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Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten

Verfasst: 14.09.2013, 09:18
von Presse
PM: Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten – und die fatalen Folgen
http://www.dggeriatrie.de/index.php?opt ... Itemid=469

(13.09.2013) Multimorbidität verlangt Multimedikation. Heißt: Wer viele Krankheiten in sich vereint, bekommt auch viele Medikamente. Zu viele, mahnen die deutschen Geriater während ihres Jahreskongresses im bayrischen Hof. Denn gerade hochbetagte Patienten sind betroffen. „Fünf oder mehr Medikamente an jedem Tag einzunehmen ist im Alter keine Seltenheit. Die große Schwierigkeit besteht darin, diese Multimedikation jetzt verträglich zu halten oder zu Gunsten der Gesundheit des Patienten zu reduzieren“, sagt Kongresspräsident Professor Hans Jürgen Heppner. Denn eine schwere Nebenwirkung von Multimedikation oder potenziell inadäquaten Medikamenten (PIM) sind Stürze. Viele hochbetagte Patienten haben genau hiervor große Angst – zieht ein Sturz im Alter doch meist eine signifikante Verschlechterung des Allgemeinzustandes nach sich. „Es gilt Stürze zu vermeiden und so die Sicherheit der Patienten zu erhöhen“ fordert Heppner alle ärztlichen Kollegen auf.

Sowohl die Einweisungen aufgrund von Stürzen älterer Patienten haben in den letzten Jahren zugenommen, als auch die Sturzraten im Krankenhaus selbst. Eine Möglichkeit die Sicherheit der älteren Patienten wieder zu erhöhen, ist die konsequente Reduzierung von inadäquaten Medikamenten (PIM). Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind Stürze älterer Patienten im Krankenhaus mit den PIM Tetrazepam, Lorazepam und Zopiclon assoziiert. „Diese Assoziation bedeutet, dass man mit dem Einsatz dieser Wirkstoffe bei älteren Menschen vorsichtig sein sollte“, rät Prof. Wolfgang von Renteln-Kruse, Hamburg, beim Symposium Multimedikation.
Um potenziell inadäquate Medikamente (PIM) bei geriatrischen Patienten zu vermeiden, beziehungsweise richtig zu dosieren, existieren bestimmte Screening-Tools, wie zum Beispiel die PRISCUS-Liste (1, 2). Sie ist die speziell an den deutschen Arzneimittelmarkt angepasst und bewertet 83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen als potenziell inadäquat für ältere Patienten. Allerdings sollte für die PRISCUS-Liste wie auch für internationale Listen noch die Wirksamkeit (Validität) und der Nutzen (Praktikabilität) belegt werden. „Hier setzt aktuell als eine von wenigen Studien das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte LUCAS (Longitudinale Urbane Cohorten Alters-Studie) Teilprojekt 6 an“, erläuterte Prof. Wolfgang von Renteln-Kruse. „Wir warten auf Ergebnisse.“

Stürze aufgrund von Potenziell inadäquater Medikation (PIM)

Eine in diesem Rahmen durchgeführte retrospektive Fall-Kontrollstudie (3) hat die Medikation von 212 „Stürzern“ und 636 „Nicht-Stürzern“ untersucht, um den Zusammenhang zwischen PIM der PRISCUS-Liste und Stürzen zu erfassen. Beide Gruppen „Stürzer“ und „Nicht-Stürzer“ waren hinsichtlich Diagnose, Verweildauer und weiteren Kriterien vergleichbar. „Insgesamt waren die Sturzraten in der Klinik niedrig“, erläuterte von Renteln-Kruse. „Auch der Anteil der PIM an den verordneten Medikamenten war mit 4,1% gering“. Eine Multimedikation (von 5 oder mehr Medikamenten) war nicht mit einem höheren Sturzrisiko assoziiert. Allerdings hatten die „Stürzer“ signifikant häufiger ein oder mehrere PIM verglichen mit den „Nicht-Stürzern“ (39% vs. 31%) erhalten. Dieser signifikante Unterschied bestand jedoch nicht mehr, wenn man nur die ersten Stürze (Indexstürze) der Patienten betrachtete.
Stürze traten häufiger auf, wenn Benzodiazepine wie Tetrazepam, Lorazepam (in niedriger Dosierung) oder die Z-Substanz Zopiclon eingenommen wurden. „Folglich sollte man diese Wirkstoffe mit Vorsicht einsetzen und prüfen, ob eine weniger riskante Alternative verordnet werden kann“, so Renteln-Kruse. Im laufenden Projekt wird geprüft, ob ein PIM-Alert die Zahl von Stürzen senken kann.

Die Partnerschaft mit Hausärzten suchen

„Das Thema viele Medikamente für einen einzelnen Patienten ist auch für Hausärzte extrem wichtig“, betonte Kongresspräsident Heppner. „Multimorbidität ist hausärztlicher Alltag!“ Hier helfen krankheitsspezifische Leitlinien in der Regel nicht weiter, denn sie enthalten meist keine Empfehlungen zur Therapieanpassung bei älteren Patienten. „Daher sollten Hausärzte die Verordnungen ihrer Patienten – auch wenn sie frisch aus dem Krankenhaus entlassen sind – kritisch überprüfen“, rät der Geriater. Patienten oder Angehörige sollten ihren Hausarzt zudem konkret zur Überprüfung ihrer Medikamentenliste auffordern. Entsprechend sollten zu Hause einmal alle Medikamente protokolliert und danach dem Arzt vorgelegt werden.
Dabei ist der MAI (Medication Appropriate Index) sehr wichtig: Es gilt die Medikation zu erfassen, die Angemessenheit zu bewerten und gegebenenfalls eine Intervention im Sinne einer Medikamentenanpassung durchzuführen. Professor Hans Jürgen Heppner erklärt: „Einige Leitfragen dafür sind: Stimmt die Indikation? Braucht der Patient das Medikament wirklich? Denn nach Möglichkeit sollte die Zahl der Arzneimittel begrenzt werden. Wirkt das Medikament so, wie es soll? Stimmt die Dosis? Bestehen Kontraindikationen oder Interaktionen mit anderen Medikamenten?“.

Das Bewusstsein von Ärzten und Patienten schärfen

Gleichzeitig gilt nach der Bewertung ist vor der Bewertung: In regelmäßigen Abständen sollte ein erneute Bestandsaufnahme erfolgen. „Im Sinne unserer Patienten! Denn zu viele Medikamente schaden eher, als dass sie nutzen. Dieses Bewusstsein gilt es für alle zu schärfen – Patienten wie behandelnde Ärzte“, zog Kongresspräsident Heppner am Ende sein Fazit.

Ergänzende Informationen:
www.priscus.net
http://www.aerzteblatt.de/archiv/77776/ ... SCUS-Liste
Renteln-Kruse von W et al. (2913) Z Gerontol Geriat (Suppl1) 7

Quelle: Pressemitteilung vom 13.09.2013
Pressekontakt der DGG:
Sarah Schönfelder
medXmedia Consulting
Westendstr. 85
80339 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 70
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 71
E-Mail: presse@dggeriatrie.de
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Download PM:
Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten –und die fatalen Folgen
http://www.dggeriatrie.de/images/storie ... kation.pdf

Siehe auch unter
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... -Patienten
http://m.aerzteblatt.de/news/55840.htm

Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten

Verfasst: 15.09.2013, 06:50
von Rob Hüser
Presse hat geschrieben:Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten – und die fatalen Folgen
(13.09.2013) Multimorbidität verlangt Multimedikation. Heißt: Wer viele Krankheiten in sich vereint, bekommt auch viele Medikamente. Zu viele, mahnen die deutschen Geriater während ihres Jahreskongresses im bayrischen Hof. Denn gerade hochbetagte Patienten sind betroffen. „Fünf oder mehr Medikamente an jedem Tag einzunehmen ist im Alter keine Seltenheit. Die große Schwierigkeit besteht darin, diese Multimedikation jetzt verträglich zu halten oder zu Gunsten der Gesundheit des Patienten zu reduzieren“, sagt Kongresspräsident Professor Hans Jürgen Heppner. Denn eine schwere Nebenwirkung von Multimedikation oder potenziell inadäquaten Medikamenten (PIM) sind Stürze. Viele hochbetagte Patienten haben genau hiervor große Angst – zieht ein Sturz im Alter doch meist eine signifikante Verschlechterung des Allgemeinzustandes nach sich. „Es gilt Stürze zu vermeiden und so die Sicherheit der Patienten zu erhöhen“ fordert Heppner alle ärztlichen Kollegen auf. ....
Die o.a. Pressemitteilung bestätigt eindrucksvoll die von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit Jahren erhobene Forderung, die Arzneimittelsicherheit, vor allem für ältere Menschen, durch entsprechende Maßnahmen der verantwortlichen Akteure, Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte, in engen Grenzen zu halten. Ich begrüße es in diesem Zusammenhang sehr, dass im Rhein-Kreis Neuss durch Beschluss der Gesundheitskonferenz ein Arbeitskreis mit diesem Thema befasst ist und Regelungen zu Gunsten der betroffenen Menschen erarbeitet. Die Problematik wurde bereits in mehreren Pflegetreffs erörtert, zuletzt am 14.11.2012.

Rob

Pflegeheime müssen ihr medizinisches Netzwerk offenlegen

Verfasst: 28.12.2013, 08:00
von WernerSchell
Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz:
Pflegeheime müssen ihr medizinisches Netzwerk offenlegen.

Vollstationäre Pflegeeinrichtungen sind künftig verpflichtet, die Pflegekassen regelmäßig und unmittelbar über Regelungen zur ärztlichen Versorgung sowie zur Arzneimittelversorgung in den Einrichtungen, z.B. über Kooperationsverträge mit Ärzten und Apotheken, zu informieren. Dies sieht eine Regelung des 2012 verabschiedeten Pflege-Neuausrichtungs-Gesetzes vor, die zum Jahreswechsel in Kraft tritt. Die Informationen sollen von den Pflegekassen verständlich, übersichtlich und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, damit sie Pflegebedürftigen und deren Angehörigen die Suche nach einer passenden Einrichtung erleichtern.
Weitere Informationen zum Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz finden Sie hier:
http://www.bmg.bund.de/pflege/das-pfleg ... esetz.html

Quelle: Quelle: Gesundheitspolitische Informationen: GP_aktuell Nr. 24/13 vom 20.12.2013

Arzneiverordnung: Viel hilft meist eher weniger

Verfasst: 31.12.2013, 07:44
von Presse
Arzneiverordnung: Viel hilft meist eher weniger
Viele Versicherte werden von mehr als einem Hausarzt und von mehreren Fachärzten behandelt.
Ein Beispiel der Knappschaft-Bahn-See zeigt: Dies führt nicht selten zu Über- und Fehlverordnungen.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=850 ... pte&n=3193

Ungewisses Sturzrisiko

Verfasst: 28.08.2014, 06:27
von Presse
Kommentar:
Ungewisses Sturzrisiko
Bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie Hypertonie ist es sicher sinnvoll, von Zeit zu Zeit auch die
Nebenwirkungen der Medikamente zu überprüfen.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=867 ... uck&n=3691

Arzneimittelversorgung älterer Menschen - mehr Sorgfalt

Verfasst: 26.12.2014, 09:43
von WernerSchell
Arzneimittelversorgung älterer Menschen - mehr Sorgfalt geboten!

Bild --- Bild

"Das wichtigste Medikament in der Gerontopsychiatrie ist Wasser.
Ein wesentlicher Anteil der unklaren Verwirrtheitszustände im Alter
ist auf einen Flüssigkeitsmangel zurückzuführen."

Ältere Menschen sind nicht einfach nur alte Erwachsene. Sie haben andere Erkrankungen, andere Stoffwechselgeschwindigkeiten
und andere Bedürfnisse.
Quelle: Dr. med. Jan Dreher in "Psychopharmakotherapie griffbereit", Schattauer Verlag, 2015
> viewtopic.php?f=4&t=20833

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Gute Informationen bzw. Handlungsempfehlungen sind im übrigen zu entnehmen:

Gesundheitsamt Bremen:
Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen - aktueller Kenntnisstand
Quelle: Internethinweise
> http://www.gesundheitsamt.bremen.de/det ... .c.7978.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.
Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten – und die fatalen Folgen
Quelle: Pressemitteilung vom 13.09.2013
> viewtopic.php?f=6&t=19582&hilit=Arbeitskreis

Cornelia Stolze:
"Krank durch Medikamente", Piper Verlag, 2014
> viewtopic.php?f=4&t=20774

Hilko J. Meyer / Stefanie Kortekamp (Herausgeber):
Medikationsmananagement in stationären Pflegeeinrichtungen: Teamarbeit der Solisten
> viewtopic.php?f=4&t=20735

MDS:
"Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen"
> viewtopic.php?f=3&t=20533

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk:
Seit Jahren wird in Pflegetreffs und Veröffentlichungen auf die Notwendigkeit, die Arzneimittelversorgung
älterer Menschen zu verbessern, aufmerksam gemacht. Auf Drängen von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
hat sich der Rhein-Kreis Neuss in der Gesundheitkonferenz durch Einrichtung eines Arbeitskreises mit der
Thematik befasst und am 04.06.2014 Handlungsempfehlungen für die Pflegeeinrichtungen beschlossen.
Quelle. Zahlreiche Informationen im Forum von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
> index.php

Kampf den unerwünschten Arznei-Nebenwirkungen

Verfasst: 03.02.2016, 07:37
von WernerSchell
Ärzte Zeitung vom 03.02.2016:
GBA-Chef: Kampf den unerwünschten Arznei-Nebenwirkungen
GBA-Chef Hecken macht Druck: Er will die Risiken der Polymedikation minimieren und lockt mit Geldern aus dem
Innovationsfonds für Projekte zur Arzneimitteltherapiesicherheit.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=904 ... tik&n=4767

Fehl- und Doppelverordnungen - Projekt ...

Verfasst: 08.03.2016, 07:37
von WernerSchell
Ärzte Zeitung vom 08.03.2016:
Projekt:
Damit Ärzte ihren Patienten nicht zu viel verschreiben

Besonders qualifizierte Apotheker prüfen Rezepte auf Fehl- und Doppelverordnungen.
Mit diesem Ansatz wollen Apothekerkammer Westfalen-Lippe
und die AOK Nordwest die Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie verbessern.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=906 ... pte&n=4843

Falsches Medikament, und keiner merkt es - Video informiert

Verfasst: 19.04.2016, 06:26
von WernerSchell
Am 19.04.2016 bei Facebook gepostet:
Falsches Medikament, und keiner merkt es ... WDR - Sendung vom 09.04.2016 | 07:12 Min. | Video verfügbar bis 08.04.2021. Bis zu zehn Prozent der Medikamentengaben im Krankenhaus sind nicht korrekt. Falsche Dosierungen, falscher Wirkstoff, nicht beachtete Wechselwirkungen in manchen Fällen mit tödlichen Folgen. Wie kann man diese Fehler vermeiden? > Mehr Informationen zur Sendung: http://www.daserste.de/information/wiss ... s-102.html Dazu passend die Ankündigung / Einladung zum 24. Neusser Pflegetreff 27.04.2016 mit dem Thema Arzneimittelversorgung der älteren Menschen. Näheres (stets aktuell) unter folgender Adresse: viewtopic.php?f=7&t=21371