Ambulante Pflege NRW - Streit um angemessene Finanzierung

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Presse
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Ambulante Pflege NRW - Streit um angemessene Finanzierung

Beitrag von Presse » 16.04.2013, 06:22

Pressemitteilung vom 15.04.2013:

Krankenkassen verweigern angemessene Finanzierung
Wohlfahrtsverbände starten landesweite Initiative "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!"


Düsseldorf, 15.04.2013. Die Wohlfahrtsverbände mit ihren rund 930 ambulanten Pflegediensten in NRW haben heute die landesweite Initiative „Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!“ gestartet. Damit setzen sie sich für bessere Bedingungen in der häuslichen Krankenpflege und vor allem für mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten ein. Von den Krankenkassen fordern sie ein Ende der bisherigen Blockadehaltung und eine angemessene Vergütung der Pflegeleistungen. In den kommenden zwei Wochen (15.4. -28.4.2013) sind im Rahmen der Initiative mehr als 40 Aktionen in ganz NRW geplant.

„Die Pflegedienste stehen unter enormem Druck, weil ihre Leistungen unzureichend finanziert sind“, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Während die Kosten in den Pflegediensten durch höhere Löhne und Sachkosten in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sind, haben die Krankenkassen die Vergütungssätze für die Leistungen nur minimal erhöht: Von 2002 bis 2012 stiegen die Kosten der Dienste um rund 20%, die Vergütungen der Kassen jedoch gerade mal um rund 7%. Die Lücke von immerhin 13% haben die Dienste versucht, durch Rationalisierungen aufzufangen. Arbeitsverdichtung bei den Pflegekräften, engere Tourenplanung und damit weniger Zeit für die zu pflegenden Menschen sind zwangsläufig die Folge. „Die Ausschöpfung von vermeintlichen Reserven hat längst Grenzen erreicht. Die Unterfinanzierung der Dienste geht zulasten der Menschen und bedroht die Qualität der Pflege“, so Zaum weiter.

Nicht selten müssen in einer vierstündigen Pflegedienst-Tour 16 und mehr Menschen versorgt werden, vor zehn Jahren waren es noch zwei bis drei Menschen weniger. Für das Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und die Gabe von Medikamenten hat eine Pflegekraft beispielsweise nur etwa zehn Minuten Zeit. Dabei sind die Anfahrt sowie die umfassenden Schreibarbeiten und die Organisation des Pflegeeinsatzes inbegriffen. Der Pflegedienst kann für diese Leistung 9,12 Euro mit der Krankenkasse abrechnen.

„Wir fordern von den Krankenkassen, dass sie die Vergütungen deutlich anheben. Die seit Jahren in den Vergütungsverhandlungen seitens der Kassen praktizierte Blockade- und Verschleppungstaktik muss endlich ein Ende haben“, sagt Hermann Zaum, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW. „Für eine häusliche Pflege, die sich der Menschenwürde und hohen Qualitätsstandards verpflichtet fühlt, brauchen die Pflegedienste mehr Geld. Denn Geld bedeutet hier Zeit – und die zählt für die Menschen.“

Mehr Informationen zur Initiative und den Aktionen vor Ort: http://www.hilfe-fuer-pflege.de.

Material zum Herunterladen
http://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de ... 4.2013.pdf

Gaby Modig
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Zehn Minuten pro Patient für Pflege

Beitrag von Gaby Modig » 16.04.2013, 06:36

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post (RP) berichtet heute, 16.04.2013, zur Finanzierung der ambulanten Pflege in NRW:

Düsseldorf Zehn Minuten pro Patient für Pflege
VON GERHARD VOOGT - zuletzt aktualisiert: 16.04.2013

Düsseldorf (RP). Die Freie Wohlfahrtspflege kritisiert Arbeitsbedingungen ambulanter Dienste.
In NRW werden rund 120 000 Menschen täglich von ambulanten Pflegediensten versorgt. Die Rahmenbedingungen der Pflege haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Bei einer vierstündigen Pflegediensttour müssen mittlerweile 16 Patienten versorgt werden – 2003 waren es noch drei Menschen weniger.
.... mehr .... http://nachrichten.rp-online.de/regiona ... -1.3333038

+++
Ich kenne die Argumente pro oder contra höhere Vergütungen leider nicht. Allerdings ist der o.a. Titel für die LeserInnen nachdenkenswert. Ob denn diese Minuten reichen? Ob nicht tatsächlich mehr finanziert werden muss?
Allerdings scheint es auch so, dass höhere Kostenanteile für die ambulanten Pflegedienste das Budget der Kunden, also der pflegebedürftigen Menschen, belasten und daher die Sachleistungen eher verbraucht und letztlich weniger Dienstleistungen eingekauft werden können. Daher sind wohl viele Argumente zu beleuchten und vor allem ist es geboten, die Interessen der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen in den Mittelpunkt zu rücken.
Daher meine Botschaft:
Die Kerndiskussion muss sich um das Thema "bessere Pflege" drehen, eine verbesserte Finanzierung wäre nur Mittel zum Zweck.

Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Leistungen Kranken- und Pflegekassen NRW - Übersicht

Beitrag von Service » 16.04.2013, 08:28

MitHilfe GmbH & Co. KG
Pflege von Mensch zu Mensch
Kleiner Werth 36 - 42275 Wuppertal

http://www.mithilfe-pflege.de/kontakt.html

informiert:

Leistungen der Krankenkassen in NRW
http://www.mithilfe-pflege.de/pdf/leist ... in_nrw.pdf
Übersicht Leistungskomplexe der Pflegekassen in Nordrhein-Westfalen
http://www.mithilfe-pflege.de/pdf/leist ... in_nrw.pdf

Bettina Olbing
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Pflege im ambulanten Bereich verbessern

Beitrag von Bettina Olbing » 16.04.2013, 09:37

Das gesamte Pflegesystem bedarf einer grundlegenden Reform. Dabei muss dem Grundsatz "ambulant vor stationär" mehr Geltung verschafft werden.
In allen Leistungsbereichen muss mehr Personal auf den Weg gebracht werden, so dass wir endlich weg kommen von der sog. Minutenpflege. Dazu ist es erforderlich, mehr Geld ins System zu bringen. Gute Pflege wird teurer!
So gesehen müssen auch die Leistungsansprüche der pflegebedürftigen Menschen im ambulanten Bereich deutlich verbessert werden. Es muss für den ambulanten Bereich so viel Geld ins System gegeben werden, wie eine vernünftige Versorgung zu Hause erfordert. Höhere Vergütungen für die Pflegedienste werden dabei möglicherweise nicht vermeidbar sein. Aber die Verbesserung der Pflege an den Menschen gehört in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Der Ökonomie darf nicht die Hauptsorge gelten.

Bettina Olbing
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Hilfe! Mehr Zeit für Pflege - vom Menschen her denken!

Beitrag von ProPflege » 16.04.2013, 10:34

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist am 15.04.2013 von verschiedenen Seiten mit der Angelegenheit befasst worden und hat den nachfolgenden Brief ausgefertigt:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.


15.04.2013

Aktionsbüro „Hilfe für Pflege“
c/o Diakonie RWL, Lenaustraße 41, 40470 Düsseldorf


Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe im Internet Hinweise zur Aktion der Freien Wohlfahrtspflege "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!" gefunden -> http://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de ... b4a/lan/de

Grundsätzlich ist es richtig, dass für die Pflegesysteme mehr Geld aufzubringen ist. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist daher seit Jahren bemüht, bessere Pflege-Rahmenbedingungen einzufordern und MitstreiterInnen für diesbezügliche Veränderungen einzufordern. Am 10.08.2010 brachte u.a. die NGZ dazu ein Interview mit mir: "Mehr Personal, bessere Pflege" -> http://www.ngz-online.de/neuss/nachrich ... e-1.316561
In einer umfangreichen Stellunghabe hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk am 21.08.2011 das BMG und den Deutschen Bundestag angeschrieben und konstruktiv auf Verbesserungsnotwendigkeiten aufmerksam gemacht -> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tz2011.pdf

Ergänzend wurde in zahlreichen - bundesweit ausgerichteten - Pflegetreffs in Neuss-Erfttal u.a. in Anwesenheit von Abgeordneten aus dem Deutschen Bundestag oder der Pflegeministerin NRW auf Verbesserungsnotwendigkeiten aufmerksam gemacht.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist bei all dem der Meinung, dass die gebotenen Reformmaßnahmen ganzheitlich betrachtet werden müssen und alle Aspekte der pflegerischen und sonstigen Versorgung bedacht werden müssen - ambulant und stationär. Dabei darf auch die Entwicklung von Quartierskonzepten nicht außer Betracht bleiben.

Bedauerlicherweise hat es bei den Bemühungen von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk eigentlich keine merkbare Unterstützung der Freien Wohlfahrtspflege gegeben. Unterstützungsnotwendigkeiten werden aber gesehen, da wir als Interessenvertretung für hilfe- und pflegebedürftige Menschen aktiv und so auch einige andere Interessen in die Erörterungen einzubringen sind.

Da es nahezu keine gemeinsamen Aktivitäten gegeben hat, dürfen wir uns alle letztlich nicht darüber wundern, dass der Gesetzgeber keine vernünftige Pflegereform beschlossen hat. Das Pflege-Neuausrichtungsgesetz bringt uns nicht weiter, allein die Bezeichnung des Gesetzes ist schon überzogen.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wird nun am 28.05.2013 einen weiteren großen Pflegetreff durchführen und dabei erneut auf dringende Reformmaßnahmen aufmerksam machen. Es sind auch als Gäste Politiker eingeladen.

Ich rege nach dem all dem an, darüber nachzudenken, Forderungen tunlichst auf gemeinsamer Basis zu formulieren und einzufordern. Ihre jetzigen Forderungen, die im Tenor richtig erscheinen, sind mir - und anderen - inhaltlich in Einzelheiten nicht bekannt. Daher ist auch der jetzt plötzlich ausgelöste öffentliche Proteststurm eigentlich nicht ganz nachvollziehbar.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell -
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei http://www.facebook.com/

+++
Ankündigungen / Einladungen:

18. Pflegetreff am 28.05.2013, 17.00 - 19.00 Uhr, in Neuss-Erfttal
Thema: Das Pflegesystem bedarf einer grundlegenden Reform - Die deutliche Zunahme von dementiellen Erkrankungen macht einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff erforderlich. Darüber hinaus sind wohnortnahe Quartierskonzepte (= ambulant vor stationär) und der Abbau des Pflegenotstandes (Minutenpflege) zwingend. Es stellen sich vielfältige Fragen, z.B.: Wie sind die politischen Parteien im Wahljahr 2013 aufgestellt, um das Pflegesystem demografiefest zu machen und dauerhaft solidarisch zu finanzieren?
Einladung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 280513.pdf
Näheres im Forum hier viewtopic.php?t=18156 (ständige Aktualisierung)
Zum Pflegetreff informiert eine Pressemitteilung vom 25.03.2013 hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032013.pdf
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/

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Hilfe! Mehr Zeit für Pflege ... bedenkenswerte Hinweise

Beitrag von WernerSchell » 16.04.2013, 10:52

Die Kampagne "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!" erfährt große Aufmerksamkeit (z.B. auch bei Facebook).
Allerdings gilt es zu bedenken:


Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ muss im Pflegesystem mehr Aufmerksamkeit erfahren. Daher sind die Leistungen für die Pflege im häuslichen Umfeld in vielfältiger Weise zu verstärken. Es erscheint in diesem Zusammenhang nicht unvernünftig, die ambulanten Pflegedienste angemessen zu finanzieren, ggf. auch die Entgelte zu erhöhen. Zu bedenken ist aber, dass höhere Entgelte die pflegebedürftigen Menschen bei der Inanspruchnahme von Sachleistungen belasten. Daher sind umfängliche Pflege-Reformmaßnahmen dringend geboten. Dabei muss ein Interessenausgleich zwischen allen Beteiligten gefunden werden.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Gaby Modig
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Mehr Geld für die ambulante Pflege ...

Beitrag von Gaby Modig » 17.04.2013, 06:20

Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) berichtet heute, 17.04.2013, im Teil Grevenbroich, über die o.a. Forderungen:

Rhein-Kreis Neuss - Wohlfahrtsverbände fordern mehr Geld für die ambulante Pflege
VON DANIELA BUSCHKAMP - zuletzt aktualisiert: 17.04.2013
Grevenbroich (NGZ). Im Rhein-Kreis Neuss wird die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege aktiv – sie unterstützt die Wohlfahrtsverbände NRW bei ihrer aktuellen landesweiten Kampagne "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!"– "In der ambulanten Pflege gibt es bereits jetzt zahlreiche Probleme, etwa durch den Fachkräftemangel", sagt Karl Boland, Sprecher der Wohlfahrtsverbände im Rhein-Kreis Neuss.
... (mehr) .... http://www.ngz-online.de/rhein-kreis/na ... -1.3335104
+++
Grundsätzlich habe ich - mit anderen - keine Bedenken dagegen, wenn die ambulanten Pflegedienste ordentlich finanziert werden. Für eine in die Öffentlichkeit getragene Diskussion gehören aber alle Fakten auf den Tisch. Pflegedienste erbringen Leistungen nach dem SGB V und SGB XI und sind dabei in einen zeitlichen Rahmen eingebunden. Das ist nicht immer erfreulich für die pflegebedürftigen Menschen / Patienten. Alle wünschen sich mehr Zeit füreinander.
Bei der augenblicklichen Diskussion geht es aber anscheinend nur um mehr Geld, ohne dabei zu verdeutlichen, ob und inwieweit die zu versorgenden Menschen davon profitieren. Daher würde ich mir wünschen, wenn alle Fakten auf den Tisch kämen, so dass man sich, auch als Zeitungsleser, zugegeben mit etwas Fachwissen, eine fundierte Meinung bilden kann.
Natürlich muss es im gesamten Gesundheits- und Pflegesystem um bessere Versorgungsstrukturen gehen. Daher bin ich auch der Meinung, dass vorrangig über Reformen in allen Bereichen dieser Systeme befunden werden muss.

Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Bajuware
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Beitrag von Bajuware » 17.04.2013, 07:47

Aus südlicher Sicht:
Es wird mehr Zeit für die Pflege gefordert - aber im Kern geht es nur um mehr Geld.
Das kann doch nicht ernstlich der richtige Weg sein. Wenn es um Verbesserungen in der ambulanten Versorgung von Patienten und pflegebedürftige Menschen gehen soll, dann müssen mehrere Aspekte bedacht werden. Ich kann aus den Forderungen der NRW-Wohlfahrtsverbände noch nicht ableiten, dass hier die betroffenen kranken und pflegebedürftigen Menschen im Mittelpunkt stehen sollen. Möglicherweise geht es, wie leider allzu oft, um ökonomische Interessen. Und für die Betroffenen ändert sich in der konkreten Versorgungslage dann eher nichts.
Bajuware
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

WernerSchell
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Beitrag von WernerSchell » 17.04.2013, 08:00

Zur Aufhellung des Sachverhalts wurde der nachfolgende Brief verschickt:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.


17.04.2013

Aktionsbüro „Hilfe für Pflege“
c/o Diakonie RWL, Lenaustraße 41, 40470 Düsseldorf


Sehr geehrte Damen und Herren,

im Nachgang zu meiner Zuschrift vom 15.04.2013 teile ich mit:

Ihre Protestaktion in Grevenbroich hat heute zu einem Bericht in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung geführt -> http://www.ngz-online.de/rhein-kreis/na ... -1.3335104
Aus dem Bericht ergibt sich, dass Klage eingereicht worden ist.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie mir eine Ausfertigung dieser Klageschrift überlassen könnten (einfach per E-Mail). Ich bin natürlich gerne bereit, Ihre Aktion zu unterstützen, wenn durch geeignete Hinweise deutlich wird, dass auch die Patienten bzw. pflegebedürftigen Menschen davon profitieren werden. Dies kann ich Moment nicht deutlich erkennen. Auch wird der Umgang Ihrer Forderungen nicht klar. Aber, das würde man ja alles aus der Klageschrift entnehmen können.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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PflegeCologne
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Pflege im ambulanten Bereich verbessern

Beitrag von PflegeCologne » 17.04.2013, 10:04

Hallo Forum,
es gibt nicht nur Neusser Medienberichte zu den Forderungen der Pflegedienste, sondern auch im Bereich Eifel ...
Ich habe einige Meldungen angefügt.
Die Streithähne sollten verhandeln. Das Thema eignet sich weniger für Streiks. Zuviele pflegebedürftige Menschen werden verunsichert.
MfG Pflege Cologne

Ein „Zeitschwein“ für die Krankenkassen
Sie wollten ein deutliches Zeichen setzen. Die Rede ist von 40 Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste der Caritasverbände Eifel und Euskirchen, des Diakonischen Werks Euskirchen sowie der Stiftung Evangelisches Altenheim Gemünd.
Von Julia Kolhagen und Tom Steinicke
Kreis Euskirchen.
Sie wollten ein deutliches Zeichen setzen. Die Rede ist von 40 Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste der Caritasverbände Eifel und Euskirchen, des Diakonischen Werks Euskirchen sowie der Stiftung Evangelisches Altenheim Gemünd (EvA). „Wir brauchen in der ambulanten Pflege eine bessere Entlohnung und mehr Zeit für unsere Patienten“, bringt es Malte Duisberg, Geschäftsführer des EvA, auf den Punkt.
http://www.rundschau-online.de/euskirch ... 89148.html

Pflegedienst: Fünf Stunden für 25 Patienten
Von Pia Windhövel
Die Freien Wohlfahrtsverbände schlagen wegen schlechter Bedingungen Alarm
Rhein-Kreis Neuss. Marina Mänz liebt ihren Job. Auch wenn die Arbeitsbedingungen aus ihrer Sicht kaum tragbar sind. Die 53-Jährige arbeitet seit 20 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), sie ist Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes in Neuss.
Zu wenig Zeit für Patienten, eine zu geringe Vergütung, ein zu hoher Dokumentationsaufwand – das sind kurz zusammengefasst die Kritikpunkte, auf die die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände im Rhein-Kreis Neuss im Rahmen einer NRW-weiten Kampagne aufmerksam machen möchte.
http://www.wz-newsline.de/lokales/rhein ... -1.1294221

Senioren
Pflege droht vor die Wand zu fahren

Kreis Kleve. Der Caritasverband Kleve beklagt die steigenden Personal- und Transportkosten und schließt sich der Kampagne „Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!“ an.
Die ambulante Pflege gerät in der Region Nordkreis Kleve zunehmend in Not. 20 Prozent Steigerung der Personalkosten in den letzten zehn Jahren „gleichen für unsere Mitarbeitenden kaum mehr als die Inflation aus“, erklärt Vorstand Joachim Schmidt vom Caritasverband Kleve. „Aber den Krankenkassen haben wir gerade mal sieben Prozent höhere Vergütungen abringen können“.
http://www.derwesten.de/staedte/nachric ... 46376.html
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Presse
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Pflege muss bezahlbar bleiben!

Beitrag von Presse » 18.04.2013, 06:35

Pflege muss bezahlbar bleiben!
Pflegekassen weisen überzogene
Forderungen der Wohlfahrtsverbände
zurück


Düsseldorf/Dortmund. Die Kranken- und Pflegekassen in Nordrhein-
Westfalen appellieren an die Wohlfahrtsverbände, die Protestaktionen
im Rahmen der aktuellen Vergütungsverhandlungen
umgehend zu stoppen und von den überzogenen Honorarforderungen
Abstand zu nehmen. Die Protestaktionen sind der
Versuch, die Öffentlichkeit zu verunsichern und die öffentliche
Meinung zu instrumentalisieren.


In Verhandlungen über die zeitbezogenen Pflegeleistungen verlangen
die Wohlfahrtsverbände eine Preissteigerung von mehr als 30 Prozent.
Dieser Preisanstieg würde grundsätzlich unmittelbar die Pflegebedürftigen
oder die Sozialhilfeträger treffen. Das halten die Kranken und
Pflegekassen für unverantwortlich und setzen sich deshalb dafür
ein, dass die häusliche Krankenpflege und die ambulante Pflege für
alle Beteiligten bezahlbar bleibt. Aufgabe des Managements der Pflegedienste
sollte es jetzt sein, innerhalb des gesetzlichen Rahmens
wirtschaftlich zu handeln und keine unbegründeten Preisforderungen
zu stellen.

Enorme Honorarsteigerungen verlangen die Wohlfahrtsverbände
auch für die Leistungen der häuslichen Krankenpflege. Mit Preisforderungen
von bis zu 13 Prozent haben sich die Wohlfahrtsverbände
weder in den Verhandlungen gegenüber den Krankenkassen noch bei
den neutralen Schiedspersonen durchsetzen können; die Größenordnungen
sind weder im Detail begründet worden noch plausibel. Bis heute
sind die Wohlfahrtverbände der Bitte der Krankenkassen nicht nachgekommen,
Transparenz über ihre Betriebsorganisation und Betriebsergebnisse
herzustellen. Denn wesentliche Bestimmungsfaktoren für das
wirtschaftliche Ergebnis eines Pflegedienstes sind nicht allein die Preishöhe.

Auch der Kundenstamm, das Einzugsgebiet, die Tourenplanung
und die übrige Betriebsorganisation sind ausschlaggebend dafür, ob ein
Pflegedienst schwarze oder rote Zahlen schreibt. Daher benötigen auch
Pflegedienste Leitungskräfte, die ihrem caritativen und wirtschaftlichen
Auftrag professionell gerecht werden.

Drei Mal lagen die Preissteigerungen, über die im Schlichtungsverfahren
befunden wurde, im Bereich der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. In
dieser Größenordnung haben auch die Verbände der privaten Pflegeanbieter
seit Jahren im Konsens mit den Krankenkassen Vereinbarungen
geschlossen. Die Kranken- und Pflegekassen in Nordrhein-Westfalen
würden es daher begrüßen, wenn auch die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege
NRW die Protestaktionen stoppen und sich in Verhandlungen
um sachgerechte Lösungen bemühen.

Die Öffentlichkeit mit falschen und angstauslösenden Botschaften zu
irritieren, spricht nicht für ein verantwortliches Mitgestalten der gesundheitlichen
und pflegerischen Versorgung der Bevölkerung. Wenn alle
Leistungserbringer ihre Situation auf diese Weise „verbessern“ wollten,
müsste die Gesundheitspolitik die Beitragssätze sowohl in der Kranken- wie
auch in der Pflegeversicherung deutlich anheben. Dies würde dann
erneut zu Lasten der Beitragszahler gehen.

Quelle: Gemeinsame Presseerklärung
der Kranken- und Pflegekassen /
-Verbände in Nordrhein-Westfalen - 16.04.2013
Federführung für diese
Veröffentlichung: vdek NRW
Dr. Friederike Müller-Friemauth
Tel.: 0211/38410-15
friederike.muellerfriemauth@vdek.com

WernerSchell
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Beitrag von WernerSchell » 18.04.2013, 07:42

Statement bei Facebook am 18.04.2013 -> Die Kampagne "Hilfe! Mehr Zeit für Pflege!" erfährt große Aufmerksamkeit. Allerdings gilt es zu bedenken:
Der Grundsatz „ambulant vor stationär“ muss im Pflegesystem mehr Aufmerksamkeit erfahren. Daher sind die Leistungen für die Pflege im häuslichen Umfeld in vielfältiger Weise zu verstärken. Es erscheint in diesem Zusammenhang nicht unvernünftig, die ambulanten Pflegedienste angemessen zu finanzieren, ggf. auch die Entgelte zu erhöhen. Zu bedenken ist aber, dass höhere Entgelte die pflegebedürftigen Menschen bei der Inanspruchnahme von Sachleistungen belasten. Daher sind umfängliche Pflege-Reformmaßnahmen dringend geboten. Dabei muss ein Interessenausgleich zwischen allen Beteiligten gefunden werden. Zum Thema siehe auch die Texte im Forum -> viewtopic.php?t=18855
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Sabrina Merck
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Pflegebedingungen grundlegend verbessern - Reformen !

Beitrag von Sabrina Merck » 18.04.2013, 17:16

Hallo,
die Pflege - ambulant und stationär - muss ausreichend Zeitkapazitäten zur Verfügung haben, qualitätsgesichert und zuwendungsorientiert zu arbeiten.
Dazu müssen allerorten die Voraussetzungen geschaffen werden. Das ermöglicht auch vernünftige Arbeitsbedingungen, die nicht kurzerhand krankmachend sind.
Klar muss auch sein, dass Pflege angemessen zu vergüten ist. Daher sind höhere Arbeitsentgelte dringend notwendig.
Bei all diesen Erwägungen sind aber auch die Interessen der pflegebedürftigen Menschen zu beachten.
Sie müssen auskömmliche Leistungsentgelte erhalten, damit sie die allseits geforderte gute Pflege auch finanzieren können.
Reformen sind angesagt!
Lb. Grüße Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Gaby Modig
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Registriert: 13.11.2005, 13:58

Pflegekräfte warnen vor dem Notstand

Beitrag von Gaby Modig » 19.04.2013, 09:37

Weitere Berichte informieren zur Protestaktion, z.B.:

Pflegekräfte warnen vor dem Notstand
Von Angelika Fiedler
Die pauschalen Sätze der Krankenkassen gefährden eine ordentliche Arbeit. Ambulante Dienste fordern bessere Bedingungen.
... (mehr) ....
http://www.wz-newsline.de/lokales/krefe ... -1.1296059

Es bleibt weiter richtig, dass die angestrebten Verbesserungen viele Aspekte haben, die m.E. allesamt bedacht werden müssen. Es muss vor allem um Verbesserungen für die pflegebedürftigen Menschen gehen.

Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Herbert Kunst
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Registriert: 13.11.2005, 13:48

Ambulante Pflege NRW - Streit um angemessene Finanzierung

Beitrag von Herbert Kunst » 20.04.2013, 06:47

CAREkonkret hat in ihrer Ausgabe vom 19.04.2013 das Thema "Ambulante Pflege in NRW" aufgegriffen und über den "Hilferuf" berichtet
---> viewtopic.php?p=72961#72961
Eine etwas differenziertere Berichterstattung wäre wünschenswert gewesen - ähnlich wie dies Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ausgeführt hat.

H.K.
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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