Extremsituationen auf Intensiv - Filmmaterial abrufbar!

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Extremsituationen auf Intensiv - Filmmaterial abrufbar!

Beitrag von WernerSchell » 24.03.2018, 07:09

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Extremsituationen auf Intensiv - TV-Tipp für den 15.03.2018
Odysso, SWR, 22.00 - 22.45 Uhr


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Leben retten oder sterben lassen?
Extremsituationen auf Intensiv


Ein Mann hat sich das Genick gebrochen, ist komplett gelähmt, muss für immer künstlich ernährt und beatmet werden. Er selbst, aber auch Ärzte und Angehörige erörtern gemeinsam, ob sein Leben so noch lebenswert ist.

Der Tod gehört zum Leben – besonders auf einer Intensivstation

Die moderne Intensivmedizin kann mittlerweile fast jedes Organ zumindest eine Zeit lang durch Maschinen ersetzen. Dadurch können heute Menschen am Leben gehalten werden, die noch vor wenigen Jahren keinerlei Chancen hatten. Diese enormen technischen Möglichkeiten bringen aber auch große Herausforderungen mit sich: Die Intensivteams müssen ihr Tun immer wieder hinterfragen und dabei im Blick haben, ob das, was sie tun, noch im Sinne ihres Patienten ist.

Bei schwerstverletzen Patienten etwa, kann sich die Situation ergeben, dass der Mensch mit Hilfe von Maschinen noch sehr lange am Leben gehalten werden kann, aber nur noch wenig Möglichkeiten hat, tatsächlich am Leben teilzunehmen.

In solchen schwierigen Situationen müssen die Behandlungsteams herausfinden, wie sie dem Willen des Patienten wirklich gerecht werden können. Dabei gibt es große Unterschiede: Für den einen können selbst schwerste Einschränkungen noch hinnehmbar sein, für den anderen kann die Aussicht darauf ein kompletter Pflegefall zu sein unerträglich sein.

Gegen den Willen des Patienten darf nicht therapiert werden

Wenn der Patient eine bestimmte Therapie ablehnt, darf sie nicht gegen seinen Willen durchgeführt werden. Das gilt beispielsweise für die künstliche Beatmung – auch wenn das Beenden der künstlichen Beatmung unmittelbar den Tod des Patienten zur Folge hat. Was aber ist der Wille des Patienten? Oftmals sind die Patienten ohne Bewusstsein, so dass nur ihr mutmaßlicher Wille in dieser speziellen Situation ermittelt werden kann. In der Regel sprechen die Intensivteams dann mit nahestehenden Menschen und Angehörigen des Patienten, um herauszufinden, was der Patient in der speziellen Situation für sich mutmaßlich will. Helfen kann dabei eine schriftliche Patientenverfügung.

Wenn der Patient bei Bewusstsein ist, können die Behandlungsteams natürlich direkt mit ihm kommunizieren. Dabei werden oft Psychologen und auch andere Experten hinzugezogen. Dr. Johannes Kalbhenn, der die Anästhesiologische Intensivstation der Uniklinik Freiburg leitet, berichtet von einem Fall: „Der Patient hat die Nacht noch einmal genutzt, die er sich als Bedenkzeit aus gebeten hat, und hat über seine Entscheidung noch einmal nachgedacht. Er hat dann noch einmal ganz klar bekräftigt: Er möchte, dass wir diese Therapie beenden, die Beatmungstherapie mit der Konsequenz, die ihm völlig klar ist, dass er unmittelbar daran sterben wird. Wir haben die Psychologin noch einmal bei ihm gehabt, bei der hat er das auch bestätigt. Und wir haben heute noch einmal einen Medizinethiker dazu geholt, der sich diesen ganzen Fall hat berichten lassen, und das so eingeschätzt hat, dass wenn der Patient urteilsfähig ist und daran kein Zweifel besteht, und jetzt nicht beeinflusst ist durch Todesangst oder irgendwelche anderen Zwänge und sich tatsächlich zu Lebzeiten, und das hat er sogar schriftlich getan, dazu geäußert hat, dann wäre es sogar unethisch, seinem Wunsch nicht zu folgen.“ Zudem wurde noch ein Psychiater hinzugezogen, um sicherzustellen, dass der Patient wirklich urteilsfähig ist.

Sterben lassen – Therapierückzug

Ist die Entscheidung gefallen, beginnen die Ärzte mit dem sogenannten Therapierückzug. Sie unternehmen also nicht aktiv etwas, um den Patienten zu töten – das ist in Deutschland verboten, selbst wenn der Patient danach verlangt – sondern sie fahren lediglich die technische Unterstützung seiner Lebensfunktionen zurück. Bei der künstlichen Beatmung kann es beispielsweise schon ausreichen, keinen zusätzlichen künstlichen Sauerstoff zuzuführen. Das oberste Ziel dabei: Der Patient soll auf seinem letzten Weg keinesfalls Leiden oder Schmerzen haben. Dafür werden Medikamente gegeben, damit etwa kein Erstickungsgefühl auftritt, keine Angst, keine Schmerzen – und Mittel, die dem Patienten das Bewusstsein nehmen. Die Angehörigen können die ganze Zeit bei dem Patient sein und ihn so begleiten.

Auf gut geführten Intensivstationen ist so ein sehr würdiges Sterben möglich – trotz des sehr technischen Umfeldes. Und mitunter ist dem Patienten so sogar noch ein bewusstes Abschiednehmen von den Menschen möglich, die ihn lieben. Das ist mehr als vielen am Ende ihres Lebens vergönnt ist.

Text: Patrick Hünerfeld - Stand: 15.3.2018, 9.00 Uhr

Quelle und weitere Informationen:
https://www.swr.de/odysso/extremsituati ... index.html
https://www.swr.de/odysso/intensivmediz ... index.html

Filme u.a. unter > https://www.swr.de/odysso/extremsituati ... index.html abrufbar!

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Siehe auch unter
> viewtopic.php?f=7&t=22404
> viewtopic.php?f=7&t=22450

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