Arbeitssicherheit wg. Personalreduzierung

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Hasilein
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Arbeitssicherheit wg. Personalreduzierung

Beitrag von Hasilein » 30.10.2011, 02:46

Arbeitssicherheit wg. Personalreduzierung

Hallo!
Ich weiss nicht, ob ich hier richtig bin.
Ich arbeite als Pflegefachkraft in einem stationären Hospiz. Dieses liegt ebenerdig, der Eingang kann verschlossen werden, ebenfalls der anhängige Wintergarten, aber die Gästezimmer zur Terrasse sind im Sommer und Winter teilweise bis überwiegend offen, so dass ein Zugang möglich ist.
Bisher wurde immer zu zweit Nachtdienst gemacht. Nun soll bei sinkenden Gästezahlen (wenn viele Gäste versterben) ein Nachtdienst weniger anwesend sein, um zu sparen.
Wir haben im Stationszimmer zwei Tresore mit Gäste BTM´s und ein BTM Depot mit nicht unerheblichen Mengen an BTM´s und gelegentlich Bargeld von Gästen oder der "Kaffeekasse".
Die Fenster oder Terrassentüren sind nicht vergittert, es gibt lediglich normale Jalousien.
Nun beschäftigt uns die Tatsache, dass einige Kollegen Angst haben, alleine Nachtwache zu machen, weil es zum einen im Hospiz jederzeit sein kann, dass ein Mensch verstirbt und die Gefahr von Beschaffungskriminalität in Form eines Einbruchs oder Überfalls nicht ausgeschlossen werden kann.
Bisher ist nichts in der Form passiert, aber die Möglichkeit ist immer vacant.
Unsere Sorge, die Nachfrage, wie unser Arbeitgeber unsere Sicherheit gewährleisten kann, findet bei unserem Arbeitgeber, der Hospizleitung nur wenig oder kein Gehör.
Was wir jetzt wissen möchten:
Können wir ablehnen alleine Nachtwache zu machen, ohne uns der Gefahr auszusetzen, keinen Nachtdienst mehr machen zu dürfen?
Kann oder darf uns der Arbeitgeber zwingen alleine Nachtwache zu machen?
Wie ist das mit der Durchführungsverantwortung, wenn ich sage ich mache alleine Nachtdienst und es geschieht etwas, das darauf zurückzuführen ist, dass eine Person alleine gewacht hat?
Trage ich dann die alleinige Verantwortung und kann zur Rechenschaft gezogen werden oder fällt das unter Organisationsverschulden?
Wenn z.B. ein Hospizgast in der Nacht verstirbt, der z.B. auf Grund der Körperstatur und des Gewichtes als Leichnam von einer Pflegekraft alleine nicht versorgt werden kann?
Unser Chef sagte auf diese Frage: Dann muss so jemand halt liegenbleiben bis zur nächsten Schicht. Dies widerspricht meiner Meinung nach aber dem Hospizgedanken und der Menschenwürde/Todenwürde.
Ich weiss, das sind viele Fragen auf einmal, ich würde mich aber sehr über Antworten freuen.
MfG
Hasilein
Leben und leben lassen!

PflegeCologne
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Personalreduzierung - sorgfältiges Arbeiten infrage gestellt

Beitrag von PflegeCologne » 30.10.2011, 07:33

Guten Morgen Haselin,

wg. Zeitumstellung - Sommer- auf Winterzeit - bin ich heute schon früh unterwegs und antworte - unter Berücksichtigung verschiedener Statements in anderen Zusammenhängen - wie folgt:
Die Leitung muss sich m.E. fragen lassen, ob die Personalreduzierung mit den Geborten der "erforderlichen Sorgfalt" noch vereinbar ist. Wenn seitens des Pflegepersonals die dringende Befürchtung nicht ausgeräumt werden kann, dass nunmehr gefährliche Situationen und schlechtere Arbeitsbedingungen angesagt sind, muss es eine Überlastungs- bzw. Entlastungsanzeige geben.
Was die BtM-Aufbewahrung angeht, sollte ggf. eine Beratung durch die Polizei angeregt / gefordert werden. Dabei kann man auch das Gesundheitsamt bzw. eine Apotheke in die Beratung einbinden. Vielleicht ist es notwendig, Klarheit zu schaffen, wie in einem Notfall per Telefon oder in anderer Form Hilfe herbei gerufen werden kann.
Soweit es um Gesundheitsgefahren (bzw. Befürchtungen in diese Richtung) geht, sollte auch an eine Beteiligung des Amtes für Arbeitsschutz gedacht werden (siehe Arbeitsschutzgesetz - ArbSchG). Insoweit können ggf. Pflegekräfte selbst eine Mitteilung an die Behörde veranlassen (§ 17 ArbSchG).

LB Grüße
Pflege Cologne

Siehe auch Buchtipp unter
viewtopic.php?t=15822
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Hasilein
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Beitrag von Hasilein » 30.10.2011, 18:10

Vielen Dank, das hilft uns weiter!
Leben und leben lassen!

WernerSchell
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Entlastungsanzeige / Gefährdungsanzeige

Beitrag von WernerSchell » 11.08.2016, 07:16

Am 11.08.2016 bei Facebook gepostet:
Gefährdungsanzeige: Helios-Konzern scheitert mit Ausschlussverfahren gegen Betriebsratsmitglied Jana!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hält Gefährdungs- bzw. Entlastungsanzeigen für wichtig und für ein geeignetes Mittel,
auf personelle Engpässe aufmerksam zu machen.
viewtopic.php?f=5&t=21752
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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