Gute Praxis in der Rückenprävention des Pflegepersonals

Arbeits- und Arbeitsschutzrecht, Allgemeine Rechtskunde (einschließlich Staatsrecht), Zivilrecht (z.B. Erbrecht)

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Gute Praxis in der Rückenprävention des Pflegepersonals

Beitrag von Service » 08.02.2010, 09:32

BAuA-Broschüre:
Ergonomie in Krankenhaus und Kliniken
Gute Praxis in der Rückenprävention des Pflegepersonals


Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland noch ein Entwicklungsland, wenn es um nachhaltige Prävention im Pflegebereich geht. Hohe körperliche Belastungen, schwerere und immobile Patienten sowie älter werdende Belegschaften sind gute Gründe für eine ergonomische Kultur im deutschen Gesundheitswesen. Darum gibt die neue Broschüre "Ergonomie in Krankenhaus und Kliniken" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nicht nur Empfehlungen für "Gute Praxis" im Patiententransfer, vielmehr zeigt sie Wege zu einer integrierten Gesundheitsförderung auf.

Insbesondere im Pflegebereich gerät die Gesundheit der Beschäftigten angesichts der Belange der Pflegebedürftigen oft aus dem Blickfeld. Doch die Zunahme arbeitsbedingter Erkrankungen, die Verdichtung der Aufgaben am Arbeitsplatz und der demografische Wandel gehören zu den Herausforderungen, denen sich Management und Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen stellen müssen. Dabei dringt die Erkenntnis, wie wichtig betriebliche Gesundheitsförderung für alle Mitarbeiter ist, erst langsam ins Bewusstsein. Erfahrungen zeigen, dass es ein langer Weg zu einer nachhaltigen Umsetzung ist.

Deshalb verdeutlicht die Broschüre, dass auch das Thema Ergonomie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Dazu geht sie vertiefend auf das Thema Rückenprävention im Krankenhaus ein und stellt systematische Problemlösungen durch gute Arbeitsgestaltung vor. Anschließend beleuchtet sie ergonomische Problemlösungen im Krankenhaus. Dazu gehören beispielsweise technische Hilfen, bauliche oder organisatorische Maßnahmen. Anschließend stellt sie ein ergonomiebasiertes Präventionsprogramm vor, das in der Praxis erprobt wurde und dort bereits gute Erfolge gezeigt hat.

Das Präventionsprogramm empfiehlt, alle Mitarbeiter zu schulen. Allerdings lässt sich das rückengerechte Arbeiten nur dann erfolgreich umsetzen, wenn es in Form eines betrieblichen Projektes durchgeführt und langfristig in die betrieblichen Strukturen integriert wird. Dies gelingt mit einem engagierten Projektmanagement, das alle Führungsebenen im Unternehmen voll unterstützen.

Abschließend gibt die Broschüre Hinweise zu weiterführender Literatur, Arbeitshilfen und gesetzlichen Grundlagen in der Prävention.

Die in kleinen Mengen kostenlose Broschüre "Ergonomie im Krankenhaus" kann über das Informationszentrum der BAuA telefonisch, 0231 9071-2071, per Fax, 0231 9071-2070 oder E-Mail, info-zentrum@baua.bund.de, bezogen werden. Eine Version im PDF-Format (854 KB) kann von der BAuA-Homepage heruntergeladen werden unter der Adresse http://www.baua.de/de/Publikationen/Bro ... n/A69.html.

Forschung für Arbeit und Gesundheit

Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie garantieren Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mit Hauptsitz in Dortmund forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben - im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund, den Standorten Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
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Quelle: Pressemitteilung vom 8.2.2010
Weitere Pressemitteilungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin finden Sie auf unser Homepage im Internet unter:
http://www.baua.de/presse

WernerSchell
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Rückenprävention bevor die Pflegekraft zum Pflegefall wird

Beitrag von WernerSchell » 10.04.2015, 07:15

Pressemitteilung Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Verena Schreiber, 10.04.2015 07:42

Rückenprävention bevor die Pflegekraft zum Pflegefall wird

Der Anteil an pflegebedürftigen Deutschen im hohen Alter nimmt kontinuierlich zu. Gleichzeitig steigt der Anteil an Pflegekräften, die starken Belastungen ausgesetzt sind – Stress, geringe Entlohnung und körperlich schwere Arbeit. Am IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht Matthias Jäger mit seiner Arbeitsgruppe, wie Pflegekräfte im Arbeitsalltag ihren Rücken belasten und auch entlasten können und wurde dafür mit dem Julius-Springer-Preis für Arbeitsmedizin 2014 ausgezeichnet.

Bei vielen Beschäftigten im Gesundheitswesen kommt es zu einer hohen mechanischen Belastung im unteren Rückenbereich, vor allem beim Bewegen von Patienten. Diese müssen schließlich in Rollstühle gehoben, in andere Sitz- und Liegepositionen gebracht oder auf andere Betten verlegt werden. Für Fachkräfte im Pflegebereich wird Prävention daher immer wichtiger. Die Dritte Dortmunder Lumbalbelastungsstudie (The Dortmund Lumbar Load Study 3, DOLLY 3) untersucht neun Bewegungsabläufe beim Pflegepersonal, die als sicher gefährdend gelten. Die Projektgruppe „Biodynamik“ um Jäger entwickelte in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege unter anderem das „Dortmunder Messbett“, mit dessen Ergebnissen die Kräfte bestimmt werden können, die auf die Lendenwirbelsäule der Pflegekraft wirken. Mittels optoelektronischer und Videokameras werden die jeweils eingenommenen Körperhaltungen und einwirkenden Kräfte erfasst und darauf basierend die Belastung für den Rücken berechnet.

In der prämierten Studie beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher mit biomechanischen Simulationen, die die Belastung der Lendenwirbelsäule quantitativ beschreiben. Auf dieser Grundlage testete die Arbeitsgruppe verschiedene Möglichkeiten zur Belastungsverringerung durch biomechanisch optimierte Arbeitsabläufe sowie durch die Verwendung von Hilfsmitteln wie Gleitmatte und Rutschbrett. Dabei ergaben sich für die Verwendung der bislang konventionellen Arbeitsweise die ungünstigsten Werte. „Optimierte Arbeitsabläufe”, bei denen Grundregeln wie körpernahes und symmetrisches Arbeiten berücksichtigt werden, sind deutlich rückenfreundlicher. Aufgrund der Studie liegt nun der wissenschaftlich gesicherte Nachweis vor, dass die Arbeitsweise bei zusätzlicher Verwendung kleiner Hilfsmittel am schonendsten für den Rücken ist, da diese beispielsweise die Reibung zwischen Patient und Bettoberfläche verringern.

Dass die Belastung auf diese Weise reduziert werden kann, ist jedoch noch nicht ausreichend. Die Bewertung anhand von Richtwerten zur Arbeitsgestaltung ergab für keine der analysierten Tätigkeiten – ungeachtet der Art der Durchführung – akzeptable Belastungswerte. Demzufolge wird die Anwendung einer biomechanisch angemessenen Arbeitsweise unter Zuhilfenahme kleiner Hilfsmittel dringend zur Prävention empfohlen, und dies gilt insbesondere für ältere Beschäftigte im Pflegebereich, um ihre Wirbelsäule beim Patiententransfer nicht zu überlasten.

Jäger wurde für seine Arbeit mit dem Julius-Springer-Preis für Arbeitsmedizin 2014 – dem Best-Paper-Award des Zentralblatts für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie – ausgezeichnet. Er erhielt den Award am 19. März 2015 im Rahmen der 55. Wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. in München (DGAUM).
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Auf Signale des Rückens achten

Beitrag von WernerSchell » 11.05.2015, 08:30

Auf Signale des Rückens achten

(Quelle: DGUV) Die täglich wachsende Informationsflut verursacht bei vielen Berufstätigen Stress. Insbesondere Selbstständige können sich der Spirale aus immer neuen Vernetzungsmöglichkeiten und größer werdenden Informationsmengen selten entziehen - und drohen somit eines Tages ernsthaft zu erkranken. Alarmzeichen sind häufige Flüchtigkeitsfehler, eine gereizte Stimmung sowie Schlafprobleme. Auch wiederkehrende Rückenschmerzen können auf Stress hindeuten. Darauf macht die Präventionskampagne "Denk an mich. Dein Rücken" aufmerksam.
Telefonate, E-Mails, soziale Medien: Gerade Selbstständige sind auf Vernetzung angewiesen, um Aufträge zu gewinnen. "Die Angst, eine Gelegenheit zu verpassen, kann dazu führen, dass man permanent erreichbar ist", weiß Professor Dirk Windemuth, Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG). "Doch die Verfügbarkeit rund um die Uhr hat ihren Preis. Wer dauerhaft unter Stress arbeitet und diesen nicht abbauen kann, läuft Gefahr, die Gesundheit auf's Spiel zu setzen."
Freiberuflern, die durch die Informationsflut unter Stress leiden, empfiehlt der Psychologe:
• Prioritäten setzen! Auf welche Informationen kann verzichtet werden? Welcher Newsletter kann abbestellt werden? Welches soziale Netzwerk bringt mehr Arbeit als Nutzen? Oftmals hilft es bereits, die Informationsmenge zu verringern, um sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können.
• Stille Stunde einführen: Einmal täglich für eine ganze Stunde das Smartphone ausschalten, Anrufe auf den Anrufbeantworter umstellen, das Mailprogramm schließen und konzentriert an einer großen Aufgabe arbeiten. Das verhindert, dass sich gerade die umfangreichen Aufgaben auftürmen. Im Idealfall mit der stillen Stunde in den Tag starten, dann hat man das Gefühl, schon etwas geleistet zu haben.
• Pause machen. Aber richtig! Wer mit Informationen arbeitet, sollte auf diese während der Pause bewusst verzichten. Das bedeutet: Auch keine privaten Nachrichten lesen! Besser: Spaziergang machen und ungestört etwas essen. Wer sein Smart-phone trotzdem nicht aus der Hand legen möchte, kann es mit einer Ruhe-App probieren, die zum Beispiel zu einer zehnminütigen Meditation anleitet.
Wann der Zeitpunkt gekommen ist, gezielt etwas gegen den Stress zu unternehmen, signalisiert unter anderem der Rücken, der durch Muskulatur aufrecht gehalten und bewegt wird. Sind diese Muskeln durch Stress dauerhaft angespannt, kann dies zu Rückenschmerzen führen. Aber auch Ein- und Durchschlafprobleme können sehr oft als Alarmsignal des Körpers gewertet werden. Daneben sollte auf die psychische Verfassung geachtet werden: "Ein gereiztes, aggressives Verhalten einerseits oder eine negative, nahezu teilnahmslose Stimmung andererseits können ebenfalls Ausdruck von zu viel Stress sein", so Windemuth. Nicht zuletzt leide auch die Qualität der Arbeit unter den ständigen Unterbrechungen, die das Abrufen neuer Informationen hervorrufe. "Weil immer weniger Zeit für die eigentliche Arbeit bleibt, kommt es zu vielen Fehlern. Und das kann schließlich ebenso dazu führen, Aufträge zu verlieren."

Quelle: Mitteilung vom 11.05.2015
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Weißenburger Straße 12
44135 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de
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