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Fast jeder Zweite wird gegen Lebensende pflegebedürftig

Verfasst: 17.11.2008, 19:12
von WernerSchell
GEK Pflegereport 2008
Fast jeder Zweite wird pflegebedürftig

Berlin (GEK). Das allgemeine Pflegerisiko liegt bei rund 50 Prozent. Das belegen aktuelle Zahlen des Pflegereports der Gmünder ErsatzKasse GEK, der jetzt erstmals veröffentlicht wurde. Ein weiteres Ergebnis: Die fachärztliche Versorgung in Pflegeheimen muss verbessert werden. So kommt es bei Heimbewohnern mit psychischen Störungen oder Parkinson-Syndrom zu durchschnittlich 2,5 Facharztkontakten im Jahr, als medizinisch angemessen gelten vier. Der GEK Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf-Ulrich Schlenker unterstrich: "Wenn wir den Pflegebedarf von morgen schultern wollen, müssen wir über Pflegetrends, Pflegeverläufe und Pflegedefizite mehr wissen. Unser Pflegereport ist hier wegweisend und volkswirtschaftlich sinnvoll."

Wie groß ist das Risiko, selbst pflegebedürftig zu werden? Hierzu macht der GEK Pflegereport erstmals verlässliche Angaben. Er untersuchte, wie hoch der Anteil der 2007 verstorbenen GEK Versicherten war, die im Todesjahr Pflegeversicherungsleistungen in Anspruch genommen haben. Bei den Männern lag der Anteil bei mehr als 40,9 Prozent, bei den Frauen bei mehr als 50,7 Prozent, im Durchschnitt also 44,1 Prozent.

Der Autor des GEK Pflegereports, Professor Dr. Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen (ZeS) kommentiert das Resultat so: "Pflege geht uns alle an! Aber Pflege ist keine Einbahnstraße, es kommt auch zu Rückstufungen. Einem kleinen Personenkreis gelingt sogar die Rückkehr in die selbstständige Lebensführung."

Für die Studie wurden sowohl die GEK Pflegedaten als auch die amtliche Statistik ausgewertet. Die Ergebnisse bestätigen die große Pflegedynamik und bekannte Pflegetrends: Zwischen 1996 und 2006 ist der Anteil der Pflegebedürftigen in Pflegestufe 1 von 40 auf 52 Prozent gestiegen, in stationären Pflegeeinrichtungen von 23 auf 30 Prozent. Dagegen sank der Anteil der Pflegegeldempfänger, die keine professionelle Pflege in Anspruch nehmen, von 61 auf 50 Prozent.

Für Professor Rothgang, der Mitglied im Beirat des Bundesministeriums für Gesundheit zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist, eine alarmierende Tendenz: "Diejenigen, die professionelle Pflegesachleistungen und Kombinationsleistungen in Anspruch nehmen, kommen früher in Pflegeheime als Pflegegeldempfänger. Deshalb sollte die Pflege im häuslichen Umfeld weiter gestärkt werden."

Facharztversorgung mit Defiziten
Bei der medizinischen Versorgung in Heimen fiel den Wissenschaftlern die Diskrepanz zwischen hausärztlicher und fachärztlicher Versorgung ins Auge: Zwar wird jeder Heimbewohner einmal im Quartal von einem Hausarzt untersucht. Pflegebedürftige mit psychischen Störungen oder Parkinson-Syndrom kommen allerdings nur 2,5 mal pro Jahr mit einem Neurologen oder Psychiater in Kontakt - aus medizinischer Sicht zu selten.

Auch bei der Versorgung durch Augenärzte und Orthopäden ist Verbesserungsbedarf erkennbar: Die jährliche Behandlungsquote von Pflegebedürftigen in häuslicher und stationärer Pflege durch Augenärzte liegt um 50 Prozent niedriger als bei nicht pflegebedürftigen Personen. Bei Orthopäden fällt die Behandlungsquote um 25 bis 33 Prozent ab.

Laut GEK Vorstand Dr. Rolf-Ulrich Schlenker zeigt sich der Wert des Reports auch vor dem Hintergrund der künftigen Pflegefinanzierung: "Die nächste Pflegereform ist längst absehbar, dann wird auch über die Anpassung der Pflegeleistungen entschieden. Damit die Finanzmittel aber auch richtig eingesetzt und brauchbare Pflegestrukturen unterstützt werden, müssen wir noch mehr über künftige Pflegeverläufe und günstige Pflegearrangements wissen. Der GEK Pflegereport 2008 gibt hier für die gemeinschaftliche Aufgabe die Richtung vor."


Quelle: Pressemitteilung vom 17.11.2008
Pressekontakt:
Dr. Kai Behrens
Telefon: 030 / 20 61 87 99 - 18
Telefax: 030 / 20 61 87 99 - 33
Mobil: 0176 / 62 00 65 - 44
E-Mail: kai.behrens@gek.de

Downloads zu "17.11.2008 - GEK Pflegereport 2008"
17.11.2008 - GEK: Digitale Pressemappe
https://www.gek.de/x-medien/dateien/pre ... 171108.pdf
GEK Pflegereport 2008
https://www.gek.de/x-medien/dateien/mag ... t-2008.pdf

Ergänzende Berichte:

Studie:
Fast jeder Zweite wird gegen Lebensende pflegebedürftig

Das Risiko, zum Pflegefall zu werden, ist erheblich höher als allgemein angenommen. Nach einer aktuellen Studie war etwa jeder Zweite der 2007 in Deutschland Gestorbenen im Todesjahr ein Pflegefall. Das belegen aktuelle Zahlen des erstmals aufgelegten «Pflegereports» der Gmünder ErsatzKasse (GEK), der am Montag in Berlin veröffentlicht wurde. Bei den Männern lag der Anteil der Pflegebedürftigen bei 41 Prozent, bei den Frauen bei knapp 51 Prozent. Im Durchschnitt lag das Pflegefallrisiko bei 44,1 Prozent. ... (mehr)
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=23654

Siehe auch:

Pflegereport
Jeder Zweiter braucht im Alter Pflege

Das Risiko, zum Pflegefall zu werden, ist wesentlich höher als allgemein angenommen. Nach einer aktuellen Studie war etwa jeder Zweite, der 2007 in Deutschland gestorben ist, im Todesjahr pflegebedürftig. Besonders bemängelt der Pflegereport die fachärztliche Versorgung in Heimen. ... (mehr)
http://www.stern.de/wirtschaft/immobili ... 45973.html

Studie: Fast jeder Zweite wird vor dem Lebensende pflegebedürftig
Montag, 17. November 2008

Berlin – Fast jeder Zweite hierzulande wird laut einer Studie der Gmünder Ersatzkasse (GEK) vor seinem Lebensende pflegebedürftig werden. Zwar seien aktuell nur 2,6 Prozent der Bevölkerung pflegebedürftig, jedoch liege das allgemeine Pflegerisiko bei gut 44 Prozent, erklärte die Kasse bei Vorlage ihres Pflegereports 2008 am Montag in Berlin.
... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=34419

Ruhiggestellt, weil der Arzt fehlt

Verfasst: 18.11.2008, 14:52
von WernerSchell
Pflegereport
Ruhiggestellt, weil der Arzt fehlt


Eine Studie belegt, dass in deutschen Pflegeheimen noch immer medizinische Unterversorgung herrscht. Stattdessen werden Patienten mit Psychopharmaka behandelt

Von Franziska Günther

Weiterlesen »
http://www.zeit.de/online/2008/47/gek-pflegereport-2008

Verfasst: 20.11.2008, 23:25
von thorstein
Pflegebedürftige werden nicht ruhiggestellt, weil der Arzt fehlt, sondern weil das Pflegepersonal fehlt, um "unruhige" BewohnerInnen zu betreuen.
Ich vermute schwer, dass die Autoren dieses Berichts keinerlei Ahnung von den Abläufen in Pflegeheimen haben.

Pflegemängel haben viele Ursachen

Verfasst: 21.11.2008, 08:06
von Hildegard Kaiser
thorstein hat geschrieben:.... Pflegebedürftige werden nicht ruhiggestellt, weil der Arzt fehlt, sondern weil das Pflegepersonal fehlt, um "unruhige" BewohnerInnen zu betreuen. Ich vermute schwer, dass die Autoren dieses Berichts keinerlei Ahnung von den Abläufen in Pflegeheimen haben.
Richtig! - Es fehlen die Pflegekräfte. Dazu gibt es hier im Forum ja auch vielfältige Bekundungen. Pflegekräfte fehlen in den Heimen und Krankenhäusern. Es muss eigentlich eine Beschäftigungsoffensive Pflege angeschoben werden!
Richtig ist aber auch, dass zu wenig Ärzte in den Pflegeheimen gesehen werden. Die fachärztliche Versorgung ist wiederholt - seriös recherchiert - als mangelhaft bezeichnet worden.
Es kommen also mehrere Mangelsituationen zusammen. Das verschärft die Lage!
"Ruhiggestellt, weil der Arzt fehlt" ist, wie oben ausgeführt, nur der Titel eines Zeitungsbeitrages. Dies ist so nicht Aussage der Studie.

Hilde

GEK Pflegereport 2008

Verfasst: 23.11.2008, 11:50
von Service
GEK Pflegereport 2008 - Fast jeder Zweite wird pflegebedürftig
Pressemitteilung der GEK mit weiteren Hinweisen hier!
http://www.wernerschell.de/Medizin-Info ... rt2008.htm