Herzkatheter - Qualitätsunterschiede bei Kliniken

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Herzkatheter - Qualitätsunterschiede bei Kliniken

Beitrag von Presse » 19.07.2013, 06:46

Entscheidungshilfe für Patienten / Herzkatheter:
AOK-Krankenhausnavigator macht Qualitätsunterschiede bei Kliniken sichtbar


Berlin (ots) - Therapeutische Herzkatheter gehören zu den häufigsten Eingriffen bei herzkranken Patienten in Deutschland.
Allein im Jahr 2010 wurden etwa 326.000 dieser Behandlungen durchgeführt. Doch auch ein solcher Routine-Eingriff ist mit gewissen Risiken verbunden. Mit dem Krankenhausnavigator der AOK können sich Patienten und Angehörige jetzt vor einem geplanten Herzkatheter darüber informieren, welche Klinik in ihrer Region die niedrigsten Komplikationsraten hat.

Der AOK-Krankenhausnavigator unter der Adresse http://www.aok-krankenhausnavigator.de macht seit heute transparent, welche Kliniken bei therapeutischen Herzkathetern für Patienten ohne Herzinfarkt besonders gut abschneiden. "So helfen wir den Patienten, Krankenhäuser mit guter Behandlungsqualität zu finden", sagt Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes. "Mit verlässlichen Informationen schaffen wir eine echte Entscheidungshilfe bei der Wahl der Klinik." Anhand von Symbolen können die Nutzer schnell und einfach die Krankenhäuser in ihrer Region mit den niedrigsten Komplikationsraten und der geringsten Zahl von Folgeeingriffen erkennen: Drei Lebensbaumsymbole stehen für überdurchschnittliche Qualität einer Klinik, zwei für durchschnittliche und eines für unterdurchschnittliche Qualität.

Therapeutische Herzkatheter kommen bei Patienten zum Einsatz, deren Herzkranzgefäße durch Ablagerungen verengt sind. Dabei wird ein winziger Ballon durch einen Katheter eingeführt und aufgeblasen, um das Gefäß wieder zu weiten. Oft ist diese Behandlung mit dem Einsetzen einer Gefäßstütze (Stent) verbunden, die das Gefäß dauerhaft offen halten soll. Zwar handelt es sich dabei um einen Routineeingriff - aber dennoch kann es zu Gefäßverletzungen, Herzrhythmusstörungen oder Nierenschädigungen durch das Kontrastmittel kommen. Auch Folgeeingriffe belasten die Patienten zusätzlich. Diese Komplikationen und Folgebehandlungen kommen in einigen Krankenhäusern sehr viel häufiger vor als in anderen: Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat festgestellt, dass es bei einem Viertel der deutschen Krankenhäuser mindestens 51 Prozent mehr Komplikationen und Folgeeingriffe gibt als bei dem Viertel der Kliniken mit den geringsten Raten. Der Krankenhausnavigator unter http://www.aok-krankenhausnavigator.de macht diese Unterschiede bei therapeutischen Herzkathetern nun erstmals für die Patienten sichtbar.

"Über unser Portal können sich Patienten schon vor einer geplanten Herzkatheter-Behandlung darüber informieren, welche Kliniken in ihrer Nähe bei diesem Eingriff besonders gute Qualität bieten", betont Uwe Deh. Therapeutische Herzkatheter gehören zu den häufigsten Behandlungen in der Kardiologie. Wurden 2005 laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit rund 271.000 dieser Eingriffe durchgeführt, waren es 2010 bereits etwa 326.000.

Im AOK-Krankenhausnavigator sind außerdem Qualitätsinformationen zu Gallenblasen-Operationen sowie zu planbaren Eingriffen an Knie- und Hüftgelenken und bei Oberschenkelhalsbrüchen abrufbar. Grundlage des Klinikvergleichs ist das Verfahren "Qualitätssicherung mit Routinedaten" (QSR) des Wissenschaftlichen Instituts des AOK. Dabei werden alle Krankenhausbehandlungen, aber auch andere Folgebehandlungen von Patienten bis zu einem Jahr nach dem ersten Eingriff ausgewertet. Dies geschieht ohne zusätzlichen Dokumentationsaufwand für die Krankenhäuser, denn zur Berechnung der Qualitätsindikatoren werden ausschließlich Daten verwendet, die der AOK ohnehin vorliegen. Solche Routinedaten von Patienten übermitteln die Krankenhäuser automatisch an die Krankenkassen, um eine Behandlung in Rechnung zu stellen. Einen Teil dieser Daten wertet das WIdO in anonymisierter Form aus und analysiert Art und Anzahl der aufgetretenen Komplikationen und Folgeeingriffe während und nach dem Krankenhausaufenthalt von Patienten. Ein wissenschaftlich entwickeltes statistisches Verfahren, das unter anderem Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen der Patienten berücksichtigt, sorgt für einen fairen Vergleich zwischen den Kliniken.

Weitere Informationen auf http://www.aok-presse.de und http://www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de.

Hinweis für die Redaktionen: Der AOK-Medienservice (ams) bietet heute im Laufe des Tages eine Themenausgabe zu zehn Jahre Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR)unter http://www.aok-bv.de/presse/medienservi ... 10298.html

Quelle: Pressemitteilung vom 18.07.2013 AOK-Bundesverband
Pressekontakt: Ihr Ansprechpartner in der AOK-Pressestelle:
Michael Bernatek
Tel.: 030 34646-2655
E-Mail: presse@bv.aok.de

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Krankenhausnavigator - NRW-Kliniken hadern ...

Beitrag von Presse » 19.07.2013, 06:56

Ärzte Zeitung, 19.07.2013
Krankenhausnavigator - NRW-Kliniken hadern mit AOK-Web-Tool

KÖLN. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) hat die Aufnahme von Daten zu therapeutischen Herzkathetern in den Krankenhausnavigator scharf kritisiert und schließt Klagen von Kliniken nicht aus.
Sie wirft der AOK methodische Schwächen, mangelnde Transparenz und das Fehlen einer gesetzlichen Grundlage für die Verwendung der entsprechenden Daten vor.
... (mehr) http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=843 ... ent&n=2848

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Herzkatheter - zu oft und mit Qualitätsunterschieden

Beitrag von Gaby Modig » 19.07.2013, 07:06

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtet am 19.07.2013 zum AOK-Bericht betreffend Herzkatheter und informiert über Lob und Tadel:

Düsseldorf: AOK lobt Kliniken aus der Region
VON CHRISTIAN SPOLDERS - zuletzt aktualisiert: 19.07.2013
Düsseldorf (RP). Herzkatheter-Patienten werden im St. Antonius Hospital in Kleve und im Evangelischen Klinikum Niederrhein überdurchschnittlich gut behandelt.
.... http://nachrichten.rp-online.de/wirtsch ... -1.3548146

Patienten scheinen gut beraten, vor einer Herzkatheter-Untersuchung nachzufragen - in verschiedene Richtungen. Die RP verdeutlicht in ihrem Bericht nicht ausreichend,
dass es offensichtlich zu viele Herzkatheter-Untersuchungen gibt. Auch hier gilt anscheinend: Weniger ist oft mehr!


Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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AOK-Analyse zu Herzkatheter­behandlungen - Kritik

Beitrag von Presse » 19.07.2013, 07:50

Krankenhaus­gesellschaft kritisiert AOK-Analyse zu Herzkatheter­behandlungen
Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) hat die von der AOK veröffentlichten Ergebnisse zur Qualität therapeutischer
Herzkatheterbehandlungen bei Patienten ohne Herzinfarkt scharf kritisiert. ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/5 ... handlungen

WernerSchell
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Herzkatheter: Wechsel der Methode reduziert Sterblichkeit

Beitrag von WernerSchell » 17.03.2015, 09:33

Herzkatheter: Wechsel der Methode reduziert Sterblichkeit deutlich

Aktuell erfolgt der Zugang zum Herzen bei Untersuchungen oder Behandlungen mit Herzkathetern meist via Leiste. Deutlich besser schneidet als Methode jedoch der Zugang übers Handgelenk ab. Dies zeigt eine internationale Studie, an der die Universität Bern massgeblich beteiligt ist, die heute in der Fachzeitschrift «Lancet» publiziert wurde.

Pro Jahr werden in der Schweiz rund 46'000 Herzkatheter-Untersuchungen durchgeführt, etwa 22'000 sind verbunden mit einer Behandlung der Herzkranzgefässe. Dabei werden die Gefässe –etwa bei einem Herzinfarkt – mit einem kleinen Ballon erweitert und mit einem medikamentenbeschichteten Stent gestützt, so dass der Herzmuskel wieder ausreichend mit Blut versorgt wird. Aktuell erfolgt die Mehrheit aller Interventionen mit dem Herzkatheter noch über den Leistenzugang. Der alternative Zugang über das Handgelenk wird in der Schweiz seltener gewählt, da er technisch anspruchsvoller ist.

Die Umstellung auf diese Methode hat jedoch bereits begonnen. Zu Recht, wie die bisher grösste randomisierte Studie zum Vergleich von Handgelenk und Leiste als Zugangsorte für Herzkatheter-Untersuchungen zeigt. Denn der Zugang über das Handgelenk kann Leben retten: Die Methode reduziert nicht nur das Risiko für Blutungen, sie senkt auch die Sterblichkeit der Patientinnen und Patienten um mehr als einen Viertel. Die Studie wird heute in der Medizinfachzeitschrift Lancet publiziert. «Die beobachtete Reduktion der Gesamtsterblichkeit wurde durch eine Meta-Analyse aller relevanten Studien untermauert», sagt einer der Hauptverantwortlichen, Professor Peter Jüni, neuer Direktor des Instituts für Hausarztmedizin der Universität Bern. «Deswegen sollte nun baldmöglichst von der Leiste aufs Handgelenk umgestellt werden», so Jüni.

Weniger Todesfälle, keine Mehrkosten

Die Studie, an der Forschende der Universität Bern gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Italien, Spanien, Schweden und den Niederlanden gearbeitet haben, wurde in der Zeitschrift «Lancet» publiziert. Sie basiert auf den Daten von rund 8400 Patienten mit akutem Herzinfarkt oder hohem Risiko dafür. Nach 30 Tagen wurden bei Patientinnen und Patienten, bei denen das Handgelenk als Zugangsort für den Herzkatheter gewählt wurde, 66 Todesfälle beobachtet, bei Patienten mit Leiste als Zugangsort 91Todesfälle.

«Bisherige Studien haben eine Reduktion des Blutungsrisikos gezeigt, aber keine klaren Vorteile bezüglich Sterblichkeit», meint der Erstautor der Studie, Dr. Marco Valgimigli von der Universität Rotterdam, Niederlande, und erklärt: «Die dank unserer Analysen nun ebenfalls gesicherte Reduktion der Gesamtsterblichkeit geht vor allem auf eine Verminderung grösserer Blutungen an der Zugangsstelle zurück.» In der Studie wurden beim Handgelenkszugang 16, beim Leistenzugang hingegen 43 dieser Blutungen beobachtet.

«Aufgrund dieser Zahlen gehen wir davon aus, dass mit einer vollständigen Umstellung des Zugangs von der Leiste auf das Handgelenk in der Schweiz jährlich mehrere hundert Blutungen oder Todesfälle vermieden werden können», sagt Jüni, «und dies gänzlich ohne Mehrkosten.» Die Studie sei damit ein typisches Beispiel für eine grosse Studie mit simpler Fragestellung, welche die Praxis verändere und die Behandlungsstrategie massgeblich verbessere. «Viele dieser einfachen Fragestellungen sind uninteressant für die Industrie, aber hochrelevant für unsere Patientinnen und Patienten», führt der Berner Professor für Hausarztmedizin aus. Deswegen brauche es in der Schweiz – wie in anderen Ländern längst der Fall – industrieunabhängige Finanzierungsquellen für die patientenzentrierte klinische Forschung, welche in Zukunft die zur Durchführung solcher Studien notwendigen ein- oder zweistelligen Millionenbeträge aufbringen können.

Umstellung auf die neue Methode braucht Ausbildung

Der Zugang am Handgelenk ist technisch allerdings anspruchsvoller als jener via Leiste. Denn die Arterie, welche am Handgelenk für die Einführung des Herzkatheters verwendet wird, ist kleiner als diejenige in der Leiste. Der Zugang über diesen Weg erfordert genügend Erfahrung und eine hohe technische Fertigkeit. «Eine sofortige Umstellung ist deshalb nicht möglich, es braucht dazu eine entsprechende Ausbildung», erläutert Professor Stephan Windecker, Chefarzt Kardiologie am Inselspital Bern. «Zudem ist bei einem kleinen Prozentsatz der Patientinnen und Patienten ein Zugang via Handgelenk aus technischen Gründen nicht möglich, sie müssen trotzdem über die Leiste behandelt werden.» Windecker, Hauptverantwortlicher für die entsprechende Richtlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, war nicht in die Studie involviert. Trotzdem ist er zuversichtlich, wie er sagt: «Eine Trendwende hat bereits stattgefunden, welche durch die Studienresultate weiter beflügelt wird».

Weitere Informationen:
http://www.medienmitteilungen.unibe.ch

Quelle: Pressemitteilung vom 16.03.2015
lic. phil. Nathalie Matter Corporate Communication
Universität Bern
https://idw-online.de/de/news627526
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Herzkatheter: Radialer Zugang im Handgelenk

Beitrag von WernerSchell » 18.03.2015, 07:59

Deutsches Ärzteblatt:
Herzkatheter: Radialer Zugang im Handgelenk senkt Sterberate
Die meisten Kardiologen bevorzugen für einen Herzkatheter den transfemoralen Zugang über die Leiste.
Ein Zugang über die Arteria radialis vom Handgelenk aus war in einer randomisierten Studie im Lancet
(2015; doi: 10.1016/S0140-6736(15)60292-6) ... »
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/6 ... Sterberate
Perkutane Koronarintervention: A. radialis ist Zugang erster Wahl
http://www.aerzteblatt.de/archiv/135210 ... rster-Wahl
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Arm oder Leiste: Was ist der beste Weg ins Gefäß?

Beitrag von WernerSchell » 25.03.2015, 09:08

Ärzte Zeitung vom 25.03.2015:
Arm oder Leiste: Was ist der beste Weg ins Gefäß?
Über den Arm oder doch die Leiste? In der Frage des besten Zugangswegs für Herzkatheter-Eingriffe sind Kardiologen
bisher gespalten. Eine neue Studie könnte nun endlich Klarheit bringen.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=882 ... rkt&n=4120
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Medikamentenfreisetzende AK-Stents -Kein Anhaltspunkt für Nu

Beitrag von WernerSchell » 22.11.2015, 07:55

Medikamentenfreisetzende AK-Stents bei koronarer Herzkrankheit: Kein Anhaltspunkt für Nutzen

Patientenrelevanter Nutzen von medikamentenbeschichteten AK-Stents ist unklar / Datenlage bei den meisten Endpunkten unzureichend

Nach wie vor unklar ist der Nutzen einer Behandlung mit antikörperbeschichteten, medikamentenfreisetzenden Stents (AK-DES) im Vergleich zu allein medikamentenfreisetzenden Stents (DES) bei Patientinnen und Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), die eine Stent-Implantation benötigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein am 20. November 2015 veröffentlichter Abschlussbericht, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) erstellt hat.

Die beiden einzigen Studien zum Vergleich von AK-DES mit DES waren zu klein, um verlässliche Aussagen zu patientenrelevanten Endpunkten abzuleiten, und die Datenlage für die meisten Endpunkte ist unzureichend. Vergleichsstudien mit anderen Behandlungsoptionen als DES ließen sich nicht identifizieren. Auch das Stellungnahmeverfahren nach dem Vorbericht brachte keinen Zugewinn an Erkenntnissen. Deshalb gibt es keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen von AK-DES im Vergleich zu DES.

AK-DES sollen Blutverdünnung überflüssig machen

AK-DES sind auf ihrer Außenseite (zur Gefäßwand hin) mit Medikamenten zur Immunsuppression beschichtet und auf ihrer Innenseite (zur Gefäßinnenseite hin) mit Antikörpern, um das Anwachsen von Endothelzellen auf den Stent-Streben zu fördern. Dadurch soll sich die Dauer der Behandlung mit Blutverdünnern verkürzen lassen, ohne das Risiko einer erneuten Gefäßverengung (Restenose) oder einer Gerinnselbildung (Thrombose) zu erhöhen.

Die Behandlung mit Blutverdünnern über mehrere Monate hinweg ist nach DES-Implantation Standard, kann aber bei bestimmten Patientengruppen problematisch sein, z. B. wenn eine größere Operation bevorsteht. Auch wenn ein Patient bereits wegen einer anderen Erkrankung Tabletten zur Blutverdünnung dauerhaft einnehmen muss, ist eine DES-Implantation oft nicht ratsam, weil dann in der Regel gleich drei Medikamente zur Blutverdünnung parallel notwendig würden. Daher wäre es hilfreich, wenn es Stents gäbe, die die Wirksamkeit von DES besäßen, jedoch keine längerfristige Blutverdünnung erforderten.

Verfügbare Studien liefern keine relevanten Unterschiede

Die Ergebnisse in den beiden einzigen verfügbaren Studien REMEDEE und REMEDEE OCT liefern keine relevanten Unterschiede zwischen AK-DES (Handelsname Combo) im Vergleich zu Stents verschiedener Hersteller, die allein mit Medikamenten beschichtet sind (DES).

In REMEDEE sollte gezeigt werden, dass AK-DES (bei 124 Patienten) den DES in der Kontrollgruppe (mit 59 Patienten) nicht unterlegen sind. In REMEDEE OCT sollte die Überlegenheit von AK-DES (bei 29 Teilnehmern) gegenüber DES (bei 31 Teilnehmern) gezeigt werden. Auf den patientenrelevanten Nutzen war keine der beiden Studien ausgerichtet, sondern auf das Einwachsverhalten des AK-DES im Vergleich zu DES.

Die beiden Studien liefern zwar Daten zu den patientenrelevanten Endpunkten Sterblichkeit, Herzinfarkt, kardiale Bypass-Operation, Gesamtrate schwerwiegender Nebenwirkungen, Gefäßkomplikationen, zerebrovaskuläre Ereignisse und Blutungen. Allerdings ist die Datenlage zu mehreren Endpunkten unzureichend und in vielerlei Hinsicht unsicher. Aufgrund der unterschiedlichen Medikamentenbeschichtung der verschiedenen DES-Typen ist auch unklar, welchen Anteil die AK-Beschichtung tatsächlich an den Studienergebnissen hat.

Nutzen oder Schaden im Vergleich zu DES unklar

Welchen Nutzen oder Schaden die neue Stent-Generation AK-DES also im Vergleich zu DES für Patientinnen und Patienten bringt, bei denen aufgrund einer KHK eine Stent-Implantation angezeigt ist, bleibt weiterhin unklar.

Aus einer Bewertung des IQWiG im Oktober 2012 (Rapid Report N12-01) ergaben sich für Patientinnen und mit Patienten hohem Restenose-Risiko Hinweise auf einen geringeren Nutzen von AK-Stents, die allein mit Antikörpern beschichtet sind, im Vergleich zu DES. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) schloss daraufhin im März 2013 die Erstattung von AK-Stent-Implantationen bei solchen Patienten, bei denen auch ein DES-Einsatz in Betracht kommt, durch die gesetzlichen Krankenversicherungen aus.

Offen ist, ob die zurzeit noch laufenden Studien HARMONEE und RECOVERY die Frage nach dem Nutzen und Schaden von AK-DES im Vergleich zu DES für Patientinnen und Patienten mit KHK und Indikation für einen Stent beantworten können. Keine der laufenden Studien ist auf den patientenrelevanten Nutzen ausgerichtet.

DES dominieren Stent-Implantationen bei KHK-Patienten

Im Jahr 2013 wurde in Deutschland bei knapp 80 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einer Indikation zur Stent-Implantation ein DES verwendet, bei den restlichen 20 Prozent kamen reine Metallstents (BMS) zum Einsatz. Die BMS eignen sich vor allem dann, wenn eine Behandlung mit Blutverdünnern aufgrund der Begleiterkrankungen des Patienten problematisch ist. AK-DES spielen dagegen bisher keine relevante Rolle in der klinischen Versorgung und finden beispielsweise weder in deutschen noch in internationalen Leitlinien größere Beachtung.

Ein Grund für die steigende Zahl von Stent-Implantationen ist u. a. die ständige Weiterentwicklung der Stents. „Es zeigt sich, dass moderne DES zunehmend auch Verwendung bei Patienten finden, die früher ausschließlich mit BMS behandelt wurden“, erläutert Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren beim IQWiG, die Versorgungssituation. „Die Eigenschaften von DES der zweiten Generation ändern allmählich auch die Empfehlungen zur Dauer der notwendigen dualen Antiplättchentherapie im Anschluss an die Implantation: Die verkürzte Einnahme von Blutverdünnern erhöht die Zahl der Patienten, die für eine DES-Implantation infrage kommen – und senkt damit den Bedarf für AK-DES.“

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im Juli 2015 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im September 2015 an den Auftraggeber versandt. Die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit externen Sachverständigen erstellt.

Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse des Abschlussberichts gibt die Kurzfassung.

Weitere Informationen:
https://www.iqwig.de/download/N13-01_Ab ... koerperbes... - Kurzfassung zum Abschlussbericht
https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebn ... se-verfahr... - zum Abschlussbericht

Quelle: Pressemitteilung vom 20.11.2015
Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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