Hoher Krankenstand bei Pflegekräften - AOK Neuss will reagieren

Arbeits- und Arbeitsschutzrecht, Allgemeine Rechtskunde (einschließlich Staatsrecht), Zivilrecht (z.B. Erbrecht)

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Hoher Krankenstand bei Pflegekräften - AOK Neuss will reagieren

Beitrag von WernerSchell » 14.04.2018, 06:05

BIld_Pflegetreff16042018.JPG
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Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung berichtete am 11. April 2018

Rhein-Kreis Neuss
Arbeitnehmer 2017 weniger krank als 2016


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Marion Schröder, AOK-Regionaldirektorin, und Matthias Czarny stellten gestern die Zahlen für den Rhein-Kreis vor. - FOTO: wo

Rhein-Kreis Neuss. Knapp fünf Prozent der Beschäftigten, die bei der AOK versichert sind, waren 2017 krankgeschrieben. Ursache für die meisten Fehltage waren Muskel- und Skelett-Erkrankungen, erst dann psychische.
Von Bärbel Broer
...
Den zweiten Platz in der Tabelle zu den Branchenkrankenständen nehmen die metallerzeugenden Unternehmen mit 7,59 Prozent ein. Auf Platz drei folgen Pflegekräfte in der stationären und ambulanten Altenpflege. Sie sind häufiger krank als Arbeitnehmer anderer Branchen. Mit 7,35 Prozent ist ihr Krankenstand überdurchschnittlich hoch.

Betriebliche Gesundheitsförderung habe zunehmend Bedeutung, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und Erkrankungen vorzubeugen, sagte Regionaldirektorin Marion Schröder und kündigte gestern an: "Der hohe Krankenstand im Bereich der Altenpflege veranlasst die AOK, ein noch umfassenderes Angebot für Mitarbeiter und Bewohner von Pflegeeinrichtungen zusammen zu stellen."

Quelle: NGZ > http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rhe ... -1.7506346

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Pflegekräfte häufiger langzeiterkrankt
(21.03.18) Pflegekräfte sind häufiger langzeiterkrankt als Arbeitnehmer in anderen Branchen. Das geht aus einer aktuellen Studie der AOK Rheinland/Hamburg mit knapp 1,1 Millionen Versicherten hervor. Der Krankenstand bei Menschen, die in der stationären und ambulanten Pflege tätig sind, lag demnach überdurchschnittlich hoch bei 7,31 Prozent.
Langzeiterkrankungen an Muskel- und Skelett sowie an der Psyche waren laut AOK Rheinland/Hamburg für ein Drittel der Arbeitsunfähigkeitstage von Pflegekräften verantwortlich. Das zeigt die hohen physischen und psychischen Belastungen auf, denen Pflegekräfte bei ihrer täglichen Arbeit ausgesetzt sind.
Insgesamt gesehen waren die Versicherten 2017 aber seltener krank als im Jahr zuvor. Der Krankenstand sank im Rheinland von 5,7 Prozent auf 5,57 Prozent. Dennoch war mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) aller Beschäftigten im Jahr 2017 mindestens einmal krankgeschrieben. "Betriebliche Gesundheitsförderung spielt eine immer wichtigere Rolle, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und Erkrankungen vorzubeugen", sagt Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.
Weiterführende Information:
Zur Pressemitteilung der AOK Rheinland/Hamburg > https://rh.aok.de/inhalt/arbeitsunfaehigkeitstage-2017/

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Der Neusser Pflegetreff wird sich am 09.05.2018 mit folgendem Thema befassen: "Pflegebedürftigkeit - was nun? … Vorsorgeplanungen und Pflegenotstand … Leistungsansprüche und Quartiershilfen (Lotsen) … " - Der hohe Krankenstand bei den Pflegekräften und die geplanten gesundheitsförderlichen Maßnahmen werden beim Treff auch anzusprechen sein. - Weitere Informationen (stets aktuell) unter folgender Adresse: viewtopic.php?f=7&t=22589
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"Viele Pfleger sind psychisch am Ende"

Beitrag von WernerSchell » 16.04.2018, 15:18

Rheinische Post vom 16. April 2018:

Eine Altenpflegerin aus dem Rheinland erzählt
"Viele Pfleger sind psychisch am Ende"

Düsseldorf. Die Altenpflegerin Birte Fischer liebt ihren Job, stößt aber immer wieder an ihre Grenzen. Denn der Personalmangel ist massiv, eine ausreichende individuelle Pflege kaum zu gewährleisten. Eine Fachkraft erzählt aus ihrem Alltag.

Von Saskia Nothofer

An manchen Tagen schafft sie es noch nicht einmal, ein Glas Wasser während ihres Dienstes zu trinken. "Es gab auch eine Zeit, in der ich vor lauter Stress fünf Kilo abgenommen habe", erzählt Birte Fischer*. Die junge Frau ist Altenpflegerin - genauer gesagt examinierte Pflegefachkraft - sie hat also eine dreijährige Ausbildung absolviert und arbeitet seit vielen Jahren in der Pflege im Rheinland. Fischer macht ihren Job mit viel Herzblut, "aber so, wie sich die Branche entwickelt, kann es nicht weitergehen", sagt sie.
Beim Verdienst fange es an. Sie bekomme im Schnitt ein Gehalt von etwa 1500 Euro netto pro Monat. "Viel zu wenig für das, was wir leisten", sagt die junge Frau. So schrecke das niedrige Gehalt auch viele ab, überhaupt eine Ausbildung als Pfleger zu beginnen. Die Konsequenz: Viel zu wenige Pfleger müssen eine hohe Zahl von Patienten oder Bewohnern versorgen - "die individuelle Pflege kommt viel zu kurz", so Fischer. "Konkret heißt das, dass sich im Frühdienst drei Kräfte um 35 Patienten kümmern müssen, im Spätdienst sind es dann nur noch zwei Kräfte."

Zu wenig Pfleger für zu viele Patienten

Eine Herausforderung, schließlich müssten einige Patienten immer zu zweit versorgt werden - etwa weil sie eine hohe Pflegestufe haben, im Rollstuhl sitzen und eine einzelne Person es nicht schaffen kann, sie aufs Bett zu hieven oder sie allein umzuziehen. "Die übrigen 34 sind dann auf sich gestellt", so Fischer. "Und das kann gefährlich werden. Denn sie werden so zum Beispiel nicht beim Essen begleitet, außerdem steht überall Desinfektionsmittel oder auch Reinigungsmittel herum. Wie soll man verhindern, dass nicht einmal jemand auf die Idee kommt, dies zu trinken?"

An diesem Punkt fange es an, gefährlich zu werden. Und auch wenn keine Pflegekraft damit beschäftigt sei, Patienten etwa zu waschen, müssten vier bis fünf Patienten gleichzeitig das Essen angereicht und Tabletten verabreicht werden, während nebenbei noch darauf geachtet werden müsse, dass die Demenzkranken nicht das Heim verlassen. "Dafür fehlen Praktikanten oder junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei uns im Heim machen", so die Pflegerin.

Springer verdienen etwas mehr

Fischer ist eine sogenannte Springerin. Sie ist also nicht in nur einem Heim tätig, sondern arbeitet in verschiedenen Altenheimen und Krankenhäusern, in der ambulante Pflege sowie in Psychiatrien. "Ich mag es, weil es abwechslungsreicher ist. Man lernt immer neue Bewohner und immer wieder neue Kollegen kennen", sagt sie. Außerdem verdiene sie dadurch mehr als andere Kräfte. "Bis zu 800 Euro kann das pro Monat ausmachen."
Während Birte Fischer die Abwechslung gefällt, sind vor allem Altenheim-Bewohner in der Regel wenig begeistert von immer wieder wechselndem Personal. "Viele alte Leute stört es natürlich, dass sie immer von anderen Pflegern betreut werden und kein Vertrauensverhältnis aufbauen können", erklärt Fischer. Doch sei der Pfleger mit einer ausreichenden Portion Empathie ausgestattet, könnte auch eine nur kurze Pflegedauer zu einem innigen und vertrauten Verhältnis zum Patienten führen.
Die Arbeit als Springer hat für Fischer noch weitere Vorteile: "Ich kann mir Urlaub nehmen, wann ich möchte, und wenn ich krank bin, kann ich zu Hause bleiben, muss mir keine Vorwürfe von meinem Arbeitgeber anhören." In vielen Einrichtungen sehe das anders aus. "Da kommt viel Druck von oben", so Fischer. Wer krank sei, werde zum Gespräch gebeten. Es werde immer wieder hinterfragt, ob man denn wirklich krank sei. "Das ist erniedrigend", sagt die Pflegerin.
Die junge Frau spricht in diesem Zusammenhang nicht nur von Erkältungen oder Magen-Darm-Infekten. "Viele Kollegen sind körperlich und psychisch am Ende, haben Rückenprobleme oder leiden an Burn-out. Denn wir können noch nicht einmal unsere zahlreichen Überstunden abbauen, die wir Monat für Monat vor uns herschieben. Teilweise wird das Personal sogar schon früher aus dem Urlaub geholt, um die Lücken im Dienstplan zu füllen", erzählt sie.

"Die Pflege ist mein Baby"

Oft habe sie beobachtet, dass Patienten sediert werden. "Unruhigen oder aggressiven Patienten wird dann Melperon oder Tavor verabreicht", so Fischer. Es handelt sich um ein Neuroleptikum beziehungsweise ein Beruhigungsmittel. Die Patienten seien so natürlich leichter zu pflegen. Und Ärzte schreckten nicht davor zurück, die Mittel zu verschreiben. Schließlich verdienten sie damit Geld. Sogar Angehörige seien teils einverstanden damit. "Viele kommen nicht mit dem Zustand der Mutter oder des Vaters zurecht und sind froh darüber, sie nicht verwirrt oder aggressiv erleben zu müssen."
Der Job als Pflegerin verlangt Birte Fischer vieles ab. "An manchen Abenden komme ich nach Hause und bin fix und fertig, weil ich so viel zu tun hatte", erzählt sie. Dennoch habe sie manchmal das Gefühl, nur die Hälfte geschafft zu haben und mache sich Gedanken darüber, ob sie ihren Patienten gerecht werden konnte. Einen anderen Beruf möchte sie trotzdem nicht haben. "Die Pflege ist mein Baby. Und was mich immer wieder bestärkt, sind die vielen positiven Rückmeldungen der Patienten."
*Name geändert

Krankenpfleger verdienen mehr als Altenpfleger

Gehalt Altenpflegefachkräfte verdienen im Schnitt 2621, Helfer in der Altenpflege 1870 Euro brutto. Krankenpflegefachkräfte bekommen durchschnittlich 3239 und Helfer in der Krankenpflege 2478 Euro brutto.
Politik Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat das Ziel, soziale Berufe attraktiver gestalten.

Quelle: RP > http://www.rp-online.de/nrw/panorama/kn ... -1.7516249
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Gesund und motivierend führen: Tipps für Vorgesetzte

Beitrag von WernerSchell » 24.04.2018, 10:57

Gesund und motivierend führen: Tipps für Vorgesetzte

Hamburg – Vorgesetzte können mit bestimmten Verhaltensweisen die Arbeitssituation und dadurch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken. Darauf weist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hin. Auf Basis von Studienergebnissen rät sie, bei der Personalführung auf Transparenz zu achten und den offenen, gleichwertigen Austausch mit den Beschäftigten zu suchen.

Auf Transparenz achten
„Die größte Einflussmöglichkeit auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt beim Führungsverhalten in den Punkten Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit“, berichtet Dr. Sabine Gregersen, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der BGW. „Vorgesetzte sollten daher für möglichst transparente Arbeitssituationen sorgen,“ empfiehlt die Expertin.

Dazu gehört unter anderem:
• die Hintergründe von Entscheidungen und die zu erreichenden Ziele nachvollziehbar erläutern,
• den Sinn von Aufgaben verdeutlichen und bevorstehende Veränderungen ankündigen,
• für eindeutige Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sorgen,
• gewährleisten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben verstanden haben und Anforderungen sowie Erwartungen gemeinsam abgestimmt sind.

Den offenen Austausch suchen
„Weiter profitieren die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit von einer guten Beziehungsqualität zwischen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin und Führungskraft“, berichtet Gregersen aus der Forschung. Diese erreicht man Studien zufolge mit einer individuellen Führung. „Dabei stimmen Vorgesetzte wechselseitig mit jedem Teammitglied ab, was ansteht und wie es umgesetzt werden kann“, erläutert Gregersen. „Das ist zwar aufwendiger als nach Schema F zu verfahren, aber es lohnt sich.“

Konkret bewerten Beschäftigte die Beziehungsqualität besonders gut, wenn
• sie ein Feedback zu ihren Leistungen erhalten,
• berufliche und private Bedürfnisse berücksichtigt werden,
• Entwicklungsmöglichkeiten erkannt werden,
• Entscheidungen nachvollziehbar sind und
• die Zusammenarbeit mit der Führungskraft als effektiv wahrgenommen wird.

Mehr erfahren
Vielfältige Tipps zum Thema gibt die BGW in ihrer Broschüre „Gesund und motivierend führen“. Zu finden ist diese unter www.bgw-online.de, Suchbegriff: „BGW 04-07-011“, im digitalen Format. Mitgliedsbetriebe der BGW können sie zudem kostenfrei als gedrucktes Heft bestellen.

Gesundheitsförderndes Führen stärkt die Sicherheit und Gesundheit im Berufsleben. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in Deutschland werben mit ihrer aktuellen Kampagne „kommmitmensch“ für eine gute Kultur der Prävention in den Unternehmen: www.bgw-online.de/kommmitmensch.

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Diese Pressemitteilung finden Sie im BGW-Pressezentrum unter http://www.bgw-online.de/presse. Dort finden Sie zudem weitere aktuelle Meldungen und die Möglichkeit, diese per E-Mail-Service zu abonnieren.

Über uns
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für über 8 Millionen Versicherte in rund 630.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

Quelle: Pressemitteilung vom 24.04.2018
Pressekontakt:

Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)

Torsten Beckel und Sandra Bieler, Kommunikation

Pappelallee 33/35/37, 22089 Hamburg

Tel.: (040) 202 07-27 14, Fax: (040) 202 07-27 96

E-Mail: presse@bgw-online.de
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Hoher Krankenstand bei Pflegekräften - AOK Neuss will reagieren

Beitrag von WernerSchell » 28.04.2018, 06:23

Am 28.04.2018 bei Facebook gepostet:
Erkrankungsgeschehen bei Pflegeberufen besorgniserregend - Gesundheitsförderung ist wichtig für Erhalt der Arbeitskraft! - Darüber wird der Pflegetreff am 09.05.2018 informieren: > viewtopic.php?f=7&t=22589 - Es gibt Angebote für Pflegekräfte - AOK Neuss will reagieren: > viewtopic.php?f=5&t=22591
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Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Pflege

Beitrag von WernerSchell » 30.04.2018, 06:26

Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Pflege
(Quelle: DGUV) Pünktlich zum Deutschen Pflegetag 2018 präsentieren die "Offensive Gesund Pflegen" und die Initiative neue Qualität der Arbeit (INQA) neue Pflegebroschüren. Im Fokus stehen Pflegende und ihr Blick auf die zunehmende Digitalisierung ihres Arbeitsumfeldes.
Weitere Informationen > http://www.dguv.de/cmsbs-restproxy/t/nl ... h=&i=6hv6p

Einer krank, alle krank
(Quelle: DGUV) Kranke Kinder sind in der Kita keine Ausnahme. Emotional aufgeladene Gespräche mit den Eltern darüber, ob das Kind nun krank ist oder nicht, lassen sich durch sogenannte Hausregeln vermeiden. Dies wird in einem Artikel der DGUV-Zeitschrift "Kinder Kinder" empfohlen.
Zum Artikel der Zeitschrift > http://www.dguv.de/cmsbs-restproxy/t/nl ... h=&i=6hv6s

Gesund und motivierend führen: Tipps für Vorgesetzte
(Quelle: BGW) Vorgesetzte können mit bestimmten Verhaltensweisen die Arbeitssituation und dadurch die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken. Darauf weist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hin. Auf Basis von Studienergebnissen rät sie, bei der Personalführung auf Transparenz zu achten und den offenen, gleichwertigen Austausch mit den Beschäftigten zu suchen.
„Die größte Einflussmöglichkeit auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt beim Führungsverhalten in den Punkten Rollenklarheit und Vorhersehbarkeit“, berichtet Dr. Sabine Gregersen, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der BGW. „Vorgesetzte sollten daher für möglichst transparente Arbeitssituationen sorgen,“ empfiehlt die Expertin.
Dazu gehört unter anderem:
• die Hintergründe von Entscheidungen und die zu erreichenden Ziele nachvollziehbar erläutern,
• den Sinn von Aufgaben verdeutlichen und bevorstehende Veränderungen ankündigen,
• für eindeutige Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten sorgen,
• gewährleisten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben verstanden haben und Anforderungen sowie Erwartungen gemeinsam abgestimmt sind.
„Weiter profitieren die Arbeitszufriedenheit und Gesundheit von einer guten Beziehungsqualität zwischen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin und Führungskraft“, berichtet Gregersen aus der Forschung. Diese erreicht man Studien zufolge mit einer individuellen Führung. „Dabei stimmen Vorgesetzte wechselseitig mit jedem Teammitglied ab, was ansteht und wie es umgesetzt werden kann“, erläutert Gregersen. „Das ist zwar aufwendiger als nach Schema F zu verfahren, aber es lohnt sich.“
Konkret bewerten Beschäftigte die Beziehungsqualität besonders gut, wenn
• sie ein Feedback zu ihren Leistungen erhalten,
• berufliche und private Bedürfnisse berücksichtigt werden,
• Entwicklungsmöglichkeiten erkannt werden,
• Entscheidungen nachvollziehbar sind und
• die Zusammenarbeit mit der Führungskraft als effektiv wahrgenommen wird.
Vielfältige Tipps zum Thema gibt die BGW in ihrer Broschüre „Gesund und motivierend führen“. Zu finden ist diese unter www.bgw-online.de, Suchbegriff: „BGW 04-07-011“, im digitalen Format. Mitgliedsbetriebe der BGW können sie zudem kostenfrei als gedrucktes Heft bestellen.
Gesundheitsförderndes Führen stärkt die Sicherheit und Gesundheit im Berufsleben. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in Deutschland werben mit ihrer aktuellen Kampagne „kommmitmensch“ für eine gute Kultur der Prävention in den Unternehmen: http://www.bgw-online.de/kommmitmensch.

Quelle: Mitteilung vom 29.04.2018
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Beratgerstraße 36
44149 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de
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GESUNDE ARBEIT FÜR PFLEGEKRÄFTE - BKK FORDERN VERPFLICHTENDE MASSNAHMEN

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2018, 06:15

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POSITIONSPAPIER:
GESUNDE ARBEIT FÜR PFLEGEKRÄFTE - BKK FORDERN VERPFLICHTENDE MASSNAHMEN!

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08.05.2018 Download (PDF, 66 KB) In einem heute veröffentlichten Positionspapier fordert der BKK Dachverband die flächendeckende und verpflichtende Einführung von betrieblichem Gesundheitsmanagement für Pflegekräfte in allen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, Altenpflege und Rehabilitation. Immer wieder weisen Untersuchungen auf desolate und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen in der Pflege hin. Zeitnah müssen daher Maßnahmen ergriffen werden, die es Pflegkräften ermöglichen ihren Beruf so lange wie möglich und gesund auszuüben. Damit können auch für Auszubildende und Berufsrückkehrer neue Perspektiven eröffnet werden.

„Selbstverständlich müssen die in der Pflege Beschäftigten auch angemessen bezahlt werden. Hierzu sieht der Koalitionsvertrag erste Schritte vor. Doch dies ist nur eine Facette – mit Geld allein werden wir dem Pflegekräftemangel nicht begegnen können“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes. „Die Pflegeberufe müssen so attraktiv ausgestaltet werden, dass Pflegekräfte ihre äußerst wichtige Aufgabe möglichst zufrieden ausüben können. Ein systematisch implementiertes betriebliches Gesundheitsmanagement liefert hierzu einen entscheidenden Beitrag – dies ist auch eine Frage der Wertschätzung. Die Konzepte liegen vor und sind wissenschaftlich als wirksam evaluiert. Es gilt diese jetzt zeitnah umzusetzen.“

Dennoch betreiben weniger als die Hälfte der Einrichtungen ein betriebliches Gesundheitsmanagement und dies, obwohl auch für Arbeitgeber, die in die Gesundheit und damit Leistungsfähigkeit ihrer Belegschaften investieren, durch die nachgewiesene Reduzierung von Fehlzeiten wirtschaftliche Vorteile entstehen.

„Mit einem Obstkorb im Pausenraum alleine ist es nicht getan. Die Betriebskrankenkassen fordern neben einer verpflichtenden Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, die Initiierung einer bundesweiten Initiative „Gesunde Pflege“ die alle beteiligten und verantwortlichen Akteure an einen Tisch holt, um Lösungen schnell und zielgerichtet umzusetzen. Vertreter der Pflegekräfte dürfen dabei selbstverständlich nicht fehlen. Wir werden die Einrichtungen der Pflege nach Kräften und mit der Kernkompetenz der Betriebskrankenkassen unterstützen“, so Franz Knieps.

Das Positionspapier zum Download:
www.bkk-dachverband.de/politik/positionspapiere/

Quelle: Pressemitteilung vom 08.05.2018
https://www.bkk-dachverband.de/presse/p ... assnahmen/
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GESUNDE ARBEIT FÜR PFLEGEKRÄFTE - Prävention und Gesundheitsförderung für Pflegekräfte - alternativlos!

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2018, 10:39

GESUNDE ARBEIT FÜR PFLEGEKRÄFTE ALTERNATIVLOS

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Werner Schell beim Neusser Pflegetreff am 09.05.2018
Quelle und weitere Informationen > viewtopic.php?f=5&t=22625
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EFN-Position zur Europäischen Säule sozialer Rechte – jetzt auch in Deutsch

Beitrag von WernerSchell » 01.06.2018, 08:58

EFN-Position zur Europäischen Säule sozialer Rechte – jetzt auch in Deutsch

Das Europäische Parlament, der Rat und die Kommission haben im November 2017 beim EU-Sozialgipfel für faire Arbeitsplätze und Wachstum die „Europäische Säule sozialer Rechte“ verabschiedet. Nach Auffassung der EU sind die darin festgelegten Grundsätze und Rechte gemeinsame Verpflichtung und Verantwortung der Organe der EU, der Mitgliedsstaaten, der Sozialpartner und weiterer Interessenträger.
Im April 2018 haben die europäischen Pflegeberufsverbände (European Federation of Nurses Associations, EFN) in einem Positionspapier dazu Stellung genommen und ihre Forderungen in Bezug auf die Profession Pflege formuliert. Das Papier hat der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) als EFN-Mitglied jetzt ins Deutsche übersetzt und stellt es unter www.dbfk.de/de/veroeffentlichungen/Internationales.php als Download bereit. „Wir hoffen, dass neben allen anderen Prinzipien ganz besonders die Nummer 10 der Europäischen Säule hohe Priorität in der Pflegepolitik der deutschen Bundesregierung erhält. Dort heißt es: ‚Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Recht auf ein hohes Gesundheitsschutz- und Sicherheitsniveau bei der Arbeit. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Recht auf ein Arbeitsumfeld, das ihren beruflichen Bedürfnissen entspricht und ihnen eine lange Teilnahme am Arbeitsmarkt ermöglicht.‘ Professionell Pflegende in Deutschland haben diese Rechte in ihrem beruflichen Alltag seit langem nicht mehr erlebt, das muss sich ändern“, sagt DBfK-Sprecherin Johanna Knüppel heute in Berlin.

Die Europäische Säule sozialer Rechte baut auf 20 Grundsätzen auf: Allgemeine und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen, Gleichstellung der Geschlechter, Chancengleichheit, aktive Unterstützung für Beschäftigung, sichere und anpassungsfähige Beschäftigung, Löhne und Gehälter, Informationen über Beschäftigungsbedingungen und Kündigungsschutz, sozialer Dialog und Einbeziehung der Beschäftigten, Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, gesundes sicheres und geeignetes Arbeitsumfeld und Datenschutz, Betreuung und Unterstützung von Kindern, Sozialschutz, Leistungen bei Arbeitslosigkeit, Mindesteinkommen, Alterseinkünfte und Ruhegehälter, Gesundheitsversorgung, Inklusion von Menschen mit Behinderungen, Langzeitpflege, Wohnraum und Hilfe für Wohnungslose, Zugang zu essenziellen Dienstleistungen.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 01.06.2018
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140
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Wenige profitieren von Gesundheitsförderung der Kassen im Job

Beitrag von WernerSchell » 06.07.2018, 06:20

Ärzte Zeitung vom 06.07.2018:
Medienbericht
Wenige profitieren von Gesundheitsförderung der Kassen im Job

Mit der betrieblichen Gesundheitsförderung können Unternehmen dazu beitragen, dass ihre Mitarbeiter leistungsfähig und gesund bleiben. Die Leistungen der Krankenkassen werden aber offenbar kaum in Anspruch genommen. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=96 ... efpuryykqr
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Hoher Arbeitsdruck, zu wenig Personal und Defizite beim Gesundheitsschutz in rund 70 Prozent aller Betriebe

Beitrag von WernerSchell » 06.08.2018, 06:23

Hoher Arbeitsdruck, zu wenig Personal und Defizite beim Gesundheitsschutz in rund 70 Prozent aller Betriebe

(Quelle: Böckler Stiftung) Für die Herausforderungen der Digitalisierung und des demografischen Wandels sind viele Unternehmen in Deutschland schlecht gerüstet. In jeweils rund 70 Prozent der größeren Betriebe werden großer Arbeitsdruck, damit verbundene psychische Belastungen und Defizite bei der Weiterqualifizierung als Probleme wahrgenommen, die Gesundheit und Zukunftsperspektiven der Beschäftigten gefährden können. Es hapert vor allem an einer ausreichenden Personalstärke, bei flexiblen Arbeitszeitmodellen, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen, und im Gesundheitsschutz. 76 Prozent der Betriebe führen die gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsabschätzungen nicht wie vorgesehen durch. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Basis ist eine Umfrage unter mehr als 2000 Betriebsräten.
Um einen Betrieb fit für die "Arbeit 4.0" zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen stimmen. Schließlich sind Motivation und Eigenverantwortung immer wichtiger, wenn die Arbeitsaufgaben komplexer werden. Und gesunde Beschäftigte sind doppelt wichtig, wenn das Fachkräfteangebot schrumpft. Doch große Teile der deutschen Wirtschaft sind in dieser Hinsicht noch nicht auf der Höhe der Zeit, zeigt die WSI-Betriebsrätebefragung.
Dabei stehen Beschäftigte den Daten zufolge, die auf Interviews mit mehr als 2000 Betriebsräten im Jahr 2016 beruhen, der Digitalisierung durchaus offen gegenüber: Zwei Fünftel der befragten Arbeitnehmervertreter verbinden die neuen Technologien mit positiven Auswirkungen. 38 Prozent sind der Meinung, dass Beschäftigte mehr Möglichkeiten haben, eigenverantwortlich zu arbeiten.
Die Chancen, die der digitale Wandel im Hinblick auf Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet, bleiben allerdings zum Teil ungenutzt: Nur 13 Prozent der Betriebe erlauben ihren Beschäftigten beispielsweise, zu Hause zu arbeiten. Allenfalls im IT-Sektor scheint sich das Homeoffice durchzusetzen, ein allgemeiner Trend in diese Richtung sei aber nicht zu erkennen, so Ahlers.
In manchen Branchen dominiert der Studie zufolge eine dezidiert kritische Sicht auf die Folgen der Digitalisierung. Bei den Banken und Versicherungen etwa befürchtet jeder dritte Betriebsrat negative Auswirkungen wie zunehmende Rationalisierung, Standardisierung und Leistungskontrolle. Tatsächlich seien weite Teile der digitalen Arbeitswelt bislang kaum reguliert und böten wenig Schutz vor Überwachung und Datenmissbrauch, warnt die Sozialwissenschaftlerin.
Dass bei den betrieblichen Rahmenbedingungen noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht, zeigt sich auch daran, dass laut 78 Prozent der Befragten die Arbeitsintensität in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. Besonders stressig sind die Dienstleistungen: Im Bereich Erziehung, Gesundheit und Schule sind 84 Prozent von Arbeitsintensivierung betroffen. Im Durchschnitt aller Branchen berichten 56 Prozent der Betriebsräte, dass die Arbeitszufriedenheit gleichzeitig gesunken ist. Was den aktuellen Zustand angeht, diagnostizieren 73 Prozent Personalmangel, 60 Prozent dauerhaften Zeitdruck. 76 Prozent geben an, dass es in ihrem Betrieb keine ganzheitlichen Gefährdungsbeurteilungen gibt - obwohl beispielsweise die systematische Erfassung psychischer Belastungen seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist.
In einem sehr großen Anteil der befragten Betriebe waren die Themen Arbeitsverdichtung und Leistungsdruck Themen auf Betriebsversammlungen oder bei Verhandlungen zwischen Betriebsräten und Arbeitgeber, so die Studie. "Die Betriebsräte sind aktiv, weil ihnen die Probleme unter den Nägeln brennen, trotzdem sehen sie offensichtlich oft nur langsame Fortschritte", sagt WSI-Forscherin Ahlers. "Das ist auch ein Indiz dafür, dass es in Betrieben ohne Mitbestimmung, die wir mit unserer Befragung nicht untersuchen können, noch größere Probleme gibt."
Wenn sie nach den wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre gefragt werden, nennen fast drei Viertel der Arbeitnehmervertreter eine angemessene Personaldecke. 70 Prozent der Betriebsräte halten es für notwendig, den permanent hohen Arbeitsdruck zu verringern, der an vielen Arbeitsplätzen üblich ist. Die Belegschaft für die Digitalisierung zu qualifizieren, halten 69 Prozent für dringend geboten, eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben 63 Prozent. Dass der betriebliche Gesundheitsschutz an die neuen digitalen Bedingungen wie mobiles Arbeiten und ständige Erreichbarkeit angepasst werden muss, finden 58 Prozent.
Ahlers empfiehlt den Betrieben, ihr Personal so aufzustocken, dass die Beschäftigten ihre Arbeit ohne Risiken für die eigene Gesundheit bewältigen können. Besonders groß sei der Handlungsbedarf in Kitas und Krankenhäusern, wo zum Personalmangel oft noch widrige Arbeitsbedingungen und ungerechte Bezahlung hinzukämen. Zu mehr Zeitsouveränität könnten nach Einschätzung der Forscherin neben dem Homeoffice auch Arbeitszeitkonten beitragen. In der Gesundheitsprävention seien Ansätze gefragt, die dem Konflikt zwischen dem Wunsch nach mehr Arbeitsautonomie und der Gefahr von Selbstausbeutung Rechnung tragen und individuell stärkend Hilfestellung anbieten. Nötig wäre dabei mehr Mitsprache bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Gesetzliche Regeln für einen präventiven betrieblichen Gesundheitsschutz mit partizipativen Gefährdungsbeurteilungen gebe es bereits - mit der Umsetzung sei es allerdings noch nicht weit her.
Download: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_20_2018.pdf

Quelle: Mitteilung vom 06.08.2018
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WernerSchell
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Burn-out? Welche Warnsignale man ernst nehmen sollte

Beitrag von WernerSchell » 06.08.2018, 06:28

Burn-out? Welche Warnsignale man ernst nehmen sollte

(Quelle: BGW) Überlastet, erschöpft, ausgebrannt: Immer wieder hört man, dass sich jemand so fühlt – häufig im beruflichen Kontext. Burn-out ist da ein gängiges Schlagwort und bleibt doch oft diffus. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) gibt Tipps, welche Warnsignale man ernst nehmen sollte und wie Führungskräfte mit psychisch beanspruchten Beschäftigten professionell umgehen.
„Eine allgemeingültige Definition für Burn-out gibt es nicht“, erklärt Dr. Sabine Gregersen, Psychologin bei der BGW. „Ausgebranntsein ist eher ein Oberbegriff für meist beruflich bedingte Erschöpfung.“ Herausforderungen werden zur Überlastung, dauerhafter Stress und Anspannung können nicht mehr bewältigt werden.
Das sogenannte Burn-out-Syndrom ist somit kein Zustand, sondern ein schleichender Prozess, wie die Expertin erläutert: „Die Verausgabung hält über eine längere Zeit an – und irgendwann ist die so ausgeprägt, dass der ‚Akku‘ leer ist und nicht mehr aufgeladen werden kann.“
Symptome, die auf ein Burn-out-Syndrom hinweisen, können auf verschiedenen Ebenen auftreten:
• körperlich: chronische Müdigkeit, Mangel an Energie, Schlafstörungen, …
• emotional: Überdruss, Niedergeschlagenheit, Gefühl von innerer Leere, …
• geistig-mental: Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit, Verlust an Kreativität, Gedanken der Sinnlosigkeit, …
• sozial: sozialer Rückzug, Verständnislosigkeit für andere, Unfähigkeit zuzuhören, …
Auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten haben zahlreiche Faktoren Einfluss, auch der oder die Beschäftigte selbst. Jedoch gehört es ebenfalls zu den Aufgaben von Führungskräften, professionell mit psychisch beanspruchten Beschäftigten umzugehen.
Nicht immer gelingt es, psychische Überlastung frühzeitig zu erkennen. Es gibt Menschen, die seelische Not und psychische Erschöpfung sehr lange verbergen. „Zudem bewegt man sich häufig in einer Grauzone“, fügt Gregersen hinzu. „Oft ist schwer zu sagen, ob gewisse Anzeichen auf Ausnahmesituationen zurückzuführen sind oder ob sie eine andauernde Veränderung der betreffenden Person zum Ausdruck bringen.“
Handlungsbedarf besteht für Führungskräfte in folgenden Fällen:
• Wenn sie Verhaltensänderungen bei ihren Beschäftigten bemerken, die untypisch, irritierend oder nicht nachvollziehbar sind.
• Wenn Verhaltensänderungen dauerhaft sind und/oder ein einzelner Aspekt stark ausgeprägt ist.
• Wenn sich das Verhalten der betroffenen Person negativ auf das soziale Miteinander, die Arbeitsmotivation und die kollegiale Zusammenarbeit auswirkt.
• Wenn das Verhalten gegenüber Dritten, etwa der Kundschaft oder Klientinnen und Klienten, kritisch wird.
„Zeigen sich Warnsignale, sollten Führungskräfte frühzeitig das Gespräch suchen“, rät Gregersen. „Sie stellen aber keine Diagnose und leisten auch keine psychologische Beratung. Vielmehr geht es in dem Gespräch darum, die eigene Wahrnehmung von Auffälligkeiten zu beschreiben, ohne diese zu bewerten.“ Ziel sollte sein, herauszufinden, was bei Bedarf für die betroffene Person getan werden kann und wie sich die Situation gemeinsam verbessern lässt. Bei Bedarf empfiehlt es sich, professionelle Hilfe zu vermitteln.
Checklisten und weitere Arbeitshilfen sowie vertiefende Informationen zum Thema bietet ein neuer BGW-Ratgeber für Führungskräfte und Unternehmensleitungen. Die Broschüre „Erschöpfung erkennen – sicher handeln“ findet sich unter www.bgw-online.de, Suchbegriff: 08-00-115. Sie lässt sich dort als PDF herunterladen und kann von Mitgliedsbetrieben der BGW auch kostenlos als gedrucktes Heft bestellt werden.
Gesundheitsförderndes Führen stärkt die Sicherheit und Gesundheit im Berufsleben. Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in Deutschland werben mit ihrer aktuellen Kampagne „kommmitmensch“ für eine gute Kultur der Prävention in den Unternehmen: www.bgw-online.de/kommmitmensch.

Quelle: Mitteilung vom 06.08.2018
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
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Psychische Erkrankungen aufgrund von Stress sind keine Berufskrankheiten

Beitrag von WernerSchell » 27.08.2018, 05:45

Psychische Erkrankungen aufgrund von Stress sind keine Berufskrankheiten


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Urteil des (Bayerischen Landessozialgericht vom 27. April 2018, L 3 U 233/15

Wenn die berufliche Tätigkeit eine Berufskrankheit verursacht, haben die Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung Anspruch auf Entschädigung. Allerdings ist nicht jede Erkrankung, die auf eine berufliche Tätigkeit zurückgeführt werden kann, ohne Weiteres eine Berufskrankheit. Vielmehr muss die Erkrankung in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen sein oder zumindest kurz davor stehen.

Der Sachverhalt:
Als selbständiger Versicherungsfachwirt vermittelte der Kläger Versicherungen aller Art. Er war freiwillig bei der Berufsgenossenschaft versichert. Im Jahr 2014 zeigte er den Verdacht einer Berufskrankheit an, er leide an wiederkehrenden schweren Depressionen und Neurasthenie. Dies führte er zurück auf seine Tätigkeit, lange Arbeitszeiten, den Umgang mit teils schwierigen Kunden und Kollegen, mangelnden Rückhalt durch Vorgesetzte sowie schlechte technische Softwareausstattung. Die Berufsgenossenschaft lehnte die Anerkennung einer Berufskrankheit ab, da die geltend gemachten Erkrankungen nicht in die Berufskrankheiten-Liste aufgenommen seien und auch keine gesicherten medizinischen Erkenntnisse darüber vorlägen, welche Krankheitsbilder durch Stress verursacht würden und welcher Personenkreis hiervon besonders betroffen wäre. Insbesondere lägen keine Anhaltspunkte vor, dass die Tätigkeit als Versicherungsfachwirt im Vergleich zur übrigen Bevölkerung ein höheres Risiko berge, an Depressionen oder Neurasthenie zu erkranken. Vor dem Sozialgericht Regensburg (SG) hatte die Klage auf Anerkennung einer Berufskrankheit und Entschädigung keinen Erfolg.

Aus den Gründen:
Das Bayerische Landessozialgericht (LSG) hat die Entscheidung des SG bestätigt und die Berufung zurückgewiesen. Nach Einholung von zwei Sachverständigengutachten auf psychiatrischem und psychotherapeutischem Fachgebiet stellte das LSG fest, dass beim Kläger keine in der Berufskrankheiten-Liste erfasste Erkrankung vorliege. Die vom Kläger geltend gemachten Depressionen, aber auch das Burnout-Syndrom sowie die Neurasthenie seien daher nicht als Berufskrankheiten aufgrund von Stress anzuerkennen. Es lägen auch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, die eine Entschädigung als sog. „Wie-Berufskrankheit“ ermöglichen würden. Da die gesetzliche Regelung im Unfallversicherungsrecht (§ 9 Abs. 2 SGB VII) keinen Auffangtatbestand und keine allgemeine Härteklausel beinhalte, genüge es nicht, wenn in einem Einzelfall berufsbedingte Einwirkungen die rechtlich wesentliche Ursache einer nicht in der Berufskrankheiten-Liste enthaltenen Krankheit sei. Vielmehr müssten zumindest die Voraussetzungen für die Aufnahme in diese Liste erfüllt seien. Hierfür fehle es aber im Falle von Erkrankungen, die möglicherweise auf Stress zurückzuführen seien an den erforderlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Insbesondere werde im Zusammenhang mit Depressionen eine Vielzahl von möglichen Ursachen diskutiert. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung keine gruppentypische Risikoerhöhung bei der Tätigkeit als Versicherungsfachwirt festzustellen.

Quelle: Mitteilung vom 27.08.2018
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
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So hart sind die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege

Beitrag von WernerSchell » 09.09.2018, 05:59

Aus Forum:
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Deutscher Gewerkschaftsbund Bild

Umfrage - DGB-Index Gute Arbeit
So hart sind die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) haben am Freitag in Berlin eine repräsentative Beschäftigtenbefragung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass dort die Arbeitsbedingungen weitaus stärker von Zeitdruck und überbordender Arbeitsmenge geprägt sind als im Durchschnitt aller Berufsgruppen.

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Teilnehmerinnen der Pressekonferenz zum DGB-Index zu Arbeitsbedingungen in der Pflege
Pressekonferenz zur Vorstellung der Beschäftigtenbefragung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege, u. a. mit DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach und ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler.
DGB/Hesse


So liegt der Anteil der Krankenpflegerinnen und –pfleger, die sich bei der Arbeit oft gehetzt fühlen bei 80 Prozent (Altenpflege: 69%; alle Berufsgruppen: 55%). Der Anteil der Beschäftigten in der Krankenpflege, die „häufig Abstriche bei der Qualität ihrer Arbeit machen, um die Arbeitsmenge bewältigen zu können“, liegt bei 49 Prozent (Altenpflege: 42%; alle Berufsgruppen: 22%). Dass sich unter diesen Bedingungen nur rund ein Fünftel der Beschäftigten vorstellen kann, bis zur Rente so zu arbeiten, liegt auf der Hand – Krankenpflege: 23 Prozent, Altenpflege: 20 Prozent, alle Berufsgruppen: 48 Prozent.

Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand: „Statt den Beschäftigten in der Altenpflege und in den Krankenhäusern den roten Teppich auszurollen, verschleißen die Arbeitgeber deren Gesundheit. Der Gesetzgeber muss Vorgaben für die Personalausstattung machen, die eine gute und sichere Versorgung gewährleisten. Die von Bundesgesundheitsminister Spahn vorgelegten Personaluntergrenzen im Krankenhaus legitimieren den Pflegenotstand, statt ihn zu beheben.“

Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied: „Wir werden in Zukunft noch viel mehr Fachkräfte brauchen, die dazu bereit sind, in der Pflege zu arbeiten. Deshalb müssen die Bedingungen schnell und umfassend verbessert werden. Professionelle und hoch motivierte Beschäftigte dürfen nicht länger unter solchen Arbeitsdruck gesetzt werden. Das treibt sie in die Selbstausbeutung und schreckt Berufseinsteiger ab.“

Zur Information:
Für die Sonderauswertung zu den Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege wurden die Daten des DGB-Index Gute Arbeit für die Jahre 2012 bis 2017 zusammengefasst. Die Bewertungen der Pflegebeschäftigten haben sich in diesem Zeitraum kaum verändert. 84 Prozent der Befragten sind Frauen, die Teilzeitquote liegt bei 45 Prozent (weniger als 35 Stunden/Woche).

Quelle: Pressemitteilung PM 069 - 07.09.2018
DGB-Bundesvorstand Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Henriette-Herz-Platz 2 10178 Berlin Telefon:030.24 060-211 Telefax:030.24 060-324
http://www.dgb.de/presse/++co++ad142a1e ... 540088cada

DOWNLOAD
DGB-Index: Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege (PDF, 2 MB)
Wie beurteilen die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege? Eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit.
> http://www.dgb.de/presse/++co++6c0d41f4 ... 540088cada

+++
Nachrichten | heute - in Deutschland
DGB stellt Bericht zur Pflege vor
Pflegekräfte in Deutschland fühlen sich durch Überlastung, Dauerstress und geringe Bezahlung ausgezehrt. So klagen drei von vier Pflegern über Hetze bei der Pflege. Das zeigt eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die heute in Berlin vorgestellt …
Beitragslänge: 1 min Datum:07.09.2018 - Video verfügbar bis 07.09.2019, 14:00 >>> https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in ... r-100.html
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Herzinfarkt: Emotionaler Stress als Auslöser unterschätzt

Beitrag von WernerSchell » 28.09.2018, 14:33

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Herzinfarkt: Emotionaler Stress als Auslöser unterschätzt

• Psychische Belastungssituationen wie Trauer oder Mobbing lösen auch bei Patienten ohne Vorerkrankung eine das Herz belastende Reaktion aus.
• Das Unterschätzen von emotionalem Stress als Auslöser von Herzinfarkten kann lebensbedrohlich sein.
• Ein bewusster Umgang mit Stress ist wichtig für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


Düsseldorf, 28.09.2018 – Enorme psychische Belastungssituationen steigern das Herzinfarktrisiko nicht nur bei Patienten mit bereits bestehender koronarer Herzerkrankung, sondern auch bei Patienten ohne nachgewiesene Vorerkrankung an den Herzkranzgefäßen. Das Spektrum solcher extremen Stresssituationen kann von einem Trauerfall in der Familie bis hin zum Mobbing am Arbeitsplatz gehen. Besonders auffallend ist, dass der stressbedingte Herzinfarkt vor allem von emotionaler Belastung ausgelöst wird, die durch zwischenmenschliche Probleme entstanden ist. Prof. Dr. med. Christiane Waller, Sprecherin der DGK-Arbeitsgruppe Psychosoziale Kardiologie, betont: „Der übliche Alltagsstress wie eine verpasste Straßenbahn ist dabei lange nicht so relevant wie zwischenmenschlicher Stress, beispielsweise mit Arbeitskollegen, dem Partner oder der Familie.“

Psychische Faktoren triggern Alarmreaktion im Körper

Emotional aufwühlende Ereignisse führen zu einer Alarmreaktion des Körpers: die Stresshormone und das sympathische Nervensystem werden aktiviert. Dies wirkt sich negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Die Herzleistung steigt an, der Herzmuskel benötigt mehr Sauerstoff, der Herzschlag beschleunigt. Herzmuskel und Gefäße werden stark belastet, denn die Gefäße verengen sich als Reaktion auf die Stresssituation und es kommt zu kritischer Blutdrucksteigerung. Weiße Blutkörperchen werden aktiviert und es kommt zu einer vermehrten Verklebung von Blutplättchen. Prof. Dr. med. Hugo Katus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, erklärt: „All diese Faktoren zusammen und viele andere zelluläre Phänomene erklären gut, warum es bei Stress leichter zu einem Herzinfarkt kommen kann. Das betrifft besonders häufig die Patienten, die schon eine bestehende koronare Herzkrankheit haben, aber es kann auch Menschen betreffen, die keine nennenswerte Erkrankung an den Herzgefäßen haben.“

Verschiedene Herzinfarktarten nach Stressreaktion identifiziert

Ein Herzinfarkt kann viele Ursachen haben. Der klassische Herzinfarkt entsteht durch eine vorbestehende Erkrankung der Herzkranzgefäße und einen Verschluss des Herzkranzgefäßes durch eine Gerinnselbildung an einer arterioskleotischen Ablagerung (Typ 1-Herzinfarkt). Bei 20-30% aller Herzinfarkte finden sich aber keine Verschlüsse von Herzkranzgefäßen. Hier entsteht eine kritische Sauerstoffschuld des Herzmuskels durch eine für den Sauerstoffbedarf nicht ausreichende Durchblutung. Die Kardiologie spricht dann von einem Typ 2-Herzinfarkt. Auch bei diesem Infarkt sind die Angina pectoris Beschwerden und viele klinischen Befunde mit einem klassischen Herzinfarkt, der durch einen kompletten Gefäßverschluss bedingt ist, identisch. Rätsel geben allerdings die Patienten auf, deren Herzkranzgefäße trotz Herzinfarkt keinerlei kritische Engstellen aufweisen. Die Ursache für den Infarkt bei diesen Patienten ist noch nicht geklärt, könnte aber in einer Verkrampfung der Gefäße (Spasmus) liegen. Dieses Phänomen wird als MINOCA bezeichnet. Eine besondere Ursache für eine herzinfarktähnliche akute Erkrankung ist das Broken Heart Syndrom. Bei circa 2-3% aller Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt wird diese Erkrankung gefunden, die nicht weniger lebensbedrohlich ist als ein Herzinfarkt. Diese Erkrankung, die besonders häufig bei Frauen in der Post-Menopause zu beobachten ist, wird auch Tako-Tsubo-Syndrom oder Stress-Kardiomyopathie genannt. Als Auslöser finden sich - wie oben erwähnt - häufig extreme emotionale Belastungen aber auch lebensbedrohende Situationen.

Handlungsempfehlungen zum Stressabbau müssen individuell zugeschnitten sein

Während sich die akute Behandlung stressbedingter Herzinfarkte nicht von der typischer Herzinfarkte unterscheidet, sollten Fachärzte die auslösenden psychosomatischen Faktoren insbesondere bei der Nachsorge der Betroffenen nicht außer Acht lassen, damit sie entsprechende Maßnahmen zur Stressreduktion vornehmen können. Welche das sind, hängt von den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen ab. So Waller: „Die einen bauen Stress ab, indem sie sich körperlich betätigen. Diesen Patienten raten wir dann zu sportlichen Aktivitäten, während andere Patienten eher Ruhe benötigen. Besonders beliebt sind derzeit Tai Chi, Chi Gong oder achtsamkeitsbasierte Verfahren als Entspannungstechniken. Vielen hilft aber auch einfach das Lesen eines guten Buchs.“

Stressbedingter Herzinfarkt mit mehr Komplikationen verbunden

Auch weniger existenzieller Stress kann das Risiko für Herzinfarkt erhöhen. So konnten Kardiologen aus München zeigen, dass während der Fußball-Weltmeisterschaftsspiele der deutschen Mannschaft die Herzinfarktrate signifikant angestiegen ist. Während die Sterblichkeitsrate bei den unterschiedlichen Herzinfarkttypen im Wesentlichen vergleichbar ist, betont Prof. Dr. Katus „Registerdaten nach Situationen mit hoher Stressbelastung - wie zum Beispiel nach Erdbeben - zeigen, dass die durch Stress getriggerten Herzinfarkte mit mehr Komplikationen und größeren Herzinfarkten einhergehen. Unklar ist bis dato allerdings, ob Herzinfarkte abhängig von der spezifischen Auslösesituation unterschiedliche Sterblichkeitsraten haben.

Generell gilt, dass eine gesunde Lebensweise äußerst wichtig für die Prävention kardiovaskulärer Ereignisse ist. Dazu gehört auch ein möglichst bewusster Umgang mit Stresssituationen. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind immer noch die Todesursache Nummer eins in Europa.

Medienkontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Tel.: 0211 600 692 43, Melissa Wilke, Tel.: 0211 600 692 13
presse@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 10.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org/presse

Quelle: Pressemitteilung vom 28.09.2018
Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
https://idw-online.de/de/news703068
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„Heute bleibe ich zu Hause“: Eine Studie zeigt Gründe und Lösungsansätze für hohe Krankenstände

Beitrag von WernerSchell » 10.10.2018, 18:10

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„Heute bleibe ich zu Hause“: Eine Studie zeigt Gründe und Lösungsansätze für hohe Krankenstände

Trotz Rekordausgaben greifen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht, die Arbeitszufriedenheit sinkt, Krankenstände steigen – zumindest im Bereich der Facharbeiter- und Serviceberufe. Das sagt Prof. Dr. Sabine Hammer in ihrer Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius. Welche Gegenmaßnahmen können Unternehmen ergreifen?

Die Krankenstandsquote hat sich in Deutschland laut Robert-Koch-Institut und Statistischem Bundesamt innerhalb der letzten zehn Jahre um rund 30 Prozent erhöht. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lag der Ausfall an Bruttowertschöpfung in 2016 (mit durchschnittlich 17,5 Ausfalltagen pro Arbeitnehmer) bei 133 Milliarden Euro. Und dies, obwohl Unternehmen und Krankenkassen im gleichen Jahr die Rekordsumme von knapp 6,5 Milliarden Euro für die betriebliche Gesundheitsförderung ausgegeben und in zahlreiche Maßnahmen wie Gesundheitstage, Fitness- und Entspannungsangebote oder Stressmanagement investiert haben.

„Das Geld hätten sich die Betriebe und Krankenkassen vermutlich sparen können“, sagt Prof. Dr. Sabine Hammer, die mit einem Forscherteam gerade eine Untersuchung zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit und Krankmeldungen abgeschlossen hat. Deutschlandweit wurden in sechs Großunternehmen ausführliche Interviews* mit 180 Mitarbeitern aus Handwerk, Personentransport, Reinigung und Service durchgeführt. „Die von uns untersuchten Zielgruppen nehmen diese Aktivitäten sehr häufig als unpassend wahr und empfinden sie teilweise auch als Bevormundung oder Einmischung des Arbeitgebers. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn zum Beispiel einem körperlich hart arbeitenden Angestellten Fitnesstrainings als besonderes Angebot angekündigt werden.“

Die Hauptursache für hohe Krankenstände ist nach den Untersuchungsergebnissen der Effizienzdruck, der auf den Unternehmen lastet. Er wird nach unten weitergegeben und damit im operativen Bereich besonders spürbar. „Die größte Herausforderung für Betriebe wird unserer Ansicht nach sein, diesen Effizienzdruck so zu kanalisieren, dass die Krankenstände nicht noch weiter steigen beziehungsweise dauerhaft reduziert werden können“ erläutert Hammer.

„Für unsere Gesprächspartner war entscheidend, dass sie das Gefühl haben, mehr zu leisten als sie zurückbekommen. Diese Wahrnehmung ist wissenschaftlich sehr gut untersucht und erhöht das Risiko, langfristig krank zu werden, erheblich. Die Befragten sind durchaus stolz auf ihre Berufe, trotzdem kämpfen sie mit einer geringen Anerkennung im eigenen Unternehmen und in der Gesellschaft.“ Eine Folge ist, dass diese Mitarbeiter nicht nur häufiger krank werden, sondern sich auch im Falle eines so genannten indifferenten Gesundheitszustands heute eher dafür entscheiden, zum Arzt zu gehen und sich krankschreiben lassen. „Hier findet eine deutliche Verschiebung statt“, sagt Hammer.

Was können Unternehmen also tun, um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen und damit Fehltage zu minimieren? Das fängt bei Kleinigkeiten an: Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie einen persönlichen Ansprechpartner haben, der gut erreichbar ist, sie mit Namen kennt und regelmäßig ein substanzielles Feedback gibt. Relativ leicht lassen sich auch Verbesserungen im Arbeitsumfeld etablieren: intaktes und neues Arbeitsmaterial, eine moderne Berufskleidung und gepflegte Räumlichkeiten nehmen Arbeitnehmer als Wertschätzung wahr. Das Arbeiten in festen und kleinen Teams wirkt sich ebenfalls positiv auf die Arbeitsmotivation und die Identifikation mit dem Unternehmen aus. „Eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest, dessen Finanzierung aber unbedingt auch der Arbeitgeber alleine trägt, haben ebenfalls eine wesentlich größere Wirkung als die Gesundheitstage in der Kantine“, sagt Hammer.

* Die Studie ist aufgrund der offenen Fragen der qualitativen Forschung zuzuordnen. Hier sind Schlussforderungen in Form von Hypothesen gestattet.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Sabine Hammer
hammer@hs-fresenius.de
Tel.: 06126/9352912

Quelle: Pressemitteilung vom 10.10.2018
Alexander Pradka Presse & Öffentlichkeitsarbeit
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