Wohngemeinschaften in der Kritik

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
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Wohngemeinschaften eher keine gute Hilfe

Beitrag von WernerSchell » 11.03.2013, 08:02

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


Neuss, den 11.03.2013

An das
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
z.Hd. Frau Ministerin Barbara Steffens
40190 Düsseldorf


E-Mail:
info@mgepa.nrw.de; barbara.steffens@mgepa.nrw.de;
presse@mgepa.nrw.de;
christoph.meinerz@mgepa.nrw.de; petra.reisdorf@mgepa.nrw.de;

„Pflege zuhause und im vertrauten Wohnquartier stärken - Bau zusätzlicher Pflegeheime überflüssig machen“

Sehr geehrte Frau Ministerin,
sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrer Pressemitteilung vom 07.03.2013 -
http://www.mgepa.nrw.de/ministerium/pre ... /index.php -
nehme ich wie folgt Stellung:

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich am 07.01.2013 mit einem Brief an den Rhein-Kreis Neuss und die Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss gewandt und zum Thema „Quartierskonzepte im Rhein-Kreis Neuss – demografische Entwicklung und die Handlungserfordernisse“ Ausführungen gemacht. Es wurde u.a. angeregt, dass sich die Kommunen im Rhein-Kreis Neuss dieser Thematik möglichst bald und intensiv zuwenden und die notwendigen Strukturen mit gestalten helfen. Es wurden konkrete Vorschläge unterbreitet. Der Text dieser Zuschrift ist als pdf-Datei abrufbar unter folgender Adresse: ->
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... ef2013.pdf

Dazu gibt es passend einen ca. 11-minütigen TV-Bericht vom 05.01.2013 (mit Live-Interviews Werner Schell), Lokalzeit Düsseldorf, WDR-Fernsehen – anschaubar unter >
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... iathek.mp4

Das Thema „Pflege - Daheim oder ins Heim?“ wurde auch am 01.03.2013 beim „Nachtcafé“, SWR-Talk-Klassiker, erörtert. Der Beitrag, rd. 88 Minuten, ist (voraussichtlich für ein Jahr) in der Mediathek des SWR verfügbar und damit anschaubar sein. Adresse:
http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198 ... index.html

Statement lt. SWR-Text u.a.:
„Wohngemeinschaften für Senioren sieht Werner Schell sehr problematisch. „So eine Wohnform funktioniert bei Studenten, aber alte Leute mit ihren Schrullen und Krankheiten zusammen auf engem Raum – das kann nicht gut gehen “, sagt der Dozent für Pflegerecht. Er sieht die Politik in der Verantwortung und fordert deutlich mehr Personal in Altenheimen, damit die Bewohner künftig auch mit Zuwendung und nicht nur im Minutentakt versorgt werden können.“

Die aktuellen Vorstellungen des Ministeriums in der Pressemitteilung vom 07.03.2013 betreffend „Pflege zuhause und im vertrauten Wohnquartier stärken …“ sind unter folgender Adresse nachlesbar -> viewtopic.php?t=18653 .

Den ministeriellen Vorstellungen kann grundsätzlich zugestimmt werden. Allerdings gibt es bezüglich der Förderung von Wohngemeinschaften, soweit sie auf Gemeinschaften von (schwerst) pflegebedürftigen Menschen abzielen, erhebliche Bedenken.

In dem Buch von Sven Kuntze Altern wie ein Gentlemen – Zwischen Müßiggang und Engagement“, C. Bertelmann, 2011, sind zum Thema Wohngemeinschaften einige Ausführungen nachlesbar, die die hiesigen Einschätzungen stützen und bekräftigen. Dort hießt es auszugsweise (Seiten 176/177):

„… Wohngemeinschaften sind überaus komplizierte und störanfällige soziale Einheiten. Geschmack, Klatsch, Sauberkeit, Sympathien, Sozialverhalten, tägliche Gewohnheiten und vieles andere mehr müssen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Das klappte schon in der Ausbildungszeit selten auf längere Sicht – was damals wenig Schaden anrichtete. Wer in seiner Wohngemeinschaft nicht zurechtkam, packte seine Habseligkeiten zusammen und zog zwei Straßen weiter. Wer im Alter Geld und Hoffnungen investiert und das Wagnis einer Wohngemeinschaft eingehen möchte, muss wissen, dass die Suche nach einem gemeinsamen Nenner als Grundlage dauerhafter Stabilität sehr viel schwieriger geworden ist. … Diese Eigenheiten, die jeder für sich in das Projekt einbringt, entwickeln mit der Zeit häufig eine unkontrollierbare Sprengkraft. Eine Wohngemeinschaft alter Menschen birgt mithin beträchtliches Risiko, denn keine Anfangseuphorie ersetzt die Dauer. … Die vorherrschende Gesellungsform meiner Generation wird deshalb in Zukunft betreutes Wohnen in geräumiger Umgebung mit einem reichhaltigen Angebot an sportlichen Aktivitäten sein. ….“
Quelle: „Pflege - Wohngemeinschaften in der Kritik – Betreutes Wohnen eher empfehlenswert“ – Beiträge unter -> viewtopic.php?t=17041&highlight=wohngemeinschaft

Der vdek hat bereits früh vor Wildwuchs bei den Wohngemeinschaften (WG) gewarnt! - Die Qualität der Versorgung und die Qualifikation der MitarbeiterInnen müssten, so der vdek, den Standards in traditionellen Pflegeformen entsprechen. Zu fordern sei daher, die Transparenzkriterien für die Qualitätsprüfungen so weiter zu entwickeln, dass auch in den WGs gute von schlechter Pflege unterschieden werden könne. Siehe dazu den Bericht in der Ärzte-Zeitung vom 07.11.2012 unter ->
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... ege%2fReha

Wohngemeinschaftsprojekte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen werden aus vielerlei Gründen flächendeckend eher nicht funktionieren. Daher erscheinen auch die insoweit im Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) vorgesehenen finanziellen Zuwendungen als Fehlinvestitionen. Dieses Geld fehlt letztlich an anderer Stelle.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht bezüglich der Stärkung der häuslichen Pflege und Stärkung der Wohnquartiere eher andere geeignetere Schwerpunkte! Dabei dürfen die stationären Pflegeeinrichtungen nicht als Denkfehler eingestuft werden. Solche Einrichtungen müssen dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ folgend in die Quartierskonzepte einbezogen werden.
Siehe dazu unter ->
viewtopic.php?t=17515&highlight=denkfehler

Das Thema Quartierskonzepte wird im Übrigen beim Neusser Pflegetreffam 28.05.2013 aufgegriffen. Alle interessierten BürgerInnen und Politiker, die die Gesundheits- und Pflegepolitik aktiv mitgestalten wollen, sind bereits jetzt herzlich eingeladen! - >
viewtopic.php?t=18156

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk …
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.

+++ Siehe auch die Texteinstellung unter
http://www.wernerschell.de/aktuelles.php +++
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Rauel Kombüchen
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Wohngemeinschaften eher keine gute Hilfe

Beitrag von Rauel Kombüchen » 13.03.2013, 08:00

WernerSchell hat geschrieben: .... Den ministeriellen Vorstellungen kann grundsätzlich zugestimmt werden. Allerdings gibt es bezüglich der Förderung von Wohngemeinschaften, soweit sie auf Gemeinschaften von (schwerst) pflegebedürftigen Menschen abzielen, erhebliche Bedenken.
Hallo Forum,
ich begrüße die o.a. Klarstellung sehr. Denn in jüngster Zeit wird mir allzu sehr auf sog. Alternativen zur Heimversorgung verwiesen. Im Prinzip ist die Alternativensuche o.k. Aber bitte nicht das Kind mit dem Bad ausschütten.
Wohngemeinschaften vermitteln z.T. den Eindruck von selbst gebastelten Wohnheimen im verkleinerten Maßstab, nur das der Aufbau und Betrieb in eigener Verantwortung und nahezu ohne jegliche Qualitätssicherung erfolgt.
Wohngemeinschaft für Junge und Gesunde erscheinen mir unproblematisch. Bei Pflegebedürftigkeit und zunehmenden Pflegeprobleme wird die Wohngemeinschaft auch von mir eher als untauglich eingestuft.
Das müssen wir klar sagen, denn sonst setzen wir auch allzu viele Fördergelder in den berühmten Sand.
MfG Rauel Kombüchen
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Wohngemeinschaften eher keine gute Hilfe

Beitrag von WernerSchell » 13.03.2013, 08:48

Bei Facebook
o Werner Schell via Christine Aschenberg-Dugnus, MdB bei Deutscher Bundestag:


Sehr geehrte Frau Aschenberg-Dugnus, wir hatten beim "Nachtcafé" am 01.03.2013 einen Gedankenaustausch bezüglich Pflege-Neuausrichtungsgesetz - http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198 ... index.html - Dabei ging es auch um das Thema "Wohngemeinschaften". Dazu habe ich am 11.03.2013 meine Auffassung präzisiert - viewtopic.php?t=17041&start=15 - Danach ergibt sich: Die Förderung von Wohngemeinschaften, soweit sie auf Gemeinschaften von (schwerst) pflegebedürftigen Menschen abzielen, kann nicht als hilfreich angesehen werden. Sven Kuntze hat in seinem Buch „Altern wie ein Gentlemen – Zwischen Müßiggang und Engagement“ diese Einschätzung eindrucksvoll bestätigt. Es gibt mittlerweile auch zahlreiche Berichte, die belegen, wie kompliziert die Einrichtung und Führung von Wohngemeinschaften ist. Die zwingend notwendigen Veränderungen im Pflegesystem werden wir am 28.05.2013 beim Neusser Pflegetreff diskutieren - viewtopic.php?t=18156 Dabei sind auch Politiker aller Parteien herzlich eingeladen zuzuhören, welche Reformanforderungen wirklich wichtig sind! - Viele Grüße Werner Schell - http://www.wernerschell.de / http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
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Hildegard Kaiser
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Wohngemeinschaften eher keine gute Hilfe

Beitrag von Hildegard Kaiser » 14.03.2013, 08:30

WernerSchell hat geschrieben: ... Die Förderung von Wohngemeinschaften, soweit sie auf Gemeinschaften von (schwerst) pflegebedürftigen Menschen abzielen, kann nicht als hilfreich angesehen werden. Sven Kuntze hat in seinem Buch „Altern wie ein Gentlemen – Zwischen Müßiggang und Engagement“ diese Einschätzung eindrucksvoll bestätigt. Es gibt mittlerweile auch zahlreiche Berichte, die belegen, wie kompliziert die Einrichtung und Führung von Wohngemeinschaften ist. Die zwingend notwendigen Veränderungen im Pflegesystem werden wir am 28.05.2013 beim Neusser Pflegetreff diskutieren - ....
Herr Schell, Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen. Wohngemeinschaften mögen in Einzelfällen, wo alles stimmt, durchaus nützlich und sinnvoll sein. Diese Versorgungsform aber jetzt per Gesetz groß heraus zu stellen und diese Gemeinschaften mit viel Geld zu beglücken, ist ein Irrweg. Ich sehe überwiegend nur Probleme bei diesen neuen Wohnformen auftauchen, und die Qualität der Pflege wird ohnehin problematisch.
Betreutes Wohnen bis zu einer bestimmten Ausprägung halte ich hingegen für durchaus empfehlenswert.
Es grüßt Hilde
Mehr Pflegekräfte = bessere Pflege!

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Wohngemeinschaften kritisch gesehen

Beitrag von WernerSchell » 11.06.2013, 06:19

Heimgesetz: Demenzkranke benachteiligt?

Markt - 10.06.2013 20:15 Uhr - Autor/in: Beatrix Bursig

Ambulante Pflege-WGs für Demenzkranke werden besonders gefördert. Nur in Niedersachsen droht ihnen das Aus, weil das Heimgesetz immer noch nicht geändert worden ist.
... (weiter) .... http://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/g ... wg101.html
Siehe auch unter http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/h ... 15343.html
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Ambulant betreute Wohngemeinschaften

Beitrag von WernerSchell » 21.12.2013, 07:40

Buchtipp!
Themenbereich Pflegemanagement


Karin Wolf-Ostermann / Johannes Gräske (Hrsg.):

Ambulant betreute Wohngemeinschaften
Praxisleitfaden zur Qualitätsentwicklung

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ISBN / Artikel-Nr: 978-3-17-023362-1
Seiten: 144
Illustrationen etc.: 6 Abb., 3 Tab.
Erschienen: 2013
Maße: 238mm x 170mm x 7mm
Preis: EUR 39,90

Menschen mit Pflegebedarf und/oder Demenz sowie ihre Angehörigen favorisieren zunehmend kleinräumliche, alltags- und familiennahe Versorgungsformen wie ambulant betreute Wohngemeinschaften. Das Angebot hierzu steigt stetig an, so dass die Frage nach der Qualität der Versorgung in diesem Setting von zunehmendem Interesse ist. Das Buch bietet evaluierte Qualitätsindikatoren speziell für ambulant betreute Wohngemeinschaften, um zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung der Bewohner beizutragen. Weiterhin gibt es praxisnahe methodische Anregungen zur Qualitäts(weiter)entwicklung unter Einbeziehung aller Akteure (bspw. Angehörige, Pflegedienste, Vermieter, Therapeuten, Ärzte).

Quelle und weitere Informationen:
http://www.kohlhammer.de/wms/instances/ ... nschaften/
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https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Wildwuchs bei den Wohngemeinschaften

Beitrag von Presse » 07.01.2014, 17:19

Deutscher Pflegetag: Wer sorgt für Qualität in Pflege-WGs?

(07.01.14) Hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen ambulant betreuter Wohngemeinschaften spricht die Studie eines Forscherteams um die Berliner Pflegewissenschaftlerin Professor Karin Wolf-Ostermann von Wildwuchs. 14 Bundesländer haben jeweils eigene Gesetze erlassen. Die Studie aus dem Jahr 2012 ist die bislang umfangreichste Analyse zur Situation solcher Pflege-WGs. Die WGs werden oft als privates Wohnen gewertet ohne Aufsicht und konkrete Qualitätsanforderungen. Mit welchen Instrumenten der Patientenschutz gestärkt und die Pflegequalität gesichert werden können, darüber diskutiert und informiert der AOK-Bundesverband auf dem Deutschen Pflegetag (23. bis 25 Januar) in Berlin.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Workshop:
http://www.aok-bv.de/aok/veranstaltunge ... 11263.html
----
Quelle Mitteilung vom 07.01.2014
Herausgeber: AOK-Bundesverband
Webredaktion
Tel.: 030/220 11-200
Fax: 030/220 11-105
mailto: aok-mediendienst@bv.aok.de
http://www.aok-bv.de
+++
Siehe auch die weiteren Hinweise unter -> viewtopic.php?f=7&t=19816

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Pflege im kleinen Kreis

Beitrag von Presse » 23.01.2014, 08:55

G+G 01/14: Pflege im kleinen Kreis

(22.01.14) Experten schätzen, dass es in Deutschland rund 1.420 Senioren-Wohngemeinschaften gibt. Mehr als 10.600 Menschen mit Pflegebedarf leben demnach in einer solchen WG. Obwohl diese Wohnform bei Pflegebedürftigen beliebt ist, fristen die WGs im Vergleich zu Pflegeheimen ein Schattendasein: Auf einen Platz in einer Senioren-WG kommen im Schnitt 221 Pflegebedürftige. Bei Pflegeheimen sind es durchschnittlich 2,8 Pflegebedürfte pro Platz. In der Januarausgabe beschreibt das AOK-Forum "Gesundheit und Gesellschaft" (G+G) die Vorzüge betreuter Wohngemeinschaften am Beispiel einer Berliner Senioren-WG.

Weitere Infos zu aktuellen G+G 01/14 unter:
http://www.aok-bv.de/mediathek/gg/index_11345.html
----
Quelle: Mitteilung vom 22.01.2014
Web-Infomail des AOK-Bundesverbandes
Herausgeber:
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Tel.: 030/220 11-200
Fax: 030/220 11-105
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Senioren: Pflege-WGs kommen nicht gut an

Beitrag von Presse » 30.04.2014, 06:28

Senioren: Pflege-WGs kommen nicht gut an
Die Regierung fördert neue Wohnformen für Pflegebedürftige mit einem Budget von 30 Millionen Euro.
Doch es gibt nur wenige, die das Angebot nutzen. Warum, das haben Experten beim DAK-Pflegetag erklärt.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=859 ... ege&n=3441

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Ich gehe nicht ins Altenheim - Anders leben im Alter

Beitrag von WernerSchell » 31.08.2014, 06:33

Ich gehe nicht ins Altenheim - Anders leben im Alter
Wie möchte ich im Alter leben? Für Ursula Schebur ist schnell klar: bloß nicht in ein Altersheim. Aber allein wohnen will sie im Alter auch nicht. Bei einem Vortrag hört sie von Senioren-Wohngemeinschaften. Von dieser Idee ist sie sofort begeistert. Acht Jahre lang musste sie hartnäckig um ihren Traum vom Leben im Alter kämpfen. Das Ziel: 13 Frauen, 13 Wohnungen und eine Hausgemeinschaft, die füreinander da ist.
... (weiter lesen unter) ... http://www.planet-wissen.de/sendungen/2 ... ren-hg.jsp

+++
Anmerkung der Moderation:
Jeder soll seine eigene Lösung finden. Dazu kann auch die Wohngemeinschaft gehören. Man muss aber wissen, dass solche Wohnmodelle kompliziert sind und nur eingeschränkt "passen". Daher kann und darf das Modell Wohngemeinschaft, wie von einigen Leuten angepriesen, nicht zur Regelversorgung werden. Das wird nicht funktionieren.
Werner Schell
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Pflege-Wohngemeinschaften - Anschubfinanzierung läuft ins Le

Beitrag von Presse » 20.09.2014, 08:36

Sehr geehrte Damen und Herren,
Pflege-WGs und ihre Förderung durch eine Anschubfinanzierung sind gute Ideen. Eine Kleine Anfrage von uns Grünen brachte nun aber ans Licht, dass die zur Verfügung stehenden Mittel überhaupt nicht genutzt werden.
Unter dem folgenden Link können Sie eine ausführliche Bewertung der Antwort der Bundesregierung einsehen.
http://www.gruene-bundestag.de/themen/p ... 92918.html
Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage finden Sie hier:
http://www.gruene-bundestag.de/fileadmi ... 8-2357.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Müller
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Abgeordnetenbüro Elisabeth Scharfenberg MdB
Sprecherin für Pflegepolitik und Altenpolitik
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Tel.: ++49 (0)30 227 -74570, Fax: -76655
E-Mail: elisabeth.scharfenberg.ma04@bundestag.de
Web: www.elisabeth-scharfenberg.de
Postanschrift:
Deutscher Bundestag, 11011 Berlin



Pflege-Wohngemeinschaften | 15.09.2014
Anschubfinanzierung läuft ins Leere

Bündnis 90/ Die Grünen im Bundestag setzen sich für eine Stärkung alternativer Wohn- und Versorgungsformen in der Pflege ein. Deshalb haben wir es 2012 durchaus begrüßt, dass die damalige schwarz-gelbe Koalition die Gründung ambulant betreuter Wohngemeinschaften mittels einer Anschubfinanzierung fördern wollte. Die Antwort der Bunderegierung auf unsere Kleine Anfrage zeigt nun, dass dieses Instrument in der jetzigen Form gescheitert ist. Gerade einmal rund 190.000 Euro aus einem Gesamtbudget von 30 Millionen Euro wurden bisher abgerufen.
Die Koalition plant deshalb mit dem Pflegestärkungsgesetz einige Neuregelungen. So soll unter anderem die bisherige Befristung des Budgets von 30 Millionen Euro aufgehoben werden. Doch auch dies geht an der Realität von WG-Gründungen vorbei. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, die selbst eine WG gründen wollen, sind häufig von gesetzlichen Vorgaben und einem hohen organisatorischen Aufwand überfordert. Das erforderliche sozial- und ordnungsrechtliche Fachwissen fehlt genauso wie das finanztechnische. Weitere Schwierigkeiten liegen in der Suche nach einer geeigneten Immobilie und der vertraglichen Gestaltung der Vermietung. Die Initiatorinnen von Wohngruppen bräuchten daher vor allem ein begleitendes, unbürokratisches Beratungs- und Unterstützungsangebot. Dafür tut die Koalition aber nichts.
Auch ohne Anschubfinanzierung sind in den letzten Jahren zahlreiche Wohngruppen entstanden. Die Mehrzahl wird von ambulanten Pflegediensten initiiert und betrieben. Sie bewegen sich als ambulant betreute Wohngruppen oftmals im gesetzlichen Graubereich, da es für sie keine Qualitätskontrollen wie beispielsweise durch die Heimaufsicht gibt. Daran zeigt sich, dass aus einer guten Idee, die den Pflegebedürftigen mehr individuelle Freiheit und Mitbestimmung und damit mehr Lebensqualität bieten kann, ein lukratives Geschäftsmodell für Pflegeanbieter geworden ist. Das ist nicht per se problematisch. Doch bedarf es dann für anbietergeführte ambulant betreute Wohngruppen klarer Qualitätskriterien, die den Bewohnerinnen individuelle Lebens- und Wohnqualität sichern. Die Bundesregierung ist gefordert, nun entsprechende Regelungen auf den Weg zu bringen. Ohne verbindliche Qualitätsstandards können ambulant betreute Wohngruppen ein Einfallstor für Billigpflege sein. Ein wesentliches Qualitätskriterium ambulant betreuter Wohngruppen ist dabei aus bündnisgrüner Sicht deren Einbindung in ein lebensweltliches Quartierskonzept. Dafür müssen vor allem die Kommunen für die Pflege gestärkt und unterstützt werden – auch finanziell. Die Bundesregierung spricht zwar auch von Quartiersentwicklung, hat aber dafür kein Konzept und würde am liebsten alles einfach an die Kommunen delegieren, die für diese Aufgabe jedoch gar keine Mittel haben. Mit leeren Händen wird der Gesundheitsminister die Kommunen aber sicherlich nicht für ein stärkeres Engagement in der Pflege gewinnen. Es zeigt sich wieder einmal eindrücklich, dass es nicht ausreicht, Schlagworte zu bedienen und vermeintlich modern daherzukommen. Es braucht auch überzeugender Gesamtkonzepte. Da hat die Bundesregierung noch einiges zu tun.

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Alternative Wohnangebote verbessern ...

Beitrag von WernerSchell » 27.09.2014, 08:13

Pressemitteilung Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V., Simone Helck, 26.09.2014
Ausbau alternativer Wohnformen für ältere Menschen vorantreiben

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe fordert Bund, Länder und Kommunen dazu auf, die Rahmenbedingungen für die Umsetzung alternativer Wohnangebote rechtlich und strukturell zu verbessern.

Köln, 26. September 2014. Um den unterschiedlichen Wohnwünschen älterer Menschen gerecht zu werden, wurde in den vergangenen Jahren das Angebot an alternativen Wohnformen immer mehr ausgebaut. Bundesweit leben bisher jedoch nur circa zwei bis drei Prozent der über 65-Jährigen in Altenwohnungen, Senioren-WGs, Mehrgenerationenwohnprojekten oder ambulant betreuten Pflegewohngemeinschaften.

„Der Bedarf an alternativen Wohnformen wird in Zukunft steigen“, erklärt Dr. h. c. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). „Die Hoffnung, dass durch das Pflege-Neuausrichtungs- Gesetz (PNG) in nennenswertem Umfang ambulant betreute Pflegewohngemeinschaften entstehen würden, hat sich nicht bestätigt. Die Fördermittel werden nicht sehr stark abgerufen. Die jetzt vorgesehene Verlängerung der Antragsfrist ist keine Lösung. Wir brauchen eine klare leistungsrechtliche Definition, ausreichende qualitätssichernde Beratungsangebote, koordiniertes Aufsichtshandeln und Ziele für Wohngruppen in einem quartiersbezogenen Gesamtkonzept."

Die Hürden für die Umsetzung solcher Wohnangebote seien zudem viel zu hoch und kompliziert, ergänzt Ursula Kremer-Preiß, Wohnexpertin beim KDA. Die Länder und Kommunen müssten die Verfahrenswege zur Realisierung alternativer Wohnangebote vereinfachen und mehr Experimentierspielräume bei den rechtlichen Grundlagen eröffnen.

Zudem fordert das KDA mehr Unterstützung für die Initiatoren bei der Umsetzung solcher Wohnangebote von Seiten der Länder und Kommunen. Bisher gibt es nur in fünf Bundesländern spezielle Beratungsstellen für ambulant betreute Wohngemeinschaften. Ein weiterer Baustein für die erfolgreiche Umsetzung alternativer Wohnangebote ist laut KDA deren Einbettung in sozialraumorientierte Quartierskonzepte. Die Planung und Umsetzung von Quartierskonzepten fällt in den Zuständigkeitsbereich der Kommunen. Diese brauchen deshalb einen rechtlichen Rahmen zur Finanzierung und Umsetzung entsprechender Konzepte.

Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)
Das KDA entwickelt seit mehr als 50 Jahren im Dialog mit seinen Partnern Lösungskonzepte und Modelle für die Arbeit mit älteren Menschen und hilft, diese in der Praxis umzusetzen. Es trägt durch seine Projekte, Beratung, Fortbildungen, Tagungen und Veröffentlichungen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.

Ansprechpartnerin
Simone Helck, E-Mail: presse@kda.de; Telefon: +49 221 931847-10

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kda.de

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news605189
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflege-WG: Alternative zum Heim

Beitrag von WernerSchell » 04.11.2014, 07:24

Pflege-WG: Alternative zum Heim
Das Leben in einer Pflege-WG ist unter anderem für Menschen mit Demenz geeignet, betonen Experten.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=872 ... ege&n=3837
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Familienähnliche Betreuung in Pflege-WGs

Beitrag von WernerSchell » 28.04.2015, 06:34

Familienähnliche Betreuung in Pflege-WGs

Angesichts des demografischen Wandels wächst der Pflegebedarf in unserer Gesellschaft, gleichzeitig lösen sich traditionelle Familienstrukturen auf und die Möglichkeiten für häusliche Pflege nehmen ab. Höchste Zeit politisch zu agieren und diese Versorgungslücke zu schließen, sagen die Soziologinnen Prof. Dr. Birgit Riegraf und Dr. Romy Reimer von der Universität Paderborn. In einer zweijährigen, qualitativ angelegten und vom Land NRW finanzierten Studie haben sie Wohn-Pflege-Gemeinschaften als alternative, geschlechtergerechte Betreuungsform untersucht – und sehen darin ein tragfähiges Zukunftsmodell.

Zwar werden immer noch 47 % der Pflegebedürftigen in Deutschland zuhause von ihren Angehörigen versorgt, dabei aber zunehmend Migrantinnen in häufig illegalen oder halblegalen Beschäftigungsverhältnissen eingesetzt. „Ohne diese 24 Stunden-Pflegekräfte würde unser bisheriges Pflegesystem zusammenbrechen. Die Kleinfamilie mit Hausfrau gibt es so nicht mehr, beide Geschlechter sind immer häufiger voll erwerbstätig. Angehörige geraten dadurch zunehmend unter eine enorme psychische und physische Belastung“, sagt Birgit Riegraf.

Betroffene geraten in einen Konflikt zwischen der Liebe und Fürsorge für ihre Angehörigen und den Anforderungen des (Berufs-) Leben. Ein Heim kommt für viele Familien dabei nicht in Frage, weil dort die Bedingungen häufig sehr abschreckend sind. Birgit Riegraf und Romy Reimer sehen in den Wohn-Pflege-Gemeinschaften eine Betreuungsform, die pflegende Angehörige stark entlastet und gleichzeitig ihren emotionalen Bedürfnissen, sich weiterhin mit den Pflegebedürftigen auseinanderzusetzen, gerecht werden kann.

Seit den 1990er Jahren organisieren Angehörige dementer Menschen solche WGs: Dabei leben vier bis zwölf Bewohner in einem familienähnlichen Wohnumfeld zusammen und sollen so lange wie möglich in ihrer Selbständigkeit gefördert werden. Die Betreuung übernehmen professionelle Pflegekräfte. Deren Zeit für individuelle Zuwendung ist deutlich höher als in klassischen Pflegeheimen, ihre Arbeitsbedingungen sind wesentlich attraktiver. Das belegen die Studienergebnisse.

Die Paderborner Soziologinnen haben qualitative Interviews mit 24 Angehörigen und 19 Pflege- und Betreuungskräften in insgesamt elf Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen und Hamburg geführt. Auch für die Angehörigen ist das Konzept demnach eine große Entlastung, obwohl Organisation und Verwaltung mit einigem Aufwand verbunden ist. „Wir haben festgestellt, dass in diesen Arrangements viele Formen bürgerschaftlichen Engagements zu finden sind, die sich in der Gemeinschaft von Angehörigen gegenseitig verstärken.“

Viele der Wohn-Pflege-Gemeinschaften sind von Angehörigen selbst verwaltet, eine zunehmende Zahl von karitativen Trägern, nur wenige von Kommunen. Je nach Landespolitik ist ihre Verbreitung in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Die Forderung der Soziologinnen lautet, diese Pflegeform genauso finanziell zu fördern wie es bislang im stationären Bereich der Fall ist – und auch die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Insgesamt müsse der Pflegekrise durch ein regional abgestimmtes Pflegeangebot begegnet werden: ein Angebotsmix für unterschiedliche Bedürfnisse mit den Wohn-Pflege-Gemeinschaften als ein Baustein. „Die Politik hat zu lange versäumt, das Thema anzugehen, obwohl die Entwicklungen lange absehbar waren und wir letztlich alle davon betroffen sind.“ Es gelte, die Pflegearbeit zu vergesellschaften, also sie von der Verantwortung der einzelnen Familien weg „nach draußen“ zu verlagern und zu professionalisieren, Arbeitsbedingungen und Bezahlung der enorm anstrengenden Pflegearbeit zu verbessern. Nur so könne die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern aufgebrochen werden und diese Arbeit mittelfristig eine andere gesellschaftliche Wertschätzung bekommen.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.04.2015
Frauke Döll Referat Presse und Kommunikation
Universität Paderborn
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WernerSchell
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Neue Wohn- und Versorgungsformen

Beitrag von WernerSchell » 16.05.2015, 13:18

Pflege-Report: Generation "50 plus" offen für neue Wohn- und Versorgungsformen

Jeder zweite 50- bis 80-Jährige findet neue Wohn- und Versorgungsformen im Pflegefall ansprechend. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im aktuellen Pflege-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach steht rund die Hälfte der Befragten "Betreutem Wohnen" oder dem Leben im "Mehrgenerationenhaus" aufgeschlossen gegenüber. Zwei von fünf Befragten sehen in "Senioren-WGs" oder in einer guten "24-Stunden-Pflege" im heimischen Umfeld eine attraktive Perspektive.
"Eine differenzierte Versorgungslandschaft, die sich an den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen orientiert, ist immer mehr gefragt. Dieser Trend wird sich durch die generelle Zunahme der Pflegebedürftigkeit weiter verstärken", sagte WIdO-Geschäftsführer und Mitherausgeber des Pflege-Reports, Prof. Klaus Jacobs.

Für den erstmals erscheinenden Pflege-Report 2015 hat das WIdO eine repräsentative Bevölkerungsbefragung der Generation "50 plus" zu Pflegealternativen zwischen Heim und Häuslichkeit durchgeführt.
Demnach sind die alternativen Wohn- und Versorgungsformen "Betreutes Wohnen", "Mehrgenerationenhaus", "Senioren-WG" und "24-Stunden-Pflege" den meisten über 50-Jährigen bekannt (89 bis 97 Prozent). Jeder zweite der Befragten hat sich mit "Betreutem Wohnen"
schon näher beschäftigt (52 Prozent), bei den anderen drei Formen ist es rund jeder Dritte (Mehrgenerationenhaus: 37 Prozent, Senioren-WG:
31 Prozent, 24-Stunden-Pflege: 29 Prozent).

Die Umfrage zeigt, dass bei einem Großteil der Befragten alternative Wohn- und Versorgungsformen auf Sympathie stoßen. Mit dem "Betreuten Wohnen", das für 54 Prozent der Generation "50 plus"
attraktiv ist, werden insbesondere eine professionelle Pflege und gute medizinische Versorgung verbunden. Im "Mehrgenerationenhaus" (52 Prozent Attraktivität) sieht jeder Zweite einen attraktiven sozialen Rahmen der gegenseitigen Unterstützung von Jung und Alt. Die "24-Stunden-Pflege" (41 Prozent Attraktivität) steht für die Chance eines professionellen pflegerischen und medizinischen Arrangements im häuslichen Umfeld, allerdings um den Preis des ständigen Zusammenlebens mit wechselnden Fremden. Und mit der "Senioren-WG" (39 Prozent Attraktivität) verbinden die Befragten den Erhalt sozialer Kontakte und das Zusammenleben von Menschen in ähnlicher Lebenslage, aber auch die Gefahr, dass diese Gemeinschaft mit Alten alt macht (Tabelle 1).

Noch deutlich ausgeprägter sind die Attraktivitätswerte der neuen
Wohn- und Versorgungsformen bei den jüngeren Menschen der Generation
"50 plus". So erreichen etwa die Werte bei den 50- bis 60-Jährigen für das Mehrgenerationenhaus 58 Prozent und für die Senioren-WG 48 Prozent. Prof. Adelheid Kuhlmey von der Charité Berlin und Mitherausgeberin des Pflege-Reports 2015: "Die mit Abstand bevorzugte Versorgungsform bleibt weiterhin die häusliche Pflege in der angestammten Wohnumgebung durch vertraute Angehörige. Umso bemerkenswerter ist die wachsende Offenheit, die insbesondere die Jüngeren der Generation "50 plus" den neuen Formen von Pflegearrangements entgegenbringen."

Transparenz der Gesundheitsversorgung der Pflegebedürftigen

Pflegebedürftige sind oft zugleich krank und auf viele Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung angewiesen. Vor diesem Hintergrund macht der Pflege-Report 2015 die Gesundheitsversorgung der Pflegebedürftigen erstmals auf der breiten Datenbasis der AOK-versicherten Pflegebedürftigen für Deutschland transparent.

Der Blick auf die stationäre Versorgung zeigt die hohen Anteile von Pflegebedürftigen mit Krankenhausaufenthalten. Von den 60- bis 90-jährigen Pflegebedürftigen sind rd. 23 Prozent im Quartal mindestens einmal im Krankenhaus, während der Anteil bei gleichaltrigen Nicht-Pflegebedürftigen bei etwa 8 Prozent liegt (Abbildung 1). "Wenn fast jeder vierte Pflegebedürftige pro Quartal mindestens einmal im Krankenhaus landet, spiegelt das nicht nur die unterschiedlichen Krankheitslasten wider, sondern macht auch die riesige Herausforderung für das Schnittstellenmanagement zwischen Klinik und Pflege deutlich", sagt Jacobs.

Vergleichsweise hoch ist auch der Arzneimittelverbrauch der Pflegebedürftigen. Das wird besonders deutlich anhand der Anteile von Patienten mit Polymedikation - darunter versteht man die gleichzeitige Verschreibung von fünf und mehr Wirkstoffen je Patient (Abbildung 2). Während der Polymedikationsanteil etwa bei den nicht pflegebedürftigen 60- bis 70-Jährigen bei etwas mehr als 20 Prozent liegt, beläuft er sich bei den Pflegebedürftigen auf rund 60 Prozent.
Die Arzneimittelversorgung ohne unerwünschte Wirkungen ist bei Pflegebedürf-tigen entsprechend anspruchsvoll.

Pflege-Report - eine neue Publikationsreihe des WIdO

Die Bevölkerungsumfrage zu neuen Pflegearrangements und die Ergebnisse zur Gesundheitsversorgung von Pflegebedürftigen finden sich im neuen Pflege-Report 2015 des WIdO, mit dem das Institut eine neue Publikationsreihe im Schattauer Verlag startet. Der inhaltliche Schwerpunkt der ersten Ausgabe liegt auf neuen Wohn- und Versorgungsformen in der Pflege außerhalb der bisherigen Häuslichkeit. In zwölf Beiträgen namhafter Autoren werden die Potenziale von Pflegeformen zwischen Heim und Häuslichkeit vermessen, etwa in Bezug auf die Sicherung der Pflegequalität, die gezielte Gesundheitsförderung oder die soziale Teilhabe von Pflegebedürftigen.
Beleuchtet werden auch die Einbindung der Angehörigen, die Rolle der Kommunen bei der Sicherung der örtlichen Pflegeinfrastruktur sowie Wege zur Sicherung des erforderlichen Personalbedarfs. Ein Blick in die Niederlande und nach Skandinavien sowie fünf Praxisbeispiele - von Senioren-Wohngemeinschaften über Wohngruppen für Demenzerkrankte bis hin zu nachbarschaftlichen Quartiersprojekten - ergänzen das breite Spektrum der Analysen.

K. Jacobs; A. Kuhlmey; S. Greß; A. Schwinger (Hrsg.):
Pflege-Report 2015
Schwerpunkt: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit.
ca. 265 S., kart. EUR 54,99 (D); EUR 56,60 (A) ISBN 978-3-7945-3107-3

Quelle: Pressemitteilung vom 16.05.2015 Wissenschaftliches Institut der AOK
Pressekontakt: Pressestelle AOK-Bundesverband
Dr. Kai Behrens
030 346 46 2309
presse@bv.aok.de

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Siehe auch in diesem Forum unter:
Buchtipp!
Jacobs / Kuhlmey / Greß / Schwinger
Pflege-Report 2015
Schwerpunkt: Pflege zwischen Heim und Häuslichkeit
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