Gefährliche Medikamente für Ältere - Liste informiert

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Riskante Arzneien - Prixcus-Liste informiert

Beitrag von Presse » 28.01.2011, 07:23

Arzneimittelsicherheit: Techniker Krankenkasse klärt mit neuem Service auf

Hamburg, 25. Januar 2011. Morgens zwei, mittags eine, abends drei: Pillenalltag für viele Senioren. Sechs verschiedene Medikamente pro Tag nehmen ältere Menschen in Deutschland durchschnittlich ein. Obwohl die über 60-Jährigen nur ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, entfallen zwei Drittel aller verschriebenen Arzneimittel auf diese Altersgruppe. Der bunte Pillenmix ist eine tickende Zeitbombe, gerade für die Generation "60 Plus". Der Grund: Besonders Senioren sind anfällig für Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten. Ihre Organe arbeiten nicht mehr so schnell, Wirkstoffe können nicht mehr so gut aufgenommen beziehungsweise abgebaut werden. Mögliche Folgen: Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen. Deswegen hat die Techniker Krankenkasse (TK) jetzt ihren Arzneimittelkontoauszug um einen Service speziell für Senioren erweitert, der auf Medikamente hinweist, die mögliche Neben- oder Wechselwirkungen hervorrufen können.

"Nach einer aktuellen Analyse der TK hat im ersten Halbjahr 2010 jeder sechste über 65-Jährige mindestens ein Medikament erhalten, das gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen kann", erklärt Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der TK. "Um die Therapiesicherheit zu erhöhen, haben wir unseren Arzneimittelkontoauszug-Service TK-ViA deswegen jetzt um einen Hinweis auf die sogenannte 'Priscus-Liste' erweitert. Damit wollen wir informieren, nicht verunsichern. Patienten, die ein entsprechendes Medikament erhalten, sollen es auf keinen Fall eigenmächtig absetzen, sondern stattdessen die weitere Therapie mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.“

Diese Liste enthält eine Aufstellung von 83 Arzneimittelwirkstoffen, die für Senioren ab 65 Jahren nur eingeschränkt zu empfehlen sind und deswegen nur nach einer genauen Nutzen-Risiko-Bewertung vom Arzt verordnet werden sollten. Darunter fallen zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck, Depressionen und Schmerzmittel. Um die Arzneimitteltherapie von älteren Patienten sicherer zu machen, haben Wissenschaftler im Auftrag des Bundesforschungsministeriums diese Liste erstmalig für Deutschland erstellt. Neben der Aufstellung der Wirkstoffe erläutert die 'Priscus-Liste' die Risiken dieser Medikamente sowie mögliche Therapiealternativen.

Bestellt ein über 65 Jahre alter Versicherter jetzt TK-ViA und seine Übersicht enthält ein 'Priscus-Medikament', wird die entsprechende Verordnungszeile fett hervorgehoben. In einem Begleitbrief informiert die TK zum Thema. Bei Fragen können sich die Versicherten an den telefonischen Beratungsservice TK-ÄrzteZentrum wenden. TK-ViA listet alle verordneten Medikamente der letzten zwei Jahre auf.

Die aktuelle Priscus-Liste ist online abrufbar unter: http://www.priscus.net
TK-Versicherte können TK-ViA telefonisch oder im Internet bestellen: http://www.tk.de

Hinweis für die Redaktionen
Die TK bezieht sich auf den Arzneiverordnungsreport 2010 und aktuelle Daten der Ruhr-Uni Bochum. Dort wurden in einer telefonischen Befragung 2.500 Patienten über 70 Jahren zu ihrem Arzneimittelgebrauch befragt.


Quelle: Pressemitteilung vom 25.01.2011
TK-Pressestelle
Telefon 040 - 69 09-17 83
Fax 040 - 69 09-13 53
E-Mail pressestelle@tk.de

Riskante Arzneien
"Priscus-Liste": Welche Medikamente für ältere Patienten problematisch sein könnten


Baierbrunn (ots) - Pharmakologen der Universität Herdecke haben für Ärzte und Apotheker eine Liste mit Arzneimittel erstellt, die für ältere Menschen problematisch sein könnten. Sie enthält zur Zeit 83 Medikamente, vor allem bestimmte Schmerzmittel, Beruhigungsmittel, Psychopharmaka, Blutdrucksenker, Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen und Demenz sowie Narkosemittel, berichtet die "Apotheken Umschau". Die Wissenschaftler wünschen sich, dass Ärzte die Priscus-Liste bei sich führen oder im Praxiscomputer installieren, um problematische Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten rasch zu erkennen. Die Liste kann im Internet unter http://www.priscus.net eingesehen werden.

Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 1/2011 B liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.01.2011
Pressekontakt: Ruth Pirhalla
Tel. 089 / 744 33 123
Fax 089 / 744 33 459
E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de
http://www.wortundbildverlag.de
http://www.apotheken-umschau.de

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Medikamentöse Versorgung in Heimen

Beitrag von WernerSchell » 12.02.2011, 07:58

Das Thema wid auch beim nächsten Erfttaler Pflegetreff am 20.04.2011 diskutiert - siehe die Hinweise unter
viewtopic.php?t=15134
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Hohe Fehlerquote bei der Zuteilung von Medikamenten

Beitrag von Presse » 14.02.2011, 10:18

Ärzte Zeitung, 11.02.2011

Hohe Fehlerquote bei der Zuteilung von Medikamenten

LEEDS (MUC/eb). Alte Menschen in Pflegeheimen müssen oft viele Medikamente einnehmen und sind auf deren korrekte Zuteilung durch das Pflegepersonal angewiesen. Eine britische Studie hat jetzt ergeben, dass Fehldosierungen bei flüssigen und bei inhalierbaren Arzneimitteln sowie bei Salben, Augentropfen oder Injektionen um ein Vielfaches häufiger sind als bei Tabletten (BMJ Qual Saf 2011, online http://qualitysafety.bmj.com/content/ea ... 8.abstract ). ..... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=640538

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Priscus-Liste - Medikamentenwarnung

Beitrag von Gaby Modig » 07.03.2011, 07:29

Die Rheinische Post berichtete am 27.01.2011 zum Thema:

Priscus-Liste mit 83 Arzneien
Forscher warnen vor Medikamenten für Ältere

zuletzt aktualisiert: 27.01.2011
Düsseldorf (RPO). Schmerztabletten, Blutdrucksenker, Beruhigungsmittel – Medikamente, die älteren kranken Menschen helfen sollen und das Gegenteil bewirken können: Forscher der Universität Herdecke haben eine Liste mit 83 Arzneimitteln veröffentlicht, die Ärzte Senioren verschreiben, obwohl sie im schlimmsten Fall mehr schaden als nutzen. ..... weiter lesen unter
http://www.rp-online.de/gesundheit/medi ... 57730.html

Heute, 07.03.2011, greift die Rheinische Post das Thema erneut auf und warnt Senioren!

Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Medikamenten-Check für ältere Patienten

Beitrag von Presse » 14.05.2011, 06:57

Medikamenten-Check für ältere Patienten soll Pflegequalität verbessern

Hannover –Die KKH-Allianz macht sich für eine Verbesserung der Pflegequalität stark. „Durch Qualitätsmängel in der Pflege erfahren Pflegebedürftige nicht nur großes persönliches Leid, den Kassen entstehen dadurch auch hohe vermeidbare Kosten“, erklärte KKH-Allianz-Vorstandsvorsitzender Ingo Kailuweit. Die gestern auf dem14. Berliner Dialog vorgestellte „Pflegeoffensive 2011 – Wegweiser für mehr Qualität“ zeigt dazu mögliche Wege auf. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... essern.htm

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Priscus-Liste - Forscher gegen planlose Medikamention

Beitrag von Presse » 26.05.2011, 06:52

Forscher gegen planlose Medikamention: PRISCUS-Verbund mit 1,5 Mio. EUR weiter gefördert

Medikamentenliste für Ärzte und Bewegungsprogramm für Ältere

Mit ihrem Ergebnis, dass ältere Menschen im Schnitt sechs Medikamente täglich einnehmen, von denen viele gar nicht für sie geeignet sind oder sich untereinander nicht vertragen, haben die Forscher im Verbund PRISCUS (Prerequisites for a new health care model for elderly people with multi-morbidity) für viel Aufsehen gesorgt. Als Gegenmaßnahme entwickelten sie eine Liste, die Ärzten als Hilfe bei der Auswahl und Zusammenstellung von Medikamenten für Ältere dienen soll.

Ob und wie die Liste wirkt, wollen sie in der zweiten Projektphase untersuchen: Der Verbund, koordiniert von Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch, RUB-Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit 1,5 Mio. Euro für drei Jahre weiter gefördert.

Kurzliste für den Praxisalltag

83 Arzneistoffe setzte das interdisziplinäre PRISCUS-Expertenteam auf die Liste derer, die man älteren Menschen möglichst nicht verordnen sollte. Zu groß ist bei ihnen das Risiko ernster Nebenwirkungen, die den Patienten nicht selten sogar ins Krankenhaus bringen: Verwirrtheit, Herzkreislaufprobleme, Stürze. In der zweiten Projektphase wollen die Spezialisten die lange Liste noch einmal prüfen und eine handhabbare Kurzfassung für die tägliche Praxis entwickeln. Diese Liste wird dann in Hausarztpraxen in den Großräumen Ruhrgebiet und Hannover erprobt. Der Zufall entscheidet darüber, ob eine Praxis die PRISCUS-Liste erhält oder eine allgemein gehaltene Handreichung für die Verschreibung von Medikamenten an ältere Menschen als Kontrollgruppe. Über ein Jahr hinweg werten die Forscher dann die Verordnungen an 1680 Patienten über 70 Jahre dieser Praxen aus. Sie vergleichen, welche Medikamente die Patienten zu Beginn und nach Einführung der jeweiligen Liste in der Hausarztpraxis bekommen, erfragen zudem die Lebensqualität der Patienten und führen Buch über eventuelle Krankenhauseinweisungen. Nach einem Jahr soll sich zeigen, was die Kurzfassung der Liste bewirkt. Gesundheitsökonomen ermitteln darüber hinaus, ob sie auch wirtschaftliche Auswirkungen hat.

Ältere Menschen in Bewegung bringen

Ein zweiter Teil der PRISCUS-Studie bringt ältere Menschen in Bewegung. Ziel ist es, ihre Mobilität zu verbessern. Dazu haben Sportmediziner der RUB unter dem Namen HOMEfit eine neuartige Kooperation zwischen Hausärzten und Bewegungstherapeuten ins Leben gerufen, über die älteren Patienten ein spezielles Trainingsprogramm vermittelt wird. Dieses Konzept wurde in der ersten Phase der Studie erprobt. Die Studienteilnehmer werden über ihren Hausarzt angesprochen und ihre aktuelle Kraft und Koordination wird von den Wissenschaftlern in der Hausarztpraxis gemessen. Unter anderem wird ermittelt, wie schnell die Teilnehmer es schaffen, fünfmal hintereinander von einem Stuhl aufzustehen. Ein Bewegungstherapeut übernimmt dann eine eingehende Beratung zu körperlicher Aktivität und eine Einweisung in das individuelle Trainingsprogramm, das die Teilnehmer zu Hause regelmäßig absolvieren. In bestimmten Abständen finden weitere Schulungstermine in der Hausarztpraxis und am Telefon statt. Das Trainingsprogramm wird dem Fortschritt angepasst und umfasst insgesamt zwölf Wochen. Am Ende der Trainingszeit wird die Mobilität wiederum gemessen, um zu bewerten, ob das Konzept erfolgreich war.

Partner in PRISCUS

Partner in PRISCUS sind neben der Ruhr-Universität die Universität Witten-Herdecke, die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Universität Bielefeld.

Weitere Informationen

Dr. Ulrich Thiem, Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch), 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27253, ulrich.thiem@rub.de

Dr. Timo Hinrichs, Lehrstuhl Sportmedizin und Sporternährung (Prof. Dr. Petra Platen), Fakultät für Sportwissenschaft der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-29166, timo.hinrichs@rub.de

Redaktion: Meike Drießen

Quelle: Pressemitteilung vom 25.05.2011
Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

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Medikamente - Kurzliste für den Praxisalltag

Beitrag von Rita Reinartz » 07.06.2011, 08:21

Die Kurzliste für den Praxisalltag ist m.E. dringend erforderlich. Bei der Fülle von Medikamenten sieht kaum noch jemand durch, auch die Ärzte sind überfordert.

R.R.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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Medikamente - Kurzliste für den Praxisalltag

Beitrag von Rob Hüser » 13.06.2011, 12:18

Rita Reinartz hat geschrieben:Die Kurzliste für den Praxisalltag ist m.E. dringend erforderlich. Bei der Fülle von Medikamenten sieht kaum noch jemand durch, auch die Ärzte sind überfordert. ...
Hallo, das sehe ich genau so. Ich denke aber, dass eine Kurzliste schnellstens kommen sollte. Denn die maßgeblichen Erkenntnisse liegen doch auf der Hand. Oder geht es hier noch darum, irgendetwas mit der Pharmalobby abzustimmen?

Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Neuroleptika

Beitrag von Presse » 15.06.2011, 12:07

BARMER GEK Arzneimittelreport 2011
Fragwürdige Verordnungen für Frauen, Demente und Alkoholabhängige


Berlin - Bedenkliche Trends stehen im Mittelpunkt des neuen BARMER GEK Arzneimittelreports: Demnach erhalten knapp 14 Prozent der alkoholabhängigen Menschen in Deutschland starke Schlafmittel mit hohem zusätzlichen Suchtpotential verordnet. Jeder dritte Demenzkranke bekommt regelmäßig starke Beruhigungsmittel – trotz erhöhtem Sterblichkeitsrisiko. Und fast die Hälfte der 20 absatzstärksten Antibabypillen des Jahres 2010 enthalten neuartige Hormone mit einem doppelt so hohen Thromboembolierisiko wie bewährte ältere Präparate.

Der Autor der Studie, Professor Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, sieht die Entwicklung mit Sorge: „Sowohl bei neuen patentfähigen Antibabypillen, bei Neuroleptika für demenzkranke Menschen als auch bei Benzodiazepinen für alkholkranke Menschen gibt es seit Jahren klare Gegenanzeigen und Warnhinweise. Trotzdem wird weiter in kritischer Größenordnung verschrieben.“

Ausgabentreiber und Einsparpotentiale

Mit Blick auf die in den vergangenen Monaten zurückgehenden Arzneimittelausgaben bemerkt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker: „Die Arzneimittelgesetzgebung 2010 hat die Ausgabenzuwächse etwas gedrosselt. Gleichwohl beobachten wir eine beinah ungebremste Dynamik im Bereich der Biologicals. Hier liegen die Umsatzsteigerungen bei den Top-Sellern auch in den ersten vier Monaten 2011 über 10 Prozent. Wir müssen unbedingt die Erfolgsgeschichte der Generika wiederholen und die Biosimilars breiter einsetzen.“

Tatsächlich erzielten die so genannten Biologicals (gentechnisch hergestellte Spezialpräparate z. B. gegen Rheuma, Multiple Sklerose, Krebs) im Jahr 2010 Steigerungsraten zwischen 8 und 17 Prozent – trotz Kosten dämpfender Maßnahmen. Hier liegen die Jahrestherapiekosten häufig im fünfstelligen Bereich. Entsprechend asymmetrisch fällt das Ausgabenprofil aus: Auf 0,84 Prozent aller Versicherten entfallen 30 Prozent der Arzneimittelausgaben.

Pharmaexperte Glaeske macht noch erhebliche Einsparpotentiale aus. „Allein eine Steigerung der Generikaquote von heute 85 auf 90 Prozent verspricht Einsparungen von 500 Millionen Euro jährlich.“ Im Jahr 2010 habe der Einsatz von Nachahmerpräparaten rund 10 Milliarden Euro eingespart. Für die Nachahmer der Biologicals, die sogenannten Biosimilars, sieht Glaeske zusätzliche Einsparpotentiale zwischen 20 und 25 Prozent. Dabei liegen Hoffnungen auf Verordnungsquoten für Biosimilars. Glaeske: „Als effiziente und qualitätssichernde Instrumente der Kostensteuerung werden Biosimilar-Quoten auf KV-Ebene immer wichtiger, das machen auch die regionalen Verordnungsanalysen des Reports deutlich.“

Versorgungsstrukturgesetz als Wettbewerbsbremse

Gleichzeitig bemängelt Kassenvize Schlenker einige finanzielle Risiken und wettbewerbsschädliche Bestimmungen im aktuellen Referentenentwurf zum Versorgungsstrukturgesetz. Die neue spezialärztliche Versorgung sei grundsätzlich zu begrüßen. Ohne Bedarfsplanung und Mengensteuerung könne dieser Bereich aber schnell zum Kostentreiber sowohl bei den Honoraren als auch in der Arzneimittelversorgung avancieren. Besonders kritisch bewertet Schlenker die geplanten aufsichtsrechtlichen Einschränkungen im selektivvertraglichen Bereich: „Seit Jahren schließen wir individuelle Verträge zur integrierten Versorgung, zuletzt auch mit der Pharmaindustrie. Im Falle bundesweiter IV-Verträge sollen diese Vereinbarungen künftig mit maximal 17 Aufsichtsbehörden abgestimmt werden. Hier muss im Gesetzgebungsverfahren unbedingt nachgebessert werden. Sonst wird das zarte Pflänzchen Vertragswettbewerb schnell verdorren.“

Alle Informationen inkl. Audio-File in mp3-Format auf
http://www.barmer-gek.de/presse

Ausgewählte Ergebnisse

Benzodiazepine bei Alkoholabhängigkeit:

Der Anteil aller weiblichen Versicherten mit einer Schlafmittel-Verordnung aus der Familie der Benzodiazepine lag 2010 bei sechs, bei männlichen Versicherten bei vier Prozent. Unter den Versicherten mit einer diagnostizierten Alkoholabhängigkeit wurden indes rund 12 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen Benzodiazepine verordnet. Patienten erhalten diese Schlafmittel häufig im klinischen Alkoholentzug, allerdings auch danach zur Behandlung von Schlafstörungen und Angstsymptomen. Für einen längerfristigen Einsatz bei Alkoholabhängigkeit gelten diese Medikamente wegen des eigenen Suchtpotentials und der Verstärkung der beruhigenden und antriebshemmenden Effekte von Alkohol (Gangunsicherheit, Hang-over-Effekte, kognitive Einschränkung, Fahruntüchtigkeit, Sturz- und Unfallgefahr) allerdings als ungeeignet. Konservative Schätzungen gehen von rund 1,6 Millionen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland aus.

Neuroleptika:

Demenzkranke erhalten sechsmal häufiger Neuroleptika als Patienten ohne Demenz. Gleichzeitig ist seit Jahren bekannt, dass Demenzkranke nach Einnahme von Neuroleptika eine 1,6- bis 1,7-fach erhöhte Sterblichkeitsrate gegenüber der Placebogruppe aufweisen. Gesundheitsexperte Glaeske: „Hier erhält eine Patientengruppe mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko Medikamente, deren Wirksamkeit teilweise nicht belegt ist und deren Folgen bei Langzeitgabe weithin ungeklärt bleiben."

Antibabypille:

Gut 50 Jahre nach Einführung der Antibabypille ist die hormonelle Verhütung Standard. Regionale Erhebungen demonstrieren eine eindrucksvolle Verbreitung. Je nach Region erreicht die Verordnungsrate unter 12- bis 15-jährigen Mädchen bis zu 16 Prozent. Unter den 16- bis 19-jährigen Frauen variiert der Verordnungsanteil zwischen 47 und 74 Prozent. Umso fragwürdiger, dass viele neuere Präparate, auch Top-Seller, ein vergleichsweise hohes Thromboembolierisiko aufweisen. Frauen im gebärfähigen Alter, die keine Antibabypille einnehmen, haben ein Risiko von 3 bis 5 pro 100.000 Frauenjahre. Mit den Pillen der 2. Generation steigt das Risiko auf rund 20 pro 100.000 Frauenjahre. Bei den neuesten Pillen der dritten Generation kommt es nach aktueller Studienlage bei gleich guter Wirksamkeit und Zuverlässigkeit zu einer Verdopplung oder gar Verdreifachung des Risikos gegenüber den älteren Präparaten der zweiten Generation. Pharmaexperte Glaeske: „Erprobte Pillen der zweiten Generation bleiben die Mittel der Wahl, bei allen anderen Pillen sind die Risiken höher oder schwer abschätzbar."

Regionale Verteilung Biosimilars:

Bei den Biosimilar-fähigen Biologicals fallen starke regionale Unterschiede auf. Der Biosimilar-Anteil beim Biological Epoetin, das bei Nierenerkrankungen eingesetzt wird, variiert zwischen 16 und 69 Prozent (Saarland versus Bremen). Bundesweit liegt hier der Biosimilar-Anteil schon bei 52 Prozent. Dagegen liegt der Biosimilar-Anteil beim Biological Somatropin (Indikation: Minderwuchs) für ganz Deutschland erst bei knapp 5 Prozent, wobei in Rheinland-Pfalz bereits über 30 Prozent, in Bayern oder Niedersachsen aber gerade 1,3 bzw. 1,8 Prozent erreicht werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 15.06.2011
______________________________________________
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Dr. Kai Behrens, Tel.: 0800 33 20 60 44 3020
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Zu viele Beruhigungsmittel für Demenzkranke

Beitrag von Presse » 16.06.2011, 12:06

Zu viele Beruhigungsmittel für Demenzkranke
Jeder dritte Demenzkranke erhält starke Beruhigungsmittel - trotz erhöhtem Sterblichkeitsrisiko. Das geht aus dem Arzneimittelreport 2011 der Barmer GEK hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=659 ... tik&n=1166

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Demenzkranke - Medikation verbessern !

Beitrag von WernerSchell » 18.06.2011, 16:15

Siehe auch die Pressemitteilung vom 18.06.2011 - Demenzkranke - Medikation verbessern - unter
viewtopic.php?t=15951
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Geriatrie: Anticholinerge Last als Sterberisiko

Beitrag von Presse » 24.06.2011, 17:51

Geriatrie: Anticholinerge Last als Sterberisiko

Cambridge – Der häufige Einsatz von Medikamenten mit anticholinergen Eigenschaften birgt bei älteren Patienten erhebliche Risiken. Neben einer Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten ermittelt eine Studie des britischen Medical Research Council im Journal of the American Geriatrics Society (2011; doi: 10.1111/j.1532-5415.2011.03491.x) ein deutlich erhöhtes Sterberisiko. .....
Weiter lesen unter
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... risiko.htm

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Wenn Senioren der Schädel brummt

Beitrag von Presse » 28.06.2011, 06:19

Wenn Senioren der Schädel brummt
Haben alte Menschen Kopfschmerzen, kann das vielerlei Gründe haben. Ein übermäßiger Gebrauch von Schmerzmitteln ist eine häufige Ursache. Es können aber auch Erkrankungen dahinterstecken. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=660 ... zen&n=1188

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Medikation - Schäden bei älteren Menschen

Beitrag von Presse » 06.07.2011, 06:15

Iatrogenität: Warum ältere Menschen häufiger durch Medikamente und Operationen zu Schaden kommen

fzm - Senioren laufen eher als jüngere Menschen Gefahr, durch medizinische Behandlungen geschädigt zu werden. Experten nennen in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011) die vier häufigsten Probleme und wie sie sich vermeiden lassen.

Wenn der Arzt (griechisch: iatros) seinem Patienten Schaden zufügt, sprechen Experten von Iatrogenität. Senioren sind aufgrund ihrer verminderten körperlichen Reserven und häufiger Begleiterkrankungen besonders gefährdet. Das erste Problem, das Dr. Philipp Bahrmann vom Klinikum Nürnberg und Mitautoren nennen, sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW). Sie treten laut Studien bei bis zu 15 Prozent aller Patienten im Krankenhaus auf. Nicht selten seien diese sogar der Anlass für die Klinikbehandlung, so Dr. Bahrmann. Er sieht die Ursache vor allem in einer so genannten Polypharmazie: Viele Senioren nehmen vier oder mehr Medikamente ein. Im Alter steigt aber das Risiko auf eine UAW, weil Wirksamkeit und Ausscheidung der Mittel durch eine Nierenschwäche verändert werden. Sehstörungen, geistige Leistungsschwächen oder eine eingeschränkten Beweglichkeit in den Fingern führen außerdem zu Einnahmefehlern. Einige Wirkstoffe sollten deshalb bei älteren Menschen vermieden werden, fordert Dr. Bahrmann. Er verweist auf die kürzlich von Experten zusammengestellte PRISCUS-Liste der Medikamente, die Ärzte älteren Menschen nicht verordnen sollten.

Medikamente sind häufig auch am Risiko Nummer zwei beteiligt: Etwa ein Drittel der zu Hause lebenden Menschen über 65 stürzt im Durchschnitt einmal im Jahr. Schuld sind nicht nur Sehstörungen und die körperliche Gebrechlichkeit. Auch Medikamente gegen Depressionen oder Schlaftabletten erhöhen das Sturzrisiko, warnt Dr. Bahrmann. Mittel gegen Bluthochdruck können bewirken, dass Menschen nach dem Aufstehen kollabieren - und dabei nicht selten zu Schaden kommen. Bei fünf Prozent aller Stürze der Senioren kommt es zu Knochenbrüchen, berichtet Dr. Bahrmann: Eine gebrochene Hüfte kann schnell zum tödlichen Risiko werden. Bei den über 65-Jährigen sterben bis zu 24 Prozent im ersten Jahr nach einem Schenkelhalsbruch. Andere verlieren ihre Selbstständigkeit und müssen im Pflegeheim betreut werden.

Ein Klinikaufenthalt überfordert ältere Menschen schnell. Der Stress durch die ungewohnte Umgebung löst in Kombination mit der Erkrankung und einer Operation schnell Verwirrtheitszustände aus. Das Delirium ist das dritte der vier von Dr. Bahrmann genannten Iatrogenitätsrisiken. Es ist keineswegs selten. Nach operativen Eingriffen erleiden bis zu 62 Prozent und auf Intensivstationen bis zu 87 Prozent Verwirrtheitszustände. Auslöser sind auch hier häufig Medikamente, die auf das Gehirn wirken und deshalb auf dem PRISCUS-Index stehen. Nach Ansicht von Dr. Bahrmann sollten sich die Vorsichtsmaßnahmen aber nicht auf das Meiden bestimmter Arzneien beschränken. Wichtig für ältere Menschen sei eine stressfreie Umgebung im Krankenhaus, ein ruhiger Umgang mit dem Patienten sowie eine klare und einfache Kommunikation.

Operationen sind das vierte Risiko: Nach chirurgischen Eingriffen erleiden ältere Menschen doppelt so häufig Komplikationen wie jüngere. Gefürchtet ist vor allem eine Lungenentzündung, die nicht selten tödlich endet. Sie wird nicht nur durch die Bettruhe begünstigt. Viele ältere Menschen haben Schluckstörungen, berichtet der Experte. Um zu vermeiden, dass Speisereste in die Atemwege gelangen, sollte die Nahrung angedickt und der Schluckakt trainiert werden. Dies gelingt am besten, wenn die Patienten auf die Operation vorbereitet werden. Die Sterblichkeit ist nach geplanten Operationen deutlich niedriger als nach Notoperationen, berichtet Dr. Bahrmann. Er rät, erforderliche Eingriffe nicht unnötig hinauszuschieben.

P. Bahrmann et al.:
Iatrogenität. Unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136 (22): S. 1169-1171

º Bitte schicken Sie mir den Artikel von P. Bahrmann et al. per Mail.

Quelle: Pressemitteilung vom 05.07.2011
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Neuroleptika in Altersheimen

Beitrag von Presse » 07.07.2011, 15:23

Neuroleptika in Altersheimen

Das Problem ist bekannt: Jeder dritte Demenzkranke bekommt regelmäßig starke Beruhigungsmittel - trotz erhöhtem Sterblichkeitsrisiko. Ein Skandal. Gesundheit! beleuchtet die Situation in den Pflegeheimen und erklärt, in welchen Fällen die umstrittenen Psychopharmaka sinnvoll sind.
Von Sabine Winter
Stand: 04.07.2011
Heimbewohner mit Demenz bedürfen einer intensiven Pflege. Fallen sie durch sogenanntes herausforderndes Verhalten auf, reagieren sie also zum Beispiel unruhig oder aggressiv, fehlt dem Pflegepersonal oft die Zeit, nach den Ursachen für dieses Verhalten zu suchen. Stattdessen bekommen die alten Menschen häufig Neuroleptika. Das sind Psychopharmaka, die in ihrer niedrigpotenten Variante stark sedierend wirken, Patienten also ruhigstellen.
..... (mehr)
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 564545.xml

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