BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport ... Wundheilung ...

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Antworten
Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport ... Wundheilung ...

Beitrag von Presse » 17.09.2014, 06:18

BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport
Chronische Wunden heilen schlecht und langsam


Berlin - In Deutschland leiden Patienten unnötig lange an chronischen Wunden. Zu diesem Schluss kommt der heute in Berlin vorgestellte Heil- und Hilfsmittelreport der BARMER GEK. Darin war die Versorgung von chronischen Wunden am Unterschenkel in den Jahren 2009 bis 2012 analysiert worden. Demnach litten 2012 bundesweit rund 210.000 Menschen akut an derartigen Geschwüren. Das entspricht 0,26 Prozent der Bevölkerung und ist deutlich mehr als bisherige Studien zeigen. Jährlich kommen rund 50.000 neue Erkrankungen hinzu. Insgesamt leiden nach Schätzungen von Experten zwei Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Wunden, zu denen unter anderem auch Dekubitus oder diabetisch bedingte Geschwüre am Fuß gehören.

„Wir können anhand unserer Daten sehen, dass es eine gravierende Unterversorgung bei Menschen gibt, die an venös bedingten Unterschenkelgeschwüren leiden. Nur knapp 40 Prozent bekommen eine Kompressionstherapie. Deren Unterlassung ist nach Meinung der Fachleute ein Behandlungsfehler“, betonte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, bei der Vorstellung des Reports. Bis auf einige Ausnahmen könnten Patienten immer von dieser Behandlung profitieren, sie müsse jedoch verordnet und fachgerecht umgesetzt werden. Spezielle Verträge der BARMER GEK mit einigen Wundzentren versuchen, das bestehende Versorgungsdefizit zu überwinden.

Heil- und Hilfsmittel mit starkem Wachstum
Zugleich machte der BARMER GEK Vorstandsvize auf teilweise sehr hohe Steigerungsraten bei den Heil- und Hilfsmitteln aufmerksam. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verzeichneten die Krankenkassen bei Heilmitteln, also etwa der Physiotherapie oder Logopädie, Zuwächse von 7,1 Prozent. Bei der BARMER GEK waren die Ausgaben in diesem Sektor um 4,1 Prozent gestiegen. Bei den Hilfsmitteln – zu denen zum Beispiel Rollstühle, Krankenbetten oder Hörgeräte zählen – waren die Ausgaben im ersten Halbjahr 2014 bei allen Kassen um 9,5 Prozent und bei der BARMER GEK sogar um 10,8 Prozent nach oben geschnellt. „Obwohl in einer älter werdenden Gesellschaft der Bedarf an einer qualifizierten Heil- und Hilfsmittelversorgung zunimmt, müssen wir die Preis- und Mengenentwicklung im Auge behalten. In dem extrem unübersichtlichen Markt der Medizinprodukte brauchen wir vor allem eine Nutzenbewertung“, verdeutlichte Schlenker.

Studienautor Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen verwies auf den langjährigen Trend steigender Ausgaben bei Heil- und Hilfsmitteln. So seien die Ausgabenzuwächse der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2013 zwar recht moderat geblieben. „In den Jahren von 2007 bis 2013 sind sie bei den Heilmitteln jedoch insgesamt um 34,5 Prozent, von 3,91 Milliarden auf nun 5,26 Milliarden Euro gestiegen und bei den Hilfsmitteln von 5,52 Milliarden auf 6,80 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus um 23,2 Prozent“, rechnete Glaeske vor. Neben der Nutzen- und Kosten-Nutzen-Bewertung gebe es, so der Bremer Versorgungsforscher, begleitende Möglichkeiten, die Qualität und Transparenz der Hilfsmittelversorgung in Deutschland zu verbessern. Dazu gehörten höhere qualitative Anforderungen an Hilfsmittel und Medizinprodukte oder eine andere Funktion des jetzigen Hilfsmittelverzeichnisses. Es könne zum Beispiel nur solche Produkte führen, die einem hohen Stand der Technik entsprächen und Studien zum Patientennutzen vorweisen könnten.

Versorgung des diabetischen Fußes regional oft unzureichend
Glaeske verwies darauf, dass die podologische Versorgung von Diabetikern in Deutschland zu wünschen übrig lasse. Drei Viertel aller Risikopatienten werde nicht mit medizinischer Fußpflege versorgt. „Vor allem bei den über 70-Jährigen wächst der Anteil der nicht Versorgten. Das ist umso erstaunlicher, als es sich um Teilnehmer an Disease Management Programmen handelt, welche zwingend eine medizinische Fußuntersuchung und podologische Versorgung vorsehen“, so Glaeske. Er verwies auf die regional sehr ungleiche Inanspruchnahme der Podologie. Nahmen sie 2012 im Saarland 15,33 Prozent der Risikopatienten in Anspruch, waren es in Sachsen mit 29,69 Prozent fast doppelt so viele. „1989 hatten sich die europäischen Staaten in der Deklaration von St. Vincent verpflichtet, Diabetes bedingte Folgeschäden zu verhindern“, erinnerte Glaeske. 25 Jahre später habe sich nicht viel verbessert, die Amputationsraten von Zehen und Vorderfüßen hätten sich nicht verringert. Das zeige, dass es noch vieler Anstrengungen bedürfe, um die Amputationsgefahr für Menschen mit Diabetes zu verringern.

Fakten aus dem Heil- und Hilfsmittelreport 2014

 Ausgaben für Heilmittel: Hier ist die Physiotherapie nach wie vor der größte Posten. Für 1,76 Millionen Versicherte der BARMER GEK wurden 2013 insgesamt 539,8 Millionen Euro ausgegeben, ein Zuwachs um 3,3 Prozent je Leistungsversichertem gegenüber 2012. Ergotherapie erhielten 103.000 Versicherte, dafür entstanden Kosten von 99,8 Millionen Euro (+ 2,50 Prozent). Die Ausgaben für Logopädie für 89.000 Versicherte betrugen 66,8 Millionen Euro (+ 3,4 Prozent); bei der medizinischen Fußpflege sanken die Ausgaben minimal um 0,2 Prozent. Die podologische Versorgung von 75.000 Versicherten kostete 11,9 Millionen Euro (siehe Seite 38 im Report).
 Ausgaben für Hilfsmittel: Die wichtigsten Berufsgruppen für die Versorgung mit Hilfsmitteln für BARMER GEK Versicherte 2013 waren die Orthopädiemechaniker und Bandagisten. Für ihre Leistungen wurden rund 406 Millionen Euro (+ 4,75 Prozent gegenüber 2012) gezahlt. 73,3 Millionen Euro wurden für Leistungen von Orthopädieschuhmachern aufgewandt (+ 8 Prozent). Die Ausgaben für Hörgeräteakustiker stiegen um 3,33 Prozent auf 70 Millionen Euro (Seite 76).
 Regionale Unterschiede: Der Report bilanziert deutliche regionale Unterschiede bei der Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. So variierte 2013 die Versorgungsrate von Verordnungen aufgrund ergotherapeutischer Indikationen bei einem bundesweiten Durchschnitt von 22 Prozent zwischen 16 Prozent in Bremen und 26 Prozent in Sachsen und Berlin (Seite 53). Bei den Hilfsmitteln zeigten alters- und geschlechtsstandardisierte Betrachtungen in Sachsen-Anhalt mit 206 Leistungsempfängern je 1.000 Versicherte den niedrigsten Versorgungsanteil. Das Saarland hatte mit 235 Leistungsversicherten den höchsten Anteil aufzuweisen (Seite 81).
 Variationen nach Alter und Geschlecht: Mit Hilfsmitteln werden Frauen in allen Altersgruppen häufiger versorgt. Deutlich sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei den älteren Jahrgängen ab 80 Jahren (Seite 78). Ein ähnliches Bild zeigen die Heilmittel. In der Logopädie hat 2013 der Anteil sprachtherapeutisch behandelter Männer zwischen 20 und 40 von 2013 zu 2012 um über zehn Prozent zugenommen (Seite 55).

Quelle: Pressemitteilung vom 16.09.2014
_____________________________________________
Presseabteilung der BARMERGEK
Athanasios Drougias (Leitung), Telefon: 0800 33 20 60 99 1421
Sunna Gieseke, Telefon: 0800 33 20 60 44-30 20
E-Mail:presse@barmer-gek.de

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Modernen Wundversorgung zeigt Handlungsbedarf auf

Beitrag von WernerSchell » 09.02.2015, 10:51

BVMed-Pressemeldung 12/15
http://www.bvmed.de/umfrage-zur-moderne ... kassen-auf

Umfrage zur modernen Wundversorgung zeigt Handlungsbedarf bei den Krankenkassen auf

Berlin | Die Krankenkassen müssen der Versorgung ihrer Versicherten mit chronischen Wunden eine strategisch höhere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Fachzeitschrift "Welt der Krankenversicherung" (WdK) unter den Krankenkassen. Die aktuelle Umfrage sowie der Heil- und Hilfsmittelreport 2014 der BARMER GEK zeigen deutliche Defizite in der Versorgung chronischer Wunden auf, obwohl die Wirtschaftlichkeit der modernen Wundversorgung belegt ist. Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordert vor diesem Hintergrund eine stärkere Förderung eines ganzheitlichen Therapieeinsatzes, der eine phasengerechten modernen Wundversorgung gewährleistet, sowie eine verstärkte Berücksichtigung der verfügbaren Evidenz und Leitlinien bei der Versorgung chronischer Wunden. Die WdK-Umfrage kann unter http://www.bvmed.de/wdk-chronische-wunden ( http://www.bvmed.de/download/stuppardt- ... ung-1-2015 )
abgerufen werden.

Der BVMed weist darauf hin, dass Fachgesellschaften, Kostenträger und Expertengremien bereits Richt- und Leitlinien verabschiedet haben, die den Einsatz hydroaktiver Wundverbände als anerkannten Stand der Wissenschaft belegen und fordern. Über 50 Jahre nach ihrer Entwicklung werden die Therapiekonzepte für hydroaktive Wundversorgung damit zunehmend angewandt, jedoch bei weitem noch nicht flächendeckend. Die Zahl der betroffenen Patienten ist dabei sehr hoch. Allein in der Homecare-Versorgung sind rund vier Millionen Menschen von chronischen Wunden betroffen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Indikationen der Wundversorgung, die eine Versorgung mit hydroaktiven Wundauflagen benötigen. Bei der Entscheidung für die Auswahl der Wundtherapie stehen nach Ansicht der BVMed-Experten aber immer noch zu oft die Stückkosten statt der Betrachtung der Gesamtkosten der Behandlung im Vordergrund.

Der Heil- und Hilfsmittelreport 2014 der BARMER GEK zeigte in einem Sonderkapitel auf, dass die betroffenen Patienten in Deutschland unnötig lange an chronischen Wunden leiden. Nach der Analyse gibt es beispielsweise eine gravierende Unterversorgung bei Menschen, die an venös bedingten Unterschenkelgeschwüren leiden. Davon bekommen nur 40 Prozent eine Kompressionstherapie, deren Unterlassung nach Auffassung der Experten einem Behandlungsfehler gleichkommt.

Nach der Umfrage zur Versorgung mit chronischen Wunden unter den Krankenkassen, die der WdK-Chefredakteur und frühere Krankenkassenmanager Rolf Stuppardt vorstellte, wird die Versorgung von den Kassen überwiegend mittelmäßig eingeschätzt. Knapp 30 Prozent der Befragten gaben an, dass es keine flächendeckende adäquate Wundversorgung gäbe. Als sinnvolle Maßnahmen werden vor allem die Stärkung und Förderung einer phasengerechten modernen Wundversorgung (92 Prozent), eine verstärkte Berücksichtigung der verfügbaren Evidenz und Leitlinien (84 Prozent) und eine Verbesserung der Qualifikation der Ärzteschaft sowie ein ganzheitlicher Therapieansatz inklusive einer Gesamtkostenbetrachtung (jeweils 72 Prozent) genannt.

"Nach Einschätzung von 80 Prozent der befragten Krankenkassen wird der Einsatz moderner Wundversorgungsprodukte die Gesamtkosten verringern. Das ist eine gute Basis, um der Versorgung chronischer Wunden zum Wohle der Patienten endlich mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen", kommentiert der BVMed die Umfrageergebnisse.

Mehr zum Thema Wundversorgung unter http://www.bvmed.de/moderne-wundversorgung
( http://www.bvmed.de/de/versorgung/verba ... versorgung ).
--------------------------------------------------------------------------------
Pressetext online unter:
http://www.bvmed.de/umfrage-zur-moderne ... kassen-auf

Pressearchiv: http://www.bvmed.de/pressemeldungen

V.i.S.d.P.: Manfred Beeres M.A.
Leiter Kommunikation/Presse
BVMed - Bundesverband Medizintechnologie Reinhardtstr. 29 b D - 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 246 255-20
Fax: +49 (0)30 246 255-99
E-Mail: beeres@bvmed.de
Internet: http://www.bvmed.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Antworten