Pflege-Reformvorstellungen der Bundesregierung unzureichend

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Antworten
Gaby Modig
phpBB God
Beiträge: 1292
Registriert: 13.11.2005, 13:58

Pflege-Reformvorstellungen der Bundesregierung unzureichend

Beitrag von Gaby Modig » 30.06.2014, 07:08

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet in ihrer Lokalausgabe - NGZ- 30.06.2014 wie folgt zur anstehenden Pflegereform:
Reform macht Tagespflege attraktiver
Neuss. Der erste Teil der Pflegereform ist verabschiedet. Tagespflegeeinrichtungen können davon profitieren. In Neusser Altenheimen bleibt die große Freude aber aus,
weil vorerst nur die Zahl der Alltagsassistenten aufgestockt werden kann.
Von Susanne Genath
… (weiter lesen unter) … http://www.rp-online.de/nrw/staedte/neu ... -1.4350417

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflege-Reformvorstellungen der Bundesregierung unzureichend

Beitrag von WernerSchell » 30.06.2014, 07:41

Gaby Modig hat geschrieben:Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet in ihrer Lokalausgabe - NGZ- 30.06.2014 wie folgt zur anstehenden Pflegereform:
Reform macht Tagespflege attraktiver
Neuss. Der erste Teil der Pflegereformist verabschiedet. Tagespflegeeinrichtungen können davon profitieren. In Neusser Altenheimen bleibt die große Freude aber aus, weil vorerst nur die Zahl der Alltagsassistenten aufgestockt werden kann. ... .
Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


Der o.a. Bericht ist irreführend, weil behauptet wird: "Der erste Teil der Pflegereform ist verabschiedet." Es ist überhaupt (noch) nichts verabschiedet. Es gibt lediglich eine Gesetzesinitiative der Bundesregierung (siehe dazu > "1. Pflegestärkungsgesetz soll am 01.01.2015 in Kraft treten" > viewtopic.php?f=4&t=20450 ). Damit muss sich der Bundestag erst einmal befassen. Daher wird Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk in allernächster Zeit den Bundestag bzw. alle Abgeordneten auf die wirklich notwendigen Reformschritte aufmerksam machen. Bei den Erörterungen wird im Übrigen eine Rolle spielen, dass beim Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde vom 09.01.2014 vorliegt, die moniert, dass der Staat seinen Schutzpflichten gegenüber den pflegebedürftigen Menschen, v.a. in den Heimen, nicht nachkommt.
Die jetzt von der Bundesregierung in Aussicht genommenen Veränderungen werden die seit Jahren vielfach beschriebenen Pflegemängel nicht beheben können. Es ist deutlich mehr Pflegefachpersonal erforderlich. Und insoweit sieht die Gesetzesinitiative keinerlei Verbesserungen vor. Wer noch mehr Assistenzkräfte - ohne ausreichende Qualifizierung - in die Heimversorgung geben will, ändert an den schlechten Pflege-Rahmenbedingungen nichts. Es wird nur Geld für völlig falsche Weichenstellungen ausgegeben. Wir brauchen in den Pflegeeinrichtungen keine weiteren Freizeitgestalter, sondern Personal, dass für die schwierigen Aufgaben mit den meist schwerst pflegebedürftigen Menschen in ausreichender Weise ausgebildet ist. Die Stellenschlüssel für das Pflegepersonal müssen daher deutlich verbessert werden, und zwar bundesweit. Dann muss eine Qualifizierungsoffensive auf den Weg gebracht werden. All das sieht die Bundesregierung leider in ihrer Initiative nicht vor und bewegt sich damit auf dem Niveau der Reförmchen von 2008 und 2012. Es ist mehr als schmeichelhaft von einem "Schritt in die richtige Richtung" zu sprechen. Daher kann die Initiative so nicht akzeptiert werden. Der Gesetzentwurf muss im Bundestag umfangreiche Veränderungen erfahren.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat beim Pflegetreff am 13.05.2014 dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe ein über 80 Seiten umfassendes Papier mit Pflege-Reformerfordernissen übergeben und geht davon aus, dass die darin aufgezeigten Verbesserungsnotwendigkeiten in angemessener Weise Berücksichtigung finden. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist dieserhalb zu einem Gespräch in das Bundesgesundheitsministerium eingeladen. Man darf gespannt sein, ob und ggf. inwieweit bei diesem Gespräch Verbesserungen am vorliegenden Gesetzentwurf aufgezeigt werden. Ungeachtet dessen, wird sich Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk - mit anderen - umfassend in die parlamentarischen Beratungen einblenden.

Die Vorschläge von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk sind nachlesbar unter:
Pflegenotstand und die Reformerfordernisse
viewtopic.php?f=3&t=20429

Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflege-Reformvorstellungen der Bundesregierung unzureichend

Beitrag von WernerSchell » 03.07.2014, 07:06

Die NGZ berichtet heute, 03.7.2014, erneut zur Pflege und titelt:
"Heimbewohner freuen sich über ´Alltagsassistenten` - Durch die zusätzlichen Betreuer könnten die Bewohner häufiger nach draußen kommen, hofft man in Neuss" (sug).

Dazu wurde der Redaktion der NGZ mitgeteilt:

... ich informierte bereits am 30.06.2014 zu Ihrem Bericht vom 30.06.2014 "Reform macht Tagespflege attraktiver." Eine Kontaktaufnahme mit mir fand daraufhin nicht statt. Die "Antwort" (oder "Returkutsche" ist heute ein weiterer Bericht zur Pflege mit dem Titel "Heimbewohner freuen sich über ´Alltagsassistenten` - Durch die zusätzlichen Betreuer könnten die Bewohner häufiger nach draußen kommen, hofft man in Neuss" (sug).

Auch dieser Bericht ist mehr als beanstandungswürdig. Denn er stellt nicht dar, was eine Pflegereform vorrangig leisten muss. Korrekturen im SGB XI können sich nicht nach den Wünschen eines einzelnen Heimbewohners ausrichten. Und dann ist auch ergänzend fatal, wenn so getan wird, als würden alle Heimbewohner in Neuss "Alltagsassistenten" wünschen. Das ist eine unzulässige "Hochrechnung". Im Übrigen wird verkannt, dass in den Pflegeeinrichtungen nach wissenschaftlich anerkannten Standards zu pflegen ist ("Die Pflegeeinrichtungen pflegen, versorgen und betreuen die Pflegebedürftigen, die ihre Leistungen in Anspruch nehmen, entsprechend dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse. Inhalt und Organisation der Leistungen haben eine humane und aktivierende Pflege unter Achtung der Menschenwürde zu gewährleisten", vgl. § 11 Abs.1 SGB XI). Dies ist Gegenstand der Leistungsvereinbarungen bzw. Heimverträge. Mobilisation (siehe z.B. unter > viewtopic.php?f=3&t=20396 ) usw. ist dabei eingeschlossen (darüber informieren Standards) und kann mit Unterstützung von Hilfskräften erfolgen.
Vorrangig muss aber der Notstand im Bereich der fachlichen Pflege behoben werden, v.a. zu Gunsten der schwerst pflegebedürftigen Menschen. Dort sind die vielfach beschriebenen Mängel angesiedelt. Es muss darum gehen, gute Pflege für alle HeimbewohnerInnen zu gewährleisten!
Wie ich Ihnen schon bei unserem Gespräch am 26.05.2014 sagte, habe ich insoweit dem Bundesminister am 13.05.2014 ein über 80 Seiten umfassendes Papier übergeben (Ihrem Reporter am 13.05.2014 übergeben - Überstücke stehen auch weiterhin für Ihre Redaktion zur Verfügung), in dem der Pflegekräftebedarf konkret erläutert und mit zahlreichen Quellhinweisen belegt ist. Schade, dass Sie darüber nicht einmal andeutungsweise informieren und auch nicht den Versuch gemacht haben, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Dass ich zu einem Gespräch ins Bundesgesundheitsministerium eingeladen worden bin, man also meine Ausführungen an verantwortlichen Stellen zur Kenntnis genommen hat, ist in der Redaktion völlig ausgeblendet worden. Das Gespräch im Ministerium wird am 08.07.2014 stattfinden. ....
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflege-Reformvorstellungen der Bundesregierung unzureichend

Beitrag von WernerSchell » 04.07.2014, 08:23

Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=20450

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt u.a. regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.

04.07.2014

An die
Abgeordneten des Deutschen Bundestages


Sehr geehrte Damen und Herren,

das 1. Pflegestärkungsgesetz löst die Pflegemängel nicht auf. - Mit diesem Reförmchen wird uns der Pflegenotstand erhalten bleiben: Die geplante Pflegereform wird uns nicht weiter bringen. Tatsache ist, dass die Gesetzesinitiative keinen einzigen Pflegemangel in den Einrichtungen auflösen wird. An "kleinen Schräubchen drehen" und hier und da ein wenig die Geldleistungen aufstocken ("Taschengeld für alle" - ähnlich dem PNG von 2012), ist nicht die Lösung. Wir brauchen z.B. in den Einrichtungen eindeutig mehr Pflege(fach)personal. Billigkräfte mit unzureichender Qualifizierung lösen nicht die Probleme. In den Einrichtungen sind überwiegend die schwerst pflegebedürftigen Menschen - und die brauchen mehr Fachpflege und keine Freizeitgestalter. Bezüglich der Pflege-Reformerfordernisse hatten wir den Bundesgesundheitsminister Gröhe bei unserem Pflegetreff am 13.05.2014 und haben ihm ein Papier mit Reformanforderungen übergeben. Nur die darin aufgezeigten Veränderungen werden die Pflege-Rahmenbedingungen wirkungsvoll verändern können.
Das erwähnte Papier finden Sie mit Anschreiben unter folgenden Adressen: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf bzw.
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... iefBMG.pdf
Es erscheint geboten, im Rahmen der anstehenden Beratungen die Gesetzesinitiative der Bundesregierung in den entscheidenenden Punkten zu verändern / zu verbessern. Die jetzt vorliegende Initiative der Regierung reicht hinten und vorne nicht (Quelle: viewtopic.php?f=4&t=20450 ).

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Facebook: https://www.facebook.com/werner.schell.7
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Geld allein macht noch keine Reform

Beitrag von WernerSchell » 20.07.2014, 07:27

Zitat der Woche in "CAREkonkret", Die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege (11.07.2014):
"Geld allein macht noch keine Reform".
Die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, Elisabeth Scharfenberg, zum Beschluss des Bundeskabinetts zum Gesetzentwurf über das Pflegestärkungsgesetz. Zwar würden die geplanten Leistungsverbesserungen einigen Menschen helfen, insgesamt aber sei die Reform "planlos und unsystematisches Stückwerk, das die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs immer schwieriger macht."
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegekräfte

Beitrag von WernerSchell » 13.03.2015, 18:02

Bild

"Pflege soll auf Augenhöhe mit Ärzteschaft agieren" (Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 12.03.2015). - Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat gefordert, dass die Pflege künftig auf gleicher Augenhöhe mit den anderen Professionen im Gesund-heitswesen agieren müsse. „Die Pflege ist kein Anhängsel im Gesundheitswesen, sondern eine eigenständige Profession, die eine für sich selbstständig definierte Position im Gesundheitswesen bekommt“, sagte Laumann vor der Eröffnung des 2. Deutschen Pflegetages heute in Berlin.…. (weiter lesen unter) …. http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/62128 >>> Dazu erklärt Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk: Solche und ähnliche Forderungen werden seit Jahren formuliert. Man fragt sich, warum solche Erkenntnisse nicht längst durch politisches Handeln aufgegriffen und umgesetzt worden sind. Herausragend bedeutsam ist, den Beruf der Pflegenden entscheidend zu verbessern: Es müssen klare Regeln für deutlich verbesserte Stellenschlüssel her - und, die Vergütungen müssen angemessen angehoben werden. Nur so gestaltet man "Wertschätzung und Anerkennung"!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25301
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Pflege für die Pflegeberufe! - Rahmenbedingungen verbessern!

Beitrag von WernerSchell » 30.05.2015, 06:52

Siehe auch unter>
Pflegereform: Keine Entlastung für Pflegekräfte
viewtopic.php?f=3&t=20867
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Antworten