Medikationsplan = richtige Medikamenteneinnahme

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Neues Anti-Fälschungssystem soll Arzneimittel sicherer machen

Beitrag von WernerSchell » 06.02.2019, 07:31

Ärzte Zeitung vom 06.02.2019:
SecurPharm
Neues Anti-Fälschungssystem soll Arzneimittel sicherer machen

Ein neues Sicherheitssystem für Arzneimittel geht an den Start. Damit soll der Schutz vor gefälschten Arzneimitteln innerhalb der legalen Vertriebswege erhöht werden. Fälschungen - etwa über illegale Onlineversender - bleiben aber ein Problem. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=98 ... efpuryykqr
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Medikamente: So viele wie nötig, so wenig wie möglich!

Beitrag von WernerSchell » 25.02.2019, 12:56

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Medikamente: So viele wie nötig, so wenig wie möglich!

Ein Drittel aller Patienten in Hausarztpraxen leiden unter mehreren Erkrankungen. Betroffene werden zumeist von unterschiedlichen Fachärzten behandelt, die ihre Verschreibungen oftmals untereinander nicht ausreichend abstimmen. Der Tablettenmix kann nicht nur schwerwiegende Nebenwirkungen haben; er verunsichert und überfordert auch viele Patienten. Das soll sich nun durch die Berufung von Prof. Dr. Marjan van den Akker auf die neue „Stiftungsprofessur für Multimedikation und Versorgungsforschung“ im Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität verbessern.

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Marjan van den Akker - Foto: Privat

Marjan van den Akker hat an der Universität Maastricht (Niederlande) gearbeitet und ist eine international anerkannte Expertin im Bereich Multimorbidität und Multimedikation. Ab 1. März wird sie in Zusammenarbeit mit Ärzten, Apothekern, Wissenschaftlern und Medizinischen Fachangestellten daran arbeiten, die medikamentöse Versorgung multimorbider (mehrfacherkrankter) Patienten zu verbessern. Die Professur wurde von INSIGHT Health, einem Unternehmen, das auf die Analyse von Arzneiverordnungen spezialisiert ist, für die Dauer von sechs Jahren gestiftet.

„Besonders häufig sind ältere Patienten, zum Teil aber auch schon junge Patienten von Mehrfacherkrankungen betroffen. Sie haben meistens eine komplexe Gesundheitssituation, die auch Ärzte zuweilen überfordert“, weiß Prof. van den Akker. Im Fokus ihrer Forschung stehen häufige Kombinationen von Krankheiten und deren medikamentöse Behandlung. Durch die Weiterentwicklung und Evaluation von Interventionen will sie die Versorgung dieser Patientengruppe verbessern.

Aus früheren Studien ist beispielsweise bekannt, dass bei einem Großteil der mehrfacherkrankten Patienten die Gesamtmedikation verbessert werden kann, entweder durch Reduzierung der Medikamente, aber manchmal auch durch zusätzliche Verschreibung von Medikamenten. „Mir ist es wichtig, die Wünsche und Lebensumstände der Patienten einzubeziehen. Im Gespräch mit dem Arzt sollen Nutzen und Risiken einer Medikation abgewogen und dann gemeinsam eine Entscheidung getroffen werden.“

Angesichts der Häufigkeit und Komplexität von Multimedikation möchte Prof. van den Akker schon Studierende der Medizin und der Pharmazie auf die Beratung dieser Patientengruppe gut vorbereiten. Sie plant, ein interdisziplinäres Lehrprogramm aufzubauen, in dem Ärzten und Apothekern gemeinsame Veranstaltungen angeboten werden.

Prof. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin, freut sich über den Neuzugang: „Die neue Stiftungsprofessur passt ganz hervorragend zu unserem Forschungsprofil in Frankfurt. Gemeinsam mit Prof. van den Akker können wir neue Wege zur besseren gesundheitlichen Versorgung von chronisch Kranken entwickeln und so hausärztliche Praxen bei ihren wichtigen Aufgaben noch besser unterstützen.“

Prof. Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin fügt hinzu: "Arzneimittelforschung und -therapie sind ein Schwerpunkt des Fachbereichs Medizin und der Goethe-Universität insgesamt. Von daher passt Frau Prof. van den Akker hervorragend in einer komplementären Weise zu diesem dynamischen Arbeitsgebiet der Universitätsmedizin Frankfurt."

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Marjan van den Akker, Institut für Allgemeinmedizin, Campus Niederrad, Tel.: (069)-6301-80454/-5930; m.vandenAkker@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

Quelle: Pressemitteilung vom 25.02.2019
Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Polypharmazie - Jedem zweiten Senior geht seine Arznei an die Nieren

Beitrag von WernerSchell » 13.03.2019, 07:22

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Nebenwirkungen-bild.jpg (2.53 MiB) 2692 mal betrachtet


Ärzte Zeitung vom 13.03.2019:
Polypharmazie
Jedem zweiten Senior geht seine Arznei an die Nieren

Die Politik müsse Rahmenbedingungen für regelhafte Medikationsanalysen in der Apotheke setzen, lautet das Plädoyer bei einem Symposium der Bundesapothekerkammer. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=98 ... efpuryykqr

Polypharmazie
Patienten sind meist bereit, auf Medikation zu verzichten

Deprescribing, das "Entschreiben" von zuvor verschriebenen Medikamenten, ist eine Strategie gegen unangemessene Polypharmazie und unerwünschte Arzneiwirkungen. Doch was halten Patienten vom Verzicht auf etwas, das sie zuvor bekommen haben? mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=98 ... efpuryykqr
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"Medikationsplan schafft Überblick" - Initiative zur Patientensicherheit

Beitrag von WernerSchell » 17.09.2019, 06:13

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 36#p110436

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„Medikationsplan schafft Überblick“ –
BAGSO startet Initiative zur Patientensicherheit


Ältere Menschen nehmen häufig dauerhaft mehrere Medikamente und da ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Das gilt für Patientinnen und Patienten ebenso wie für Arztpraxen und Apotheken. Wer drei oder mehr Medikamente verordnet bekommt, hat seit 2016 einen Anspruch auf einen Medikationsplan. Er soll helfen, unerwünschten und gefährlichen Wechselwirkungen von Arzneimitteln vorzubeugen und Einnahmefehler zu vermeiden. In der Praxis ist der Medikationsplan bislang wenig bekannt.
Am Welttag der Patientensicherheit startet die BAGSO deshalb die Initiative „Medikationsplan schafft Überblick“. Patientinnen und Patienten werden über ihren Anspruch auf einen Medikationsplan aufgeklärt und ermutigt, bei ihren Ärztinnen und Ärzten nachzufragen. Sie erhalten zudem Hinweise für den sinnvollen Umgang mit dem Medikationsplan.
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke, hat die Schirmherrschaft über die Initiative übernommen. „Der bundeseinheitliche Medikationsplan ist eine wichtige Errungenschaft für die Patientinnen und Patienten“, so Claudia Schmidtke. „Jetzt kommt es darauf an, ihn auch flächendeckend in der Praxis umzusetzen.“
Die Initiative wird von zahlreichen Patientenorganisationen und anderen Partnern unterstützt und von mehreren Unternehmen finanziell gefördert. Ein Muster-Medikationsplan und weitere Informationen sind auf www.medikationsplan-schafft-ueberblick.de zu finden.

Quelle: Pressemiteilung vom 11.09.2019 - frei ab 17.09.2019
Pressekontakt:
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e.V. (BAGSO)
Barbara Stupp
Telefon: 0228 / 24 99 93 12, E-Mail: stupp@bagso.de
BAGSO Service Gesellschaft
Stefanie Brandt
Telefon: 0228 / 55 52 55 53, E-Mail: brandt@bagso-service.de

Zur BAGSO
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen vertritt über ihre 119
Mitgliedsorganisationen viele Millionen ältere Menschen in Deutschland. Mit ihren
Publikationen und Veranstaltungen – dazu gehören auch die alle drei Jahre stattfindenden Deutschen Seniorentage – wirbt die BAGSO für ein möglichst
gesundes, aktives und engagiertes Älterwerden. Die BAGSO Service Gesellschaft unterstützt als Tochtergesellschaft die Arbeit der BAGSO. Im Dialog mit Wirtschaft und Politik setzt sie sich für eine seniorenfreundliche Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen ein.
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Mehr Patientensicherheit durch sichere Dokumentation von Arzneimittelverordnungen

Beitrag von WernerSchell » 15.06.2020, 13:18

Mehr Patientensicherheit durch sichere Dokumentation von Arzneimittelverordnungen - APS veröffentlicht Handlungsempfehlung für „Gute Verordnungspraxis“

Berlin - Die Arzneimitteltherapie gehört zu den wichtigsten Bereichen der medizinischen Versorgung. Gleichzeitig ist sie besonders anfällig für Fehler: Geschätzte 250.000 Krankenhauseinweisungen jährlich sind auf vermeidbare Medikationsfehler zurückzuführen. ⃰ Um für Patienten und medizinisches Personal die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen, hat das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) nun eine Handlungsempfehlung „Gute Verordnungspraxis“ herausgegeben.

Jede ärztliche Verordnung wird dokumentiert – zum Beispiel als Verordnung auf einem Rezept oder durch eine Anordnung in einer Patientenakte im Krankenhaus. Weiterbehandelnde Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte, aber auch die Patienten sollen der Verordnung entnehmen können, welches Medikament wie lange, in welcher Dosierung und auf welche Weise angewendet werden soll. Das setzt voraus, dass die Dokumentation lesbar und unmissverständlich ist sowie alle für die Interpretation notwendigen Informationen enthält. Bereits kleinste Ungenauigkeiten können zu Missverständnissen führen und dafür sorgen, dass eine Arzneimittelverordnung versehentlich unkorrekt ausgeführt wird.

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) hat nun eine Handlungsempfehlung erarbeitet, die sektorenübergreifend allgemeingültige Standards für die Dokumentation einer Arzneimittelverordnung zusammenführt und so dazu beitragen soll, die Arzneimitteltherapiesicherheit in Deutschland weiter zu verbessern.

„Fehler im Medikationsprozess kommen häufig vor und sind meistens vermeidbar“, betont Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des APS. Das sei auch für das medizinische Personal belastend und könne dazu führen, dass sich Ärzte oder Pflegekräfte bei aufgetretenen Patientenschäden Vorwürfe machen. „Mit der neuen Handlungsempfehlung wollen wir nicht nur die Sicherheit der Patienten stärken, sondern auch Institutionen, Ärzten und medizinischem Personal eine Unterstützung an die Hand geben, die ihnen hilft, die Dokumentationsqualität zu verbessern und damit Missverständnisse und ungewollte Medikationsfehler zu vermeiden“, so Hecker.

Dass es überhaupt zu Missverständnissen bei der Umsetzung von Verordnungen kommen kann, hat unterschiedliche Gründe: So kann die Dokumentation der Arzneimitteltherapie missverständlich sein oder Lücken aufweisen oder die Umsetzung durch Apotheker, Pflegepersonal oder den Patienten selbst zu Fehlern führen. Für die aktuelle Veröffentlichung haben die Experten des APS analysiert, wo häufige Fehlerquellen in der Umsetzung von Verordnungen liegen, und unter Berücksichtigung von internationalen Empfehlungen und nationalen Quellen entsprechende Empfehlungen zur Sicherstellung einer unmissverständlichen und vollständigen Dokumentation gegeben.

Zu den zentralen Punkten der Empfehlung gehören unter anderem Anforderungen an die Lesbarkeit und Verständlichkeit, z. B. durch die Vermeidung von Abkürzungen, sowie Hinweise zur vollständigen Beschreibung des Arzneimittels selbst, der geplanten Anwendung und der gewählten Dosierung einschließlich der erforderlichen Angaben bei einer Bedarfsmedikation. Die Handlungsempfehlung des APS für Gute Verordnungspraxis bezieht sich nicht auf Sonderfälle wie die Verordnung von Betäubungsmitteln, den Off-Label-Use von Medikamenten oder Verordnungen für spezielle Risikopatienten oder -situationen. Angesprochen werden mit der Empfehlung Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte und insbesondere Institutionen und Krankenhäuser, die beispielsweise Standards zur Dokumentation der Arzneimitteltherapie für das eigene Haus erarbeiten. Die Handlungsempfehlung liegt als Langfassung mit ergänzenden Erläuterungen und Interpretationshilfen für den stationären und ambulanten Sektor, als Kurzfassung sowie als Kitteltaschenformat vor.

⃰Quelle: Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/008/1900849.pdf
Handlungsempfehlung für „Gute Verordnungspraxis“ in der Arzneimitteltherapie: https://www.aps-ev.de/hempfehlungen/gut ... ltherapie/

Weitere Informationen:
Die Erstellung dieser Empfehlung erfolgte durch eine Projektgruppe bestehend aus Mitgliedern der AG AMTS des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V., einer multidisziplinären Arbeitsgruppe, die allen an der Verbesserung der Patientensicherheit Interessierten offensteht. Vom Medikationsprozess ausgehend wurden Empfehlungen aus nationalen und internationalen Standards durch die Projektmitglieder extrahiert, Teilschritten im Medikationsprozess zugeordnet, Empfehlungen für die vorliegende Handlungsempfehlung konsentiert und AG extern zur Diskussion gestellt. Eine detaillierte Beschreibung der Vorgehensweise findet sich in den separaten Erläuterungen zu dieser Handlungsempfehlung.
Bitte folgende Zitierweise verwenden:
APS e.V. (Hrsg.) 2020: Gute Verordnungspraxis in der Arzneimitteltherapie, Berlin;
DOI: 10.21960/202002:L, 1. Auflage, Mai 2020

Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS):
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.
Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de

Quelle: Pressemitteilung vom 15.06.2020
Pressekontakt bei Rückfragen:
Pressestelle APS
Katharina Weber
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-583 / -516
Telefax: 0711 8931-167
weber@medizinkommunikation.org,
www.aps-ev.de
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BARMER-Arzneimittelreport 2020 - Millionen Polypharmazie-Patienten gefährdet

Beitrag von WernerSchell » 13.08.2020, 11:55

BARMER

BARMER-Arzneimittelreport 2020
Millionen Polypharmazie-Patienten gefährdet


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Berlin, 13. August 2020 – „In Jahrzehnten ist es nicht gelungen, die Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg besser zu organisieren“. Mit diesen deutlichen Worten beschreibt der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Prof. Dr. Christoph Straub, die immer noch vorhandenen gravierenden Informationslücken zwischen den Behandlungsbereichen. Besonders gefährdet seien dabei Millionen von Polypharmazie-Patienten. Häufig würden wichtige Informationen zum Patienten, zum Beispiel zur Medikation, dem Krankenhaus gar nicht vorliegen. Aber auch nach Entlassung aus der Klinik würden Patient und weiterbehandelnde Ärzte nicht ausreichend über Therapieänderungen informiert. Das sind zentrale Erkenntnisse aus dem aktuellen Arzneimittelreport der BARMER, der am heutigen Donnerstag (13. August) in Berlin vorgestellt wurde.

Bundeseinheitlicher Medikationsplan häufig nicht vorhanden
Jedes Jahr müssen mehrere Millionen Menschen ins Krankenhaus, die mindestens fünf Arzneimittel zugleich einnehmen. Allein im Jahr 2017 waren bundesweit 2,8 Millionen Personen am Tag ihrer Klinik-Aufnahme Polypharmazie-Patienten. Gerade bei dieser besonders gefährdeten Gruppe kommt es bei der Aufnahme ins und der Entlassung aus dem Krankenhaus häufig zu Informationsdefiziten mit schlimmstenfalls lebensbedrohlichen Folgen aufgrund von Behandlungsfehlern. So hatten nur 29 Prozent der Patienten bei der Klinikaufnahme den bundeseinheitlichen Medikationsplan, der Informationsverluste zwischen Ärzten verhindern soll. 17 Prozent verfügten über gar keine aktuelle Aufstellung ihrer Medikamente. Dies hat eine Umfrage unter rund 2.900 bei der BARMER versicherten Polypharmazie-Patienten über 65 Jahren ergeben. Vorhandene Pläne waren zudem häufig unvollständig. „Es ist unverständlich, dass die Aufnahme in ein Krankenhaus als millionenfacher Prozess so fehleranfällig ist. Das kann lebensgefährlich sein. Es muss verhindert werden, dass Patienten aufgrund von Informationsdefiziten zu Schaden kommen“, so Straub.

Patienten bekommen Therapiewechsel häufig nicht erklärt
Wie aus dem BARMER-Report weiter hervorgeht, fließen die Informationen zur Arzneimitteltherapie auch während des Klinikaufenthalts nur bruchstückhaft. So gaben über 30 Prozent der von der BARMER Befragten an, dass ihnen die Arzneitherapie vom Arzt nicht erklärt worden sei. Jeder dritte Patient mit geänderter Therapie habe zudem vom Krankenhaus keinen aktualisierten Medikationsplan erhalten. „Eine Arzneitherapie kann nur erfolgreich sein, wenn der Patient sie versteht und mitträgt. Dazu muss er sie entsprechend erklärt bekommen. Informationsdefizite dürfen auch deswegen nicht auftreten, weil die Therapie nach einem Krankenhausaufenthalt häufig noch komplexer wird“, sagte der Autor des Arzneimittelreports, Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken. Zudem würden die Medikationsrisiken im Krankenhaus nicht erkennbar geringer. Laut Arzneimittelreport sei die Anzahl der Patienten, die nach der sogenannten PRISCUS-Liste eine nicht altersgerechte Arzneimitteltherapie erhalten, nach der stationären Behandlung höher als zuvor. Weiter habe jeder zehnte Patient nach dem Krankenhausaufenthalt Arzneimittel von einem Arzt verordnet bekommen, bei dem er im halben Jahr zuvor nicht in Behandlung war.

Informationsdefizite von der Klinik hin zum Allgemeinmediziner
Den Reportergebnissen zufolge stockt zudem die Weitergabe von behandlungsrelevanten Daten aus dem stationären in den ambulanten Sektor. Indizien dafür liefert eine Umfrage für den Arzneimittelreport unter 150 Hausärzten. Demnach waren 40 Prozent der befragten Allgemeinmediziner mit den Informationen durch das Krankenhaus unzufrieden oder sehr unzufrieden. So seien nur bei jedem dritten betroffenen Patienten Therapieänderungen begründet worden. Wie die Routinedatenanalyse zeigt, hatten 41 Prozent der Versicherten, also fast 484.000 Personen, nach Entlassung mindestens ein neues Arzneimittel bekommen. „Umfassende Informationen von der Klinik zum weiterbehandelnden Arzt sind unerlässlich. Dies gilt umso mehr, da stationär behandelte Patienten zunehmend älter sowie mehrfach erkrankt sind und polypharmazeutisch behandelt werden. Von einer modernen sektorenübergreifenden Versorgung ist unser Gesundheitswesen meilenweit entfernt“, so Grandt.

Projekt TOP stärkt Patientensicherheit
Ursache der Informationsdefizite sei weniger der einzelne Arzt, als vielmehr der unzureichend organisierte und nicht adäquat digital unterstützte Prozess einer sektorenübergreifenden Behandlung, sagte BARMER-Chef Straub. Entscheidend sei, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um der Ärzteschaft die Arbeit zu erleichtern und Risiken für Patienten zu minimieren. Daher habe die BARMER mit zahlreichen Partnern das Innovationsfondsprojekt TOP ins Leben gerufen, das im Oktober startet. TOP stehe für „Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit“ und stelle den behandelnden Ärzten aus Krankenkassendaten alle behandlungsrelevanten Informationen zur Verfügung, sofern der Patient sein Einverständnis gegeben habe. Dazu gehörten Vorerkrankungen und eine Liste aller verordneten Arzneimittel. Zudem arbeiteten Ärzte und Apotheker im Krankenhaus zusammen. Im Krankenhaus werde der Medikationsplan des Patienten vervollständigt oder erstellt, sofern noch nicht vorhanden, und die Therapie erklärt. „TOP ermöglicht zudem einen Informationsaustausch zwischen dem Krankenhaus und den einweisenden Ärztinnen und Ärzten ohne Reibungsverluste. Das Projekt hat das Potenzial, die Risiken sektorenübergreifender Behandlung in der Routineversorgung zu minimieren“, sagte Straub.

Service für die Redaktionen
Das komplette Pressematerial finden Sie unter www.barmer.de/p007956

Quelle: Pressemitteilung vom 13.08.2020
Presseabteilung der BARMER
Athanasios Drougias (Leitung), Telefon: 0800 33 30 04 99 14 21
Sunna Gieseke, Telefon: 0800 33 30 04 99 80 31
E-Mail: presse@barmer.de

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www.barmer-magazin.de - Die Mitgliederzeitschrift der BARMER als eMagazin.
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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat in den zurückliegenden Jahren wiederholt auf die Probleme mit der Arzneimittelversorgung / Polypharmazie aufmerksam gemacht, u.a. auch bei Pflegetreffs.
Siehe z.B. > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... tement.pdf und die Filmdokumentation über den Pflegetreff am 27.04.2016 - Thema: Arzneimittelversorgung: > https://youtu.be/BtVjGv00e6U
Es gab auch einen Arbeitskreis der Gesundheitskonferenz im Rhein-Kreis Neuss, der sich über mehrere Jahre intensiv mit dem Thema befasst hat.
Die umfänglich gegebenen Hinweise wurden aber offensichtlich nicht umgesetzt. Es erscheint sogar so, dass sich die Probleme - trotz der Vorgaben für einen Medikationsplan - verschärft haben.
Angesichts des jüngsten Barmer-Reports sollten die Verantwortlichen in Politik und Gesundheitsversorgung wach werden und die gebotenen Folgerungen ziehen!
Werner Schell


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Ärzte Zeitung vom 13.08.2020:
Barmer prangert an
Arzneimitteltherapie oft „im Blindflug“

Ärzte und Kliniken tauschen sich nur unzureichend über die Medikation ihrer Patienten aus, beklagt die Barmer. Krankenhausärzten fehlen oft Infos zur Medikation, der Hausarzt erfährt nichts über Therapieänderungen, heißt es im Arzneimittel-Report.
Von Thomas Hommel
Berlin. Krankenkassen schlagen Alarm – der Grund: Ärzte und Kliniken tauschen sich nur unzureichend über die Medikation ihrer Patienten aus.
Der oftmals stockende Informationsfluss gefährde vor allem diejenigen, die mehr als fünf Medikamente gleichzeitig einnähmen, heißt es im neuen Arzneimittel-Report der Barmer. Die Kasse stellte ihre Studie am Donnerstag in Berlin vor.
Nicht mal jeder Dritte hat Medikationsplan
... (weiter lesen unter) ... > https://nlcontent.aerztezeitung.de/redi ... F653F9CA6C


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Deutsches Ärzteblatt vom 13.08.2020:
Barmer weist auf Informationslücken bei Polypharmazie­patienten hin
Berlin – Den Krankenhäusern liegen wichtige Informationen zur Medikation von insbe­sondere Polypharmaziepatienten oft nicht vor. Aber auch nach Entlassung aus der Klinik werden Patienten und weiterbehandelnde Ärzte oft nicht ausreichend über Therapieän­de­rungen informiert. Das sind zentrale Erkenntnisse aus dem heute vorgestellten Arznei­mittelreport der Barmer.
„Bei der Aufnahme ins Krankenkaus darf es keine Informationsdefizite zu Vorerkrankun­gen und bisher eingenommenen Arzneimitteln geben. Denn das kann die Patientinnen und Patienten schädigen und sogar lebensgefährlich sein“, betonte Christoph Straub, Vor­standsvorsitzender der Barmer.
... (weiter lesen unter) ... > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/33 ... 99b858652e
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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ERKLÄRFILM = Sicherheit bei der Medikation in der häuslichen Pflege

Beitrag von WernerSchell » 02.10.2020, 07:06

ERKLÄRFILM = Sicherheit bei der Medikation in der häuslichen Pflege

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Sie sind hier: Startseite » Ratgeber und Hilfe » Sicherheit bei der Medikation in der häuslichen Pflege
Viele ältere pflegebedürftige Menschen wenden regelmäßig mehrere rezeptpflichtige Medikamente an. Über 60 Prozent von ihnen fünf oder mehr – und rund ein Viertel der 70- bis 74-jährigen Pflegebedürftigen nehmen sogar zehn und mehr unterschiedliche Wirkstoffe zu sich. Je mehr und je länger Medikamente eingenommen werden, umso höher ist das Risiko für Fehler.

Medikationsfehler bedeutet, dass Medikamente

falsch verordnet,
gelagert,
gestellt,
eingenommen oder
angewendet werden.
Welche Folgen Medikationsfehler haben können und wie man sie vermeiden kann, wird in diesem ZQP-Erklärfilm in rund 120 Sekunden zusammengefasst. > https://youtu.be/7tSecOjEfO4

Quelle: Mitteilung Zentrum für Qualität in der Pflege
Reinhardtstraße 45
10117 Berlin
E-Mail: info@zqp.de
Telefon: 030 275 93 95 – 0
Telefax: 030 275 93 95 – 20


Laut BARMER-Arzneimittelreport 2020 sind Millionen Polypharmazie-Patienten gefährdet > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 2&p=114819
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Medikationsplan = richtige Medikamenteneinnahme

Beitrag von WernerSchell » 22.02.2021, 07:51

Zum Thema " Arzneimittelversorgung - Polypharmazie - Medikationsplan - Mängel " wurden im Forum - Archiv (bis 2020) zahlreiche Beiträge eingestellt, u.a.:
> viewtopic.php?f=6&t=14576
> viewtopic.php?f=4&t=16652
> viewtopic.php?f=4&t=23762
> viewtopic.php?f=4&t=21858
> viewtopic.php?f=4&t=21188
> https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... tement.pdf
Die Informationen zu diesem Thema werden - im Forum - Beiträge ab 2021 - fortgeführt! - Siehe > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=5&t=48


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