
Studie belegt ungleiche Bezahlung und unfreiwillige Teilzeit in der Altenpflege: Staatssekretär Laumann fordert Konsequenzen
Staatssekretär Karl-Josef Laumann, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, hat heute gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) in Berlin die Studie "Was man in den Pflegeberufen in Deutschland verdient" vorgestellt. Die Studie belegt, dass man als Pflegekraft gut verdienen kann. Es bestehen aber je nach Region deutliche Unterschiede und man verdient als Krankenpfleger eher gut und als Altenpfleger deutlich schlechter. Zudem hat nur rund jede zweite beschäftigte Pflegefachkraft eine Vollzeitstelle. Bei den Helferberufen in der Pflege liegt die Teilzeitquote teilweise sogar deutlich über 70 Prozent.
Staatssekretär Laumann fordert angesichts dieser Zahlen, dass alle Beteiligten die richtigen Konsequenzen ziehen: "Wenn in allen Bundesländern die Fachkräfte der Altenpflege gegenüber vergleichbaren anderen Fachkräften bis zu 19 Prozent weniger verdienen, läuft etwas falsch. Wir brauchen in der Altenpflege endlich flächendeckend faire und angemessene Löhne, die von den Sozialpartnern in Tarifverträgen vereinbart werden. Sonst wird es immer schwieriger, junge Menschen für diesen wichtigen und anspruchsvollen Beruf zu begeistern. Und die brauchen wir für eine menschenwürdige Pflege in unserem Land. Ich schlage daher vor, dass künftig die Pflegekassen von allen Trägern der Pflegeeinrichtungen den Nachweis verlangen können, ob ein angemessener Lohn auch tatsächlich bezahlt wird. Die hierfür nötige Gesetzesänderung sollten wir im Pflegestärkungsgesetz II verankern. Vor allem aber brauchen wir starke Gewerkschaften, die für die Pflegekräfte eintreten und die für einen anständigen Tarifvertrag und für einen fairen Lohn kämpfen. Das ist nicht Sache der Politik."
Auch die Tatsache, dass Fachkräfte der Altenpflege im Vergleich zu Fachkräften der Krankenpflege in allen Bundesländern erheblich weniger verdienen würden, zeige Handlungsbedarf. "In den ostdeutschen Bundesländern haben die Fachkräfte der Altenpflege durchschnittlich fast 30 Prozent weniger Einkommen, im Westen rund 18 Prozent. Fachkräfte der Altenpflege verdienen teilweise weniger als ein Krankenpflege-Helfer im Krankenhaus. Diese Lohnschere ist nicht vernünftig zu begründen. Um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden, brauchen wir endlich die generalistische Pflegeausbildung. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – dieser Grundsatz muss auch für den Pflegeberuf insgesamt gelten", sagt Laumann. Für die Generalistik sprächen zudem fachliche Gründe: In den Krankenhäusern müssten immer mehr pflegebedürftige Menschen behandelt werden, genauso wie in den Altenpflegeeinrichtungen immer mehr schwer kranke Menschen versorgt und betreut werden müssten. Schon heute arbeiten Kranken- und Altenpfleger sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeeinrichtungen, mit einem einheitlichen Ausbildungsabschluss könne ein Wechsel zwischen den verschiedenen Einrichtungen künftig wesentlich erleichtert werden.
Für Laumann liefert die Untersuchung schließlich auch wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf den befürchteten Fachkräftemangel: "Die Studie liefert erstmals auch belastbare Erkenntnisse über die Gründe für die hohe Teilzeitquote: Beispielsweise sind in den westdeutschen Bundesländern für Altenpflegefachkräfte hier vor allem persönliche und familiäre Gründe ausschlaggebend, darunter das Fehlen von Kinderbetreuungsplätzen. Dagegen arbeitet in den ostdeutschen Bundesländern die Hälfte von ihnen nur deshalb in Teilzeit, weil sie keine Vollzeitstelle finden. Ich sage klar: Unfreiwillige Teilzeit passt nicht mit der Klage über den Fachkräftemangel zusammen. Dem kann man schon dadurch ein Stück weit entgegentreten, indem mehr Teilzeit- in Vollzeitstellen umgewandelt werden."
Die vollständige Studie des IAB ist hier als PDF-Dokument abrufbar
http://www.patientenbeauftragter.de/ima ... berufe.pdf
PowerPoint-Präsentation zur Vorstellung der Studie als PDF-Dokument
http://www.patientenbeauftragter.de/ima ... 01-27r.pdf
Quelle: Mitteilung vom 27.01.2015
Büro des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie des Bevollmächtigten für Pflege
Friedrichstr. 108 - 10117 Berlin
http://www.patientenbeauftragter.de/ind ... nsequenzen
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Aus Forum:
viewtopic.php?f=5&t=12914
Studie zeigt: Große Gehaltsunterschiede in der Pflege
Altenpfleger verdienen in allen Bundesländern deutlich weniger als Pflegefachkräfte in Krankenhäusern.
Das ist das Ergebnis einer Untersuchung im Auftrag des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung,
Karl-Josef Laumann (CDU), die heute vorgestellt wird.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=877 ... ege&n=4001
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Faire und gerechtere Gehälter für Pflegefachpersonen deutschlandweit!
Der DBfK begrüßt die durch die Untersuchung im Auftrag von Staatssekretär Laumann hergestellte Transparenz zur Gehältersituation in der Pflege in Deutschland. „Die gravierenden Unterschiede waren bekannt, wurden jetzt aber erstmals systematisch dokumentiert und analysiert“, sagt Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK. Es ist sachlich nicht nachzuvollziehen warum es derart große Unterschiede zwischen Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten sowie zwischen Ost- und Westdeutschland gibt, so Wagner weiter. Angesichts der vergleichbaren Verantwortung quer über alle Arbeitsbereiche der Pflege und 25 Jahre nach der Vereinigung müsse das aufhören. Auch die Benachteiligung von Frauen bei den Gehältern sei im Frauenberuf Pflege nicht akzeptabel.
Gründe für die Unterschiede sind nicht nur verschiedene Tarifabschlüsse, denn vielfach gibt es gar keine Tarifverträge. Ein großes Problem stellen vor allem im Bereich der Pflegeheime und der ambulanten Pflegedienste, die mit den Kostenträgern verhandelten Leistungsvergütungen dar. Nach geltendem Recht kann bei Pflegeheimen die tarifliche Vergütung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Pflegekassen als unwirtschaftliches Handeln ausgelegt werden. Das soll jetzt gesetzlich geändert werden – nach Ansicht des DBfK ein wichtiger Schritt für eine bessere und gerechtere Bezahlung. In den Krankenhäusern entscheidet oft die Trägerart über bessere oder schlechtere Gehälter. Neben Stellenabbau in der Pflege ist das ein probates Mittel, um Einsparungen vorzunehmen.
Der einzig positive Effekt des Personalmangels ist, dass Pflegefachpersonen in der Verhandlung mit Arbeitgebern durchaus Chancen haben, bessere Bedingungen für sich herauszuholen. Übertarifliche Leistungen sind schon heute weit verbreitet.
Der hohe Teilzeitanteil in der Pflege stellt – soweit es sich um nicht frei gewählte Teilzeit handelt – ein großes Potenzial für den bestehenden Personalmangel dar. Allerdings müssen sich dazu zuerst Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. Dazu gehört - fast paradox klingend - eine Verbesserung der Stellenpläne. Nur wenn es mehr Stellen gibt, das heißt, die einzelne Pflegefachperson weniger Patienten oder Bewohner versorgen muss, wird es wieder attraktiver, mehr Stunden pro Woche zu arbeiten. Denn die Teilzeit ist eine verbreitete Selbstschutzreaktion von völlig überlasteten Pflegefachpersonen. Allerdings muss auch an der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gearbeitet werden.
Pflege ist eine personenbezogene Dienstleistung, die wegen der existenziellen Erfahrungen, der Vulnerabilität und Individualität der betreuten Klienten ein hohes Maß an Verantwortung und Einsatz erfordert. Das muss sich auch im Gehalt widerspiegeln. Eine Verbesserung der Situation der Pflegenden erfordert abgestimmtes Handeln von Politik, Berufsverbänden, Arbeitgebern und Gewerkschaften.
Kritisch sieht der DBfK an der Studie, dass zum Vergleich u.a. die Baubranche herangezogen wurde. Darüber hinaus ist die Allgemeingültigkeit und Übertragbarkeit der Befunde – z.B. beim Vergleich mit Durchschnittsgehältern - beschränkt durch die Eingrenzungs- und Ausschlussverfahren bei der Berechnung sowie die zugrundeliegenden Berechnungsmethoden. Das mindert allerdings nicht die Aussagekraft hinsichtlich der Varianzen.
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Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.
Quelle: Pressemitteilung vom 27.01.2015
Susanne Adjei | Sozialmanagerin | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
adjei@dbfk.de| http://www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-11 | Fax 030-219157-77
Umsatzsteuer Id.-Nr. DE 114235140
+++ Anmerkung der Moderation: +++

Foto: Werner Schell und Hermann Gröhe beim Pflegetreff am 13.05.2014 in Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf die Notwendigkeit, die Vergütungen in der Pflege anzuheben, aufmerksam. Siehe dazu:
--- Statement vom 13.05.2014 - dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe beim Neusser Pflegetreff übergeben:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
--- Stellungnahme zu den Eckpunkten für eine Pflegereform 2011 vom 05.07.2011:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 072011.pdf
In diesen Ausführungen hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk auch deutlich gemacht, dass für alle Pflegesysteme bundeseinheitlich geltende Personalbemessungssysteme benötigt werden. Nur so kann der Pflegenotstand aufgelöst werden.