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Viele Altenpflegekräfte hören vorzeitig auf - Stress, Frust

Verfasst: 16.06.2006, 13:13
von BGW
Viele Altenpflegekräfte hören vorzeitig auf
Stress, Frust, Fluktuation: Nach zehn Jahren ist oft schon Schluss


Ohne Pflegekräfte geht es nicht in der Altenpflege. Doch viele scheiden vorzeitig aus; die durchschnittliche Verweildauer beträgt nur zehn Jahre. Die hohen beruflichen Belastungen führen zu Stress, Frust und Burnout; hinzu kommen Haut-, Rücken- und Atemwegserkrankungen, die oft zu einem Berufsausstieg beitragen. Mit der Kampagne „Aufbruch Pflege“ will die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) die Kehrtwende von der Krisen- zur Zukunftsbranche schaffen.

Angesichts der Überalterung der Bevölkerung werden gesunde, motivierte und leistungsstarke Pflegekräfte mehr denn je gebraucht. Doch die Personalsituation in der Altenpflege ist alles andere als gut. „Der Krankenstand ist um 20 Prozent höher als im Mittel aller Branchen, die Berufsverweildauer beträgt im Schnitt nur zehn Jahre“, beschreibt Prof. Dr. Stephan Brandenburg, Mitglied der BGW-Geschäftsführung, die Lage.

Zwar gab es nach Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung 1995 einen Beschäftigungsboom: Die Zahl der bei der BGW versicherten Altenpfleger stieg um 93 Prozent. Gleichzeitig nahm aber die Zahl der Meldungen des Verdachts auf eine Berufskrankheit um 120 Prozent zu. „Die 3.040 Meldungen im Jahr 2004 entsprechen dem Personal von 125 Pflegeeinrichtungen“, so Prof. Brandenburg.

Mit der Kampagne „Aufbruch Pflege“, die von Bundesminister Franz Müntefering und der Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Bundestag, Dr. Martina Bunge, begrüßt wird, schmiedet die BGW auf Bundes-, Landes- und Lokalebene Aktionsbündnisse aller wichtigen Akteure in der Pflege: Sozialpolitiker, Verbände, Pflegeeinrichtungen, Sozialversicherungsträger und andere arbeiten hier gemeinsam an Lösungen. Die BGW hat einen Branchenbericht vorgelegt, in dem sie die Situation mit Daten und Fakten beleuchtet.

Sie stellt darin Programme vor, mit denen sie Pflegeeinrichtungen zur Seite steht – Präventionsangebote, Arbeitsorganisationsmodelle und Qualitätsmanagementsysteme. Diese können dazu beitragen, die Belastungen der Pflegekräfte zu verringern, die Berufsverweildauer zu erhöhen und den Pflegeberuf wieder attraktiver zu gestalten. BGW-Vorstandsvorsitzender Norbert Badziong: „Die Altenpflege kann zu einer Zukunftsbranche werden, die attraktive und sichere Arbeitsplätze in hoher Zahl bietet. Das ist das wichtigste Ziel unseres Aufbruchs Pflege“.

Quelle: Mitteilung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) vom 15.6.2006
http://www.bgw-online.de/internet/porta ... ation.html

Viele Altenpflegekräfte hören vorzeitig auf - Stress, Frust

Verfasst: 17.06.2006, 08:01
von Christian Nebelung
.. Ohne Pflegekräfte geht es nicht in der Altenpflege. Doch viele scheiden vorzeitig aus; die durchschnittliche Verweildauer beträgt nur zehn Jahre. Die hohen beruflichen Belastungen führen zu Stress, Frust und Burnout; hinzu kommen Haut-, Rücken- und Atemwegserkrankungen, die oft zu einem Berufsausstieg beitragen. ...

Dass die Altenpflegekräfte vorzeitig aus dem Beruf aussteigen (müssen), ist seit Jahren sattsam bekannt, also nichts Neues. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt aber nicht etwa 10 Jahre, sondern es sind nur etwa 5 Jahre! Das ist die wirkliche Botschaft, die zeigt, wie belastend die Arbeit in der Altenpflege ist. U.a. das fehlende Personal, die Unterbesetzung, spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Dass dies alles zu Lasten der pflegebedürftigen Menschen geht, versteht sich von selbst (= Verletzung der Menschenrechte, Pflegemängel usw.).

Christian Nebelung

wer mit menschen "umgeht", sollte auch"stärke

Verfasst: 18.06.2006, 03:19
von enno
wohl doch der falsche beruf? zu wenig selbstbewußtsein?
wer mit menschen "umgeht", sollte auch"stärke"zeigen, denn er wird vielleicht auch mal pflegebedüftig, oder reicht seine erfahrung, sich vorzeitig dem zu entziehen?

mfg enno
ich hasse es ,wenn man sich klangheimlich der verantwortung entzieht.

Krankenpflege kein Beruf, sondern Berufung

Verfasst: 19.06.2006, 01:30
von R.Koep
Sehr geehrte Damen und Herren,

wer einen Angehörigen Zuhause pflegt, kann mit Sicherheit wissen, was es bedeutet, sich für andere Menschen aufzuopfern.
Die Krankenpflege ist kein Beruf, sondern eine Berufung, Menschen zu helfen. Tagtäglich setzen wir für das Wohlergehen unserer Patienten unsere eigene Gesundheit aufs Spiel.
Nicht nur alleine der Schichtdienst, sondern auch das bewegende Mitempfinden des täglichen Leids und derer Geschichten die uns tagtäglich umgeben, strapazieren.
Enno, wenn du Achtung erwartest, dann solltest du auch anderen diese Achtung entgegen bringen.
Auch wenn du schlechte Erfahrungen in deinen Leben mit Pflegekräften gesammelt haben solltest, steht dir nach meiner Ansicht nicht das Recht zu, über alle zu Urteilen.

Mit freundlichen Grüßen
von einem, für den die Pflege mehr als ein Beruf ist

R.Koep

Viele Altenpflegekräfte hören vorzeitig auf - Stress, Frust

Verfasst: 23.06.2006, 12:30
von Robin
Zitat: .... Viele Altenpflegekräfte hören vorzeitig auf ...

Kann es nicht sein, dass zahlreiche Pflegekräfte auch deshalb aufhören, weil sie nur vorübergehend berufstätig sein wollten, z.B. aus familiären Gründen einfach wieder aufhören? Man muss ja nicht Zahl als den Beleg für unerträgliche Zustände und darauf folgende gesundheitliche Nachteile nehmen. Meist wissen doch die Pflegekräfte, dass in der Altenpflege harte Arbeit auf sie wartet und hohes Engagement gefordert ist.

Robin

Pflegekräfte haben keine Zeit mehr für Trost

Verfasst: 23.06.2006, 16:07
von R.Koep
Hallo Robin,

als ich mir vor fünfundzwanzig Jahren den Beruf des Altenpflegers ausgesucht habe, lag es daran, dass es mir Spaß gemacht hat, den Menschen zu helfen.
Heute geht es alleine darum aufzupassen, dass die gesetzlichen Auflagen erfüllt werden und der Gesetzgeber und die Krankenkassen zufrieden sind und dass man den Krankenkassen gegenüber wirtschaftlich erscheint.
Wir im Altenheim haben auch in der Pflege einen bestimmten Zeitfaktor, indem die Patienten versorgt werden müssen, dank der Einführung der DRG`s müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes bestímmte therapeutische Maßnahmen erfüllt werden.
In der Ausbildung lernte man die schöne theoretische Welt des Pflegens kennen, so setze man sich zu einem Patienten und tröste ihn bei seiner Traurigkeit, heute findet man keine Zeit mehr dafür.
Erstaunlicherweise höre ich oft von Patienten, das die Pflegekräfte ihnen leid tuen, weil sie immer nur von einen zum anderen rasen.
Ich kann dir nur mal empfehlen, einen Tag in einem krankenhaus mitzuarbeiten und man wird schnell an der theoretischen Welt der Pflege zerbrechen.
In einen gebe ich dir Recht, je jünger die Schwestern sind, umso wahrscheinlicher werden sie eines Tages aus den Berufsbild verschwinden.
In einem Heimleiterqualifikationskurs hat man mir deshalb gleich geraten, keine junge Schwestern in meinen Bereichen einzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
R.Koep

Pflegekräfte haben keine Zeit mehr für Trost

Verfasst: 24.06.2006, 07:09
von Robin
R.Koep hat geschrieben:... In der Ausbildung lernte man die schöne theoretische Welt des Pflegens kennen, so setze man sich zu einem Patienten und tröste ihn bei seiner Traurigkeit, heute findet man keine Zeit mehr dafür.
Erstaunlicherweise höre ich oft von Patienten, das die Pflegekräfte ihnen leid tuen, weil sie immer nur von einen zum anderen rasen. ....
Ich lese bereits seit einiger Zeit (passiv) hier im Forum und habe mich insbesondere für Pflegethemen interessiert.
Ich finde es gut, dass ein Praktiker klar bestätigt, dass für die Patienten / Bewohner nicht genügend Zeit vorhanden ist. Das bedeutet ja eigentlich, dass Personal fehlt, um die erforderliche und auch gewünschte zuwendungsorientierte Pflege zu gestalten.
Ich bitte alle Pflegekräfte, das auch genau so immer wieder herauszustellen - nur dann kann sich etwas ändern. Wenn Pflegekräfte (und andere Nachplapperer) behaupten, in der Pflege sei doch eigentlich alles in Ordnung, Kritik sei unberechtigt, werden die unzureichenden Bedingungen nie verändert werden. Die Pflegekräfte selbst müssen endlich auf den Putz hausen und sagen, wie die wirklichen Verhältnisse sind.

Guten Morgen
Robin

Schimpfen alleine löst die Probleme nicht

Verfasst: 25.06.2006, 10:03
von Gast..
Ich lese schon lange still in diesem Forum mit und bin teilweise entsetzt was hier geschrieben wird.
... wohl doch der falsche beruf? zu wenig selbstbewußtsein?
wer mit menschen "umgeht", sollte auch"stärke"zeigen, denn er wird vielleicht auch mal pflegebedüftig, oder reicht seine erfahrung, sich vorzeitig dem zu entziehen?
mfg enno
ich hasse es ,wenn man sich klangheimlich der verantwortung entzieht.
Für solch eine Antwort habe ich kein Verständnis. Anstatt solch dumme Beiträge zu verfassen, wäre es sinnvoll, sich darum zu bemühen, dass Pflege wieder das wird was sie einmal war. Das derzeitige System ist unmenschlich, fordert Akkordarbeit an einem völlig unberechnenden Arbeitsmaterial (Patient). Pflegepersonal gibt den Beruf auf, wenn es am Rande der Erschöpfung steht, ein Totalzusammenbruch sich ankündigt oder wenn sie sogar schon einen erlebt haben. Was hat das z.B. mit "Stärke zeigen" zu tun? Menschen, die sich aus diesem Beruf zurückziehen schützen sich selbst damit vor schweren gesundheitlichen Folgen.

Angehörige sollten vielleicht auch mal darüber nachdenken, dass sie in der Regel NUR 1 Pflegefall versorgen. Ich wäre froh, wenn ich dieselben Bedingungen hätte. Ich versorge 20-30 Patienten in einem 8-12 h Arbeitstag.

Ich würde mir wünschen, dass Angehörige nicht immer nur über das Pflegepersonal schimpfen, sondern sich auch dazu einsetzen, das das System eine gute Pflege zulässt. Schimpfen alleine löst die Probleme nicht.

Jede fünfte Krankenschwester will ihren Beruf aufgeben

Verfasst: 31.08.2006, 12:43
von Herbert Kunst
Die Pressemitteilung der BGW vom 16.8.2006 ergänzt die Darstellungen eindrucksvoll:

Schmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit: Jede fünfte Krankenschwester will ihren Beruf aufgeben - BGW: Arbeitsalltag für Pflegekräfte ist körperlich und psychisch stark belastend
Der Arbeitsalltag für Pflegekräfte ist körperlich und psychisch sehr belastend.


Krankenschwestern und -pfleger gehören zu den gesundheitlich am stärksten belasteten Angestellten; sie leiden unter Schmerzen und psychischen Beschwerden. Jede fünfte Pflegekraft spielt mit dem Gedanken, den Beruf aufzugeben. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) warnt vor steigenden Krankenständen und Fluktuation.

Die Arbeitssituation in Krankenhäusern hat sich dramatisch verändert: Viele Stellen sind weggefallen, dafür haben Arbeitstempo, Leistungsdruck und die Sorge um den Arbeitsplatz deutlich zugenommen. „Dies macht sich bemerkbar in steigenden Zahlen körperlicher Erkrankungen, psychischer Störungen und psychosomatischer Beschwerden“, erklärt Pflege-Expertin Claudia Stiller-Harms von der BGW. Die Berufsgenossenschaft als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für Gesundheitsberufe hat mehr als 1.300 Krankenschwestern und -pfleger nach beruflichen Belastungen und ihrer Arbeitszufriedenheit befragt.
Stationäre Krankenpflege ist eine körperlich stark beanspruchende Tätigkeit. Patienten müssen angehoben, umgelagert, mobilisiert oder gestützt werden – auf einer Intensivstation machen dies sieben von zehn Pflegenden mehr als zehn Mal täglich. „Dies führt häufiger als in anderen Berufen oder in der Allgemeinbevölkerung zu Kreuzschmerzen“, erläutert die BGW-Expertin. „Beinahe drei Viertel der Pflegekräfte klagen über Rückenprobleme, jede Dritte hat regelmäßig starke Schmerzen.“
Zu den körperlichen Beanspruchungen kommen häufig psychische Belastungen, die auf den stressigen Arbeitsalltag zurückzuführen sind. Vier von fünf Befragten stehen oft unter Zeitdruck, 60 Prozent können Pausen nur selten einhalten. Die Folge: Beinahe jede dritte Pflegekraft fühlt sich von ihrem Job ausgelaugt, jede fünfte ist schon vor der Arbeit müde und erschöpft. Fast die Hälfte denkt manchmal daran, den Beruf aufzugeben, bei jeder fünften ist dieser Wunsch sogar stark ausgeprägt.
„Die Zahlen zeigen“, so Claudia Stiller-Harms von der BGW, „dass der Strukturwandel in den Krankenhäusern zu Lasten der Krankenschwestern und -pfleger geht.“ Die BGW bietet Kliniken eine Reihe von Maßnahmen an, um hohe Ausfallzeiten von Pflegekräften zu reduzieren und häufigen Arbeitsplatzwechsel zu verringern. Dazu zählen Projekte, mit denen betriebliche Strukturen und Abläufe im Pflegealltag optimiert werden können, sowie Weiterbildungsangebote zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Claudia Stiller-Harms: „Gesundheitsförderung der Mitarbeiter ist eine Investition, die sich rechnet. Gesunde, motivierte Beschäftigte leisten mehr und tragen entscheidend zur Patientenzufriedenheit bei – ein erheblicher Wettbewerbsvorteil.“

Fundstelle:
http://www.bgw-online.de/internet/porta ... ester.html

Verfasst: 05.09.2006, 14:36
von didado
hi ihr !

Das viele Pflegekräfte den Job nicht mehr machen können ist völlig klar, denn die Arbeitsbelastung pro Arbeitskraft wurde längst auf das Mass "zermürben" gesetzt.
Das bedeutet letztendlich "verbrennen von Frischfleisch".

Ich würde diesen Beruf nicht erlernen wollen, es sei denn, ich könnte hinterher mich mit meiner Ausbildung sofort weiterbilden, um dann nur "administrativ" tätig zu werden.

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didado

Pflege-Rahmenbedingungen verbessern

Verfasst: 06.09.2006, 06:15
von Herbert Kunst
didado hat geschrieben: .... Das viele Pflegekräfte den Job nicht mehr machen können ist völlig klar, denn die Arbeitsbelastung pro Arbeitskraft wurde längst auf das Mass "zermürben" gesetzt..... Ich würde diesen Beruf nicht erlernen wollen, es sei denn, ich könnte hinterher mich mit meiner Ausbildung sofort weiterbilden, um dann nur "administrativ" tätig zu werden. .....
Hallo,
für Resignation sollte kein Raum sein. Wir sollten eigentlich feststellen, dass die Tätigkeit am Nächsten eine wichtige und befriedigende Aufgabe ist (sein kann). Wir müssen daher alles daran setzen, die Rahmenbedingungen in der Pflege soweit zu verbessern, dass man uneingeschränkt gerne auf diesem Gebiet arbeiten kann und will. Es gibt genügend Vorschläge, wie die Verbesserungen aussehen können - die Politik muss sie nur aufgreifen.
Gruß
Herbert Kunst

Verfasst: 06.09.2006, 14:34
von didado
Hi Herbert Kunst !

Jedes Alten- und Pflegeheim, jedes Krankenhaus, und jede Uni-Klinik hatte in der Vergangenheit Zeit ohne Ende die Bürokratie im eignen Hause massiv abzubauen.
Die Hausaufgaben sind hier nicht gemacht worden.
Dafür braucht man keine Politik.

Wäre der Abbau der Bürokratie erfolgt, und die freigewordenen Kapazitäten hätte man mittels Widereingliederung, Weiter- und Umschulung, und Änderungsvertrag in die Pflege gebracht, dann gäbe es die Problematik der "Frischfleischverbrennung" und die frustige Pflege gar nicht.

Versagt hat hier nicht die Politik, versagt haben hier das Management des jeweiligen Hauses !

Richtig ist allerdings, dass weitere Kapazitäten brach liegen, weil die Politik ihre Hausaufgaben auch nicht machte und immer noch nicht macht.

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didado

Büroanforderungen sind vielfach sinnvoll!

Verfasst: 07.09.2006, 16:04
von Herbert Kunst
didado hat geschrieben: .... Jedes Alten- und Pflegeheim, jedes Krankenhaus, und jede Uni-Klinik hatte in der Vergangenheit Zeit ohne Ende die Bürokratie im eignen Hause massiv abzubauen. Die Hausaufgaben sind hier nicht gemacht worden. Dafür braucht man keine Politik. ....
Hallo,
ich weiß nicht, woher die Erkenntnisse stammen, ich kann sie jedenfalls so pauschal nicht nachvollziehen.
Die Bürokratieanforderungen stammen nahezu komplett aus Vorschriften des Gesetzgebers und ergänzenden Anforderungen per Verordnungen, Richtlinien usw. Stichwort: Qualitätssicherung. Die Spielräume, Bürokratie zurückzuführen, sind für die Träger sehr eng.
Im Übrigen sind viele kritisierte bürokratische Anforderungen durchaus sinnvoll. Daher soll man nicht nur auf ihre Reduzierung achten. Wenn nämlich solche Anforderungen berechtigt sind, muss auch das Personal entsprechend folgen. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Es wird beim Personal allseits abgeblockt - und sind die Politiker nicht ehrlich.
Gruß
Herbert Kunst

Re: Büroanforderungen sind vielfach sinnvoll!

Verfasst: 07.09.2006, 20:43
von didado
hi Herbert Kunst !

Herbert Kunst hat geschrieben:
"Die Bürokratieanforderungen stammen nahezu komplett aus Vorschriften des Gesetzgebers und ergänzenden Anforderungen per Verordnungen, Richtlinien usw. Stichwort: Qualitätssicherung. Die Spielräume, Bürokratie zurückzuführen, sind für die Träger sehr eng."
Gruß
Herbert Kunst
Die Gestzestexte und Vorschriften lassen sich sehr schön auslegen, und dann steigen die Spielräume um die Bürokratie zurückzuführen.

Was muss wirlich dokumentiert werden ?
- ärztliche Diagnosen und deren Untersuchungsergebnisse
- ärztliche Anweisungen
- pflegerische Anweisungen und das sie ausgeführt worden sind

Wenn ich mir aber die Akten so anschaue, bekomme ich das kalte Grausen, was hier noch so alles dokumentiert wurde.
Hier wird jeder Handgriff notiert, kommentiert, und nochmal abgezeichnet, und nochmal in Rechnung gestellt, und nochmal kontrolliert und noch mal abgezeichnet, usw. usw usw. .
Und das Ganze nochmal doppelt, hält ja bekanntlich besser.

Und wenn ich diese OP-Dokumentationen sehe, - seitenlang nur Material von Hand in den PC eingegeben und peniebel aufgeführt - , grausam .
Es kann doch eh keiner Beweisen, ob das eine Teil benötigt wurde oder nicht.
Und wen interessiert das wirklich ?
Vorschlag:
Eine OP => ein OP-Formular mit dem aufgeführten Material und fertig ist die Rechnung.

Es reicht doch völlig aus, wenn eine art Kostenvoranschlag bei der Aufnahme erstellt wird, und ggf. ergänzt wird.
Das geht bei Kfzs auch.
Dann muss das bei einer stationären Aufnahme ebenfalls möglich sein.
Selbstverständlich können dann noch Ergänzungen aufgenommen werden.
Es gibt so viele Standarts.
Ein Beispiel: die Grundpflege -> das kann als Kostenvoranschlag als Formular zum schnellen abhaken erstellt werden, kurz mit Uhrzeit, Handzeichen, und ggf. mit Datum, und fertig.

Und dann werden da immer noch Körpertemperaturkurven gemalt.
Was soll das ?
Die Körpertemperatur wird als Zahl eingetragen und fertig.

Aber nein, da muss 100% jeder Handgriff zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz genau notiert werden, mit Befinden, und was sonst nicht Alles.

Und sehr viel Bürokratie wird vermieden, wenn überflüssige Untersuchungen erst gar nicht stattfinden.
Ein Fall:
Da wurde eine präfinale Frau untersucht, und sie starb im CT.
Was soll das ?




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didado