Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Antworten
Barny
Newbie
Beiträge: 18
Registriert: 21.11.2004, 13:40

Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Beitrag von Barny » 26.01.2005, 23:12

Hallo liebe Forumsmitglieder,

manchmal frage ich mich wie ich das nur alles schaffe. Ich arbeite 10 Stunden am Tag in einem stat. Pflegeheim als ex. Altenpfleger. Wir haben 38 BewohnerInnen mit den unterschiedlichsten Pflegestufen und teils sehr dementen Bewohnern. Z.Zt. befindet sich das Haus in der Zertifizierungsphase und da sind alle sehr empfindlich und nervös. Wir sind 5 Pflegekräfte im FD, davon 2 Schüler, manchmal ein FSJ Mädchen eine Hartz IV Frau eine Stationshilfe für die Essenzubereitung 2 Examinierte PK, so sieht es oft aus wenn wir gut besetzt sind. Das heist das jede Pflegekraft, außer der Stationshilfe 7 Heimbewohner zu versorgren hat. Die Pflegefachkräfte müssen aber zusätzlich alle administrativen Tätigkeiten erledigen, Mitarbeiter anleiten kontrollen durchführen, ob die Lagerungs und Trinkpläne alle ordendlich ausgefühlt worden sind, ob alle Stuhlgänge ordendlich aufgezeichnet worden sind. Man weiß manchmal gar nicht mehr ob man männlein oder weiblein ist. Wir haben als einzige Station keine Stellvertretende Wohnbereichsleitung, unser WBL ist in Mutterschutz. es gibt also keinen der sagt wo es lang geht. Von der PDL werden wir allein gelassen, nur wenn es probleme gibt, z.B es wird vergessen Das jemand längere Zeit keinen Stuhlgang eingetragen hat, gibt es Abmahnungen. Und so ist auf unserer Station sehr viel Unzufriedenheit zu spüren und zu sehen. Ich für meine Person bekomme durch meine unterschiedliche Arbeitszeit, weder mit das einiges nicht so läuft wie es laufen sollte, weil ich bei den Übergaben nicht dabei bin, weil ich bedingt durch meine 10 Stündige Arbeitszeit Pausen einhalten muß. Und meine Kolleginnen die auch noch nicht lange da sind es nicht geregelt bekommen bestimmte Verhaltensregeln durchzusetzen.

Vielleicht habt ihr einige Tipps und Hinweise , die einen das leben leichter machen

viele Grüße
Barny

Gast

Heimpflege - vieles liegt im Argen - wer hilft?

Beitrag von Gast » 27.01.2005, 11:23

Hi Barnny,
Deine Situationsbeschreibung ähnelt dem, was wir alle kennen. Zu wenig Personal für zu viele schwerst Pflegebedürftigte. Für Zuwendung null Zeit, gute Pflegeleistungen kaum realisierbar, man kämpft an vielen "Fronten", vergeblich, um zufrieden nach Hause gehen zu gehen. Zahlreiche Altenpflegekräfte haben schon resigniert oder haben gar den Beruf aufgegeben. Patentrezepte gibt es wohl nicht. Aber wir brauchen auf jeden Fall mehr Personal, Entlastung usw. Der Druck ist einfach zu groß. Die Folgen - Pflegemängel noch und noch. Darüber wird ja zunehmend (!!) berichtet. Offensichtlich nehmen die Unzulänglichkeiten zu. In manchen Heimen, natürlich nicht in allen, herrscht Unmenschlichkeit vor. Offensichtlich kann man gute Pflege organisieren - aber wer kümmert sich wirkungsvoll um die Heime, die nich aus eigenener Kraft oder Desinteresse alles laufen lassen? Die Heimaufsicht oder MDK? Nein, die schaffens wohl auch nicht (Bürokraten, tauchen auf und wieder ab). Ich bin auch ratlos!
In einen guten Tag wünscht allen
Hildegard Meyer-Schulte

Gast

Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Beitrag von Gast » 27.01.2005, 18:07

Barny,

zu Deinen nachvollziehbaren Hinweisen über Eure Arbeitsplatzsituation könnte man viel anmerken; es sind eigentlich die üblichen Belastungen, die die Pflegenden niedermachen.

Was kann man machen, konkret:
Arbeitnehmervertretung vor Ort muss sich der Themen annehmen und das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen.
Mitarbeiter, die konkret unverantwortlich zu arbeiten haben, müssen sich mittels Überlastungsanzeige bei der Pflegedienstleitung melden, schriftlich. Die Missstände müssen beschrieben und die notwendigen Folgerungen benannt werden.
Wenn jeman den Mut aufbringt und vielleicht Konsequenzen nicht fürchtet: Heimaufsicht und MDK informieren, unangemeldete Besichtigungen einfordern. Gedacht kann auch an anonyme Mitteilungen dieser Art (vielleicht auch in Richtung Presse oder Politiker).

Soweit mein Beitrag. Alles Gute!
Irma

R.Koe
Newbie
Beiträge: 37
Registriert: 29.09.2003, 14:28

Re: Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Beitrag von R.Koe » 28.01.2005, 04:18

HAllo Barny, hallo Irna ,

erst einmal sehe ich den Vorschlag von Irna etwas bedenklich, wenn etwas durchsickern sollte bist du mit Sicherheit deinen Job los.
Die Situation die du geschildert hast ist mir persönlich gut bekannt und glaube mir mit dieser Besetzung seit ihr noch gut,
Es gibt in der Altenpflege in der Tat eine Menge probleme die unbedingt gelöst werden müssen. Aber wie du sich aus diesen Forum kennst hät man sich dran fest wie schlecht doch Pflegeheime sind .
Ich möchte zu deinen Beitrag ein paar Zeilen schreiben:
Als die Pflegeversicherung eingeführt wurde gab es in der Tat in manchen Heimen eine gute Stellenbesetzung.
Aber dann kam der Gesetzgeber auf die Idee einen Passus zu schaffen indem die Stellen den Pflegestufen angespasst werden sollen. Wie du sicher weisst hat man vorher das Teilzeit- und Befristungsgesetz geändert. Nun die Frage wie soll ich meinen Stellenschlüssel anpassen und gleichzeitig bei Engpässen ausfälle ersetzen.So gesagt wurde es getan , es blieben von sechs Mitarbeitern im Frühdienst noch vier Übrig, der Rest sind ABM-Stellen und Harz IV Mitarbeiter die ja keine Stellen besetzen sollen.
In diesem Forum melden sích unter andern viele Ilusionisten und Laien zu Wort die immer wieder von den aktuellen NAchrichten aufgeschreckt werden, es gibt dabei gute Vorschläge und Vorschläge díe sich nur schwer realisieren lassen und dennoch sollten sich die Mitarbeiter aus den Pflegeheimen in eine Interessensgemeinschaft zusammenschließen und gemeinsam versuchen etwas am System zu ändern.
Ich hatte mal einen kurzen Beitrag über alte Menschen in Krankenhäuser ins Forum gegeben, es war erstaunlich wie uninterssant die Leute diese fanden. Dabei werden dort die meisten alten Menschen per Infusion zur Flüssigkeitsaufnahme bewegt, wer es eben auch dort an Personalknappheit scheitert- es war aber kein Heim.
Mam merkt auch das der Mark es zulässt, das die Mitarbeiter mehr druck aushalten müssen, wenn es nicht gefällt der kann doch gehen ( nur wohin ist die Frage). Ich würde es auch gerne wissen wohin die Altenheime steuern soll, da gibt es ein Heimgesetz wo 100 Bewohner über eine öffentliche Telefonzelle erreichbar sein sollen, das heißt die Menschen müssen alle iM erdgeschoss untergebracht sein auch dann wäre es nur schwer realisierbar.
Ich weiss das ích Dir mit eine Zeilen nicht weiter helfen konnte, aber immerhin bist du nicht alleine mit deinen Problemen.

Mit freundlichen Grüßen

R.Koe

Gast

Re: Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Beitrag von Gast » 28.01.2005, 20:25

Hallo Barny
Auch ich muss Dir sagen, das ihr noch ganz gut"bedient"seid.
Aber ich sage auch,das Pflgekräfte sich viel mehr gegen Mißstände in der Personalpolitik in Pflegeheimen wehren müssen. Sie müssen nun mal die Überlastungsanzeigen an ihre PDL und an die Geschäftsleitung weiter geben mit allen Konsequenzen die sie dadurch erwartet. Wenn es dann zu Kündigungen kommt weil sich die Geschäftsleitung auf den Schlips getreten fühlt dann muß das eben über das Arbeitsgericht geklärt werden. Nur wenn viele solcher Gerichtsverfahren endlich an die Öffentlichkeit kommen wird sich vieleicht etwas ändern. Doch nichts desto Trotz ich bin der Meinung das es die meisten Mißstände mit mehr Personal nicht geben würde. Berufsverbände, Gewerkschaften usw. müßten sich viel mehr um solche Sachen kümmen. Was nutzen uns die großen Expertenstandards oder Pflegetheorien wenn sie durch viel zu wenig Personal nicht umsetzbar sind? Wie lange dauert denn schon die Entbürokratisierung in der Pflege? Es ist ein Hohn wie lange man für so wichtige Entwicklungen braucht. Auch daran sieht man welchen Stellenwert die alten Menschen in unserer Gesellschaft haben.
Aber ich gehe deshalb trotzdem jeden Tag ins Pflegeheim um meine Arbeit so gut wie es nur gut zu verrichten. Doch ich wehre mich!!!

MFG Anne

Gast

Altenpflege im Heim: Der normale Wahnsinn

Beitrag von Gast » 29.01.2005, 11:13

Siehe auch die Texte unter
http://www.wernerschell.de/cgi-bin/foru ... ;start=0#2
in diesem Forum. Es ergibt sich daraus - und weiteren Beiträgen im Forum - eindeutig, wie desolat die Sitatuationen in vielen Heimen sind.

MfG Dirk

Antworten