Mehr Betreuungskräfte für Demenzkranke!

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
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Mehr Betreuungskräfte für Demenzkranke!

Beitrag von WernerSchell » 16.08.2008, 08:06

Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen
Als "Nothilfemaßnahme" mag das angehen - aber die Einstellung von weiterem Pflege(fach)personal in einer Größenordnung von mindestens 20% erscheint zwingend notwendig!

Die Bundesagentur für Arbeit will offenbar mehrere tausend Langzeitarbeitslose in Pflegeheime vermitteln. Einem Zeitungsbericht zufolge sollen sie Demenzkranke versorgen. In Frage komme jeder, der sich für die Arbeit in einem Heim interessiere - und eine Kurzausbildung absolviert.
... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,572450,00.html

Umstrittene Pläne der BA
Sollen schwer Vermittelbare Demenzkranke betreuen?
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will tausende schwer vermittelbare Arbeitslose zur Betreuung Demenzkranker in Pflegeheimen einsetzen. Einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte Behördensprecher Kurt Eikemeier gegenüber tagesschau.de.
http://www.tagesschau.de/inland/demenz102.html

Die Rheinische Post vom 16.8.2008 berichtete in ähnlicher Weise:
"Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen"

Zum Bericht wurde folgende Leserzuschrift abgegeben

Mehr Betreuungskräfte für Demenzkranke!

Die am 1.7.2008 in Kraft getretene Pflegereform hat u.a. die Möglichkeit geschaffen, in den Pflegeheimen zusätzliche Betreuungskräfte, sog. Betreuungsassistenten, zur Aktvierung und Betreung von dementiell erkrankten Menschen einzustellen. Diese Betreuungskräfte benötigen ausdrücklich keinen therapeutischen oder pflegerischen Berufsabschluss, müssen aber gleichwohl für die Tätigkeit geeignet und ausreichend qualifiziert sein. Dies ist in Richtlinien näher geregelt.

Es erscheint unter Beachtung dieser Richtlinien gerechtfertigt, für die Betreuungsleistungen auch geeignete Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und einzusetzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Personen aufgrund ihrer bisherigen Lebensleistung besonders gut qualifizeirt sein können, die dringend notwendigen niedrigschwelligen Betreuungsleistungen zu erbringen.

Wenn der Münchner Sozialpädagoge Claus Fussek ein solches Vorhaben "scharf" kritisiert, mag das seiner persönlichen Sichtweise entsprechen. Legitimierter Sprecher der Pflegekritiker ist er aber weder in dieser Angelegenheit noch in anderen pflegerischen Grundsatzfragen. Claus Fussek hat erst vor einigen Wochen das Pflege(fach)personal zu 40% als ungeeignet eingestuft ("niedergemacht") und das Pflegesystem mit einem kollektiven Aufruf zum Suizid in Verbindung gebracht. Eine solche Pflegekritik liegt völlig daneben und hat mit einer seriösen Einschätzungen der durchaus verbesserungwürdigen Pflegesituation nichts zu tun.

Wichtig erscheinen mir folgende Anmerkungen: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen. Im Jahre 2030 wird es nach aktuellen Schätzungen allein rd. 2 Millionen dementiell erkrankte Menschen geben. Bedeutsam erscheint in diesem Zusammenhang die Feststellung der Ärzteschaft auf dem kürzlich durchgeführten 111. Deutschen Ärztetag, dass die Pflegebudgets um mindestens 30% verbessert werden müssen. Damit geht die organisierte Ärzteschaft noch weit über das hinaus, was diesseits seit Jahren eingefordert wird, nämlich eine personelle Verstärkung um rd. 20%. Die jetzt mögliche Anstellung von Betreuungsassistenten löst die beklagte Pflegenot in den Heimen nicht auf, so dass die Forderung nach mehr Pflege(fach)personal aufrecht erhalten bleiben muss. ***

Werner Schell

Nachlesbar auch unter
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... kranke.htm

PS. Es wird sich nach kurzer Zeit abklären lassen, ob die vorgelegten Richtlinien hinsichtlich der Qualifizierungsanforderungen nachgebessert werden müssen. Eine pauschale Kritik am Vorhaben erscheint aber im jetzigen Stadium der Erkenntnisse nicht begründbar!

*** Siehe zu meiner Forderung, die seit Jahren im Raum steht:
Stellenschlüssel für das Heimpersonal
viewtopic.php?t=3917&highlight=stellenschl%FCssel

Anmerkung der Moderation:

Die Bundespressekonferenz vom 18.8.2008 zitierte aus dem o.a. Statement (vollständiger Text unter dem Datum vom 1.9.2008 eingestellt - siehe weiter unten):

Nach unserer Erfahrung warten viele darauf. Ich will Ihnen als Beispiel dafür, dass gewartet wird, etwas von einem Praktiker vorlesen.
Es geht um das Pro-Pflege-Selbsthilfenetzwerk: „Es scheint unter Beachtung dieser Richtlinie gerechtfertigt, für die Betreuungsleistung auch geeignete Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und einzusetzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Personen aufgrund ihrer bisherigen Lebensleistung besonders gut geeignet sein können, die dringend notwendigen niederschwelligen Betreuungsleistungen zu erbringen.“ Das, was ich Ihnen eben vorgetragen habe, war nichts anderes als ein Plädoyer, sehr ruhig und sehr sachlich mit dem Thema umzugehen, weder auf die Langzeitarbeitslosen einzudreschen, die das nicht verdient haben, noch eine gute Idee in den Köpfen der Leute kaputt zu machen.…


Quelle: http://www.bundesregierung.de/nn_1516/C ... regpk.html
Zuletzt geändert von WernerSchell am 02.09.2008, 06:12, insgesamt 7-mal geändert.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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PflegeCologne
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Betreuungsassistenten durchaus willkomen

Beitrag von PflegeCologne » 16.08.2008, 09:40

Guten Morgen allerseits,
ich habe schon lange Kontakt mit Demenzkranken und weiß, dass insoweit eine besondere Qualifizierung des Personals geboten ist. Daher begrüße ich es sehr, dass hier immer wieder der Bedarf hinsichtlich des Fachpersonals angemahnt wird! Danke dafür.
Solange es aber an weiterem Fachpersonal mangelt, sind Betreuungsassistenten für ergänzende Hilfen durchaus sinnvoll. Sie machen das Fachpersonal nicht entbehrlich, können aber in viellerlei Hinsicht als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und sich nützlich machen.
Ich stimme daher der Erklärung von "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk" aufgrund meiner Erfahrungen zu!
MfG Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
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Assistenten als Notlösung

Beitrag von Pflegefan » 17.08.2008, 06:33

Es ist richtig, eine Verbesserung des Stellenschlüssels im Heimbereich einzufordern. 20% mehr ist eine reale Basis, so Team Werner Schell (siehe oben). Solange es allerdings dieses Personal nicht gibt, wäre es hilfreich, über die in Aussicht gestellten Betreuungsassistenten, gut vorbereitet, zu verfügen, sozusagen als eine Art Notlösung. Diese Notlösung kann aber eine vernünftige Reform nicht ersetzen.

Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

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Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben

Beitrag von Bajuware » 17.08.2008, 13:34

Zu
Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben
viewtopic.php?t=9510

Hallo Moonligth,

es ist gut, Besorgnisse zu äußern. Sie sind gerade in der Pflege angebracht, sozusagen hochaktuell = Pflegenotstand usw.
Es wäre zu wünschen gewesen, dass die Pflegereform mehr Pflegefachpersonal gebracht hätte. Das ist aber genau nicht passiert. Man hat die Kostenlast - oder was sonst - gefürchtet.
Nun soll es neue Betreuungsassistenten geben. Nicht die Ideallösung, aber m.E. auch kein Anlass, Horrorszenarien an die Wand zu malen. Diese Assistenten sollen weder pflegerische noch ärztliche Aufgaben wahrnehmen, einfach das tun, was "Otto-Normal-Verbraucher" mit einer fachlichen Anleitung zu tun in der Lage ist, da sein, Gespräche führen, Gesellschaft leisten, unterstützen. Nicht mehr und nicht weniger.
Siehe dazu die entsprechenden Richtlinien:
http://www.vincentz.net/download/Richtl ... _Abs_3.pdf
Die Aufgabenbeschreibung obliegt nicht etwa den Redakteuren von irgendwelchen Zeitungen und Abendblättern. Der Betreuungsassitent wie er jetzt beu uns zum Einsatz kommt, darf auch nicht mit dem anderswo eingeführten Beruf des Pflegeassistenten verwechselt werden. Also: nicht Äpfel und Birnen in einen Topf werfen.
Bereits jetzt leisten Angehörige und sonstige Ehrenamtler in unterschiedlicher Weise Unterstützungsarbeiten in den Heimen. Das wird jetzt auf eine finanziell abgeltbare breitere Basis gestellt. Das ist doch immerhin ein kleiner Schritt zur Entlastung. Das darf nicht zu Lasten des vorhandenen Personals gehen!
Im Übrigen: Die Forderung nach deutlich mehr Personal bleibt und das wird doch, wie schon wiederholt herausgestellt, gerade in diesem Forum immer wieder beschrieben.

MfG
Ba /Mü
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

Moonlight_Admin

Beitrag von Moonlight_Admin » 17.08.2008, 17:05

Hallo,

meine Antwort siehe:

viewtopic.php?t=9510

gruß
Moonlight
www.krankheitenverstehen.de

Bettina Olbing
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Mehr Personal - Schäden von Patienten abwenden

Beitrag von Bettina Olbing » 17.08.2008, 18:36

Hallo Moonlight (MitleserInnen),

die Schaffung eines Berufsbildes "Betreuungsassistent" ist sicherlich keine optimale Lösung. Richtiger wäre gewesen, mit der Pflegereform den Pflegebegriff neu zu fassen und das Fachpersonal kräftig aufzustocken. In diese Richtung wird ja auch in dieser Hompage seit geraumer Zeit votiert.
Nun ist es aber nicht zu der Reform gekommen, die wir uns gewünscht haben. Merkwürdigerweise haben viele Verbände Beifall geklatscht und gemeint: "wichtiger Schritt in die richtige Richtung" usw.
Wenn es aber nun diese Betreuungsassistenten gibt, müssen die richtigen Folgerungen gezogen werden. Gute Auswahl, ordentliche Vorbereitung, richtige Aufgabenzuteilung im Rahmen des Wissens und Könnens ... Fehler durch die Führungskräfte müssen ausgeschlossen werden.
M.E. war die Frage, ob auch Langzeitarbeitslose für die Tätigkeit infrage kommen, der Auslöser für die jetzige Diskussion. Ich denke, dass man diese Frage durchaus bejahen kann, vorausgesetzt, die entsprechenden Voraussetzungen liegen vor und es keine Hinderungsgründe. Pauschalierte Ablehnungen sind insoweit wohl unbegründet.
So, wie Herr Schell geschrieben hat, müssen wir alle dafür eintreten, dass schnellstmöglich der Pflegenotstand (allerorten) beseitigt wird, also nochmals: mehr Fachpersonal - und das ist zweifelsfrei für Demenzkranke wichtig. Insoweit Zustimmung
Der Neusser Pflegetreff am 29.1.2008 wurde übrigens vollständig dem Thema Pflegenotstand gewidmet. Bei dieser Veranstaltung wurde unmissverständlich für mehr Fachpersonal für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen geworben.

MfG
Bettina
Pro Pflege - was denn sonst!

Moonlight_Admin

Beitrag von Moonlight_Admin » 17.08.2008, 19:15

Guten Abend Bettina Olbing,
M.E. war die Frage, ob auch Langzeitarbeitslose für die Tätigkeit infrage kommen, der Auslöser für die jetzige Diskussion. Ich denke, dass man diese Frage durchaus bejahen kann, vorausgesetzt, die entsprechenden Voraussetzungen liegen vor und es keine Hinderungsgründe.
Die Voraussetzungen liegen nach 3 jähriger Fachausbildung mit Abschluss Examen oftmals nicht vor, wie also dann nach Kurz Ausbildung???
Richtiger wäre gewesen, mit der Pflegereform den Pflegebegriff neu zu fassen und das Fachpersonal kräftig aufzustocken.
Genau das sollte das wirkliche Ziel sein. Sich auf Ersatz Lösungen einzulassen die ggf. auf dem Rücken unserer dementiell erkrankten Mitmenschen ausgetragen werden halte ich eben nicht für sinnvoll, sorry !
So, wie Herr Schell geschrieben hat, müssen wir alle dafür eintreten, dass schnellstmöglich der Pflegenotstand (allerorten) beseitigt wird
Pauschalierte Ablehnungen sind insoweit wohl unbegründet.
Ich habe Herrn Schell persönlich kennengelernt, ich schätze Ihn sehr und wir halten auch weiterhin Kontakt. Ich unterstütze Herrn Schells und aller anderen Wunsch zur beseitigung des Pflegenotstandes tatkräftig. Ich bin auch sicher das zumindest herrn Schell bei meiner Person klar ist das es pauschalisierung bei mir nicht gibt, ich sage immer meine persönliche Einschätzung. Hier lehne ich auch nicht ab sondern gebe klar zu bedenken welche Folgen manche Entscheidungen haben könnten.
Ich halte ich den Einsatz von Langzeitarbeitslosen ( ohne min.3 Jahen fachlicher Ausbildung) gerade im Bereich der Dementiell Erkrankten für einen großen Fehler.
Es gibt sicherlich Bereiche in der Pflege wo der Einsatz besser zu realisieren wäre als hier.

mfg
Moonlight
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Taube
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Demenzkranke brauchen kompetente Pflege und Betreuung

Beitrag von Taube » 18.08.2008, 06:26

Guten Morgen ins Forum,

nach dem Studium aller Beiträge komme ich zu dem Ergebnis, dass jeder der Schreibenden für den umfassenden Einsatz von Pflegefachkräften eintritt. Es wird ja auch hier im Forum schon seit Jahren für mehr diesbezügliches Fachpersonal plädiert, zuletzt im Rahmen der Pflegereform.
Nun hat aber der Gesetzgeber (mit Billigung von zahlreichen Fachverbänden) keine Stellenausweitung vorgesehen, sondern nur die Anstellung von Betreuungsassistenten beschlossen. Sie sollen in den Heimen auf "niedrigschwelliger" Ebene in den Heimen helfen / unterstützen, aber genau keine Arbeit verrichten, für die man eine qualifizierte dreijährige Ausbildung benötigt.
Ich bin, wie wohl niemand hier, von der neuen Regelung nicht begeistert. Wenn sie denn nun mal aber Gesetzeslage ist, sollten die Möglichkeiten der Hilfe, die in der ergänzenden Betreuungsarbeit stecken, genutzt werden.
Auf keinen Fall halte ich es für gerechtfertigt, pauschal Langzeitarbeitslose von dieser Tätigkeit auszuschließen. Das war ja eigentlich der Auslöser für die laufenden Diskussionen.
Nochmals: Demenzkranke brauchen kompetente Pflege und Betreuung. Die muss in erster Linie Pflegefachpersonal erbringen.

LG
Taube
Pflegesystem reformieren - Pflegebegriff erweitern und Finanzierung nachhaltig sichern!
Ich unterstütze daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Cicero
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Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Beitrag von Cicero » 18.08.2008, 11:20

Hallo!

Ich fürchte, dass die Diskussion um die "Betreuungsassistenten" zu kritisch verläuft. Klar, wir brauchen mehr Fachpersonal, wiederholt vorgetragen. Leider hat der Gesetzgeber aktuell nicht reagiert, eine andere Lösung wurde nicht vorgegeben. Jetzt müssen wir erst mal wieder die Bundestagswahl abwarten und sehen, was dann wird.
Als Zwischenlösung kann m.E. die Assistentenlösung durchgehen, nicht als Dauerzustand. Diese Assistenten sollen, und das muss man doch erst einmal zur Kenntnis nehmen, weder pflegerisch noch medizinisch arbeiten. Sie sollen nur helfende / unterstützende Verrichtungen übernehmen, die keine besondere Fach-Qualifikation erfordern. Es sind letztlich Verrichtungen, wie sie tagtäglich von den Angehörigen in der häuslichen Versorgung von pflegebedürftigen Menschen auch erledigt werden. Lassen wir doch die Kirche im Dorf. Dass mit Assistenten Missbrauch getrieben werden kann, ist natürlich nicht abwegig. Allerdings ist das kein Argument, von solchen Hilfen abzusehen. Man muss dann eben den Missbrauch verhindern. Wozu haben wir denn Heimaufsicht und MDK?
Langzeitarbeitslose von einer Qualifizierung für diese Assistententätigkeit auszunehmen, ist völlig abwegig. Da wird wieder einmal ein Buhmann aufgebaut.
Nochmals: Mehr Fachpersonal muss her. Solange dies aber fehlt, müssen wir Ersatzlösungen finden.

MfG
Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

Moonlight_Admin

Beitrag von Moonlight_Admin » 18.08.2008, 11:28

Hallo,
Als Zwischenlösung kann m.E. die Assistentenlösung durchgehen, nicht als Dauerzustand
wie soll das verhindert werden?

Die Erfahrung zeigt uns was eine Zeitlang ( vermeindlich ) gut funktioniert und günstig ist wird nicht wieder geändert, sondern eher ausgebaut.

Wie schade für Berufsstand und Menschen die Pflege benötigen !!

Gruß
Moonlight
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Mehr Pflegefachpersonal ist zwingend erforderlich

Beitrag von Cornelia Süstersell » 18.08.2008, 16:45

Meine Meinung:

Es muss mehr Pflegefachpersonal für die Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Daher ist eine Verbesserung des Pflegebegriffs zwingend.
Betreuungsassistenten, gut ausgewählt und qualifiziert, können eine ergänzende Hilfe darstellen, dürfen aber Fachpersonal nicht ersetzen.
Dass Betreuungsassistenten aus der Gesellschaft rekrutiert werden müssen, versteht sich. Dabei dürfen diejenigen, die arbeitslos geworden sind, nicht als die Ungeeigneten pauschaliert ausgegrenzt werden. Wer dies tut, diskriminiert vorab zahlreiche Menschen.
Zahlreiche Äußerungen sogenannter Fachleute, die sich zur Pflegereform nicht oder nur zurückhaltend geäußert haben, sind eher weniger nützlich. Wer die jetzigen Betreuerasstistenten nicht will, hätte sich im Rahmen der Reformdiskussionen äußern sollen.
Die jetzt fällige Beurteilung der Angelegenheit muss im Augenmaß erfolgen. Daran mangelt es bei so manchem Medienbericht, leider!
Ich stimme der Einschätzung von Herrn Schell voll zu. Er setzt sich bekanntlich seit vielen Jahren für mehr Personal in Krankenhäusern und Heimen ein. Das ist die oberste Maxime.

C.S.
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

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.... bessere Betreuung Demenzkranker

Beitrag von Service » 18.08.2008, 18:33

Zusätzliche Betreuungskräfte: Eignung, Motivation und Konstanz sind notwendig für eine bessere Betreuung Demenzkranker

Demenzkranke und Angehörige warten dringend auf zusätzliche Betreuung - bpa: Nur Übergangsregelung ermöglicht sofortigen Leistungsbeginn

Zu den Vorschlägen, zur Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen Arbeitslose einzusetzen, erklärt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa):

"Wir begrüßen, dass nach Lösungen gesucht wird, wie die Menschen mit demenziellen Erkrankungen in Heimen schnell und unbürokratisch die neuen Leistungen erhalten können. Aufgrund der Pflegereform werden alleine die Mitgliedseinrichtungen des bpa ca. 5.000 neue Stellen für zusätzliche Betreuungskräfte schaffen. Bei Halbtagsbeschäftigung bedeutet das bis zu 10.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Wir begrüßen die Unterstützung der Arbeitsagenturen bei der Personalfindung, soweit sichergestellt ist, dass geeignete und motivierte Bewerber vorgeschlagen werden."

Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit prüfen die Arbeitsagenturen, ob in ihrem Bewerberbestand Arbeitssuchende mit Vorkenntnissen im Bereich der Pflege oder anderer Eignung für solche Betreuungstätigkeiten zu finden sind. Das ist allerdings als Auswahlkriterium nicht ausreichend. Letztlich müssen die Heime über die formale und persönliche Eignung der Bewerber anhand der Anforderungen entscheiden. Darauf hat auch die Bundesagentur für Arbeit hingewiesen. Diese Klarstellung wird vom bpa begrüßt.

Die neuen Betreuungsleistungen sollten schnellstmöglich bei den Menschen ankommen, fordert der bpa. Demenzkranke und Angehörige warten schon lange auf eine bessere Betreuung. In einer entsprechenden Richtlinie der Pflegekassen sollen die Qualifizierung und die Eignung der zusätzlichen Betreuungskräfte geregelt werden. Um die Leistung unverzüglich zur Verfügung zu stellen und das geeignete Betreuungspersonal einzustellen und zu qualifizieren, muss die Richtlinie der Pflegekassen eine Übergangsregelung vorsehen. "Dadurch könnte sofort mit der zusätzlichen Betreuung begonnen werden und die Qualifizierung begleitend erfolgen. Für eine umgehende Umsetzung ist zudem unverzüglich Klarheit über die Finanzierung der Qualifikation herzustellen", so der bpa-Präsident.

Bernd Meurer stellt außerdem klar: "Es besteht keine Gefahr der 'Billig-Pflege'. Hier geht es nicht um Leistungskürzungen, sondern um neue, zusätzliche Leistungen. Die zusätzlichen Betreuungskräfte assistieren und unterstützen bei Leistungen wie der Begleitung bei Spaziergängen, Lesen und Vorlesen. Bei geeigneten und motivierten Kräften sehen wir vielmehr auch die Chance der Weiterqualifikation, wenn sie sich bei der Betreuung entsprechend bewährt haben. Diese Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sollten sich motivierte Bewerber bewusst machen. Die Pflegebranche ist eine Jobmaschine!"

Für Rückfragen:
Herbert Mauel, Bernd Tews, 030 / 30 87 88 60.

Quelle: Pressemitteilung vom 18.8.2008
bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.
Bundesgeschäftsstelle:
Friedrichstraße 148
10117 Berlin
Telefon: (030) 30 87 88 - 60
Telefax: (030) 30 87 88 - 89
E-Mail: bund@bpa.de

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Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Beitrag von Service » 18.08.2008, 18:35

Eine unwürdige Diskussion?!

Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
Montag, 18. August 2008

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium hat die Kritik an den Plänen zum Einsatz von Langzeitarbeitslosen für Pflegedienste zurückgewiesen. Die Debatte enthalte „Elemente der Arroganz und eines nicht gerechtfertigten Misstrauens gegenüber den Arbeitslosen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag vor Journalisten.

Er verwies darauf, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) 15.000 pflegerisch Tätige vermitteln könne, die seit längerem „aus dem Beruf raus sind“ und wieder in den Arbeitsmarkt zurück wollten. Sie könnten in Pflegeheimen eine Lücke zwischen Fachkräften und Ehrenamtlichen schließen.
…. (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383


Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
Montag, 18. August 2008

Berlin – Pläne der Bundesagentur für Arbeit (BA), Langzeitarbeitslose für Pflegedienste einzusetzen, stoßen auf scharfe Kritik. Pflegeexperten sowie Politiker von SPD und FDP kritisierten das Vorhaben scharf. Der pflegepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Willi Zylajew, sprach von einem „unseriösen PR-Spektakel“.

Dagegen sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der „Bild am Sonntag“: „Wenn die Menschen für diese Aufgabe qualifiziert sind, ist das in Ordnung." Nach dem neuen Pflegegesetz dürfen Heime für demenzkranke Bewohner zusätzliches Personal einstellen. Die Kosten werden von den Pflegekassen übernommen.
… (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376

Rob Hüser
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Registriert: 13.11.2005, 16:47

Alternative zu Betreuungsassistenten ??

Beitrag von Rob Hüser » 19.08.2008, 07:26

Guten Morgen,

den kritischen Beiträgen kann man sich natürlich im Grundsatz anschließen. Aber, was ist die momentane Alternative, wenn es denn die Betreuungsassistenten, die durch Gesetz beschlossene Sache sind, nicht geben soll? Mehr Personal, geschweige denn Fachpersonal, gibt es auf längere Sicht nicht! Dazu bedarf es einer richtigen Pflegereform.
Also verbleibt es bei der "Krücke" der Betreuungsassistenten. Ich denke, man sollte sie "zähneknirschend" akzeptieren und dann versuchen, an diesem Konzept zu feilen und Verbesserungen einzufordern, jetzt und später.
Allerdings, Langzeitarbeitslose oder einfach Arbeitslose auszuschließen von dieser Tätigkeit, ist nicht begründbar und für diesen Kreis der Arbeitssuchenden eine Art Diskreminierung. Es ist aus meiner Sicht überhaupt nicht beabsichtigt, arbeitssuchende Menschen in die Betreuertätigkeit zu drängen. Eignung und Qualifizierung sind zwingend vorgegeben.

MfG
Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Pflege: Einsatz von Arbeitslosen ....

Beitrag von Service » 19.08.2008, 14:33

Pflege: Einsatz von Arbeitslosen setzt Eignung und gute Qualifizierung voraus

Zu den aktuellen Meldungen, die Bundesagentur für Arbeit plane, verstärkt Arbeitslose in Pflegeheimen zur Betreuung beispielsweise von pflegebedürftigen Demenzkranken einsetzen, erklärt Elisabeth Scharfenberg, bayerische Bundestagsabgeordnete und pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen:

Es ist völlig überzogen, Arbeitslosen von vornherein die Eignung als zusätzliche Betreuungskräfte in Pflegeheimen abzusprechen. Es müssen jedoch bestimmte Bedingungen erfüllt sein: Es darf nicht passieren, dass Arbeitslose von den Arbeitsagenturen gegen ihren Willen und ihre Eignung in diese Tätigkeit gedrängt werden. Es muss zudem zweifelsfrei klar sein, dass sie nicht als Pflegekräfte eingesetzt werden.

Zum anderen muss die Qualifizierung stimmen. Es geht hier um eine sehr belastende und voraussetzungsvolle Tätigkeit. Diese lässt sich nicht auf eine „Bastelstunde“ reduzieren. Wir haben Zweifel, dass die geplante Grundausbildung der Pflegekassen dafür ausreicht. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Richtlinien sehr genau und sehr sensibel zu prüfen, bevor sie sie genehmigt.

Die vorgesehene Grundqualifikation muss als ein Modul einer Ausbildungsstrategie gestaltet werden, mit der sich die Betreuungskräfte langfristige Berufsperspektiven im Pflegebereich aufbauen können.

Die Kommunikation des Programms durch die Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit war dilettantisch. Es wurde der Eindruck erweckt, es ginge statt um Qualität um eine „Billig-Lösung“. Mit der können weder die Pflegeeinrichtungen noch die Arbeitslosen zufrieden sein. Der Protest war vorprogrammiert. So wird eine Idee diskreditiert, bevor unter Beweis gestellt werden kann, ob sie funktioniert.

Diese Maßnahme ist jedoch so oder so ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die bestmögliche Betreuung von Menschen mit Demenz, psychischen oder geistigen Behinderungen ist noch viel mehr zu tun. So ist die Überarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs längst überfällig. Damit lässt die große Koalition aber weiterhin auf sich warten. Wenn die Bundesregierung also meint, dass der Einsatz der Betreuungskräfte sie von allen weiteren Bemühungen entbindet, dann irrt sie gewaltig.

_______________________________
Quelle: Pressemitteilung vom 18.8.2008
Elisabeth Scharfenberg, MdB
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Fax: 030 227 76 655
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Wahlkreisbüro
Kreuzstraße 6
95111 Rehau
Tel: 09283 89 81 940
Fax: 09283 89 81 941
elisabeth.scharfenberg@wk.bundestag.de
Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de

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