Gefährdete Patienten - Pflege-Alarm im Krankenhaus

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Pflegeselbsthilfe
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Gefährdete Patienten - Pflege-Alarm im Krankenhaus

Beitrag von Pflegeselbsthilfe » 13.11.2007, 07:31

Frontal21, ZDF sendet am Dienstag, 13.11.2007, 21:00 - 21:45 Uhr,

zum Thema:

Gefährdete Patienten
Pflege-Alarm im Krankenhaus


von Anke Becker-Wenzel und Joe Sperling

In vielen Kliniken wird an der Pflege gespart - mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen, berichten Pfleger. Patienten würden aus Zeitnot kaum noch gefüttert, sondern künstlich ernährt, Mobilisationen nach Operationen fänden nicht mehr ausreichend statt.

Station 6.1. des Klinikum Nürnberg, die Akut-Geriatrie. Die meisten Patienten hier sind multi-morbide, das heißt, zu den akuten Krankheiten wie beispielsweise einer Lungenentzündung kommen weitere Beschwerden hinzu: Alzheimer, Verwirrung oder Inkontinenz. Nachts sind für 24 Betten zur Zeit noch zwei Pfleger zuständig. Doch ab Jahreswechsel sind nur noch anderthalb Stellen dafür vorgesehen - der eine Pfleger geht nach der halben Schicht und lässt den Kollegen mit den Patienten alleine. Das ist zu wenig, sagt Krankenpfleger Christian Kolb. Denn rund drei Viertel der Patienten bedürfen besonderer Hilfe im Alltag, zusätzlich zu der sonst üblichen Krankenversorgung.

Weil die Pfleger überlastet sind, wird vor allem an der zeitintensiven "Hilfe zur Selbsthilfe" gespart. Das heißt beispielsweise, ein inkontinenter Patient erhält kein Toilettentraining. Stattdessen wird ihm ein Katheter gesetzt oder er wird gewickelt. Demente Patienten lernen nicht mehr, selbst zu essen, sondern werden zum Teil künstlich ernährt. Für die Pfleger heißt das: Zum Stress kommt die tägliche Hilflosigkeit: "Die körperliche Belastung ist nicht das Schlimme. Aber ständig zu wissen: Ich kann nicht, wie ich möchte, weil sonst die Station nicht mehr läuft - das ist belastend", sagt Kolb.

Kliniken droht Pflegekollaps
In deutschen Kliniken steht die Pflege vor dem Kollaps, warnt das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP). Für das "Pflege-Thermometer" hat das DIP deutsche Krankenhäuser befragt - 263 antworteten. Das Ergebnis: Zwischen 1995 und 2005 wurden rund 50.000 Vollzeitstellen im Pflegebereich abgebaut. Im selben Zeitraum erhöhte sich die Anzahl der Patienten um rund fünf Prozent. Die Folge: Die Belastung für Krankenschwestern und -pfleger nahm zu. 1995 betreute eine Pflegekraft 48 Patienten, zehn Jahre später waren es schon 59.

Die Situation in der Pflege sei mittlerweile so dramatisch, dass es erstmals Einschränkungen in der Patientensicherheit gebe, sagt Prof. Frank Weidner, Direktor des DIP. Zum Beispiel müssten Patienten länger warten, bis sie ein Schmerzmittel erhielten. So genannte Mobilisationen - also eine Behandlung, die einen Menschen nach einer Operation wieder fit macht - fänden nicht mehr so statt wie eigentlich wünschenswert. Es zeichne sich eine dramatische Situation ab, die aus internationalen Studien bekannt sei, "dass dort, wo die Pflegekapazität bestimmte Grenzen unterschreitet, sogar auch Menschen im Notfall so warten müssten, dass Hilfe zu spät kommt".

Urteil des Europäischen GerichtshofsreutersEuropäischer Gerichts-hofHintergrund der dramatischen Lage: Der Europäische Gerichtshof erklärte 2003 die extrem langen Arbeitszeiten deutscher Klinikärzte für unzulässig. Infolgedessen reduzierten die Krankenhäuser die Arbeitsbelastung der Ärzte, indem sie neue Stellen für Mediziner schafften. Weil das kostenneutral nicht möglich war, mussten die Kostensteigerungen beim übrigen Personal aufgefangen werden - im Wesentlichen beim Pflegedienst, so Alfred von Dollen, Geschäftsführer des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster.

Dabei werden in Zukunft die pflegerischen Leistungen in den Krankenhäusern steigen, erklärt Prof. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom von der Uni Bielefeld: Die Patienten würden auf Grund der demographischen Entwicklung in Zukunft immer älter. Viele Krankenpfleger fühlen sich von der Politik allein gelassen. Die Politik "redet das schön, was dort aus den Gesundheitsstruktur-gesetzen heraus entstanden ist, und geht nicht offen mit dem qualitativen Problem um, das die Krankenhäuser haben", so von Dollen.

Quelle: Frontal21, ZDF
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/4/0,1872,7124100,00.html

Siehe auch unter

Riskante Krankenpflege - Patienten in Gefahr!
viewtopic.php?t=6888
KRANKENHAUS BAROMETER 2007“ vorgestellt
viewtopic.php?t=7338
Werner Schell ist seit 1.8.2008 Leiter / Ansprechparter bei:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vor
http://www.pro-pflege-selbsthilfnetzwerk.de

WernerSchell
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Pflegekollaps mit katastrophalen Folgen

Beitrag von WernerSchell » 24.11.2007, 07:48

Siehe

Pflegekollaps mit katastrophalen Folgen - Verbände schlagen Alarm !!!
viewtopic.php?t=7574
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Presse
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Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Patientensicherheit in der Pflege gefährdet

Beitrag von Presse » 17.06.2008, 06:53

Patientensicherheit in der Pflege gefährdet
Montag, 16. Juni 2008

Berlin - Der anhaltende Personalabbau in der Pflege gefährdet die Sicherheit der Patienten. Darauf hat Michael Isfort, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Pflegeforschung in Köln (dip), hingewiesen. „Es gibt einen evidenten Zusammenhang zwischen Pflegeausstattung und patient outcomes“, betonte der Pflegewissenschaftler Anfang Juni in Berlin.

Isfort bezog sich auf die Ergebnisse des dip-Pflege-Thermometers von 2007. Das Institut befragte erstmals bundesweit Pflegedirektionen zur Situation und zum Leistungsspektrum des Pflegepersonals sowie zur Patientensicherheit im Krankenhaus. 30 Prozent der Befragten gaben an, dass Mobilisationen bei Patienten häufiger nicht mehr im notwendigen Umfang erfolgten.

...
(weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=32720

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