Notleidendes Pflegesystem = zielgerichtet verbessern!

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Notleidendes Pflegesystem = zielgerichtet verbessern!

Beitrag von WernerSchell » 18.04.2017, 06:34

Klartext!

Pflegesystem ist notleidend - Pro Pflege … wirbt seit Jahren zielgerichtet für Verbesserungen!

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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk befasst sich seit vielen Jahren mit den unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen und den vielfach beklagten Mängeln, in den Pflegeeinrichtungen und der häuslichen Pflege. In diesem Zusammenhang werden nicht nur konkret die Ursachen der Mängel aufgezeigt, sondern auch ganz gezielt die Erfordernisse verdeutlicht, wie das Pflegesystem verbessert werden kann. Dazu gehören, so konnte von hier bereits Mitte der 1990er Jahre aufgezeigt werden, bundesweit geltende Personalbemessungssysteme, die den Pflegekräftebedarf in den Pflegeeinrichtungen (aber auch in den Krankenhäusern) nachvollziehbar darstellen. Dabei darf es nicht um Bemessungssysteme bzw. Programme gehen, die Untergrenzen oder Mindestbesetzungen regeln, sondern schlicht den gesamten Bedarf für eine gute Pflege entsprechend dem pflegewissenschaftlichen Standard aufzeigen (vgl. § 11 SGB XI). Für die ambulante Pflege bedarf es anderer ergänzender Unterstützungsstrukturen, wobei der Gestaltung von altengerechten Quartiershilfen, sorgende Gemeinschaften, eine große Bedeutung zukommt. Insoweit hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ebenfalls umfangreiche Vorschläge gemacht und diese in Fachkreisen wiederholt vorgestellt.

Soweit man mit solchen Reformschritten an finanzielle Grenzen stoßen sollte, müssen Schwerpunkte gesetzt werden. "Taschengeld für alle" ist auf jeden Fall keine gute Lösung, um das soziale Netz mit Blick auf die demografische Entwicklung zukunftsfest zu machen. - Es ist alles gesagt!


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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist der Meinung, dass die Aktivitäten zur Verbesserung des Pflegesystems durch ein Zusammenwirken aller Akteure und Institutionen, die sich für bessere Pflege-Rahmenbedingungen, ambulant und stationär, einsetzen, erreicht werden kann. Daher werden seit Jahren alle bekannten "MitstreiterInnen" zu den Neusser Pflegetreffs eingeladen, bei denen mit hochkarätigen Experten, aber v.a. auch mit Entscheidern im politischen Bereich, unter Vorstellung der Handlungserfordernisse diskutiert wird. Ergänzend dazu ist Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk in vielfältiger Weise bemüht, konkret durch gezielte Eingaben immer wieder auf die Reformnotwendigkeiten aufmerksam zu machen und für Verbesserungen zu werben.

Leider hält sich die Zusammenarbeit mit den angesprochenen anderen Akteuren und Institutionen, die immer wieder über die Aktivitäten von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk informiert werden, in engen Grenzen. Es werden, das muss man leider feststellen, allzu viele "eigene Süppchen gekocht" und das Zusammenwirken in Richtung Ministerien und Parlamenten hält sich in engen Grenzen. Auch einzelne Aktionen und v.a. skandalisierende Medienberichte bzw. Talkshows können nicht immer als hilfreich eingestuft werden. Mit solchen Aktionen und Berichten werden die Senioren bzw. älter werdenden Menschen nur verängstigt, ohne die systemischen Mängel mit auflösen zu helfen.

Leider ist viel Zeit für geeignete Maßnahmen vertrödelt worden. V.a. wurde es versäumt, die hiesigen Forderungen im Rahmen der zurückliegenden Pflegereform (Pflegestärkungsgesetze I, II und III) zu unterstützen. Mehrfach war z.B. der Bundesgesundheitsminister, Hermann Gröhe, bei den Neusser sPflegetreffs und stand als Adressat für Statement, v.a. der kritischen Akteure zur Verfügung. Auch der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, war als Ansprechpartner vor Ort.

Der nächste Neusser Pflegetreff wird am 10.05.2017 stattfinden. Dann geht es um v.a. um die "gesundheitliche Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase". Insoweit sind die Pflegeeinrichtungen besonders gefordert. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die aufgrund der Neuregelungen in § 132g SGB V zu erwartenden Personal- und Sachmittel für die gewünschten Ergebnisse nicht ausreichen werden. Es wird daher auch beim Pflegetreff am 10.05.2017 darum gehen müssen, die personellen Erfordernisse in der Heimpflege, auch mit Blick auf die "Patientenautomie am Lebensende", nochmals zu verdeutlichen.

Es bleibt abzuwarten, ob und ggf. inwieweit diesmal eine Unterstützung der bereits informierten oben erwähnten Akteure und Instituionen stattfinden wird.

In einem Zwischenruf wurde Anfang April 2017 von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk im Übrigen u.a. bemerkt:
Zahlreiche für 2017 geplante Debatten um die Zukunft des Pflegeversicherungssystems kommen reichlich spät. Die Pflegereform der GroKo ist für diese Wahlperiode mehr oder weniger gelaufen. Danach wird lange nichts passieren können, weil alle im Pflegesystem mit den grundlegenden Veränderungen (neuer Pflegebegriff, Leistungsveränderungen usw.) beschäftigt sein werden. Die Parlamente werden nach den Wahlen 2017/18 zunächst einmal andere Aufgaben abzuarbeiten haben. Ich frage mich, warum es in den zurückliegenden Jahren nicht mehr - vor allem gemeinsame - Aktivitäten zur Verbesserung der Pflege - Rahmenbedingungen gegeben hat.

Gleichwohl: Pro Pflege … wird sich weiterhin als Interessenvertretung für hilfe- und pflegebedürftige Menschen kümmern und sich gezielt um die Verbesserung der Versorgungs- und Pflegestrukturen bemühen. Unterstützer sind stets willkommen!

Werner Schell - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de


Weitere Beiträge im Forum informieren, z.B.:

• Pflege-Rahmenbedingungen - Heimleiter klagt beim BVerfG > viewtopic.php?f=3&t=20582
• Pflegenotstand - BVerfG nahm Verfassungsbeschwerde nicht an > viewtopic.php?f=4&t=21525
• Pflegegesetz: Harte Kritik von Aktivisten > viewtopic.php?f=4&t=21217
• Pflegenotstand verletzt systematisch das Grundgesetz > viewtopic.php?f=3&t=19846
• Personalbedarf Pflege - Buchtipp > viewtopic.php?f=3&t=21847
• Anforderungen an die von der Großen Koalition (GroKO) in Aussicht gestellte Pflegereform 2014 > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
• Personaluntergrenzen in Kliniken - Pflegenotstand bleibt > viewtopic.php?f=4&t=22074
• Gewalt in den Pflegeeinrichtungen ... Beschwerde beim BVerfG > viewtopic.php?f=4&t=20148
• Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen - Buchtipp > viewtopic.php?f=5&t=21519
• Der Pflege-Aufstand - Ein Heimleiter entlarvt ... Buchtipp > viewtopic.php?f=4&t=22084
• Medienberichte - Pflege wird meist negativ dargestellt ... > viewtopic.php?f=3&t=21158
• Interessenwahrnehmung für die Pflegekräfte ... > viewtopic.php?f=3&t=21365
• Unterstützer sind stets willkommen > viewtopic.php?f=6&t=21660

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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
- ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
- ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
- ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
- tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
- unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
- ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegenotstand auflösen

Beitrag von WernerSchell » 23.08.2017, 07:38

Am 21.08.2017 wurde auf der Facebookseite des Bundesministeriums für Gesundheit gepostet:
Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege (Krankenhäuser und Pflegeheime) setzen zunächst einmal voraus, dass aufgrund ausreichender Stellenschlüssel genügend Personal angestellt werden kann. Es war ein klarer Fehler, insoweit erst einmal Kommissionen neue Personalbemessungssysteme prüfen zu lassen (vgl. z.B. § 113c SGB XI). Was zu tun ist, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Man muss nur wollen. Inzwischen flüchten die überforderten Pflegekräfte aus dem Beruf oder werden krank ( > viewtopic.php?f=5&t=22199 ). Wir brauchen JETZT auskömmliche Stellenschlüssel. Jedes Zuwarten verschlimmert die Situation. Zu den Reformanforderungen habe ich bereits 2014 ein umfängliches Statement vorgelegt und dies im Bundesgesundheitsministerium erläutern können > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf Die zurückliegenden Reformgesetze waren aber leider nicht geeignet, die seit vielen Jahren bekannten unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen zu verbessern. Betreuungskräfte, die überhaupt nicht pflegen dürfen, sind ergänzend hilfreich, können aber die Pflegekräfte nicht wirklich entlasten. Daher bleibt nur die Forderung, schnellstmöglich nachzubessern und nicht erst bis in die 2020er Jahre zu warten. Geld ist offensichtlich genügend in der Staatskasse. Der Finanzminister hat Milliarden Euros zusätzlich eingenommen und wäre damit zur Finanzierung zusätzlicher Pflegekräfte in der Lage. Ein aktueller Klartext bringt alles noch einmal auf den Punkt. > Text hier (PDF) > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082017.pdf und im Forum von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hier > viewtopic.php?f=4&t=22268 - Bezüglich der Gestaltung angemessener Vergütungen für die Pflegekräfte sind im Übrigen die Tarifvertragsparteien gefordert. - Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Lückenpresse - Klartext zur Pflege ...

Beitrag von WernerSchell » 03.09.2017, 06:34

Am 02.09.2017 bei Facebook gepostet:

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk - gemeinnützig und völlig unabhängig - informiert regelmäßig über das Gesundheits- und Pflegesystem, verdeutlicht die zweifelsfrei bestehenden Mängel und macht gezielt und konstruktiv Reformvorschläge. Anscheinend passen solche Informationen aber nicht in das bestehende Berichterstattungs- und Kommentierungssystem der Medien, so dass die fundierten Statements nahezu komplett unberücksichtigt bleiben. Einzelne Pflegeskandale werden hingegen gerne (mit Bildmaterial unterlegt) aufgegriffen ("das Kind liegt im Brunnen"), auch das Eigenlob der politischen Entscheidungsträger (informelle Kontakte dürfen nicht in Gefahr geraten). Aber die sachlich vorgetragenen Statements von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, kritisch und mit unbequemen Wahrheiten verbunden, bleiben nahezu komplett unberücksichtigt. Man will es sich offensichtlich weder mit Werbekunden noch mit den Entscheidern verderben. So wird ein ehrenamtliches Engagement ignoriert bzw. unterdrückt. - In der Buchveröffentlichung von Ulrich Teusch "Lückenpresse" wird gefragt: Haben Sie noch Vertrauen in die etablierten Medien? Große Teile des Publikums offensichtlich nicht. Die Mainstreammedien stecken in einer massiven Glaubwürdigkeitskrise und geraten unter Beschuss. Es ist offenkundig, dass die Medien in vielfältiger Weise bei ihrer Berichterstattung und Kommentierung nicht nur auf potente Werbekunden Rücksicht nehmen, sondern auch auf die politisch Mächtigen.
>>> viewtopic.php?f=5&t=22254
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegenotstand und Skandalberichte

Beitrag von WernerSchell » 09.10.2017, 06:48

Am 09.10.2017 bei Facebook gepostet:
Der Pflegenotstand wurde in den zurückliegenden Jahren wiederholt von den Medien aufgegriffen und vornehmlich in skandalisierender Weise dargestellt. Hunderte solcher Berichte gab es, ohne dass damit wirklich auf die politischen Entscheidungsträger Einfluss genommen werden konnte. Die von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vorgetragenen konkreten Vorschläge zur Auflösung des Pflegenotstandes wurden von den Medien komplett ignoriert. Dies hat dazu beigetragen, dass vornehmlich die Skandalberichte wahrgenommen wurden. Sie hatten offensichtlich zum Teil beachtliche Zuschauerquoten, waren aber nicht wirklich geeignet, in irgendeiner Weise reformerische Ansätze im Gesundheits- und Pflegesystem zu unterstützen. So scheint es jetzt weiter zu gehen. Denn es sind erneut mehrere TV-Berichte angekündigt, die möglicherweise dem bisher üblichen Skandalschema folgen werden. Weitere Hinweise im Forum von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (auch unter TV-Tipps). - Näheres unter folgender Adresse > viewtopic.php?f=3&t=22296
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Jamaika: Eckpunkte für Sofortprogramm in der Pflege?

Beitrag von WernerSchell » 14.11.2017, 08:12

Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=22374

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Jamaika-Koalition soll Dauerkrise in der Pflege beenden
Pflegeforscher schlagen einen dreischrittigen Masterplan Pflege vor


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Auszubildende in Pflegeberufen leiden unter Zeitdruck - dpa Bildfunk
Notleidendes Pflegesystem = zielgerichtet verbessern!
viewtopic.php?f=4&t=22085

Vor dem Hintergrund der Dauerkrise in der Pflege fordern Pflegeforscher des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) jetzt einen dreischrittigen Masterplan Pflege für Deutschland. Voraussetzung für die Verwirklichung des Masterplans ist es, dass in den laufenden Verhandlungen der Jamaika-Koalition bereits die Weichen dafür gestellt werden. Die Forscher weisen seit geraumer Zeit auf die systemrelevanten Probleme in der Pflege hin und empfehlen eine neue Politik mit sicht- und spürbaren Verbesserungen in der Versorgung von kranken und pflegebedürftigen Menschen. Ziel des Masterplans Pflege ist es, u.a. die Vergütungen für Pflegepersonal (insbesondere in der Altenpflege) um bis zu 30 % anzuheben und bis zum Ende der Legislatur bis zu 100.000 zusätzliche Pflegestellen in Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Diensten zu schaffen. Außerdem sollen Mittel in Forschung, Innovation und hochschulische Pflegeausbildung fließen. Dafür werden jährlich Finanzmittel in Höhe von etwa 12 Mrd. Euro zusätzlich gebraucht, die solidarisch über die Kranken- und Pflegeversicherungen sowie durch zusätzliche Steuermittel aufgebracht werden müssen.

Aktuelle Daten und Studienergebnisse zur Situation der beruflichen Pflege und zur Versorgung von Patienten und Pflegebedürftigen in Deutschland geben Anlass zu großer Sorge und setzen die Politik unter Handlungsdruck. Im Deutschlandtrend der ARD vom Oktober stehen die Themen „höhere Löhne“ und „Pflegesystem verbessern“ erstmals ganz oben auf der Agenda wichtiger Themen in der Bevölkerung. „Die Menschen in Deutschland wollen schnellstmöglich umfassende Reformen in der Pflege und sind für spürbare Verbesserungen auch bereit mehr zu zahlen“, erklärt Professor Frank Weidner, Leiter des DIP heute in Köln.

Die Auswertung aktueller Studien und Daten zeigt, dass viele Probleme in der Pflege miteinander zusammenhängen und systemrelevant sind. So ist der Arbeitsmarkt in der Pflege in einigen Regionen Deutschlands bereits kollabiert, sich verschärfende Arbeitsbedingungen machen beschäftigte Pflegekräfte immer öfter krank, die Versorgungsqualität von Patienten und Pflegebedürftigen kann häufig nicht mehr gewährleistet werden. „Die Jamaika-Koalition muss die Dauerkrise in der Pflege endlich beenden. Deutschland braucht einen Masterplan Pflege! Wer da wirklich was erreichen will, muss jetzt klotzen und nicht kleckern. Die aktuelle sehr gute Kassenlage gibt das her!“, so Weidner.

Der vorgeschlagene Masterplan Pflege sieht drei Schritte vor:

1. Schritt: Masterplan Pflege vereinbaren
Im Koalitionsvertrag der Jamaika-Koalition muss der Masterplan Pflege bereits verankert werden. Im Schwerpunkt soll es dabei um die Verbesserung der Rahmenbedingung der Pflege in Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Diensten gehen. Die Vergütungen für Pflegefachpersonal, insbesondere für Beschäftigte in der Altenpflege, sollen spürbar um bis zu 30 % angehoben werden. Zugleich sollen bis zum Ende der kommenden Legislatur bis zu 100.000 zusätzliche Stellen etwa hälftig zum einen in den Krankenhäusern und zum anderen in den Altenheimen und der ambulanten Pflege entstehen können. Das setzt voraus, dass in die zukunfts- und arbeitsplatzsichere Ausbildung der Pflege investiert und die Zahl der Auszubildenden erheblich gesteigert wird. Ferner sollen zusätzliche finanzielle Mittel in Höhe von rund 500 Millionen Euro für die Erforschung neuer Versorgungskonzepte, innovativer Technologien und für rund 20.000 Studienplätze zur akademischen Primärqualifikation von Pflegefachkräften eingeplant werden. Die Kosten für einen solchen Masterplan schätzen die Pflegeforscher auf rund 12 Mrd. Euro jährlich ab dem Jahr 2020. Die Finanzierung soll zu gleichen Teilen von den gesetzlichen und privaten Kranken- und Pflegeversicherungen durch entsprechende Beitragssatzsteigerungen bzw. -umschichtungen sowie durch zusätzliche Steuermittel von Bund und Ländern aufgebracht werden.

2. Schritt: Runden Tisch Masterplan Pflege einrichten
Im Jahr 2018 muss zeitnah nach Aufnahme der Regierungsgeschäfte durch die neue Koalition ein Runder Tisch Masterplan Pflege mit allen relevanten Akteuren eingerichtet werden. Da die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, können die Probleme nur gemeinsam gelöst werden. Am Runden Tisch müssen daher u.a. Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen, den Sozialversicherungen, der Arbeitgeber und Gewerkschaften, aus Bildung und Wissenschaft sowie von Berufs-, Patienten- und Verbraucherorganisationen teilnehmen. Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres 2018 die notwendigen Gesetzesände-rungen und Vertragsprozesse auf die Wege zu bringen.

3. Schritt: Umsetzung Masterplan Pflege ab Mitte 2019
Bereits ab Mitte 2019 könnten die Vergütungen für die Pflegeberufe spürbar steigen, vorausgesetzt die Tarifparteien können dies auch vor dem Hintergrund von zusätzlich zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln für die Einrichtungen vereinbaren. In einem zweiten Schritt sollten dann ab 2020 die entsprechenden Stellen für Pflegepersonal nach und nach zusätzlich geschaffen und finanziert werden. Über die Gesetze und Verfahren muss sichergestellt werden, dass das zusätzliche Geld tatsächlich ausschließlich für die Besserstellung der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals in Krankenhäusern, Altenheimen und ambulanten Pflegediensten eingesetzt wird.
Den Einwand, es gäbe zurzeit gar kein Personal, um zusätzliche Stellen in der Pflege zu besetzen, lassen die Pflegeforscher nicht gelten. „Dieses Argument wird in der Debatte immer wieder gerne instrumentalisiert“, sagt Professor Michael Isfort, Leiter der Abteilung Pflegearbeit und -beruf im DIP. „Hier werden aber Ursache und Wirkung miteinander verwechselt. Potenziale in der Ausbildung der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege wurden in der Vergangenheit nicht hinreichend genutzt und sind mit ursächlich für eine Zuspitzung in den Beschäftigungsbedingungen in der Pflege. Die Folgen sind eine zunehmende Teilzeitarbeit bis hin zum frühen Ausstieg aus dem Beruf. Nur mit beherzten Schritten, die an den Ursachen ansetzen, lässt sich dieser Trend grundsätzlich stoppen und umkehren.“

Die Forscher rechnen bei konsequenter Umsetzung des Masterplans auch mit kurzfristigen Effekten bei der Verringerung der Teilzeitquote sowie der Rückgewinnung von Kräften aus der sogenannten stillen Reserve. Mittel- und langfristig gehen die Forscher davon aus, dass der Masterplan zu einer deutlichen Belebung von Ausbildung und Beschäftigung in der Pflege sowie zu innovativen Versorgungskonzepten führen wird.

Das gemeinnützige und unabhängige Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) hat seinen Sitz in Köln an der KatHO NRW. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat das Institut mehr als einhundertzwanzig innovative Projekte im Bereich der Pflege-, Pflegebildungs- und Versorgungsforschung durchgeführt und zahlreiche Studien zur Situation der Pflege in Deutschland veröffentlicht.
Kontakt: Elke Grabenhorst, Tel: 0221/ 4 68 61 – 30, E-Mail: dip@dip.de

Anhang
attachment icon Pressemitteilung > https://idw-online.de/de/attachment59099

Quelle: Pressemitteilung vom 13.11.2017
Frank Weidner Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V.
https://idw-online.de/de/news684453

Anmerkung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk:

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"Jamaika-Koalition soll Dauerkrise in der Pflege beenden. Pflegeforscher schlagen einen dreischrittigen Masterplan Pflege vor". - Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk sieht ebenfalls immensen Handlungsbedarf und fordert seit mehreren Jahren die Auflösung des Pflegenotstandes und die Gestaltung von kommunalen Quartiershilfen (= ambulant vor stationär). Die Handlungserfordernisse sollen im April / Mai 2018 in einem Pflegetreff vertiefend erörtert werden.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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