Keine Chance für multiresistente Erreger

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Wie kommen die tödlichen Keime in die Klinik?

Beitrag von WernerSchell » 05.09.2016, 06:23

Ärzte Zeitung vom 05.09.2016:
Krankenhauskeime: Wie kommen die tödlichen Keime in die Klinik?
Über 4000 Patienten haben Kölner Forscher untersucht. Das Ergebnis: Fast jeder Zehnte war mit multiresistenten Keimen besiedelt -
und das bereits, wenn er in die Klinik kam. mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=917 ... mre&n=5204
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Krankenhausinfektionen im Fokus! - Animationsfilm informiert

Beitrag von WernerSchell » 01.02.2017, 08:30

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Krankenhausinfektionen im Fokus! - Mit einem neuen Animationsfilm informiert der BVMed-Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" über die Entstehung und Vermeidung von Krankenhausinfektionen. Der Film beschreibt häufige Infektionswege und informiert über konsequente Hygienemaßnahmen wie die Desinfektion zur Vermeidung von Keimübertragungen, die Auswahl der richtigen medizintechnischen Verfahren und Produkte oder Impfungen. - Zur Krankenhaushygiene bzw. den gebotenen Schutzmaßnahmen informieren auch zahlreiche Beiträge
im Forum von Pro Pflege …
>>> https://www.youtube.com/watch?v=bi9XyTVdfW4
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Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern

Beitrag von WernerSchell » 24.03.2017, 07:40

Presseinformation – 258/3/2017 Düsseldorf, 23. März 2017

Ministerin Steffens:
Land fördert Video-Schulungen zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern

Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter teilt mit:

Die Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes ist eine ständige Aufgabe. Deshalb fördert das Land jetzt auch Schulungsfilme zur Fortbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der rund 350 nordrhein-westfälischen Krankenhäuser zur Einhaltung der Hygienestandards, die die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) ab sofort bereitstellt.

„Die konsequente Einhaltung hygienischer Standards ist eine unverzichtbare Voraussetzung für eine gute medizinische Versorgung“, erklärte Gesundheitsministerin Steffens. „Die Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen des Landes schreibt die regelmäßige Fortbildung und Information aller im Krankenhaus Tätigen vor. Es ist gut, wenn die KGNW ihre Mitglieder mit einem so umfangreichen Angebot bei dieser Aufgabe unterstützt, um dieser Verpflichtung inhaltlich bestmöglich nachzukommen. Deshalb fördert das Land das Projekt mit 90.000 Euro“, so Steffens.

Im Rahmen ihrer landesweiten Hygiene-Initiative „Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“ bietet die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen ihren Mitgliedern mithilfe der Förderung durch das Gesundheitsministerium dieses Schulungsangebot an. Auf einer videobasierten Lernplattform finden Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Schulungsfilme mit insgesamt sieben Haupt- und 35 Unterkapiteln. Sie zeigen anhand von realen Krankenhaussituationen, wie die aktuellen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) konkret umgesetzt werden sollen. In den einzelnen Filmen werden die Abläufe dargestellt, die die Mitarbeiter aus der täglichen Praxis kennen. Wenn es zukünftig neue KRINKO-Empfehlungen geben wird, werden auch die Schulungsfilme entsprechend angepasst.

„Im Kampf gegen Infektionen, insbesondere gegen die multiresistenten Erreger, sind Mitarbeiterschulungen auf dem neuesten Stand ein ganz entscheidender Baustein. Wir freuen uns, die bereits erfolgreich getesteten Filme aufgrund der Förderung durch das NRW-Gesundheitsministerium jetzt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unseren Mitgliedskrankenhäusern anbieten zu können“, erklärte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen.

Die umfassende Fortbildung richtet sich primär an Ärztinnen und Ärzte, Pflegende, Reinigungskräfte und Medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten. Die Kapitel-Themen im Einzelnen sind:

• Händehygiene & Schutzhandschuhe
• Prävention bei Reinigung und Flächendesinfektion
• Prävention bei Punktionen und Injektionen
• Prävention katheterassoziierter Harnweginfektionen
• Prävention der beatmungsassoziierten Pneumonie
• Wundbehandlung und Verbandswechsel
• Management bei Verdacht auf eine lebensbedrohliche,
hochkontagiöse Erkrankung.

Die Krankenhäuser Nordrhein-Westfalens finden alle notwendigen Informationen zum Zugang für die externe Lernplattform unter: http://www.keine-keime.de/schulungsfilme

Die landesweite Hygiene-Initiative „Gemeinsam Gesundheit schützen. Keine Keime. Keine Chance für multiresistente Erreger“, die im Jahr 2015 begonnen wurde, ist von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, dem Dachverband der 352 Krankenhäuser in NRW, initiiert. Die Initiative hat das Ziel, die Öffentlichkeit über multiresistente Erreger, Krankenhaushygiene und Infektionsschutz aufzuklären. Mehr Informationen unter: http://www.keine-keime.de

„Diese breit angelegte Initiative der Krankenhausgesellschaft bietet die Chance, das Bewusstsein für die Hygiene in den nordrhein-westfälischen Krankenhäusern weiter zu stärken. Sie zielt damit auf einen zentralen Punkt: das ‚Daran-Denken‘. Denn Hygiene muss täglich vor Ort von und mit allen Beteiligten gelebt werden“, betonte Ministerin Steffens.

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Telefon 0211 8618-4246.
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Kampf gegen multiresistente Erreger im Blickpunkt

Beitrag von WernerSchell » 01.06.2017, 07:04

Konferenz des Rhein-Kreises Neuss: Kampf gegen multiresistente Erreger im Blickpunkt

Rhein-Kreis Neuss. Die Bekämpfung multiresistenter Erreger muss weiter höchste Priorität genießen. Zu diesem Schluss kamen die Teilnehmer einer Konferenz, die der Rhein-Kreis Neuss im Kreishaus Grevenbroich ausgerichtet hat. Den Rahmen der Veranstaltung bildete das deutsch-niederländische Projekt „EurHealth-1Health“, in das das Gesundheitsamt seit dem vergangenen Jahr involviert ist. Im Blickpunkt stand der kurz MRSA genannte Methicillin-resistente Staphylococcus aureus.

Bei der sogenannten MRSA-Fallkonferenz wurde Experten die Gelegenheit gegeben, sich über die aktuellen Daten bezüglich multiresistenter Erreger zu informieren und über die klassischen Sektoren hinweg auszutauschen. Teilnehmer waren niedergelassene Ärzte, Vertreter der Krankenhäuser und Altenheime, des Rettungsdienstes und des Gesundheitsamts.

„Ziel ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure zu verstärken, die für eine erfolgreiche Diagnostik und Therapie von multiresistenten Erregern häufig notwendig ist“, so Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky und Dr. Silvia Eller vom Gesundheitsamt. Zudem gab es eine Reihe von Vorträgen, in denen Hygieneaspekte, der rationale Einsatz von Antibiotika und innovative Behandlungsmethoden vorgestellt wurden. Als Referenten nach Grevenbroich gekommen waren Dr. Roland Schulze-Röbbecke, freier Berater in Sachen Krankenhaushygiene, Professor Dr. Martin Smollich vom Landeszentrum Gesundheit NRW und Professor Dr. Jacques Scheres vom Universitätskrankenhaus Maastricht.

Niedergelassene Ärzte dürfen MRSA-Leistungen wie zum Beispiel Abstriche nur abrechnen, wenn sie die fachliche Befähigung dazu erlangt haben, indem sie sich zertifizieren lassen und auch weitere Anforderungen erfüllen. Ein Kriterium ist dabei die Teilnahme an MRSA-Fallkonferenzen beziehungsweise regionalen Netzwerkkonferenzen.

Quelle: Pressemitteilung vom 31.05.2017
Thilo Zimmermann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Rhein-Kreis Neuss
Der Landrat
Pressesprecher
Harald Vieten (V.i.S.d.P.)
Oberstr. 91
41460 Neuss
Tel.: 02131/928-1300

Rhein-Kreis Neuss
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Daniel Oellers
Oberstraße 91
41460 Neuss
Tel: +49 2131 928 1309
Fax: +49 2131 928 81309
Email: Daniel.Oellers@rhein-kreis-neuss.de
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Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens

Beitrag von WernerSchell » 09.07.2017, 06:57

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Keime unerwünscht - Hygiene ist daher wichtig! Wenn aber Pflegekräfte vorschriftsmäßig Händehygiene praktizieren,
brauchen sie dazu 60 - 120 Minuten/Tag. Diese Zeit ist aber im Pflege-Personalbudget nicht enthalten. Daher sind die Gesundheitspolitiker aufgefordert, schnellstens für eine angemessene Pflege-Personalbemessung Sorge zu tragen.
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Wie schütze ich mich gegen multiresistente Keime? App des Rhein-Kreises Neuss informiert kostenlos

Beitrag von WernerSchell » 02.08.2018, 13:54

Rhein-Kreis Neuss
PRESSEMITTEILUNG NR. 398/2018
Datum: 2.8.2018


Mehr als 33 000 Aufrufe:
Wie schütze ich mich gegen multiresistente Keime?

2018_MRSApp mit Handy.jpg
2018_MRSApp mit Handy.jpg (236.51 KiB) 12742 mal betrachtet
Foto: Rhein-Kreis Neuss / Thinkstock

Rhein-Kreis Neuss. Wie können sich Patienten, Angehörige, Ärzte und Pfleger gegen multiresistente Keime schützen? Das zeigt eine kostenlose Internet-Anwendung des Rhein-Kreises Neuss und des euregionalen Netzwerks EurSafetyHealth-Net. In kurzen Video-Clips werden geeignete Hygienemaßnahmen anschaulich dargestellt. Dabei geht es unter anderem um Händedesinfektion, das Anlegen von Schutzkleidung vor dem Krankenzimmer und Schutzmaßnahmen während eines Krankentransports.

Die so genannte MRSApp ist nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch, Russisch, Polnisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Englisch und Niederländisch verfügbar. Sie wurde seit ihrer Einführung im Jahr 2012 bereits mehr als 33 000 Mal aufgerufen.

MRSA – diese Abkürzung steht für "Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus", einen Problemkeim, der insbesondere in Krankenhäusern und Altenheimen schwere Infektionen hervorrufen und mit nur noch wenigen Antibiotika behandelt werden kann. Kreisgesundheitsamtsleiter Dr. Michael Dörr erklärt: Patienten, die sich einer stationären Behandlung unterziehen, können einen solchen Erreger von zuhause unwissentlich mit in die Klinik bringen. Um eine Weiterverbreitung im Krankenhaus auszuschließen, werden Patienten bei der Aufnahme routinemäßig untersucht.“ Bei einem positiven Befund warten auf den Betroffenen eine Spezialbehandlung und Quarantäne.

Mit Hilfe der MRSApp erhalten sowohl Patienten und deren Angehörige als auch Ärzte, Pflegekräfte in Altenheimen und Krankentransportdienste wichtige Informationen über multiresistente Keime. Die App gibt es kostenlos unter http://mrsapp.rhein-kreis-neuss.de/ als Web-App sowie im AppStore und bei GooglePlay.

Petra Koch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Impressum:

Rhein-Kreis Neuss
Der Landrat
Pressesprecher
Benjamin Josephs (V.i.S.d.P.)
Oberstr. 91
41460 Neuss
Tel.: 02131/928-1300
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Krankenhausinfektionen: Piktogramm-Sammlung für Präsentationen und Schulungsmaterial

Beitrag von WernerSchell » 02.11.2018, 13:25

BVMed-Pressemeldung 79/18 vom 02.11.2018:
https://www.bvmed.de/krankenhausinfekti ... gsmaterial

Krankenhausinfektionen: Piktogramm-Sammlung für Präsentationen und Schulungsmaterial

Berlin | Der BVMed-Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" stellt Kliniken und medizinischen Einrichtungen eine umfangreiche Sammlung von Piktogrammen für Präsentationen und Schulungsmaterial zur Verfügung. Die über 80 Symbole rund um die Vermeidung von Krankenhausinfektionen ergänzen das Grafikmaterial für Präsentationen sowie Hintergrundinformationen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité in Berlin entstanden sind. Die Piktogramme und alle Informationen zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen können unter www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info) heruntergeladen werden.

Die Piktogramme eignen sich zur pointierten Darstellung von Elementen und Situationen in der Krankenhausbehandlung und im OP und können in Präsentationen und Schulungsmaterialien über nosokomiale Infektionen verwendet werden.

Der Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" des BVMed hat sich zum Ziel gesetzt, durch didaktisch aufbereitete Informationen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen beizutragen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Wissen um die Übertragungswege und das daraus resultierende verantwortliche Handeln in der täglichen Praxis. Deshalb werden die wichtigsten Infektionsarten durch anschauliches Grafikmaterial visualisiert. Ein Informationsfilm dient zudem als einfacher und verständlicher Einstieg in das komplexe Thema.

Mehr Informationen unter: www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info)
--------------------------------------------------------------------------------
Pressetext online unter:
https://www.bvmed.de/krankenhausinfekti ... gsmaterial

Pressearchiv:
https://www.bvmed.de/pressemeldungen

V.i.S.d.P.:
Manfred Beeres M.A.
Leiter Kommunikation/Presse
BVMed - Bundesverband Medizintechnologie Reinhardtstr. 29 b D - 10117 Berlin

Tel.: +49 (0)30 246 255-20
Fax: +49 (0)30 246 255-99
E-Mail: beeres@bvmed.de
Internet: http://www.bvmed.de
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EU - 33.000 Tote pro Jahr durch resistente Keime

Beitrag von WernerSchell » 07.11.2018, 07:20

Ärzte Zeitung vom 07.11.2018:
EU
33.000 Tote pro Jahr durch resistente Keime

Eine Studie der europäischen Seuchenbehörde macht die Bedrohung durch multiresistente Erreger deutlich: In Europa sterben jedes Jahr mehr als 33.000 Menschen an Infektionen mit solchen Keimen. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=97 ... efpuryykqr
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Bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen

Beitrag von WernerSchell » 06.12.2018, 13:29

Bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen
Gesundheit/Antwort

Berlin: (hib/PK) In Deutschland kommt es nach Hochrechnungen des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) jedes Jahr zu 400.000 bis 600.000 Krankenhausinfektionen. Die Zahl der durch die sogenannten nosokomialen Infektionen verursachten Todesfälle liegt bei 6.000 bis 15.000 pro Jahr. Das geht aus der Antwort (19/6181 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/061/1906181.pdf ) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (19/5728 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/057/1905728.pdf ) der FDP-Fraktion hervor.
Die häufigsten nosokomialen Infektionen betreffen den Angaben zufolge untere Atemwegsinfektionen (24 Prozent), postoperative Wundinfektionen (22,4 Prozent) und Harnwegsinfektionen (21,6 Prozent). Bei der Bewertung der Todesfälle sei zu berücksichtigen, dass viele Betroffene an schweren Grunderkrankungen litten, die auch ohne Krankenhausinfektion häufig zum Tod führten.
Nosokomiale Infektionen seien ein ernstzunehmendes Problem, das durch die demografische Entwicklung, eine Zunahme an komplizierten medizinischen Eingriffen und den Anstieg an resistenten Erregern verstärkt werde.

Quelle: Mitteilung vom 06.12.2018
Deutscher Bundestag
Parlamentsnachrichten, PuK 2
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel.: +49 30 227-35642, Fax +49 30 227-36001
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"Vermeidung von Krankenhausinfektionen muss im Fokus der Politik bleiben" – Sepsis stärker beachten BVMed-Hygieneforum

Beitrag von WernerSchell » 06.12.2018, 13:49

BVMed-Pressemeldung 95/18
https://www.bvmed.de/vermeidung-von-kra ... ik-bleiben


"Vermeidung von Krankenhausinfektionen muss im Fokus der Politik bleiben" – Sepsis stärker beachten BVMed-Hygieneforum

Berlin | Die Vermeidung von Krankenhausinfektionen und die unterstützenden Maßnahmen für eine Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern müssen weiter im Fokus der Politik bleiben. Darauf wiesen die Experten des 7. BVMed-Hygieneforums am 5. Dezember 2018 in Berlin mit mehr als 100 Teilnehmern hin. So sollte das Hygieneförderprogramm der Bundesregierung vom Juli 2013, das Ende 2019 ausläuft, über das Jahr 2020 hinaus fortgeführt werden, so Dr. Susanne Huggett von Medilys. Zwar gebe es gute Erfolge bei den Hygienefachkräften, aber immer noch Defizite bei Hygieneärzten. Prof. Dr. Konrad Reinhart von der Sepsis-Stiftung machte auf die Dramatik des Themas Blutvergiftung aufmerksam und forderte einen Nationalen Sepsisplan. Nach Fachveröffentlichungen seien in Deutschland bis zu 20.000 Todesfälle vermeidbar. Prof. Dr. Christine Geffers von der Charité forderte eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen. Als einen Baustein stellte Dr. Christoph Justinger vom Klinikum Karlsruhe antiseptisches Nahtmaterial vor. Dr. Malte Petersen stellte die Initiative "Gemeinsam für Infektionsprävention" des Bundeskanzleramts vor. Die Hygiene-Fachärztin Dr. Doris Weitzel-Kage präsentierte die Initiative "Kampf dem Keim" des Krankenhauses Bethel Berlin, die mit kurzen und unterhaltsamen Videos aufklärt. Joachim Rösel, Sprecher des BVMed-Fachbereichs Krankenhausinfektionen, verwies auf die unterstützenden Infografiken und Informationen des BVMed zum Thema "nosokomiale Infektionen" auf der Webseite www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info). Das Fazit von Moderator Raimund Koch: "Wir wissen viel, aber wir müssen es konsequenter umsetzen. Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem."

Prof. Dr. Christine Geffers vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité-Universitätsmedizin beleuchtete die einschlägigen Empfehlungen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen. Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert Koch‐Institut (RKI) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden dabei bei ihren Empfehlungen weitestgehend übereinstimmen. Die KRINKO-Empfehlungen, die in diesem Jahr veröffentlicht wurden, sprechen sich dafür aus, Infektionen vor dem operativen Eingriff festzustellen und vor der OP ausheilen zu lassen. Denn Infektionen an anderer Stelle erhöhen aus Sicht der KRINKO das Risiko für postoperative Wundoperationen. Die WHO-Empfehlung enthält diese Maßnahme dagegen nicht – der hohe Evidenzgrad der Empfehlung sei erstaunlich, "wenn es auch eine gute Idee sein mag" so Geffers. Zudem empfiehlt die KRINKO, die präoperative Verweildauer so kurz wie möglich zu halten. Es stelle sich die Frage nach der Evidenz, "aber schlecht ist die Idee natürlich nicht", so die Hygieneexpertin. Übereinstimmend empfehlen KRINKO und WHO die präoperative Hautreinigung. Die Patienten sollten vor der OP baden oder duschen. Wichtig sei zudem, dass Patienten mit MRSA, aber auch nur mit dem S. aureus-Träger vor dem Eingriff "saniert" werden sollten. Patienten sollten deshalb nicht nur auf MRSA, sondern auch auf S. aureus untersucht werden. Selbstverständlich seien eine adäquate Händehygiene des Personals und die Verwendung von sterilen Handschuhen. Haare im OP-Gebiet sollten nicht rasiert, sondern nur gekürzt werden. Die Hautdesinfektion sollte mit alkoholbasiertem Remanenzwirkstoff durchgeführt werden. Einig sind sich die Empfehlungen bei der notwendigen sterilen Abdeckung um das OP-Gebiet und dem Verzicht auf Folien.

Dr. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin bei Medilys in Hamburg und leitende Hygiene-Ärztin bei der Medilys Laborgesellschaft, ging auf die Personalsituation im Hygienebereich der Kliniken in Deutschland ein. Hygieniker seien die "meistgesuchten Fachärzte". Das Hygieneförderprogramm der Bundesregierung vom Juli 2013 sollte die Personalsituation im Bereich Hygiene verbessern und die Patientensicherheit erhöhen. "Die Entwicklungen bei den Hygieneärzten und dem Hygienefachpersonal gehen in die richtige Richtung, wir sind auf dem Weg, aber es reicht noch nicht", so Huggett. Insgesamt zeichnete sich eine positive Tendenz insbesondere für Hygienefachkräfte ab. Hier sei der Personalaufbau deutlich erkennbar. Belastbare Daten zur Ausstattung der Krankenhäuser liegen aber nur eingeschränkt vor. Die Angaben zu den Beschäftigten variieren je nach Quelle stark. Der Bedarf an Krankenhaushygienikern könne derzeit nicht überall gedeckt werden. Es fehle insbesondere an Weiterbildungsstellen. Ein besonderes Problem bei den Hygienikern sei der sich abzeichnende Nachwuchsmangel. "Hygiene und Infektionsprävention sollten bereits im Studium mehr Gewicht erhalten", fordert Huggett. Das Hygieneförderprogramm läuft Ende 2019 aus und sollte "über das Jahr 2020 hinaus fortgesetzt werden".

Die Hygiene-Fachärztin Dr. Doris Weitzel-Kage stellte die Initiative "Kampf dem Keim" des Krankenhauses Bethel und der Alexianer St. Hedwig-Kliniken Berlin vor. Nach den teilweise ernüchternden Erfahrungen mit Mitarbeiterschulungen und eLearning-Tools hat das Bethel-Hygieneteam fünf kurze, verständliche Videos zur Verbesserung der Krankenhaushygiene erarbeitet. Dabei geht es unter anderem um die Händehygiene und die richtige Händedesinfektion, die verschiedenen Erreger-Arten oder die Aufbereitung von Medizinprodukten. Die Videos werden auf Youtube und auf einer eigenen Homepage (www.kampf-dem-keim.de) (http://www.kampf-dem-keim.de) gezeigt und über Social Media-Kanäle verbreitet. Die Aktion soll weitergeführt und in Richtung Patienteninformationen ergänzt werden.

Dr. Malte Petersen vom Bundeskanzleramt stellte die Initiative "Gemeinsam für Infektionsprävention" aus der Regierungsstrategie "wirksam regieren" vor. Petersen gehört zu einer Gruppe von Wissenschaftlern im Kanzleramt, die wissenschaftliche Problemstellungen aufarbeiten und Lösungen erarbeiten. Innovative Ansätze und Fragen der Digitalisierung werden in der neuen Abteilung 6 im Kanzleramt bearbeitet. "Gemeinsam für Infektionsprävention" verfolgt einen organisationspsychologischen Ansatz. Wichtig sei beispielsweise eine bessere Akzeptanz des Hygienethemas sowie die Etablierung einer positiven Fehlerkultur, aber auch die Vorbildfunktion der Stationsleitung. Das Projekt begann mit einer zeitintensiven Beobachtung des Verhaltens auf ausgewählten Klinikstationen anhand von 200 Indikatoren. Die Compliance-Rückmeldungen wurden in monatlichen Teammeetings besprochen und Lösungen zur besseren Infektionsprävention erarbeitet. Ärzte und Pfleger saßen dabei an einem Tisch und setzten sich gemeinsam Compliance-Ziele. Das Leitungsteam war multiprofessionell besetzt. An dem Projekt waren zwischen 2016 und 2018 insgesamt 85 Krankenhäuser beteiligt. Im Ergebnis konnte die Händehygiene-Compliance von rund 70 auf 86 Prozent signifikant gesteigert werden. Besonders Intensivstationen, die zu Beginn eine relativ niedrige Händehygiene-Compliance aufwiesen, profitierten besonders stark, so Petersen. Auf der Pilotstation konnte zudem ein deutlicher Rückgang der Device-assoziierten Infektionen festgestellt werden. Ein vollständiger Abschlussbericht zum Projekt soll im Frühjahr 2019 vorliegen.

Prof. Dr. Konrad Reinhart, Seniorprofessor am Universitätsklinikum Jena und Vorsitzender der Sepsis-Stiftung sowie der Global Sepsis Alliance, machte auf das Thema Blutvergiftung als unterschätzte Folge von nosokomialen und ambulant erworbenen Infektionen aufmerksam. Sepsis sei eine führende Ursache für vermeidbare Todesfälle. In Deutschland wurden nach Fachveröffentlichungen rund 320.000 Sepsis-Fälle von den Krankenhäusern gemeldet. Daraus resultierten über 70.000 Todesfälle, von denen 15.000 bis 20.000 vermeidbar seien. Die öffentliche Wahrnehmung von Sepsis sei allerdings gering, die Unkenntnis groß. "Dass Sepsis durch gewöhnliche Infektionen wie Lungenentzündung, Grippe, Hirnhautentzündung oder Masern ausgelöst wird, gegen die man sich durch Impfung schützen kann, ist laut repräsentativen Umfragen den wenigsten Bundesbürgern bekannt", bemängelt Reinhart. Die in Deutschland unverhältnismäßig hohe Sepsissterblichkeit unterstreicht nach Meinung des Experten die Notwendigkeit, wie in der Resolution der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dringlich gefordert, nationale Strategien zur Vermeidung und Verbesserung der Behandlungsergebnisse bei Sepsis in einem "Nationalen Sepsisplan" zu entwickeln und zeitnah umzusetzen. Die im Mai 2017 verabschiedete WHO-Resolution macht deutlich, dass die meisten Todesfälle durch Sepsis vermeidbar sind. Die Mittel hierzu sind Vorbeugung durch Impfung und Hygiene, Früherkennung und Behandlung der Sepsis als Notfall. Sepsis entstehe dabei zu 70 bis 80 Prozent der Fälle außerhalb des Krankenhauses, "deshalb ist die Aufklärung von Laien und aller im ambulanten Bereich tätigen Gesundheitsdienstleister genauso wichtig wie die Schulung von Ärzten und Pflegekräften in den Krankenhäusern", betont Reinhart.

Joachim Rösel, Marketingdirektor Medical bei Pall und Sprecher des BVMed-Fachbereichs "Nosokomiale Infektionen", stellte die BVMed-Initiative "Nosokomiale Infektionen" vor. Die Informationsmaterialien sollen dabei helfen, die Entstehung von nosokomialen Infektionen zu verdeutlichen und damit zu ihrer Vermeidung beizutragen. Kernstück ist die Webseite www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info). Sie enthält Informationen und Grafiken zu den Themen Gefäßkatheter-assoziierte Infektionen, Wundinfektionen, Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen, infektiöse Darmerkrankungen (Norovirus) und Multiresistente Erreger (MRE). Ein besonderes Angebot ist das anschauliche Grafikmaterial, das für Präsentationen oder Schulungen kostenlos heruntergeladen werden kann. Neu ist eine umfangreiche Sammlung von Piktogrammen für Präsentationen und Schulungsmaterial. Die über 80 Symbole rund um die Vermeidung von Krankenhausinfektionen ergänzen das Grafikmaterial für Präsentationen sowie Hintergrundinformationen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité in Berlin entstanden sind. Ein Informationsfilm dient zudem als einfacher und verständlicher Einstieg in das komplexe Thema. Alle Materialien können unter www.krankenhausinfektionen.info (http://www.krankenhausinfektionen.info) kostenfrei heruntergeladen werden.

Auf die Bedeutung antiseptischen Nahtmaterials in der Chirurgie ging der Gefäßchirurg Dr. Christoph Justinger von der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie des Städtischen Klinikums Karlsruhe ein. Postoperative Wundinfektionen bleiben ein Problem, sind aber je nach Operationsart sehr unterschiedlich. In der Bypasschirurgie liegt die Wundinfektrate bei 2,4 Prozent, in der Darmchirurgie dagegen bei 17,5 Prozent. Wundinfektionen sind eine häufige Komplikation chirurgischer Eingriffe. Rund 32 Prozent der nosokomialen Infektionen sind postoperative Wundinfektionen, 40 bis 60 Prozent der postoperativen Wundinfektionen sind vermeidbar, so Justinger. Die Wundinfektrate wird von multiplen Faktoren beeinflusst, nicht nur von der chirurgischen Technik. Zur Vermeidung von Wundinfekten sind damit auch multiple Maßnahmen nötig. Ein Bestandteil sollten antiseptische Nahtmaterialien sein, die Wundinfekte verhindern können. "Denn rund 50 Prozent aller Krankenhausinfektionen sind Fremdkörper-assoziiert", betont Justinger. Nahtmaterial ist dabei ein Implantat mit großen Oberflächen und damit bedeutsam. Es existiert eine gute Studienlage mit mehr als 17.000 eingeschlossenen Patienten, die den Effekt von antiseptischem Nahtmaterial ohne Nebenwirkungen nachweist.

Dr. Min-Hi Lee von der Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und spezielle Pathogene (IBBS) des Robert Koch-Instituts (RKI) beleuchtete Schutzmaßnahmen bei außergewöhnlichen biologischen Gefahrenlagen wie Ausbrüche von Erregern wie Ebola oder Pest, aber auch Grippeepidemien. Die Informationsstelle bereitet Informationen zum Risiko und möglichen Schutzmaßnahmen auf, konzipiert seuchenhygienische Maßnahmen und berät und unterstützt im Ereignisfall. Wichtig ist bei Ausbrüchen eine detaillierte Differenzialdiagnostik und ein Katalog von Schutzmaßnahmen, zu denen auch spezielle Atemschutzmasken mit Partikelfiltern gehören, die nach den verschiedenen Funktionen für die unterschiedlichen Erregerarten ausgewählt werden müssen.

Hinweis an die Medien: Druckfähige Bilder zur Konferenz können unter www.bvmed.de/bildergalerien (https://www.bvmed.de/de/bvmed/mediathek ... forum-2018) heruntergeladen werden.

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Pressetext online unter:
https://www.bvmed.de/vermeidung-von-kra ... ik-bleiben

Pressearchiv:
https://www.bvmed.de/pressemeldungen

V.i.S.d.P.:
Manfred Beeres M.A.
Leiter Kommunikation/Presse
BVMed - Bundesverband Medizintechnologie Reinhardtstr. 29 b D - 10117 Berlin

Tel.: +49 (0)30 246 255-20
Fax: +49 (0)30 246 255-99
E-Mail: beeres@bvmed.de
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Einhaltung der Hygienevorschriften rettet Leben

Beitrag von WernerSchell » 24.03.2019, 09:24

"In den Krankenhäusern sterben zu viele Menschen an Sepsis. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar. Es ist schockierend, dass die konsequente Einhaltung der Hygienevorschriften immer noch kein gelebter Stand in allen Kliniken ist. Auch die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Sepsis als Notfall kann Leben retten."
Günter Wältermann, Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg
Quelle: Zitate aus dem AOK-Gesundheitsreport 2019 - > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=23104

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WernerSchell
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Schwere Infektionen: Leichtes Spiel für gefährliche Erreger

Beitrag von WernerSchell » 12.04.2019, 17:04

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Schwere Infektionen: Leichtes Spiel für gefährliche Erreger
Fehlendes Expertenwissen kostet Menschenleben


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Köln – Für gesunde Menschen stellen sie kein Risiko dar, für Abwehrgeschwächte oder frisch Operierte sind sie jedoch brandgefährlich: Staphylococcus aureus und andere Erreger, die vor allem als Verursacher von Krankenhausinfektionen gefürchtet sind. Eine hohe Sterblichkeitsrate weist etwa die durch Staphylocccus aureus verursachte Blutstrominfektion auf. Schätzungsweise 30 000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr allein an dieser Infektion, etwa 25 Prozent der Betroffenen versterben. Studien zeigen, dass eine Behandlung durch Infektionsspezialisten viele Patienten mit schweren Infektionen retten könnte. Doch diese Spezialisten sind im deutschen Gesundheitssystem nicht regelhaft vorgesehen und in vielen Kliniken nicht verfügbar. Auch eine Facharztausbildung zum Infektiologen gibt es in Deutschland nicht. In einem aktuellen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt fordern Experten der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), die infektiologische Versorgung und Ausbildung in Deutschland schnellstmöglich zu verbessern.

Wissenschaftler haben eine Vielzahl internationaler Untersuchungen gesichtet, die sich mit schweren Infektionen befassten. Hierbei zeigte sich, dass etwa bei der durch Staphylococcus aureus ausgelösten Blutstrominfektion die Behandlung durch einen Infektiologen die Sterblichkeit der Patienten um durchschnittlich 40 bis 50 Prozent absenkte. „Dies zeigt, welchen Unterschied es für Betroffene machen kann, ob ein Spezialist verfügbar ist und behandelt – oder eben nicht“, sagt Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Universitätsklinik Köln und Präsident der DGI. Auch für andere schwere Infektionen ist inzwischen nachgewiesen, dass die (Mit-)Behandlung durch Infektionsspezialisten die Prognose der Patienten deutlich verbessert. Dazu zählen unter anderem Infektionen bei Organtransplantierten oder Infektionen mit multiresistenten Erregern.

„Die Gefahren durch antibiotikaresistente Erreger erfahren derzeit – zu Recht – viel Aufmerksamkeit und sind von Gesundheitspolitik und Öffentlichkeit als wichtiges Problem erkannt“, sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM. Viel zu wenig im Fokus stünden jedoch die nicht-resistenten Erreger – obgleich diese viel mehr Menschen gefährden. „In Deutschland werden aktuell weniger als zehn Prozent der rund 30.000 Staphylococcus aureus-Blutstrominfektionen von MRSA (Methicillin-Resistente Staphylococcus aureus), der multiresistenten Variante von Staphylococcus aureus, ausgelöst. MRSA ist auf dem Rückzug – aber die nicht-resistente Variante dieses Bakteriums fordert nach wie vor jedes Jahr tausende Menschenleben.“ Die infektiologische Versorgung müsse deshalb insgesamt verbessert werden – und dürfe sich nicht hauptsächlich auf die Bekämpfung multiresistenter Erreger konzentrieren. Das fordern Infektiologen, Internisten und Krankenhaushygieniker in einem aktuellen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt.

„Eine bessere Versorgung fängt bei geeigneten Präventionsmaßnahmen an: Viele Infektionen im Krankenhaus wären bei optimalem Hygienemanagement vermeidbar. „Von den geschätzten mindestens 30.000 Staphylococcus aureus-Blutstrominfektionen sind etwa 10.000 allein durch Gefäßkatheter verursacht. Diese Infektionen gelten als prinzipiell verhinderbar. Dazu aber braucht es neben ausreichend vorhandenem Pflege- und Hygienepersonal auch genügend Infektionsspezialisten, die das entsprechende Expertenwissen in die Praxis transferieren“, sagt Dr. med. Peter Walger, Leiter eines Zentralbereichs Hygiene und Infektionsmanagement beim Düsseldorfer Klinikenverbund VKKD und als Vorstandsmitglied Pressesprecher der DGKH.

Ärzte mit der Spezialisierung Infektiologie sind im deutschen Gesundheitssystem nicht regelhaft vorgesehen – anders als in vielen Ländern Europas oder in den USA. In den meisten Kliniken hierzulande sind keine Stellen für Infektiologen eingeplant, und gerade an kleinen Krankenhäusern stehen oft auch keine infektiologischen Konsiliardienste zur Verfügung. Nicht einmal für Ärzte mit einer Fortbildung zum Antibiotika-Experten (Antibiotic Stewardship, ABS) werden ausreichend notwendige Stellenanteile geschaffen. „Hinzu kommt, dass die aktuelle Ausbildung zum Infektiologen der Komplexität des Fachs nicht gerecht wird“, sagt Fätkenheuer. Derzeit bestehe die Spezialisierung zum Infektiologen aus einer einjährigen Zusatzweiterbildung. „Erforderlich wäre jedoch eine umfassende, mehrjährige Ausbildung – sprich: Eine Facharztausbildung, wie wir sie für Infektiologen in vielen anderen europäischen Ländern und in den USA haben. Nur so wird es gelingen, die Versorgungssituation für Infektionspatienten langfristig zu verbessern und die großen Herausforderungen in der Infektionsmedizin zu meistern.“

Den aktuellen Beitrag von Experten der DGI, DGKH und DGIM im Deutschen Ärzteblatt finden Interessierte unter https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode ... ektiologie

Literatur:
- Fätkenheuer, Gerd; Walger, Peter; Fölsch, Ulrich, Infektiologische Expertise nötig. Dtsch Arztebl 2019; 116(15): A-734 / B-604 / C-596. https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode ... ektiologie
- Rieg S, Küpper MF, Infectious diseases consultations can make the difference: a brief review and a plea for more infectious diseases specialists in Germany. Infection, April 2016, Volume 44, Issue 2, pp 159–166 http://link.springer.com/article/10.100 ... 016-0883-1
- Vogel M et al., Infectious disease consultation for Staphylococcus aureus bacteremia – A systematic review and meta-analysis. Journal of Infection (2016) 72, 19-28. https://www.journalofinfection.com/arti ... 1/fulltext

Quelle: Pressemitteilung vom 12.04.2019
Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V.
Pressestelle
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Fluorchinolone: Risikoreiche Antibiotika trotz bekannter Nebenwirkungen zu häufig verordnet

Beitrag von WernerSchell » 23.05.2019, 16:20

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Fluorchinolone: Risikoreiche Antibiotika trotz bekannter Nebenwirkungen zu häufig verordnet

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(23.05.19) Etwa fünf Prozent der GKV-Versicherten haben 2018 ein Fluorchinolon-Antibiotikum verordnet bekommen. Damit gehören sie in Deutschland zu den häufig verordneten Antibiotika, obwohl sie ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen haben und zu den Reserve-Antibiotika zählen. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat nun erstmals die zusätzlichen Risiken dieser Arzneimittel im Vergleich zu anderen Antibiotika auf der Grundlage von Studienergebnissen hochgerechnet: Für die schätzungsweise 3,3 Millionen Patienten, die in Deutschland im Jahr 2018 im Rahmen von 3,5 Millionen Therapien mit Fluorchinolonen behandelt wurden, ist davon auszugehen, dass mehr als 40.000 Patienten zusätzlich von Nebenwirkungen wie einer Schädigung des Nervensystems, der Hauptschlagader oder einem Sehnenriss betroffen waren und sich 140 zusätzliche Todesfälle ereigneten. !Diese Zahlen sind besonders alarmierend, weil für viele Erkrankungen gut wirksame und risikoärmere Antibiotika zur Verfügung stehen und die Gefahren den pharmazeutischen Herstellern bereits seit Jahren bekannt sind", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Nach Berechnungen des WIdO haben 20,4 Millionen und damit mehr als jeder vierte GKV-Versicherte im Jahr 2018 mindestens einmal von ihrem Arzt eine Antibiotikaverordnung erhalten. Von den insgesamt 310 Millionen verordneten Antibiotika-Tagesdosen des Jahres 2018 entfallen 8,2 Prozent (25,6 Millionen Tagesdosen) auf die Gruppe der Fluorchinolon-Antibiotika. Trotz des seit 2011 zurückhaltenderen Verordnungsverhaltens der Ärzte wurden im Jahr 2018 nach Abschätzung auf Basis von AOK-Daten immer noch etwa 3,3 Millionen Patienten und damit fast 5 Prozent der mehr als 72 Millionen GKV-Versicherten mit diesen Wirkstoffen behandelt. Führend bei den Fluorchinolonen ist der Wirkstoff Ciprofloxacin mit fast zwei Dritteln der Verordnungen (64 Prozent).

"Die hohe Zahl der Verordnungen lässt darauf schließen, dass Fluorchinolon-Antibiotika häufig nicht als Mittel der Reserve und auch nicht ausschließlich bei schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Infektionen zum Einsatz kommen", so Schröder. "Und das, obwohl Fluorchinolone weltweit als Reserve-Antibiotika gelten, also erst nach Versagen anderer Alternativen und für lebensrettende Maßnahmen zur Anwendung kommen sollten. Und schon gar nicht bei leichteren Erkrankungen wie einfachen Erkältungen, die meist, gemäß den ärztlichen Behandlungsleitlinien, überhaupt nicht mit Antibiotika behandelt werden sollten. Damit kann eine Resistenzentwicklung verhindert werden und die Wirksamkeit der Reserve-Antibiotika wird nicht gefährdet."

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Risiko Fluorchinolone

Das WIdO hat mit Unterstützung von Prof. Dr. Winfried V. Kern vom Zentrum Infektionsmedizin am Universitätsklinikum Freiburg auf der Basis medizinischer Berichte zu unerwünschten Wirkungen dieser Arzneimittel eine Abschätzung vorgenommen, wie viele Patienten in Deutschland dem zusätzlichen Risiko für bestimmte Fluorchinolon-assoziierte Nebenwirkungen ausgesetzt waren. Diese Schätzungen ergeben, dass im Vergleich mit anderen Antibiotika unter je 100.000 Fluorchinolon-Anwendern zusätzlich 1.161 Nebenwirkungen des Nervensystems (vor allem Verwirrtheit und Unruhe), 33 Sehnenrupturen (Sehnenrisse), acht Aorten-Aneurysmen (Gefäßschädigungen der Hauptschlagader) sowie vier kardiovaskuläre Todesfälle auftreten können.

Unterstellt man, dass eine der oben aufgeführten Nebenwirkungen prinzipiell bei der Einnahme jeder Packung auftreten kann, würde dies für 2018 bei 3,5 Millionen Arzneimittelfällen einer Zahl von mehr als 40.000 solcher Nebenwirkungen entsprechen, die bei Antibiotikaverzicht oder Einsatz eines anderen Antibiotikums nicht vorgekommen wären. In diesen Berechnungen sind eine große Anzahl von weiteren Komplikationen, zum Beispiel Hyperglykämien bei Diabetikern, nicht berücksichtigt. Darüber hinaus kann nach diesen Ergebnissen von bis zu 140 zusätzlichen Todesfällen im Jahr 2018 ausgegangen werden.

Risiken bereits seit 2008 bekannt
Die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) hat bereits 2008 über schwerwiegende Nebenwirkungen von Fluorchinolonen berichtet. Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat die Ärzte immer wieder darauf hingewiesen, Fluorchinolon-Antibiotika maßvoll einzusetzen. Immerhin wird das Toxizitätsmuster der Chinolone und Fluorchinolone inzwischen als spezielles FQAD-Syndrom (Fluoroquinolone-Associated Disability) bezeichnet. Von den einst 16 Vertretern der Fluorchinolone sind derzeit in Deutschland nur noch fünf im Handel. Die restlichen elf wurden bereits zum Teil kurz nach ihrer Einführung, meist wegen toxischen Komplikationen oder Unverträglichkeiten, wieder vom Markt genommen.

Doch erst Anfang April 2019, nach dem Abschluss eines zwei Jahre dauernden europäischen Risikobewertungsverfahrens, teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit einem sogenannten Rote-Hand-Brief mit, dass Ärzte Fluorchinolone wegen schwerer Nebenwirkungen nur noch im Einzelfall verschreiben sollen. Und erst damit müssen die Pharmahersteller die Anwendungen in der Packungsbeilage ihrer Arzneimittel massiv einschränken.

"Viele Antibiotikapatienten in Deutschland wurden jahrelang zusätzlichen Risiken ausgesetzt, obwohl den pharmazeutischen Herstellern die besonderen Gefahren von Fluorchinolonen bereits seit vielen Jahren aus anderen Ländern bekannt waren. Zukünftig müssen Patienten intensiv über die Gefahren und Alternativen dieser Medikamente aufgeklärt werden und im Schadensfall gezielt Unterstützung bekommen", fordert Schröder. Auch in der Arztpraxis sieht er noch Verbesserungsbedarf, damit dem verordnenden Arzt entsprechende Informationen schneller angezeigt werden und damit rascher im Versorgungsalltag ankommen können: "Konkrete Hinweise in der Praxissoftware könnten den Arzt darin unterstützen, Arzneimittel ausschließlich in den von der Zulassungsbehörde zugelassenen Indikationen einzusetzen. Warnhinweise, wie beispielsweise die aus den Rote-Hand-Briefen, könnten dann direkt in den digitalen Systemen genutzt werden. Zum Wohle einer noch besseren Arzneimittelversorgung der Patienten. Ein erster wichtiger Schritt dafür wäre, dass die verordnungsauslösende Diagnose vom Arzt ebenfalls auf dem Rezeptblatt dokumentiert wird."

Zur Datengrundlage
Seit 1981 analysiert das WIdO mit dem GKV-Arzneimittelindex den deutschen Arzneimittelmarkt, um zu einer qualitativ hochwertigen und gleichzeitig wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie beizutragen. Erst die eindeutige Zuordnung von Arzneimitteln mithilfe der ATC-Systematik und die Messung der verordneten Arzneimittelmenge mit definierten Tagesdosen (defined daily doses, DDD) ermöglichen eine tiefergehende und reproduzierbare Analyse der Verordnungsdaten. Praktisch angewendet wird die ATC-Klassifikation mit Tagesdosen in allen relevanten Projekten zur Arzneimittelversorgung und zum Arzneimittelmarkt. Mit dem frei zugänglichen PharMaAnalyst (http://arzneimittel.wido.de/PharMaAnalyst/) des WIdO kann die ATC-Klassifikation auch für eigene Analysen zu Verordnungshäufigkeit und Umsätzen der relevantesten Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen genutzt werden.

Quelle: Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 23.05.19
https://aok-bv.de/hintergrund/dossier/a ... 22170.html
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Neue Schätzung zur Krankheitslast durch Krankenhaus-Infektionen

Beitrag von WernerSchell » 15.11.2019, 13:38

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Neue Schätzung zur Krankheitslast durch Krankenhaus-Infektionen

Das Robert Koch-Institut hat zusammen mit Partnern aus Berlin und Stockholm eine aktuelle Schätzung zur Krankheitslast durch im Krankenhaus erworbene (nosokomiale) Infektionen vorgelegt.

„Damit können wir die Auswirkungen nosokomialer Infektionen auf die Gesundheit der Bevölkerung genauer abbilden und verlässlichere evidenzbasierte Grundlagen für Maßnahmen bereitstellen“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten und dem Nationalen Referenzzentrum für die Surveillance nosokomialer Infektionen an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Eurosurveillance (46/2019) erschienen.

Die in der neuen Studie geschätzte Zahl der nosokomialen Infektionen in Deutschland liegt bei 400.000 bis 600.000 pro Jahr und damit im Bereich vorheriger Hochrechnungen. Die Zahl der Todesfälle kann durch die weiterentwickelte Methodik verlässlicher erfasst werden und liegt jetzt bei 10.000 bis 20.000. Eine frühere Schätzung hatte 10.000 bis 15.000 Todesfälle pro Jahr ergeben. Generell sind Todesfälle durch nosokomiale Infektionen schwer zu bestimmen, insbesondere weil viele Betroffene an schweren Grundkrankheiten leiden, die bereits ohne Krankenhausinfektion häufig zum Tod führen.

Berechnet wurde nicht nur die Zahl der nosokomialen Infektionen und Todesfälle. Erstmals wurde für Deutschland auch die Krankheitslast in sogenannten Disability-Adjusted Life-Years (DALY) berechnet. DALY sind die durch Krankheit und Tod verlorenen Lebensjahre. Damit lässt sich der Schaden für die Gesundheit der Bevölkerung (Public Health) besser abbilden und mit anderen Krankheiten vergleichen. Die durch Krankheit und Tod verlorenen Lebensjahre durch nosokomiale Infektionen liegen in Deutschland bei knapp 250.000 pro Jahr (309 pro 100.000 Einwohner).

Der Anteil der Patienten, die während eines Krankenhaus-Aufenthaltes eine Infektion bekommen, ist in Deutschland mit rund 3,6 % niedriger als im EU-Durchschnitt (5,5 %). Betrachtet man aus Public-Health-Sicht die Krankheitslast auf Bevölkerungsebene, ergibt sich ein anderes Bild. Bezogen auf die Bevölkerung liegt Deutschland bei der Zahl der Infektionen und Todesfälle sowie der Krankheitslast (DALY) über dem europäischen Schnitt. So erkranken hierzulande jährlich 500 bis 650 Patienten pro 100.000 Einwohner an einer nosokomialen Infektion, im EU Durchschnitt sind es 450 bis 500 Erkrankte pro 100.000 Einwohner. Derartige Zahlen können nicht isoliert betrachtet werden, bei einem Vergleich müssen die unterschiedlichen Gesundheitssysteme in den europäischen Ländern mitberücksichtigt werden.

Eine wesentliche Ursache für die höhere Krankheitslast in Deutschland ist die größere Zahl an stationär behandelten Patienten und Krankenhausbetten. Deutschland hat in Europa die höchste Anzahl an Krankenhausbetten und die zweithöchste Anzahl an Krankenhauspatienten pro 1.000 Einwohner und Jahr. „Eine Reduktion vermeidbarer Krankenhausaufenthalte sind daher zusammen mit einer effektiven Infektionskontrolle und -prävention wichtige Schritte, um die Krankheitslast zu verringern“, unterstreicht Lothar Wieler.

Die Wissenschaftler haben für die neue Studie fünf Infektionen betrachtet, die fast 80% der im Krankenhaus erworbenen Infektionen ausmachen, Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen, Clostridium difficile-Infektionen und Blutstrominfektionen. Die Daten stammen aus der sogenannten Punktprävalenzstudie 2011/2012 des Nationalen Referenzzentrums.

Weitere Informationen

Benedikt Zacher et al: Application of a new methodology and R package reveals a high burden of healthcare-associated infections (HAI) in Germany compared to the average in the European Union/European Economic Area, 2011 to 2012 www.eurosurveillance.org (Ausgabe 46 vom 14.11.2019)

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Quelle: Pressemitteilung vom 15.11.2029
https://idw-online.de/de/news727193

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
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Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit
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