Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
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"Pflege" ein komlexen Geschehen ...

Beitrag von WernerSchell » 08.03.2010, 18:26

Sehr geehrter Herr Fröhlich-Rockmann,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe mich hier, auch als Vertreter von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, zu Wort gemeldet und habe zunächst einmal nähere Informationen von der SPD erbeten.
Grundsätzlich habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn Arbeitslose / Langzeitarbeitslose bei Eignung und Qualifizierung in den Pflegesystemen eine Anstellung finden. Dazu hat soeben Herbert Kunst eine Stellungnahme abgegeben, die ich voll unterstütze.
Im Übrigen ist "Pflege" ein komlexen Geschehen, das vielen unterschiedliche Anforderungen gerecht werden muss. Für mich muss immer das Wohl des einzelnen pflegebedürftigen Menschen im Vordergrund stehen. Daran richte ich meine Beurteilung anstehender Fragen immer aus.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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G. Fröhlich- Rockmann
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Wert von pflegenden Angehörigen ....

Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 08.03.2010, 19:06

Sehr geehrter Herr Schell,

ich hatte und habe nicht die Absicht Ihre Bemühungen und Ihre Tätigkeit in irgendeiner Art in Zweifel zu ziehen.

Dennoch wird es notwendig sein auch das Wissen und die praktische Erfahrung pflegender Angehöriger oder ehemals pflegender Angehöriger oder auch ehemals in der Pflege oder an der Pflege angrenzende Bereiche Tätige zu Nutzen um die Anforderungen die Pflege an uns stellt und stellen wird einigermaßen bewältigen zu können.

Andererseits werde ich es heute und künftig nicht zulassen den unschätzbaren Wert von pflegenden Angehörigen, Freunden und Nachbarn derart geringschätzend darstellen zu lassen.

Ich sage es nocheinmal gäbe es diese Menschen nicht könnte Pflege in Deutschland das Licht ausschalten und ich habe nicht die Absicht ständig und immerwieder als Langzetarbeitsloser und Hartz IV-Empfänger abgestempelt zu werden, wenn ich an 24 Stunden des Tages, 7 Tage die Woche und an 365 Tagen des Jahres eine Arbeit leiste für die jede Hilfskraft in geregelter Wochenarbeitszeit ein mehrfaches des Existenzminimums von 360 € im Monat erhält.

Dabei ist jedem hier bekannt das ich bei weitem nicht der Einzige in unserem Lande bin und ich denke dass Andere und ich mindestens ein bischen Wertschätzung dafür verdient haben auch wenn sie Langzeitarbeitslos und Hartz IV Empfänger sind!

Man möge auch die erwähnten Untersuchungen beachten in denen eben
nicht drin steht das gute Pflege nur von professionell ausgebildeten Pflegekräften geileistet werden kann sondern eher das Gegenteil.

Insofern ist eben die Behauptung wissenschaftlich wiederlegt, die immer wieder vorgetragen wird! Oder anders ausgedrückt: Das Wohl des pflegebedürftigen Menschen ist nachgewiesen eben nicht von der Qualifikation seiner Pflegeperson abhängig.


Letztendlich werde ich mich auch weiterhin dagegen wehren Pflegebedürftige zur Durchsetzung arbeitstariflicher Angelegenheiten eines Berufsstandes zu instrumentalisieren.

Letztendlich ist hunbderttausendfach nachgewiesen, das es zur Verrichtung der im SGB XI aufgelisteten Hilfeleistungen es keines Studiums der Pflegewissenschaften bedarf genauso wie niemand in Deutchland auf die Idee kommt Babys nur noch von ausgebildeten Kinderkrankenschwestern pflegen lassen zu wollen.

Mit freundlichen Grüßen
Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

Brigitte Bührlen
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Der Mensch im Mittelpunkt

Beitrag von Brigitte Bührlen » 08.03.2010, 19:19

Pflege hat so erbracht zu werden, dass sie den Menschen ganzheitlich versorgt. Körper Geist und Seele wollen versorgt werden, dazu braucht es in erster Linie empathische Menschen, die selbstverständlich gut ausgebildet sein müssen.
Empathie kann man weder an Bildung noch am Einkommensstatus noch an Arbeitslosigkeit oder sonst etwas festmachen, sie ist eine Haltung dem hilfsbedürftigen Menschen gegenüber. Man hat ein Herz für andere oder man hat es nicht!
Wenn "professionell" reine Wissensanhäufung meint, ein dem Schema verpflichtetes Zwangshandeln oder ein sich durch Einhaltung von Formalien rechtfertigen heisst, so wird Pflege unmenschlich!
Manchmal frage ich mich, wie die Menschheit bis zum heutigen Tag überleben konnte, so unwissend und unprofessionell?
Es ist an der Zeit die Kirche wieder ins Dorf zu stellen.
Maßgeblich ist nicht in erster Linie die juristische Absicherung der Pflege, sondern die gefühlte Menschlichkeit die einem Pflegebedürftigen durch verantwortungsvolles und kompetentes pflegerisches und mitmenschliches Handeln entgegengebracht wird.
Das kann zu Hause der Fall sein oder auch in Einrichtungen. Das gilt für Pflegende und Pflegebedürftige gleichermaßen.
Dafür und nur dafür sind die Gelder in der Pflege gedacht,
Der Mensch muss in den Mittelpunkt, egal wer wo wie handelt oder behandelt wird!

WernerSchell
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Wert von pflegenden Angehörigen ....

Beitrag von WernerSchell » 08.03.2010, 19:22

G. Fröhlich- Rockmann hat geschrieben: .... Andererseits werde ich es heute und künftig nicht zulassen den unschätzbaren Wert von pflegenden Angehörigen, Freunden und Nachbarn derart geringschätzend darstellen zu lassen. ....
Sehr geehrter Herr Fröhlich-Rockmann,

nur eine kurze weitere Rückmeldung: Dass uns die Angehörigenarbeit ganz wichtig ist, haben wir in den bisherigen Pflegetreffs immer wieder herausgestellt. Siehe dazu den Leitgedanken:
"Angehörige und Pflegekräfte gemeinsam zum Wohle der Pflegebedürftigen"
viewtopic.php?t=11655
Ich habe sogar beim Pflegetreff 23.06.2009 einen kleinen Film vorgestellt, indem ein Mann gezeigt wurde, der mit viel Kraftanstrengung, aber mit großem Erfolg, seine dementiell erkrankte Ehefrau Zuhause betreute:
viewtopic.php?t=10946&highlight=pflegetreff
Sie dürfen also davon ausgehen, dass wir bei allen Forderungen bezüglich der Behebung des Pflegenotstandes auch die Angehörigenarbeit immer im Blick haben. Wir sehen die Pflegesysteme aus ganzheitlicher Sicht. Es muss in allen Bereichen gut gepflegt werden!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Presse
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Beitrag von Presse » 09.03.2010, 07:50

Brief von
Die Beauftragte
der Landesregierung für die
Belange der Menschen mit
Behinderung in NRW

vom 8.3.2010
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Angelika Gemkow

An die
Vorsitzende der Fraktion der SPD
im Landtag Nordrhein-Westfalen
Frau Hannelore Kraft, MdL
Landtag NRW
Platz des Landtags
40221 Düsseldorf



Sehr geehrte Frau Kraft,

ich bin entsetzt über Ihre Auffassung, Langzeitarbeitslose könnten so
ohne weiteres in der Pflege alter und behinderter Menschen arbeiten.
Sie haben offensichtlich wenig Ahnung, wie eine gute Pflege für alte und
behinderte Menschen aussieht. Wir brauchen Pflegekräfte mit Fachlichkeit,
Herz, Zuverlässigkeit und Liebe zum behinderten und alten Menschen.

Pflegekraft ist ein schwerer, aber auch ein schöner Beruf. Ich habe
Hochachtung vor den Menschen, die pflegen. Pflegekräfte leisten für
unsere Gesellschaft wichtige Arbeit, die von uns allen anerkannt wertgeschätzt
werden muss.

Sie, Frau Kraft, schlagen jetzt vor, Langzeitarbeitslose mit starken Vermittlungshemmnissen
in der Pflege für alte und behinderte Menschen
arbeiten zu lassen. Sie sagen damit öffentlich: "Pflegen kann jeder“.
Das ist eine Beleidigung der Pflegekräfte. Langzeitarbeitslose, die in der
Produktion nicht gebraucht werden, können nach Ihren Vorschlägen
ersatzweise dann alte und behinderte Menschen pflegen. Alte, behinderte
und pflegebedürftige Menschen können bei schlechter Pflege nicht
weglaufen. Alte Menschen protestieren nicht. Sie können Ihnen, sehr
geehrte Frau Kraft, nicht sagen, wie sie Ihre unqualifizierten Vorschläge
empfinden.

Alles Fachliche, alles für die Zukunft einer guten Pflege dringend nötige
Wissen und Handeln, was ich als Vorsitzende mit der Enquete -
Kommission "Zukunft der Pflege" im Landtag zwischen 2002 und 2005
formuliert habe, werfen Sie damit über den Haufen.

Ich bitte Sie, die Vorschläge der Enquete-Kommission (es war die einzige
bisher in der Bundespolitik und in den 16 Bundesländern) nachzulesen.
In diesem allseits beachteten Bericht wurden qualifizierte Vorschläge
für eine gute Pflege in NRW gemacht.

Mit freundlichen Grüßen
(Angelika Gemkow)
Landesbehindertenbeauftragte

Landesbehindertenbeauftragte seit 2006
Von 2002 bis 2005 Vorsitzende der Enquete-Kommission "Zukunft der
Pflege" im Landtag NRW


Anmerkung der Moderation:
Frau Angelika Gemkow war am 23.06.2009 in Neuss-Erfttal und stand beim Pflegetreff als Referentin zur Verfügung:
viewtopic.php?t=10946&highlight=gemkow

WernerSchell
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Langzeitarbeitslose in der Heimpflege

Beitrag von WernerSchell » 09.03.2010, 15:11

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post berichtete heute, 9.3.2010, mit "dicken" Schlagzeilen und umfänglich zur
Thematik "Langzeitarbeitslose in der Heimpflege" und titelte:
"Kraft: Ich bin nicht Westerwelle"
"Reaktionen auf Hannelore Krafts Vorstoß"
"Kraft springt zu kurz"


Alle möglichen Personen / Institutionenvertreter kamen in den Beiträgen zu Wort, nur die pflegebedürftigen Menschen bzw.
deren Interessenvertreter nicht. Die Pflege, um die es eigentlich gehen sollte, blieb ausgeblendet.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat daher den nachfolgenden Brieftext an die Rheinische Post übersandt:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Neuss, den 9.3.2010

An die
Rheinische Post
Düsseldorf


Betr.: Freiwilliger Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichteten gestern erstmalig zum o.a. Thema. Daraufhin habe ich als Vertreter von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk die SPD NRW, Frau Kraft angeschrieben und um nähere Informationen gebeten. Diese Zuschrift übersandte ich Ihnen zur Kenntnisnahme und zur eventuellen Auswertung. Der Text vom 8.3.2010 ist diesem Brief in Form einer Presseerklärung nochmals angefügt. Sie konnten daraus bereits entnehmen, dass wir eher zu einer Ablehnung des Vorschlages neigen. Dazu schrieben wir:

"Da sich Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk als Lobby für pflegebedürftige Menschen, auch in Heimen, versteht, möchten wir den gemachten Vorschlag näher kennen lernen, um dann eine Bewertung vornehmen zu können. Ohne Einzelheiten zu kennen, halten wir den Vorschlag für eher problematisch und neigen zu einer Ablehnung."

Nachfolgend ergab sich im hiesigen Internetforum eine außergewöhnlich lebhafte Diskussion, bei der sich die Ablehnung - auch unsererseits - verfestigte:
viewtopic.php?t=13807

Eine Antwort der SPD liegt noch nicht vor.

Nun berichten Sie heute erneut zum Thema. Damit werden Sie grundsätzlich der Bedeutung des Themas gerecht. Allerdings sind Ihre verschiedenen Ausführungen inhaltlich zu beanstanden. Sie zitieren alle möglichen Leute und Institutsverantwortlichen, ein Sprecher der betroffenen HeimbewohnerInnen kommt aber nicht zur Wort. Dies ist nicht nur bedauerlich, sondern nicht akzeptabel, weil es hier doch vorrangig um das Wohl derjenigen gehen muss, die von den SPD-Vorschlagen im Ergebnis unmittelbar betroffenen sind. Das sind die pflegebedürftigen Menschen, die im Heim lebenden Patienten.

Da wir uns als Lobby für pflegebedürftige Menschen mit unserer gestrigen Zuschrift erneut bei Ihnen gemeldet haben, wäre eine Berücksichtigung unserer Sichtweise, vielleicht nach entsprechender Kontaktaufnahme/Befragung, dringend geboten gewesen.

Diesen Anforderungen sind Sie leider nicht gerecht geworden und haben damit gezeigt, dass auch die Rheinische Post lieber über die pflegebedürftigen Menschen / Patienten als sie selbst zu Wort kommen lässt. Mehr als bedauerlich!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell


Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
Vorstand, Dozent für Pflegerecht, Buchautor:
Werner Schell – Harffer Straße 59 – 41469 Neuss
Tel.: 02131 / 150779 – E-Mail: ProPflege@wernerschell.de


Neuss, den 8.3.2010

Pressemitteilung

Freiwilliger Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern in Heimen

Nach vorliegenden Medienberichten wurde von der SPD-Vorsitzenden in Nordrhein-Westfalen, Frau Kraft, der freiwillige Einsatz von "Hartz-IV"-Empfängern (u.a.) in Heimen vorgeschlagen. Dazu gibt es zahlreiche (kritische) Forumseinträge unter
viewtopic.php?p=50518#50518

Da sich Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk als Lobby für pflegebedürftige Menschen, auch in Heimen, versteht, möchten wir den gemachten Vorschlag näher kennen lernen, um dann eine Bewertung vornehmen zu können. Ohne Einzelheiten zu kennen, halten wir den Vorschlag für eher problematisch und neigen zu einer Ablehnung.

Da es in den Heimen und Krankenhäusern einen unbestreitbaren Pflegenotstand gibt, treten wir seit längerer Zeit für den Einsatz von mehr qualifiziertem Pflegepersonal in diesen Institutionen ein und sehen allein darin eine hilfreiche Maßnahme zur besseren Versorgung der Heimbewohner und Patienten.

Darüber werden wir auch beim Pflegetreff am 27.04.2010 in Neuss-Erfttal mit dem Thema: Welche Pflege wollen wir (uns leisten)? informieren und diskutieren:
viewtopic.php?t=12279

Der jetzt gemachte Vorschlag wird möglicherweise auch den Bedürfnissen der Langzeitarbeitslosen nicht gerecht.

Wir haben die SPD NRW um nähere Informationen zum unterbreiteten Vorschlag gebeten. Danach werden wir eine abschließende Bewertung vornehmen können.

Werner Schell, - Dozent für Pflegerecht

Siehe auch Bericht unter
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=13783
Zuletzt geändert von WernerSchell am 30.03.2010, 07:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Gemeinnütziger Einsatz von Hartz-IV-Empfängern

Beitrag von Bernd Masmeier » 09.03.2010, 15:37

Zu dem Beitrag von Frau Modig folgende Anmerkungen: Sie hat sicherlich recht mit der Forderung, etwa in der Pflege eingesetzte Langzeitarbeitslose müssten zuvor entsprechend qualifiziert werden, und reguläre Arbeitsverhältnisse dürften durch deren Einsatz nicht gefährdet werden.

Allerdings glaube ich, dass der Vorschlag von Frau Kraft auf etwas anderes abzielt: Auf den Einsatz von Langzeitarbeitslosen in Bereichen, für die den regulären (Pflege-)Kräften gar keine Zeit bleibt, z.B. Vorlesen. Darüber hinaus gibt es andere sinnvolle gemeinnützige Tätigkeiten, für die allenfalls geringfügige Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich sind. So betreibt z.B. die Rheinbahn (ÖPNV-Betreiber) in Düsseldorf zusammen mit einer Initiative zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen einen Begleitservice für Menschen mit Behinderungen, die den öffentlichen Personennahverkehr nutzen wollen. So etwas könnte auch anderswo Schule machen. Das größere Problem an dem Vorschlag von Frau Kraft scheint mir dessen Finanzierung zu sein.

Dennoch stimme ich der Forderung von Frau Modig und in dem Offenen Brief von Herrn Schell an Frau Kraft zu, diese möge ihre Vorschläge präzisieren. Nur dann kann in der Tat eine qualifizierte Beurteilung derselben geleistet werden.

thorstein
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Beitrag von thorstein » 09.03.2010, 16:26

Ich war bislang der Meinung, dass es allen BürgerInnen dieses Landes freisteht, sich ehrenamtlich zu betätigen. Was sollte also einen Arbeitslosen daran hindern, im nächsten Heim nach einem entsprechenden Bedarf zu fragen. Einen entsprechenden Hinweis aus der Poitik halte ich dabei für völlig überflüssig, wird damit doch unweigerlich konnotiert: ihr habt ja Zeit, tut gefälligst was für die Allgemeinheit. Das gilt aber auch für hunderttausende rüstige RentnerInnen. Meiner Ansicht nach wäre es daher besser, Politiker würden ihre Klappe halten was die Lebensentwürfe ihrer MitbürgerInnen angeht.

Besonders unappettitlich wird es aber, wenn eine Landesbehindertenbeauftragte der CDU dieses Amt zu Wahlkampfzwecken missbraucht. Ihr Stellungnahme schiesst über jedes vernünftige Mass hinaus und hat mit dem Ansinnen von Frau Kraft offensichtlich nichts mehr zu tun.

Frau Gemkow ist mir noch gut in Erinnerung durch ihren Slogan: Geld pflegt keine Menschen. Im Klartext heißt das: Eine Antwort auf die Frage nach einer angemessenen Personalausstattung ist von ihr nicht zu erwarten.

Dass es grundsätzlich vernünftige und sinnvolle und vertretbare Einsatzgebiete für Ehrenamtliche gibt, kann in jeder Pflegeeinrichtung recherchiert werden. Wenn jetzt (irgendwann) der Frühling kommt, würden sich hundertausende Pflegebedürftige und Behinderte über Spaziergänge mit einem ehrenamtlichen Mitarbeiter freuen.

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Pflegebedürftige Menschen in den Mittelpunkt

Beitrag von PflegeCologne » 09.03.2010, 16:43

thorstein hat geschrieben: .... Ich war bislang der Meinung, dass es allen BürgerInnen dieses Landes freisteht, sich ehrenamtlich zu betätigen. Was sollte also einen Arbeitslosen daran hindern, im nächsten Heim nach einem entsprechenden Bedarf zu fragen. Einen entsprechenden Hinweis aus der Poitik halte ich dabei für völlig überflüssig, .... .
Hallo thorstein,
ja, auch ohne irgendwelche Vorschläge können ehrenamtliche Arbeiten übernommen werden. Das wissen auch viele - es bringt aber kein Geld in die Kasse.
Der Einsatz bei pflegebedürftigen Menschen (z.B. Demenzkranken) verlangt immer eine Kenntnis über Krankheit, richtiges Verhalten usw. Daher ist es sinnvoll, auch diejenigen Personen, die nur Betreuungsaufgaben wahrnehmen, entsprechend zu qualifizieren. Das geschieht heutzutage bereits mit den sog. Betreuungsassistenten (160-Stunden-Ausbildung). Nach den entsprechenden Richtlinien können auch Langzeitarbeitslose in die Heime kommen. Das ist keine neue Geschichte.
Die Vorstellungen von Frau Kraft sind allein Wahlkampf zu Lasten der Arbeitslosen, ähnlich wie das, was wir kürzlich von Herrn Westerwelle hörten (ihm ging es um den Stopp der sinkenden Zustimmungswerte für die FDP). Die Vorschläge von Frau Kraft sind auch inhaltlich kaum ausgereift, greifen zu kurz.
Wer etwas für die Pflege und gleichzeitig gegen die Arbeitslosigkeit tun will, muss die Qualifizierung von Pflegekräften in Gang setzen (dabei können dann Lebensältere durch Fördermaßnahmen gestützt werden). Das hätte dann auch den Vorteil, dass wir den Pflegenotstand minimieren könnten.
Ich begrüße es übrigens sehr, dass Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk in seiner Kritik gegenüber der Rheinischen Post die mangelnde Berücksichtigung der Interessen pflegebedürftiger Menschen herausstellt. Denn die Betroffenen hat bislang noch keiner gefragt!

MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Welche Pressemeldung?

Beitrag von Bernd Masmeier » 09.03.2010, 18:20

thorstein schrieb: "Besonders unappettitlich wird es aber, wenn eine Landesbehindertenbeauftragte der CDU dieses Amt zu Wahlkampfzwecken missbraucht. Ihr Stellungnahme schiesst über jedes vernünftige Mass hinaus und hat mit dem Ansinnen von Frau Kraft offensichtlich nichts mehr zu tun." Ich habe daraufhin die Seiten des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW auf eine entsprechende Pressemeldung hin durchsucht, aber keine gefunden.

Im Übrigen: Ehrenamtlichkeit ist etwas anderes als das, was Frau Kraft vorschlägt. Ihr geht es darum, Langzeitarbeitslosen eine sinnvolle Tätigkeit zu ermöglichen und ihnen dafür eine kleine Aufbesserung ihrer Einkünfte zukommen zu lassen - oberhalb der Ein-Euro-Grenze. Insofern kann ich auch die Auffassung von PflegeCologne nicht nachvollziehen, die Vorschläge von Frau Kraft seien lediglich "Wahlkampf zu Lasten der Arbeitslosen". Arbeitslosigkeit ist so gut wie immer mit dem Verlust sozialer Kontakte verbunden - über den Verlust der materiellen Sicherheit hinaus. Wenn nun vorgeschlagen wird, diesen Menschen auf freiwilliger Basis eine sinnvolle Beschäftigung, verbunden mit einer kleinen Aufbesserung ihrer Bezüge, zu ermöglichen, vermag ich nicht zu erkennen, wieso dies ein Vorschlag zu Lasten der Arbeitslosen sein soll. Gerade eine Tätigkeit für andere benachteiligte Gruppen könnte zu einer besseren sozialen Eingliederung von Langzeitarbeitslosen einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisten.

WernerSchell
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Langzeitarbeitslose - ehrenamtlicher Einsatz

Beitrag von WernerSchell » 10.03.2010, 07:53

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Neuss, den 10.3.2010

An die
Rheinische Post
Düsseldorf


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Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichteten gestern umfänglich zum o.a. Thema. Daraufhin habe ich Ihnen den angefügten Brief vom 9.3.2010 geschrieben.* Heute nun lassen Sie in einem weiteren Titelbericht zur Hartz-IV-Geschichte den Vorstand der Marseille-Kliniken zu Wort kommen. Das könnte man so verstehen, als hätten Sie nunmehr die Betroffenenseite in Ihrer Berichterstattung angemessen berücksichtigt. Tatsache ist aber, dass die Marseille-Kliniken dem Vernehmen nach der "Aldi der Pflege" sind oder sein wollen. Wenn man dies berücksichtigt wird jedem klar, dass von dieser Seite eine Zustimmung zum Vorschlag von Frau Kraft kommen muss. Ein "Aldi der Pflege" ist an "Billigware" (Ehrenamtler kosten nichts) interessiert und nimmt folgerichtig auch gerne die Kraft`schen Langzeitarbeitslosen.
Meine Frage bleibt jetzt erst recht im Raum: Warum lassen Sie nicht wirklich die Pflege-Betroffenenseite auch zu Wort kommen?

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

*) Dieser Brief ist oben eingestellt! Eine Antwort hat es dazu nicht gegeben.
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Sabrina Merck
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Ehrenamtler in die Heime - grundsätzlich ja - aber ....

Beitrag von Sabrina Merck » 10.03.2010, 08:31

Hallo,

gegen den ehrenamtlichen Einsatz von BürgerInnen, Langzeitarbeitslose eingeschlossen, in den stationären Pflegeeinrichtungen, spricht nichts. Dass aber solche Ehrenamtler nun aus dem Hartz-IV-Bereich ausdrücklich angeworben und so "entsorgt" werden sollen, erscheint weniger hilfreich. Dieser Personenkreis hat andere arbeitsmarktpolitische Unterstützungen / Anstrengungen verdient!
Ich bin aber mit Herrn Schell (Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk) auch der Meinung, dass die neuerliche Absicht, Langzeitarbeitslose als Ehrenamtler in die Heime zu vermitteln, den betroffenen pflegebedürftigen Menschen / den Einrichtungen nicht gerecht wird. Tatsache ist doch, dass wir in der Pflege allerorten einen eklatanten Personenmangel haben und dieser vorrangig durch entsprechendes Fachpersonal behoben werden muss. Langzeitarbeitslose können schon jetzt mit einer kurzen Qualifizierungsmaßnahme in die Heime gehen, um dort als Betreuungsassistenten genau das zu tun, was sich Frau Kraft vorstellt, nämlich: Vorlesen, Kartenspielen, Singen, Aufsicht führen usw. Insoweit sind Eignung und auch eine Qualifizierung zwingend geboten.
Ich bin auch erstaunt darüber, dass die Medien (hier wurde zurecht die Rheinische Post kritisiert) im Zusammenhang mit dem Vorschlag von Frau Kraft nur über die Hartz-IV-Aspekte (und auch die Nähe zu den Aussprüchen von Herrn Westerwelle) berichten, nicht aber die Gesichtspunkte einer guten angemessenen Pflege berücksichtigen und herausstellen. Die Medien berichten gerne über Skandale / Mängel, sind aber offensichtlich nicht bereit, ihr Wort zu erheben, um eine gute Pflege zu gewährleisten.
Zum Medienverhalten fand ich Beiträge unter
viewtopic.php?t=11227&highlight=medien

LB Grüße
Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
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Ehrenamt - NEIN Danke

Beitrag von ThomasH » 10.03.2010, 11:46

These:
Pflegen kann jeder - JA stimmt; wie die Mutter das Kind, so das Kind die Mutter.
Herr Fröhlich-Rockmann hat hinlänglich aufgezeigt, wo die Pflegequaltität am Besten ist.
Dies läßt den Schluss zu: Hüte Dich vor Pflegefachkräften.
Auf die Unterstützung kommt es an. Ob stat. od. amublant.
Pflege braucht Menschen die es tun. Da ist die Qualifikation sekundär.

Die Organisation muss in der Art gestaltet sein, dass die Pflegenden Hilfen erhalten, wenn sie sie brauchen. Von den Pflegebefürftigen will ich da erst gar nicht mal sprechen.

"Aldi" verkauft keine Billigprodukte. Diese Analogie ist von daher nicht stimmig.
Was aber stimmig ist, dass Discountmärkte mit dem Ziel der maximalen Gewinnmaximierung arbeiten. Auf wessen Kosten?
Beachte ich das Shareholder Value im stat. Pflegemarkt wird diese Analogie stimmig. Auf wessen Kosten verdienen Aktionäre hier Geld?
Die Entstehung der stat. Pflege (sämtliche Formen) ist aus einer gesellschaftlichen Notwendigkeit erwachsen und wurde als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen.
Mittlerweile jedoch, hat sich die stat. und ambulante Pflege als Wirtschaftsfaktor entwickelt und sich den Gesetzen der Marktwirtschaft angenommen. Ob die Gesetze des Marktes irgendwann auf ethische Fragen werden rücksicht nehmen ist sicherlich nicht zu erwarten, schließt sich sogar eher aus (s. u. a. Calvin und seine theologischen Leeren).
Es braucht also eine politische Steuerung des Wirtschaftsfaktors "Pflege".

Ehrenamt ist eine freiwillige Sache.
Dies einzufordern oder zu proklamieren ist ein Offenbahrungseid des Versagens.

Und wieder schließe ich mich Herrn Fröhlich-Rockmann an; das Anführen von arbeitsmarktpolitschen Argumenten hilft hier nicht weiter, im Gegenteil, es ist kontrapoduktiv und hat mit dem stattfindenen Pflegenotstand nichts, aber auch gar nichts, zu tun.

Ich lebe mit der Grundhaltung, dass die Masse der Menschen von guter und positiver Gesinnung ist. Jegliche Verunglimpfung von Gesellschaftsgruppen (ohne gesellschaftpolitsche Ausrichtung und Aktivität) ist nicht zu lässig. Statements wie unlängst von Sarazzin und Westerwelle geäußert sind schlichtweg eine Schande und purer Populismus.

Von daher muss darüber nachgedacht werden, wie Menschen die Harz IV beziehen müssen geholfen werden kann. Dies sehr gerne u. a. auch darin, dass sie in der Pflege arbeiten und den Pflegebedürftigen helfen um somit ggf. einen Pflegeoverall oder Fixierungen überflüssig zu machen. Aber bitte schön in normalen Arbeitsverhältnissen.

Von daher meine Empfehlung zur Umsetzung:
1.Verzicht auf die Personalfachquote.
2.Verzicht auf Qualifikationsvorgaben, z. B. bei Behandlungspflegen
3.Weg mit dem MDK-Prüfverfahren zur Pflege
4.Politische Steuerung des Shareholder Value
5.Eine Pflegegeldleistung für Alle (keine Trennung zw. Geld- u. Sachleistung)

Die Pflege ist gut genug und mit ausreichend und stetig wachsendem Wissen ausgestattet, um selbst die Qualtität der Pflege zu bestimmen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.
Bestehende Gesetze, beginnend mit Art. 1 GG, weitere, sind ausreichend vorhanden um die Pflegequaltität rechtsverfügbar zu machen.

Mit den besten Grüßen
Thomas Hahn

Bernd Masmeier
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Re: Ehrenamt - NEIN Danke

Beitrag von Bernd Masmeier » 10.03.2010, 16:05

ThomasH schrieb: "Von daher meine Empfehlung zur Umsetzung:
1.Verzicht auf die Personalfachquote.
2.Verzicht auf Qualifikationsvorgaben, z. B. bei Behandlungspflegen
3.Weg mit dem MDK-Prüfverfahren zur Pflege
4.Politische Steuerung des Shareholder Value
5.Eine Pflegegeldleistung für Alle (keine Trennung zw. Geld- u. Sachleistung)"

Wenn es schon richtig ist, dass sich das Profitdenken auch der Pflegeanbieter bemächtigt hat (so fasse ich einmal die Aussage von ThomasH in seinem Beitrag zusammen), dann muss wenigstens die Qualität in der Pflege gewahrt bleiben. In einem früheren Beitrag (Frau Modig) wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass Langzeitarbeitslose - wenn überhaupt - erst nach vorheriger Qualifizierung in der Pflege eingesetzt werden dürfen. Daran ist unbedingt festzuhalten. Die oben wiedergegebene "Empfehlung zur Umsetzung" empfinde ich als Bankrotterklärung einer guten, qualitativ hochwertigen und auf den pflegebedürftigen Menschen ausgerichteten Pflege. Zu Recht wird heute bereits vielfach auf Missstände sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege hingewiesen; diese sind allerdings in den meisten Fällen nicht der mangelnden Qualifikation, sondern der Überlastung der Pflegekräfte geschuldet. Wenn nun auch noch an deren Qualifikation gespart werden soll, ist Chaos und menschenunwürdige Pflege vorprogrammiert.

Vielmehr muss die Gesellschaft sich besinnen, was ihr geleistete Pflege wert ist. Pflegekräfte sind heute so stark gesundheitlich belastet, dass sie häufig später selbst pflegebedürftig werden. Bezahlt werden sie dagegen mit Löhnen, die ihnen während ihres Erwerbslebens gerade noch ein einigermaßen gesellschaftlich anerkanntes Leben zu sichern vermögen, im Alter aber vielfach zu Empfängern von Leistungen der Grundsicherung machen dürften. So kann es nicht weitergehen.

Noch eine Bemerkung zu dem eigentlichen Anlass der Debatte, den Vorschlägen von Frau Kraft: Natürlich wäre es viel besser, Langzeitarbeitslose wieder vollständig in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern. Dies scheitert jedoch zum einen an geeigneten Arbeitsplätzen und zum anderen daran, dass jemand nur schwer wieder in den Rhythmus eines normalen Berufslebens zurückfindet, der lange Zeit arbeitslos war. Zudem würden diejenigen, die entsprechend dem Vorschlag von Frau Kraft beschäftigt würden, wohl nicht aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen und somit "entsorgt" werden sollen, wie Frau Merck in ihrem Beitrag meint; es soll ihnen lediglich die Möglichkeit gegeben werden, auf freiwilliger Basis im Rahmen einer gesellschaftlich sinnvollen Tätigkeit ihre "Hartz-IV-Bezüge" ein wenig aufzubessern. Wenn dies in verantwortlich gestalteter Weise und mit dem Einverständnis aller hiervon Betroffenen geschieht, vermag ich hieran nichts Unanständiges zu erkennen.

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1 €-Jobs keine Lösung für Versorgungsengpässe in Altenhilfe

Beitrag von Presse » 10.03.2010, 17:35

1 €-Jobs keine Lösung für Versorgungsengpässe in der Altenhilfe
DPR Presseinformation

Berlin (10. März 2010) – Der Deutsche Pflegerat e.V. (DPR) als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens sieht die Problematik der hohen Arbeitslosigkeit und insbesondere der großen Zahl an Menschen, die keine Chance für eine Anstellung im erlernten Beruf haben, keine adäquate Bezahlung erhalten oder keinen Zugang zu einer Berufausbildung haben. Dies ist gesellschaftlich eine große Herausforderung und eine große Belastung für die Betroffenen. Die Pflegebranche - als eine der wenigen Wachstumsbranchen - bietet hier eine Chance. Allerdings entdecken immer wieder – meist fachfremde - Politiker darin eine Gelegenheit für rasche Beschäftigung von möglichst vielen Menschen zum Billigtarif: Zwei Probleme mit einer Initiative gelöst. In diese Kategorie fällt auch der Vorstoß von Frau Kraft.
Die Versorgung und Betreuung alter, pflegebedürftiger Menschen ist aber nicht ganz so einfach zu lösen. Es werden ständig quantitative und qualitative Anforderungen voneinander getrennt betrachtet. “Mehr Hände und Füße haben Priorität – mehr Köpfe sind scheinbar nicht so wichtig, das ist offensichtlich das Motto dieser Vorschläge” sagt Franz Wagner, Vize-Präsident des DPR. Langzeitarbeitslos zu sein ist kein Hinderungsgrund für eine pflegerische Berufstätigkeit, aber auch keine ausreichende Qualifikation, so Wagner weiter. Eine ständig wachsende Gruppe von gering oder gar nicht ausgebildeten Helfern soll sich den wachsenden Versorgungsbedarfen entgegenstellen. Dies macht nur Sinn, wenn diese Helfer Teil eines funktionierenden Teams sind, in dem eine ausreichende Zahl hoch qualifizierter Fachkräfte vorhanden ist. Leider wurde und wird Letzteres chronisch vernachlässigt. So entsteht in der Öffentlichkeit und bei den Pflegefachkräften immer wieder der Eindruck “Pflegen kann doch jeder”. In den Einrichtungen nimmt die Zahl der Bewohner zu, die eine Pflegefachkraft betreuen muss. Sie ist dabei umgeben von immer mehr Helfern. Eine qualifizierte, planmäßige und individuell angepasste Betreuung wird dadurch zunehmend unmöglich. Die Anleitung und Überwachung der verschiedene Helfer immer weniger leistbar. Das wird weder den berechtigten Erwartungen und Bedürfnissen der Bewohner noch den 1-€-Helfern gerecht!

Quelle: Pressemitteilung vom 10.03.2010
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... E2004AD840

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