Stellenschlüssel für das Heimpersonal

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Cicero
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Mehr geeignetes Personal für die Pflege - dringend!

Beitrag von Cicero » 30.09.2007, 16:17

Tag zusammen,
wir trifften allgemein in eine alternde Gesellschaft hinein. Die Bundesrepublik Deutschland steht wenige Jahre ... vor einer nie dagewesenen Vergreisung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in der Altenpflege viele ältere Mitarbeiter tätig sind und offensichtlich geeigneter Nachwuchs Mangelsware ist.
Ich denke aber, dass insoweit eine Lösung dringlich ist. Denn zunehmende Zahl pflegebedürftiger Menschen erfordert eine personelle Aufrüstung.
MfG
Cicero
Politisch interessierter Pflegefan!
Im Gleichklang: Frieden - Ausgleich - Demokratie - und: "Die Menschenwürde ist unantastbar"!

Pflegefan
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Mehr Personal - Garant für Zuwendung!

Beitrag von Pflegefan » 24.12.2007, 08:06

Wirkliche Hilfen für Pflegebedürftige notwendig!

Mein (Weihnachts)Wunsch ist, dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft endlich erkennen, dass die Grundstrukturen in unserem Pflegesystem unzureichend ausgestaltet sind. Es fehlt vor allem an Personal. Da, wo menschliche Zuwendung notwendig ist, dürfen keine Lücken entstehen.
Die jetzigen Regelungen öffnen der Willkür Tür und Tor. Die Pflegekassen können nach Belieben über die Personalausstattung bestimmten. Die Kassen bestimmen mit ihrem MDK über die Einstufung, über die Ausstattung der Pflegeeinrichtungen mit Personal usw. Unser System ist pflegekassenlastig. Und jetzt wollen diese Kassen auch noch die Herrschaft über die geplanten Pflegestützpunkte.
Die Interessen der pflegebedürftigen Menschen kommen dabei meist nicht vor. Es geht um die Erhaltung eines Systems, Kosten und Profit der Funtkionäre. Menschenwürde wird nur klein geschrieben.
Daher brauchen wir eine vernünftige Reform mit einem neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff. Weniger Macht für die Kassen und mehr Hilfe für die betroffenen Menschen.

Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

Service
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Mangel an Pflegekräften beeinflusst Pflegequalität

Beitrag von Service » 18.01.2008, 16:22

Hierzu hat auch das Deutsche Ärzteblatt am 18.7.2007 berichtet:

Befragung:
Mangel an Pflegekräften beeinflusst Pflegequalität

Berlin - Die Pflegequalität und die Patientensicherheit in deutschen Krankenhäusern ist bedroht. Grund ist, dass die Kliniken Pflegekräfte einsparen. Von 1995 bis 2005 hätten die Krankenhäuser 13,5 Prozent der Pflegekräfte abgebaut, heißt es im „Pflege-Thermometer 2007“, das das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) am Mittwoch in Berlin vorlegte.
...
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=29197


Zum Thema:

Hibbeler, Birgit
Pflegequalität: Der blinde Fleck
Dtsch Arztebl 2007; 104(37): A-2473 / B-2187 / C-2119
POLITIK

Stärkere Kontrollen oder ein Pflege-TÜV verbessern nicht automatisch die Pflegequalität. Wer die Missstände beseitigen will, muss die Rahmenbedingungen verändern.

Die trockenen Lippen sind aufgeplatzt. Die alte Frau atmet langsam und schwer durch den Mund. Aus dem zahnlosen Unterkiefer ragt das Kinn hervor. Seit Tagen hat die 91-Jährige nichts gegessen und kaum etwas getrunken. Nicht weil sie schlecht versorgt wird, sondern weil sie nicht möchte. „Sie will nicht leben, aber kann auch nicht sterben“, sagt Marita Halfen (61), die sie seit Jahren kennt und regelmäßig besucht. Im Nachbarbett liegt eine deutlich jüngere, grauhaarige Dame mit Brille. Sie hat ein Boulevardmagazin in der Hand und schaut herüber. „Schlimm ist das“, sagt sie. Sie spricht vom Zustand ihrer Zimmergenossin. Aber jeder hätte wohl dafür Verständnis, wenn sie sich selbst meinte. Sterben im Doppelzimmer und leben mit einem Sterbenden im Doppelzimmer: Das ist Alltag in Pflegeheimen. ...
(weiter lesen unter)
http://www.aerztestellen.de/v4/archiv/a ... p?id=56899

Meyer, Gabriele; Köpke, Sascha
Pflegequalität: Anerkennung
Dtsch Arztebl 2007; 104(51-52): A-3538 / B-3118 / C-3010
BRIEFE

Wer die Missstände beseitigen will, muss die Rahmenbedingungen verändern (DÄ 37/2007: „Der blinde Fleck“ von Dr. med. Birgit Hibbeler).

Dem Beitrag von Birgit Hibbeler gebührt insofern Anerkennung, da er unterschiedliche Reaktionen auf den MDS-Bericht zur Pflegequalität widerspiegelt: Die einen, die die Veröffentlichung der Prüfberichte und unangekündigte Heimkontrollen fordern. Die anderen, die anmahnen, dass die öffentliche Lawine der Schelte für die Altenpflege vom Eigentlichen ablenke. Nämlich von der grundlegenden Frage, wie viel Geld in die Versorgung eines zunehmend wachsenden Anteils unserer Gesellschaft tatsächlich investiert werden darf und soll. Uns erstaunt jedoch, dass in dem Beitrag unberücksichtigt bleibt, ob der MDS-Bericht denn überhaupt ein Corpus Delicti sein kann, d. h. die Qualität der Pflege tatsächlich angemessen abbildet. ....
(weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=58359

Bettina Olbing
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Interessante Hinweise zum Stellenschlüssel

Beitrag von Bettina Olbing » 22.02.2008, 07:53

Zum Stellenschlüssel gibt es auch interessante Hinweise unter
viewtopic.php?p=32506#32506

B.O.

Sabrina Merck
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Personelle Engpasse haben Folgen

Beitrag von Sabrina Merck » 05.04.2008, 12:15

Text aus Forum:
viewtopic.php?p=33537#33537
PflegeCologne hat geschrieben: .... Mir selbst sind aber auch eine Reihe von Einzelsituationen bekannt, wo es vorschnell zu Sondenernährungen kam, offensichtlich weil die Zeit für die Hilfen zur herkömmlichen Ernährung nicht verfügbar war. Das müssen wir einfach sehen.
Nicht unkontrolliert pauschalieren, aber auch nicht alles schön reden wollen. Der "goldene Mittelweg" wäre vielleicht richtiger! ...
PflegeCologne kann ich nur zustimmen. Ich kenne auch (zurückblickend) zahlreiche Situationen, bei denen sehr schnell die Magensonde als Lösung diskutiert und eingesetzt wurde. Meist sind die personellen Verhältnisse der Grund. Wer hat denn wirklich ausreichend Zeit, um sich mit einigen demenziell erkrankten Menschen zu intensiv zu befassen, dass sie bei Schwierigkeiten ihre Nahrung auf herkömmlicher Weise einnehmen können??? Ganz schnell gibt es Gründe, die medizinisch zu belegen, dass die Sonde das Mittel der Wahl ist. Das sind die Fakten.
Verantwortlich sind die Politiker und Funkionäre (der Kassen), die die Pflegeeinrichtungen zu knapp mit Personalstellen ausstatten. Der Kostenfaktor ist entscheidend, die Menschenwürde bleibt auf der Strecke!

MfG
Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Herbert Kunst
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Mehr Personal für die Pflege !

Beitrag von Herbert Kunst » 24.05.2008, 09:20

Die Ärzteschaft hat in ihren Beschlüssen beim Ärztetag durchaus vernünftige Forderungen erhoben. Denn die Ärzteschaft fordert ein höheres Budget für das Personal in Heimen. Eine solche Personalaufstockung soll den dementiell erkrankten Menschen zugute kommen!

Einzelheiten dazu teilte jetzt CAREkonkret - http://www.vincentz.net/ - mit: Neben den stationären Einrichtungen seien ambu­lante Pflege, teilstationäre Angebote und betreute Wohngruppen stärker zu fördern und wohnortnah auszubauen, haben die Delegierten des Ärztetages gefordert.

"Die derzeitige Finanzierung stationärer Pflege­einrichtungen ermöglicht nur ein ‚satt, still, sauber’", hätte das Statement der Delegierten gelautet.
Daher sei eine Aufstockung der Finanzmittel im Pflegebereich die Grundbedingung für eine würdige und umfassende Versorgung im Alter. "Eine würdige und moderne pflegerische Versorgung im Heim wird sich nur durch eine Aufstockung der derzeitigen Personalbudgets um rund 30 Prozent realisieren lassen", sagt Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Kammer.

CAREkinkret weiter:
Darüber hinaus setzt sich die Bundesärztekammer für eine bessere finanzielle Unterstützung der Angehörigen alter und demenzkranker Menschen ein. Denn sie lehnt die "polnische Lösung", bei der ausländische Frauen als Pflegekräfte eingestellt werden, entschieden ab. Stattdessen fordert die Vizepräsidentin: "Die Kosten für die Betreuung von Kindern, Kranken und alten Angehörigen in ihrer häuslichen Umgebung sollten zukünftig voll steuerlich absetzbar sein." Politik und Krankenkassen forderte der Ärztetag auf, „endlich die im Gesetz garantierte Rehabilitation geriatrischer Patienten bundesweit sicherzustellen“. Zugleich lehnten die Ärztevertreter die Ermächtigung von so genannten Heimärzten ab. Stattdessen sollten in stationären Pflegeeinrichtungen Kooperationen mit besonders qualifizierten Vertragsärzten beschlossen werden. ....

Ich gehe davon aus, dass die Zeitschrift CAREkonkret in ihrer nächsten Ausgabe ergänzend berichten wird.
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

WernerSchell
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Personalbudgets aufstocken!

Beitrag von WernerSchell » 26.05.2008, 15:11

Die Situation pflegebedürftiger Menschen in der BRD am Beispiel Demenz
Referate auf dem 111. Deutschen Ärztetag 2008 in Ulm
viewtopic.php?p=34633#34633

Gefordert wird u.a. „eine Aufstockung der derzeitigen Personalbudgets um rund 30%.“ Damit geht die Ärzteschaft über die eigenen Forderungen, die bei rund 20% Stellenaufstockung liegen, deutlich hinaus! - Siehe dazu im Forum:
viewtopic.php?t=3917&highlight=stellenschl%FCssel
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Rita Reinartz
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Personalbudgets kräftig aufstocken!

Beitrag von Rita Reinartz » 31.05.2008, 08:14

WernerSchell hat geschrieben:... Gefordert wird u.a. „eine Aufstockung der derzeitigen Personalbudgets um rund 30%.“ Damit geht die Ärzteschaft über die eigenen Forderungen, die bei rund 20% Stellenaufstockung liegen, deutlich hinaus! - Siehe dazu im Forum:
viewtopic.php?t=3917&highlight=stellenschl%FCssel
Gut so. Das ist der richtige Weg. Alles andere, außerhalb von Personalverstärkungen, ist eine Art Kurpfuscherei. Man muss einfach das wirkliche Problem erkennen und dann handeln. Zu mehr Personal gibt es keine Alternative, auch wenn es teurer wird.

Rita

Sabrina Merck
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Beitrag von Sabrina Merck » 26.12.2009, 10:43

Es wird ímmer wieder nach dem Stellenschlüssel in der stationären Pflege gefragt. Diese Stellenschlüssel sind einmal völlig unzureichend un im Übrigen regional sehr unterschiedlich. Für Baden-Württemberg gibt es z.B. folgende Anhaltszahlen:

- Verhältnis Pflege- und Betreuungskräfte, davon mindestens die Hälfte Pflegefachkräfte, zu pflegebedürftigen Bewohnen
Pflegestufe I: 1:3,96 bis 1:3,13
Pflegestufe II: 1:2,83 bis 1:2,23
Pflegestufe III: 1:2,08 bis 1:1,65

- Für die Betreuung von schwer Demenzkranken gilt folgender Schlüssel:
Pflegestufe I: 1:2,38
Pflegestufe II: 1:1,70
Pflegestufe III: 1:1,25

- Für Hauswirtschaft und Technik gilt ein Personalrichtwert von bis zu 1:5,9 unabhängig von den Pflegestufen.
- Für Leitung und Verwaltung gilt ein Personalrichtwert von bis zu 1:30 unabhängig von den Pflegestufen.

Es wird darum gehen müssen, bei der nächsten Pflegereform einheitliche Personalbemessungssysteme durchzusetzen. Forderung: Deutliche mehr Pflegekräfte müssen verfügbar gemacht werden.

Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Beitrag von johannes » 31.12.2009, 11:53

Der Personalschlüssel wird in seiner Tragweite erst dann bedeutend, wenn die Relation zum Pflegebedarf hergestellt wird.

Die von Frau Merck genannten Personalschlüssel stehen in der praktichen Relation so da:

1:3,13 bedeutet 80 min./Tag pro Pflegebedürftigem in der Stufe 1
1:2,23 bedeutet 112 min./Tag pro Pflegebedürftigem in der Stufe 2, das sind 93,33 % dessen, was erforderlich ist, damit der Pflegebedürftige in die Pflegestufe 2 darf.
1: 1,65 bedeutet 152 min./Tag pro Pflegebedürftigem in der Stufe 3, das sind 63,33 % dessen, was erforderlich ist, damit der Pflegebedürftige in die Pflegestufe 3 darf.

Wer die Richtlinien kennt weiß, daß vom Gesetzt SGB XI § 28,4 verlangt wird eine aktivierende Pflege, in der der Pflegebedürftige seine Selbständigkeit erhalten soll und ggf. verlorene Fähigkeiten zurückgewonnen werden sollen.
Ein Mensch funktioniert nicht - er lebt!

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