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Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben

Verfasst: 12.08.2008, 13:47
von Service
Richtlinie nach § 87b SGB XI des GKV-Spitzenverbandes - Qualifikation und Aufgaben der Betreuungsassistenten

Das Vincentz-Network teilte am 12.8.2008 mit:
http://www.vincentz.net

Eine neue Richtlinie des GKV Spitzenverbandes regelt jetzt die Zugangsqualifikation von zusätzlichen Betreuungskräften und deren Aufgaben:

Vollstationäre Pflegeeinrichtungen können nämlich im Rahmen des § 87b SGB XI zusätzliche Betreuungskräfte für Heimbewohner einsetzen, die infolge psychischer oder demenzieller Erkrankung oder geistiger Behinderungen dauerhaft erheblich in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind. Die zusätzlichen Betreuungskräfte sollen die betroffenen Pflegeheimbewohner aktivieren und betreuen. Dabei kommen alle Maßnahmen und Tätigkeiten in Betracht, die das Wohlbefinden, den physischen Zustand oder die psychische Stimmung der Menschen positiv beeinflussen.
Darüber hinaus gehören die pflegerischen Hilfen, die bei der Durchführung von Betreuungs- und Aktivierungsmaßnahmen erforderlich sind, dazu. Die Betreuungskräfte sollen den Bewohnern für Gespräche über Alltägliches und ihre Sorgen zur Verfügung stehen.
Für die berufliche Ausübung ist kein therapeutischer oder pflegerischer Berufsabschluss erforderlich.

Die Richtlinie kann beim Vincentz Network heruntergeladen werden:
http://www.vincentz.net/download/Richtl ... _Abs_3.pdf

Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen

Verfasst: 16.08.2008, 08:44
von WernerSchell
Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen
Als "Nothilfemaßnahme" mag das angehen - aber die Einstellung von weiterem Pflege(fach)personal in einer Größenordnung von mindestens 20% erscheint zwingend notwendig!

Die Bundesagentur für Arbeit will offenbar mehrere tausend Langzeitarbeitslose in Pflegeheime vermitteln. Einem Zeitungsbericht zufolge sollen sie Demenzkranke versorgen. In Frage komme jeder, der sich für die Arbeit in einem Heim interessiere - und eine Kurzausbildung absolviert.
... http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,572450,00.html

Umstrittene Pläne der BA
Sollen schwer Vermittelbare Demenzkranke betreuen?
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) will tausende schwer vermittelbare Arbeitslose zur Betreuung Demenzkranker in Pflegeheimen einsetzen. Einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte Behördensprecher Kurt Eikemeier gegenüber tagesschau.de.
http://www.tagesschau.de/inland/demenz102.html

Die Rheinische Post vom 16.8.2008 berichtete in ähnlicher Weise:
"Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen"

Zum Bericht wurde folgende Leserzuschrift abgegeben

Mehr Betreuungskräfte für Demenzkranke!

Die am 1.7.2008 in Kraft getretene Pflegereform hat u.a. die Möglichkeit geschaffen, in den Pflegeheimen zusätzliche Betreuungskräfte, sog. Betreuungsassistenten, zur Aktvierung und Betreung von dementiell erkrankten Menschen einzustellen. Diese Betreuungskräfte benötigen ausdrücklich keinen therapeutischen oder pflegerischen Berufsabschluss, müssen aber gleichwohl für die Tätigkeit geeignet und ausreichend qualifiziert sein. Dies ist in Richtlinien näher geregelt.

Es erscheint unter Beachtung dieser Richtlinien gerechtfertigt, für die Betreuungsleistungen auch geeignete Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und einzusetzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Personen aufgrund ihrer bisherigen Lebensleistung besonders gut qualifizeirt sein können, die dringend notwendigen niedrigschwelligen Betreuungsleistungen zu erbringen.

Wenn der Münchner Sozialpädagoge Claus Fussek ein solches Vorhaben "scharf" kritisiert, mag das seiner persönlichen Sichtweise entsprechen. Legitimierter Sprecher der Pflegekritiker ist er aber weder in dieser Angelegenheit noch in anderen pflegerischen Grundsatzfragen. Claus Fussek hat erst vor einigen Wochen das Pflege(fach)personal zu 40% als ungeeignet eingestuft ("niedergemacht") und das Pflegesystem mit einem kollektiven Aufruf zum Suizid in Verbindung gebracht. Eine solche Pflegekritik liegt völlig daneben und hat mit einer seriösen Einschätzungen der durchaus verbesserungwürdigen Pflegesituation nichts zu tun.

Wichtig erscheinen mir folgende Anmerkungen: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen. Im Jahre 2030 wird es nach aktuellen Schätzungen allein rd. 2 Millionen dementiell erkrankte Menschen geben. Bedeutsam erscheint in diesem Zusammenhang die Feststellung der Ärzteschaft auf dem kürzlich durchgeführten 111. Deutschen Ärztetag, dass die Pflegebudgets um mindestens 30% verbessert werden müssen. Damit geht die organisierte Ärzteschaft noch weit über das hinaus, was diesseits seit Jahren eingefordert wird, nämlich eine personelle Verstärkung um rd. 20%. Die jetzt mögliche Anstellung von Betreuungsassistenten löst die beklagte Pflegenot in den Heimen nicht auf, so dass die Forderung nach mehr Pflege(fach)personal aufrecht erhalten bleiben muss. ***

Werner Schell

Nachlesbar auch unter
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... kranke.htm

PS. Es wird sich nach kurzer Zeit abklären lassen, ob die vorgelegten Richtlinien hinsichtlich der Qualifizierungsanforderungen nachgebessert werden müssen. Eine pauschale Kritik am Vorhaben erscheint aber im jetzigen Stadium der Erkenntnisse nicht begründbar!

***
*** Siehe zu meiner Forderung, die seit Jahren im Raum steht:
Stellenschlüssel für das Heimpersonal
viewtopic.php?t=3917&highlight=stellenschl%FCssel

Anmerkung der Moderation:

Die Bundespressekonferenz vom 18.8.2008 zitierte aus dem o.a. Statement (vollständiger Text unter dem Datum vom 1.9.2008 eingestellt - siehe weiter unten):

Nach unserer Erfahrung warten viele darauf. Ich will Ihnen als Beispiel dafür, dass gewartet wird, etwas von einem Praktiker vorlesen.
Es geht um das Pro-Pflege-Selbsthilfenetzwerk: „Es scheint unter Beachtung dieser Richtlinie gerechtfertigt, für die Betreuungsleistung auch geeignete Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und einzusetzen. Es kann davon ausgegangen werden, dass solche Personen aufgrund ihrer bisherigen Lebensleistung besonders gut geeignet sein können, die dringend notwendigen niederschwelligen Betreuungsleistungen zu erbringen.“ Das, was ich Ihnen eben vorgetragen habe, war nichts anderes als ein Plädoyer, sehr ruhig und sehr sachlich mit dem Thema umzugehen, weder auf die Langzeitarbeitslosen einzudreschen, die das nicht verdient haben, noch eine gute Idee in den Köpfen der Leute kaputt zu machen.…


Quelle: http://www.bundesregierung.de/nn_1516/C ... regpk.html

Betreuungsassistenten durchaus willkomen

Verfasst: 16.08.2008, 09:41
von PflegeCologne
Guten Morgen allerseits,
ich habe schon lange Kontakt mit Demenzkranken und weiß, dass insoweit eine besondere Qualifizierung des Personals geboten ist. Daher begrüße ich es sehr, dass hier immer wieder der Bedarf hinsichtlich des Fachpersonals angemahnt wird! Danke dafür.
Solange es aber an weiterem Fachpersonal mangelt, sind Betreuungsassistenten für ergänzende Hilfen durchaus sinnvoll. Sie machen das Fachpersonal nicht entbehrlich, können aber in viellerlei Hinsicht als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und sich nützlich machen.
Ich stimme daher der Erklärung von "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk" aufgrund meiner Erfahrungen zu!
MfG Pflege Cologne

Assistenten als Notlösung

Verfasst: 17.08.2008, 06:34
von Pflegefan
Es ist richtig, eine Verbesserung des Stellenschlüssels im Heimbereich einzufordern. 20% mehr ist eine reale Basis, so Team Werner Schell (siehe oben). Solange es allerdings dieses Personal nicht gibt, wäre es hilfreich, über die in Aussicht gestellten Betreuungsassistenten, gut vorbereitet, zu verfügen, sozusagen als eine Art Notlösung. Diese Notlösung kann aber eine vernünftige Reform nicht ersetzen.

Pflegefan

Verfasst: 17.08.2008, 11:14
von Moonlight_Admin
Hallo zusammen,

Ich habe natürlich eine eigene Meinung dazu und die will ich Ihnen ja nicht vorenthalten....

Also, innerhalb meiner Ausbildung habe ich viele, viele Pflegehilfskräfte kennengelernt, denen e obwohl sie bereits viele Jahre im Buruf waren verwehrt war die ein oder andere Tätigkeit auszuüben, dazu gehörte Medikamente stellen, Insulin spritzen, Wundversorgungen u.a.
Wenn ich mir nun vorstelle das Arbeitslose im schnell Verfahren eine Ausbildung zuteil werden soll die nachweislich über ein Jahr dauern sollte so wird mir Angst und bange was das in der Zukunft für die Pflegebrange bedeuten könnte.
Ist die Brange nicht schon gebeutelt genug mit dem was bisher über sie gedacht / gesagt wird?
Ob eine solche " Weiterbildung " wie auch immer die sich gestalten würde diesem Image auf dauer Abhilfe schafft wage ich eher zu bezweifeln.

Ich hänge mal eine Seite an die Aufschluss darüber geben könnte was ein Pflegeassistent zu leisten hätte.....
www.abendblatt.de/daten/2007/09/08/791581.html

Da es sich eigentlich um einen anerkanten Beruf handelt gibt es natürlich auch eine Ausbildungs Beschreibung, siehe in u.a. Seite

http://www.pbsseeland.ch/angebot/angebo ... lay=100008

Moonlight

Hilfe und Unterstützung - besser als nichts

Verfasst: 17.08.2008, 13:31
von Bajuware
Hallo Moonligth,

es ist gut, Besorgnisse zu äußern. Sie sind gerade in der Pflege angebracht, sozusagen hochaktuell = Pflegenotstand usw.
Es wäre zu wünschen gewesen, dass die Pflegereform mehr Pflegefachpersonal gebracht hätte. Das ist aber genau nicht passiert. Man hat die Kostenlast - oder was sonst - gefürchtet.
Nun soll es neue Betreuungsassistenten geben. Nicht die Ideallösung, aber m.E. auch kein Anlass, Horrorszenarien an die Wand zu malen. Diese Assistenten sollen weder pflegerische noch ärztliche Aufgaben wahrnehmen, einfach das tun, was "Otto-Normal-Verbraucher" mit einer fachlichen Anleitung zu tun in der Lage ist, da sein, Gespräche führen, Gesellschaft leisten, unterstützen. Nicht mehr und nicht weniger.
Siehe dazu die entsprechenden Richtlinien:
http://www.vincentz.net/download/Richtl ... _Abs_3.pdf
Die Aufgabenbeschreibung obliegt nicht etwa den Redakteuren von irgendwelchen Zeitungen und Abendblättern. Der Betreuungsassitent wie er jetzt beu uns zum Einsatz kommt, darf auch nicht mit dem anderswo eingeführten Beruf des Pflegeassistenten verwechselt werden. Also: nicht Äpfel und Birnen in einen Topf werfen.
Bereits jetzt leisten Angehörige und sonstige Ehrenamtler in unterschiedlicher Weise Unterstützungsarbeiten in den Heimen. Das wird jetzt auf eine finanziell abgeltbare breitere Basis gestellt. Das ist doch immerhin ein kleiner Schritt zur Entlastung. Das darf nicht zu Lasten des vorhandenen Personals gehen!
Im Übrigen: Die Forderung nach deutlich mehr Personal bleibt und das wird doch, wie schon wiederholt herausgestellt, gerade in diesem Forum immer wieder beschrieben.

MfG
Ba /Mü

Verfasst: 17.08.2008, 16:28
von Moonlight_Admin
Hallo Bajuware,

Es liegt mir sehr fern Horrorszenarien zu verbreiten und ich denke das habe ich auch nicht getan indem ich meine " persönliche Meinung " zu diesem Thema kund tue.
Da ich mich aber schon seit längerem gerade mit dementiellen Erkrankungen beschäftige, siehe
http://www.krankheitenverstehen.de/ unter Mein Traum

weiß ich auch das gerade hier ein sehr großes Potential an Wissen notwendig ist um dem gerecht zu werden.
Jeder der sich schon mal näher mit Tom Kitwood oder dem Dementia Care Mapping (DCM) beschäftigt hat wird wissen das es nicht möglich ist mal eben schnell den Umgang mit dementiell erkrankten Menschen zu lernen und diese an jeweils richtigen Stelle einzu fangen und sie von dort aus weiter zu begleiten. Dazu braucht man eine fundierte Ausbildung die selbst erfahrene Pflegekräfte oft nicht haben und deswegen auch oftmals beim Umgang mit Demenz scheitern.
Auch wenn wir hier "nur" von der Beschäftigung der Menschen sprechen und das ist meiner Meinung nach schon fast der wichtigste Teil, denn die meißten dementiell Erkrankten haben keine sogenannte Behandlungspflege nötig, so finde ich es dennoch seh fragwürdig ob es der richtige Weg ist.....

Vom Grundsatz her überlege ich halt auch wie lange es wohl dauern mag bis dem ein oder anderen "Betreuungsassistenten" kleine Pflegetätigkeiten nähergebracht werden und dann wieder einmal die Fachkräfte ausgetauscht werden denn die sind ja teuer. Wäre ja nicht das erste mal....oder?

mfg
Moonlight
www.krankheitenverstehen.de

Mehr Personal - Schäden von Patienten abwenden

Verfasst: 17.08.2008, 18:04
von Bettina Olbing
Hallo Moonlight (MitleserInnen),

die Schaffung eines Berufsbildes "Betreuungsassistent" ist sicherlich keine optimale Lösung. Richtiger wäre gewesen, mit der Pflegereform den Pflegebegriff neu zu fassen und das Fachpersonal kräftig aufzustocken. In diese Richtung wird ja auch in dieser Hompage seit geraumer Zeit votiert.
Nun ist es aber nicht zu der Reform gekommen, die wir uns gewünscht haben. Merkwürdigerweise haben viele Verbände Beifall geklatscht und gemeint: "wichtiger Schritt in die richtige Richtung" usw.
Wenn es aber nun diese Betreuungsassistenten gibt, müssen die richtigen Folgerungen gezogen werden. Gute Auswahl, ordentliche Vorbereitung, richtige Aufgabenzuteilung im Rahmen des Wissens und Könnens ... Fehler durch die Führungskräfte müssen ausgeschlossen werden.
M.E. war die Frage, ob auch Langzeitarbeitslose für die Tätigkeit infrage kommen, der Auslöser für die jetzige Diskussion. Ich denke, dass man diese Frage durchaus bejahen kann, vorausgesetzt, die entsprechenden Voraussetzungen liegen vor und es keine Hinderungsgründe. Pauschalierte Ablehnungen sind insoweit wohl unbegründet.
So, wie Herr Schell geschrieben hat, müssen wir alle dafür eintreten, dass schnellstmöglich der Pflegenotstand (allerorten) beseitigt wird, also nochmals: mehr Fachpersonal - und das ist zweifelsfrei für Demenzkranke wichtig. Insoweit Zustimmung
Der Neusser Pflegetreff am 29.1.2008 wurde übrigens vollständig dem Thema Pflegenotstand gewidmet. Bei dieser Veranstaltung wurde unmissverständlich für mehr Fachpersonal für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen geworben.

MfG
Bettina

Verfasst: 17.08.2008, 19:17
von Moonlight_Admin
Guten Abend Bettina Olbing,
M.E. war die Frage, ob auch Langzeitarbeitslose für die Tätigkeit infrage kommen, der Auslöser für die jetzige Diskussion. Ich denke, dass man diese Frage durchaus bejahen kann, vorausgesetzt, die entsprechenden Voraussetzungen liegen vor und es keine Hinderungsgründe.
Die Voraussetzungen liegen nach 3 jähriger Fachausbildung mit Abschluss Examen oftmals nicht vor, wie also dann nach Kurz Ausbildung???
Richtiger wäre gewesen, mit der Pflegereform den Pflegebegriff neu zu fassen und das Fachpersonal kräftig aufzustocken.
Genau das sollte das wirkliche Ziel sein. Sich auf Ersatz Lösungen einzulassen die ggf. auf dem Rücken unserer dementiell erkrankten Mitmenschen ausgetragen werden halte ich eben nicht für sinnvoll, sorry !
So, wie Herr Schell geschrieben hat, müssen wir alle dafür eintreten, dass schnellstmöglich der Pflegenotstand (allerorten) beseitigt wird
Pauschalierte Ablehnungen sind insoweit wohl unbegründet.


Ich habe Herrn Schell persönlich kennengelernt, ich schätze Ihn sehr und wir halten auch weiterhin Kontakt. Ich unterstütze Herrn Schells und aller anderen Wunsch zur beseitigung des Pflegenotstandes tatkräftig. Ich bin auch sicher das zumindest herrn Schell bei meiner Person klar ist das es pauschalisierung bei mir nicht gibt, ich sage immer meine persönliche Einschätzung. Hier lehne ich auch nicht ab sondern gebe klar zu bedenken welche Folgen manche Entscheidungen haben könnten.
Ich halte ich den Einsatz von Langzeitarbeitslosen ( ohne min.3 Jahen fachlicher Ausbildung) gerade im Bereich der Dementiell Erkrankten für einen großen Fehler.
Es gibt sicherlich Bereiche in der Pflege wo der Einsatz besser zu realisieren wäre als hier.

mfg
Moonlight
www.krankheitenverstehen.de

Demenzkranke brauchen kompetente Pflege und Betreuung

Verfasst: 18.08.2008, 06:17
von Taube
Guten Morgen ins Forum,

nach dem Studium aller Beiträge komme ich zu dem Ergebnis, dass jeder der Schreibenden für den umfassenden Einsatz von Pflegefachkräften eintritt. Es wird ja auch hier im Forum schon seit Jahren für mehr diesbezügliches Fachpersonal plädiert, zuletzt im Rahmen der Pflegereform.
Nun hat aber der Gesetzgeber (mit Billigung von zahlreichen Fachverbänden) keine Stellenausweitung vorgesehen, sondern nur die Anstellung von Betreuungsassistenten beschlossen. Sie sollen in den Heimen auf "niedrigschwelliger" Ebene in den Heimen helfen / unterstützen, aber genau keine Arbeit verrichten, für die man eine qualifizierte dreijährige Ausbildung benötigt.
Ich bin, wie wohl niemand hier, von der neuen Regelung nicht begeistert. Wenn sie denn nun mal aber Gesetzeslage ist, sollten die Möglichkeiten der Hilfe, die in der ergänzenden Betreuungsarbeit stecken, genutzt werden.
Auf keinen Fall halte ich es für gerechtfertigt, pauschal Langzeitarbeitslose von dieser Tätigkeit auszuschließen. Das war ja eigentlich der Auslöser für die laufenden Diskussionen.
Nochmals: Demenzkranke brauchen kompetente Pflege und Betreuung. Die muss in erster Linie Pflegefachpersonal erbringen.

LG
Taube

Tendenzen waren absehbar!

Verfasst: 18.08.2008, 08:41
von Lutz Barth
„Vom Grundsatz her überlege ich halt auch wie lange es wohl dauern mag bis dem ein oder anderen "Betreuungsassistenten" kleine Pflegetätigkeiten näher gebracht werden und dann wieder einmal die Fachkräfte ausgetauscht werden denn die sind ja teuer. Wäre ja nicht das erste mal....oder“, so Moonlight.

In der Tat liegen hier die Risiken begründet, wenngleich ein namhafter Altenpflegerechtler bereits seit Jahren die These propagiert, dass nicht unbedingt „alle Tätigkeiten“ von entsprechendem Fachpersonal wahrzunehmen seien.

In der Konsequenz bedeutet dies insgesamt ein Schritt hin in die Paraprofessionalisierung der Pflege mit einem quasi „suboptimalen Standard“, der letztlich dazu führt, dass insbesondere die Altenpflege weiterer sozialpflegerischer Berufsinhalte „beraubt“ wird und damit noch mehr Zeit für die Behandlungspflege zur Verfügung steht. Zugleich steht zu befürchten an, dass es bei „kleinen Pflegetätigkeiten“ nicht bleiben wird, da derzeit in der pflegerechtlichen Literatur die höchst bedenkliche Entwicklung festzustellen ist, dass „alles erlaubt sei, was nicht gesetzlich verboten ist“. Hierbei wird darauf verwiesen, dass schließlich auch Angehörige im Familienkreis gewisse „behandlungspflegerische Aufgaben“ wahrnehmen und dies allgemein als unkritisch gewertet wird. Diese Auffassung übersieht hierbei vollends, dass es gerade der Inbegriff der Professionalität ist, sich nicht an einem „suboptimalen Standard“ zu orientieren, nur weil dies etwa in Familien praktiziert wird. Der Chirurg wird seine Familienmitglieder auch nicht auf dem „Küchentisch operieren“, obgleich er dazu sicherlich in der Lage wäre.

Insgesamt eine Entwicklung, die kritisch zu begleiten ist.

Lutz Barth

Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Verfasst: 18.08.2008, 11:15
von Cicero
Hallo!

Ich fürchte, dass die Diskussion um die "Betreuungsassistenten" zu kritisch verläuft. Klar, wir brauchen mehr Fachpersonal, wiederholt vorgetragen. Leider hat der Gesetzgeber aktuell nicht reagiert, eine andere Lösung wurde nicht vorgegeben. Jetzt müssen wir erst mal wieder die Bundestagswahl abwarten und sehen, was dann wird.
Als Zwischenlösung kann m.E. die Assistentenlösung durchgehen, nicht als Dauerzustand. Diese Assistenten sollen, und das muss man doch erst einmal zur Kenntnis nehmen, weder pflegerisch noch medizinisch arbeiten. Sie sollen nur helfende / unterstützende Verrichtungen übernehmen, die keine besondere Fach-Qualifikation erfordern. Es sind letztlich Verrichtungen, wie sie tagtäglich von den Angehörigen in der häuslichen Versorgung von pflegebedürftigen Menschen auch erledigt werden. Lassen wir doch die Kirche im Dorf. Dass mit Assistenten Missbrauch getrieben werden kann, ist natürlich nicht abwegig. Allerdings ist das kein Argument, von solchen Hilfen abzusehen. Man muss dann eben den Missbrauch verhindern. Wozu haben wir denn Heimaufsicht und MDK?
Langzeitarbeitslose von einer Qualifizierung für diese Assistententätigkeit auszunehmen, ist völlig abwegig. Da wird wieder einmal ein Buhmann aufgebaut.
Nochmals: Mehr Fachpersonal muss her. Solange dies aber fehlt, müssen wir Ersatzlösungen finden.

MfG
Cicero

Mehr Pflegefachpersonal ist zwingend erforderlich

Verfasst: 18.08.2008, 16:41
von Cornelia Süstersell
Meine Meinung:

Es muss mehr Pflegefachpersonal für die Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Daher ist eine Verbesserung des Pflegebegriffs zwingend.
Betreuungsassistenten, gut ausgewählt und qualifiziert, können eine ergänzende Hilfe darstellen, dürfen aber Fachpersonal nicht ersetzen.
Dass Betreuungsassistenten aus der Gesellschaft rekrutiert werden müssen, versteht sich. Dabei dürfen diejenigen, die arbeitslos geworden sind, nicht als die Ungeeigneten pauschaliert ausgegrenzt werden. Wer dies tut, diskriminiert vorab zahlreiche Menschen.
Zahlreiche Äußerungen sogenannter Fachleute, die sich zur Pflegereform nicht oder nur zurückhaltend geäußert haben, sind eher weniger nützlich. Wer die jetzigen Betreuerasstistenten nicht will, hätte sich im Rahmen der Reformdiskussionen äußern sollen.
Die jetzt fällige Beurteilung der Angelegenheit muss im Augenmaß erfolgen. Daran mangelt es bei so manchem Medienbericht, leider!
Ich stimme der Einschätzung von Herrn Schell voll zu. Er setzt sich bekanntlich seit vielen Jahren für mehr Personal in Krankenhäusern und Heimen ein. Das ist die oberste Maxime.

C.S.

... bessere Betreuung Demenzkranker

Verfasst: 18.08.2008, 18:25
von Service
Zusätzliche Betreuungskräfte: Eignung, Motivation und Konstanz sind notwendig für eine bessere Betreuung Demenzkranker

Demenzkranke und Angehörige warten dringend auf zusätzliche Betreuung - bpa: Nur Übergangsregelung ermöglicht sofortigen Leistungsbeginn

Zu den Vorschlägen, zur Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen Arbeitslose einzusetzen, erklärt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa):

"Wir begrüßen, dass nach Lösungen gesucht wird, wie die Menschen mit demenziellen Erkrankungen in Heimen schnell und unbürokratisch die neuen Leistungen erhalten können. Aufgrund der Pflegereform werden alleine die Mitgliedseinrichtungen des bpa ca. 5.000 neue Stellen für zusätzliche Betreuungskräfte schaffen. Bei Halbtagsbeschäftigung bedeutet das bis zu 10.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Wir begrüßen die Unterstützung der Arbeitsagenturen bei der Personalfindung, soweit sichergestellt ist, dass geeignete und motivierte Bewerber vorgeschlagen werden."

Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit prüfen die Arbeitsagenturen, ob in ihrem Bewerberbestand Arbeitssuchende mit Vorkenntnissen im Bereich der Pflege oder anderer Eignung für solche Betreuungstätigkeiten zu finden sind. Das ist allerdings als Auswahlkriterium nicht ausreichend. Letztlich müssen die Heime über die formale und persönliche Eignung der Bewerber anhand der Anforderungen entscheiden. Darauf hat auch die Bundesagentur für Arbeit hingewiesen. Diese Klarstellung wird vom bpa begrüßt.

Die neuen Betreuungsleistungen sollten schnellstmöglich bei den Menschen ankommen, fordert der bpa. Demenzkranke und Angehörige warten schon lange auf eine bessere Betreuung. In einer entsprechenden Richtlinie der Pflegekassen sollen die Qualifizierung und die Eignung der zusätzlichen Betreuungskräfte geregelt werden. Um die Leistung unverzüglich zur Verfügung zu stellen und das geeignete Betreuungspersonal einzustellen und zu qualifizieren, muss die Richtlinie der Pflegekassen eine Übergangsregelung vorsehen. "Dadurch könnte sofort mit der zusätzlichen Betreuung begonnen werden und die Qualifizierung begleitend erfolgen. Für eine umgehende Umsetzung ist zudem unverzüglich Klarheit über die Finanzierung der Qualifikation herzustellen", so der bpa-Präsident.

Bernd Meurer stellt außerdem klar: "Es besteht keine Gefahr der 'Billig-Pflege'. Hier geht es nicht um Leistungskürzungen, sondern um neue, zusätzliche Leistungen. Die zusätzlichen Betreuungskräfte assistieren und unterstützen bei Leistungen wie der Begleitung bei Spaziergängen, Lesen und Vorlesen. Bei geeigneten und motivierten Kräften sehen wir vielmehr auch die Chance der Weiterqualifikation, wenn sie sich bei der Betreuung entsprechend bewährt haben. Diese Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sollten sich motivierte Bewerber bewusst machen. Die Pflegebranche ist eine Jobmaschine!"

Für Rückfragen:
Herbert Mauel, Bernd Tews, 030 / 30 87 88 60.

Quelle: Pressemitteilung vom 18.8.2008
bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.
Bundesgeschäftsstelle:
Friedrichstraße 148
10117 Berlin
Telefon: (030) 30 87 88 - 60
Telefax: (030) 30 87 88 - 89
E-Mail: bund@bpa.de

... bessere Betreuung Demenzkranker

Verfasst: 18.08.2008, 18:28
von Service
Zusätzliche Betreuungskräfte: Eignung, Motivation und Konstanz sind notwendig für eine bessere Betreuung Demenzkranker

Demenzkranke und Angehörige warten dringend auf zusätzliche Betreuung - bpa: Nur Übergangsregelung ermöglicht sofortigen Leistungsbeginn

Zu den Vorschlägen, zur Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen Arbeitslose einzusetzen, erklärt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa):

"Wir begrüßen, dass nach Lösungen gesucht wird, wie die Menschen mit demenziellen Erkrankungen in Heimen schnell und unbürokratisch die neuen Leistungen erhalten können. Aufgrund der Pflegereform werden alleine die Mitgliedseinrichtungen des bpa ca. 5.000 neue Stellen für zusätzliche Betreuungskräfte schaffen. Bei Halbtagsbeschäftigung bedeutet das bis zu 10.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Wir begrüßen die Unterstützung der Arbeitsagenturen bei der Personalfindung, soweit sichergestellt ist, dass geeignete und motivierte Bewerber vorgeschlagen werden."

Nach Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit prüfen die Arbeitsagenturen, ob in ihrem Bewerberbestand Arbeitssuchende mit Vorkenntnissen im Bereich der Pflege oder anderer Eignung für solche Betreuungstätigkeiten zu finden sind. Das ist allerdings als Auswahlkriterium nicht ausreichend. Letztlich müssen die Heime über die formale und persönliche Eignung der Bewerber anhand der Anforderungen entscheiden. Darauf hat auch die Bundesagentur für Arbeit hingewiesen. Diese Klarstellung wird vom bpa begrüßt.

Die neuen Betreuungsleistungen sollten schnellstmöglich bei den Menschen ankommen, fordert der bpa. Demenzkranke und Angehörige warten schon lange auf eine bessere Betreuung. In einer entsprechenden Richtlinie der Pflegekassen sollen die Qualifizierung und die Eignung der zusätzlichen Betreuungskräfte geregelt werden. Um die Leistung unverzüglich zur Verfügung zu stellen und das geeignete Betreuungspersonal einzustellen und zu qualifizieren, muss die Richtlinie der Pflegekassen eine Übergangsregelung vorsehen. "Dadurch könnte sofort mit der zusätzlichen Betreuung begonnen werden und die Qualifizierung begleitend erfolgen. Für eine umgehende Umsetzung ist zudem unverzüglich Klarheit über die Finanzierung der Qualifikation herzustellen", so der bpa-Präsident.

Bernd Meurer stellt außerdem klar: "Es besteht keine Gefahr der 'Billig-Pflege'. Hier geht es nicht um Leistungskürzungen, sondern um neue, zusätzliche Leistungen. Die zusätzlichen Betreuungskräfte assistieren und unterstützen bei Leistungen wie der Begleitung bei Spaziergängen, Lesen und Vorlesen. Bei geeigneten und motivierten Kräften sehen wir vielmehr auch die Chance der Weiterqualifikation, wenn sie sich bei der Betreuung entsprechend bewährt haben. Diese Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sollten sich motivierte Bewerber bewusst machen. Die Pflegebranche ist eine Jobmaschine!"

Für Rückfragen:
Herbert Mauel, Bernd Tews, 030 / 30 87 88 60.

Quelle: Pressemitteilung vom 18.8.2008
bpa - Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.
Bundesgeschäftsstelle:
Friedrichstraße 148
10117 Berlin
Telefon: (030) 30 87 88 - 60
Telefax: (030) 30 87 88 - 89
E-Mail: bund@bpa.de