Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Eine unwürdige Diskussion?!

Beitrag von Service » 18.08.2008, 18:36

Eine unwürdige Diskussion?!

Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
Montag, 18. August 2008

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium hat die Kritik an den Plänen zum Einsatz von Langzeitarbeitslosen für Pflegedienste zurückgewiesen. Die Debatte enthalte „Elemente der Arroganz und eines nicht gerechtfertigten Misstrauens gegenüber den Arbeitslosen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag vor Journalisten.

Er verwies darauf, dass die Bundesagentur für Arbeit (BA) 15.000 pflegerisch Tätige vermitteln könne, die seit längerem „aus dem Beruf raus sind“ und wieder in den Arbeitsmarkt zurück wollten. Sie könnten in Pflegeheimen eine Lücke zwischen Fachkräften und Ehrenamtlichen schließen.
…. (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383


Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
Montag, 18. August 2008

Berlin – Pläne der Bundesagentur für Arbeit (BA), Langzeitarbeitslose für Pflegedienste einzusetzen, stoßen auf scharfe Kritik. Pflegeexperten sowie Politiker von SPD und FDP kritisierten das Vorhaben scharf. Der pflegepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Willi Zylajew, sprach von einem „unseriösen PR-Spektakel“.

Dagegen sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der „Bild am Sonntag“: „Wenn die Menschen für diese Aufgabe qualifiziert sind, ist das in Ordnung." Nach dem neuen Pflegegesetz dürfen Heime für demenzkranke Bewohner zusätzliches Personal einstellen. Die Kosten werden von den Pflegekassen übernommen.
… (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376

haastert
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Keine wirkliche Verbesserung - Stand medizinisch-pflegerisch

Beitrag von haastert » 18.08.2008, 19:56

Als erstes möchte ich etwas aus einer Pressemitteilung von Vincentz-Berlin (http://www.vincentz-berlin.de/aktuell/d ... cac6ddce04) zitieren:

"Die Finanzierung der 10 000 neuen Betreuungsstellen ist in der seit dem 1. Juli geltenden Reform der Pflegeversicherung vorgesehen. Die Pflegeassistenten sollen zusätzlich zu regulären Fachkräften eingesetzt werden, um den meist altersverwirrten Patienten vorzulesen, mit ihnen zu sprechen oder kleine Besorgungen für sie zu übernehmen. Dafür sollen sie mit 160-Stunden-Kursen und in Praktika vorbereitet werden. Die Richtlinie für die Ausbildung soll in dieser Woche vom Spitzenverband der Pflegekassen beschlossen werden."

Diese Qualifikation entspricht sicher nicht dem derzeitigen allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnissen, wie in § 87b Absatz 3 Satz 1 SGB XI gefordert. Hierzu bedarf es eines umfassenden Betreuungskonzeptes, entwickelt und verantwortlich begleitet durch entsprechend qualifiziertem Personal (z. B. gerontopsychiatrische Pflegefachkräfte, Diplom Gerontologen etc.). In einem solchem Konzept wird auch festgelegt, welche Qualifikation und Schulung die Mitarbeiter zur Dementenbetreuung benötigenn (dazu zählen auch ehrenamtliche Kräfte und mögliche Einbindung von Angehörigen).

Wollte der Gesetzgeber wirklich den Ausbau und die qualitative Steigerung der Dementenbetreuung in Pflegeheimen fördern, hätte er die Finanzierung von Fachkräfte ins Gesetz geschrieben.

Es darf auch nicht übersehen werden, dass eine solch qualifizierte Pflegeassistenz als Vollzeitkraft für 25 demenziell erkrankte Bewohner zusätzlich finanziert wird (§ 87b Absatz 1 Nummer 3 SGB XI). Pflegeheime, welche bisher über kein besonderes Betreuungsangebot für Demenz erkrankte Bewohner verfügen, werden mit dieser zusätzlichen niedrigst qualifizierten Hilfskraft auch weiterhin keines entwickeln und dauerhaft implementieren können.

Im Ergebnis bleibt daher - meiner Einschätzung nach - in den deutschen Pflegeheimen aufgrund dieser Entwicklung alles beim Status quo für demenzielle Heimbewohner!

Ich möchte noch einmal zurückkommen zur genannten Pressemitteilung am Anfang meines Statement. Diese beginnt wie folgt:

"Für die Betreuung Demenzkranker in Pflegeheimen sucht die Bundesagentur für Arbeit (BA) unter Langzeitarbeitslosen bis zu 10 000 Bewerber für Pflegeassistenten-Jobs."

Es darf befürchtet werden, dass Langzeitarbeitslose in diesen Betreuungsberuf gedrängt werden, obwohl sie psychisch der Dauerbelastung durch den Umgang mit Dementen nicht gewachsen sind. Selbst manch "gestandene" Pflegekräfte verkraften die Arbeit auf Wohnbereiche mit vielen oder ausschließlich dementiellen Bewohnern psychisch schlecht bis überhaupt nicht!

Mit besten Grüßen aus Münster

Frank Haastert

Moonlight_Admin

Beitrag von Moonlight_Admin » 19.08.2008, 06:10

Guten Morgen,

also hier kann ich mich meinem Vorredner (Schreiber ) mal voll und ganz anschließen.

Wir scheinen nur " mal wieder " in der Minderheit zu sein und damit sind die kritischen Stimmen wie gewohnt zu dünn...sie werden dezent überhört :-)

mfg
Moonlight
www.krankheitenverstehen.de

Rob Hüser
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"Krücke" - Betreuungsassistenten

Beitrag von Rob Hüser » 19.08.2008, 07:14

Guten Morgen,

den kritischen Beiträgen kann man sich natürlich im Grundsatz anschließen. Aber, was ist die momentane Alternative, wenn es denn die Betreuungsassistenten, die durch Gesetz beschlossene Sache sind, nicht geben soll? Mehr Personal, geschweige denn Fachpersonal, gibt es auf längere Sicht nicht! Dazu bedarf es einer richtigen Pflegereform.
Also verbleibt es bei der "Krücke" der Betreuungsassistenten. Ich denke, man sollte sie "zähneknirschend" akzeptieren und dann versuchen, an diesem Konzept zu feilen und Verbesserungen einzufordern, jetzt und später.
Allerdings, Langzeitarbeitslose oder einfach Arbeitslose auszuschließen von dieser Tätigkeit, ist nicht begründbar und für diesen Kreis der Arbeitssuchenden eine Art Diskreminierung. Es ist aus meiner Sicht überhaupt nicht beabsichtigt, arbeitssuchende Menschen in die Betreuertätigkeit zu drängen. Eignung und Qualifizierung sind zwingend vorgegeben.

MfG
Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Pflege: Einsatz von Arbeitslosen ....

Beitrag von Service » 19.08.2008, 14:43

Pflege: Einsatz von Arbeitslosen setzt Eignung und gute Qualifizierung voraus

Zu den aktuellen Meldungen, die Bundesagentur für Arbeit plane, verstärkt Arbeitslose in Pflegeheimen zur Betreuung beispielsweise von pflegebedürftigen Demenzkranken einsetzen, erklärt Elisabeth Scharfenberg, bayerische Bundestagsabgeordnete und pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen:

Es ist völlig überzogen, Arbeitslosen von vornherein die Eignung als zusätzliche Betreuungskräfte in Pflegeheimen abzusprechen. Es müssen jedoch bestimmte Bedingungen erfüllt sein: Es darf nicht passieren, dass Arbeitslose von den Arbeitsagenturen gegen ihren Willen und ihre Eignung in diese Tätigkeit gedrängt werden. Es muss zudem zweifelsfrei klar sein, dass sie nicht als Pflegekräfte eingesetzt werden.

Zum anderen muss die Qualifizierung stimmen. Es geht hier um eine sehr belastende und voraussetzungsvolle Tätigkeit. Diese lässt sich nicht auf eine „Bastelstunde“ reduzieren. Wir haben Zweifel, dass die geplante Grundausbildung der Pflegekassen dafür ausreicht. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Richtlinien sehr genau und sehr sensibel zu prüfen, bevor sie sie genehmigt.

Die vorgesehene Grundqualifikation muss als ein Modul einer Ausbildungsstrategie gestaltet werden, mit der sich die Betreuungskräfte langfristige Berufsperspektiven im Pflegebereich aufbauen können.

Die Kommunikation des Programms durch die Bundesregierung und die Bundesagentur für Arbeit war dilettantisch. Es wurde der Eindruck erweckt, es ginge statt um Qualität um eine „Billig-Lösung“. Mit der können weder die Pflegeeinrichtungen noch die Arbeitslosen zufrieden sein. Der Protest war vorprogrammiert. So wird eine Idee diskreditiert, bevor unter Beweis gestellt werden kann, ob sie funktioniert.

Diese Maßnahme ist jedoch so oder so ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die bestmögliche Betreuung von Menschen mit Demenz, psychischen oder geistigen Behinderungen ist noch viel mehr zu tun. So ist die Überarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs längst überfällig. Damit lässt die große Koalition aber weiterhin auf sich warten. Wenn die Bundesregierung also meint, dass der Einsatz der Betreuungskräfte sie von allen weiteren Bemühungen entbindet, dann irrt sie gewaltig.

_______________________________
Quelle: Pressemitteilung vom 18.8.2008
Elisabeth Scharfenberg, MdB
Bündnis 90/DIE GRÜNEN
im Deutschen Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030 227 74 531
Fax: 030 227 76 655
elisabeth.scharfenberg@bundestag.de
Wahlkreisbüro
Kreuzstraße 6
95111 Rehau
Tel: 09283 89 81 940
Fax: 09283 89 81 941
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Web: http://www.elisabeth-scharfenberg.de

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Qualifizierte Betreuung demenzkranker Menschen

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:11

P r e s s e m i t t e i l u n g vom 19.8.2008

Weniger Arbeitslose wichtiger als qualifizierte Betreuung demenzkranker Menschen?

Das neue Pflegeweiterentwicklungsgesetz sieht Verbesserungen in der Betreuung und Versorgung demenzkranker Menschen vor. Damit wird einer der häufigsten Kritikpunkte an der Pflegeversicherung aufgegriffen. „Mit der Initiative der Bundesagentur für Arbeit, ab Herbst eine große Zahl Langzeitarbeitsloser für die Betreuung demenzkranker Menschen zu schulen, wird die Verbesserung der Arbeitslosenstatistik über die berechtigten Ansprüche der Pflegebedürftigen gestellt“, meint Gudrun Gille, Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. „Für die Betreuung und Begleitung von demenzkranken Menschen ist eine qualifizierte pflegefachliche Versorgung erforderlich!“ so Gille weiter. „Um auf die Besonderheiten im Alltag der Pflegebedürftigen und die daraus resultierenden Probleme dieser Menschen und ihrer Angehörigen eingehen zu können, bedarf es spezieller Fachkenntnisse und Erfahrungen.“ Hier bestehe der größte Handlungsbedarf.

Eine hohe Sozialkompetenz und ein wertschätzender Umgang sind notwendig. Beides ist sicherlich auch bei einigen langzeitarbeitslosen Menschen vorhanden, die nicht über eine Berufsqualifikation als dreijährig ausgebildete Pflegefachkraft verfügen. Doch erst in der Verbindung mit der fachlichen Qualifikation wird daraus ein sinnvolles Betreuungsangebot. Umso wichtiger ist es, qualifizierte Betreuer und Pflegefachkräfte in einer angemessenen Anzahl in Altenhilfeeinrichtungen zu beschäftigen. Dies ist aktuell in nur wenigen Einrichtungen die Realität.

Die Arbeit mit demenzkranken Menschen ist eine hohe psychische Belastung. Beschäftigte mit geringerer Qualifikation können z.B. häufig Gefühle von Nähe und Distanz nicht professionell unterscheiden. Sie brauchen qualifizierte Anleitung, Begleitung und Beaufsichtigung. Die Arbeit im multiprofessionellen Team erfordert zusätzliche Strukturen und mehr Absprachen, die wiederum Zeit in Anspruch nehmen, die der Pflege der Betroffenen verloren geht. Demenzkranke Menschen können sich nicht wehren. Nur durch die Professionalität der Akteure ist hier die menschenwürdige und qualifizierte Betreuung und Pflege zu gewährleisten.

Die Initiative der Bundesagentur für Arbeit, 10.000 Langzeitarbeitslose in Kurzkursen von 160 Std. für diese Aufgaben zu qualifizieren, lässt vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit 1-EURO-Kräften in Pflegeeinrichtungen das Schlimmste befürchten. Es werden unabhängig von der persönlichen Eignung und Motivation arbeitslose Menschen in diese Kurse gedrängt werden. Ein Scheitern im Alltag ist vorprogrammiert. Auch die vorgesehenen 160 Stunden sind in jedem Fall zu gering für die Anforderungen. Zu befürchten ist mit der neuen Qualifikation für Langzeitarbeitslose mehr Bürokratie und Kosten. Hinweise, dass die Betroffenen tatsächlich eine bessere Versorgung erwarten können, sehen wir mit dieser Maßnahme nicht.

Weitere Informationen:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V.
Salzufer 6, 10587 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
http://www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR).
Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder noch mehr Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an knueppel@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.


Mit freundlichem Gruß
Johanna Knüppel
Referentin
Redaktion DBfK Aktuell
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe DBfK Bundesverband e.V
Salzufer 6
10587 Berlin
Tel: 030-219157-0
Fax: 030-21915777
http://www.dbfk.de

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Betreuungssituation Demenzkranker verbessern

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:18

Betreuungssituation Demenzkranker verbessern

Zusätzliche Helfer für mehr Lebensqualität der Pflegebedürftigen
Rund die Hälfte der in Heimen lebenden Menschen ist von Demenz betroffen. Sie sind in besonderem Maße auf Betreuungsangebote angewiesen. Neue Betreuungsmodelle können helfen, die Lebensqualität von Demenzkranken zu verbessern und kognitive Abbauprozesse zu verzögern. Die Einstellung von 10000 zusätzlichen Betreuungskräften, wie sie das Pflegereformgesetz ab 1. Juli vorsieht, soll dazu einen Beitrag leisten.
"Wenn sich beispielsweise interessierte Langzeitarbeitlose ohne Zwang der Bundesagentur für diese herausfordernde Tätigkeit bewerben, könnten beide Seiten menschlich profitieren", erklärte der Präsident des Sozialverbands VdK Deutschland, Walter Hirrlinger. Wichtig sei, die zusätzlichen Kräfte entsprechend zu qualifizieren und auf Schwierigkeiten vorzubereiten. Gerade die Betreuung Demenzkranker sei alles andere als einfach. Nicht jeder sei dieser Herausforderung von der Persönlichkeit her gewachsen. Um so wichtiger sei es, interessierte Kräfte gezielt für ihre Aufgaben zu schulen. "Ob dafür eine Qualifizierungsmaßnahme von 160 Stunden einschließlich Praktika ausreicht, wird sich schnell zeigen."
Hirrlinger fordert eine gesellschaftliche Aufwertung und höhere Anerkennung der professionellen, ergänzenden und ehrenamtlichen Pflegetätigkeit. "Um eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung in den Heimen zu gewährleisten, müssen die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert werden. Wir brauchen eine Fachkraftquote von mindestens 50 Prozent und insbesondere den verstärkten Einsatz von gerontopsychiatrischen Fachkräften." Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, sei ein Bündel von Maßnahmen erforderlich. Dieses umfasse eine der verantwortungsvollen Tätigkeit angemessene Bezahlung, akzeptable Arbeitszeitmodelle, eine am Pflegebedarf orientierte Personalausstattung, Kariere- und Qualifizierungschancen sowie eine sachgerechte Arbeitsplatzgestaltung.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.8.2008
http://www.vdk.de/perl/cms.cgi?ID=de19192

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Langzeitarbeitslose in die Pflege

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:29

Langzeitarbeitslose in die Pflege: "Ein Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind"

Köln (KDA) - 19. August 2008 - Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) begrüßt grundsätzlich die mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz geschaffene Möglichkeit, zusätzliche Betreuungskräfte im stationären Bereich einzusetzen. Die Pläne der Bundesagentur für Arbeit (BA), dafür ab September 2008 mehrere tausend Langzeitarbeitslose in die Pflegeheime zu vermitteln, waren vergangenes Wochenende in Medienberichten teilweise sehr negativ kommentiert worden. "Ich bin dagegen, diese von vorneherein zu verdammen, solange noch nicht geklärt ist, wie das Vorhaben konkret ausgestaltet sein wird", sagt dazu KDA-Geschäftsführer Dr. Peter Michell-Auli. Dem KDA liegt bisher lediglich ein Vorentwurf der Richtlinie für die Qualifikation und die Aufgaben zusätzlicher Betreuungskräfte vor. Eine solche Richtlinie muss der Spitzenverband Bund bis spätestens 31. August 2008 vorlegen. "Wir kennen nur diese vorläufige Version, die aus Sicht des KDA aber in die richtige Richtung geht. Denn wir brauchen mehr Personal bei der Betreuung von Menschen mit Demenz", so Michell-Auli weiter. "Aber natürlich muss die Auswahl der Bewerber sehr gewissenhaft erfolgen. Wir haben es bei Demenzkranken mit einer sehr verletzlichen Gruppe von Menschen zu tun. Entsprechend sensibel und empathisch sollten ihre Betreuer sein. Alte und vor allem demenzkranke Menschen betreuen kann längst nicht jeder." Daher sei ein Kriterienkatalog sowie ein Verfahren nötig, das sicherstelle, dass nur solche Personen eingestellt würden, die den Aufgaben körperlich, psychisch und fachlich gewachsen seien.
Neben der persönlichen Eignung der Bewerber komme es darauf an, dass diese ein Weiterbildungsprogramm durchlaufen, das nach Ansicht des KDA nicht weniger als 200 Unterrichtsstunden umfassen sollte. Neben der Vermittlung von Grundkenntnissen zur Pflege und zum Umgang mit Demenzkranken sollte dieses auch beispielsweise eine Kommunikationsschulung sowie einen Erste-Hilfe-Kurs beinhalten. "Darüber hinaus ist es wichtig, die zusätzlichen Betreuungskräfte durch die Begleitung von Fachkräften weiter zu schulen und die Erfahrungen mit ihnen in der Praxis zu bewerten, um dann gegebenenfalls notwendige Anpassungen bei den Rahmenbedingungen vorzunehmen", mahnt Michell-Auli.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.8.2008
Dr. Peter Michell-Auli, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.
http://idw-online.de/pages/de/news274371

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Mehr Zuwendung für Demenzkranke

Beitrag von Rita Reinartz » 19.08.2008, 16:43

Mehr Zuwendung für Demenzkranke

An alle im Forum!

Inzwischen haben zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen zum Thema Betreuungsassistenten „ihre Duftmarken“ hinterlassen. Nicht jeder Text ist überzeugend und akzeptabel. Daher erlaube ich mir, auch mein Statement abzuliefern:

1. Wir brauchen in den Pflegeeinrichtungen deutlich mehr Personal, in erster Linie Pflegefachpersonal.
2. Das jetzt schon vorhandene Personal muss intensiver fort- und weitergebildet werden. Insoweit gab es bereits 2005 eine Studie, die dies mit Rücksicht auf die (schwer) Demenzkranken anmahnte.
3. Der Einsatz von Betreuungsassistenten, wie es die Pflegereformvorschriften vorsehen, kann im Prinzip als vertretbare (Zwischen)lösung eingestuft werden, wenn die tätig werdenden Personen geeignet und ausreichend qualifiziert sind.
4. Da die jetzt diskutierte Betreuertätigkeit aber therapeutisches und pflegerisches Handeln nicht einschließt, reicht eine Qualifizierung, wie sie jetzt geplant ist wahrscheinlich aus. Besser wäre es noch einige dutzend Ausbildungsstunden draufzupacken.
5. Die Betreuerassistenten werden aus der Gesellschaft zu rekrutieren sein. Dabei kann auch auf Arbeitslose, Langzeitarbeitslose, zurückgegriffen werden. Warum eigentlich nicht, wenn die Voraussetzungen, wie oben, Eignung und Qualifizierung stimmen.
6. Wer Langzeitarbeitslose ausdrücklich aus dem Kreis der Kandidaten aussortiert, diskriminiert!
7. Also, diskutieren wir doch ein wenig gelassener und lassen das Programm anlaufen. Wenn sich Korrekturbedarf ergibt, wird es schon reichlich Wortmeldungen geben. In diesem Sinne stimme ich der Einschätzung der Moderation vom 16.8.2008 uneingeschränkt zu. Ich habe aber auch Achtung vor den Statements, die sich einfach um die Demenzkranken echte Sorgen machen und eine angemessene Pflege anmahnen!

Es grüßt
Rita Reinertz
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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Gemischte Reaktionen auf ´Arbeitslose im Pflegedienst`

Beitrag von Presse » 20.08.2008, 06:41

Service hat geschrieben: .... Langzeitarbeitslose in die Pflege: "Ein Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind" ....
Gemischte Reaktionen auf „Arbeitslose im Pflegedienst“
Dienstag, 19. August 2008

Berlin/Hamburg/Münster – Als „einen Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind“ hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe – Wilhelmine Lübke Stiftung e. V. (KDA) den Vorschlag der Bundesagentur für Arbeit bezeichnet, Langzeitarbeitslose bei der Pflege von Demenzkranken einzusetzen. „Ich bin dagegen, diesen Vorschlag von vorneherein zu verdammen, solange noch nicht geklärt ist, wie das Vorhaben konkret ausgestaltet sein wird“, sagt dazu KDA-Geschäftsführer Peter Michell-Auli. ...
...
Auch die Diakonie unterstützt grundsätzlich die Initiative. „Ein zusätzliches Betreuungsangebot insbesondere für Menschen mit erheblich eingeschränkten Alltagskompetenzen kann dazu beitragen, die Lebensqualität zum Beispiel von Altenheimbewohnern mit Demenzerkrankungen zu verbessern“, sagte Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik.
.... (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33400

Links zum Thema
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383

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» aerzteblatt.de (18.08.2008) Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383

Suse

Mehr Pflegefachpersonal ist zwingend erforderlich

Beitrag von Suse » 20.08.2008, 07:06

Aus Forum
Druck in der Pflege nimmt zu
viewtopic.php?p=36833#36833
Karl Büser hat geschrieben: ... Der in der Studie herausgestellte Trend überrascht natürlich nicht, vor allem nicht diejenigen, die in der Pflege arbeiten. Der Druck, die Arbeitsverdichtungen, nehmen stetig zu. Die Folgen sind absehbar. Die Krankheitsraten werden sich weiter nach oben entwickeln - oder die Zahl der Aussteiger wird sich steigern. ...
Wer sich ein wenig auskennt, dem sind die Arbeitsverdichtungen und der Druck in der Pflege bekannt. Wir brauchen grundlegende Veränderungen, mehr Personal. Die sog. Betreuungsassistenten sind insoweit nicht die Lösung. Allerdings können sie ein wenig unterstützen, helfen. Im Blickfeld muss bleiben: Eine vernünftige Pflegereform muss her.

Suse

R. Hiefinger

Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen

Beitrag von R. Hiefinger » 20.08.2008, 09:01

Hier ein Beitrag einer Ärztin, die schon lange an unserer Seite kämpft.
Mit lieben Grüssen
R. Hiefinger
In Würde alt werden, wir kämpfen dafür


Süddeutsche Zeitung
Leserbrief

Fax: 2183-9777 18.8.2008

Leserbrief zum Beitrag: „Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen“
SZ 16./17.82008, S. 6


Sehr geehrte Damen und Herren,

hier mein Beitrag:

Als Hausärztin betreue ich seit vielen Jahren Demenzkranke zuhause, in Pflegeeinrichtungen, aber auch Altenpfleger und Langzeitarbeitslose.
Der Beitrag hat viele Erfahrungen in mir wachgerüttelt; hier nur einige Überlegungen:

Demenzkranke sind noch viel schwieriger zu betreuen als Babys, da sie ihre persönliche Erfahrung geprägt hat, die sie aber nicht mehr adäquat ausdrücken können. Würde irgendeine Regierung Babys Langzeitarbeitslosen nach einem kurzen Training überlassen, nur weil diese oft leidgeprüften Mitbürger wieder zu einer Beschäftigung gebracht werden sollen? Ist das Ziel vielleicht nur: Schönung der Arbeitslosenstatistik?

Warum sind laut Artikel 30 000 Menschen in unserem Land mit einer entsprechenden Qualifikation arbeitslos? Weil die Arbeit eines Altenpflegers knochenhart ist. Nach meinem Wissen sind nur 20% der so Ausgebildeten nach 5 Jahren noch in ihrem erlernten Beruf tätig. Kommt - wie nicht selten- großer Druck vom Arbeitgeber dazu, dann „kann“ der Pfleger nicht mehr, wird krank, kann und will in diesem Beruf nicht mehr arbeiten. Ich habe schon viele Gespräche in der Praxis, aber auch am Bett eines Dementen mit dem Pfleger, der mir sein Herz ausgeschüttet hat, geführt.

In den nächsten Jahrzehnten wird es noch mehr pflegebedürftige, vor allem auch demente Menschen in unserem Lande geben. Alle Verantwortlichen sollten mit dem kostbaren Gut: „engagierter Altenpfleger“ viel sorgfältiger umgehen und nicht wegen Profitstreben und schlechter Führungsqualität von Heimleitern und Pflegedienstleitern verheizen.

Wir kennen das Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Wollen Sie, liebe Politiker, die Langzeitarbeitslose zur Betreuung von Demenzkranken schicken wollen, von diesen betreut werden? Wenn nein, dann muten Sie das auch bitte nicht irgendeinem überaus hilflosen dementem Menschen zu.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. M. Hussain

Gaby Modig
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Registriert: 13.11.2005, 13:58

Kassen beschließen Richtlinie für Einsatz von Hilfskräften

Beitrag von Gaby Modig » 20.08.2008, 09:15

Hallo zusammen,

die Erregung ist stark, die Diskussionsbeiträge sehr unterschiedlich, emotional. Ich mahne aber mehr nüchterne Betrachtungsweise an. Es geht zunächst einmal, und das ist wohl gut gemeint, um eine Unterstützung der Fachkräfte in den Heimen. Die mögliche Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ist nur ein Randthema, ist aber von interessierter Seite (in der Süddeutschen) nach vorne geschoben worden, zu Unrecht!
Angefügt ein Auszug aus einem "Spiegel"bericht vom 19.8.2008.

MfG
Gaby

Kassen beschließen Richtlinie für Einsatz von Hilfskräften

Aller Kritik zum Trotz: Der Einsatz von Langzeitarbeitslosen zur Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen rückt näher. Die Pflegekassen haben sich auf die erforderlichen Richtlinien geeinigt, wie der Dachverband am Dienstag in Berlin mitteilte.

Berlin - Die Kassen setzen im Prinzip nur das um, was die Bundesregierung längst beschlossen hat. Der Einsatz der zusätzlichen Betreuer ist Teil der Pflegereform, die seit dem 1. Juli in Kraft ist.
....
Der Sprecher des Gesundheitsministerium, Klaus Vater, entgegnete: "Bei Licht besehen lösen sich diese Einwände alle auf." Das Programm für mehr Pflegehelfer stehe "allen offen, nicht nur Arbeitslosen". Es werde auch niemand zur Arbeit gezwungen.

Der Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, Peter Michell-Auli, warnte davor, die Pläne der Regierung "von vorneherein zu verdammen, solange nicht geklärt ist, wie das Vorhaben konkret ausgestaltet" werde. Die Richtlinien der Kassen gingen "in die richtige Richtung".

Quelle und weitere Informationen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,573107,00.html
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

haastert
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Re: Kassen beschließen Richtlinie für Einsatz von Hilfskräft

Beitrag von haastert » 20.08.2008, 10:35

Gaby Modig hat geschrieben:die Erregung ist stark, die Diskussionsbeiträge sehr unterschiedlich, emotional. Ich mahne aber mehr nüchterne Betrachtungsweise an. Es geht zunächst einmal, und das ist wohl gut gemeint, um eine Unterstützung der Fachkräfte in den Heimen. Die mögliche Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ist nur ein Randthema, ist aber von interessierter Seite (in der Süddeutschen) nach vorne geschoben worden, zu Unrecht!
Guten morgen,

es geht um die Umsetzung des § 87Abs. 3 S. 1 SGB XI:
"Der Spitzenverband Bund der Pflegekassen hat für die zusätzlich einzusetzenden Betreuungskräfte auf der Grundlage des § 45c Abs. 3 bis zum 31. August 2008 Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben in der vollstationären Versorgung der Pflegebedürftigen zu beschließen; er hat hierzu die Bundesvereinigungen der Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen anzuhören und den allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse zu beachten. "

Diese neuen Betreuungsassistenten sollen die Pflege dadurch unterstützen, in dem Sie die dementen Bewohner betreuen - nicht pflegen. So weit, so gut. Aber auch eine Betreuung dementer Bewohner bedarf eines sinnvollen Konzeptes, damit die Pflegekräfte ernsthaft entlastet werden können. Denn die Betreuung ist Teil der Therapie! Hierzu zählen unter anderem Betreuungsfachkräfte, unter deren Verantwortung und Leitung die Betreuungsassistenten arbeiten. Und hierzu zählt eine ausreichende Qualifizierung der Betreuungsassistenten.

Die in dem Richtlinienentwurf vorgesehene Qualifizierung ist nicht ausreichend! Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Langzeitarbeitsloser oder sonst wer diese Qualifizierungsmaßnahme durchläuft. Der bayerische Landespflegeausschuss empfiehlt für die Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Pflege eine modulare Weiterbildung der Pflegefachkräfte in zwei Teilen: http://www.stmas.bayern.de/pflege/konzept/konzgero.pdf Der Umfang beträgt für Teil I 304 Unterrichtsstunden und 40 Stunden Praktikum, für Teil II 264 Unterrichtsstunden.
Wenn ich auf Grundlage dieser Empfehlung eine Qualifizierung von Betreuungsassistenten entwickeln würde - und nur erst einmal die pflegerelevanten Anteile der Weiterbildung streiche - blieben aus dem Teil I ca. 240 Unterrichtsstunden als Basisqualifizierung über.

Abgesehen von der Überlegung der Qualifizierung der Betreuungsassistenten ergibt sich aus dem § 87 b SGB XI ein - für innovative Pflegeheime - negatives Wettbewerbsproblem! Um diese zusätzlichen Betreuungskräfte zu erhalten, müssen die Heimbewohner über die nach Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit notwendige Versorgung hinaus zusätzlich betreut und aktiviert werden. An ein gerontopsychiatrisches Versorgungskonzept wird vielleicht gedacht worden sein, aber wird nicht explizit gefordert. Es reicht ein semiprofessionelles Konzept. Das Vorhandensein von gerontopsychiatrischen qualifizierten Fachkräften - wie beispielsweise im Hamburger Modell http://www.hamburg.de/servlet/contentbl ... e/data.pdf - wird nicht gefordert.
Wenn Pflegeheime dieses zusätzliche Personal erhalten, müssen diese gemäß § 87b Abs. 1 S. 3 SGB XI die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen im Rahmen der Verhandlung und des Abschlusses des Heimvertrages nachprüfbar und deutlich darauf hinweisen, dass ein zusätzliches Betreuungsangebot, für das ein Vergütungszuschlag nach Absatz 1 gezahlt wird, besteht. Hiermit wird per Gesetz dem Verbraucher suggeriert: Seht her - wir haben eine spezielle Dementenbetreuung im Angebot! Dies wird festgemacht an das Vorhandensein der Betreuungsassistenten mit einer Qualifizierung von 160 Stunden und nicht an dem Vorhandensein von gerontopsychiatrisch weitergebildeten (Pflege-)Fachkräften!
Das Gesetz sieht zudem vor, dass die Leistungs- und Preisvergleichsliste nach § 7 Abs. 3 SGB XI entsprechend zu ergänzen ist!

Die Idee des neuen § 87b SGB XI ist gut und sinnvoll, aber die Umsetzung eine Katastrophe. Hier werden Pflegeheime mit einem professionellen Betreuungskonzept für demenzielle Bewohner zukünftig gefordert sein, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Im Betracht kommt auch für Pflegeheime, sich in der Praxis bewährte Betreuungsassistenten nach- und weiterzuqualifizieren.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Haastert
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Betreuungskräfte für Demenzkranke in Heimen

Beitrag von Service » 20.08.2008, 14:23

Deutsche Alzheimer Gesellschaft zum Einsatz zusätzlicher Betreuungskräfte für Demenzkranke in Heimen:
Zusätzliche Betreuungskräfte in Heimen müssen menschlich geeignet und fachlich qualifiziert sein


Die "Richtlinie zur Qualifikation und den Aufgaben von zusätzlichen Betreuungskräften in Pflegeheimen" wurde am 19. August 2008 vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen (hat sich umbenannt in GKV-Spitzenverband, siehe auch https://www.gkv-spitzenverband.de ) verabschiedet. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft begrüßt die im Rahmen der Pflegereform vorgesehene Stärkung der sozialen Betreuung Demenzkranker in Pflegeheimen und fordert eine Umsetzung, die tatsächlich zu einer besseren Versorgung Demenzkranker führt.

Dazu sagte Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: "Die soziale Betreuung Demenzkranker in den Heimen ist ebenso wie die Pflege eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe. Demenzkranke brauchen Zuwendung und Sicherheit, sie brauchen Anregung und Aktivität, besonders auch in geselligen Gruppen, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und sich wohl zu fühlen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat dies bereits 2007 in ihrem Plädoyer für die Einführung von Präsenzstrukturen in Pflegeheimen unterstrichen."

Entscheidend ist die sorgfältige Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber für die Qualifizierungs­maßnahmen. Dazu Heike von Lützau-Hohlbein: "Wer an den Qualifizierungsmaßnahmen teilnimmt, muss menschlich geeignet sein, d.h. eine zugewandte Haltung gegenüber demenzkranken alten Menschen mitbringen, und bereit sein, sich Fachwissen anzueignen und sich fortzubilden. Wenn dafür geeignete Arbeitslose gefunden werden, ist das nur positiv. Allerdings sollte klar sein, dass es in erster Linie um eine bessere Betreuung Demenzkranker geht und nicht um eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme". Ob die vorgesehenen 100 Stunden Theorie plus 60 Stunden Praxis für Personen ausreichen, die diese Arbeit vielleicht nicht freiwillig tun möchten und möglicherweise gar keine Vorbildung haben, bezweifelt sie.

In den Heimen wird es dann auf eine gute Einbindung ankommen. Heike von Lützau-Hohlbein: "Entscheidend ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer in der Praxis nicht allein gelassen werden. Sie müssen von erfahrenen, fachlich qualifizierten Fachkräften angeleitet und begleitet werden und schwierige Betreuungssituationen besprechen können. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die Betreuungskräfte als Lückenbüßer in der Pflege eingesetzt werden."

Die Stärkung der sozialen Betreuung ist ein wichtiger Schritt zu einer menschenwürdigen Betreuung und Pflege in den Heimen. Doch auch die Pflege muss gestärkt werden und dazu ist mehr gut qualifiziertes Personal notwendig. Ferner müssen die im November 2008 zu erwartenden Ergebnisse des Beirats zur Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs zügig umgesetzt werden.

Kontakt:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin, Tel. 030 / 259 37 95 - 0, mailto:info@deutsche-alzheimer.de, Internet: www.deutsche-alzheimer.de

Hinweis:
Die Reform der Pflegeversicherung wird ein Thema auf dem 5. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft unter dem Motto "Aktiv für Demenzkranke" sein, der vom 9. bis 11. Oktober 2008 in Erfurt stattfinden wird. Information und Akkreditierung von Medienvertretern: http://www.ctw-congress.de/alzheimer

Quelle: PRESSEMITTEILUNG vom 20.8.2008

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