Pflegeheim-Qualitätsberichte - Veröffentlichung im Streit

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Pflegenoten = "Täuschung" der Verbraucher

Beitrag von Presse » 01.09.2010, 06:27

Sozialgericht verdammt Pflegenoten als "Täuschung" der Verbraucher
Transparenzberichte über Pflegeheime sind rechtswidrig, urteilt das Sozialgericht Münster.


KÖLN (iss). Die Veröffentlichung der Transparenzberichte über Pflegeheime im Internet ist rechtswidrig. Die abqualifizierende Bewertung der Pflegequalität durch Pflegenoten führe die Verbraucher in die Irre .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=617147

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Luxus-Altenheim: außen hui, innen pfui - Pflege-TÜV

Beitrag von WernerSchell » 02.09.2010, 14:34

02.09.2010, 21.45 - 22.15 Uhr, ARD, Panorama

Thema u.a.:

Undercover im Luxus-Altenheim: außen hui, innen pfui

Er ist der "Günther Wallfraff" der Pflege - der Journalist Markus Breitscheidel arbeitete bereits vor zehn Jahren verdeckt als Pfleger in verschiedenen deutschen Altenheimen. Heraus kam das Buch "Abgezockt und totgepflegt", in dem Breitscheidel die katastrophalen Zustände in deutschen Pflegeheimen schonungslos schilderte.

Seine Diagnose von damals ist heute aktueller denn je: zu wenig Personal, menschenunwürdige Zustände und Verstöße gegen gesetzlich festgeschriebene Pflegerichtlinien. Das musste Breitscheidel feststellen, als er jetzt im Auftrag von Panorama noch einmal undercover jobbte. Schlimme Zustände selbst da, wo der neue "Pflege-TÜV" die Note "gut" vergeben hat - auch das Pflegenotensystem weist also gravierende Mängel auf.

Undercover im Altenheim - Panorama über das miese Geschäft mit der Pflege.

Quelle /Weitere Informationen: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/ ... ge101.html
http://www.tagesschau.de/inland/pflege134.html
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Nachbesserungsbedarf beim Pflege-TÜV

Beitrag von Presse » 03.09.2010, 07:30

Experten wollen Nachbesserungen
Der Pflege-Tüv - umstritten und beliebt

zuletzt aktualisiert: 02.09.2010
Berlin (RPO). Er ist umstritten und führt immer wieder zu Gerichtsprozessen - der Pflege-Tüv. Inzwischen kann der Service seit einem Jahr genutzt werden. Während so manches Pflegeheim die Benotung eher negativ sieht, nutzen die Verbraucher den Pflege-Tüv rege. ..... (mehr)
http://www.rp-online.de/panorama/deutsc ... 01585.html

Experten sehen Nachbesserungsbedarf beim Pflege-TÜV
Berlin – Die Deutsche Hospitz-Stiftung und gesetzliche Krankenkassen haben Nachbesserungen bei den Pflegenoten für Heime und ambulante Pflegedienste gefordert. Mit dem vor mehr als einem Jahr eingeführten Pflege-TÜV sei grundsätzlich eine gute Basis gelegt worden, erklärte der Vorstandschef des Ersatzkassen-Verbandes (vdek), Thomas Ballast, heute in Berlin. Im Sinne der Pflegebedürftigen müsse es künftig aber eine deutlichere Gewichtung besonders relevanter Bereiche, wie zum Beispiel der [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=36996

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Pflegenoten: Kassen fordern zügige Verbesserungen

Beitrag von Presse » 03.09.2010, 15:55

Pflegenoten: Kassen fordern zügige Verbesserungen / Schon über 200 Klagen

Berlin. Nach dem deutschlandweit ersten Urteil des Sozialgerichts Münster zur Zulässigkeit des so genannten Pflege-TÜVs drängen die Krankenkassen auf zügige Verbesserungen der Pflegetransparenzvereinbarungen. Das überarbeitete Schulnotensystem von 1 bis 5 könnte zum 1. Januar 2011 starten. Experten und Patientenschützer fordern schon länger Korrekturen.
Auch das Bundesgesundheitsministerium forderte Kassen und Pflegeanbieter am Donnerstag auf, bei den notwendigen Veränderungen zügig zu einer guten Lösung zu kommen. Grundsätzlich hat sich nach Einschätzung der Kassen die öffentliche Benotung aber bewährt.
"Schon über 17 Millionen Mal haben Ratsuchende im Internet den Pflegelotsen genutzt", sagte der Vorstandschef des Verbands der Ersatzkassen, Thomas Ballast, in Berlin. Zum Verband gehören DAK, Barmer und Techniker Krankenkasse.
Bisher können im Netz aber erst die Bewertungen von 8.500 der bundesweit 23.000 ambulanten und stationären Pflegedienste angeklickt werden. Der Notendurchschnitt liegt in der stationären Pflege bei 1,9 und im ambulanten Bereich bei 2,1.
Die bisher über 200 Klagen gegen den Pflege-TÜV sehen die Kassen gelassen. "Nur zwei Prozent der geprüften Einrichtungen wehren sich gegen die Veröffentlichung ihrer Noten. 98 Prozent der über 10.000 geprüften Dienste sind mit den Ergebnissen einverstanden", betonte Ballast.

Mehr zur Bedeutung des bundesweiten Präzedenzurteils des SG Münster lesen Sie in der CAREkonkret am kommenden Freitag.

Quelle: Pressemitteilung vom 03.09.2010
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net

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Pflege-TÜV ... Pflegemängel nicht verschleiern

Beitrag von Presse » 04.09.2010, 07:09

Pflege-TÜV: Hübsche Zimmer und bunte Speisepläne dürfen Pflegemängel nicht verschleiern

Anlässlich des einjährigen Bestehens des Pflege-TÜVs erklärt Elisabeth Scharfenberg MdB, alten- und pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Gesundheitsausschuss:

Mangelhafte Pflege, die zum Wundliegen der Heimbewohner führt, darf nicht durch das Kriterium eines hübschen Zimmers ausgeglichen werden können. Doch genau das ist beim Pflege-TÜV mit seinem derzeitigen Benotungssystem möglich. So kompensiert beispielsweise eine lückenlos geführte Dokumentation rüde Umgangsformen, mittelmäßiges Essen und schlechte Pflegeleistungen. Es wird weniger die Qualität der Pflege geprüft, als vielmehr ihre Dokumentation. Trotz Schwachstellen in wesentlichen Bereichen der Pflege, können Heime so in der Gesamtnote doch noch ein passables Ergebnis erzielen.

Statt kritischer, differenzierter Bewertungen einzelner Pflegeheime, liefert der Pflege-TÜV fast durchgehend gute und sehr gute Ergebnisse. Doch das entspricht nicht immer der Realität in deutschen Pflegeheimen. Die Suche nach einem guten Pflegeheim wird Angehörigen dadurch nicht leichter gemacht. Denn die geschönten Ergebnisse nutzen letztendlich nur den Betreibern. Hier muss dringend nachgebessert werden. Die Bundesregierung und die Verbände der Pflegekassen sind aufgefordert, das Benotungssystem zu überarbeiten.

Dabei gehört unabhängiger wissenschaftlicher Sachverstand ebenso mit an den Tisch, wie die Betroffenen selbst, also die Verbände der Selbsthilfe und die Verbraucherorganisationen.

Alle Akteure müssen gleichberechtigt an der Überarbeitung beteiligt werden. Transparenz im Pflegebereich ist unumgänglich. Nur so haben Menschen die Möglichkeit, für ihre pflegebedürftigen Angehörigen einen guten und passenden Heimplatz zu finden.

Quelle: Pressemitteilung vom 03.09.2010
Elisabeth Scharfenberg MdB im Deutschen Bundestag
Bündnis 90/Die Grünen
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030/227-74531 Fax: 030/227-76655
elisabeth.scharfenberg@bundestag.de
http://gesundheit-adhoc.de/index.php?m= ... =1&id=9153

Siehe auch
Das Wesentliche zählt
Von Gerd Held
Befriedigend" nannte der Vertreter des Verbandes der Ersatzkassen die Ergebnisse der Überprüfung der Pflegeeinrichtungen in Deutschland. Dass inzwischen die Hälfte der 12 000 ambulanten und 10 000 stationären Einrichtungen von einem "Pflege-TÜV" geprüft wurde, ist eine gute Sache. Aber noch wichtiger ist die Einschränkung, die bei der Vorstellung der Ergebnisse gemacht wurde: Es gibt berechtigte Zweifel, ob die vergebenen Noten der Realität entsprechen. .... (mehr)
http://www.welt.de/die-welt/debatte/art ... aehlt.html

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Transparenzvereinbarungen & Bewertungskriterien

Beitrag von Herbert Kunst » 04.09.2010, 07:47

Das muss einmal gesagt werden:

Ich bin gut darüber informiert, dass Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit geraumer Zeit versucht, positiv Einfluss auf die Gestaltung der Transparenzvereinbarungen und Bewertungskriterien zu nehmen. Und das mit großem Sachverstand. Ich hatte Gelegenheit, vor wenigen Tagen diesbezüglich mit Herrn Schell ein Gespräch zu führen.
Das Thema:
-- Schulnotensystematik für Darstellung der Qualität in der ambulanten und stationären Pflege. U.a. geht es um das System "Noten für Heime", das die stationären Pflegeeinrichtungen anhand von 82 Prüfkriterien bewertet --
war auch beim 7. Pflegetreff am 17.02.2009 in Neuss Gegenstand der Diskussionen. Referent war insoweit Uwe Brucker, Fachgebietsleiter "Pflegerische Versorgung", Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS).
Siehe dazu
viewtopic.php?t=10135&highlight=pflegetreff

Es ist m.E. überfällig, den Sachverstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk als Interessenvertretung der pflegebedürftigen Menschen in Anspruch zu nehmen, um eine allseits befriedigende Bewertungsgrundlage für die Benotung von Pflegeeinrichtungen zu finden. Es kann nämlich nicht richtig sein, dass die Betroffenenseite komplett ausgeblendet und die Überarbeitung der Transparenzvereinbarungen und Bewertungskriterien Wissenschaftlern, Schreibtischarbeiten und abgehobenen Verbandsfunktionären überlassen bleibt. Es müssen Personen beteiligt werden, die über ausreichend Kenntnisse einschließlich "Fronterfahrung" verfügen.

Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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Schulnoten für Pflegeeinrichtungen - Umsetzung mangelhaft

Beitrag von ProPflege » 07.09.2010, 07:30

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“


Pressemitteilung vom 06.09.2010

Schulnoten für Pflegeeinrichtungen
Umsetzung der Transparenzvereinbarungen und Bewertungskriterien mangelhaft!


Nach einer Mitteilung des Verbandes der Ersatzkrankenkassen (vdek) vom 02.09.2010 wurden bis zum 16.08.2010 die Noten von 8.500 Pflegeeinrichtungen veröffentlicht (vgl. http://www.pflegelotse.de ). Geprüft wurden bisher:

· 4.810 ambulante Dienste mit der Durchschnittsnote 2,1 und
· 6.022 Heime mit der Durchschnittsnote 1,9.

Pflegequalitätssicherung und mehr Transparenz sind grundsätzlich richtig.

Daher sind regelmäßige unangemeldete Kontrollen durch die Heimaufsichten bzw. die medizinisch-pflegerischen Überprüfungen durch den MDK zu begrüßen. Veröffentlichte Prüfergebnisse in Verbindung mit Pflegenoten können bei der Heimauswahl hilfreich sein. Die praktizierte Umsetzung der geltenden Transparenzvereinbarungen und Bewertungskriterien ist aber nicht akzeptabel und mangelhaft!

Diese Vorschriften sind im Übrigen allein zwischen Vertretern von GKV-Spitzenverband Bund und den Verbänden der Betreiber von Pflegeeinrichtungen ausgekungelt worden. Die Betroffenenseite, die pflegebedürftige Menschen bzw. deren Angehörigen, sind bei der Erarbeitung der Bewertungskriterien nicht beteiligt worden.

Es gab und gibt Streit vor den Sozialgerichten.

Zuletzt erklärte das Sozialgericht Münster mit Urteil vom 20.08.2010 die Pflegenoten sogar für rechtswidrig und eine Irreführung der Verbraucher:

Die Beurteilungskriterien seien nicht geeignet, die von den Pflegeheimen erbrachten Leistungen und deren Qualität sachgerecht zu beurteilen. Eine wissenschaftliche Studie vom Juli 2010 habe ergeben, dass nur zwei der 64 Einzelnoten den vom Gesetzgeber geforderten Maßstab der Ergebnisqualität beträfen. Ganz überwiegend werde – so das Gericht – nur die Qualität der Dokumentation geprüft.

Der Streit ist damit nicht beendet. Da Sprungrevision zugelassen wurde, wird sich alsbald das Bundessozialgericht mit der Angelegenheit befassen (müssen).

Nach Mitteilung des vdek vom 02.09.2010 wurden bislang 240 Klagen vor den Sozialgerichten erhoben (davon lediglich 9 vor den Landessozialgerichten entschieden - Stand: 16.08.2010). 2% der Einrichtungen versuchten, die Veröffentlichung der Pflegenoten zu verhindern. In etwa 50% der Fälle waren die Klagen nicht erfolgreich (vor den Landessozialgerichten 7 von 9).

Unabhängig von den gerichtlichen Auseinandersetzungen gab es auch von anderen Seiten lebhafte Kritik, so auch von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk.

Insgesamt 82 Bewertungskriterien sind bei der Pflege-Schulnotenfindung bedeutsam:

Vorrangig entscheidend sind folgende vier Bereiche (64 Kriterien):

1. Pflege und medizinische Versorgung … 35 Kriterien
2. Umgang mit demenzkranken Bewohnern … 10 Kriterien
3. Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung … 10 Kriterien
4. Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene … 9 Kriterien
Dazu kommt eine gesonderte Befragung der Heimbewohner mit 18 Kriterien.

Die Einzelbewertungen bei den jeweiligen Bereichen führen zu einer Durchschnitts-Gesamtnote. Dabei können Kriterien, die im Wesentlichen auf die Struktur- und Prozessqualität abstellen, andere Kriterien der Lebens- und Ergebnisqualität ausgleichen.

Beispiel:
Ordentliche Dokumentationsarbeiten werden den Feststellungen zum Ernährungszustand und der Wundversorgung gegenübergestellt. Wenn die Dokumentation stimmt, können damit tatsächliche Versorgungsmängel verdeckt werden mit der Folge, dass noch eine erträgliche Note herauskommt.

So war es möglich, dass das Caritas-Pflegeheim in Mönchengladbach-Giesenkirchen am 04.06.2010 vom MDK geprüft wurde und die Gesamtnote 1,4 erhielt. Die Angehörigennote lautete sogar 1,1. Dies, obwohl es seit Monaten zahlreiche Beschwerden über vielfältige Pflegemängel und dann sogar Ermittlungen von Polizei und Staatsanwalt gab. Mittlerweile wurden zwei Führungskräfte des Caritasverbandes entlassen und die Geschäftsführung des Heimes zur Sanierung einer Fremdfirma übertragen.

Es wäre geboten gewesen, dass Schulnotensystem und seine Umsetzung von Anfang an entscheidend auf die Lebens- und Ergebnisqualität abzustellen. Damit wäre allein das maßgeblich geworden, was an Pflege beim Bewohner ankommt und nicht das, was auf dem „Papier“ steht. Das hätte auch den gesetzlichen Vorgaben in § 112 ff. SGB XI entsprochen!

Mittlerweile haben auch die Krankenkassen anerkannt, dass die Notenvergabe schnellstmöglich geändert werden muss.

Nach Mitteilung des vdek vom 02.09.2010 müssen bei der Pflegenotenvergabe die Risikokriterien deutlicher berücksichtigt werden. So z.B. die Wundversorgung, Hilfe bei Essen und Trinken, Hilfen bei Inkontinenz und Schmerzbekämpfung. Nicht pflegeintensive Kriterien, wie Güte der Dokumentation, darf nur eine geringe Bedeutung im Zusammenhang mit der Gesamtnote zukommen.

Im Übrigen wird jedwede Notenvergabe immer problematisch sein.

Denn in einem Gutachten der Fachhochschule Münster vom 21.04.2010 heißt es u.a.:

„Es gibt keine pflegewissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über valide Indikatoren der Ergebnis- und Lebensqualität der pflegerischen Versorgung in Deutschland“.

Bedauerlich ist aber auch, dass bei der Pflegenotenermittlung nicht einmal die „Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen“ Berücksichtigung findet.

Auch das Funktionieren des Beschwerdemanagements wird nicht wirklich durchleuchtet! Denn Pflegekräfte und Angehörige müssen bei Benennung von Mängeln usw. mit Nachteilen und Repressalien rechnen.

Selbst wenn die Schulnotenbewertung rechtens und nachvollziehbar wäre:

Bessere Pflege-Rahmenbedingungen kann man nicht mit Noten und vermehrtes Prüfen erzwingen.

Der Druck auf das Personal wird nur verstärkt, ohne dass damit wirkliche Verbesserungsmöglichkeiten gegeben sind. Der Frust des Personals wird wahrscheinlich noch größer!

Wichtiger als Schulnoten wäre daher eine wirkliche Reform der Pflegesysteme an „Haupt und Gliedern“.

Ein erweiterter Pflegebedürftigkeitsbegriff und deutliche Leistungsausweitungen, die eine zuwendungsorientierte Pflege ermöglichen, sind dringend erforderlich. Zu einer Reform gehört zwingend, dass erheblich mehr Pflegefachpersonal in den Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommt. Menschen werden nur durch Menschen gepflegt und Abschied von der sog. Minutenpflege geht nur über Personalverstärkungen. Für die bundesweit einheitliche Personalberechnung in den Pflegeeinrichtungen, aber auch in den Krankenhäusern, bedarf es der Schaffung von Personalbemessungssystemen. Zur Zeit erfolgt der Pflege-Personaleinsatz mehr oder weniger nach Kassenlage. – Ein untragbarer Zustand!

Dringend geboten ist auch die Stärkung der Rechte von pflegenden Angehörigen. Nur so kann man dem Prinzip „ambulant vor stationär“ gerecht werden.

Es erscheint auch erforderlich, die Rechtszersplitterung im Pflege- und Heimrecht rückgängig zu machen. Demnächst haben wir 16 unterschiedliche Heimgesetze mit entsprechenden Ausführungsführungsvorschriften. Andererseits ist der Bund zuständig für das Pflegeversicherungs- und Vertragsrecht.

Manfred Borutta, Pflegewissenschaftler, Amt für Altenarbeit im Kreis Aachen, schrieb in der Zeitschrift „Dr.med.Mabuse“, Juli/August 2009 u.a.:

Man bleibt orientierungslos, wenn man sich anhand von Noten ein Bild von der Qualität der Pflegeleistungen machen will. Pflege ist so nicht messbar.

Wir müssen in dieser Gesellschaft endlich diskutieren, was uns Pflege bedeutet.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
http://www.wernerschell.de
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Schulnoten für Pflegeeinrichtungen - TV-Tipp 13.09.2010

Beitrag von WernerSchell » 07.09.2010, 12:15

Siehe auch
Schulnoten für Pflegeeinrichtungen - TV-Tipp 13.09.2010

viewtopic.php?t=14748
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflege-TÜV: Experten sehen Nachbesserungsbedarf

Beitrag von Presse » 12.09.2010, 07:35

Dtsch Arztebl 2010; 107(36): A-1658 / B-1470 / C-1450
Hibbeler, Birgit
Pflege-TÜV: Experten sehen Nachbesserungsbedarf

Bei den Noten für Heime und ambulante Dienste wird nachgebessert. Ein Jahr nach Einführung des „Pflege-TÜVs“ hat der GKV-Spitzenverband angekündigt, noch im Herbst Änderungen auf den Weg bringen zu wollen. Grundlage dafür soll ein wissenschaftliches Gutachten über die sogenannten Transparenzvereinbarungen sein, das seit Ende Juli vorliegt. Für den Verband sind die Pflegenoten aber momentan „alternativlos“. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=78209

Gutachten zu den Pflegenoten
http://www.pflegenoten.de/upload/Pflege ... 1_6961.pdf

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Stärkere Abbildung der Ergebnisqualität

Beitrag von Presse » 15.09.2010, 08:55

P R E S S E M I T T E I L U N G

Urteil des Sozialgerichts Münster: Veröffentlichung von Transparenzbericht rechtswidrig - bad e.V. unterstützt Forderung nach einer stärkeren Abbildung der Ergebnisqualität

Nachdem in der Vergangenheit eine Reihe widersprüchlicher Beschlüsse im einstweiligen Rechtsschutz ergangen sind, entschied das SG Münster nun erstmals ein Hauptsacheverfahren und gab der Klage gegen die Veröffentlichung eines Pflegetransparenzberichts nach § 115 Abs. 1a SGB XI statt. Hauptkritikpunkte des Sozialgerichts waren die Bewertungssystematik und dass die Transparenzberichte generell „nicht das erreichte Ergebnis der pflegerischen Bemühungen“ bewerten, sondern „im Wesentlichen nur die Qualität der Dokumentation.“

Der bad e.V. sieht sich durch die Entscheidung in seiner schon zuvor formulierten Forderung nach einer stärkeren Fokussierung auf Ergebnisqualität bestätigt. „Das Urteil zeigt, dass dies nicht nur eine politische Forderung, sondern ein gesetzlicher Auftrag ist, der ernst genommen werden sollte“, kommentierte Ulrich Kochanek, Hauptgeschäftsführer des bad e.V. „Der Evaluationsprozess gibt den Vereinbarungspartnern die Gelegenheit, inhaltlich und systematisch weitere Verbesserungen vorzunehmen. Diese Möglichkeit muss nun konstruktiv und verbraucherorientiert wahrgenommen werden, wozu wir alle Beteiligten aufrufen.“ Ein vollständiger Verzicht auf Veröffentlichungen sei gemäß Ulrich Kochanek hingegen keine Alternative: „Es ist der eindeutige gesetzgeberische Wille, den Verbrauchern Informationen über die Prüfergebnisse an die Hand zu geben. Die bisherigen Rückmeldungen von Verbraucherverbänden zeigen uns einen diesbezüglichen Bedarf und die grundsätzliche Akzeptanz der Veröffentlichung von Prüfergebnissen.“

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung!

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kochanek
Hauptgeschäftsführer des bad e. V.

Nähere Informationen:
Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e. V., Andrea Kapp, Annastr. 58-64, 45130 Essen, Tel. 0201-354001, E-Mail: a.kapp@bad-ev.de

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Transparenz á la AOK: Risikokriterien durch die Hintertür

Beitrag von Presse » 15.09.2010, 17:21

Transparenz á la AOK: Risikokriterien durch die Hintertür auf Kosten stationärer Pflegeeinrichtungen

Essen. Die AOK hat für Ihre Kunden einen Pflegenavigator ins Netz gestellt, der dabei helfen soll, geeignete stationäre Pflegeeinrichtungen zu finden. Bei der Nutzung des AOK-Pflegenavigators sind uns massive vertragswidrige Änderungen in der Darstellung von Einrichtungen aufgefallen, die bereits nach einem Transparenzbericht bewertet sind.
Konkret mussten wir feststellen, dass die AOK als einzige Kasse ein Warnfenster geschaltet hat, wenn der Nutzer den Haken bei „nur Einrichtungen mit MDK-Transparenzbericht“ setzt. Ebenso verwendet sie willkürlich gewählte Risikokriterien, die weder in den Transparenzkriterien noch in den übrigen Pflegerichtlinien existieren.

Mit dieser Darstellung der Transparenzergebnisse verstößt die AOK gegen die Pflegetransparenzvereinbarung für den stationären Bereich. Wir haben die AOK schriftlich aufgefordert, diese Form der Darstellung zukünftig zu unterlassen. Die Vertragsparteien der PTVS haben sich über die Form der Veröffentlichung der Transparenzergebnisse und insbesondere die Darstellungsebenen geeinigt. Der GKV-Spitzenverband hat auch im Namen der AOK diese Vereinbarung abgeschlossen und somit muss die AOK sich auch an die Vereinbarungen halten.

Detaillierte Informationen zum AOK-Pflegenavigator finden Sie hier
http://vdab-info.de/fileadmin/doks/down ... ktuell.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 15.09.2010
Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB)
Nicole Meermann
Presse
Im Teelbruch 132
45219 Essen
Fon 0 20 54/ 95 78 15
Fax 0 20 54/ 95 78 40
E-Mail nicole.meermann@vdab.de oder presse@vdab.de

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Kontrolle ist gut, Eigeninitiative ist besser

Beitrag von Gaby Modig » 20.09.2010, 06:42

Zum Nachlesen:
"Kontrolle ist gut, Eigeninitiative ist besser"
Interview in ProAlter mit Helmut Wallrafen-Dreisow

http://www.sozial-holding.de/upload/akt ... erview.pdf

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Pflegenoten sind Verbrauchertäuschung

Beitrag von Presse » 22.09.2010, 17:39

Diakonie: „Pflegenoten sind Verbrauchertäuschung“

Die Diakonie in Nordrhein-Westfalen hat die Benotung von Alten- und Pflegeheimen als Verbrauchertäuschung bezeichnet. Der im Sommer 2009 bundesweit eingeführte Pflege-TÜV erfülle seinen Zweck nicht, biete keine Klarheit für Verbraucher und sei methodisch fragwürdig, erklärte die Sozialeinrichtung der evangelischen Kirche am Dienstag in Düsseldorf. Dies meldete die Deutsche Presseagentur. Das System der Pflegenoten solle deshalb ausgesetzt und reformiert werden, forderte Günther Barenhoff, der Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Verbraucher müssten eine „ehrliche Transparenz“ bekommen.

Quelle: Pressemitteilung vom 22.09.2010
Bibliomed - Medizinische Verlagsgesellschaft mbH
Stadtwaldpark 10
D-34212 Melsungen
Website: http://www.bibliomed.de
E-Mail: info@bibliomed.de

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Pflegeheimtest: Schöne alte Welt

Beitrag von Presse » 30.09.2010, 08:05

Pflegeheimtest: Schöne alte Welt
Wie gut sind deutsche Pflegeheime? Kritiker sprechen von katastrophalen Zuständen, verlässliche Studien gibt es kaum. Jetzt hat das Verbraucherministerium getestet.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 80,00.html
Quelle: Der Spiegel

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Der Pflege-TÜV auf dem Prüfstand - Radiotipp für 06.10.2010

Beitrag von WernerSchell » 06.10.2010, 06:37

06.10.2010, 10.10 – 11.30 Uhr, Deutschlandfunk
Livediskussion - Länderzeit


Thema:
Der Pflege-TÜV auf dem Prüfstand - Wie aussagekräftig sind die Pflegenoten?

Gesprächsteilnehmer:
- Prof. Martina Hasseler,
Pflegewissenschaftlerin
- Thomas Ballast, Vorstands-
vorsitzender des Verbandes
der Ersatzkassen e.V.
- Elisabeth Frischhut, Referen-
tin Dt. Caritasverband e.V.
- Werner Schell, Dozent für
Pflegerecht und Vorstand
Moderation: Dörte Hinrichs

Es besteht für ZuhörerInnen wie folgt die Möglichkeit, sich während der Sendung zu Wort zu melden:
Hörertel.: 00800-44644464
Hörerfax: 00800-44644465
dlf.laenderzeit@dradio.de


Siehe auch Vorschau unter
http://www.dradio.de/dlf/vorschau/

Stand: 06.10.2010

Medienberichte zur Radiosendung u.a.:
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... 7f85df6f13
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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