Internationale Leitlinie zur Ernährung bei Demenz
Verfasst: 27.01.2016, 07:36
Unter Mitwirkung der DGG:
Internationale Leitlinie zur Ernährung bei Demenz publiziert
Unter Federführung von Prof. Dr. Dorothee Volkert, Professorin für Ernährung im Alter am Institut für Biomedizin des Alterns an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, hat eine international besetzte Autorengruppe der Europäischen Fachgesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) die weltweit erste evidenzbasierte Leitlinie zum Umgang mit Ernährungsproblemen bei Demenz publiziert.
In 26 konsentierten Empfehlungen werden wichtige Hinweise zu diesem Thema gegeben. Hierbei wird betont, dass die Berücksichtigung und Optimierung der Ernährungssituation integraler Bestandteil der medizinischen Versorgung von Demenzkranken sein soll. Dazu bedarf es eines regelmäßigen Screenings auf Mangelernährung und einer frühen Intervention, wenn Probleme mit der Ernährung auftreten. Hierbei werden als Basismaßnahmen empfohlen, potentielle Ursachen von Mangelernährung zu identifizieren und zu eliminieren und ansprechende Mahlzeiten in einer angenehmen Umgebung anzubieten. Einzelne Nährstoffe sollen nur zum Ausgleich eines erwiesenen Mangels supplementiert werden.
Bilanzierte Trinknahrung soll ggf. ergänzend zu diesen Maßnahmen zur Verbesserung des Ernährungszustandes eingesetzt werden. Künstliche Ernährung wird allerdings nur bei leichter und mittelschwerer Demenz als passagere Maßnahme zur Überwindung einer Krisensituation empfohlen. Bei fortgeschrittener Demenz wird diesbezüglich zu großer Zurückhaltung geraten – wenngleich jede Entscheidung individuell unter Berücksichtigung von Nutzen, Patientenbelastung und Risiko getroffen werden muss.
Den kostenlosen Volltext der Leitlinie finden Sie im ESPEN-Leitlinienverzeichnis. > http://www.espen.org/education/espen-guidelines
pdf file - Oder laden Sie hier direkt die Leitlinie als PDF herunter. > http://www.espen.info/wp/wordpress/wp-c ... tr2015.pdf
Quelle: Pressemitteilung vom 22.12.2015
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e. V.
Geschäftsstelle
Seumestr. 8
10245 Berlin
Tel. +49 (0)30/52137275
Fax +49 (0)30/52137272
E-Mail: geschaeftsstelle@dggeriatrie.de
+++
Siehe auch die Pressemitteilung vom 15.10.2015
Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst
PM Download: Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst > http://www.dggeriatrie.de/images/storie ... Demenz.pdf
(15.10.2015) Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern – auch durch die Ernährung. Die Chancen, aber auch die Grenzen abgestimmter Ernährung und mögliche Wechselwirkungen erläutert PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster.
„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann. Dies scheinen Beobachtungen zu bekräftigen. So lässt sich bei der Hälfte der Demenzkranken im Rückblick feststellen, dass sie in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verloren haben. „Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, sagt er. Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“
Doch lässt sich zumindest der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf zwei neue Studien (siehe unten). Deren Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination verschiedener Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Einschränkungen bei einer Alzheimer Erkrankung mildern kann.
Ernährung als Schalthebel
„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt er ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“
Trotzdem ist die Ernährung ein Schalthebel, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten exemplarisch diese drei Empfehlungen: mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren. Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen. Und mehr individuell zubereitete Gerichte, auch finger food, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.
Weiterführende Literatur:
Scheltens P, Twisk JW, Blesa R, Scarpini E, von Arnim CA, Bongers A, Harrison J, Swinkels SH, Stam CJ, de Waal H, Wurtman RJ, Wieggers RL, Vellas B, Kamphuis PJ. Efficacy of Souvenaid in mild Alzheimer's disease: results from a randomized, controlled trial. J Alzheimers Dis. 2012;31(1):225-36.
Shah RC, Kamphuis PJ, Leurgans S, Swinkels SH, Sadowsky CH, Bongers A, Rappaport SA, Quinn JF, Wieggers RL, Scheltens P, Bennett DA. The S-Connect study: results from a randomized, controlled trial of Souvenaid in mild-to-moderate Alzheimer's disease. Alzheimers Res Ther. 2013 Nov 26;5(6):59.
Quelle: http://www.dggeriatrie.de/presse-469/10 ... lusst.html
Internationale Leitlinie zur Ernährung bei Demenz publiziert
Unter Federführung von Prof. Dr. Dorothee Volkert, Professorin für Ernährung im Alter am Institut für Biomedizin des Alterns an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, hat eine international besetzte Autorengruppe der Europäischen Fachgesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) die weltweit erste evidenzbasierte Leitlinie zum Umgang mit Ernährungsproblemen bei Demenz publiziert.
In 26 konsentierten Empfehlungen werden wichtige Hinweise zu diesem Thema gegeben. Hierbei wird betont, dass die Berücksichtigung und Optimierung der Ernährungssituation integraler Bestandteil der medizinischen Versorgung von Demenzkranken sein soll. Dazu bedarf es eines regelmäßigen Screenings auf Mangelernährung und einer frühen Intervention, wenn Probleme mit der Ernährung auftreten. Hierbei werden als Basismaßnahmen empfohlen, potentielle Ursachen von Mangelernährung zu identifizieren und zu eliminieren und ansprechende Mahlzeiten in einer angenehmen Umgebung anzubieten. Einzelne Nährstoffe sollen nur zum Ausgleich eines erwiesenen Mangels supplementiert werden.
Bilanzierte Trinknahrung soll ggf. ergänzend zu diesen Maßnahmen zur Verbesserung des Ernährungszustandes eingesetzt werden. Künstliche Ernährung wird allerdings nur bei leichter und mittelschwerer Demenz als passagere Maßnahme zur Überwindung einer Krisensituation empfohlen. Bei fortgeschrittener Demenz wird diesbezüglich zu großer Zurückhaltung geraten – wenngleich jede Entscheidung individuell unter Berücksichtigung von Nutzen, Patientenbelastung und Risiko getroffen werden muss.
Den kostenlosen Volltext der Leitlinie finden Sie im ESPEN-Leitlinienverzeichnis. > http://www.espen.org/education/espen-guidelines
pdf file - Oder laden Sie hier direkt die Leitlinie als PDF herunter. > http://www.espen.info/wp/wordpress/wp-c ... tr2015.pdf
Quelle: Pressemitteilung vom 22.12.2015
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e. V.
Geschäftsstelle
Seumestr. 8
10245 Berlin
Tel. +49 (0)30/52137275
Fax +49 (0)30/52137272
E-Mail: geschaeftsstelle@dggeriatrie.de
+++
Siehe auch die Pressemitteilung vom 15.10.2015
Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst
PM Download: Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst > http://www.dggeriatrie.de/images/storie ... Demenz.pdf
(15.10.2015) Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern – auch durch die Ernährung. Die Chancen, aber auch die Grenzen abgestimmter Ernährung und mögliche Wechselwirkungen erläutert PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster.
„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann. Dies scheinen Beobachtungen zu bekräftigen. So lässt sich bei der Hälfte der Demenzkranken im Rückblick feststellen, dass sie in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verloren haben. „Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, sagt er. Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“
Doch lässt sich zumindest der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf zwei neue Studien (siehe unten). Deren Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination verschiedener Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Einschränkungen bei einer Alzheimer Erkrankung mildern kann.
Ernährung als Schalthebel
„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt er ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“
Trotzdem ist die Ernährung ein Schalthebel, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten exemplarisch diese drei Empfehlungen: mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren. Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen. Und mehr individuell zubereitete Gerichte, auch finger food, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.
Weiterführende Literatur:
Scheltens P, Twisk JW, Blesa R, Scarpini E, von Arnim CA, Bongers A, Harrison J, Swinkels SH, Stam CJ, de Waal H, Wurtman RJ, Wieggers RL, Vellas B, Kamphuis PJ. Efficacy of Souvenaid in mild Alzheimer's disease: results from a randomized, controlled trial. J Alzheimers Dis. 2012;31(1):225-36.
Shah RC, Kamphuis PJ, Leurgans S, Swinkels SH, Sadowsky CH, Bongers A, Rappaport SA, Quinn JF, Wieggers RL, Scheltens P, Bennett DA. The S-Connect study: results from a randomized, controlled trial of Souvenaid in mild-to-moderate Alzheimer's disease. Alzheimers Res Ther. 2013 Nov 26;5(6):59.
Quelle: http://www.dggeriatrie.de/presse-469/10 ... lusst.html