"Pflege in Deutschland" - Allensbach-Studie

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

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"Pflege in Deutschland" - Allensbach-Studie

Beitrag von Presse » 16.10.2009, 06:24

Allensbach-Studie "Pflege in Deutschland"
Studie im Auftrag der Marseille-Kliniken AG


Die Bürger fühlen sich für den Pflegefall nicht ausreichend abgesichert und von der Politik allein gelassen. Für gute Pflegequalität fordern sie mehr und besser qualifiziertes Personal.
Studie herunterladen (PDF):
http://www.adhocpr.de/fileadmin/user_up ... chland.pdf
http://www.adhocpr.de/index.php?id=downloads

+++++
Ärzte Zeitung, 15.10.2009
Die Pflegeversicherung wird zum Pflegefall

Das Vertrauen der Deutschen in die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Pflegeversicherung schwindet. Viele fürchten, im Pflegefall nicht genügend abgesichert zu sein.

Von Thomas Hommel

BERLIN. Eine Mehrheit der Bundesbürger erwartet von der künftigen schwarz-gelben Regierung eine klare Ansage bei der Frage, wie die finanzielle Absicherung im Pflegefall aussieht. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag des privaten Heimbetreibers Marseille Kliniken AG hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt wurden 1804 Bundesbürger zu den Themen Qualität, Finanzierung und Zukunftsfestigkeit des Pflegesystems befragt.
.... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=571230
Lesen Sie dazu auch:
Schwarz-Gelb peilt Umbau der Pflegeversicherung an
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... erung.html
Lesen Sie dazu auch den Kommentar:
Die Pflege auf feste Füße stellen
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... ellen.html

Studie: Viele sorgen sich um Pflege im Alter
Viele Deutsche haben die Sorge, im Alter zum Pflegefall zu werden. 47 Prozent der unter 30-Jährigen machen sich nach einer Studie darüber Gedanken, bei den 30- bis 60-Jährigen sind es mehr als 60 Prozent. Das geht aus einer bundesweiten Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Marseille-Kliniken AG hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. mehr...
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=27508

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Große Zukunftsängste beim Thema Pflege

Beitrag von Presse » 16.10.2009, 06:47

Neue Allensbach-Umfrage
Große Zukunftsängste beim Thema Pflege


zuletzt aktualisiert: 15.10.2009 - 15:13 Berlin (RPO). Die große Mehrheit der Deutschen befürchtet, im Pflegefall nicht ausreichend versorgt zu sein. Lediglich zehn Prozent fühlen sich einer aktuellen Umfrage zufolge finanziell abgesichert. Gleichzeitig befürchten Experten, dass die Zahl der Demenzkranken in Deutschland dramatisch zunehmen wird. Experten zufolge wird sich die Anzahl aufgrund der Überalterung der Gesellschaft bis 2050 verdoppeln. .... (mehr)
http://www.rp-online.de/public/article/ ... flege.html

KPHNeuss
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Pflegemissstände unverändert - Wirkliche Reform muss her

Beitrag von KPHNeuss » 16.10.2009, 09:11

Mehr Pflegekräfte braucht das Land

Hallo,
die neuerlichen Feststellungen durch Allensbach und die darauf basierenden Medienberichte bieten eigentlich nichts Neues. Bekannte Fakten werden "frisch aufgewärmt" vorgestellt.
Bereits vor der letzten Pflegereform waren alle Reformnotwendigkeiten und die Korrekturerfordernisse bekannt. Dann haben sich die Verantwortlichen der Großen Koalition mit einer Pflegereform aus der Verantwortung gestohlen. Sie haben zahlreiche neue Regelungen geschaffen, die alle sehr wohlklingend erscheinen, aber nicht wirklich hilfreich sind. Kleine Geldgeschenke für Demenzkranke lösen die grundlegenden Probleme nicht. Ohne neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff geht überhaupt nichts. Schulnoten, Transparenzerfordernisse, Pflegestützpunkte ... (usw.) kosten nur irres Geld, lösen aber die Probleme nicht.
Mehr Pflegekräfte braucht das Land. Für eine solche Aktivität hätte man kräftig investieren müssen. Da dies bisher nicht geschehen ist, werden uns die Probleme mit der Pflegeversicherung erhalten bleiben. Und die Deutschen misstrauen dem System zurecht weiter.
Wann kommt die Reform, die uns zukunftsweisend gute Pflege gewährleistet?

KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

thorstein
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Beitrag von thorstein » 16.10.2009, 13:46

Hier geht es doch wohl nur um die Einführung einer kapitalgedeckten Pflegeversicherung mit entsprechender privater Vorsorge. Auch jetzt schon gibt es Heime für reiche und Normalbürger. Dieser Trend wird dann noch weiter ausdifferenziert. Es wird dann auch innerhalb der Heime verschiedene Klassen geben. Man glaubt wieder einmal, die freie Marktwirtschaft kann es richten. Dieser Gedanke lag aber schon der Pflegevericherung als Teikaskosystem zugrunde, was zu einem verstärkten Lohndumping in der stationären Pflege bei einer gleichzeitigen Verdichtung der Arbeit geführt hat.
das es in diesem Land nach wie vor keine konkrete und belastbare Aussage darüber gibt, wie viel Personal für eine angmessene Pflege notwendig wäre, ist ein bitteres Armutszeugnis, sowohl für die Politik, als auch die Pflegewissenschaft. Die ständig wiederholte Forderung nach mehr Personal müßte konkretisiert werden: wie viel mehr Personal!
Ob wir am Ende tatsächlich mehr Geld in das Gesamtsystem Gesundheit stecken müßten, ist dabei gar nicht sicher. Schlechte Pflege verursacht auch unglaubliche Kosten. Wenn ich nur daran denke, wieviele KollegInnen an chronischen Rückenschmerzen leiden, und das ein guter Teil der Kosten, die dadurch den Krankenkassen entstehen bei einer angemessenen Personalausstattung eingespart werden könnten.

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DBfK fordert andere Prioritäten in der Pflegepersonalpolitik

Beitrag von Presse » 17.10.2009, 07:33

Siehe auch in diesem Forum unter
viewtopic.php?p=47536#47536

DBfK fordert andere Prioritäten in der Pflegepersonalpolitik

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) sieht sich durch die Ergebnisse der gestern veröffentlichten Repräsentativbefragung des Allensbach Instituts „Pflege in Deutschland“ klar bestätigt. „Die befragten Bürgerinnen und Bürger, immerhin künftige Kunden, haben den bisherigen Strategien von Politik und Trägern eine deutliche Absage erteilt. Den Pflegepersonalbedarf einerseits durch Absenkung des Eingangsbildungsniveaus zur Pflegeausbildung, andererseits durch immer mehr nicht oder niedrig Qualifizierte zu decken ist nicht das, was pflegebedürftige Menschen wollen und brauchen“ stellt Johanna Knüppel, Referentin des DBfK, fest. „Im Gegenteil, dies gefährdet die Sicherheit der Bewohner und erhöht die Arbeitslast für Pflegefachkräfte immens. Durch kontinuierlich schlechte Arbeitsbedingungen hat man inzwischen erreicht, dass immer weniger geeignete junge Menschen den Beruf wählen. Pflegefachkräfte tolerieren die miserablen Arbeitsbedingungen nicht mehr und steigen aus. Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft immer weiter auseinander, hier müssen andere Prioritäten gesetzt werden!“

Die Umfrage hat u.a. ergeben, dass in den Vorstellungen der Bevölkerung, was ein gutes Pflegeheim ausmacht, die Ausstattung mit genügend und gut qualifiziertem Pflegepersonal in der Rangliste ganz oben steht. Zeit für Zuwendung, respektvolle Behandlung, Freundlichkeit und ein großes Maß an Kontinuität des Fachpersonals folgen unmittelbar danach. Seit Jahren warnt der DBfK vor den Folgen von Personalabbau und niedrigen Fachkraftquoten in der Pflege. Geänderte Versorgungsbedarfe, auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Anteils dementiell erkrankter Bewohner, sind mit der in vielen Heimen stark ausgedünnten Personaldecke längst nicht angemessen zu befriedigen. Die Defizite erleben Pflegebedürftige wie Pflegende tagtäglich. Wir brauchen mehr und mehr gut qualifiziertes Personal in den Heimen, um den berechtigten Ansprüchen pflegebedürftiger Menschen gerecht zu werden und ihnen ein würdevolles Alter zu ermöglichen.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V.
Salzufer 6, 10587 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
http://www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder noch mehr Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Mit freundlichen Grüßen
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
http://www.dbfk.de | Salzufer 6 | 10587 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140

Quelle: Pressemitteilung vom 16.10.2009

PflegeCologne
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Re: Pflegemissstände unverändert - Wirkliche Reform muss her

Beitrag von PflegeCologne » 17.10.2009, 08:00

KPHNeuss hat geschrieben: ... Mehr Pflegekräfte braucht das Land. Für eine solche Aktivität hätte man kräftig investieren müssen. Da dies bisher nicht geschehen ist, werden uns die Probleme mit der Pflegeversicherung erhalten bleiben. Und die Deutschen misstrauen dem System zurecht weiter.
Wann kommt die Reform, die uns zukunftsweisend gute Pflege


Guten Morgen Forum!

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk und andere haben es hier schon oft bekundet: wir haben einen eklatanten Personalmangel in der Pflege - in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. An dieser Erkenntnis geht kein Weg vorbei.
Wer eine gute / angemessene Pflege haben will, muss an dieser "Stellschraube" drehen. Sie allein wird uns eine bessere Pflege und damit ein Zurückdrängen der Pflegemissstände bieten können. Pflege-TÜV und ähnliche Projekte kosten viel Geld, bringen aber kein Pflegeproblem vom Tisch, erhöhen lediglich den Druck und machen eigentlich alles noch schwieriger. So gesehen stufe ich den Pflege-TÜV und ähnliche Bestrebungen nur als Alibiveranstaltungen ein.
Ich setze darauf, dass alsbald konkrete Forderungen bezüglich einer erneuerten Pflegepolitik auf den Weg kommen. Ich freue mich schon jetzt, auf den Neusser Pflegetreff (Anfgang 2010), der dieses Thema aufgreift:

Welche Pflege wollen wir (uns leisten)?
viewtopic.php?t=12279
Die aktuell befragten BürgerInnen habe eine klare Vorstellung: Sie wollen mehr Pflegefachkräfte!

In diesem Sinne grüßt
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Beitrag von thorstein » 17.10.2009, 11:34

Auch der DBfK setzt die Diskussion um die Personalschlüssel in gewohnt diffuser Weise fort. Wenn es sich hier um eine Interessenvertretung handeln würde, darf doch zumindest eine konkrete Forderung zu einem bundesweitem Minimalschlüssel erwartet werden. Davon aber kein Wort. Ich gehe davon aus, dass in diesem Berufsverband nicht ein einziger Funktionär sitzt, der zu diesem Thema eine kompetente Auskunft geben könnte.

G. Fröhlich- Rockmann
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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 17.10.2009, 11:57

Mich wundert es überhaupt nicht das nach einem Wechsel in der Politik nun schon wieder der Ruf nach neuen Reformen, die aus der Erfahrung heraus aber auch gar nichts lösen konnten laut werden.

Es macht mich müde die ständigen Rufe nach neuen Geld, noch mehr Personal und all dem, was seit Jahrzehnten gebetsmühlenartig herunter geleiert wird im sonoren Chor von Lobbyisten immer und immer wieder hören zu müssen.

Unser Land braucht ein sinnvolles System der Pflege im Bereich der Gesundheit und der Altenpflege das an den tatsächlichen Bedürfnissen und Wünschen und an den in unserem Land denn auch tatsächlichen Aussehen der Pflegelandschaft anknüpft. Alles Andere ist Flickwerk und wird in kurzer Zeit wieder verrissen werden.

Es bringt Niemanden weiter, wenn Pflegebedarf versucht wird an etwaig vorhandenen oder nicht vorhandenes Geld anzupassen. Umgekehrt könnte ein Schuh draus werden. Hiervon sind wir aber noch meilenweit entfernt, da wir weit weg sind davon zu begreifen das Pflege eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und bleibt. Ob wir das nun wollen oder nicht.

Jedes Finanzierungsmodell wird sich daran messen lassen müssen ob tatsächlich den Kranken und Hilfebedürftigen die Pflege zu teil werden kann die er braucht, oder ob wir soweit sind wieder Armenhäuser aufzubauen.

Ob nund kapitalgedeckte Pflegeversicherung oder was weiß ich für ein Modell ist letztendlich die Frage der Umverteilung, dann auch diejenigen die nicht in der Lage sind die finanziellen Auswirkungen von Dingen zu tragen die sie weder bewusst herbei geführt haben noch irgendwie anders selbst verschuldet haben werden ein Anrecht auf Fürsorge gegenüber den Staat haben, wenn denn diese sich zutreffend als sozialer Staat bezeichnen will.

Bis dahin kann man jedoch noch reichlich Geld zum Fenster hinaus werfen und Kostenspiralen verursachen die bar jeder menschlichen Vernunft sind!
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

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Pflegesystem als "Baustelle" geschaffen!

Beitrag von KPHNeuss » 17.10.2009, 12:19

Hallo,
wenn gebetsmühlenartig immer wieder die Pflegemissstände beschrieben werden und ein sog. Pflegeexperten aus München die Plattform geboten bekommt, ständig Ängste zu schüren (macht sich wegen der Quoten), verwundert es nicht, dass auch andere sich zu Wort melden, um ihre auf Änderungen hin zielenden Äußerungen abzuliefern.
Tatsächlich ist es so, dass die systemisch seit 1995 organisierte Pflege nie den wirklichen Anforderungen gerecht geworden ist. Die Pflegeversicherung war von Anfang an, und zwar bewusst, nur auf Teilbereiche hin orientiert und daher als permanente "Baustelle" geschaffen.
In der Pflegeszene gibt es aber die Erkenntnis, dass die Angehörigen und die Pflegekräfte mehr "Aufmerksamkeit" erfahren müssen. Denn sie sind es, die die von den BürgerInnen geforderte gute Pflege zu gewährleisten haben. "Aufmerksamkeit" in diesem Sinne bedeutet finanzielle Dotation und nichts anderes.
Im vergangenen Jahr wurde nach dem "Pflegereförmchen" und teilweise gravierenden falschen Weichenstellungen von der Kanzlerin angemerkt: "Nach der Reform ist vor der Reform."
Damit war und ist klar, dass es Veränderungen geben wird und muss. Aber jetzt in den Bereichen, die wirklich entscheidend sind. Jedenfalls müssen wir dafür eintreten und "kämpfen". Wir nicht kämpft hat schon verloren! (so Herr Schell bei verschiedenen Pflegetreffs)

MfG
KPH Neuss
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Vertretung für betroffenen Menschen !

Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 17.10.2009, 21:13

Auch Hallo,

ich betone immer wieder gern, dass ich weder für eine Lobby noch für Irgendjemanden der Quoten zu bringen hat unterwegs bin.

Ich vertrete die Interessen eines Pflegebedürftigen der in seiner Häuslichkeit gepflegt wird und werden will und deshalb denke ich, dass auch die betroffenen Menschen der Maßstab sein sollte an dem sich Politik und politische Entscheidungen zu orientieren und zu messen lassen haben.

Dotierungen sind für mich von daher zweitrangig, vertrete dennoch die Auffassungen das Ausgaben für Pflege tatsächlich auch dort hin gehören wo Pflege erbracht wird und zwar auch hier unter Berücksichtigung tatsächlich real existierender Verhältnisse.

Ob Dotierungen für Pflege den realen Verhältnissen entspricht überlasse ich der Beurteilung des Lesers beim Anblick der unterschiedlichen Leistungen der Pflegekasse innerhalb der selben Pflegestufe, also bei gleichem Hilfebedarf, bei der Pflege durch selbstbeschaffte Pflegepersonen (also dem "Pflegegeld"), oder der Erbringung der gleichen Leistung durch ambulante oder stationäre Pflegeeinrichtungen.

Durch Anwendung einfachster Rechenarten kann dieser auch heraus finden, dass bei 70% stattfindender häuslicher Pflege der größere Anteil an Ausgaben seltsamerweise dort hin wandert wo nur 30% der Pflege tatsächlich statt findet.

Kostenexplosionen können beim Pflegegeld tatsächlich nicht statt gefunden haben, da die Erhöhung des Pflegegeldes innerhalb ca. 15 jähriger Existenz des Pflegekassengesetzes einmal um durchschnittlich 10 € im Monat gesteigert wurde und das war letztes Jahr im Sommer.

Eingeführt wurde die Pflegeversicherung damals (übrigens auch unter einer CDU-Regierung) mit der Begründung den Bürger und die öffentlichen Haushalte entlasten zu wollen.

Was ich heute erlebe ist genau das Gegenteil davon.

Ich wiederhol mich auch gern dahingend noch einmal zu sagen gebt den Pflegebedürftigen das Geld was hin und her geschoben wird selbst in die Hand und man wird sich wundern wie schnell Qualität sich durchgesetzt hat und ganz schnell eine bedarfsgerechte Pflegeindustrie sich in Deutschland heraus bildet.

Bevor das nicht der Fall ist sollte der Begriff "Selbstbestimmung" und "Mündigkeit des Bürgers" in der Pflege äußerst sparsam benutzt werden.

Als Angehöriger habe ich zunächst einmal gar nichts, da auch über die Pflege nicht durch eine Hintertür plötzlich der Elternunterhalt (oder andere Unterhaltsverpflichtungen die sonst nirgendwo existieren) wieder eingeführt werden kann.

Auch Sippenhaftung ist in Deutschland zumindest nach meinem Kenntnisstand abgeschafft.

Genauso wie die ganz überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen bin ich als pflegender Angehöriger durchaus in der Lage meine Interessen selbst zu formulieren und zu vertreten. Was mich betrifft benötige ich hierzu keine professionellen Pflegekräfte und wünsche es auch nicht den Eindruck erwecken zu wollen als das diese meine Interessen zu vertreten hätten oder von mir in irgendeiner Weise dazu legitemiert worden seien. Insofern lasse ich mich auch nicht vor den Karren anderer Interessengruppen spannen!

Der Einizge der tatsächlich nach geltendem Recht dazu verpflichtet ist Pflege sicher zu stellen sind nach SGB XI die Pflegekassen ! Prima währe deshalb doch wenn die Leistungen dieser Kasse denn nun auch endlich beim Betroffenen ankämen.

Finanzieren tut diese Ausgaben der Betroffene seit Herausbildung der Sozialversicherung vor über 100 Jahren sowieso selbst mit und Kosten die auch heute nicht von der Kasse getragen werden hat er auch heute schon selbst zu tragen. Insofern ist es doch wirklich alles nichts Neues außer vielleicht das man wieder mal versucht einen größeren Teil des Kuchens abzubekommen als der Mitbewerber, womit wir wieder mal dabei sind das es um alle möglichen nur nicht um die Betroffenen selbst geht.

Einen angenehmen Abend wünscht
Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

Hildegard Kaiser
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Lobbyarbeit für pflegebedürftige Menschen notwendig

Beitrag von Hildegard Kaiser » 18.10.2009, 06:53

G. Fröhlich- Rockmann hat geschrieben: ... ich betone immer wieder gern, dass ich weder für eine Lobby noch für Irgendjemanden der Quoten zu bringen hat unterwegs bin. ...
Hallo Gerd,
das hört sich gut an, weil konkret dem Menschen zugewandt. Diese Haltung kann ich nachvollziehen.
Allerdings bin ich der Meinung, dass wir trotz der konkreten Einzel-Zuwendung nicht die "allgemeine Lage" aus dem Auge verlieren dürfen. Wenn wir nämlich Korrekturbedarf erkennen, müssen wir uns im Zweifel von der einzelnen Pflegesituation ein wenig lösen und allgemein verbindliche neue Regelungen einfordern. Dabei kann / sollte der eigene Erfahrungsschatz mit eingebracht werden.
Insoweit ist Lobbyarbeit für pflegebedürftige Menschen notwendig. Sie sollte meiner Meinung nach breit Unterstützung finden. Wenn sie erfolgreich ist, wird sie dem Einzelfall zugute kommen.
Lb. Grüße
Hilde
Mehr Pflegekräfte = bessere Pflege!

G. Fröhlich- Rockmann
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Beitrag von G. Fröhlich- Rockmann » 18.10.2009, 12:37

Hallo Hilde,

da sind wir doch sofort gleicher Meinung und ich sage doch auch das in allen Bereichen Verbesserungen dringend notwendig sind.

Ich bin doch auch sehr dafür das es mehr Pflegekräfte gibt, denn Beziehungspflege ist doch heute gar nicht mehr möglich und mir ist auch völlig klar das nicht überall die Voraussetzungen da sind das zu Hause gepflegt und betreut werden kann. So realistisch bin ich dann doch schon.

Nur werde ich nicht davon abweichen das der Pflegebedürftige der Focus jeder Betrachtung sein und werden muss.

Auch deshalb weiß ich das Menschen mit Demenz und psychiatrischen Erkrankungen bis heute überhaupt nicht adäquat in der jetzigen Pflegeversicherung berücksichtigt sind weil und ich zitiere Norbert Blühm vor Einführung ded Pflegekassengesetzes "die notwendigen Finanzen hierfür nicht vorhanden sind".

Wir schließne also heute schon einen großen Kreis aus der Pflege aus und tun so als ob was Neues erfunden wird. Die Zweiklassenpflege gibt es längst!

Wenn gute Pflege geleistet werden soll (und ich denke das ist unser aller Ziel egal von welchem Startpunkt aus wir losmarschieren) müssen wir schauen welche Rahmenbedingungen wir brauchen damit dem betroffenen Menschen ein mögliches Maximum an Zuwendung und Hilfeleistung zu gute kommt und da sollten wir schon unseren Menschen die pflegebedürftig sind zu trauen das selbst entscheiden zu dürfen.

Lobbyarbeit für pflegebedürftige Menschen sollte sich somit dann aber bitte schön auch tatsächlich am pflegebedürftigen Menschen orientieren und man sollte so ehrlich bleiben die eigegen Wünsche und Befindlichkeiten dann auch nicht auf diese zu übertragen.

Lobbyarbeit sollte jedoch aber auch vom pflegebedürftigen Menschen selbst und vom pflegenden Angehörigen selbst ausgehen, denn aus jahrelanger Erfahrung ist mir bekannt, dass nicht alle und jeder völlig hilflos im Bett liegt. Insofern gehe ich sogar so weit zu sagen das ich die Wahrnehmung der eigenen Interessen als Bestandteil aktivierender Pflege (im Sinne von Teilhabe am gesellschaftlichen Leben) ansehe.

Erfahrungen bringe ich was mich betrifft gern ein. Auch deshalb kann man von mir hier z.B. Beiträge lesen. All zu oft mache ich jedoch die Erfahrung, dass man diese gar nicht wissen will, weil man meint den Stein der Weisen gefunden zu haben.

Ich denke wir sollten tatsächlich die Bedingungen schaffen die es dem Pflegebedürftigen ermöglichen weitestgehend selbst zu bestimmen wie seine Pflege aussehen soll und das kann er nach meinem dafür halten nicht wenn er die meiste Unterstützung von der Kasse bekommt wenn er denn ins Heim geht!

Konsequent wäre es dann auch das Prinzip ambulant vor stationär zu streichen wenn man meint dies so fortführen zu wollen. Aber auch dann werden wohl nicht alle Pflegebedürftigen ins Heim gehen, weil es eben nicht ihr Wille ist in einem Heim gepflegt zu werden.

Rein die menschliche Vernunft sagt mir, dass es überhaupt keinen Sinn macht supertolle Heime mit einem supertollen Personalschlüssel einzurichten, wenn am Ende gar keiner da ist der darin wohnt und gepflegt werden will.

Insofern denke ich ist es an der Zeit tatsächlich auch in anderen Bereichen als der häuslichen Pflege die Beurteilung der Situtaion durch andere als der eigenen Brille vorzunehmen.

In dem Sinne einen schönen Sonntag

Gerd Fröhlich-Rockmann
Es ist der Mensch und nicht die Krankheit

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für mehr und gut bezahltes Pflegepersonal eintreten

Beitrag von Ina Böhmer » 19.10.2009, 07:00

Statement unter:
viewtopic.php?t=13020
Hildegard Kaiser hat geschrieben: ..... der DBfK muss in der Tat gegenüber der Politik deutlicher werden und konkrete Handlungskonzepte vorlegen. Die Vertreter des DBfK müssen sich auch als Reformmotor für Veränderungen in den Pflegesystemen verstehen. Dabei müssen sie zwangsläufig für konkrete Bemessungssysteme zur Ermittlung von Pflegepersonalbedarf eintreten. Die Pflege-Personal-Regelung ist seinerzeit abgeschafft wurde, weil es den Verantwortlichen zu deutlich wurde, wie hoch der wirkliche Bedarf an Pflegekräften war und ist. Leider hat man sich allzu schnell mit der Beseitigung dieses Personalbemessungssystems abgefunden, auch seitens der Berufsverbände.
Jetzt gehört das Thema neu auf den Tisch - und der DBfK ist herausgefordert. Es müssen klare Worte her! ....
Guten Morgen Forum!

Ich denke, dass vor allem der DBfK - als anerkannter Berufsverband der Pflegekräfte - gefordert ist, jetzt klar Position zu beziehen. Dieser Verband muss sich Gehör verschaffen und die entsprechenden Fakten benennen bzw. Handlungsnotwendigkeiten aufzeigen: Wir brauchen eine Politik, die in die Zukunft führt - die demografische Entwicklung lässt grüßen. Dabei ist es unabdingbar, für mehr und gut bezahltes Pflegepersonal einzutreten. Wer sich in dieser Weise jetzt nicht stark macht, ebnet den Weg in die Rund-um-Billigpflege. Diese Billigpflege wollen die Menschen ausdrücklich nicht. Sie wollen ausreichend und gut qualifiziertes Personal. Nur so ist zuwendungsoriente gute Pflege in Deutschland sicherzustellen.

MfG Ina
Der Pflegeberuf verdient mehr Anerkennung!

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zu wenig Arbeitskräfte für immer mehr Pflegebedürftige

Beitrag von WernerSchell » 14.11.2009, 11:10

Risiko Altenpflege - zu wenig Arbeitskräfte für immer mehr Pflegebedürftige
- Kontraste (ARD-Fernsehen) berichtete am 12.11.2009 ganz aktuell:
http://www.rbb-online.de/kontraste/arch ... ew.on.html
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
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Zukunftsängste - Finanzpolster und Pflege plagen am meisten

Beitrag von WernerSchell » 04.01.2019, 07:21

Die großen Fragen des Lebens: Altersvorsorge, Umweltschutz und Frieden - Quelle: Forschung aktuell, 281, 39. Jg., 27.12.2018
>>> https://www.stiftungfuerzukunftsfragen. ... 281/#c4542 bzw. https://www.stiftungfuerzukunftsfragen. ... Lebens.pdf

Welche Fragen haben die Bundesbürger an das Leben? Dieser Fragestellung ist die gemeinnützige BAT-Stiftung für Zukunftsfragen in ihrer neuesten Untersuchung nachgegangen. Repräsentativ wurden über 2.000 Bundesbürger ab 14 Jahre in persönlichen Interviews (face-to-face) gefragt, auf welche Fragen des Lebens sie gerne eine Antwort hätten.

Größtes Interesse an der eigenen Zukunft
Konkrete, aktuelle Herausforderungen unserer Gesellschaft spiegeln die drängendsten Fragen der deutschen Bevölkerung wider. Mehr als alles andere interessiert die Bürger auf Platz eins die Altersversorgung. Besonders die mittlere Generation (35-54 Jahre) möchte wissen, ob die eigene Rente sicher ist und ob sie sich eine adäquate Pflege und Betreuung im Alter überhaupt leisten kann. Deutlich weniger Relevanz hat dieses Thema (noch) für die Generation unter 35 Jahren.

Eine große Rolle in jeder Lebensphase spielen die globalen Themen Kriege und Konflikte sowie Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Dabei interessiert die Bevölkerung, ob die Erde irgendwann so zerstört sein wird, dass ein Leben auf ihr nicht mehr möglich ist.

Für den wissenschaftlichen Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen, Professor Dr. Ulrich Reinhardt, offenbart die Umfrage zwei wesentliche Erkenntnisse. „Erstens ist das Thema Sicherheit für die Mehrheit der Deutschen von zentraler Bedeutung. Viele fürchten sich vor Altersarmut, Krieg und dem Klimawandel. Zweitens wird deutlich wie stark die Politik in der Pflicht steht, die richtigen Antworten auf diese Herausforderungen zu finden, um so der Bevölkerung ihre Ängste und Sorgen zu nehmen“.

Nichts interessiert die junge Generation mehr als das Thema Ehe
Aufgewachsen mit Facebook, Google und Tinder sehnt sich die junge Generation (14-34 Jahre) nach Beständigkeit und Verlässlichkeit in einer festen Beziehung. Daher ist die meistgestellte Frage auch die nach einer glücklichen Ehe oder Partnerschaft (60%). Ebenfalls von hoher Bedeutung ist für sie auch das Thema Kinder (40%), auf die viele junge Menschen nicht verzichten wollen und sich fragen, ob sie mal selbst Eltern werden. Überdurchschnittlich interessiert zeigen sie sich zudem an persönlich relevanten Fragen, wie etwa ob sie Erfolg haben und Herausforderungen bestehen werden (50%), ob sie auf dem richtigen Weg sind (55%) oder Wohlstand erreichen werden (36%).

Ufos, Zufall und Sinn des Lebens
Mehr als der Zeitpunkt des eigenen Todes oder die Frage, ob Himmel und Hölle existieren, interessiert die Bürger, ob es außerirdisches Leben gibt. Auch die Erkenntnis, ob alles im Leben vorherbestimmt ist, oder ob es doch Zufälle gibt, wünschen sich viele. Für etwa jeden Dritten ist zudem die Frage nach dem Sinn des Lebens besonders relevant – ganz unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Einkommen.

Das Fazit von Reinhardt: „Nicht nur zur Weihnachtszeit, in der Midlife-Crisis oder bei einschneidenden Erlebnissen suchen die Bundesbürger nach Antworten auf die großen Fragen im Leben. Innerhalb der Bevölkerung gibt es nur wenige Unterschiede, viele sind vor allem an persönlichen Fragen zur eigenen Zukunft interessiert. Dabei scheinen sie entweder sehr mit sich zufrieden zu sein oder auf Glück bzw. die Hilfe Gottes zu setzen, denn mit Abstand am wenigsten interessiert die Bürger die Frage, wie sie selbst zu besseren Menschen werden können“.

Quelle und weitere Informationen:
https://www.stiftungfuerzukunftsfragen. ... 281/#c4542

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Ärzte Zeitung vom 04.01.2019:
Zukunftsängste
Finanzpolster und Pflege plagen am meisten

Das persönliche Wohlempfinden toppt bei den Zukunftsfragen der Deutschen Themen wie Sicherheit und Klimawandel, so eine Studie. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=97 ... efpuryykqr
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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