Aufstand in der Pflegebranche

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Lutz Barth
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Nicht genügend Pflegekräfte

Beitrag von Lutz Barth » 14.09.2011, 18:53

Wenn dem so war, stellt sich die prinzpielle Frage, warum die Pflegekräfte sich nicht "organisieren" ?

Das die Pflegekräfte offensichtlich nicht zu kollektiven Aktionen neigen, lässt sich im Übrigen auch an nach wie vor an der bescheidenen Zahl der freiwillig Registrierten ablesen. Eine Erkenntnis, die wohl auch der DPR hat machen müssen und demzufolge unnachgiebig das Projekt der "Zwangsverkammerung" verfolgt. Ob sich allerdings dadurch etwas ändern wird, wage ich zu bezweifeln.

Da sind dann schon einige partielle Aktionen sinnvoller; vgl. dazu

Streik in Pflegeheimen wird härter

Quelle: Ärzte Zeitung v. 14.09.11 >>> http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... erter.html <<< (html)
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WernerSchell
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Pflegereform - erst Pflegeinhalte festhalten ....

Beitrag von WernerSchell » 23.09.2011, 06:48

Zur Pflegereform wird in diesem Forum bereits ausführlich informiert:
viewtopic.php?t=13003
viewtopic.php?t=15673
Die Stellungnahme von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk zur anstehenden Pflegereform ist u.a. nachlesbar unter:
viewtopic.php?t=16033
Angesichts der vorwiegend auf Finanzierungsfragen bezogenen Erörterungen wurde die nachfolgende Pressemitteilung gefertigt:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“


Pressemitteilung vom 23.09.2011

Pflegereform – Vorrang muss die Diskussion über den Inhalt der anstehenden Reform haben

Zu den vielfältigen und sehr unterschiedlichen Vorstellungen, wie eine Pflegereform finanziert werden kann / soll, erklärt der Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, Werner Schell:

Im Vordergrund aller Überlegungen und Erörterungen zur Pflegereform muss die Frage stehen, welche Pflege und mit welchen Qualitätsanforderungen wir wollen. Erst wenn insoweit die Grundzüge umschrieben und festgelegt sind, stellt sich die Frage nach Art und Höhe der Finanzierung. Erst die finanziellen Rahmenbedingungen festlegen zu wollen deutet an, dass einige Bestrebungen dahin gehen, die pflegerische und sonstige Versorgung der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen allein nach Kassenlage zu organisieren. Dem tritt Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk als bundesweit aktive Interessenvertretung pflegebedürftiger Menschen mit Entschiedenheit entgegen.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich zu der anstehenden Pflegereform und zu dem in Vorbereitung befindlichen Patientenrechtegesetz mit umfangreichen Stellungnahmen (Wünsche und Forderungen an den Gesetzgeber) zu Wort gemeldet und diese dem Deutschen Bundestag zugeleitet. Ergänzend zu diesen Stellungnahmen wurde auch eine Petition zur Neufassung des § 612a BGB („Schutz für ArbeitnehmerInnen durch ein nachteilsfreies Beschwerdemanagement“) vorgelegt. Mit diesen Stellungnahmen hat Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk verdeutlicht, wie eine Pflegereform im Sinne einer menschenwürdigen Versorgung der pflegebedürftigen Menschen gelingen kann.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert die politisch Verantwortlichen erneut dazu auf, die unterbreiteten Vorschläge aufzugreifen und in die Reformüberlegungen einzubeziehen. Dabei muss deutlich werden, dass neben der uneingeschränkten Einbeziehung der Demenzkranken in die pflegerische und sonstige Versorgung auch die ambulante Pflege weiter gestärkt werden muss („ambulant vor stationär“).

Der entscheidende Punkt einer Pflegereform wird aber sein, eine personelle Verbesserung durch Anhebung der Stellenschlüssel zu erreichen. Unabhängig von einem zukünftigen Fachkräftemangel ist der bereits seit Jahren bestehende Pflegenotstand endlich aufzulösen. Wenn es nämlich nicht gelingt, erheblich mehr Pflege- und Betreuungspersonal auf den Weg zu bringen, wird es bei den vielfach beklagten Mangelsituationen bzw. der Minutenpflege bleiben.

Zur Verbesserung der personellen Situation in den Pflegeeinrichtungen bedarf es auf dem deutschen Arbeitskräftemarkt einer alsbaldigen Ausbildungs- und Einstellungsoffensive und keineswegs des steten Rufes nach osteuropäischen Billig-Haushalts- und Pflegekräften.

Werner Schell. Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
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Nursing-Neuss
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Pflegereform - die inhaltliche Diskussion muss Vorrang haben

Beitrag von Nursing-Neuss » 24.09.2011, 10:12

Sehr geehrter Herr Schell,
danke für Ihre neuerlichen Erklärungen zum Pflegethema. Ich würde mir wünschen, dass sich nun auch endlich die Pflegeverbände melden. Wo bleibt denn der Aufstand??? Es gibt nämlich nicht einmal ein Protest dazu, dass sich die Politiker und einschlägigen Verbände allein um die Finanzierung der Pflegereform streiten. Es müssen m.E. von Seiten der Verbände konkrete Inhalte, die eine klare Verbesserung der Pflege gewährleisten, eingefordert werden. Wo sind diesbezügliche Botschaften???
Es grüßt
Nursing Neuss
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

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"Wo bleibt denn der Aufstand?"

Beitrag von Lutz Barth » 24.09.2011, 16:43

Dies scheint in der Tat die Schlüsselfrage zu sein. Nun - ich habe da so meine ureigenen Theorien. Vielleicht liegt es das mangelnde Engagement schlicht darin begründet, dass die professionelle Pflege eine gesunde Einstellung zu ihrer Profession gefunden hat und letztlich erkannt hat, dass sie mit der "Pflege" in erster Linie ihre Existenz absichern, mithin also ein Beruf ist, mit dem man/frau "Geld verdienen", kann. Ein gewisser Altruismus schadet sicherlich nicht, zumal die empfindliche Berufsseele ab und an einmal "Balsam" bedarf und da hilft es denn auch, wenn allgemeine Sonntagsreden geschwungen werden.
Ich denke, in der sog. freiwillligen Registrierung der Pflegekräfte (sind es überhaupt schon mehr als 20 000 v. 1,2 Mio. Beschäftigten?) lässt sich das "Engagement" der Professionellen und ggf. auch ihr Vertrauen in die eigenen Berufsverbände ablesen.

Es wird keinen "Aufstand" geben und sofern einzelne "Engel der Alten" sich redlich mühen, ist dies anerkennenswert, wird aber doch letztlich zu keinen einschneidenden Konsequenzen führen. Der Pflegemarkt einschließlich des Personals ist marktmäßig organisiert und da sind die Kosten die wesentlichen Parameter und nicht etwa die "Würde" der zu Pflegenden, mal ganz davon abgesehen, dass die Staatsfundamentalnorm des Art. 1 GG hier bei weitem verkannt, weil überschätzt, wird.
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"Wo bleibt denn der Aufstand?" - Aktionen geboten

Beitrag von Nursing-Neuss » 26.09.2011, 07:36

Lutz Barth hat geschrieben: .... Es wird keinen "Aufstand" geben und sofern einzelne "Engel der Alten" sich redlich mühen, ist dies anerkennenswert, wird aber doch letztlich zu keinen einschneidenden Konsequenzen führen. Der Pflegemarkt einschließlich des Personals ist marktmäßig organisiert und da sind die Kosten die wesentlichen Parameter und nicht etwa die "Würde" der zu Pflegenden, mal ganz davon abgesehen, dass die Staatsfundamentalnorm des Art. 1 GG hier bei weitem verkannt, weil überschätzt, wird.
Hallo Herr Barth,
Ihre Hinweise sind nachvollziehbar. Allerdings sehe ich dennoch die Notwendigkeit, dass sich die Verbände endlich einmal bewegen. Dass die Marktmechanismen schwer auszuhebeln sind, ist klar. Aber es müssen letztlich alle Versuche unternommen werden, Veränderungen anzusprechen und möglichst durchzusetzen.
Es ist bedauerlich, dass die große Masse der Pflegenden, es sind wohl fast 1,3 Mio Personen, kaum zu bewegen sind. Aber wo sind die vielen "Ottos Normalverbraucher"???
Es grüßt
Nursing Neuss
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Pflegeaufstand - was läuft ?

Beitrag von Nursing-Neuss » 18.10.2011, 07:01

Ich habe unter
viewtopic.php?t=16483
nach dem Sachstand zum angekündigten Pflegeaufstand gefragt. Wenn jemand Näheres weiß, wären Infos hilfreich. Danke.
Nursing Neuss
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Pflegereform und der Pflegeaufstand

Beitrag von Bettina Olbing » 20.11.2011, 12:17

Der Pflegeaufstand wurde von den Verbandsfunktionären angekündigt, und nicht etwa von den sog. "Engeln der Alten". Ich frage mich, was jetzt vom DBfK bzw. DPR geplant ist. Der jüngste Kabinettsbeschluss zur Pflegereform ist doch in Bezug auf bessere Pflegebedingungen und eine angemessene Behandlung der Pflegenden geradezu eine Unverfrohenheit. Dass einige Koalitionspolitiker das als richtige Markierungspunkt zur Pflegereform ansehen, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Siehe auch im Forum:
viewtopic.php?t=16609

B.O.
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Arbeitsbedingungen im Altenheim ... Pflegenotstand ....

Beitrag von WernerSchell » 23.11.2011, 07:49

Aus Forum:
viewtopic.php?t=16644

Arbeitsbedingungen im Altenheim: Der Pflegenotstand ist das zentrale Problem
Statements von Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, bei der Tagung des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. am 19.11.2011 hier (PDF)
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 11Netz.pdf
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Presse
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EU verschärft Pflegenotstand

Beitrag von Presse » 09.12.2011, 07:33

Ärzte Zeitung online, 08.12.2011

Singhammer: EU verschärft Pflegenotstand
BERLIN (sun/dpa). Der CSU-Gesundheitsexperte Johannes Singhammer hat vor zunehmenden Engpässen beim Pflegepersonal in Deutschland durch geplante EU-Vorgaben gewarnt.

"Die EU-Kommission will, dass nicht mehr zehn, sondern zwölf Schuljahre zur verpflichtenden Voraussetzung für Gesundheitsberufe werden", sagte Singhammer der "Ärzte Zeitung". .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=682 ... ege&n=1541

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Pflegereform und der Pflegeaufstand

Beitrag von Rauel Kombüchen » 11.12.2011, 16:48

Bettina Olbing hat geschrieben:Der Pflegeaufstand wurde von den Verbandsfunktionären angekündigt, und nicht etwa von den sog. "Engeln der Alten". Ich frage mich, was jetzt vom DBfK bzw. DPR geplant ist. Der jüngste Kabinettsbeschluss zur Pflegereform ist doch in Bezug auf bessere Pflegebedingungen und eine angemessene Behandlung der Pflegenden geradezu eine Unverfrohenheit. Dass einige Koalitionspolitiker das als richtige Markierungspunkt zur Pflegereform ansehen, ist nicht mehr nachvollziehbar. ....
Auch hier schließe ich mich gerne den Fragen an: Wo bleibt der Aufstand der Verbände, wo sind die Aktivitäten der Funktionäre, die die Pflege endlich voran bringen?

Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Sichere Patientenversorgung braucht sichere Arbeitsbedingung

Beitrag von WernerSchell » 25.05.2012, 14:32

In einer aktuellen Pressemitteilung zum 115. Deutschen Ärztetag vom 25.05.2012 hat sich die Bundesärztkammer u.a. mit dem nachfolgenden Text zu Wort gemeldet und damit auch die Arbeitsbedingungen der Pflege angesprochen:

Sichere Patientenversorgung braucht sichere Arbeitsbedingungen

Um eine hohe Sicherheit der Patientenversorgung im Krankenhaus zu gewährleisten, hat der Ärztetag gefordert, für ausreichend qualifiziertes, insbesondere medizinisches und pflegerisches Personal zu sorgen. Notwendig seien humane, den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Arbeitszeiten, ein mitarbeiterorientierter, partizipativer Führungsstil und regelmäßige Schulungen zur Patientensicherheit während der Dienstzeiten. Erforderlich sei die Einführung und Umsetzung von validen Verfahren zur Erhöhung der Patientensicherheit wie beispielsweise zur Händehygiene, zur Vermeidung von Eingriffsverwechselungen oder zur Arzneimitteltherapiesicherheit. Die Delegierten forderten ferner ein funktionierendes Fehlerlern-, Qualitäts- und Risikomanagementsystem.
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Service
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Pflege ist mehr als ein Job

Beitrag von Service » 07.06.2012, 06:46

Pflege ist mehr als ein Job
.. So verkommen die Sozialberufe zur Resterampe der Berufswelt ...


Ein ungewöhnlich deutlicher Kommentar zu den jüngsten Entscheidungen dieser Bundesregierung in Sachen Pflegeneuordnungsgesetz, Fachkräftemangel und Kita-Ausbau und der darin enthaltenen maßlosen Geringschätzung aller sozialen Berufe war gestern, am 5.6.2012 in der Süddeutschen Zeitung, verfasst von Charlotte Frank zu lesen. Im Auszug:

"Es scheint keinen mehr zu wundern, dass der Beruf des Erziehers ähnlich eingeschätzt wird wie der eines Pizzaboten: als so unwichtig, dass eine gute Ausbildung und eine sensible Kandidatenauswahl zweitrangig sind.
Mögen sich von der Leyen und die Kommunen durchsetzen oder nicht - furchtbar ist schon das Signal, das sie aussenden: Ein bisschen wickeln und Bollerwagenziehen könne jeder und mehr leiste ein Erzieher ja ohnehin nicht. In dieser Haltung spiegelt sich eine Geringschätzung wider, die in Deutschland nicht nur den Erziehern entgegenschlägt - sondern all jenen, die sich in sozialen Berufen engagieren. Auch Krankenpfleger und Behindertenbetreuer kennen das: Die mäßige Wertschätzung für ihre Arbeit steht in keinem Verhältnis zur Verantwortung, die sie tragen. Und Altenpfleger wehren sich seit Jahren gegen Pläne, Niedrigqualifizierte und Arbeitslose in Altenheimen einzusetzen. Dennoch tönen solche Forderungen regelmäßig aus Politik und Wirtschaft - ungeachtet der Botschaft, die damit einhergeht.
"Wer nichts wird, wird Wirt", hieß es früher. "Wer nichts wird, wird Altenpfleger oder Erzieher", lautet der Gedanke heute. So verkommen die Sozialberufe zur Resterampe der Berufswelt, zum Sammelbecken für all jene, die sonst nichts finden. Das ist eine denkbar schlechte Werbung für diese Branchen und das ist verheerend für das Gemeinwesen. Die Gesellschaft wird in Zukunft viel mehr Menschen brauchen, die in sozialen Berufen arbeiten."

Der vollständige Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 5.6.2012 (Teil 1 + 2) hier:
http://www.sueddeutsche.de/politik/geri ... -1.1374482
http://www.sueddeutsche.de/politik/geri ... .1374482-2

Quelle: Mitteilung vom 06.06.2012
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
http://www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 |

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Arbeitswelt der Pflegenden - Reformbedarf noch und noch

Beitrag von PflegeCologne » 09.06.2012, 10:18

Die Arbeitswelt der Pflegenden muss deutlicher und mit allen negativen Aspekten öffentlich vorgestellt werden. Dabei muss klar werden, dass die Politiker die Pflege-Rahmenbedingungen dringlichst verändern müssen. Es kann und darf nicht sein, dass die Pflegekräfte "Prügelknaben" zu sein haben und dann auch noch mit Anzeigen gegen all die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen vorgehen soll, vielleicht noch anonym mit vielfältigen Risiken für den Arbeitsplatz. Die Zeitschrift "Die Schwester / Der Pfleger" hat dazu ein Interview mit C.F. abgedruckt, das in wesentlichen Teilen unsinnige Hinweise enthält.
Dazu gibt es zum Glück Protest. Dazu habe ich mich auch gerne geäußert. Alles nachlesbar unter
viewtopic.php?t=17439

Hier mein Text:
WernerSchell hat geschrieben: .... Ich denke daher manchmal, dass einige Leute nicht einmal verstanden haben, wo die Verantwortlichkeiten und Entscheidungskompetenzen für die Pflege liegen. Im Übrigen macht es auch wenig Sinn, immer nur die Altenpflege schlecht zu reden, es trifft im Zweifel immer die Pflegekräfte (und die alten Menschen werden zunehmend verängstigt). Gewalt ist z.B. ein Phänomen in der gesamten Gesellschaft und ist nicht nur in der Pflege ein Problem (in diesem Zusammenhang Vergleiche mit Guatanamo, Tierheimen usw. zu bringen, ist völlig unangemessen). In habe im Zusammenhang mit einer 2011 vorgelegten Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängel in Pflegeeinrichtungen", Kunz Verlag (Schlütersche Buchreihe *) u.a. ausgeführt, dass die Gewalt in der häuslichen Versorgung umfangreicher ist als die in Heimen. Im Übrigen gab es in jüngster Zeit umfangreiche Berichte über Kindestötungen in der Familie …. jedes zweite Kind wird in der Familie geschlagen. … Also, die Gewalt ist in der gesamten Gesellschaft verbreitet. Daher sollte differenziert werden. Im Übrigen ist auch das Heimgeschehen ein wenig komplizierter, als es so mancher Kritiker annimmt. Es geht dort um vielfältige Rechtsbeziehungen, z.B. Arzt-, Patienten-, Betreuungs-, Ordnungs- und Vertragsrecht. Dann ist zu bedenken, dass es nach der Föderalismusreform eine Rechtszersplitterung zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalvorschriften gibt. Prüfinstanzen gibt es mehrere: Kranken- und Pflegekassen, MDK, Heimaufsichten, Brandaufsichten, Ordnungsbehörden, Ministerien …. usw. Nicht selten sorgen auch Streitsituationen in den Familien für erhebliche Unruhe bei der Heimversorgung. - All das sollte bedacht werden, wenn man über "Missstände in der Altenpflege" spricht.
Guten Morgen Herr Schell,
wie Recht Sie wieder einmal haben. Es ist einfach nicht zu fassen, was so einige Leute an Unsinn verzapfen. Und dieser Unsinn wird dann auch noch gedruckt - ausgerechnet in einer Pflegezeitschaft. Möglicherweise fehlt es den zuständigen Leuten bei einigen Printmedien auch an entsprechenden Kenntnissen über die wirkliche "Pflegelage" und die Handlungserfordernisse.
Wir haben gestern ausführlich im Team über Ihre o.a. Zuschrift diskutiert und begrüßen diese sehr! Danke für Ihr Engagement!
Herzliche Grüße - auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen.
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Arbeitswelt der Pflegenden - Reformbedarf noch und noch

Beitrag von Herbert Kunst » 10.06.2012, 07:21

PflegeCologne hat geschrieben: .... Es ist einfach nicht zu fassen, was so einige Leute an Unsinn verzapfen. Und dieser Unsinn wird dann auch noch gedruckt - ausgerechnet in einer Pflegezeitschaft. Möglicherweise fehlt es den zuständigen Leuten bei einigen Printmedien auch an entsprechenden Kenntnissen über die wirkliche "Pflegelage" und die Handlungserfordernisse.
....
So nicht!

Der angesprochene Bericht in der Zeitschrift "Die Schwester / Der Pfleger", 06/2012, indem per Interview wieder einmal die Pflegekräfte umfassend aufgefordert werden, Pflegemängel per Anzeige, Beschwerde … anzusprechen (und damit regelhaft ihren Arbeitsplatz zu gefährden), ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt für eine Pflegezeitschrift akzeptabel. Es werden nämlich keinerlei hilfreiche Hinweise abgeliefert, wie man solche Mängel so zur Diskussion stellt, dass kein persönlicher Nachteil entstehen kann. Es werden auch die Bestrebungen komplett ausgeblendet, die darin bestehen, Nachteile bei Mängelanzeigen … durch den Gesetzgeber auszuschließen. Siehe dazu z.B. unter
Beschwerdemanagement & Whistleblowerschutz stärken
viewtopic.php?t=16148

Aber offensichtlich sind auch solche Zeitschriften nicht davon frei, Pflege immer mal wieder und leserwirksam in die Nähe einer Skandalisierung zu rücken. Denn wie sonst ist es verständlich, dass die Zeitung ihren Interviewpartner wieder schwadronieren lässt, Heimpflege könne in Verbindung gebracht werden mit "Guatanamo" bzw. Tierheimen. …
Ich mache daher auf eine bereits früher geführte Diskussion in diesem Forum aufmerksam:
Pflege in den Medien ´Völlig unstrukturierte Diskussion`
viewtopic.php?t=11227&highlight=medien

Der Brief vom 7.06.2012 an die Zeitschriftenredaktion war richtig. Er findet daher meine uneingeschränkte Unterstützung!

Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

Gerhard Schenker
Sr. Member
Beiträge: 315
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Arbeitswelt der Pflegenden - Reformbedarf noch und noch

Beitrag von Gerhard Schenker » 15.06.2012, 09:54

Herbert Kunst hat geschrieben: So nicht!
Der angesprochene Bericht in der Zeitschrift "Die Schwester / Der Pfleger", 06/2012, indem per Interview wieder einmal die Pflegekräfte umfassend aufgefordert werden, Pflegemängel per Anzeige, Beschwerde … anzusprechen (und damit regelhaft ihren Arbeitsplatz zu gefährden), ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt für eine Pflegezeitschrift akzeptabel. Es werden nämlich keinerlei hilfreiche Hinweise abgeliefert, wie man solche Mängel so zur Diskussion stellt, dass kein persönlicher Nachteil entstehen kann. Es werden auch die Bestrebungen komplett ausgeblendet, die darin bestehen, Nachteile bei Mängelanzeigen … durch den Gesetzgeber auszuschließen. Siehe dazu z.B. unter
Beschwerdemanagement & Whistleblowerschutz stärken
viewtopic.php?t=16148
Aber offensichtlich sind auch solche Zeitschriften nicht davon frei, Pflege immer mal wieder und leserwirksam in die Nähe einer Skandalisierung zu rücken. Denn wie sonst ist es verständlich, dass die Zeitung ihren Interviewpartner wieder schwadronieren lässt, Heimpflege könne in Verbindung gebracht werden mit "Guatanamo" bzw. Tierheimen. …
Ich mache daher auf eine bereits früher geführte Diskussion in diesem Forum aufmerksam:
Pflege in den Medien ´Völlig unstrukturierte Diskussion`
viewtopic.php?t=11227&highlight=medien
Der Brief vom 7.06.2012 an die Zeitschriftenredaktion war richtig. Er findet daher meine uneingeschränkte Unterstützung!
Guten Morgen Herbert,
Deine Ausführungen unterstreiche ich voll und ganz. Es war richtig und bitter notwendig, der Redaktion die "Grenzen" aufzuzeigen.
MfG G.Sch.
Das Pflegesystem bedarf einer umfassenden Reform - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung zukunftsfest machen!

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