Arzneimittel in der Pflege sicher handhaben

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Arzneimittel in der Pflege sicher handhaben

Beitrag von WernerSchell » 22.08.2015, 06:31

Arzneimittel in der Pflege sicher handhaben

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Hamburg – Pflegekräfte kommen in ihrem Arbeitsalltag mit verschiedensten Gefahrstoffen in Kontakt. Was vielen nicht bewusst ist: Auch der Umgang mit Arzneimitteln birgt Risiken. Darauf weist die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hin. Sie gibt Informationen und Tipps zum sicheren Arbeiten mit Medikamenten.

Aktuelle Forschungsergebnisse

In einem Forschungsprojekt hat die BGW den Umgang mit über 90 gängigen Antiinfektiva im Pflegealltag nachstellen und analysieren lassen. Untersucht wurden das Ausblistern, Teilen und Mörsern von Tabletten, das Öffnen von Kapseln, das Auflösen von Brausetabletten sowie das Vorbereiten und Verabreichen von Infusionen und Einzeldosen-Augentropfen. Ergebnis: Bei sämtlichen Tätigkeiten wurden Wirkstoffe in die Arbeitsumgebung freigesetzt. Unbeabsichtigt mit ihnen in Kontakt kommen kann man direkt durch Berührung oder Einatmen und indirekt über kontaminierte Oberflächen.

Das Problem: Viele Arzneimittel können unter Umständen sensibilisierend wirken oder kanzerogene, mutagene oder reproduktionstoxische Eigenschaften (CMR-Eigenschaften) haben. Inwiefern ein Medikament im Pflegealltag Gefährdungen für die Beschäftigten mit sich bringt, hängt von der Wirkstoffkonzentration sowie der Expositionsdauer und -höhe ab. Allerdings sind die Angaben der Pharmafirmen nicht arbeitsschutzbezogen. Die BGW hat deshalb Arzneistoffe mit Verdacht auf sensibilisierende und CMR-Eigenschaften in einer Liste zusammentragen lassen. Zu finden ist diese unter http://www.bgw-online.de, Suchstichwort: EP-Akmrs.

Arzneimittel professionell handhaben

Weiter gibt die BGW Empfehlungen für den Umgang mit Medikamenten im Pflegealltag. Grundsätzlich rät sie:
• Arzneimittel in einer ruhigen Arbeitsumgebung ohne störende Unterbrechungen zur Applikation vorbereiten: am besten in einem gesonderten, hinreichend beleuchteten Raum
• Arbeitsflächen vor Flüssigkeitsspritzern, Stäuben oder anderweitigen Kontaminationen schützen
• Arbeitsflächen zusätzlich regelmäßig reinigen und desinfizieren
• Wenn nicht auszuschließen ist, dass Arzneimittel mit den Händen berührt werden: grundsätzlich Einmalhandschuhe tragen
• Vor dem Bereitstellen von Infusionen, dem Herstellen von Mischinfusionen, dem Aufziehen von Medikamenten und anderweitigen Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr eine hygienische Händedesinfektion durchführen
• Bei Tätigkeiten, die einen Hautkontakt der Unterarme mit freigesetzten Wirkstoffen nicht ausschließen lassen, langärmligen Schutzkittel tragen.

Ergänzende Sicherheitstipps für konkrete Tätigkeiten mit Arzneimitteln gibt die BGW online unter http://www.bgw-online.de/goto/besi-tipps. Weitere Informationen über das von der Berufsgenossenschaft geförderte Forschungsprojekt zum Thema finden sich unter http://www.bgw-online.de, Suchbegriff: BESI.

Für die Altenpflege: Thema beim BGW forum

Beim Fachkongress „BGW forum 2015 – Gesundheitsschutz und Altenpflege“ vom 7. bis 9. September 2015 in Hamburg erfahren Interessierte in einem Vortrag und einem Workshop mehr über die Gefährdungen durch Arzneimittel und über die Präventionsmöglichkeiten. Auch zu weiteren chemischen Risiken für Beschäftigte in der Pflege gibt es Vorträge: Dort geht es um Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie um Körperpflegemittel. Ferner wird über die rechtlichen Grundlagen des Themenfeldes informiert.

Insgesamt umfasst das „BGW forum 2015“ über 170 Einzelveranstaltungen zu verschiedensten Aspekten des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in der Altenpflege. Das Themenspektrum reicht von der Führung und Kommunikation über den Umgang mit psychischen Belastungen und die lebensphasengerechte Gestaltung der Arbeit bis zur Prävention von Haut- und Atemwegserkrankungen, Rückenbeschwerden und Infektionen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung: http://www.bgwforum.de.

Über uns
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist für mehr als 7,7 Millionen Versicherte in über 620.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können.


Quelle: Pressemitteilung vom 15.06.2015
Pressekontakt:
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Torsten Beckel und Sandra Bieler, Kommunikation
Pappelallee 33/35/37, 22089 Hamburg
Tel.: (040) 202 07-27 14, Fax: (040) 202 07-27 96
E-Mail: presse@bgw-online.de
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Im Übrigen sollte in der Arzneimittelversorgung grundsätzlich gelten:
Weniger ist oft mehr!

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WernerSchell
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Bittere Pillen: Arzneimittelpreise steigen weiter

Beitrag von WernerSchell » 02.12.2015, 07:57

Am 02.12.2015 bei Facebook eingestellt:

Bittere Pillen: Arzneimittelpreise steigen weiter. … Den Fehlentwicklungen muss dringend Einhalt geboten werden! > viewtopic.php?f=4&t=21386&p=89425#p89425 Die Arzneimittelversorgung der älteren Menschen ist folgerichtig Thema beim 24. Pflegetreff in Neuss - Erfttal am 27.04.2016 > viewtopic.php?f=7&t=21371 - Hinweise über problematische Arzneimittel-Versorgungssituationen können gerne zur Vorbereitung des Treffs übermittelt werden (> ProPflege@wernerschell.de ).

Die Arzneimittelversorgung (v.a. bei älteren Menschen) und Missbrauch bis Sucht wurde von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor Jahren mehrfach aufgegriffen. In einem Pflegetreff am 14.11.2012 wurde u.a. die Priscusliste vorgestellt (siehe insoweit die Beiträge im Forum > viewtopic.php?f=7&t=17341 ). Frau Prof. Dr. Thürmann, Mitverfasserin der Liste, war u.a. als Podiumsgast anwesend. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk konnte durchsetzen, dass sich die Gesundheitskonferenz im Rhein-Kreis Neuss mit dem Thema befasst und für die Versorgung der HeimbewohnerInnen Handlungsempfehlungen verfasst hat. Verbesserungen in der Arzneimittelversorgung sind dennoch nicht wirklich erkennbar. "Krank durch Medikamente? - Russisch Roulette auf Rezept – wie gefährlich ist die Medikamente-Flut?" - Mit dieser Ankündigung griff die TV-Sendung "Hart aber fair" am 01.12.2014 das Thema auf (siehe > viewtopic.php?f=7&t=20769 ). …
Ein "weiter so" kann tödlich sein (siehe die Veröffentlichungen: "Krank durch Medikamente" > viewtopic.php?f=4&t=20774 und "Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität" > viewtopic.php?f=4&t=20734 ).
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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