser Anteil damit im stationären wie ambulanten Sektor deutlich zugenommen.

Knapp die Hälfte der Krankenhäuser ist seit dem Jahr 2004 eine institutionalisierte Form von Kooperation mit anderen Krankenhäusern eingegangen.

5. Unternehmensziele – Qualität steht hoch im Kurs

Bei den Unternehmenszielen sind den Krankenhäusern
• eine hohe Patientenzufriedenheit
• eine hohe Qualität der Leistungserbringung und
• ein gutes Image ihres Hauses in der Öffentlichkeit
am wichtigsten.

Diese Ziele werden auch in sehr guter Weise erreicht. Nur begrenzt erreicht werden dagegen die ökonomischen Ziele.

Während die Krankenhäuser in den letzten Jahren die ökonomischen Ziele noch in hohem Maße erreichten, wurde die Zielerreichung bei den qualitätsorientierten Zielen teilweise kritisch gesehen. Der Zeitvergleich belegt den steigenden ökonomischen Druck durch das Fallpauschalensystem und damit die zunehmende Bedeutung ökonomischer Sichtweisen im Krankenhaus. Die Verbesserungen bei den qualitätsorientierten Zielen spiegeln hingegen auch das erfolgreiche Bemühen vieler Krankenhäuser etwa mit Blick auf die strategische Neuausrichtung ihres Unternehmens, das Prozess- und Qualitätsmanagement wider.

6. Entlassungsmanagement – gut gerüstet in die Zukunft

Die Krankenhäuser sind für das Versorgungs- und Entlassungsmanagement gut vorbereitet:

• jedes zweite Krankenhaus verfügt über schriftlich fixierte Arbeitsanweisungen oder Behandlungspfade – vielfach mit Erfassung zentraler Aspekte wie eine gezielte und frühzeitige Entlassungsplanung oder eine bedarfsorientierte Einbeziehung nachsorgender Leistungserbringer

• die Hälfte der Krankenhäuser hat speziell qualifizierte Fachkräfte, die ausschließlich oder schwerpunktmäßig für das Entlassungsmanagement bzw. die Patientenüberleitung zuständig sind (Case-Manager, Fachkräfte für Pflegeüberleitung o. ä.)

• der Ärztliche Dienst, der Pflegedienst sowie der Sozialdienst sind vielfach standardmäßig in die Entlassungsplanung einbezogen.

• der Einsatz standardisierter Assessmentinstrumente zum poststationären Pflege- und Versorgungsbedarf sowie die Überprüfung der Entlassungsplanung nach der Entlassung durch das Krankenhaus selbst finden zusehends Verbreitung

• das Schnittstellenmanagement relativ weit fortgeschritten. Die Kostenträger und nachsorgenden Leistungserbringer (z. B. Reha-Kliniken, ambulante und stationäre Pflegeinrichtungen) sind weitgehend in die Entlassungsplanung eingebunden

Das Krankenhaus Barometer liefert seit dem Jahr 2000 umfangreiche Informationen zum aktuellen Krankenhausgeschehen. Die Umfrage 2007 beruht auf den Angaben von 304 Allgemeinkrankenhäusern, die im April bis Juni diesen Jahres durchgeführt wurden. Die Ergebnisse sind repräsentativ für alle allgemeinen Krankenhäuser ab 50 Betten in Deutschland, die gemäß § 108 SGB V zur Krankenhausbehandlung zugelassen sind. Die gesamte Studie ist auf der Internetseite http://www.dkgev.de sowie http://www.dki.de verfügbar.

Quelle: Pressemitteilung vom 8.10.2007
http://www.dkgev.de/dkgev.php/cat/35/ai ... 007%93+vor
Zuletzt geändert von Presse am 08.10.2007, 12:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Krankenhaus Barometer 2007"

Beitrag von Presse » 08.10.2007, 12:18

Krankenhaus Barometer 2007"
Nicht Ärzte, sondern Politik für Finanzmisere der Krankenhäuser verantwortlich


Berlin - Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) übte massive Kritik an dem von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) vorgestellten "Krankenhaus Barometer 2007". "Das Krankenhaus Barometer der Klinikarbeitgeber ist ein Dokument des eigenen Versagens", so der Vorsitzende des Marburger Bund, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Die Klinikarbeitgeber hätten es schlicht und ergreifend versäumt, gesetzliche und tarifliche Möglichkeiten zum Wohl der Häuser und des Personals umzusetzen.

Angebliche Tarifsteigerungen für Klinikärzte in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bezeichnete die Ärztegewerkschaft als pure Arbeitgeberpropaganda. Montgomery stellte klar, dass mit den Arzt-Tarifverträgen hauptsächlich die in der Vergangenheit vollzogenen Gehaltskürzungen größtenteils wettgemacht werden konnten. Einkommenszuwächse im zweistelligen Prozentbereich seien Illusion, die gerne von den Arbeitgebern propagiert würden, um die Mediziner als Schuldige der Finanzmisere darzustellen. Wahr sei jedoch, dass Klinikärzte mit jährlich 56,6 Millionen unvergüteten Überstunden im Wert von rund 1,2 Milliarden Euro die stationäre Versorgung in Deutschland subventionierten.

Absolut untragbar sei auch die Behauptung der Arbeitgeber, dass eine angebliche "unübersichtliche Tarifsituation" die korrekte Anwendung des Arbeitszeitgesetzes erschwere. Montgomery: "Es sind gerade unsere Arzt-Tarifverträge mit flexiblen Arbeitszeiten, die auf lokaler Ebene passgenaue Dienstmodelle über die starren Grenzen des Arbeitszeitgesetzes hinweg anbieten." Dass die meisten Kliniken Schwierigkeiten hätten, das Arbeitszeitgesetz einzuhalten, zeuge vom eigenen Versagen, solche Dienstpläne gemeinsam mit dem Marburger Bund und den Ärzten umzusetzen zu wollen.

Montgomery forderte die Arbeitgeber auf, den katastrophalen Arbeitsbedingungen und dem drohenden Ärztemangel endlich entschlossen entgegenzutreten. Hierfür müssten sie die Vorgaben der Tarifverträge akzeptieren und auch umsetzen. Außerdem sollte gemeinsam bei der Politik für eine ausreichende Finanzierung der stationären Versorgung gekämpft werden. Dabei gelte es, der Mehrwertsteuererhöhung, dem Sanierungsbeitrag für die Krankenkassen in Höhe von 0,5 Prozent und der unzumutbar geringen Steigerung des Klinikbudgets im nächsten Jahr in Höhe von gerade mal 0,64 Prozent entgegenzutreten.

Quelle: Pressemitteilung vom 8.10.2007
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Krankenhausfinanzierung nicht zu Lasten des Personals

Beitrag von Presse » 08.10.2007, 14:52

ver.di gegen Krankenhausfinanzierung auf Kosten von Patienten und Beschäftigten

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Krankenhäuser vor weiterem Personalabbau und noch mehr Arbeitsdruck auf die Beschäftigten gewarnt: "Wir haben kein Verständnis dafür, dass der Konflikt um mehr Geld auf dem Rücken von Patienten und Beschäftigten ausgetragen wird", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke am Montag.

Anlass der Kritik ist die Veröffentlichung des "Krankenhausbarometers 2007" der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) am heutigen Montag. Demnach seien die Belastungen der Krankenhäuser nicht mehr zu verkraften, ein Drittel der Häuser schreibe rote Zahlen, hieß es.

Den Grund dafür sieht ver.di aber nicht in den steigenden Personalkosten, sondern im dramatischen Investitionsstau von mehr als 50 Milliarden Euro. "Viele Bundesländer kommen ihren gesetzlichen Pflichten nicht mehr nach und haben in den letzen Jahren ihre Krankenhausinvestitionen rigoros zusammengestrichen", sagte Paschke. Sie bot der DKG an, sich gemeinsam für den Abbau des Investitionsstaus einzusetzen. Die Krankenhäuser dürften nicht immer nur die Schwächsten belasten, sondern müssten endlich bei den Verursachern der Misere ansetzen.

Quelle: Pressemitteilung vom 8.10.2007

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Der Pflegenotstand ist da - auch in den Krankenhäusern!

Beitrag von Karl Büser » 09.10.2007, 06:14

Guten Morgen,

die Kürzungspolitik erreicht Personal und Patienten. Das haben wir alle schon seit Jahren gemerkt. Und nun ist es raus.

Der Pflegenotstand ist da - auch in den Krankenhäusern!
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Riskante Krankenpflege - Patienten in Gefahr!
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Das BMG gibt aber schon wieder beschwichtigende Erklärungen heraus. Wollen die uns in Berlin eigentlich für dumm verkaufen? Wir wissen doch, wie es in den Krankenhäusern mittlerweile zugeht. Patienten tauschen sich aus. Personal beklagt sich .... usw.

Protest gegen die Gesundheitspolitik ist wohl fällig!

MfG
Karl
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Krankenhausverband: Patienten leiden unter Sparkurs

Beitrag von Presse » 09.10.2007, 17:51

Krankenhausverband: Patienten leiden unter Sparkurs

Berlin - Die erheblichen Sparmaßnahmen der Krankenhäuser bekommen inzwischen auch die Patienten zu spüren, erklärte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am Montag bei der Vorstellung des „Krankenhaus Barometers 2007“ in Berlin. „Schon jetzt [mehr]
...
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=23918

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Kliniken sind knapp bei Kasse

Beitrag von Presse » 09.10.2007, 17:55

Kliniken sind knapp bei Kasse

Deutsche Krankenhäuser sehen ihre Situation so schwarz wie lange nicht. Ostdeutsche und kleine Kliniken sind laut einer Studie besonders arm.

http://www.taz.de/index.php?id=wirtscha ... 923d9f5fd4
Quelle: taz-die tageszeitung

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Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten

Beitrag von Flocky » 09.10.2007, 19:00

Die Kürzungspolitik hat schon längst die Patienten erreicht . Jetzt fängt es an wirklich gefährlich zu werden.
flocky

http://www.dbfk.de/index.php?subaction= ... m=&ucat=10&

Siehe auch Texteinstellung unter dem 18.10.2007!
Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten durch Sparpolitik im Krankenhaus

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Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten

Beitrag von Service » 10.10.2007, 07:35

Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten durch Sparpolitik im Krankenhaus

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert vor dem Hintergrund der heute veröffentlichten Ergebnisse des „Krankenhausbarometers 2007“ sofortiges Handeln. Der seit Jahren zunehmende ökonomische Druck und der radikale Personalabbau vor allem beim Pflegepersonal (zwischen 1995 und 2005 13,5 % weniger Pflegefachkräfte) gefährden Sicherheit und Gesundheit von Patienten und Mitarbeitern bereits heute nachweislich. Weitere Stellenkürzungen und verstärkte Verlagerung ärztlicher Tätigkeiten an die Pflegekräfte ohne wirksame Entlastung an anderer Stelle wären unverantwortlich. Mit den wichtigsten Unternehmenszielen der Krankenhäuser, hoher Patientenzufriedenheit einerseits, hoher Qualität der Leistungserbringung und gutes Image in der Öffentlichkeit andererseits, wären die Folgen in keinem Fall vereinbar.

„Pflegekräfte in den Kliniken stehen längst mit dem Rücken zur Wand. Seit Jahren sind sie es in erster Linie, die für eine Sparpolitik ohne Augenmaß die Zeche zahlen müssen. Rigoroser Personalabbau bei steigendem Arbeitsanfall, krankmachende Arbeitsbedingungen, sinkende Gehälter trotz hoher Anforderungen im Berufsalltag machen den Pflegeberuf unattraktiver denn je. Immer mehr Pflegekräfte sind nach wenigen Berufsjahren ausgebrannt und leiden an berufsbedingten Erkrankungen.“, so Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK.

Die Berichte über Versorgungsmängel und Qualitätseinbußen in deutschen Krankenhäusern nehmen zu. Patienten leiden nicht nur unter einem Mangel an Zuwendung im Rahmen ihres Krankseins, sondern können immer häufiger nicht mehr ausreichend versorgt und gepflegt werden. Gesundheitliche Schäden sind die Folge und verursachen ihrerseits weitere Kosten. Die Rationierung in der Versorgung hat längst begonnen.

Der DBfK fordert die Verantwortlichen auf, umgehend den Pflegepersonalabbau zu stoppen. Erforderlich sind analytische Personalbemessungsverfahren, die den tatsächlichen pflegerischen Aufwand zugrunde legen. Die Arbeitsbedingungen und die Vergütung des Pflegepersonals müssen deutlich besser werden. Darüber hinaus sind Prozesse dahingehend zu optimieren, dass sich die Aufgabenteilung im Gesundheitswesen an den veränderten Versorgungsanforderungen und den Bedürfnissen der Patienten orientiert.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V.
Salzufer 6, 10587 Berlin
Tel.: 030-2191570 Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de http://www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder noch mehr Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 8.10.2007
DBfK-Bundesverband e. V.
Susanne Adjei
Sozialmanagerin
Tel.: +49 30 21 9157- 0
Fax: +49 30 21 9157-77
Salzufer 6
10587 Berlin
http://www.dbfk.de

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Krankenhausbarometer - Frontal21 wird berichten

Beitrag von Pflegeselbsthilfe » 12.10.2007, 15:30

Krankenhausbarometer - Frontal21 wird berichten

Frontral 21, ZDF, recherchiert für einen Beitrag anlässlich des DKG Barometers für Krankenhäuser. Gesucht werden u.a. Krankenschwestern, Pfleger oder PflegedienstleiterInnen, die von den Auswirkungen der Kürzungen im klinischen Bereich betroffen sind und bereit wären, darüber zu berichten. Interviews können auch anonymisiert werden. Außerdem wird eine Klinik oder Krankenhaus für Filmaufnahmen gesucht.

Bereitwillige für eine (kritsche) Stellungnahme bitte melden bei:
Werner Schell, Dozent für Pflegerecht
Werner Schell ist seit 1.8.2008 Leiter / Ansprechparter bei:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor
http://www.pro-pflege-selbsthilfnetzwerk.de

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Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten

Beitrag von Presse » 18.10.2007, 09:28

Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten durch Sparpolitik im Krankenhaus

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert vor dem Hintergrund der heute veröffentlichten Ergebnisse des „Krankenhausbarometers 2007“ sofortiges Handeln. Der seit Jahren zunehmende ökonomische Druck und der radikale Personalabbau vor allem beim Pflegepersonal (zwischen 1995 und 2005 13,5 % weniger Pflegefachkräfte) gefährden Sicherheit und Gesundheit von Patienten und Mitarbeitern bereits heute nachweislich. Weitere Stellenkürzungen und verstärkte Verlagerung ärztlicher Tätigkeiten an die Pflegekräfte ohne wirksame Entlastung an anderer Stelle wären unverantwortlich. Mit den wichtigsten Unternehmenszielen der Krankenhäuser, hoher Patientenzufriedenheit einerseits, hoher Qualität der Leistungserbringung und gutes Image in der Öffentlichkeit andererseits, wären die Folgen in keinem Fall vereinbar.

„Pflegekräfte in den Kliniken stehen längst mit dem Rücken zur Wand. Seit Jahren sind sie es in erster Linie, die für eine Sparpolitik ohne Augenmaß die Zeche zahlen müssen. Rigoroser Personalabbau bei steigendem Arbeitsanfall, krankmachende Arbeitsbedingungen, sinkende Gehälter trotz hoher Anforderungen im Berufsalltag machen den Pflegeberuf unattraktiver denn je. Immer mehr Pflegekräfte sind nach wenigen Berufsjahren ausgebrannt und leiden an berufsbedingten Erkrankungen.“, so Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK.

Die Berichte über Versorgungsmängel und Qualitätseinbußen in deutschen Krankenhäusern nehmen zu. Patienten leiden nicht nur unter einem Mangel an Zuwendung im Rahmen ihres Krankseins, sondern können immer häufiger nicht mehr ausreichend versorgt und gepflegt werden. Gesundheitliche Schäden sind die Folge und verursachen ihrerseits weitere Kosten. Die Rationierung in der Versorgung hat längst begonnen.

Der DBfK fordert die Verantwortlichen auf, umgehend den Pflegepersonalabbau zu stoppen. Erforderlich sind analytische Personalbemessungsverfahren, die den tatsächlichen pflegerischen Aufwand zugrunde legen. Die Arbeitsbedingungen und die Vergütung des Pflegepersonals müssen deutlich besser werden. Darüber hinaus sind Prozesse dahingehend zu optimieren, dass sich die Aufgabenteilung im Gesundheitswesen an den veränderten Versorgungsanforderungen und den Bedürfnissen der Patienten orientiert.

Quelle: Pressemitteilung des DBfK
erstellt: 08.10.07 von adj
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Rob Hüser
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Hohes Risiko für Mitarbeiter und Patienten

Beitrag von Rob Hüser » 19.10.2007, 06:44

....Der DBfK fordert die Verantwortlichen auf, umgehend den Pflegepersonalabbau zu stoppen. Erforderlich sind analytische Personalbemessungsverfahren, die den tatsächlichen pflegerischen Aufwand zugrunde legen. Die Arbeitsbedingungen und die Vergütung des Pflegepersonals müssen deutlich besser werden. Darüber hinaus sind Prozesse dahingehend zu optimieren, dass sich die Aufgabenteilung im Gesundheitswesen an den veränderten Versorgungsanforderungen und den Bedürfnissen der Patienten orientiert. ...

Hallo!

Die Situation ist seit Jahren bekannt. Es fehlt hinten und vorne an Personal, vor allem das Pflegepersonal ist nicht mehr ausreichend vorhanden. Nachdem die Ärzte bei den letztjährigen Streikaktionen "abgeräumt" haben, hat sich die Situation verschärft. Es ist jetzt soweit, dass konkrete Patientengefährdungen vorliegen. Das weiß man und das muss nicht näher untersucht werden. Wer brauchen eine Pflegekräfte-Personalverstärkung von rd. 20%. Dafür muss sich der DBfK stark machen. Großartige Untersuchungsverfahren usw. sind entbehrlich. Die "Karre ist im Dreck" und muss jetzt raus. Dafür müssen sich die Verbände stark machen.

MfG
Rob

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BALK ruft Politik auf, Personalabbau zu stoppen

Beitrag von Service » 30.10.2007, 10:52

Sparpolitik der Kliniken geht erneut zu Lasten von Pflegekräften und Patienten. BALK ruft Politik auf, Personalabbau zu stoppen

(BERLIN) 9. Oktober 2007 – Angesichts der aktuellen Ergebnisse des „Krankenhausbarometers 2007“ des Deutschen Krankenhausinstituts befürchtet der Verband Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegepersonen e. V. (BALK) weitere Versorgungsdefizite in der Patientenversorgung in bundesdeutschen Kliniken.
Bereits in den vergangenen Jahren sei durch eine fehlende Abbildung pflegerischer Leistungen innerhalb des DRG-Kataloges ein rasanter Personalabbau im Pflegebereich betrieben worden, der zu großen Risiken für Patienten und Mitarbeiter geführt habe. Der ökonomische Druck über die politischen Rahmenbedingungen habe außerdem bewirkt, dass auf vielen Stationen nicht einmal mehr eine Mindestbesetzung vorgehalten werden kann, lediglich noch eine Minimalbesetzung, die sich mit den bestehenden Qualitätsansprüchen nicht mehr vereinbaren lässt, kritisiert der Verband.
„Seit Jahren leisten die Kliniken ihren Beitrag zur Konsolidierung der schiefen Finanzsituation im Gesundheitswesen. Doch die Zitrone ist längst ausgequetscht. Selbst bei nachhaltigem Drücken kommt kein zusätzlicher Tropfen mehr heraus“, erklärt Peter Bechtel, stellvertretender BALK-Bundesvorsitzender.
Die rund 2.100 Krankenhäuser in Deutschland hätten zuletzt erhebliche Budgetabschläge und Tarifsteigerungen verkraften müssen. Im laufenden Jahr sei dann auch noch eine dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung ohne die entsprechende Budgeterhöhung hinzu gekommen. Dies hat nach Ansicht der BALK dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren mehr als 30.000 Arbeitsplätze in der akutstationären Pflege abgebaut worden seien. Die damit verbundene Senkung der Zahl qualifizierter Pflegekräfte habe bereits zu erheblichen Verlusten in der Patientenversorgung geführt. Gleichzeitig seien die Pflegekräfte in den Kliniken mit einer deutlichen Zunahme älterer, multimorbider Patienten konfrontiert, was zwangsläufig auch einen erhöhten Pflege- und Versorgungsbedarf zur Folge habe.
„Wir haben schon längst das Maximum erreicht, was den Pflegenden noch zugemutet werden kann. Hohe krankheitsbedingte Ausfallzeiten durch dauerhafte Überlastung, sinkende Motivation durch schlechte Arbeitsbedingungen, Flucht aus dem Beruf auf Grund wenig attraktiver Vergütungsstrukturen sind unübersehbare Spuren der rigorosen Sparpolitik der Vergangenheit“, erklärt Bechtel. „Jetzt sollen weiter Kosten reduziert werden, was sicherlich wieder auf dem Rücken des Pflegepersonals ausgetragen wird.“
Zusätzlich würden viele Kliniken planen, ein Teil der ärztlichen Aufgaben auf das Pflegepersonal zu übertragen, um auf diese Weise ihr Budget zu entlasten. „Dies führt unweigerlich zu weiteren Überlastungssituationen im Alltag von Pflegenden – verbunden mit hohen Risiken für die Patienten.“ Der Verband BALK ruft daher aus Verantwortung für die Mitarbeiter in der Pflege und der den Pflegenden anvertrauten Patienten alle Verantwortlichen in der Politik und Gesellschaft auf, den nicht mehr zu vertretenden Personalabbau in der Pflege endlich zu stoppen.
Hierzu sei auch zwingend das G-DRG-System nachzubessern. „Die Abbildung des steigenden Pflegeaufwandes innerhalb der Krankenhaus-Fallpauschalen durch die Einführung geeigneter Assessmentinstrumente führt zu transparenten und nachvollziehbaren Grundlagen für die Personalbedarfsbemessung. Arbeitsbedingungen und Vergütung müssen eine deutliche Verbesserung erfahren, um eine weitere Flucht aus einem immer unattraktiver werdenden Beruf zu verhindern“, betont Bechtel.

Anhänge:
BALK_Pressinforamtion_Sparpolitik der Kliniken zu Lasten von Pflegekräften_2007_071012.pdf
( 108,55 KB )
http://www.balkev.de/balk.nsf/0D8A48A18 ... 071012.pdf

Quelle: BALK Presseinformation vom 9.10.2007
http://www.balkev.de/

Pflegeselbsthilfe
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Pflege-Alarm im Krankenhaus

Beitrag von Pflegeselbsthilfe » 12.11.2007, 19:40

Übernahme aus Forum:
viewtopic.php?t=7553


Frontal21, ZDF sendet am Dienstag, 13.11.2007, 21:00 - 21:45 Uhr,

zum Thema:

Gefährdete Patienten
Pflege-Alarm im Krankenhaus


von Anke Becker-Wenzel und Joe Sperling

In vielen Kliniken wird an der Pflege gespart - mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen, berichten Pfleger. Patienten würden aus Zeitnot kaum noch gefüttert, sondern künstlich ernährt, Mobilisationen nach Operationen fänden nicht mehr ausreichend statt.

Station 6.1. des Klinikum Nürnberg, die Akut-Geriatrie. Die meisten Patienten hier sind multi-morbide, das heißt, zu den akuten Krankheiten wie beispielsweise einer Lungenentzündung kommen weitere Beschwerden hinzu: Alzheimer, Verwirrung oder Inkontinenz. Nachts sind für 24 Betten zur Zeit noch zwei Pfleger zuständig. Doch ab Jahreswechsel sind nur noch anderthalb Stellen dafür vorgesehen - der eine Pfleger geht nach der halben Schicht und lässt den Kollegen mit den Patienten alleine. Das ist zu wenig, sagt Krankenpfleger Christian Kolb. Denn rund drei Viertel der Patienten bedürfen besonderer Hilfe im Alltag, zusätzlich zu der sonst üblichen Krankenversorgung.

Weil die Pfleger überlastet sind, wird vor allem an der zeitintensiven "Hilfe zur Selbsthilfe" gespart. Das heißt beispielsweise, ein inkontinenter Patient erhält kein Toilettentraining. Stattdessen wird ihm ein Katheter gesetzt oder er wird gewickelt. Demente Patienten lernen nicht mehr, selbst zu essen, sondern werden zum Teil künstlich ernährt. Für die Pfleger heißt das: Zum Stress kommt die tägliche Hilflosigkeit: "Die körperliche Belastung ist nicht das Schlimme. Aber ständig zu wissen: Ich kann nicht, wie ich möchte, weil sonst die Station nicht mehr läuft - das ist belastend", sagt Kolb.

Kliniken droht Pflegekollaps
In deutschen Kliniken steht die Pflege vor dem Kollaps, warnt das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP). Für das "Pflege-Thermometer" hat das DIP deutsche Krankenhäuser befragt - 263 antworteten. Das Ergebnis: Zwischen 1995 und 2005 wurden rund 50.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich abgebaut. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Anzahl der Patienten um rund fünf Prozent. Die Folge: Die Belastung für Krankenschwestern und -pfleger nahm zu. 1995 betreute eine Pflegekraft 48 Patienten, zehn Jahre später waren es schon 59.

Die Situation in der Pflege sei mittlerweile so dramatisch, dass es erstmals Einschränkungen in der Patientensicherheit gebe, sagt Prof. Frank Weidner, Direktor des DIP. Zum Beispiel müssten Patienten länger warten, bis sie ein Schmerzmittel erhielten. So genannte Mobilisationen - also eine Behandlung, die einen Menschen nach einer Operation wieder fit macht - fänden nicht mehr so statt wie eigentlich wünschenswert. Es zeichne sich eine dramatische Situation ab, die aus internationalen Studien bekannt sei, "dass dort, wo die Pflegekapazität bestimmte Grenzen unterschreitet, sogar auch Menschen im Notfall so warten müssten, dass Hilfe zu spät kommt".

Urteil des Europäischen GerichtshofsreutersEuropäischer Gerichts-hofHintergrund der dramatischen Lage: Der Europäische Gerichtshof erklärte 2003 die extrem langen Arbeitszeiten deutscher Klinikärzte für unzulässig. Infolgedessen reduzierten die Krankenhäuser die Arbeitsbelastung der Ärzte, indem sie neue Stellen für Mediziner schafften. Weil das kostenneutral nicht möglich war, mussten die Kostensteigerungen beim übrigen Personal aufgefangen werden - im Wesentlichen beim Pflegedienst, so Alfred von Dollen, Geschäftsführer des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster.

Dabei werden in Zukunft die pflegerischen Leistungen in den Krankenhäusern steigen, erklärt Prof. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom von der Uni Bielefeld: Die Patienten würden auf Grund der demographischen Entwicklung in Zukunft immer älter. Viele Krankenpfleger fühlen sich von der Politik allein gelassen. Die Politik "redet das schön, was dort aus den Gesundheitsstruktur-gesetzen heraus entstanden ist, und geht nicht offen mit dem qualitativen Problem um, das die Krankenhäuser haben", so von Dollen.

Quelle: Frontal21, ZDF
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,7124100,00.html

Siehe auch unter

Riskante Krankenpflege - Patienten in Gefahr!
viewtopic.php?t=6888
KRANKENHAUS BAROMETER 2007“ vorgestellt
viewtopic.php?t=7338
Werner Schell ist seit 1.8.2008 Leiter / Ansprechparter bei:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor
http://www.pro-pflege-selbsthilfnetzwerk.de

Pflegeselbsthilfe
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Pflege-Alarm im Krankenhaus

Beitrag von Pflegeselbsthilfe » 13.11.2007, 07:33

Übernahme aus Forum:
viewtopic.php?t=7553


Frontal21, ZDF sendet am Dienstag, 13.11.2007, 21:00 - 21:45 Uhr,

zum Thema:

Gefährdete Patienten
Pflege-Alarm im Krankenhaus


von Anke Becker-Wenzel und Joe Sperling

In vielen Kliniken wird an der Pflege gespart - mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen, berichten Pfleger. Patienten würden aus Zeitnot kaum noch gefüttert, sondern künstlich ernährt, Mobilisationen nach Operationen fänden nicht mehr ausreichend statt.

Station 6.1. des Klinikum Nürnberg, die Akut-Geriatrie. Die meisten Patienten hier sind multi-morbide, das heißt, zu den akuten Krankheiten wie beispielsweise einer Lungenentzündung kommen weitere Beschwerden hinzu: Alzheimer, Verwirrung oder Inkontinenz. Nachts sind für 24 Betten zur Zeit noch zwei Pfleger zuständig. Doch ab Jahreswechsel sind nur noch anderthalb Stellen dafür vorgesehen - der eine Pfleger geht nach der halben Schicht und lässt den Kollegen mit den Patienten alleine. Das ist zu wenig, sagt Krankenpfleger Christian Kolb. Denn rund drei Viertel der Patienten bedürfen besonderer Hilfe im Alltag, zusätzlich zu der sonst üblichen Krankenversorgung.

Weil die Pfleger überlastet sind, wird vor allem an der zeitintensiven "Hilfe zur Selbsthilfe" gespart. Das heißt beispielsweise, ein inkontinenter Patient erhält kein Toilettentraining. Stattdessen wird ihm ein Katheter gesetzt oder er wird gewickelt. Demente Patienten lernen nicht mehr, selbst zu essen, sondern werden zum Teil künstlich ernährt. Für die Pfleger heißt das: Zum Stress kommt die tägliche Hilflosigkeit: "Die körperliche Belastung ist nicht das Schlimme. Aber ständig zu wissen: Ich kann nicht, wie ich möchte, weil sonst die Station nicht mehr läuft - das ist belastend", sagt Kolb.

Kliniken droht Pflegekollaps
In deutschen Kliniken steht die Pflege vor dem Kollaps, warnt das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP). Für das "Pflege-Thermometer" hat das DIP deutsche Krankenhäuser befragt - 263 antworteten. Das Ergebnis: Zwischen 1995 und 2005 wurden rund 50.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich abgebaut. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Anzahl der Patienten um rund fünf Prozent. Die Folge: Die Belastung für Krankenschwestern und -pfleger nahm zu. 1995 betreute eine Pflegekraft 48 Patienten, zehn Jahre später waren es schon 59.

Die Situation in der Pflege sei mittlerweile so dramatisch, dass es erstmals Einschränkungen in der Patientensicherheit gebe, sagt Prof. Frank Weidner, Direktor des DIP. Zum Beispiel müssten Patienten länger warten, bis sie ein Schmerzmittel erhielten. So genannte Mobilisationen - also eine Behandlung, die einen Menschen nach einer Operation wieder fit macht - fänden nicht mehr so statt wie eigentlich wünschenswert. Es zeichne sich eine dramatische Situation ab, die aus internationalen Studien bekannt sei, "dass dort, wo die Pflegekapazität bestimmte Grenzen unterschreitet, sogar auch Menschen im Notfall so warten müssten, dass Hilfe zu spät kommt".

Urteil des Europäischen GerichtshofsreutersEuropäischer Gerichts-hofHintergrund der dramatischen Lage: Der Europäische Gerichtshof erklärte 2003 die extrem langen Arbeitszeiten deutscher Klinikärzte für unzulässig. Infolgedessen reduzierten die Krankenhäuser die Arbeitsbelastung der Ärzte, indem sie neue Stellen für Mediziner schafften. Weil das kostenneutral nicht möglich war, mussten die Kostensteigerungen beim übrigen Personal aufgefangen werden - im Wesentlichen beim Pflegedienst, so Alfred von Dollen, Geschäftsführer des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster.

Dabei werden in Zukunft die pflegerischen Leistungen in den Krankenhäusern steigen, erklärt Prof. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom von der Uni Bielefeld: Die Patienten würden auf Grund der demographischen Entwicklung in Zukunft immer älter. Viele Krankenpfleger fühlen sich von der Politik allein gelassen. Die Politik "redet das schön, was dort aus den Gesundheitsstruktur-gesetzen heraus entstanden ist, und geht nicht offen mit dem qualitativen Problem um, das die Krankenhäuser haben", so von Dollen.

Quelle: Frontal21, ZDF
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,7124100,00.html

Siehe auch unter

Riskante Krankenpflege - Patienten in Gefahr!
viewtopic.php?t=6888
KRANKENHAUS BAROMETER 2007“ vorgestellt
viewtopic.php?t=7338
Werner Schell ist seit 1.8.2008 Leiter / Ansprechparter bei:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor
http://www.pro-pflege-selbsthilfnetzwerk.de

Service
phpBB God
Beiträge: 1828
Registriert: 14.09.2006, 07:10

KRANKENHAUS: LOB UND KRITIK - u.a. Personalmangel

Beitrag von Service » 22.11.2007, 13:10

DAS DEUTSCHE KRANKENHAUS: LOB UND KRITIK

Gute Ärzte, gutes Pflegepersonal –
aber vielfach Personalmangel


Allensbach am Bodensee, Ende November 2007. - Trotz immenser Investitionen in den Krankenhausbereich ist das allgemeine Image der deutschen Krankenhäuser heute nicht besser als vor 37 Jahren. 44 Prozent der Bevölkerung haben einen guten Eindruck, 39 Prozent einen ambivalenten, und 11 Prozent haben keinen guten Eindruck von den Krankenhäusern in Deutschland. Dies ist ein Ergebnis des zweiten Gesundheitsreports des Finanzdienstleisters MLP, in dessen Auftrag das Institut für Demoskopie Allensbach im Oktober 2007 rund 1.900 repräsentativ ausgewählte Personen befragt hat.
Der Allgemeineindruck, der zwischenzeitlich durchaus schon besser war, steht allerdings in einem Widerspruch zu den Erfahrungen, die Patienten in den letzten Jahren in den Krankenhäusern gemacht haben. Wer in den letzten zehn Jahren in einem Krankenhaus gelegen hat, kommt überwiegend zu einem positiven Urteil. 91 Prozent der Krankenhauspatienten waren mit der medizinischen Versorgung zufrieden, z.T. sogar "sehr zufrieden" (34 Prozent), nur 8 Prozent waren "weniger" oder "gar nicht zufrieden". 85 Prozent waren mit der Pflege und Betreuung zufrieden. Negative Beurteilungen kamen in diesem Punkt nur zu 14 Prozent.
....
.... (weiter unter)
http://www.ifd-allensbach.de/news/prd_0718.html

MLP Gesundheitsreport 2007
Ausführliche Informationen unter:
http://www.mlp-gesundheitsreport.de
http://www.ifd-allensbach.de/pdf/prd_0718.pdf

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