Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Gaby Modig
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Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Beitrag von Gaby Modig » 19.02.2014, 14:21

Die Medien berichten lebhaft:

Sturz einer 91-jährigen Heimbewohnerin - War die Pflegerin betrunken?
Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?
In alkoholisiertem Zustand soll die Pflegerin eines Altenheims in Wuppertal am Samstag (15.02.14) den Tod einer 91-Jährigen verschuldet haben. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag wdr.de bestätigte, war die Pflegerin beim Versuch, der Frau aus dem Bett zu helfen mit ihr gestürzt. Die Bewohnerin erlitt Knochenbrüche und verstarb später im Krankenhaus. Die Obduktion ergab, dass der Tod eine Folge der Brüche war. Auf Verdacht der Pflegeleitung wurde bei der Angestellten ein Bluttest gemacht, der einen Alkoholgehalt von 2,6 Promille ergab. Die Pflegerin wurde suspendiert und darf das Pflegeheim bis auf Weiteres nicht betreten.
Quelle (Stand 17.02.2014):
http://www1.wdr.de/themen/infokompakt/n ... 25372.html
http://www1.wdr.de/themen/panorama/pfle ... al100.html

Weitere Berichte:
91-Jährige stirbt nach Sturz: War die Pflegerin betrunken?
Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/91-jaehrige ... -1.4044381
Betrunkene Pflegerin lässt 91-Jährige fallen – tot
… Pflegerin wurde suspendiert und entlassen
Der Wuppertaler Sozialdezernent Stefan Kühn sprach von einem "schrecklichen Vorfall". Man habe der 49-Jährigen fristlos gekündigt. Zuvor sei sie suspendiert worden und habe Hausverbot erhalten.
Kühn bestätigte, dass es schon früher Hinweise auf einen Alkoholmissbrauch der Frau gegeben habe. Eine Einschränkung ihrer Arbeitsfähigkeit sei aber trotz engmaschiger Kontrollen nicht festgestellt worden.
Quelle: http://www.welt.de/regionales/duesseldo ... n-tot.html
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

PflegeCologne
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Re: Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Beitrag von PflegeCologne » 19.02.2014, 15:17

Gaby Modig hat geschrieben: Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem? ...
Hallo Gaby, danke für die Texteinstellung. Ich hatte einen kleinen Hinweis heute schon in der Tageszeitung gelesen.
Nun bin ich umfänglicher informiert.
Ich gehe davon aus, dass die zuständige Heimaufsicht den Vorgängen bereits nachgeht und der Öffentlichkeit erklärt.
Zum Thema Pflegemängel gibt es bereits eine gute Infoschrift, die den Umgang mit solchen Ereignissen näher erläutert.
Ich bin gespannt, ob und wie sich alles aufklärt.
Lb. Grüße
Pflege Cologne

100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen
viewtopic.php?f=5&t=15865
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Beitrag von WernerSchell » 19.02.2014, 15:33

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


19.02.2014

An das Städtische Altenpflegeheim in Wuppertal Cronenberg
An die Heimaufsicht der Stadt Wuppertal


Sehr geehrte Damen und Herren,

in der o.a. Angelegenheit gibt es im hiesigen Forum eine Texteinstellung -> viewtopic.php?f=3&t=20245
Gestern gab es bereits Anrufe der Medien. Eine abschließende Bewertung der Vorgänge ist von hier aus natürlich nicht möglich, so dass zunächst einmal die Berichte der Print- und TV-Medien für sich stehen.
Allerdings deutet die beschriebene Alkoholproblematik der genannten Pflegekraft darauf hin, dass es sich möglicherweise um eine Alkoholabhängigkeit handeln kann und dann ggf. auch ein Versagen der Führungskräfte nicht auszuschließen ist.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist seit Jahren sehr vorsichtig bei der Beschreibung und Beurteilung von Pflegemängeln und sieht nicht selten klare Verantwortlichkeiten auf der Führungsebene. Andererseits ist der Gesetzgeber für die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen in der Verantwortung.
Es wäre hilfreich, wenn es seitens der Einrichtung bzw. der Heimaufsicht eine Beurteilung der Situationen geben könnte. Die jetzigen Berichte geben allein wieder einmal all denen Recht, die sich für eine Abschaffung der Heime stark machen.
Im Übrigen gibt es hier am 13.05.2014 einen großen Pflegetreff u.a. mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, -> viewtopic.php?f=7&t=19125
Es ist nicht auszuschließen, dass bei dieser Veranstaltung (siehe die angefügten Hinweise) auf aktuelle Mängelberichte, auch auf den Wuppertal Fall, Bezug genommen wird.
Ein klärendes Statement Ihrerseits erscheint auch deshalb geboten, weil sich die Frage stellt, ob und wie die städtische Heimaufsicht gegenüber einem städtischen Pflegeheim funktioniert. Es wird ja bekanntlich auch die Auffassung vertreten, dass die Heimaufsichten zur Vermeidung von Interessenkonflikten eigentlich in die staatliche Organisation gehören (ähnlich wie dies in Hessen geregelt ist = Zuständigkeit der Bezirksregierungen).

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7

+++
Ankündigungen / Einladungen:
20. Pflegetreff am 13.05.2014, 17.00 - 19.00 Uhr, in Neuss-Erfttal
Themen: Aktuelle Pflegepolitik - Pflegenotstand. - Der Bundesgesundheitsminister, Hermann Gröhe, wird Gast beim Pflegetreff sein. Im Übrigen gibt es ein Podium mit hochkarätigen Referenten.
Es wird beim Pflegetreff vorrangig darum gehen darzustellen, dass die Pflege-Rahmbedingungen in unzureichender Weise die personelle Ausstattung der Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen mit Pflege(fach)personal regeln und politisches Handeln insoweit dringend geboten ist. - Näheres unter -> viewtopic.php?t=19125
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Sturz im Heim: Jetzt ermittelt der Staatsanwalt

Beitrag von WernerSchell » 20.02.2014, 08:26

Brief vom 20.02.2014 an die Staatsanwaltschaft Wuppertal:

Zu:
Bewohnerin (91) stirbt nach Sturz im Heim: Jetzt ermittelt der Staatsanwalt
Von Andreas Spiegelhauer
Pflegerin (49) soll betrunken im Dienst gewesen sein. Die Stadt kündigt die fristlose Kündigung an.
Quelle: http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppe ... -1.1557330 *)

Sehr geehrte Damen und Herren,
in der Angelegenheit gibt es hier im Forum Beiträge: viewtopic.php?f=3&t=20245
Daraus ergibt sich, dass sich Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk eingeschaltet und Träger bzw. Heimaufsicht um Stellungnahme gebeten hat.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie über die weitere Recherchen und das Ergebnis informieren könnten. Danke im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
https://www.facebook.com/werner.schell.7

*) Die Redaktion von wz-Newsline wurde am 20.02.2014 über die hiesigen Texteinstellungen informiert!
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Rauel Kombüchen
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Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Beitrag von Rauel Kombüchen » 21.02.2014, 14:46

Dank an Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, dass hier nachgehakt und u.a. die Frage nach den Verantwortlichkeiten der Vorgesetzten gestellt wurde.
Es kann doch ernstlich nicht sein, dass eine mutmaßlich alkoholkranke Pflegekraft anscheinend ohne exakte Instruktionnen und gehörige Aufsicht
einfach so tätig sein konnte. Der Arbeitgeber, Heimträger, hatte auch eine Fürsorgepflicht für die Mitarbeiterin. Dann ging es um den Schutz für die
HeimbewohnerInnen.
Da stellen sich einige Fragen, die zu beantworten sind. Die Pflegerin suspendieren und Hausverbot erteilen, löst möglicherweise schwerwiegendere
Unzulänglichkeiten in der Führungsetage (noch) nicht auf. Bin gespannt, ob und welche Antworten es gibt. Ich denke, dass die Öffentlichkeit einen
Anspruch darauf hat, in jeder Hinsicht umfassend informiert zu werden.
Rauel Kombüchen
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Todessturz im Altenheim: Pflegerin mit Alkoholproblem?

Beitrag von PflegeCologne » 22.02.2014, 09:34

Der Wuppertal Fall - Todessturz im Altenheim - hat in unserem Team vielfältige Diskussionen ausgelöst.
In der Tat scheinen hier Fragen der Aufsichtspflicht über das angestellte Personal eine Rolle zu spielen.
Denn anscheinend wurde hier eine alkoholkranke Pflegekraft nicht gehörig überwacht. Ihr hätte bei der
Bewältigung der Krankheit auch Hilfe durch die Arbeitgeberseite angeboten werden müssen. Ist das geschehen?
Also Fragen über Fragen ...
Dass das Verhalten der Pflegekraft natürlich nicht zu billigen ist, versteht sich und muss nicht ausführlicher
begründet werden.

Pflege Cologne
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Tödlicher Sturz im Altenheim: Haft für Pflegerin

Beitrag von WernerSchell » 13.11.2015, 07:20

Bericht der Westdeutschen Zeitung vom 12.11.2015:

Tödlicher Sturz im Altenheim: Haft für Pflegerin
Von Katharina Rüth
50-Jährige war betrunken mit Seniorin (90) gefallen. Vorgesetzte muss Geldstrafe zahlen.
Wuppertal. Zu anderthalb Jahren Haft ohne Bewährung hat das Amtsgericht gestern die Pflegerin (50) verurteilt, die nach Überzeugung des Gerichts schuld an einem Sturz mit tödlichen Folgen für eine Heimbewohnerin war. Das Gericht gab auch der Pflegedienstleiterin (46) eine Mitschuld, die von den Alkoholproblemen der 50-Jährigen gewusst habe. Sie muss eine Geldstrafe von 6300 Euro (90 Tagessätze) zahlen.
... (weiter lesen unter) ... http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppe ... -1.2058190
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Obhutspflichten / Verkehrssicherungspflichten im Heim

Beitrag von WernerSchell » 20.11.2015, 08:07

Am 20.11.2015 bei Facebook gepostet:
Obhutspflichten / Verkehrssicherungspflichten im Heim - Qualität ohne gute Pflegepersonalausstattung? Geht nicht! > viewtopic.php?f=2&t=21275 - Die Unsicherheiten im Umgang mit sturzgefährdeten HeimbewohnerInnen sind weit verbreitet. Da können auch "entlastende" Gerichtsentscheidungen wenig helfen. Pflegekräfte sind gut beraten, wenn sie ihr Handeln ordentlich dokumentieren. > viewtopic.php?f=3&t=20323&hilit=Oberschenkelhalsbruch - "Der Sturz - Im Spannungsfeld zwischen Haftungsrecht und pflegerischen Handlungsmöglichkeiten" - Buchtipp dazu > viewtopic.php?f=2&t=21337
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