Zukunft der Pflege - Wandel durch Personalmangel?

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

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Pflegenotstand - Fachkräftemangel in Heimen

Beitrag von Presse » 06.11.2010, 08:03

Der Kreis steht vor dem Pflegenotstand
Von Manfred Augener 4. November 2010, 06:00 Uhr

Akuter Fachkräftemangel in Heimen. SPD kritisiert Streichung der Umschulungsförderung in der Altenpflege
Tornesch. Angesichts der demografischen Entwicklung und eines eklatanten Mangels an Altenpflegern steht der Kreis Pinneberg vor einem Pflegenotstand ersten Ranges. Bereits jetzt gibt es in einigen Heimen des Kreises Wartelisten für die Aufnahme älterer Menschen. Sollte sich der schon jetzt dramatische Fachkräftemangel nicht verbessern, müssten Pflegeheime aufgrund gesetzlicher Vorgaben einen Belegungsstopp verhängen. Lag die Zahl der über 80-Jährigen im Kreis Pinneberg 2006 noch bei etwa 13 000, wird ihre Zahl 2025 nach Berechnungen der Statistiker auf mehr als 27 000 steigen.
..... (mehr)
http://www.abendblatt.de/region/pinnebe ... stand.html

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Pflegenotstand - die Gesellschaft ist gefordert

Beitrag von PflegeCologne » 07.11.2010, 08:23

Lutz Barth schrieb u.a.:
.... dafür, dass sich so wenige beruflich Pflegende engagieren? Andererorts hier im Forum habe ich bereits darauf hingewiesen, dass das persönliche Engagement etwa von Herrn Schell begrüßenswert ist. Zu fragen aber ist, warum auch er es über Jahre hinweg offensichtlich nicht schafft, entsprechende "Mehrheiten" zu organisieren. Woran liegt es? Ist es Desinteresse der Pflegenden? Sind diese "ausgebrannt"? Die Probleme sind hinreichend identifiziert und nunmehr kommt es erkennbar darauf an, die Interessen auch der beruflich Pflegenden sachgerecht zu bündeln - will heißen: organisieren. Wer aber organisiert diese Interessenwahrnehmung? Die Pflege-Berufsverbände? ....

Quelle:
viewtopic.php?t=15047

Dazu mein Statement:

Hallo Lutz,

ich bin mit vielen anderen der Meinung, dass sich die Pflegeverbände und Ver.di (soweit für Pflege zuständig) stärker einbringen müssten in eine vernünftige Gesundheits- und Pflegereform.
Die Pflegekräfte selbst, es sind zunächst überwiegend junge Damen, die mit viel Idealismus in die Pflege gehen, und mit politischem Aktionismus kaum etwas zu tun haben. Von daher ist auch das Ausbildungsfach "Staatsbürger- und Gesetzeskunde" seit jeher unbeliebt. Wenn die Pflegekräfte dann nach einigen Berufsjahren erkannt haben, "wo der Hase läuft", ist es meist für ein pflegepolitisches Engagement zu spät. Viele Pflegekräfte sind dann schon "platt"!

Es kann aber auch gar nicht darum gehen, nur von Pflegekräften pflegepolitisches Engegament zu verlangen. Es muss von der gesamten Gesellschaft gesehen werden, was Not tut und dass mehr Pflegepersonal auf den Weg gebracht werden muss. Daher frage ich, warum sich nicht mehr BürgerInnen zu Wort melden. Die übergroße Mehrheit der Gesellschaft interessiert sich politisch für Gesundheit und Pflege kaum. Nur wenn das "Kind im Brunnen liegt", ist das Geschrei groß. Daher erwarte ich mehr von der Gesellschaft.

Es kann und darf nicht allein Aufgabe der Pflegekräfte und deren Verbände sein, für ordentliche Pflegesysteme einzutreten. Wir alle sind gefordert.

LB Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Pflegenotstand - und alle schauen untätig zu

Beitrag von Karl Büser » 26.11.2010, 08:12

Aus Forum:
posting.php?mode=editpost&p=56192
Presse hat geschrieben: .... Der Pflegekräftemangel führt in vielen Kliniken bereits zu deutlichen Einschränkungen im OP-Betrieb. ....
Solche Botschaften bestätigen erneut sehr eindrucksvoll, was es mit dem Pflegenotstand konkret auf sich hat. Es werden nicht nur pflegerische Leistungen zurückgeführt, sondern u.U. ganz gestrichen. Und das alles scheint nur der Anfang einer Entwicklung, die uns noch mehr zu schaffen machen wird. Und die Verantwortlichen reden "um den Brei herum", tun nichts wirklich, um die Pflegenot-Situation zu entschärfen oder gar zu beheben.
Wäre es rechtlich möglich, müsste man all diejenigen, die untätig bleiben, wegen "politisch motivierter unterlassener Hilfeleistung" anklagen.

Karl Büser
Die Würde des Menschen ist unantastbar - immer und ausnahmslos! Ich unterstütze daher Aktivitäten, die uns diesem Ziel näher bringen! Danke für Infos unter http://www.wernerschell.de

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Pflegenotstand - konstruktive Vorschläge notwendig

Beitrag von Helga Ophoven » 27.11.2010, 08:04

Ich habe mich soeben im Forum zur "Gelben Karte" für die Kanzlerin kurz geäußert:
viewtopic.php?t=14538
So gut das alles gemeint sein mag, es fehlen konkrete Verbesserungsvorschläge. Hier mein Text:
Presse hat geschrieben:DBfK-Aktion „Gelbe Karte an die Bundeskanzlerin“ zeigt Wirkung ....
Das Versenden von "gelben Karten" allein ist noch kein Beweis für "Wirkung". So eine Karte schickt so mancher schnell mal ab und denkt, damit seinen Beitrag geleistet zu haben.
Ich erwarte eigentlich von den Berufsverbänden und Gewerkschaften mehr. Sie dürfen sich nicht allein dem Bejammern der unguten Pflegebedingungen anschließen, sondern müssen auch konstruktive Vorschläge unterbreiten, pflegewissenschaftlich untermauert. Und da sehe und höre ich leider nichts.

Helga
Pflegesystem verbessern - daher muss mehr Pflegepersonal eingestellt werden. Sonst wird mehr Zuwendung nicht gelingen.

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Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft

Beitrag von Sabrina Merck » 07.12.2010, 08:37

Pflegenotstand jetzt und in der Zukunft - Ausbildungsoffensive nötig

Hallo und guten Morgen,

seit Tagen gibt es zahlreiche Botschaften, die sich mit dem Pflegenotstand bzw. dem jetzigen und zukünftigen Pflegekräftemängel befassen. Dabei geht einiges durcheinander:

Festzuhalten ist, dass wir bereits aktuell einen gravierenden Pflegekräftemangel haben. In Krankenhäusern ist er - auch hier im Forum - gut belegt mit mindestens 50.000 Stellen anzugeben. In den Heimen gibt es unzureichende Stellenschlüssel, die eine klare Unterversorgung mit Pflegepersonal zur Folge haben.

Angesichts des demografischen Wandels wird der Bedarf an Pflegekräften in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen deutlich zunehmen. Insoweit gibt es unterschiedliche Hochrechnungen. Eines dürfte aber klar sein: Bereits jetzt umfassende Ausbildungsstrategien nötig.

Zur Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland: Bei der Ausbildung und Einstellung sollten vorrangig deutsche Arbeitskräfte rekrutiert werden. Im Zweifel muss die Anwerbung geeigneter Kräfte mit deutlich besseren Vergütungen honoriert werden. Der Ruf nach ausländischen Fachkräften für die Pflege geht in die falsche Richtung. Denn Pflege erfordert Kommunikation. Und dazu gehört die deutsche Sprache. Vielleicht haben wir jetzt schon in der Pflege zuviele Personen, die nicht gut deutsch sprechen. Die große Zahl von Personen ohne ausreichende Sprachkompetenz zu vermehren, ist mehr als problematisch.
Es gibt also viel zu tun.

Texte dazu im Forum zahlreiche Beiträge, z.B. unter
viewtopic.php?t=15183
viewtopic.php?t=15182
viewtopic.php?t=14974
viewtopic.php?t=14538
viewtopic.php?t=14740
viewtopic.php?t=14949
viewtopic.php?t=15148
viewtopic.php?t=15111
viewtopic.php?t=14991
viewtopic.php?t=14950
viewtopic.php?t=15037
viewtopic.php?t=14976

Ich bitte alle Pflegekräfte und diejenigen, die sich an sonst für pflegerische Themen interessieren. Bitte informiert weiter. Es müssen jetzt die richtigen politischen Weichen gestellt werden. Wenn die Koalition in Berlin die nächsten Reformschritte halbherzig vornimmt, rennen wir pflegerisch in ein Dilemma!
...
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Placebos für die Pflegebranche ?

Beitrag von Presse » 07.12.2010, 17:57

Verdi warnt vor Placebos für die Pflegebranche

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat anlässlich des heutigen Treffens von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) mit Pflegeverbänden und Fachleuten vor Kompromissen auf Kosten der Beschäftigten gewarnt. „Wenn aus der Pflege-Runde im Bundesgesundheitsministerium keine Placebo-Runde werden soll, muss die Wahrheit auf den Tisch“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Ellen Paschke in Berlin. Sie warf den Arbeitgebern vor, um fast jeden Preis Kosten senken zu wollen. Viele der von den privaten Arbeitgeberverbänden beklagten Probleme seien jedoch hausgemacht und unmittelbare Folge der „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Unternehmen.

Paschke führte den Fachkräftemangel vor allem auf die schlechten Rahmenbedingungen für Pflegeberufe zurück. Viele Arbeitgeber hätten bewusst oder fahrlässig Dumpinglöhne, belastende Arbeitsbedingungen, mangelnde Ausbildungsfinanzierung sowie unzureichende Fort- und Weiterbildungsangebote in Kauf genommen, um ihre Gewinne zu maximieren. „Wer jetzt Betreuungs- und Qualifikationsstandards senken will, wälzt die Probleme weiter wieder nur auf Pflegebedürftige und Beschäftigte ab“, sagte Paschke. Sie forderte stattdessen einen echten Dialog aller beteiligten Gruppen. Statt Imagekampagnen brauche es vernünftige Löhne und akzeptable Arbeitsbedingungen.

Quelle: Pressemitteilung vom 07.12.2010
Bibliomed - Medizinische Verlagsgesellschaft mbH
Stadtwaldpark 10
D-34212 Melsungen
Website: http://www.bibliomed.de
E-Mail: info@bibliomed.de

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Pflegerunde im BMG: Belanglose Worte

Beitrag von Presse » 07.12.2010, 18:06

Pflegerunde im BMG: Belanglose Worte reichen nicht

Zum heutigen Gespräch zum Personalmangel in den Pflegeberufen im Bundesministerium für Gesundheit erklärt Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik:

Der Fachkräftemangel in der Pflege steht uns nicht bevor, wir stecken bereits mittendrin. Das ist nicht erst seit gestern bekannt. Daher wurde es höchste Zeit, dass sich Minister Rösler diesem Thema stellt. Wir hoffen aber, dass es nicht bei den eher einfallslosen Worten bleibt, die er nach dem Gipfel verlautbart hat. Es müssen nun wirklich konkrete Taten folgen. Wir hoffen sehr, dass das plötzliche Engagement des Ministers nicht nur davon ablenken soll, dass in den Hinterzimmern bereits an der unsolidarischen Finanzreform der Pflegeversicherung gestrickt wird.

Schwarz-Gelb muss begreifen, dass Pflege ein Jobmotor ist, in den es sich zu investieren lohnt. Sicher und krisenfest sind Jobs in der Pflege schon heute. Dafür brauchen wir die Reform der Pflegeausbildung nicht, wie Minister Rösler meint. Das Problem ist viel mehr, dass wir die Attraktivität und das Ansehen der Pflegeberufe steigern müssen. Dabei ist die von Union und FDP angekündigte Pflegeausbildungsreform nur ein Schritt. Wir brauchen ein abgestuftes und durchlässiges Ausbildungssystem, in dem jede und jeder unabhängig vom Schulabschluss die Chance hat, sich weiter zu qualifizieren. Dazu ist von Herrn Rösler nichts zu hören. Die Pflege muss Aufstiegschancen bieten. Es muss weiterhin möglich sein, Beruf und Familie miteinander zu verbinden. Und es muss eine Perspektive geben, damit man im Beruf auch alt werden kann. Das ist wichtig, um Menschen für die Pflege zu interessieren.

Die Koalition und die Länder sind gefordert, dringend Ausbildungsplätze zu schaffen. Denn noch gibt es mehr Bewerberinnen und Bewerber als Plätze. Es muss eine Ausbildungsumlage in der Altenpflege eingeführt werden, um die Ausbildungskosten gleichmäßig auf alle Schultern zu verteilen. Einrichtungen und Dienste, die nicht ausbilden, zahlen bisher nichts, profitieren aber wie alle anderen von ausgebildeten Fachkräften. Bei Umschulungen zu Pflegeberufen muss die Finanzierung aller drei Ausbildungsjahre dauerhaft gesichert werden. Zurzeit ist das nur bis Ende 2010 der Fall, woran Schwarz-Gelb allein Schuld trägt. Ergänzend brauchen wir endlich ein verbindliches System zur Personalbemessung, damit Schluss ist mit der personellen Unterbesetzung in Kliniken, Einrichtungen und Diensten. Denn wollen wir den Personalmangel in der Pflege beseitigen, dann müssen wir die Fachkräfte pfleglich behandeln.

Quelle: Pressemitteilung von Elisabeth Scharfenberg vom 07.12.2010 - übermittelt von i.A. Christian Hans
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abgeordnetenbüro Elisabeth Scharfenberg MdB
Sprecherin für Pflegepolitik und Altenpolitik
Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Tel.: ++49 (0)30 227 -74532, Fax: -76655
E-Mail: elisabeth.scharfenberg.ma01@bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de
Postanschrift:
Deutscher Bundestag, 11011 Berlin

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Pflegeberuf soll attraktiver gestaltet werden

Beitrag von Presse » 08.12.2010, 07:34

Auftaktveranstaltung des Pflege-Dialogs: Dr. Philipp Rösler will Pflegeberuf attraktiver gestalten

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler will den Pflegeberuf attraktiver gestalten. Mit Blick auf den vorhergesagten Fachkräftemangel sollen damit mehr junge Menschen für den Pflegeberuf gewonnen werden. „Bereits heute haben wir teilweise einen Mangel an Fachkräften. Wegen der demografischen Entwicklung wird sich die Situation weiter verschärfen. Deshalb brauchen wir bessere Rahmenbedingungen beim Pflegeberuf“, sagte der Minister heute in Berlin am Rande des Pflege-Dialogs zu Fragen eines möglichen Fachkräftemangels. Zu den vom Minister vorgeschlagenen Maßnahmen zählen unter anderem eine Reform der Ausbildung, eine Entlastung der Pflegekräfte sowie bessere Arbeitsbedingungen.

„Eine höhere Attraktivität muss bei der Ausbildung ansetzen“, betonte der Bundesgesundheitsminister. „Eine stärkere Zusammenführung der Ausbildung von Kranken- und Altenpflege kann helfen. Denn so haben Nachwuchskräfte mehr Möglichkeiten, einen sicheren und für sie geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Dies bietet zugleich gute Perspektiven für die Aus-, Fort- und Weiterbildung.“ Zudem sei es wichtig, Pflegekräfte künftig besser im Alltag zu unterstützen. „Wer im Beruf Leid, Sterben und Tod erlebt, sollte die Möglichkeit haben, diese Erlebnisse zu verarbeiten, zum Beispiel durch Supervision.“ Rösler wies auch auf notwendige Entlastungen der Pflegekräfte bei der Bürokratie hin: „Zu oft wird noch geprüft, ob Pflegekräfte gut dokumentieren können. Besser wäre es, die Ergebnisqualität zu prüfen.“ Pflegekräfte könnten auch durch die Einstellung von Hilfskräften entlastet werden. Diese könnten Aufgaben übernehmen, die nicht unmittelbar mit der Pflege am Menschen zu tun haben.

Der heutige Pflege-Dialog bildete den Auftakt eines Austauschs mit Fachexperten zur künftigen Ausgestaltung der Pflege in Deutschland. Weitere Veranstaltungen des Pflege-Dialogs folgen in den kommenden Monaten. Dabei soll zunächst breit über konkrete Verbesserungen für die Menschen diskutiert werden, etwa die Unterstützung von Demenzkranken oder eine Stärkung von pflegenden Angehörigen. Mit der Diskussion über notwendige und sinnvolle Veränderungen bei der Pflege soll eine Grundlage für die weiteren Pflege-Beratungen in der Koalition gelegt werden.

Quelle: Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums vom 07.12.2010

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Arbeitslose sollen Pflegemängel ausgleichen

Beitrag von Sabrina Merck » 08.12.2010, 07:44

Arbeitslose sollen Pflegemängel ausgleichen

Nach einem Bericht von Focus-online sollen nach den Konzepten des BMG auch Arbeitslose zum Ausgleich des Pflegekräftemangels eingesetzt werden. Allerdings soll dies nach einer Umschulung erfolgen. Mit Arbeitsministerin Ursula von der Leyen habe er bereits darüber gesprochen, wie das entsprechende Programm weitergeführt werden könne. Das sagte Rösler nach einem Spitzentreffen in Berlin. Im Januar 2011 wollen sich beide Minister dazu mit den Pflege- Arbeitgebern treffen. Außerdem sollen Änderungen bei der Ausbildung, mehr Aufstiegschancen und weniger Bürokratie helfen, mehr junge Leute für einen Pflegeberuf zu gewinnen.

Klingt alles gut. Aber die entscheidenden Aussagen zu einer Aufstockung der Stellenschlüssel fehlen. Solange es bei dem jetzigen Stellensoll bleibt, wird sich nichts ändern.

MfG Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
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Arbeitslose sollen Not in Pflegeheimen lindern

Beitrag von Presse » 09.12.2010, 07:59

Rösler-Vorstoß: Arbeitslose sollen Not in Pflegeheimen lindern
Weil die Pflegefachkräfte knapp werden, will der Bundesgesundheitsminister die staatliche Förderung zur Umschulung von Arbeitslosen ausweiten.
http://www.ftd.de/politik/deutschland/: ... 03100.html
Quelle: FTD-Financial Times Deutschland

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Pflege-Dialog ein Flop - Pflegenotstand und kein Ende

Beitrag von WernerSchell » 09.12.2010, 08:55

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 09.12.2010

Pflegenotstand wurde beim Pflege-Dialog nicht angemessen diskutiert
Pflege-Dialog - Auftaktrunde am 07.12.2010 beim Bundesgesundheitsministerium eher ein Flop


Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht in dem am 07.12.2010 im Bundesgesundheitsministerium begonnenen Pflege-Dialog keinerlei Ansatzpunkte, die wirklichen Probleme in den Pflegesystemen zu hinterfragen und einer Lösung zuzuführen. Tatsache ist nämlich, dass es bereits seit geraumer Zeit eine völlig unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Pflegepersonal gibt. Während man sich bei den Heimen noch auf (unzureichende) Stellenschlüssel beziehen kann, gibt es für die Krankenhäuser keinerlei Personalberechnungsvorschriften, schlicht nur eine Stellenausstattung nach Kassenlage. Und diese ist nachweislich dramatisch schlecht. Entsprechende Folgen liegen für die Patienten, Pflegebedürftigen und Pflegekräfte auf der Hand. U.a. gefährdet die mangelhafte Zuwendung Patienten und Pflegebedürftige, während die überlasteten Pflegekräfte nicht selten frühzeitig aus dem Beruf flüchten (müssen). Wer als Pflegekraft bleibt, steht unter immensem Arbeitsdruck und nimmt früher oder später gesundheitlichen Schaden.

Es wäre nach all dem vorrangig gewesen, darüber zu reden, wie man diesen seit Jahren beklagten Pflegenotstand aufhebt; z.B. durch Schaffung von bundesweit geltenden Personalbemessungssystemen, entsprechende Stellenausweitungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und Start einer Ausbildungs- und Einstellungsoffensive. Hinzu kommen müssen handfeste Bemühungen, die Pflegekräfte besser zu bezahlen. Nur so kann die vielfach angesprochene Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht werden.

Wer die Pflegekräfte in diesem Sinne gut behandelt, muss sich weder heute noch in den nächsten Jahren über einen Mangel an Pflegefachkräften beklagen. Auch der Ruf nach entsprechenden Fachkräften aus dem Ausland ist dann entbehrlich. Eine ausgeweitete Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland wäre auch aus Gründen der mangelnden Sprachkenntnisse problematisch. Denn gerade in der Pflege, vor allem der Pflege Demenzkranker, kommt es auf eine gute Kommunikation an. Und die ist bei Dienstkräften, die aus dem Ausland kommen, schon jetzt nicht immer gewährleistet. Es gibt bereits vielfältige Klagen darüber, dass in den Gesundheitssystemen zu wenig verständlich deutsch gesprochen wird.

Die beim Pflege-Dialog angesprochene Reform der Berufsgesetze in der Pflege erscheint wenig geeignet, irgendein Pflegenotstandsproblem aufzulösen. Der Pflegenotstand und all das, was damit zusammenhängt, hat mit den Berufsgesetzen absolut nichts zu tun. Es gibt keine Mängel in der Pflegeausbildung, denen in irgendeiner Form eine Mitverursachung des Pflegenotstandes zugedacht werden könnte. Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Ausbildungsgeschehen oder ist absichtsvoll bemüht, von den eigentlichen Problemen abzulenken. Gleichwohl ist nichts dagegen einzuwenden, die Berufsgesetze durch geeignete Vorschriften zu ergänzenden Fortbildungen, Weiterbildungen und Studienabschlüssen (z.B. Pflegewissenschaften) mit mehr Zukunftsperspektiven zu versehen.

Auch die Hinweise zum Abbau der Bürokratie in der Pflege, z.B. Reduzierung der Dokumentationsarbeiten, hilft nicht weiter. Regierungen verkünden seit Jahrzehnten, endlich mit dem Bürokratieabbau beginnen zu wollen. Die diesbezüglichen Bemühungen haben aber letztlich immer zu einer weiteren Auftürmung von Vorschriften und Schreiberfordernissen geführt. Professionelle Pflege erfordert im Übrigen Planung und schriftliche Dokumentation. Sie ist aus vielerlei Gründen, z.B. vertraglichen bzw. haftungsrechtlichen Erwägungen, sogar unverzichtbar. Daher müssen im Rahmen der Stellenbemessung solche Dokumentationserfordernisse ausreichend Berücksichtigung finden.

Wer die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegekräfte auch nur ansatzweise ernst nimmt, muss jeder Kostensenkungsmentalität und vor allem Billiglöhnen in den Pflegesystemem eine Absage erteilen.

Die Pflegesysteme werden in der Zukunft erheblich mehr Finanzausstattung benötigen. Der Verweis auf die demografische Entwicklung mit einer drastischen Zunahme hilfe- und pflegebedürftiger Menschen dürfte als Begründung ausreichen. Zusätzliche Beitragslasten müssen allerdings nach Meinung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk solidarisch finanziert werden.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++ Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei! +++
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https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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