Hygiene = Schutz vor Krankheitserregern verbessern

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Antworten
Presse
phpBB God
Beiträge: 14249
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Hygiene = Schutz vor Krankheitserregern verbessern

Beitrag von Presse » 26.01.2011, 20:01

Ministerin Steffens stellt Aktionsplan Hygiene vor: "Gemeinsam den Schutz vor Krankheitserregern verbessern"

Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:

Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat heute (26. Januar 2011) in Düsseldorf den von der Landesregierung beschlossenen "Aktionsplan Hygiene" vorgestellt. Mit ihm soll der Schutz der Menschen vor Krankheitserregern verbessert und der Kampf gegen eine weitere Ausbreitung resistenter Keime nachhaltig verstärkt werden. "Der Aktionsplan Hygiene soll schrittweise mit allen Beteiligten des Gesundheitswesens umgesetzt werden", kündigte Ministerin Steffens an. "Durch mehr Aufklärung der Bevölkerung, mehr Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen und eine bessere Zusammenarbeit von Einrichtungen sowohl der ambulanten und stationären Versorgung, als auch von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern wollen wir die Infektionsgefahr deutlich verringern."

Bei der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention nehme Nordrhein-Westfalen mit der bereits 1989 erlassenen Krankenhaushygiene-Verordnung, die zuletzt 2010 aktualisiert wurde, eine Vorreiterrolle ein, so Steffens weiter. "Die besten Gesetze und Vorschriften nützen allerdings wenig, wenn im Alltag einfachste Hygieneregeln missachtet werden", sagte die Ministerin.

Erkannte Defizite:

Vernachlässigung oftmals grundlegender Hygienemaßnahmen (wie z.B. Händewaschen) des Personals in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, aber auch der Bevölkerung insgesamt.
Übermäßiger und unsachgemäßer Gebrauch von Antibiotika in der Behandlung von Menschen und Tieren (Hauptursache für die Zunahme resistenter Bakterien).
Fehlender Informationsaustausch zwischen ambulanten medizinischen Praxen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser.
Unzureichende Schulung von Personal im Gesundheitswesen.
Mängel bei Anleitung und Aufsicht von Personal in Medizin und Pflege durch die Leitungsebenen.
Lücken in der Finanzierung von Maßnahmen zur Identifizierung von Keimen (Screening) und der Sanierung.

Angestrebte Maßnahmen:

Einführung von Hygienebeauftragten auch in Einrichtungen der ambulanten und pflegerischen Versorgung.Flächendeckender Ausbau des MRE-Frühwarnsystems (multiresistente Keime) durch Kooperationen zwischen dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit (LIGA), diagnostischen Laboratorien und den vom Bund zur Überwachung wichtiger Infektionserreger benannten nationalen Referenzzentren.
Mehr Prävention durch Aufklärung der Bevölkerung mit Kampagnen zu den Themen "persönliche Hygiene", "Krankenhaushygiene" und "Antibiotika-Einsatz".
Mehr Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte zum angemessenen Umgang mit Antibiotika.
Sicherstellung der Finanzierung alternativer Behandlungsmethoden zur Vermeidung von Antibiotika-Einsatz, hier ist der Bund gefordert.
Förderung von Qualitätsnetzwerken zur Verbesserung von Hygienestandards zwischen den Hauptakteuren des Gesundheitssystems wie Krankenhäusern, Labors, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Krankenkassen und Patientenorganisationen.
Förderung von Aus- und Weiterbildung rund um das Thema Hygiene für alle im Bereich von Medizin und Pflege tätigen Beschäftigten.
Stärkere Wahrnehmung der Fachaufsicht (Gesundheitsämter, Bezirksregierungen).
Forderungen an den Bund, Lücken in der Finanzierung von Maßnahmen zur Erkennung und Bekämpfung von Keimen zu schließen.

Die Landesregierung will für dieses Jahr zur Umsetzung des Aktionsplans Hygiene eine Million Euro bereit stellen. Zudem sollen in der Landesgesundheitskonferenz NRW (LGK), in der alle Verantwortlichen des Gesundheitswesens versammelt sind, gemeinsam mit allen Mitgliedern selbstverpflichtende Strategien und Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die auf den unterschiedlichen Ebenen des Gesundheits- und Sozialwesens zu einer verbesserten Prävention von Infektionen mit resistenten Keimen führen.

Hintergrundinformation:

Hygiene insgesamt umfasst die Bereiche Individualhygiene, Wohnraumhygiene, Medizinprodukte, Lebensmittel, Trink-, Bade- und Abwasser, Abfall, Boden und Luft sowie prophylaktische Maßnahmen der Infektionsverhütung. Dazu gehören die hygienischen Aufgabenstellungen in Einrichtungen der ambulanten sowie stationären ärztlichen Versorgung und Pflege (zusammenfassend als „Krankenhaushygiene” bezeichnet). Die „Krankenhaushygiene” befasst sich neben den Bereichen der Reinigung, Desinfektion und Sterilisation, baulich-funktionellen Aspekten (Raumlufttechnische Anlagen, Wasserversorgung etc.), Logistik und Betriebsabläufen insbesondere mit der Vermeidung der Übertragung von pathogenen Mikroorganismen und der Verhütung von nosokomialen (= im Krankenhaus erworbenen) Infektionen unter Berücksichtigung der jeweiligen spezifischen Risikosituation der verschiedenen Bereiche eines Krankenhauses (Operationstrakt, Dialyse, Intensivmedizin, Funktionsbereiche, Küche etc.) oder der ambulanten Versorgung.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.01.2011

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25258
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Krankenhaushygiene - Mehr Personal erforderlich

Beitrag von WernerSchell » 26.01.2011, 20:04

Siehe zum Thema auch unter
Krankenhaushygiene - Umsetzungsprobleme !
viewtopic.php?t=14671
Krankenhäuser im Kampf gegen Infektionen besser ausstatten
viewtopic.php?t=11427
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25258
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Hygiene-Plan des Landes

Beitrag von WernerSchell » 26.01.2011, 20:10

Landkreistag begrüßt Hygiene-Plan des Landes: Krankenkassen müssen Kosten übernehmen

Der Landkreistag Nordrhein-Westfalen begrüßt den heute von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens vorgestellten Aktionsplan Hygiene. Beson-ders wichtig: Um die Zahl der Infektionen mit Krankenhauskeimen nachhaltig zu reduzieren, müssen die Kosten für vorbeugende Maßnahmen künftig durch die Krankenkassen übernommen werden. Dazu gehört zum Beispiel das systematische „Screening“, also die Untersuchung von Patienten auf Keime und die umfassende Behandlung von bereits infizierten Personen. „Während zum Beispiel in den Niederlanden die Zahl der Infektionen in den vergangen Jahren deutlich gesenkt werden konnte, infizieren sich in Deutschland immer noch jedes Jahr zehntausende Menschen“, erläutert LKT-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein. „Weil die Krankenkassen die Kosten für die Vorbeugung nicht übernehmen, unterbleibt oft die konsequente Bekämpfung der Krankheit.“

Erste Erfolge mit einer umfassenden Prophylaxe in Krankenhäusern und ambu-lanten Einrichtungen haben die Kreise in den EUREGIO-Förderregionen erzielt. In diesen Regionen konnten Maßnahmen gesondert mit den Krankenkassen abgerechnet werden. „Es ist längst überfällig, dass solche Abrechnungsmöglichkeiten zum Schutz der Menschen vor Infektionen mit Krankenhauskeimen überall eingeführt werden“, fordert Martin Klein.

Zum Hintergrund:

Der Problemkeim MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcos aureus) bedroht in zunehmenden Maße die Gesundheit der Bevölkerung. In vielen Fällen kommt es zu schwerem gesundheitlichen Leid und zu einer signifikanten Anzahl von Todesfällen. Da es erst seit kurzem eine Meldepflicht für die Erkrankung gibt, können die Zahlen nur geschätzt werden. Die Schätzungen reichen von 1.500 bis zu 40.000 Todesfällen im Jahr. Die Gesundheitsämter der Kommunen legen im Rahmen der Hygieneüberwachung einen besonderen Schwerpunkt auf die MRSA-Bekämpfung.
Der Landkreistag Nordrhein-Westfalen (LKT NRW) ist der kommunale Spitzenverband der 30 Kreise des Landes NRW und der Städteregion Aachen mit rund 11 von landesweit insgesamt 18 Millionen Einwohnern.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Pressesprecherin Christina Stausberg,
Tel. 0211.300491.120, Fax: .5120, E-Mail: presse@lkt-nrw.de.

Quelle: Pressemitteilung vom 26.01.2011
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Presse
phpBB God
Beiträge: 14249
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Kliniken in NRW stimmen Hygiene-Aktionsplan zu

Beitrag von Presse » 27.01.2011, 19:15

Kliniken in NRW stimmen Hygiene-Aktionsplan zu

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) hat ihre Bereitschaft bekräftigt, den Schutz der Patienten von Krankheitserregern verbessern und den gestern angekündigten Hygiene-Aktionsplan von Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) unterstützen zu wollen. Die Sicherheit der Patienten sowie die Minimierung von Infektionsrisiken habe für alle Kliniken im Land oberste Priorität, sagte KGNW-Präsident Dr. Hans Rossels.
Zu den von Steffens angestrebten Maßnahmen gehören die Aufklärung der Bevölkerung mit Kampagnen zu den Themen „persönliche Hygiene“, „Krankenhaushygiene“ und „Antibiotika-Einsatz“. Auch ist der flächendeckende Ausbau eines Frühwarnsystems ebenso geplant wie die Förderung der Aus- und Weiterbildung rund um das Thema Hygiene für alle im Bereich von Medizin und Pflege tätigen Beschäftigten. Zur Umsetzung des Aktionsplans Hygiene will die Landesregierung in diesem Jahr eine Million Euro bereitstellen.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.01.2011
Bibliomed - Medizinische Verlagsgesellschaft mbH
Stadtwaldpark 10
D-34212 Melsungen
Website: http://www.bibliomed.de
E-Mail: info@bibliomed.de

Presse
phpBB God
Beiträge: 14249
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Hygiene hat mit Personalbemessung zu tun!

Beitrag von Presse » 30.03.2014, 06:29

Hygiene hat mit Personalbemessung zu tun!

Zu den gestern durch die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) veröffentlichten Zahlen und Ursachen der Klinikinfektionen weist der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) auf den direkten Zusammenhang mit der Pflegepersonalbemessung hin. „DGKH-Präsident Exner wird in Bezug auf Pflegepersonal zitiert: ‚… überfordertes Personal vergesse schon mal das Händedesinfizieren.‘ Das kann so nicht stehenbleiben. Seit Jahren weisen Untersuchungen darauf hin, dass Pflegefachpersonal sogar konsequenter ist bei der Händedesinfektion als andere Berufsgruppen, beispielsweise Ärzte. Kenntnisse rund um Hygiene – und hier besonders die korrekte und fachgerechte Händedesinfektion – sind wesentlicher Bestandteil der Krankenpflegeausbildung. Hygiene hat im pflegerischen Handeln hohe Priorität. Das Problem der Händedesinfektion ist nicht, dass sie unter der hohen Arbeitsbelastung ‚vergessen‘ wird, sondern dass schlicht die Zeit fehlt, sie korrekt durchzuführen“, sagt DBfK-Referentin Johanna Knüppel. Zu einer korrekten, wirksamen Händedesinfektion gehöre nicht nur das gründliche Benetzen, sondern eben auch das Einhalten der Einwirkzeit von 30sec. Bei der hohen Zahl von Patienten, die eine Pflegefachperson während ihrer Schicht zu versorgen hat, summiere sich das vor allem auf Intensivstationen auf bis zu 2 Stunden Arbeitszeit. Die sei in der Personalbemessung aber nicht berücksichtigt, so die Referentin weiter.

Immer wieder schneiden deutsche Krankenhäuser im europäischen Vergleich, vor allem mit den Niederlanden, in Bezug auf Klinikinfektionen schlecht ab. Dafür gibt es viele Gründe. Zu den wesentlichen gehört, dass die Niederlande für die Bemessung von Pflegefachpersonal pro Patient einen deutlich günstigeren Schlüssel anwenden. Zudem werden dort infektiös erkrankte Patienten räumlich und auch personell konsequent isoliert, um das Übertragungsrisiko zu minimieren. Von einer solchen 1:1-Betreuung sind wir in deutschen Krankenhäusern weit entfernt. Auch durch Verschärfungen im Infektionsschutzgesetz und die Forderung nach mehr Kontrollen kann eine bessere Hygiene nicht in die Kliniken „hineinreguliert“ werden, solange man das Risiko Personalmangel ignoriert. Der Forderung der DGKH nach mehr Pflegefachpersonal zur Verbesserung der Hygiene schließt sich der DBfK deshalb uneingeschränkt an.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.03.2014
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140

Antworten