Weniger Pflegepersonal als bisher angenommen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Weniger Pflegepersonal als bisher angenommen

Beitrag von Service » 27.01.2012, 07:53

Aktuelle Studie: Weniger Pflegepersonal als bisher angenommen

Berlin, 18.01.2012 - Es gibt in Deutschland deutlich weniger Pflegepersonal als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die am 18.01.2012 in Berlin vom Deutschen Pflegerat vorgestellt wurde. Während die Gesundheitspersonalrechnung des Statistischen Bundesamtes für 2009 insgesamt ca. 1,5 Mio. Beschäftigte in Pflegeberufen ausweist, kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die tatsächliche Zahl lediglich bei ca. 1,2 Mio. lag.
Die Angaben der Gesundheitspersonalrechnung basieren zu einem wesentlichen Teil auf der Hochrechnung von Daten des Mikrozensus, einer 1 %-Haushaltsstichprobe. Dieses Vorgehen sei zu ungenau und führe offenbar zu einer Überschätzung des tatsächlichen Personalbestandes insgesamt um ca. 25 %, so der Autor der Studie, Professor Michael Simon von der Fachhochschule Hannover. Bei der Zahl der dreijährig ausgebildeten Pflegefachkräfte liege das Statistische Bundesamt sogar um fast 50 % über dem tatsächlichen Wert. In seiner Studie hat Simon die Daten amtlicher Teilstatistiken analysiert, die deutlich zuverlässigere Angaben enthalten, da sie auf Vollerhebungen aller Einrichtungen basieren.

Die Analyse der Daten amtlicher Statistiken ergab zudem, dass es 1999-2009 zwar einen Beschäftigungszuwachs in der Pflege gab, dieser aber vor allem auf eine starke Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen ist. Während die Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen um ca. 200.000 oder 23 % stieg, nahm die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 210.000 oder 60 % zu. Mittlerweile sind mehr als 50 % aller Pflegekräfte nur teilzeitbeschäftigt.

Der starke Anstieg der Teilzeitbeschäftigung in der Pflege ist laut Studie nicht primär auf familiäre Gründe der Pflegekräfte zurückzuführen. Hauptgrund sei vielmehr, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen frei werdende Stellen in den letzten Jahren zunehmend nur noch als Teilzeitstellen ausschreiben. So kann Personal flexibler eingesetzt und können Personalkosten gespart werden. Zudem führt die gestiegene Arbeitsbelastung in Krankenhäusern offenbar dazu, dass zunehmend mehr Pflegekräfte ihre Arbeitszeit aus gesundheitlichen Gründen reduzieren.

Die Studie „Beschäftigte und Beschäftigungsstrukturen in Pflegeberufen – Eine Analyse der Jahre 1999 bis 2009“ steht zum Download bereit unter http://www.deutscher-pflegerat.de (Rubrik: Aktuelles) oder unten anliegend.

Anhänge:

DPR_Prof. Simon_Beschäftigte und Beschäftigungsstrukturen in Pflegeberufen_Eine Analyse der Jahre 1999 - 2009_120118.pdf
( 2632.42 KB )
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... 120118.pdf
Presseinformation_Aktuelle Studie_Weniger Pflegepersonal als bisher angenommen_120118.pdf
( 27.3 KB )
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... 120118.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 18.01.2012
http://www.deutscher-pflegerat.de/dpr.n ... 6C003DEB66

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Pflege immer mehr unter Druck

Beitrag von Taube » 28.01.2012, 09:07

Die kritischen Ausführungen des Deutschen Pflegerates bestätigen eigentlich das, wass die "Betroffenen" vor Ort jeden Tag aufs Neue erleben. Es gibt zu wenig Pflegekräfte und der Druck steigt. Es wird leider seit Jahren (Jahrzehnten) eine Politik gefördert, die auf immer weniger Pflegekräfte mit noch mehr Arbeitsbelastung setzt. Offensichtlich haben alle Verantwortlichen erkannt, dass sich Pflegekräfte kaum zur Wehr setzen und die Verbände schwach oder überhaupt nicht agieren.
Siehe auch viewtopic.php?p=64188#64188

Taube
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Personalnot durch Zahlen belegt - erneut!

Beitrag von Gaby Modig » 29.01.2012, 08:19

Dass es zu wenig Pflegekräfte in den Einrichtungen, Krankenhäusern und Heimen, gibt, ist doch eigentlich für jeden gutwilligen Beobachter eine Tatsache. Selbst die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat von der sog. Minutenpflege gesprochen. Diese Pflege ist ja nichts anderes als rationierte pflegerische Verrichtungen, ausgerichtet an Zeitwerten. Man könnte auch sagen: Pflege mit Stoppuhr. Die wirklichen Bedürfnisse der zu versorgenden Menschen bleiben weit dahinter zurück.
Diese pflegerische Notstandslage besteht seit vielen Jahren und hat sich in jüngster Zeit weiter verschärft. Dies mit Zahlenmaterial zu untermauern ist gut und richtig. Allerdings dürfen die Folgerungen nicht ausbleiben.

Ist das nicht ein Thema für die Neuausrichtung der Pflegeversicherung?
viewtopic.php?p=64203#64203

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Elke
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Beitrag von Elke » 29.01.2012, 09:03

Presse hat geschrieben: Fürsorgliche Pflege ist oft kaum noch möglich. .... /
Nur niemals solch einen Ausspruch gegenüber dem Pflegepersonal äußern wenn ein Pflegebedürftiger in Heim- oder Kurzzeitpflege ist. Wird vehement abgestritten und über anspruchsvolle Angehörige geschimpft oder beschimpft.

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