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Pflegenotstand - im Gefolge die Skandalberichte

Verfasst: 06.11.2010, 16:39
von Presse
Schwaben: Vorwürfe gegen Altenpflegeheim
Skandal-Heim: Schikane an der Tagesordnung?

(05.11.2010)
Markt Schwaben - Altenpflegerinnen schikanieren hilflose Heimbewohner und behandeln sie respektlos – die Vorwürfe von Ex-Mitarbeitern des Seniorenzentrums in Markt Schwaben sind heftig. Offenbar gibt es dort einen handfesten Pflegeskandal.
... (mehr)
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenc ... 92085.html

Pflege - auch Positives herausstellen

Verfasst: 06.11.2010, 16:57
von DaCrasher
Ich möchte an dieser Stelle einmal kritisch zur Vorsicht mahnen!

Natürlich sind die angesprochenen Vorwürfe, falls sie so wie beschrieben geschehen sind, in keiner Weise zu dulden und hinzunehmen.
Jedoch möchte ich auch einmal dazu aufrufen auf die andere Seite der Medaille zu schauen: Wie oft geschieht Pflegekräften Aggression durch Angehörige, Bewohner, Mitarbeiter oder Vorgesetzte? Wie oft arbeitet man unter einem gehörigem Zeitdruck und hat kaum Zeit eine Pause zu machen oder einen Bewohner zur Toilette zu begleiten? Wie oft wird gesagt: "Sie tragen doch eine Windel, machen sie doch da rein (Statt auf die Toilette zu gehen)? Waren die Mitarbeiter von Anfang an so brutal, ihre Arbeit nicht wertschätzend und Unfähig? Ist nicht in jedem von uns Pflegenden schon mal der Gedanke aufgekommen Gewalt anzuwenden (auch wenn wir dies im Gegensatz zu den genannten Kollegen nicht umsetzen)?

Ich finde diese Einseitige Betrachtung der Tatsachen immer sehr negativ, sie werfen ein schlechtes Licht auf alle Pflegeheime und den gesamten Berufszweig Pflege. Vor kurzen gab es hier im Forum einen ähnlichen Beitrag mit Markus Breitscheidel und einer ebenso einseitigen Betrachtung mit teilweise falschen und unvollständigen Aussagen

Sollte es nicht auch möglich sein einmal positive Aspekte hervorzuheben, die wenigen kleinen Hoffnungsschimmer, die unsere Arbeit erfüllen und uns motivieren?

Mit freundlichen Grüßen
DaCrasher

Pflegenotstand ist da .... Pflegetreff am 16.11.2010

Verfasst: 06.11.2010, 17:17
von Herbert Kunst
DaCrasher hat geschrieben: .... Sollte es nicht auch möglich sein einmal positive Aspekte hervorzuheben, die wenigen kleinen Hoffnungsschimmer, die unsere Arbeit erfüllen und uns motivieren? ...
Hallo,

ja, da will ich gerne zustimmen. Und das ist im Wesentlichen auch das, was von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk angestrebt wird. Wir müssen zwar die Probleme benennen, aber dann auch sehr kritisch hinterfragen, wo die Ursachen liegen. Und da kommen oft meist dieselben Gesichtspunkte zum Tragen:

Die personelle Ausstattung der Einrichtungen ist völlig ungenügend, so dass wir nicht nur einen Pflegenotstand zu befürchten haben, sondern er ist schon da. Die Stellenschlüssel für die Heime geben nicht her, ausreichend Personal an Bord zu haben. Dann kommt es automatisch zu Arbeitsverdichtungen, zu wenig Zuwendung - und auch zu das, was man als Pflegefehler einschätzen hat. Wenn dann noch in einer Einrichtung die "Führung" weniger gut funktioniert, die Stimmung mies ist, kommet alles in Schieflage.

Wir müssen die Ursachen bekämpfen und den politisch Verantwortlichen Beine machen. In Stuttgart gehen tausende Menschen auf die Straßen, weil sie den Politikern zeigen wollen, wer "Herr im Haus" ist. Für eine Pflegedemo ist aber kaum jemand zu motivieren. Das Thema Pflege und Krankheit verdrängt man gerne und jammert dann umso lauter, wenn im Pflege- und Krankheitsfall einiges schief läuft.

Pflege wird in dieser Gesellschaft eine immer größere Bedeutung gewinnen und daher müssen wir all die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, wertschätzen. Das kommt zu kurz.
Es gibt offensichtlich zuviele Zeitgenossen in dieser Gesellschaft, die sich darauf beschränken, nur anzuklagen und zu jammern, statt konstruktiv für Verbesserungen einzutreten. - In diesem Sinne wird der Neusser Pflegetreff am 16.11.2010 neue Impulse geben.

Gruß
Herbert Kunst

Pflegenotstand benennen - aber fair berichten

Verfasst: 06.11.2010, 17:41
von PflegeCologne
Hallo Herbert,
so sehe ich das auch. Im Forum gibt es bereits klarstellende Beiträge zur Medienberichterstattung und zu den Erfordernissen des hilfreichen Handelns unter
viewtopic.php?t=11227&highlight=medienberichte
Ich wollte diese Beiträge nur in Erinnerung rufen!
Lb Grüße
Pflege Cologne

Wo liegen denn die Ursachen

Verfasst: 07.11.2010, 07:48
von Lutz Barth
...dafür, dass sich so wenige beruflich Pflegende engagieren?

Andererorts hier im Forum habe ich bereits darauf hingewiesen, dass das persönliche Engagement etwa von Herrn Schell begrüßenswert ist. Zu fragen aber ist, warum auch er es über Jahre hinweg offensichtlich nicht schafft, entsprechende "Mehrheiten" zu organisieren. Woran liegt es? Ist es Desinteresse der Pflegenden? Sind diese "ausgebrannt"?

Die Probleme sind hinreichend identifiziert und nunmehr kommt es erkennbar darauf an, die Interessen auch der beruflich Pflegenden sachgerecht zu bündeln - will heißen: organisieren. Wer aber organisiert diese Interessenwahrnehmung? Die Pflege-Berufsverbände?

Mit Verlaub: Irgendwann müssen guten Worten auch Taten folgen und hieran wird es voraussichtlich auch in den kommenden Jahren scheitern. Ich persönlich glaube fast, dass eine Ursachen für die doch eher bescheidenen Aktionen darin zu liegen scheint, dass es den beruflich Pflegenden zuvörderst auch darauf ankommt, ihre eigenen materielen Arbeitsbedingungen verbessern zu wollen. Ein legitimer Anspruch, wie ich meine und dazu sollte man/frau sich auch trotz aller Empathie für die zu Pflegenden nachhaltig bekennen. Pointiert ausgedrückt: Die Pflegeberufsverbände werden die Gesundheitspolitik nicht nachhaltig verändern können, wohl aber die Bedingungen, unter denen konkret eine immer mehr werdende anspruchsvolle Pflege zu leisten ist.

Gruß L. Barth

Pflege - die gesamte Gesellschaft ist gefordert

Verfasst: 07.11.2010, 08:11
von PflegeCologne
Hallo Lutz,

ich bin mit vielen anderen der Meinung, dass sich die Pflegeverbände und Ver.di (soweit für Pflege zuständig) stärker einbringen müssten in eine vernünftige Gesundheits- und Pflegereform.
Die Pflegekräfte selbst, es sind zunächst überwiegend junge Damen, die mit viel Idealismus in die Pflege gehen, und mit politischem Aktionismus kaum etwas zu tun haben. Von daher ist auch das Ausbildungsfach "Staatsbürger- und Gesetzeskunde" seit jeher unbeliebt. Wenn die Pflegekräfte dann nach einigen Berufsjahren erkannt haben, "wo der Hase läuft", ist es meist für ein pflegepolitisches Engagement zu spät. Viele Pflegekräfte sind dann schon "platt"!

Es kann aber auch gar nicht darum gehen, nur von Pflegekräften pflegepolitisches Engegament zu verlangen. Es muss von der gesamten Gesellschaft gesehen werden, was Not tut und dass mehr Pflegepersonal auf den Weg gebracht werden muss. Daher frage ich, warum sich nicht mehr BürgerInnen zu Wort melden. Die übergroße Mehrheit der Gesellschaft interessiert sich politisch für Gesundheit und Pflege kaum. Nur wenn das "Kind im Brunnen liegt", ist das Geschrei groß. Daher erwarte ich mehr von der Gesellschaft.

Es kann und darf nicht allein Aufgabe der Pflegekräfte und deren Verbände sein, für ordentliche Pflegesysteme einzutreten. Wir alle sind gefordert.

LB Grüße
Pflege Cologne

Schikane an der Tagesordnung

Verfasst: 07.11.2010, 10:29
von Elisabeth Findeisen
Artikel "Schikane an der Tagesordnung AWO Heim Markt Schwaben" vom 5.11.2010 in "Merkur"

Leserbrief

Die Missstände in den Pflegeeinrichtungen sind eine einzige Katastrophe. Missstände sind an der Tagesordnung und keine Besserung in Sicht. Die Politik schweigt zu diesem Thema. Unsere gewählten Mandatsträger vertreten die Interessen der Heimträger, Wohlfahrtsverbände etc. Schließlich sitzen sie in den Aufsichtsräten und leisten hier ausschließlich Lobbyarbeit. Das sieht man schon daran, dass es in der BRD kein Organ gibt, welches die Gelder der Pflegeversicherung kontroliert. Auch gibt es in den Einrichtungen keinen maschinenlesbaren Leistungsnachweis, wie im SGB XI verankert. Die Pflegebedürftigen finanzieren mit ihren Renten und die Angehörigen aus Ersparnissen und Privatvermögen die Pflege ihrer Liebsten. Bei den Pflegesatzverhandlungen in Berlin wird dieser Personenkreis von niemanden vertreten. Es gibt kein Mitspracherecht! Warum eigentlich nicht?

Wie aus dem Artikel zu entnehmen war, ist in dem AWO Pflegeheim eine Dame mit dem Rollstuhl die Treppe gestürzt und dabei ums Leben gekommen. Das ist für mein Rechtsempfinden mindestens Totschlag wenn nicht sogar Mord. Hat die Staatsanwaltschaft ermittelt? Wurde das Heim strafrechtlich verurteilt? Wenn nicht, warum nicht?

Elisabeth Findeisen
Weidenstrasse 20
82256 Fürstenfeldbruck
elisabeth.findeisen@t-online.de

Verfasst: 07.11.2010, 17:05
von johannes
Sehr geehrter Frau Findeisen,

Sie irren. Bei uns wird bereits seit rd. 7 Jahren computergestützt jede einzelne Leistung der Pflegekräfte mit Datum, Anfangs- und Endzeit, Zuordnung zu den jeweiligen Leistungsgruppen, Bewohnern, Pflegestufen erfasst.

Für jeden Bewohner liegt ein individuelles Leistungsprofil vor, da ja keiner an jedem Tag in der gleichen Verfassung ist und von daher auch jeden Tag Variationen auftreten.

Die Auswertung erfolgt aus rund 65.000 Einzeldaten - dank PC kein Hexenwerk.

Es mag sein, daß es sowas in Bayern noch nicht gibt, aber hier existiert das schon ewig lange.

Ob die Pflegebedürftigen und Angehörigen allerdings an solchen diffferenzierten Leistungsnachweisen interessiert sind, wage ich zu bezweifeln. Sie würden dann schnell feststellen, daß mehr geleistet wird, als sie finanzieren!

Zum Nachdenken mal die Zahlen für das Jahr 2008 (Durchschnittswerte je Bewohner!)

Zuerst die Leistungen, die über den Pflegesatz gewährt und bezahlt werden, dahinter die real erbrachten Leistungen:

Pflegestufe 0: genehmigt und finanziert 25 min./Tag - geleistet 107,4 min./Tag
Pflegestufe 1: genehmigt und finanziert 56 min./Tag - geleistet 89,4 min./Tag
Pflegestufe 2: genehmigt und finanziert 119 min./Tag - geleistet 237,6 min./Tag
Pflegestufe 3: genehmigt und finanziert 156 min./Tag - geleistet 239,4 min./Tag

Pflegenotstand ist das Hauptübel - Solidarität ?

Verfasst: 07.11.2010, 17:35
von PflegeCologne
Elisabeth Findeisen hat geschrieben: ..... Wie aus dem Artikel zu entnehmen war, ist in dem AWO Pflegeheim eine Dame mit dem Rollstuhl die Treppe gestürzt und dabei ums Leben gekommen. Das ist für mein Rechtsempfinden mindestens Totschlag wenn nicht sogar Mord. Hat die Staatsanwaltschaft ermittelt? Wurde das Heim strafrechtlich verurteilt? Wenn nicht, warum nicht? ....
Hallo,
ich muss mich hier noch einmal melden. Skandalberichte sind natürlich immer wieder beeindruckend. Das Schlimme daran ist, dass die möglicherweise unzulänglichen Pflegeergebnisse immer an den überlasstesten Pflegekräfte hängen bleiben. Wie Johannes dargestellt hat, reichen die Personalausstattungen hinten und vorne nicht. Das haben nicht die Pflegekräfte, sondern diejenigen zu verantworten, die die entsprechenden Strukturen geschaffen haben.
Heime können, wenn ich das richtig sehe, nicht strafrechtlich verfolgt worden. Solche Vorwürfe können sich immer nur gegen konkrete Personen richten. Und so stehen meistens die Pflegekräfte am Pranger. Das kann so nicht weiter gehen.
Ich würde also endlich einen Bürgerprotest sehr begrüßen, der gegen die miserablen Personalverhältnisse gerichtet ist. BürgerInnen organisieren sich für ihre Einzelinteressen (Castro-Transport, Stuttgart21), aber nicht wegen derjenigen Strukturen, mit denen sie - in gesunden Tagen - noch nichts zu tun haben. Solidarität - null Interesse?
Leserbriefe, so gut sie gemeint sein dürften, bewirken wenig.

lb. Grüße Pflege Cologne

Pflegenotstand - im Gefolge die Skandalberichte

Verfasst: 07.11.2010, 18:08
von Anja Jansen
Pflegenotstand - im Gefolge die Skandalberichte

Dieser Titel ist treffend und bringt die Misere auf den Punkt. Ohne mehr Personal in den Pflegeeinrichtungen und damit verbesserte Zuwendungsmöglichkeiten wird sich nichts ändern.
Es muss also für eine Reform geworben werden, die genau dieses Problem in den Mittelpunkt rückt.

Es grüßt Anja

Skandale reißen nicht ab ...

Verfasst: 09.11.2010, 11:35
von Roswitha Hiefinger
Sehr geehrte Damen und Herren,

Misstände in den Heimen reißen nicht ab. Das AWO-Heim Marktschwaben war schon im Jahre 2005 in den Schlagzeilen.
2008 stürzte dort eine Seniorin mit ihrem Rollstuhl zu Tode.
Hier der Link über die neuerlichen Unmenschlichkeiten.
http://www.br-online.de/bayern1/bayernm ... 903609.xml
Kontrolle der Heimentgelte Fehlanzeige. Kontrolle ob im Pflegesatz vereinbarte Pflegekräfte im Heim vorgehalten werden, Fehlanzeige! Die gewählten Politiker im Sozialbereich entziehen sich stets diskret jeder Verantwortung und frönen dem Lobbyismus und dem Kapitalismus, anstatt - wie sie bei ihrer Vereidigung kund taten „... dem Volk zu dienen und Schaden von ihm fern zu halten“. Verdammt noch mal, sie wurden gewählt oder rutschten über Liste in ihr Amt (vom Bürger nicht gewollt!), um uns Bürger in allen Lagen zu vertreten. Wann zeigen unsere gewählten Volksvertreter endlich Charakter?
Eine Aussage von unserem Ministerpräsidenten schockierte Fernsehzuschauer als er sagte bei Pelzig sagte: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden!“. Für was brauchen wir dann überhaupt unsere Volksvertreter?
Hier ein Schreiben einer Sozialpädagogin an unseren Oberbürgermeister Ude.
http://direktzu.muenchen.de/ude/messages/29001
Skandale reißen nicht ab, aber behördliche Institutionen greifen nicht ein, um solche Heime endlich zu schließen! Solchen Heimträgern gehört die Konzession entzogen!

Mit lieben Grüßen
Roswitha Hiefinger
Forum Pflege aktuell
Arbeitskreis gegen Menschenrechtsverletzungen an Pflegebedürftigen
http://www.forum-pflege-aktuell.de
Mail: forum@forum-pflege-aktuell.de
Postanschrift:
Ickstattstr. 9
80469 München
Tel. 089-313 30 28
In Würde alt werden - Wir kämpfen dafür!

Politiker wollen gar nicht sehen, was in der Pflege los ist

Verfasst: 09.11.2010, 16:06
von johannes
Hallo Frau Hiefinger,

Nun, die Heimentgelte werden mit den Kostenträgern - Pflegekassen und Sozialhilfeträgern - vereinbart. Diese wissen, was sie genehmigt haben.

Die Kontrolle, ob die im Pflegesatz vereinbarten Pflegekräfte auch beschäftigt werden ist zu vermeiden. Schließlich würde dann schnell festgestellt werden, daß nicht nur zu wenig Personal beschäftigt wird, sondern auch noch menschenunwürdig bezahlt würde.

Ich fordere seit längerem, daß die Kontrollorgane dreimal im Jahr jeden Pflegeanbieter unangemeldet kontrolliert. Dazu braucht es nur eine Person, die am Tag mindestens acht Einrichtungen überprüft. Prüfziel: Dienstplan mit dem anwesenden Personal abgleichen! Kurz und bündig, einfach und effizient.

Politiker wollen gar nicht sehen, was in der Pflege los ist. Sie tragen auch keine Verantwortung. Einflußreiche Menschen, die den Status quo in Frage stellen, sich für positive Veränderungen einsetzen, haben keine Chance, Einfluß zu gewinnen. Sie sind unbequem.

Das wird so lange gehen, bis der Krug bricht!

Pflege - Interesse der BürgerInnen gering

Verfasst: 09.11.2010, 16:30
von Gaby Modig
johannes hat geschrieben: .... Politiker wollen gar nicht sehen, was in der Pflege los ist. Sie tragen auch keine Verantwortung. Einflußreiche Menschen, die den Status quo in Frage stellen, sich für positive Veränderungen einsetzen, haben keine Chance, Einfluß zu gewinnen. Sie sind unbequem. ....
Hallo johannes,

ich denke auch, dass die Politiker sich nicht ausreichend um die Pflege kümmern. Allerdings muss man ihnen nachsehen, dass die Politikfelder sehr umfänglich sind und alles auch miteinander in Einklang gebracht werden muss.
Man sagt aber auch, dass Politiker nicht wirklich besser sind, als diejenigen, die sie wählen, die BürgerInnen. Wer interessiert sich denn für die Gesundheits- und Pflegepolitik? Interesse kommt meistens erst dann auf, wenn es Probleme gibt: Ansprüche nicht befriedigt werden, Leistungsanforderungen zu hoch erscheinen usw. Ist es nicht endlich an der Zeit, dass sich auch die "normalen" Menschen mehr für die Gesundheits- und Pflegepolitik interessieren ??? Allerdings muss man dann auch ausreichend kenntnisreich argumentieren. Jammern allein hilft nicht.

Viele Grüße Gaby

Pflegemängel / Pflegefehler .... wurden Behörden informiert?

Verfasst: 10.11.2010, 08:10
von Cornelia Süstersell
Roswitha Hiefinger hat geschrieben: ....Skandale reißen nicht ab, aber behördliche Institutionen greifen nicht ein, um solche Heime endlich zu schließen! Solchen Heimträgern gehört die Konzession entzogen! ...
Guten Morgen!

Ich lese mit Interesse die Zuschriften an Zeitungsredaktionen. Es frage aber einmal nach, ob denn mit ähnlicher Wortwahl und mit konkreten Forderungen die Behörden - Heimaufsicht, ggf. Sozialministerium, und MDK - informiert worden sind. Wenn dies geschehen sein sollte, welche konkreten Antworten hat es gegeben? Ich kann mir im Moment kaum vorstellen, dass bei ganz konkreten Hinweisen zu Mängeln nichts geschehen sein soll. Natürlich ist die Heimschließung immer das allerletzte Mittel. Die pflegebedürftigen Menschen wohnen im Heim, man kann und darf ihnen nicht so einfach die Wohnung per Heimschließung wegnehmen. Ich habe daher immer Probleme damit, wenn schnell von Heimschließungen gesprochen wird. Ich setze mehr auf konsequente Besserung der unguten Rahmenbedingungen!

Gruß Cornelia

Pflegemissstände - völlig unzureichende Pflegeschlüssel

Verfasst: 10.11.2010, 12:00
von thorstein
Die aktuellen Vorwürfe im Falle des AWO-Hauses in Mark Schwaben sind, soweit man dass von aussen beurteilen kann, alle der Akkordpflege in den Heimen zu verdanken.

Was hier beschrieben wird, ist eben nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Die Qualität der Heime unterscheidet sich nicht darin, ob solche Dinge passieren, sondern wie häufig so etwas passiert. Und selbst wenn es in Deutschland 100 Häuser gäbe - woran ich nie und nimmer glaube -. die ernsthaft nachweisen könnten, dass solche Vorfälle bei ihnen nicht möglich wären, stimmt diese Aussage noch für 99% der Heime.

Was wir mit Sicherheit nicht tun sollten, der Awo zu unterstellen, sie setze weniger Personal ein, als vereinbart. Das ist doch absurd. Man unterstellt kriminelle oder halbkriminelle Machenschaften, um Pflegemisstände zu begründen! Warum? Die Pflegemisstände sind dem normalen Pflegenotstand aufgrund völlig unzureichender Personalschlüssel geschuldet. Man muss da nichts anderes hineininterpretieren.