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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
29. Mai 2017
"Vorbeugen ist besser als Heilen"
Prävention und Gesundheitsförderung
mehr Aufmerksamkeit schenken
Körperlich und geistig aktiv bis ins hohe Alter
Der nächste Neusser Pflegetreff wird sich im Herbst 2017 voraussichtlich mit dem Thema "
Prävention und Gesundheitsförderung" befassen. Vor allem Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und auch Demenz lassen sich durch eine frühzeitig begonnene gesunde Lebensführung (richtige - mediterrane - Ernährung, ausreichende Bewegung und Schlaf, Verzicht auf Rauchen, mäßiger Alkoholkonsum, Vermeidung von negativem Stress, geistige Aktivitäten, Pflege sozialer Kontakte usw.) weitgehend vermeiden. Gleichwohl eintretende Gesundheitsstörungen (z.B. Übergewicht, zu hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Diabetes) lassen ich durch eine gesunde Lebensführung günstig beeinflussen. Es geht also letztlich um Maßnahmen, die eine umfassende gesundheitsförderliche Wirkung erzielen können. Es macht Sinn, möglichst frühzeitig eine gesunde Lebensführung zu praktizieren.
In einer Pressemitteilung vom 29.01.2016 haben Leipziger Demenzforscher der Öffentlichkeit Studienergebnisse zur
Prävention vorgestellt. Danach sei die breite Öffentlichkeit häufig der Auffassung, die Alzheimer-Erkrankung sei rein genetisch bedingt, so
Dr. Tobias Luck, Leiter der ISAP-Arbeitsgruppe „Epidemiologie und Versorgungsforschung“ und Hauptinitiator der Studie. Die angestellten Berechnungen hätten aber ergeben, dass deutschlandweit rund ein Drittel der Alzheimer-Erkrankungen auf Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes zurückgehen. Die Forscher plädieren daher dafür, sich in der
Prävention von Alzheimer verstärkt auf diese Risiken zu konzentrieren. Diese Zahlen, so die Forscher weiter, müssten hoffnungsvoll gesehen werden. Der starke Einfluss dieser äußeren Faktoren auf das Alzheimerrisiko bedeute nämlich ein hohes Potential zur Vorbeugung, da sie im Gegensatz zu den Genen grundsätzlich beeinflussbar seien. Die Wissenschaftler rechnen daher vor: Wenn es gelingt, die Häufigkeit der Risikofaktoren in der Bevölkerung zu halbieren, könnten theoretisch 130.000 der aktuellen Alzheimerfälle in Deutschland vermieden werden. „Diese Chance, die Zahl an Alzheimer-Erkrankungen in der Bevölkerung zu verringern, sollte umso mehr Anreiz geben, diese Risikofaktoren zu bekämpfen“, betont
Steffi Riedel- Heller, Professorin für Sozialmedizin und ISAP-Direktorin. „Bisher wurde vor allem in die Behandlung von Demenzerkrankungen investiert. Auch ihrer
Prävention muss der entsprechende Stellenwert in Forschung und Praxis eingeräumt werden.“ Die Zeitschrift „MDKforum“, Ausgabe 2/2016, hat die Leipziger Studienergebnisse in einem Beitrag „Lässt sich Alzheimer vermeiden?“ aufgegriffen und die Präventionserfordernisse in einem Interview mit Dr. Tobias Luck bekräftigt. Der 1. Warsteiner Tag der Alterskunde in den LWL-Kliniken stellte ähnliche Informationen über die Vorbeugung von Demenz vor und bekräftigte damit die Feststellungen und Vorschläge der Leipziger Demenzforscher. Das berichtete die Westfälische Rundschau in ihrer Ausgabe vom 23.06.2016. Die Zeitschrift "CAREkonkret" griff das Thema in ihrer Ausgabe vom 22.07.2016 ebenfalls auf und titelte: "Gesund leben reduziert Demenzrisiko." Gesundheitsbewusste Lebensführung sei nicht nur eine gute Vorsorge gegen Herz-, Kreislauf- und Krebserkrankungen, sondern auch geeignet, Demenzerkrankungen vorzubeugen. Es gehe also letztlich um Maßnahmen, die eine umfassende gesundheitsförderliche Wirkung erzielen können. In einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. vom 21.09.2016 wurden ebenfalls verstärkte Präventionsanstrengungen eingefordert und in einem Untertitel herausgestellt: "1 Million weniger Alzheimer-Fälle durch gesünderes Leben und mehr Bildung."
Die Krankenversicherung hat als Solidargemeinschaft die Aufgabe, die gesundheitliche Eigenkompetenz und Eigenverantwortung der Versicherten zu fördern (§ 1 Sozialgesetzbuch - SGB V). Die Versicherten sind folgerichtig vom Gesetzgeber für ihre Gesundheit mitverantwortlich erklärt worden; sie sollen durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung, durch frühzeitige Beteiligung an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung an Krankenbehandlung und Rehabilitation dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden oder ihre Folgen zu überwinden. Die Krankenkassen haben den Versicherten dabei durch Aufklärung, Beratung und Leistungen zu helfen und auf gesunde Lebensverhältnisse hinzuwirken.
Mit Aufklärungs- und Einübungskampagnen zur
Prävention und Gesundheitsförderung sollte bereits im Kindergartenalter begonnen werden. „Gesundheit“ sollte im Übrigen zu einem Unterrichtsfach an Schulen, als Inhalt in den Lehrplan aufgenommen und Teil der Lehrer- und Erzieherausbildung werden. Eine gesunde Lebensführung kann sogar bei älteren pflegebedürftigen Menschen eine Verbesserung der körperlichen und sonstigen Beeinträchtigungen bewirken. Deshalb animieren u.a. das Präventionsgesetz (PVG), § 20ff. SGB V, § 84 SGB IX, § 5 SGB XI und der "Leitfaden
Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen" ergänzend zu entsprechenden Angeboten.
Neue kaum bekannte Erkenntnisse der Epigenetik zeigen im Übrigen auf, dass die Lebensführung bis in das hohe Alter mutmaßlich einen positiven Einfluss auf die Gene hat. Viele Krankheiten - vermutlich sogar die meisten - entwickeln sich nach neuen Erkenntnissen in einem Wechselspiel von Genom und Umwelt. Besonders sensibel auf Umwelteinflüsse reagiert der Mensch in Phasen der Organreifung, also im Mutterleib, nach der Geburt und in der frühen Kindheit. (Prof. Dr. med. Andreas Plagemann, Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin). Insoweit informiert eine Buchveröffentlichung von
Peter Spork "Gesundheit ist kein Zufall - Wie das Leben unsere Gene prägt - Die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik" (DVA, März 2017). Näheres >
viewtopic.php?f=6&t=22038 WDR-Fernsehen, Quarks & Co., hat das Thema "Epigenetik" in jüngster Zeit ebenfalls mehrfach aufgegriffen und die Einflussmöglichkeiten durch
Prävention und Gesundheitsförderung aufgezeigt. Näheres unter >
http://www1.wdr.de/fernsehen/quarks/epi ... q-100.html
"Unser Gesundheitssystem wird momentan extrem belastet durch sehr teure Medikamente, vor allem Krebsmedikamente. Wenn die Menschen nicht klug sind und selbst auf
Prävention achten, wird das Gesundheitswesen in Zukunft nicht mehr bezahlbar sein. Mit
Prävention spart man nicht nur Geld, sondern sich selbst auch sehr viel Leid und Verzweiflung." -
Dr. med. Marianne Koch, Internistin (siehe auch das "Das Vorsorge-Buch" von
Dr. med. M. Koch; dtv 2016. Näheres unter >
viewtopic.php?f=6&t=21900 ).
Eine weitere bemerkenswerte ärztliche Aufmunterung darf mit Rücksicht auf die vielfach beklagte Polypharmazie nicht unerwähnt bleiben: "Statt Betroffene übermäßig mit Medikamenten vollzupumpen, sollte Musik als Medikament genutzt werden." - Zitat:
Dr. Eckart von Hirschhausen" in Zeitschrift "CAREkonkret" vom 11.11.2016.
Näheres auch unter >
viewtopic.php?f=6&t=21708 und
viewtopic.php?f=6&t=22038
Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk und Dozent für Pflegerecht