Pflegebericht rüttelt Politiker wach
SPD und CDU für Pflegeheime-TÜV
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Elke Ferner fordert eine regelmäßige Überprüfung und Benotung von Pflegeheimen. „Ähnlich wie bei der Stiftung Warentest muss es für sie künftig ein Testurteil geben“, sagte die Sozialexpertin der „Welt am Sonntag“.
03.09.07 - Alle Einrichtungen in Deutschland müssten von unabhängigen Prüfern, die ihren Besuch vorher nicht ankündigen, regelmäßig bewertet werden, so Ferner. Nötig sei eine schnell über das Internet abrufbare Liste mit positiven und negativen Merkmalen der Einrichtungen, um Angehörigen von pflegebedürftigen Menschen die Auswahl zu erleichtern.
Der CDU-Pflegeexperte im Bundestag, Willi Zylajew, unterstützt die Forderung nach einem Pflege-TÜV. "Eine Art Stiftung Warentest für Pflegeheime und ambulante Dienste ist dringend nötig", sagte Zylajew der Zeitung. Auch wenn die Kriterien dafür schwierig zu finden seien, werde dies den Druck erhöhen, die Qualität der Pflege zu verbessern.
Ferner verlangte ein hartes Durchgreifen, falls Pflegeheime und Dienste nach einer gewissen Frist Mängel nicht abstellten. "Bei unhaltbaren Zuständen sollten die Pflegeeinrichtungen geschlossen werden. Entsprechende Vorschriften gibt es schon, man muss sie aber konsequenter anwenden."
Pflegebericht zeigt Defizite in der Pflege auf
Ein am Freitag veröffentlichter Pflegebericht des medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) und der Pflegekassen hatte bei der Pflege alter und hilfsbedürftiger Menschen trotz einiger Fortschritte nach wie vor erhebliche Missstände festgestellt. Demnach wurde bei Kontrollen in jüngster Zeit im Durchschnitt bei jedem zehnten Heimbewohner und bei 5,7 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause ein "akut unzureichender Pflegezustand" festgestellt. Im ersten, 2004 vorgelegten Bericht, war dies noch bei 17,4 Prozent der Heimbewohner und bei 8,8 der Pflegebedürftigen zu Hause der Fall.
Allerdings weist der Bericht nach wie vor Mängel im Bereich Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen aus. Bei etwa jedem dritten Pflegefall (Heime: 34,4 Prozent; ambulante Pflege: 29,6 Prozent) stellten die Prüfer Defizite fest. Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass die Betroffenen unterversorgt oder mangelhaft ernährt seien, betonte Jürgen Brüggemann vom MDS. Vielmehr führten auch unzureichende Gewichtskontrollen und eine fehlende Ermittlung des Energiebedarfs der Bewohner zu einer schlechteren Bewertung durch die Prüfer.
Mehr als 35 Prozent der Heimbewohner und etwa 42 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause werden dem Bericht zufolge nicht häufig genug umgebettet. Dies lasse aber keine Rückschlüsse darauf zu, ob bei den Betroffenen schon akute Gesundheitsprobleme wie etwa ein Wundliegen aufgetreten seien.
Pflegereform soll Transparenz und Qualität verbessern
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat im Zuge dessen zügig Verbesserungen in der Pflege gebrechlicher Menschen angekündigt. Die derzeit in ihrem Haus vorbereitete Pflegereform werde zu mehr Transparenz in den Pflegeeinrichtungen und damit auch zu einer besseren Qualität führen, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge ist eine neue Kommission geplant, die Ideen zur Behebung von Missständen in Pflegeheimen entwickeln soll. Das gehe aus dem Entwurf zur Pflegeversicherung hervor. Die Sachverständigen sollen demnach Konzepte erarbeiten, mit denen die Betreuung der Heiminsassen verbessert und die Arbeit der Pflegekräfte erleichtert werden kann. Die neue Kommission soll von den Pflegekassen, Sozialhilfeträgern, Kommunen und Pflegeeinrichtungen gegründet werden.
dpa / hh
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