Pflegebedürftigkeitsbegriff - Umsetzungsbericht vorgelegt

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Moderator: WernerSchell

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Pflegebedürftigkeitsbegriff - Umsetzungsbericht vorgelegt

Beitrag von Presse » 25.05.2009, 17:26

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff - Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs legt Umsetzungsbericht vor

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Einschub der Moderation:
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat bereits am 30.01.2009 grundsätzliche Hinweise zu den Reformnotwendigkeiten gegeben Diese Hinweise gelten unverändert fort – siehe hier:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php
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In Berlin hat heute (25.05.2009) der Vorsitzende des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, Dr. h.c. Jürgen Gohde, den Umsetzungsberichts des Beirats
http://www.bmg.bund.de/cln_092/nn_11682 ... 05-09.html -
an Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt übergeben.

Der Beirat nimmt in dem Bericht
http://www.bmg.bund.de/cln_092/nn_11682 ... 05-09.html -
Stellung zu Umsetzungsperspektiven des neuen Begriffs und Begutachtungsverfahrens. Darin werden Modellrechnungen und Szenarien aufgeführt, die Fragen des Bestandschutzes und Anforderungen an die administrativen Voraussetzungen einbeziehen.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt begrüßte den Bericht des Beirats:

"Eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit ist Voraussetzung für eine bessere Versorgung pflegebedürftiger Menschen. Das neue Begutachtungsverfahren und der neue Begriff stellen die Selbständigkeit des Menschen in den Vordergrund. Das ist ein Paradigmenwechsel, der für die pflegebedürftigen Menschen mehr Würde bedeutet. Wir kommen weg von der zeitlichen Berechnung beim Ausgleich von körperlichen Defiziten. Das Anliegen "Teilhabe statt Fürsorge" wird von Pflege aufgegriffen und findet in dem neuen Begutachtungsverfahren seinen Ausdruck. Die Umsetzung der vom Beirat gemachten Vorschläge muss in der nächsten Legislaturperiode angegangen werden. Der Prozess soll aber bereits jetzt angestoßen werden."

Seit Einführung der Pflegeversicherung wird der Begriff der Pflegebedürftigkeit als zu eng und zu verrichtungsbezogen diskutiert. Besonders der Bedarf an allgemeiner Betreuung, Beaufsichtigung und Anleitung, der etwa bei demenzkranken Menschen häufig auftritt, werde bisher zu wenig berücksichtigt. Deshalb wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, den Pflegebedürftigkeitsbegriff zu überarbeiten.

Der Beirat war im November 2006 beauftragt worden, konkrete und wissenschaftlich fundierte Vorschläge für einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff und ein darauf aufbauendes neues Begutachtungsverfahren zu erarbeiten. Der Auftrag schloss auch die Frage ein, wie sich Änderungen finanziell auf die Pflegeversicherung und andere Sozialleistungsbereiche auswirken.

Der Beiratsvorsitzende Dr. Gohde hob hervor, dass der Beirat mit seinem Umsetzungsbericht auch die öffentliche Diskussion um den Stellenwert guter Pflege anregen wolle. Außerdem solle die Akzeptanz mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, gestärkt werden: "Für den Beirat besteht ein Zusammenhang zwischen dem neuen Begutachtungsverfahren und der zukünftigen Sicherung der pflegerischen Infrastruktur, wenn es gelingt, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder hinauszuzögern sowie Menschen beizustehen, damit sie in Würde gepflegt und alt werden können."

Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit vom 15.05.2009

Downloads

Pressemitteilung: Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff - Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs legt Umsetzungsbericht vor - Acrobat-Datei (PDF) 103 KB
http://www.bmg.bund.de/cln_092/SharedDo ... 5-09-2.pdf

Umsetzungsbericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs vom 20. Mai 2009 - Acrobat-Datei (PDF) 534 KB
http://www.bmg.bund.de/cln_092/SharedDo ... -05-09.pdf

Weitere Informationen zur Pflegebedürftigkeit
http://www.bmg.bund.de/cln_092/nn_11682 ... gkeit.html


Siehe auch im Forum Werner Schell unter

Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff / Begutachtungsverfahren
viewtopic.php?t=10916

Neue Pflegereform: fünf statt drei Pflegestufen
viewtopic.php?t=10448&highlight=pflegebegriff

Pflegebedürftigkeitsbegriff - Neufassung geboten
viewtopic.php?t=5311&highlight=pflegebegriff

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Verbesserungen für Demenzkranke nicht zum Nulltarif

Beitrag von Presse » 25.05.2009, 17:35

Verbesserungen für Demenzkranke nicht zum Nulltarif
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25.05.2009 - Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, Ulrike Mascher, begrüßte den heute vorgestellten Umsetzungsbericht des Expertenbeirates zur Überarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. "Mit den Vorschlägen des vom Bundesministerium für Gesundheit eingesetzten Beirates liegen konkrete Vorschläge auf dem Tisch, wie Menschen mit Demenz besser berücksichtigt und der Zugang zu Leistungen durch die Schaffung eines neuen Bedarfsgrads erleichtert werden kann", erklärte Mascher heute in Berlin.
Lesen Sie mehr...
http://www.vdk.de/de21133

Quelle: Pressemitteilung vom 25.5.2009
--
Sozialverband VdK Deutschland
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Michael Pausder (verantwortlich)
In den Ministergärten 4 - 10117 Berlin
Telefon 030 72629-0400
Telefax 030 72629-0499
presse@vdk.de

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Mehrkosten über Bürgerversicherung finanzieren

Beitrag von Presse » 25.05.2009, 17:39

Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff: Schmidt will Mehrkosten über Bürgerversicherung finanzieren

Berlin (sts). Die Einführung weiterer Pflegestufen kann zu Mehrkosten von bis zu 3,6 Milliarden Euro führen. Weitere Milliardenbeträge zeichnen sich für Übergangsregelungen ab. Das geht aus dem neuen Bericht des Beirates zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs vor, den Beiratsvorsitzender Dr. h.c. Jürgen Gohde heute Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) überreichte. Der Beirat nimmt in dem Bericht Stellung zu Umsetzungsperspektiven des neuen Begriffs und Begutachtungsverfahrens. Darin werden Modellrechnungen und Szenarien aufgeführt, die Fragen des Bestandschutzes und Anforderungen an die administrativen Voraussetzungen einbeziehen.
Zur Finanzierung einer grundlegenden Reform auf Basis der Empfehlungen des Beirates forderte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt erneut eine Pflege-Bürgerversicherung, in die auch die privaten Pflegekassen mit ihren Überschüssen einbezogen werden müssten. Schmidt: "Das neue Begutachtungsverfahren und der neue Begriff stellen die Selbständigkeit des Menschen in den Vordergrund. Das ist ein Paradigmenwechsel, der für die pflegebedürftigen Menschen mehr Würde bedeutet. Wir kommen weg von der zeitlichen Berechnung beim Ausgleich von körperlichen Defiziten. Die Umsetzung der vom Beirat gemachten Vorschläge muss in der nächsten Legislaturperiode angegangen werden. Der Prozess soll aber bereits jetzt angestoßen werden."

Details zu den Umsetzungsperspektiven lesen Sie in den Print-Ausgaben von CAREkonkret

Quelle: Mitteilung vom 25.5.2009
Vincentz Network, Hannover, http://www.vincentz.net/

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Pflegebegriff könnte Milliarden kosten

Beitrag von Presse » 25.05.2009, 17:40

Ärzte Zeitung vom 25.5.2009:

Pflegebegriff könnte Milliarden kosten
Ein neuer und erweiterter Begriff von Pflegebedürftigkeit könnte Zusatzkosten von bis zu 3,7 Milliarden Euro im Jahr nach sich ziehen. Dies geht aus dem am Montag in Berlin vorgestellten zweiten Bericht des Expertenbeirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs hervor. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nel/?sid=54 ... ge&c=1&n=2

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Schmidt will Leistungen der Pflegeversicherung reformieren

Beitrag von Presse » 25.05.2009, 18:35

Deutsches Ärzteblatt:

Schmidt will Leistungen der Pflegeversicherung reformieren

Berlin – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt will die Leistungen aus der Pflegeversicherung grundlegend neu strukturieren. „Wir kommen weg von der zeitlichen Berechnung beim Ausgleich von körperlichen Defiziten“, sagte die Ministerin bei der Vorstellung eines Expertenberichts zur Neugestaltung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs am Montag in Berlin. Stattdessen solle künftig das Prinzip „Teilhabe statt Fürsorge“ gelten.
...
Die vorgestellten Szenarien und Modellrechnungen zeigten, dass eine gerechtere Leistungsbemessung nicht ohne Mehrbelastung für die Pflegeversicherung zu erreichen sei, erklärte der Deutsche Caritasverband (DCV). Die Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs dürfe nicht unter dem Diktat der Kostenneutralität stehen, erklärte auch der Sozialverband Deutschland.
.... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/3 ... mieren.htm

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Schmidt drängt auf Pflege-Bürgerversicherung

Beitrag von Presse » 26.05.2009, 06:11

Ärzte Zeitung, 26.05.2009

Schmidt drängt auf Pflege-Bürgerversicherung

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat für die Zusammenführung von gesetzlicher und privater Pflegeversicherung zu einer Pflege-Bürgerversicherung geworben.

Von Thomas Hommel

BERLIN. "Wenn alle 1,95 Prozent ihres Einkommens einzahlen würden, dann hätten wir keine Probleme damit, auf der einen Seite Leistungen der Pflegeversicherung auszuweiten und auf der anderen Seite Stabilität in die Beitragsentwicklung zu bringen", sagte die Politikerin am Montag bei der Vorstellung eines Gutachtens zur Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs.
... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=549601

Lesen Sie dazu auch:
Pflegebegriff könnte Milliarden kosten
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=549485

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Pflegereform: Land in Sicht, aber noch am fernen Horizont

Beitrag von Presse » 26.05.2009, 14:49

Pflegereform: Land in Sicht, aber noch am fernen Horizont

Der wissenschaftliche Beirat beim Bundesgesundheitsministerium zur Überarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs hat gestern Empfehlungen zur Umsetzung seiner Vorschläge vorgelegt. Dazu erklärt Elisabeth Scharfenberg, pflegepolitische Sprecherin:

Wir haben schon Ende vergangenen Jahres den Vorschlag des Beirats für ein neues Pflege-begutachtungsverfahren ausdrücklich begrüßt. Dabei bleiben wir. Ministerin Schmidt sollte sich aber nicht mit Lorbeeren schmücken, die sie sich noch nicht verdient hat. Die vorgelegten Umsetzungsempfehlungen zeigen deutlich, dass noch viele Fragen offen sind und noch viele Monate zäher Verhandlungen ausstehen.

Wir nehmen die von Ulla Schmidt angekündigte Debatte im Bundestag noch vor den Wahlen sehr gerne an. Mehr als Symbolik ist dies aber nicht. Union und SPD haben diese elementar wichtige Reform nicht rechtzeitig auf ihre Agenda genommen – wie im Koalitionsvertrag angekündigt.

Das Geld wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Ulla Schmidt plädiert für eine kostenneutrale Umsetzung. Sie weist allerdings nicht auf die Fallstricke hin. Wenn Leistungen etwa für Menschen mit Demenz verbessert werden sollen, bekämen andere Betroffene womöglich geringere Leistungen. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu.

Ein notwendiger Weg zur Gegenfinanzierung ist die solidarische Pflege-Bürgerversicherung. Wir fordern dies schon lange. Beide Reformen müssen Hand in Hand gehen. Künftig müssen alle Einkommensarten zur Finanzierung herangezogen werden. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen gemäß ihrer Leistungsfähigkeit in die Versicherung einzahlen.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.5.2009
Christian Hans
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abgeordnetenbüro Elisabeth Scharfenberg MdB
Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen

Tel.: ++49 (0)30 227 -74532, Fax: -76655
E-Mail: elisabeth.scharfenberg.ma01@bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de

Postanschrift:
Deutscher Bundestag, 11011 Berlin

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Pflegereform mus Leistungsrecht verändern!

Beitrag von WernerSchell » 26.05.2009, 16:46

Presse hat geschrieben: ... Wir nehmen die von Ulla Schmidt angekündigte Debatte im Bundestag noch vor den Wahlen sehr gerne an. Mehr als Symbolik ist dies aber nicht. Union und SPD haben diese elementar wichtige Reform nicht rechtzeitig auf ihre Agenda genommen – wie im Koalitionsvertrag angekündigt. Das Geld wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Ulla Schmidt plädiert für eine kostenneutrale Umsetzung. Sie weist allerdings nicht auf die Fallstricke hin. Wenn Leistungen etwa für Menschen mit Demenz verbessert werden sollen, bekämen andere Betroffene womöglich geringere Leistungen. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu. ....
Dazu gab es von hier folgende Rückmeldung an das Büro von Frau Scharfenberg:

Wir haben Ihre Pressemitteilung ins Forum übernommen. Den Text finden Sie unter:
viewtopic.php?t=11977
Wir werden zum Thema auch noch eine Pressemitteilung abgeben. Die jetzt vorgelegten Planungen sind ja nun schon länger bekannt und werden, entgegen den Behauptungen des BMG, die Minutenpflege nicht beseitigen. Dazu bedarf es entscheidender Veränderungen im Leistungsrecht. Eine Bürger-Pflegeversicherung kann man nicht ernstlich wollen! - Zur Zeit hören wir nur Wahlkampfgeklingel.

Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Was ist uns humane Pflege wert?

Beitrag von Presse » 27.05.2009, 07:05

Ärzte Zeitung, 27.05.2009

Schmidt: "Was ist uns humane Pflege wert?"
Ministerin wirbt für Grundsatzdebatte / Aktion psychisch Kranke legt Bericht vor


BERLIN (ble). Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat die Gesellschaft zu einer Grundsatzdebatte über die künftige organisatorische, personelle und finanzielle Ausgestaltung der Pflege alter und kranker Menschen aufgefordert
.... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=549835

Lesen Sie dazu auch:
Pflege: Diakonie startet Unterschriftenaktion
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=549843

WernerSchell
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Beitrag von WernerSchell » 28.05.2009, 08:21

Schriftwechsel in einer Mailingliste (anonymsiert):

Herr ... schrieb:
...seit 2006 arbeitet die Expertengruppe zur Reform der Pflegeversicherung. Ob es zu dem von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt anvisierten Paradigmenwechsel wirklich kommt bleibt abzuwarten. Immerhin ist die Loslösung von der Minutenrechnerei ein richtungsweisender Gedanke, um die Demenz -Betroffenen mehr mit ins Boot zu holen. Künftig soll es 5 Bedarfsgrade geben, die die bisherigen Pflegestufen ablösen, abgestellt wird dann auf den Grad der Selbständigkeit.
Frage: Wird dann wirklich auch mehr Geld zur Verfügung gestellt oder wird das vorhandene Budget von drei auf fünf Stufen neu verteilt? Der garantierte Bestandsschutz: Bezieht er sich auf die derzeitige Pflegestufe oder/und auch auf das in der jeweiligen Stufe derzeit geleistete Pflegegeld /Sachleistung?

Sehr geehrter Herr ....,

von hier wurde gestern (27.05.2009) für eine Pflegezeitschrift folgendes Kurzstatement abgegeben:

> Werner Schell. Dozent für Pflegerecht und Vorstand von "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk" bekräftigt seine Einschätzung, dass es dringend einer umfassenden Pflegereform bedarf, die die demokrafisch unter Druck geratene Pflegeversicherung strukturell zukunftsfest macht. Dazu gehört auch die Neuordnung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes, weil es darum gehen muss, die dementiell erkrankten Menschen ohne Einschränkungen in den Kreis der Leistungsberechtigten aufzunehmen. Dazu können die vorgelegten Pläne zur Neuordung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes geeignet sein.
Allerdings sind die Einschätzungen des BMG, dass mit einer Begriffsneuordnung die sogenannte Minutenpflege abgeschafft wäre, nicht nachvollziehbar. Denn für eine Änderung der Ansprüche der pflegebedürftigen Menschen reicht eine Begriffsneuordnung überhaupt nicht aus. Insoweit bedarf es einer Ausweitung des Leistungsrechtes, das konsequenterweise zu einer deutlichen Aufstockung der Personalausstattungen in den Pflegeeinrichtungen führen muss. Nur solche Personalverstärkungen können die Betreuung und Pflege entscheidend verbessern. Im Übrigen muss mit einer solchen Reform auch endlich ein Personalbemessungssystem geschaffen werden, damit eine Situation beendet wird, die die Stellendotierung in den Einrichtungen nach Kassenlage ermöglicht. <

Aktuelle Informationen zum Thema finden Sie in meiner Internetseite auch u.a. unter

Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff - Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs legt Umsetzungsbericht vor
Pressemitteilung des BMG vom 25.05.2009 hier
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... igkeit.php
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat bereits am 30.01.2009 grundsätzliche Hinweise zu den Reformnotwendigkeiten gegeben Diese Hinweise gelten unverändert fort – siehe hier
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php

Beim letzten Pflegetreff am 17.02.2009 in Neuss-Erfttal:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... eilung.php
wurde des Thema "Pflegebegriff" bereits ausführlich thematisiert (es ist ja nicht neu!). Dabei erklärte Herr Zylajew, MdB und pflegepolitischer Sprecher der Union im Bundestag; dass eine systemische Veränderung (wegen der Arbeitskosten) kostenneutral erfolgen müsse. Auch andere Erklärungen, z.B. aus dem BMG, gehen in diese Richtung. Wenn jetzt Frau U. Schmidt so tut, als wolle man finanziell oben drauf satteln und alles werde gut, hat das wohl eher mit dem Wahlkampf als mit der Verkündigung wirklich "froher Botschaften" zu tun. Frau Schmidt hätte bereits bei der letzten Reform für eine Veränderung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes sorgen können (damit hätte man die entsprechende Koalitionsabsprache erfüllt) - aber es war nicht gewollt.

Eine systemische Veränderung im jetzt diskutierten Umfange muss zwangsläufig eine Leistungsausweitung erfahren, sonst wird es bei der "Minutenpflege" bleiben. Wer eine bessere Pflege will, muss dies definieren und kommt deutlich mehr Fachpersonal nicht vorbei!

Wir werden von "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk" die weiteren Diskussionen - nach der Bundestagswahl - begleiten und für eine bessere Pflege eintreten. Dazu gehören nicht nur eine Veränderung des Pflegebegriffes, sondern auch weitreichende sonstige Veränderungen (siehe demografische Entwicklung).

Wir werden das Thema auch beim anstehenden Pflegetreff am 23.06.2009 ansprechen:
viewtopic.php?t=10946

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Umfassende Pflegereform ist dringlich

Beitrag von ProPflege » 04.06.2009, 07:18

Anlässlich der Sendung "hart aber fair" am 3.6.2009, bei der auch die Bundesgesundheitsministerin anwesend war, wird noch einmal verdeutlicht:

Frau U. Schmidt, SPD, hat wiederholt werbe- bzw. wahlwirksam erklärt, dass es einen neuen erweiterten Pflegebedürftigkeitsbegriff geben wird. Damit könne die Minutenpflege abgeschafft werden. Damit will sie sicherlich punkten. Tatsache ist aber: Durch einen neuen Pflegebegriff wird nur der Personenkreis, der grundsätzlich leistungsberechtigt sein soll, neu formuliert (§ 14 SGB XI). Der Kreis der Leistungsempfänger müsste eigentlich, wenn die dementiell erkrankten Menschen in großer Zahl hinzu kommen, deutlich größer werden. Die Pflege bzw. die Pflegeleistungen sind damit aber noch nicht geändert.

Daher muss bei einer wirklichen Pflegereform (sie war eigentlich 2008 fällig) das Leistungsrecht verändert werden. Wir müssen, wenn wir wirklich von der Minutenpflege weg kommen wollen, die personelle Zuwendung verändern, den Personalbestand spürbar nach oben anheben. Für eine zuwendungsorientierte Pflege, die die Zeittakte zugunsten echter Zuwendung verändert, brauchen wir Menschen. Damit diese Personalvermehrung korrekt und gerecht zugeht, müsste der Gesetzgeber folgerichtig auch Personalbemessungssysteme schaffen. Dann könnten die personellen Zugänge exakt errechnet werden ... usw. Insoweit gibt es genügend Vorschläge. Dann wären wir weg von einer Stellenausstattung nach Kassenlage!

Die Politik muss uns auch sagen, dass die vielfach geforderte gute Pflege erheblich mehr Geld kostet. Darüber muss die Gesellschaft im Zweifel diskutieren. Die Menschen müssen die Wahrheit erfahren - und nicht vor der Wahl mit Versprechungen und falschen Ankündigungen ruhig gestellt werden. Eine Bürger-Pflegeversicherung wird das Problem auch nicht lösen. Man schielt ja gerne zur Schweiz. Eine Bürgerversicherung müsste auch Folgerungen im Steuerrecht haben. Eine solche Umwälzung kriegen aber nicht hin.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/

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Paritätischer fordert mehr Geld für Pflege

Beitrag von Presse » 05.06.2009, 10:34

Paritätischer fordert mehr Geld für Pflege

Als Meilenstein in der fachlichen Diskussion bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband den Vorschlag des Expertenbeirats zur Neufassung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Der Verband forderte die Politik am Donnerstag im Rahmen eines bundesweiten Pflegekongresses auf, nun auch die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen.

„Mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs bietet sich die Chance, endlich die unerträgliche Diskriminierung demenzkranker Menschen zu beenden“, so Verbandsvorsitzende Heidi Merk. Es sei fachlich nicht mehr länger vertretbar, wenn ausschließlich körperliche Beeinträchtigungen zur Feststellung des Pflegebedarfs herangezogen werden. Die gesamte Diskussion werde jedoch politisch unglaubwürdig und ins Leere gehen, wenn nun nicht auch mehr Mittel für die Pflege bereit gestellt werden, mahnt der Verband. „Die Ausweitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs und die überfällige Einbeziehung demenzkranker Menschen sind kostenneutral nicht zu haben. Jetzt muss die Politik zeigen, was ihr Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, wert sind“, betonte Merk.

Der in der vergangenen Woche vorgestellte Umsetzungsbericht, den der Beirat zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt hat, belege, dass die bisherigen politischen Vorstellungen deutlich zu kurz greifen. So sei nach Ansicht des Paritätischen keines der vier in dem Bericht vorgestellten Szenarien zur Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs geeignet. Auch das teuerste der vier Szenarien, das von einem Mehrkostenbedarf in Höhe von rund drei Milliarden ausgeht, arbeite mit Umschichtungen innerhalb des Systems zu Lasten einzelner Betroffenengruppen. „Es kann nicht sein, dass Verbesserungen für den einen bisher sträflich vernachlässigten Personenkreis durch die Schlechterstellung anderer ebenso Pflegebedürftiger erkauft werden“, so der stellvertretende Vorsitzende Dr. med. Eberhard Jüttner. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen müsse nach Angaben des Verbandes von mindestens fünf Milliarden Euro Mehrkosten ausgegangen werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 4.6.2009
Der Paritätische Gesamtverband
Oranienburger Str. 13-14
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Telefon 030|24636-0
Telefax 030|24636-110
info@paritaet.org

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Pflegebedürftigkeitsbegriff - Modellrechnungen

Beitrag von Presse » 06.06.2009, 07:38

Hibbeler, Birgit
Pflegebedürftigkeitsbegriff: Expertenbeirat legt Modellrechnungen vor
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=64900

Bericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs
http://www.patientenbeauftragte.de/uplo ... 09_1ed.pdf

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Paritätischer: Mehr Geld für Pflege

Beitrag von Service » 09.06.2009, 05:54

Paritätischer: Mehr Geld für Pflege

(er) Nach Schätzungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes muss bei der Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs von mindestens fünf Milliarden Euro an Mehrkosten ausgegangen werden. Keines der vier im Bericht des Beirates (wir berichteten) vorgestellten Szenarien sei zur Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs geeignet. Auch das teuerste, das von einem Mehrkostenbedarf in Höhe von rund drei Milliarden ausgeht, arbeite mit Umschichtungen innerhalb des Systems zu Lasten einzelner Betroffenengruppen. "Es kann nicht sein, dass Verbesserungen für den einen bisher sträflich vernachlässigten Personenkreis durch die Schlechterstellung anderer ebenso Pflegebedürftiger erkauft werden", äußerte sich der stellvertretende Vorsitzende Eberhard Jüttner.

Quelle: Mitteilung vom 8.6.2009
FORUM SOZIALSTATION
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Pflegebedürftigkeitsbegriff - Beiratsbericht

Beitrag von WernerSchell » 20.06.2009, 14:57

Buchtipp!

Bundesministerium für Gesundheit:

Umsetzungsbericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs

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Näheres hier:
http://www.wernerschell.de/Buchtipps/pf ... egriff.php
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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