Bauchaortenaneurysmen - Ultraschall-Screening

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Bauchaortenaneurysmen - Ultraschall-Screening

Beitrag von WernerSchell » 16.08.2017, 06:25

Bauchaortenaneurysmen
Das Ultraschall-Screening für Männer ab 65 kommt – DEGUM begrüßt neue Richtlinie


Hinweis zu Filmbeitrag weiter unten!

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BerlinGute Neuigkeiten aus der Gesundheitspolitik: Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben künftig Anspruch auf ein einmal durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist nun zusammen mit einer Versicherteninformation in Kraft getreten. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) sieht das als wichtigen Schritt an – empfiehlt jedoch, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil wie etwa Diabetes oder Rauchen sowie Frauen einzubeziehen.

Die Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen. „Das Tückische an der Erkrankung liegt darin, dass die Aussackung des größten Gefäßes im Bauchraum – dem sogenannten Aneurysma – meist keine Beschwerden verursacht“, sagt Professor Dr. med. Thomas Fischer, stellvertretender Leiter der Sektion Radiologie bei der DEGUM und Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums am Institut für Radiologie am Campus Charité Berlin-Mitte. „Die Betroffenen ahnen nichts von der Gefahr, in der sie sich befinden.“ Reiße die Bauchaorta jedoch, könne der Patient innerhalb kurzer Zeit innerlich verbluten.

„Mittels Ultraschall ist ein Bauchaortenaneurysma von einem erfahrenen Untersucher jedoch leicht bei einer Früherkennungsuntersuchung zu diagnostizieren“, sagt Professor Fischer. Dabei misst der Arzt mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser des Blutgefäßes: „Bei einem Durchmesser ab 5,5 Zentimetern ist das Risiko für ein Reißen des Gefäßes recht hoch, sodass wir den Patienten dann zu einem operativen Eingriff raten“, berichtet der DEGUM-Experte. Bei kleineren Aneurysmen sei es empfehlenswert, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen. So könne überprüft werden, ob sich diese weiter ausdehnen. Wenn das der Fall sei, würde gegebenenfalls ein minimalinvasiver oder offener operativer Eingriff durchgeführt – und so möglicherweise das Leben eines Betroffenen gerettet. Für das Screening sollten Untersucher eine nachweisbare Qualifikation haben, beispielsweise ein DEGUM-Zertifikat der Stufe 1, empfiehlt der Experte. Denn es gehe nicht nur darum, den Durchmesser der Bauchaorta zu bestimmen, sondern auch einen Einriss oder ein Aneurysma des Gefäßes frühzeitig zu erkennen.

Auch wenn Männer häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen seien als Frauen, sollten nach Ansicht der Ultraschall-Experten auch sie von der Vorsorgeuntersuchung profitieren können. „Darüber hinaus wäre es ratsam, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil – beispielsweise Personen mit einer Fettstoffwechselerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und starke Raucher ab dem 55. Lebensjahr – in das Vorsorgescreening einzuschließen“, sagt Professor Fischer.

Bis das Screeningangebot zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas auf Krankenschein von Männern ab 65 Jahren wahrgenommen werden kann, dauert es jetzt noch bis zu sechs Monaten: Der zuständige Bewertungsausschuss muss zunächst noch die Frage der ärztlichen Vergütung regeln und hat dafür bis zu einem halben Jahr Zeit.

Weiterführende Informationen:
Richtlinie „Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen“
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-14 ... -06-10.pdf
Versicherteninformation
https://www.g-ba.de/downloads/17-98-433 ... men_bf.pdf

Über die DEGUM
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Quelle: Mitteilung vom 20.06.2017
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
Friederike Gehlenborg
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: +49 (0)711 8931 -295
Telefax: +49 (0)711 8931 -167
gehlenborg@medizinkommunikation.org

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Am 27.06.2017 Hinweise bei Facebook und Zwitter gepostet:
Bauchaortenaneurysmen: Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben künftig Anspruch auf ein einmal durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. - Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk begrüßt diese wichtige Neuerung, die aber noch deutlich erweiterungsfähig erscheint. Im Zusammenhang mit schwierigen Krankheitssituationen konnte gesehen werden, wie wichtig zeitgerechte Erkenntnisse bzw. therapeutsche Folgerungen bei einem Aneurymas sein können. Weitere Infos unter >>> viewtopic.php?f=4&t=22177

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Am 16.08.2017 wurde bei Facebook gepostet:
Das Gesundheitsmagazin "Visite", NDR, berichtete am 15.08.2017 in einem Filmbeitrag, 5,23 Minuten, zum Thema:
Bauchaortenaneurysma: Operation rettet Leben
Weitere Hinweise und Link zum Film (möglicherweise nur kurzzeitig abrufbar)
> https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... ma100.html
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Screening der Bauschlagader wird Leben retten“

Beitrag von WernerSchell » 17.08.2017, 15:24

Neu für Männer ab 65:„Screening der Bauschlagader wird Leben retten“

Über 17.000 Patienten werden pro Jahr in Deutschland operiert / Neue Früherkennungsmaßnahme für gesetzlich Versicherte / In Schweden konnte Sterblichkeit halbiert werden

Männer ab 65 Jahren haben zukünftig einen Anspruch auf eine kostenlose, einmalige Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader. Durch dieses Screening sollen Aneurysmen, also gefährliche Aussackungen, der Hauptschlagader frühzeitig erkannt werden. Hintergrund: Reißt ein solches Aneurysma ein, überleben nur 20 Prozent der Patienten den massiven Blutverlust, der dadurch in kürzester Zeit eintritt. Deutschland ist eines der letzten Länder in Westeuropa, in denen ein solches Programm eingeführt wird. „Das Screening wird Leben retten“, ist Prof. Dr. Hubert Schelzig überzeugt. Er ist Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD). Das Team von Prof. Schelzig versorgt jährlich rund 150 Menschen, die an einer Aussackung der Bauschlagader erkrankt sind.

„Männer über 65 erkranken sechsmal häufiger als Frauen an einem Aneurysma der Bauchaorta. Zudem steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Kommen weitere Faktoren hinzu, vor allem das Rauchen oder auch eine familiäre Vorbelastung, erhöht sich das Risiko noch weiter“, so der Gefäßexperte. Das Gefährliche an einem Aneurysma der Bauschlagader ist zudem: Es wird oft sehr spät oder gar nicht entdeckt. „Meist sind diese Aneurysmen symptomlos. Beschwerden werden als Bauchschmerzen abgetan oder auch als Rückenschmerzen, wenn es etwa auf die Wirbelsäule drückt. Kommt es dann zu einem Riss, im Fachbegriff Ruptur, ist es häufig für einen rettenden Eingriff leider zu spät“, betont Prof. Schelzig. Pro Jahr werden in Deutschland über 17.000 Menschen gezählt, die an einem Aneurysma der Bauschlagader rechtzeitig und unter optimalen Bedingungen in der Klinik operiert werden. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer bei Patienten mit einer tödlichen Ruptur noch höher ist, da nicht alle Fälle erkannt und damit auch nicht erfasst werden.

Angesichts dieser Zahlen sei der Schritt zu einen Screeninganspruch für gesetzlich versicherte Männer ab 65 Jahren als Hauptrisikogruppe jetzt absolut nötig gewesen, bekräftigt Prof. Schelzig. Für den Erfolg einen solches Screenings gibt es beeindruckende Zahlen aus anderen Ländern. In Schweden wurde 2006 mit einem solchen Programm begonnen. Inzwischen konnte dort die Anzahl der tödlichen Verläufe bei Männern über 65 Jahren fast halbiert werden. Prof. Schelzig ist daher überzeugt: „Auch bei uns in Deutschland wird diese Früherkennungsmaßnahme Leben retten.“
Das Screening erfolgt per Ultraschalluntersuchung. Wird dort festgestellt, dass die Bauschlagader gefährlich erweitert ist, kann schnell gehandelt werden. Dabei kann etwa operativ ein Ersatzgefäß aus Kunststoff in den erkrankten Bereich der Schlagader eingenäht werden. Eine schonende Alternative dazu stellt das minimal-invasive Einbringen einer Stentprothese über einen kleinen Leistenschnitt dar. Hierbei wird die Gefäßprothese unter Röntgenkontrolle exakt an die erforderliche Stelle geschoben und dort entfaltet. Auf eine große Operation kann so verzichtet werden. „Die besten Chancen bestehen natürlich dann, wenn die Erkrankung so früh wie möglich entdeckt wird. Daher ist das Screening enorm wichtig und der richtige Schritt“, so der Düsseldorfer Hochschulmediziner.

Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) für diese Früherkennungsmaßnahme fiel 2016. Für 2018 erwartet Prof. Schelzig nun den offiziellen Start des Screeningprogramms bei den Hausärzten. Am 20. September gibt es daher eine Informationsveranstaltung des Universitätsklinikums Düsseldorf im Haus der Universität in der Innenstadt für Ärzte und Interessierte.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Hubert Schelzig
Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie
Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
Tel. 0211/81-17090
gefaessmedizin@med.uni-duesseldorf.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-duesseldorf.de

Quelle: Pressemitteilung vom 18.08.2017
Stefan Dreising Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Düsseldorf
Ergänzung vom 17.08.2017
https://idw-online.de/de/news679621
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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